@Orkus666: Verzeih, aber dieses "Radfahrer-Thema" interessiert mich doch sehr. Und bestimmt bin ich hier nicht der einzige. Wie...
Zurück
cad789
cad789
FreeNun, ich bin eher so der Zufallstyp: Entweder du siehst mich, oder du siehst mich nicht.
Meine Stadt
Zürich
Follower
0
Velofahren in Zürich
@Orkus666: Verzeih, aber dieses "Radfahrer-Thema" interessiert mich doch sehr. Und bestimmt bin ich hier nicht der einzige. Wie kann dich das bloss nerven? Also wenn mir eine Diskussion nicht gefällt, nehme ich einfach an einer anderen Teil. Oder fühlst du dich verpflichtet, dich überall einzumischen? @näth.: Was ich noch vergessen habe zu erwähnen: Wenn du in Schleichwegen mit wenig Verkehr fährst, kommst du entspannter ans Ziel, und Kontrollen gibt es dort nie. Trotzdem schau bei Kreuzungen immer schön in die Runde ob etwas kommt, denn wo keine Ampeln sind, gilt Rechtsvortritt. Fahr nicht auf dem Trottoir, das ist für Angsthasen und im schlimmsten Fall kollidierst du mit einem Flaneur. Pumpe die Reifen gut auf, überprüfe ihr Profil, pass auf Scherben auf. Registriere dein Fahrrad, fotografiere es und schreib dir die Rahmennummer auf. Melde einen allfälligen Diebstahl umgehend der Polizei und besorg dir ein Ersatzvelo. Wenn du dein Fahrrad lieb hast, parkierst du es da, wo möglichst wenig betrunkene Partygänger vorbeiziehen, wenn sie vom Ausgang zum Hauptbahnhof heimwärts ziehen, denn ihr Vandalismus entsteht im Affekt, d.h. sie zerstören nur, was sich ihnen gerade anbietet. Die meisten geschändeten Velos stehen zwischen dem Niederdorf und dem Hauptbahnhof. Wenn du im Strassenverkehr provoziert und beschimpft wirst, lass es an dir abprallen wie Wasser an einer Ente. Sobald du auf die Provokationen eingehst, beginnst du Fehler zu machen. Wenn du schockiert oder in Rage bist, machst du besser eine Pause. Es braucht Konzentration. Fahr nicht mit Musik in den Ohren, denn diese helfen bei der Orientierung. Wenn es kalt wird, und die Finger am Lenker vorne frieren, zieh Handschuhe an, aber solche, die dir einen guten Griff erlauben, Lederhandschuhe zum Beispiel, nicht irgendwelche Baumwoll-Plüsch-Faserpelz-Fäustlinge. Falls dein Fahrrad ein Exot ist, oder von der Insel kommt, erkundige dich früh genug, wo du Ersatzteile dafür bekommst, inklusive Öffnungszeiten des Ladens und Lieferzeiten. Falls dein Fahrrad ein Holländer oder Engländer ist mit geschlossenem Kettenkasten, übe, das Hinterrad selber rauszunehmen und Schläuche zu wechseln. Die Velomechen in Zürich tun das nicht, sie weigern sich. Ich kenne einen einzigen Mechaniker, der das macht, aber wenn der gerade in den Ferien ist, oder Wochenende, oder 1. Mai-Krawall in der Strasse und du hast einen Platten, eine dicke Scherbe im Hinterrad? Dann bleibt nur der Schlauchomat, ein ruhiger Hinterhof, du und dein Werkzeug. Dann muss es schnell gehen, weil jeden Moment die Tränengasparty losgehen könnte. Dann muss man Glück haben, ich hatte Glück. Ach ja, und schau, dass dein Licht funktioniert, immer, vorne und hinten. Und die Bremsen, die müssen funktionieren. Es gibt Leute, die lachen darüber, dass ihre Bremsen nicht richtig funktionieren. Dabei ist es gar nicht so lustig. Noch was: Wenn du in eine Schlägerei gerätst, zum Beispiel auf einer Brücke, wo du nicht einfach davonfahren kannst oder einen grossen Bogen machen kannst, steig ab und schieb dein Fahrrad vom Szenario weg, bleib deeskalierend. Wirst du dennoch angegriffen, kannst du das Fahrrad sein lassen und dich verteidigen. Auf dem Velo und im Stillstand bist du sehr angreifbar. Ich hoffe natürlich, dass dir solches nie widerfährt. Noch was: Feuchte Herbstblätter sind gefährlich, rutschig. Aber nicht nur die Herbstblätter, auch all das Zeug im Frühling, das von den Bäumen kommt, kann eine richtige Staubschicht auf die Strasse zaubern, die bei leichtem Regen zu einer glitschigen Masse wird. Bei Schnee und Glatteis empfehle ich dir, vorher auf einem unbefahrenen Areal zu üben. Ich fahre auf Glatteis, Schnee, verschneiten und vereisten, holprigen Kiesbelägen und falle nie. Wenn du das alles kannst, bist du eine richtige Quattro Stagioni-Velofahrerin. Ach ja, noch was: Gib acht bei Kantonsstrassen, die durch die Stadt führen, dort rasen allerlei Wagen durch, die nicht für Fussgänger und nicht für Velofahrer bremsen. Für Ausländer und Touristen ist das schwer verständlich, wir aber müssen es wissen: Hier hast du Vortritt, dort bist du Freiwild. Kantonsstrassen sind manchmal auch noch löchrig und in einem miserablen Zustand, das kommt noch dazu. Nur etwas noch: Pass auf dich auf!
mitdiskutieren
Velofahren in Zürich
Das ist halt wie in so einem Würfelspiel mit Schikanen. Rücke ein Feld vor, drei Felder zurück, zieh eine Karte etc. Mein Tipp: Eile mit Weile. Nicht drängeln, stressen, bei rot hervorpreschen, dann bist du auf der sicheren Seite. Und wenn du bei rot eine Kreuzung überquerst, musst du halt schauen, dass die Luft rein ist. Es gibt das 11. Gebot: Lass dich nicht erwischen. Und wegen der Veloförderung... warte nicht darauf, dass die Stadt funktionierende Velowege einzeichnet, das könnte noch eine Weile dauern. Das ganze Verkehrssystem in Zürich ist kompliziert. Frag mal die Autofahrer, die bezahlen regelmässig Bussen, nicht wegen des Überquerens bei rot, sondern wegen 10cm Parklinienübertretung und so Zeug. Die Stadt füllt ihre Kasse mit den Bussen der "fehlbaren" Autofahrer. Dank der Verkehrsberuhigung einiger Quartiere und der zunehmend unattraktiven Situation für Autos, nimmt deren Aufkommen ab, und die Stadt spürt das Loch in der Kasse. Möglicherweise zählt die Stadt demnächst auf mehr Bussgelder von Velofahrern, von denen es immer mehr gibt. Warum sollte die Stadt also die Velowege verbessern? Velowege sind manchmal richtige "Fallen". Also: Lerne dein Velo bei jedem Wetter zu beherrschen, stehend zu balancieren, schnell loszufahren, lerne dein Quartier kennen mit allen Seitengassen, Engnissen, Sackgassen, Hindernissen etc. dann bist du auch mal schnell gemütlich auf und davon, wenn die nächsten fünf Polizisten auf dich warten und winken. Und halte dein Velo instand, pflege es. Es gibt nichts dümmeres, als auf der Strasse eine Pedale zu verlieren oder ein sich lösender Lenkergriff. Manche Leute verunfallen, weil sie mit Schrott unterwegs sind. Oder weil sie den Boden falsch einschätzen, z.B. bei Regen in die Kurve liegen und über einen Dolendeckel fahren, kann das Velo plötzlich seitlich verschieben, im besten Fall kommt man mit dem Schrecken davon... hihi. Auch für sowas gibt es kein Handbuch. - Man ist hier auf sich allein gestellt. Wenn jemand bei rot überquert, muss man sich nicht fremdschämen. Man muss sich in Geduld üben. Sonst regt man sich nur unnötig auf und das verursacht Stress und stört die Ausgeglichenheit. Man muss schliesslich auch ein bisschen an seine Gesundheit denken.
mitdiskutieren
Woran erkennt man ein waschechtes Zürcher Stadtkind?
@philorp: Ja, aber nur vielleicht. @Orkus666: Sehr wichtiger Punkt. Je nach Stadtkreis und Wohnviertel kommen die Leute ganz anders raus. Das Quartier prägt. Frage an dich: Was unterscheidet einen Stadtzürcher aus dem Kreis 7 von einem Goldküstenjungen, mal abgesehen von den unterschiedlichen Steuertarifen? @Dr.T.: Szenograf. Brauchst du etwas? @Braedon: Aha, so ist das also, ein Buch. Hast du auch schon versucht, Personen die du kennst, direkt zu Romanfiguren zu machen? Das kommt doch bestimmt am authentischsten raus. So wie die Maler in der Renaissance, die einfache Leute von der Gasse abzeichneten und in ihre Gemälde hineinpinselten... :-) Ich habe noch nie ein Buch geschrieben, deshalb ist das nur so eine Idee. Aber ich glaube, ich würde das mal so ausprobieren. Darüber, wie die Ronorpler ticken, hoffe ich natürlich für dich, dass jeder hier etwas ins Forum schreibt. @PinkPimpetta: Danke für das Kompliment! Wenn ich mal ein Buch schreibe, schenke ich dir ein handsigniertes Exemplar. Überreichen werde ich es dir an der Buchvernissage in irgendeinem Szenelokal, im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Einverstanden? :-)
mitdiskutieren
Woran erkennt man ein waschechtes Zürcher Stadtkind?
Wenn du einen waschechten Stadtzürcher willst, der seit Generationen von hier stammt, findest du ihn am ehesten bei den Zünftern. Die haben zu Hause Familienstammbäume und können dir beweisen, dass ihre Familien schon vor 1848 hier gelebt haben. Dann stellst du ihnen noch einmal dieselbe Frage wie hier. Wenn aber ein waschechter Stadtzürcher nach neuerer Definition einer ist, der hier aufgewachsen ist, muss man bedenken, dass viele ausländischer Herkunft sind und so auch einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben. Ich weiss noch, als wir klein waren in der Schule, thematisierte unser Lehrer die Bürgerorte in den Identitätskarten. Die wenigen Schweizer, die in unserer Klasse waren, stammten aus Lenzburg, Engwang, Schöftland, Lenk, Root, und andere kann ich mich nicht mehr erinnern. Unsere Vorfahren kamen hierher, um bei der Eisenbahn, in der Fabrik oder auf dem Bau zu arbeiten. Mani Matter, ein Berner Liedermacher, sagte einst, dass schon sein Vater gesagt hatte, der Stadtzürcher Dialekt sei der verwaschenste Dialekt in der Schweiz. Und damit hatte er recht. Durch die starke Zuwanderung hat sich der Zürcher Dialekt immer wieder etwas verändert. Und auch heute noch ist er in ständiger Wandlung. Den waschechten Stadtzürcher erkennt man nicht an einer "Tracht", an einem "Tanz" oder an einer "Macke" oder so. Es ist unmöglich ihn an Äusserlichkeiten festzumachen. Das erfährst du erst im Gespräch. Am einfachsten ist es, ihn nach seiner Herkunft zu fragen, nach seiner Lebensgeschichte. Und wenn du die kennst, wirst du mit ihm und anderen darüber diskutieren können, ob er jetzt waschecht ist oder nicht. Haha! Es gibt waschechte Zürcher, die behaupten, sie seien keine Zürcher, sondern Ausländer, andere behaupten, sie seien Weltbürger. Das sind gute Ausgangslagen für lange Diskussionen, die zu nichts führen. Wenn du den Dialekt gut kennst, kannst du abschätzen, ob einer Stadtzürcher ist oder nicht, aber klar geht auch das nicht. Ich war mit einem Aargauer und einem Berner in der Schule. Die sind mit mir aufgewachsen und wir spielten Fussball zusammen. Sie reden heute noch den Dialekt ihrer Eltern, aber nach meiner Definition sind sie waschechte Zürcher. Im Niederdof gibt es einen Mann, der seit 39 Jahren in einer hübschen Bar arbeitet und im Niederdorf lebt, man hört ihm seinen aargauer Dialekt an und er macht auch keinen Hehl daraus, vom Aargau zu kommen. Ein anderer Barman mit ähnlicher Geschichte ist Stadtberner, aber auch er hat die letzten 30 Jahre hier verbracht und in verschiedenen Bars gearbeitet. Er kennt beide Städte sehr gut und er fühlt sich in Bern zu Hause, weil es seine Heimat ist, aber er fühlt sich auch in Zürich zu Hause, weil hier sein Leben stattfindet. Warum ich dir das erzähle, sage ich später... An manchen Dingen kannst du einen Stadtzürcher aber durchaus ertappen. Zum Beispiel, wenn im Militär aus Langeweile alle anfangen, Kantönligeistdebatten zu führen... erkennst du den Stadtzürcher daran, dass er sich entweder raushält oder alle gegen sich hat. (Dazu habe ich eine Theorie: Der Anti-Zürich-Reflex hat seine Wurzeln in dem historischen Kapitel um 1450, als die Zürcher unter Stüssi sich mit den Habsburgern verbündeten, um gegen die Eidgenossen zu kämpfen. Ironisch dabei ist: Stüssi stammte aus Glarus...) Wenn ein Stadtzürcher in einer anderen schweizerischen Stadt ist, und nach Hause möchte, fragt er vielleicht nach dem Hauptbahnhof, obwohl die meisten schweizer Städte nur einen Bahnhof haben. Das wird ihm dann wieder als Arroganz ausgelegt. Wenn ein Stadtzürcher jemanden beobachtet, der blasiert herumstolziert, dann bereitet er einen spöttischen Spruch vor, der seine Kollegen zum Lachen bringt. Das ist jedenfalls bei mir und meinen Kollegen so. Wir lachen sehr gerne zusammen über "Kaiser ohne Kleider" und haben Spass. Bei schönem Wetter sieht man in Zürich viele, die am See und an der Bahnhofstrasse flanieren und ihren Reichtum zur Schau stellen. Und obwohl ihre Kleider teuer sind, sehen sie darin gar nicht so gut aus. Manche sehen darin sogar so schlecht aus, dass es lächerlich ist. Aber das gibt es andernorts auch, oder? Oder wenn du eine Frage stellst, dann lieben es die Zürcher, sich über die Fragestellung auszulassen. Jemand erzählt dir ein Märchen, ein anderer erzählt dir kompletten Mist, wieder jemand gibt dir eine Anleitung zu einer anstrengenden Tätigkeit, die möglicherweise die Antwort bringt. Am Ende erklärt man dir aber, dass deine Frage überflüssig und dumm ist und dass eh alles egal ist und keinen interessiert. Wenn du aber mal etwas nicht auf die Reihe kriegst und mehrmals probierst und scheiterst, dann hilft dir jemand und sagt: «Das nächste mal fragst du einfach vorher, gell.» Dann gibt es viele Dinge, die sind generationsabhängig. Ich habe in einem Restaurant gearbeitet und an der Bar standen Männer der 68er-Zeit und solche der 80er-Zeit. Die ticken schon anders. Und sie reden auch ein bisschen anders. Die Kinder des Globuskrawalls reden schon eher wie wir, aber die von früher, die älteren, die reden ein bisschen wie Boppeler & Stark, zwei Fantasiefiguren von Giacobbo und Müller, etwa so. Und die jüngeren, die ihre Jahrgänge in den 90ern haben, reden fast alle als kämen sie vom Balkan. Manche wenige jedoch sprechen ein sehr sauberes Zürichdeutsch, dass man meinen könnte, sie lernen es in einem Zusatzkurs für Muttersprache und Kultur. Sprache ist Identität und mit Sprache kann man auch Zusammengehörigkeit herstellen oder Distinktion schaffen. Mir hat einmal eine Frau einen Vortrag gehalten, ich soll gefälligst meinen ausländischen Akzent wegtrainieren und astreines Zürichdeutsch reden, weil der ausländische Akzent mich "abwerten" würde. So imitierte ich einfach einen der alten Männer an der Bar und sie war entzückt. Das fand ich fast so lustig wie sie. Aber egal, das Volk, das sich dort an der Bar versammelte, ist auch nur ein Teil der Gesellschaft. Nicht alle können jeden Nachmittag rumhängen und saufen. Aber das alles beantwortet deine Frage wahrscheinlich immer noch nicht. Ich habe den Verdacht, dass du nicht Informationen willst, um Stadtzürcher schnell und treffsicher ausfindig zu machen, sondern du möchtest eine Anleitung dafür, deinen Habitus zu verändern, um dich in der Stadt zu mimetisieren und mimikrieren, um besser und schneller hier in Zürich akzeptiert und integriert zu werden. Es gibt viele, die das probieren. Aber das ist unnötig. Nimm dir ein Beispiel an den beiden Barmännern, dem Aargauer und dem Berner. Sie sind immer sich selbst geblieben und man hat sie geliebt und man liebt sie heute noch, weil sie einfach gute Typen sind. Und sie sind immer noch da. Selber übe ich immer wieder, an Dialekten herauszufinden, woher einer kommt. Und bei den Solothurnern habe ich am meisten Mühe. Ich halte sie immer für Berner und falle jedesmal wieder herein. Und sie nehmen es mir nicht übel. Wenn ich jetzt hier fragen würde, was den Solothurner ausmacht und woran man ihn erkennt, müsste ich mit einer Handvoll lustiger Fehlinformationen rechnen, die mir den Weg dorthin weisen, womöglich in ein Waldstück als Jagdgebiet, mit einem Rezept, wie man den Solothurner richtig zubereitet und bäckt. Das alles mit einem Hinweis auf meine Blödheit, es zu wagen, eine solche Frage auch nur zu stellen. Aber sag doch einfach, worauf du hinauswillst. Das macht es hier allen einfacher, dir weiterzuhelfen. Suchst du einen Schauspieler, der einen Zürcher spielt? Davon gibt es hier tonnenweise! Drehst du einen Film? Brauchst du jemanden, der für dich eine ganze Gruppe von Statisten trainiert, sich wie Zürcher zu kleiden und zu verhalten, damit deine Szene funktioniert? Was musst du machen?
mitdiskutieren