Zurück
dieperspektive
dieperspektive
Freedieperspektive, die lesergenerierte Monatszeitung für Kunst, Kultur & Politik
Meine Stadt
Zürich
Follower
7
Das Fahrradmädchen
Das Aug erspäht von weitem schon der Waden schnellen Tritt, die schlanken Fesseln - auf und ab - wiegt ihr Körper mit. Die Beine langgestreckt, der Rücken leicht gestrafft,entzündet sich Begierde, entflammt die Leidenschaft. Nun erst kann ich erkennen, was ich vorher nur erahnt,eine Sekunde puren Glückes mich zur Vernunft ermahnt. Mein Herz ich fast vergeben für einen Augenblick,da entschwindet das Profil und lässt mich kalt zurück. Obschon du mich enttäuscht auf deinem flotten Rädchen,lieb ich dich immer wieder, oh du mein Fahrradmädchen. Text: Henning WandslebWeitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
-
joysunFuchurNikitadaschdryPlease mind the gapRRREVOLVE Fair Fashion & Eco Designcoco
Das Fahrradmädchen
Das Aug erspäht von weitem schon der Waden schnellen Tritt, die schlanken Fesseln - auf und ab - wiegt ihr Körper mit.
Die Beine langgestreckt, der Rücken leicht gestrafft,
entzündet sich Begierde, entflammt die Leidenschaft.
Nun erst kann ich erkennen, was ich vorher nur erahnt,
eine Sekunde puren Glückes mich zur Vernunft ermahnt.
Mein Herz ich fast vergeben für einen Augenblick,
da entschwindet das Profil und lässt mich kalt zurück.
Obschon du mich enttäuscht auf deinem flotten Rädchen,
lieb ich dich immer wieder, oh du mein Fahrradmädchen.
Text: Henning Wandsleb
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen
Raucher sind verdammt cool!
Die gesunde Landluft noch in den Lungen, verlasse ich jeden Morgen am Goldbrunnenplatz im Zürcher Kreis 3 nach halbstündiger Fahrt den Bus 235. Schon beginnt das grosse, gaumenzerstörende Glimmstengelgelage rund um mich herum. Ich habe lange probiert mit dem Rauchen anzufangen, kam aber nie über die kindische, “gespielte Lust“ am Inhalieren der Teerdämpfe hinaus. Die ersehnte Sucht blieb aus. Heute verachte ich Raucher, allerdings mit einem gewissen Neid. Mich stören weder der Rauch noch weggeworfene Zigarettenstummel, mich stört es von dieser Bohème der Raucher wohl für immer ausgeschlossen zu sein!
Freitagabend, irgendein Klub kurz nach 3 Uhr. Dank dem gängigen sozialen Katalysator sehr redefreudig, spreche ich schon eine Weile mit einer netten jungen Frau an der Bar. Ich bestelle ihr ein paar exotische Drinks, wir verstehen uns gut (wobei verstehen relativ ist – NZNZNZ). „Ich gah mal eis go rauchä, chunsch mit?“, fragt sie. Unerfahren lehne ich ab, es sei mir draussen zu kalt. Ich würde dann hier auf sie warten – ein Fehler! Nach gefühlten drei Stunden und wohl mehr als einer Zigarette kehrt sie in mein Blickfeld (und das ist auch alles) zurück. Im Arm ein ebenfalls spendierfreudiger und zugegebenermassen gutaussehender Typ. Einziger Trost, ihre Lebenserwartung ist wohl um eine gute halbe Stunde gesunken.
Argentinien, Buenos Aires, Hostelzimmer. Ferien mit drei Kollegen (zwei davon Raucher). Nachmittag, Siesta-Zeit bei 35 Grad. „Na schnäll usä und den chli entspanne?“, Raucher ab. Diesmal tatsächlich drei Stunden später: Die Nikotinjunkies kehren angetrunken zurück, erzählen was sie gerade alles erlebt haben. Eine Hawaianerin, Vodka und Sombreros waren irgendwie involviert. Der genaue Tatvorgang ist nicht rekonstruierbar.
Rauchen verbindet.
Es ist im tiefen Kern ein äusserst romantischer Akt zusammen, Zug um Zug, langsam in den Tod zu schreiten. Man hilft sich, gibt Feuer oder sogar das Corpus Delicti selbst wird höflich offeriert. Jedes „häsch mer Füür?“, so plump es auch klingen mag, bietet die Möglichkeit zur sozialen Vernetzung (Freundschaft, Liebe, Feindschaft, alles!) Natürlich kann ich mich befreundeten Rauchern anschliessen, vor dem Restaurant so tun als gehöre ich dazu. Doch ich fühle mich unwohl, wie ein gesunder Spatz im abgestandenen Hühnerkäfig. So wird mir diese Emotion der kollektiven Selbstzerstörung wohl für immer verwehrt bleiben. Mein Leid ist mein Glück, die Zigarette Lebenselixier und Todbringer zugleich. Ich wollt` ich möchte sie...
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen
Werbung auf unseren Züri-Trams? Was soll das?
Nicht allzu lange ist es her, dass die „Occupy Paradeplatz“-Strömung die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher bewegte. Bewegt werden sie noch immer, nun aber nicht mehr von kritischen Stimmen gegen den weltweiten Spekulationshandel, sondern vom ersten vollständig als Werbefläche genutzten Tram, welches von der auf Online-Trading spezialisierten Swissquote Bank AG gemietet wurde.
Wenn man von der ungemein prominenten Aussenbemalung einmal absieht, fällt einem beim Betreten des Trams zunächst nicht viel auf. Dieselben Werbeträger wie bis anhin: mit handelsüblichen Nägeln befestigte Kartonplakate an den Wänden vor den Drehplatten. Doch wenn man genauer hinschaut, entdeckt man Ungeheuerliches. Fangen wir bei den Plakaten an. Jedes einzelne, insgesamt sage und schreibe 32 Stück, ist mit Werbeslogans der Bank bestückt, welche den Passagieren das Börsentreiben verharmlosend nahelegen. Wenn man nicht schon von dieser omnipräsenten Plakatfront überrannt wurde, wird man es bestimmt beim Überqueren der Drehplatte, und zwar gleich von zwei Seiten durch menschengrosse Riesenplakate. Darauf ist jeweils der Grundriss des 5-Waggon-Trams skizziert, auf welchem für jeden Waggon ein Bereich der Bank eingezeichnet ist. Ein Versuch der Rechtfertigung dieses mit Werbebotschaften um sich schlagenden Vehikels? Wenn man es nun jedenfalls endlich geschafft hat, sich hinzusetzen und seine Augen gezwungenermassen in einem hoffentlich werbefreien Buch zu vergraben, ist man dennoch nicht ganz vor den Krallen des Swissquote-Ungetüms gefeit. Denn beim ahnungslosen Blick auf das Display, auf welchem die folgenden Tramstationen aufgeführt sein sollten, schmettert einem stattdessen ein kleinerer, bandwurmförmiger Bildschirm die aktuellsten Aktienkurse um die Augen. Total überladen von all den werbenden Worten und Zahlen, möchte man nur noch eines: aussteigen! Aber selbst das wird zum Horror. Denn ein neben der Tür auf die Innenwand des Trams aufgemaltes Strassenschild mit einem Pfeil, der die Aufschrift „Swissquote“ trägt, schiesst den Passagier vollends ab.
Solche wandelnden Werbetrommeln rattern schon seit den 1980ern durch Zürich, doch mussten sie bis anhin stets einem kulturellen oder sonstigen höheren Zweck dienen. Davon kann nun kaum mehr die Rede sein, denn der einzige Sinn dieser Werbung ist es, Swissquote in die Köpfe der Passagiere zu hämmern. Wieso sollten wir also diese Bepflasterung unserer öffentlichen Verkehrsmittel für den richtigen Kurs halten?
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen
Wir sind Hauptstadt!
Der Verein dieperspektive fordert mit einer Volksinitiative, dass Zürich die Hauptstadt der Schweiz wird. Die Gründe.
In der Schweiz leben knapp acht Millionen Menschen. Davon in der grössten Stadt knapp 400‘000. Zum Vergleich: Die heutige Bundesstadt Bern beherbergt gerade einmal gut 130‘000 Einwohner.
Wirtschaftlich spielt die Musik in Zürich. Jeder neunte Arbeitsplatz in der Schweiz befindet sich in der Stadt Zürich und 76 der 275 Bankinstitute der Schweiz haben ihren Hauptsitz in der bevölkerungsreichsten Stadt der Schweiz. Die Bilanzsumme dieser Banken entspricht einem Anteil von 68,3 % am Gesamtwert der in der Schweiz verwalteten Geldern. Für 2,6 Millionen Hotelübernachtungen im Jahr stehen 111 Hotelbetriebe mit über 11‘900 Gastbetten zur Verfügung (Quelle: Statistik Stadt Zürich).
Auch kulturell nimmt Zürich den eidgenössischen Spitzenplatz ein. In der „Kreativwirtschaft“ befindet sich sogar jede fünfte Arbeitsstätte in Zürich. Diese erwirtschaften 9,2 Milliarden Franken, das sind 15 % des gesamtschweizerischen Umsatzes. Das Zürcher Schauspielhaus, das Opernhaus, das Dada-Haus und viele weitere mehr machen Zürich unschlagbar.
Nicht nur Kultur und Wirtschaft, nein, auch die Infrastruktur ist in Zürich top. Der grösste Flughafen der Schweiz transportiert täglich mehr als 63‘000 Passagiere – das sind 23 Millionen Fluggäste pro Jahr. Wie heisst der Berner Flugplatz? Belp?
Neben Zürich-Kloten ist der Hauptbahnhof Zürich eine der Schlüsselstellen im Schweizerischen Verkehr: Über 300‘000 Menschen steigen hier täglich ein, aus oder um.
Zürich ist ein bedeutender Wissens- und Forschungsplatz . Die Grundlagen schaffen die öffentliche Volksschule und die beiden international renommierten Hochschulen. Die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH), das Flaggschiff der Schweizer Hochschulen, gehört zu den Top Five unter Europas Universitäten. In 16 Departementen studieren rund 16 000 Studentinnen und Studenten. An der Universität Zürich, der grössten Universität der Schweiz, sind fast 26 000 Studierende immatrikuliert. Mit verschiedenen Fachhochschulen tragen weitere hochklassige Bildungseinrichtungen mit angewandter Forschung und Entwicklung zur Bedeutung des Wissens- und Forschungsplatzes Zürich bei (Quelle: Statistik Stadt Zürich).
Bei Annahme der Initiative braucht Zürich das Bundeshaus . Wie wir seit dem Fall Oerlikon wissen, können grosse Gebäude problemlos verschoben werden. Geeignete Plätze stehen zur Verfügung. Die Initianten schlagen die Josefwiese, den Sechseläutenplatz oder den Bürkliplatz vor. Alle drei Standorte überzeugen durch ihre Nähe zu einem der Zürcher Bahnhöfe.
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen
Escortdamen für EM-Spieler?
Warum Fussball und Gladiatorenkämpfe kaum mehr zu unterscheiden sind. Fussball hat einige Jahrzehnte bis Jahrtausende an Entwicklung wettzumachen.
Vor einigen Jahren besuchte ich ein Bundesligaspiel im Olympiastadion. Ohne Frage ein eindrückliches Erlebnis. Eindrücklich nicht des Fussballs wegen, sondern wegen des ganzen Drumherums. Die Würste, das Bier, die Fans und die Schlachtrufe, welche bei mir Bilder einer germanischen Barbarenhorde hervorriefen. Dieser sechzehnjährige, rot angelaufene Schnösel, der hinter mir ständig irgendwas von irgendwelchen Böcken und Löchern brüllte.
Fussball ist zu einem Relikt vergangener Feudalismuszeiten geworden. Was die kultivierten Engländer 1848 als Erholung vom Teetrinken erfunden haben, hat sich in ein todernstes Rivalengehabe verwandelt. Die Fussballwelt hat leider so einige Entwicklungen neuester Zeiten verpasst und stellt sich damit selbst ins Abseits.
Für viele ist Fussball der letze Ort purer Männlichkeit. Was besonders maskulin daran wirkt, wenn zweiundzwanzig erwachsene Männer einem Ball nachsprinten, weiss ich nicht, noch weniger, wieso man dabei zusieht und dazu grölend Bier trinkt, obwohl ich die Ästhetik und Kreativität, die in diesem Spiel möglich ist, hoch zu schätzen weiss.
Eine Bestätigung der Rückständigkeit des Fussballs ist die extreme Homophobie. Gemäss der deutschen Kulturwissenschaftlerin Dr. Tatjana Eggeling, die sich auf Homosexualität im Profifussball spezialisiert hat, gibt es in Italien Agenturen, die Scheinbeziehungen mit Frauen für die italienischen Fussballer organisieren. Da lässt sich nur auf eine rasante Entwicklung hoffen, damit sich die Fussballer wieder um den Sport kümmern können, anstatt sich mit ihrem nächsten „romantischen“ Dinner mit einer Escortdame zu plagen. Ein Outing kommt trotzdem nicht in Frage, da heftige Reaktionen erwartet werden, die eine Karriere zerstören könnten.
Hooligans seien nicht wegen des Fussballs in den Stadien und auf den Strassen. Das mag ja sein, aber wieso gibt es bei Tennisspielen keine Hooligans? Wird wohl sein, weil ein Fussballstadion die Vermummten mehr an ein Kolosseum erinnert als ein Tenniscourt.
Eigentlich schade. Eine EM könnte ein so nationenverbindender Event sein wie kaum ein anderes Ereignis. Nicht nur die Schweizer vergessen Röstigraben & Co, nein, sie interessieren sich sogar plötzlich für Länder, von denen sie vorher noch nicht einmal den Namen gekannt haben. Mathias Hüppi darf ausnahmsweise auch mal was über osteuropäische Kulturen erzählen, statt immer nur die Superleague-Resultate zu verkünden. Und wir alle trällern zum Ungarischen EM-Song, den leider keiner kennt.
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen
Welches ist die nervigste Abkürzung von ganz Zürich?
Wer die letzten 2 Jahre in Zürich gewohnt hat, dem wird der folgende Vorschlag sicherlich einleuchten: Ü30.
Das Unglück hat im Januar 2011 seinen Lauf genommen. Der deutsche Partyveranstalter Burgenparty organisiert im Volkshaus die erste Ü30. Als Marketingstrategie hat sich Burgenparty dem Wildplakatieren verschrieben. Bis hierhin gut und recht. Auch wenn die Stadt Zürich im 2002 Massnahmen wegen ansteigender Wildplakatierung getroffen hat, war die bisherige Wildplakatszene kaum auffällig. Mit Ü30 sollte sich dies schlagartig ändern. Sozusagen über Nacht wurde jede Hausecke mit Ü30 Plakaten beklebt und bekleistert. Es gab Plakate an Wänden, da wusste man vorher nicht einmal, dass da eine Wand ist. Wie das normalerweise läuft, waren die Plakate nach wenigen Tagen von verärgerten Haus- und Ladenbesitzer heruntergerissen worden. Burgenparty liess jedoch nicht locker und klebte in einer unglaublichen Kadenz weiter. Es ist jedoch nicht nur die Quantität, auch optisch bieten diese Plakate viel. Grelle Neonfarben mit dem immer gleichbleibenden Ü30 und einem Datum, welches den Zürchern eingeimpft werden soll.
Es ist schwierig herauszufinden, wer hinter dem Ganzen steckt. Die Webseite des Partyanbieters leitet einem auf eine nicht funktionierende Webseite weiter. Sackgasse. Die Tickets zur Ü30 können über eine hotmail.com-Adresse bestellt werden. Auf Antworten auf diverse Fragen wartet man jedoch vergeblich. Es scheint fast so, als fürchten sich die Veranstalter vor dem Gesetz. Dies tun sie auch zu Recht. Auf Anfrage bei der Stadtpolizei Zürich lässt man verlauten: „Ü30 Plakate bzw. Veranstalter werden gleich behandelt wie alle anderen Veranstalter. Personen, welche die Polizei in flagranti beim Wildplakatieren antrifft, werden rigoros zur Anzeige gebracht." Es seien sogar Detektive eingesetzt, um die stark plakatierten Orte in Zürich zu beobachten. Der Party Veranstalter Burgenparty war für eine Stellungsnahme nicht zu erreichen.
Wildplakate sind toll, wenn sie einem Kleintheater ein paar Besucher verschaffen, oder ein Künstler für seine kleine Ausstellung wirbt. Aber die ganze Stadt über eineinhalb Jahre mit Neonplakaten einzudecken, das geht sogar mir zu weit. Ü30, du nervst! Und was macht die Stadt dagegen? Detektive auf die Plakate ansetzen, ganz so als wüsste man nicht, wer für die Plakate verantwortlich ist.
PS: Die längste Abkürzung gemäss Guinnessbuch der Rekorde ist NIIOMTPLABOPARMBETZHELBETRABSBOMONIM ONKONOTDTEKHSTROMONT. Was das heisst, weiss ich nicht, denn nach ca. zehn Buchstaben dachte ich mir WTF.
Weitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo.
Weiterlesen