DerNachtwanderer

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Zürcher Fels in der alltäglichen Brandung, Szenebeobachter, diffundierender zwischen den Welten Bummler und Geschichtenerzähler

Meine Stadt Zürich
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Mithörer

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Witzig. Im Zug von St. Gallen nach Zürich. Also nicht, dass Zugfahren unbedingt und immer per se lustig ist. So wie im gleichnamigen Lied. Da war es zwar die Seefahrt, passt aber auch auf einen Zug. Glauben sie nicht? Fahren sie mal auf einem Kahn bei Windstärke 10, und dazu, im Vergleich, mit einem Neigezug nach Genf. Sehr ähnliche Erfahrung. Lustig. Nein. Nicht immer zumindest. Morgens um 07:00 nach Bern. Oder auch nur nach Zürich. Von Winterthur aus. Oder wenn wieder einmal ein Stellwerk stört. Weil, die stören ja immer nur zur Rushhour. Dann verstehen sie, was ich meine. Dieses Mal aber schon. Also speziell lustig. Weil, man geht ja mit gewissen Erwartungshaltungen durchs Leben. Sie, ich, wir alle. Und wenn eine Solche dann gleich mehrfach hintergangen wurde, dann speziell lustig. Oder Katastrophe. Oder Chaos. Heute aber? Lustig.Achtung! Vorausinformation. Es ist wichtig zu wissen, dass mir ab und an vorgeworfen wird, mit mir könne man nicht reden. Respektive, reden natürlich schon, aber ich sei so ein stiller Beobachter. Und man müsse aufpassen, was man mit mir redet, oder einfach in meinem Beisein, weil man sich mitunter dann auf einmal mit Aussagen in meinem Blog wiederfindet, die man so eigentlich gar nicht gemacht hat. Also, gemacht natürlich schon, aber nicht gemeint. Kurzer Einschub. Wieso macht der Mensch eigentlich Aussagen, wenn er sie dann gar nicht so meint? Egal jetzt. Wichtig für sie? Zu wissen, ich gelte als Mitlauscher und das mache mich erstens suspekt und zweitens sei ich quasi der Einzige, der so etwas tue. Und mit dieser Anschuldigung laufe ich durchs Leben. Oder einen Zug, wenn ich denn fahre.Jetzt wieder zurück zur Geschichte. SBB Speisewagen. Erwartungshaltung? Besetzt mit Wanderern, oder Rentnern oder wandernden Rentnern. Weisse Tischtücher. Bedienung mit Migrationshintergrund. Hat nichts mit Fremdenfeindlichkeit zu tun. Weil, ist halt meistens so. Realität heute? Oktoberfest. Und was für eins. Wagen dekoriert wie ein Festzelt. Grüne Girlanden an der Decke, Fahnen mit Logo einer bekannten Brauerei. Tische weissblau eingedeckt. Darauf Steingut-Masskrüge mit Servietten und Besteck. Die Bedienung? Eine Frau. Etwas stämmig. Aber das spielt ja keine Rolle. Wichtiger. Im Dirndl. Rosarot. Meine Fresse. Sie meinen es kommt nicht noch schlimmer? Abwarten. Auf einmal rumort es im Gang. Die Minibar rollt an. Geschoben von einem Typ, auch Migrationshintergrund, optisch, nichts mit Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus. In? Nun raten sie mal. NEIN! Nicht ganz so schlimm. Kein Dirndl. Lederhose. Kariertes Hemd. Und? Haferlschuh. Ich dachte, ich schmeiss mich weg. Oder sei im falschen Zug. Zumindest in die falsche Richtung. Statt St. Gallen/Zürich, St. Gallen/München. Und während ich noch denke und überlege und stehe, im fahrenden Zug, sitzt da eine junge Dame. An einem der grossen Tische. Allein. Und weil viel Platz, setze ich mich halt dazu. Wegen des Platzes. Nicht der Dame. Also, ein bisschen vielleicht schon. Natürlich nicht, ohne zu Fragen. Ob’s genehm sei. War es dann auch. Und während ich so sitze und mir denke, das gibt heute aber viel Material für einen ganzen Haufen Geschichten, schraubt sich besagte junge Dame Kopfhörer in den Gehörgang. Nun ja, denk ich mir. Besagte Dame möchte ihre Ruhe haben und gibt sich musikalischen oder sonstigen Genüssen hin. Dann höre ich halt wieder einmal NICHT meinen Nachbaren an den anderen Tischen zu. An jenen entspinnt sich gerade eine Diskussion, anlässlich welcher ein paar lustige Bemerkungen fallen. Und während ich mir noch denke, das ist jetzt aber sehr belustigend, prustet junge Dame auf einmal los. Sie hat mitgehört! Trotz Kopfhörern!Böse! Ich bin also mitnichten der einzige Mithörer auf dieser Welt. Zumindest nicht in diesem Zug. Gut zu wissen.

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