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dieperspektive, die lesergenerierte Monatszeitung für Kunst, Kultur & Politik

Meine Stadt Zürich
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Vorurteile über Deutsche, wie ich sie hasse.

Vorurteile über Deutsche, wie ich sie hasse.

Eine junge Deutsche über ihr Leben in Zürich. Es ist nicht immer ganz einfach mit uns Einheimischen.Als ich sieben Jahre alt war, zogen wir von Köln in die Schweiz. So musste ich mich schon einige Zeit mit Vorurteilen gegen Deutsche auseinandersetzen. Bereits bei kleinen Kindern fängt es anscheinend an, dass sie Deutsche automatisch mit einem Nazi und Arroganz assoziieren. Ich frage mich nur, was ihre Eltern ihnen da erzählt haben.Später dann, als die grosse deutsche Welle in die Schweiz kam (circa 2006), begann es mit den Anschuldigungen: Deutsche würden die Jobs wegnehmen, vor allem in den Gesundheits- und Gastronomiesektoren. So etwas will ich gar nicht erst hören. Mal abgesehen davon, dass «einen Job wegnehmen» eine völlig unzulässige Schuldzuweisung ist, da erstens den Job nun mal der bessere bekommt – und zweitens, dass es in der Schweiz nun mal nicht genügend Bewerber für solche Posten gibt. Oder ist es etwa so, dass tausend ausgebildete Schweizer Ärzte zu Hause auf ihrem Arbeitslosengeld sitzen? Ich denke nicht.Das einzige was man dabei fühlen sollte, ist Dankbarkeit, weil hier sonst einiges zusammenbrechen würde (schön, dass nun auch die Migrationswerbung in den Trams darauf aufmerksam macht).Ein weiteres Beispiel ist die seit einigen Wochen wieder ausgebrochene Debatte über Deutsche Professoren. Es heisst, es gäbe zu viele; einige Artikel im Tagesanzeiger aber auch Werbungen der SVP machten bereits darauf aufmerksam.Ich studiere Psychologie an der Universität Zürich, einem Fach, in dem 5 von 6 Professoren aus Deutschland kommen. Natürlich mag ich sie als Deutsche sowieso, aber denke mir natürlich auch: was wäre ohne sie? Kann einem das ein Kritiker mal verraten?Die Debatte ist nun aufs Neue entflammt, da deutsche Unis die Professoren mit Prämien von bis zu 100 000 Euro versuchen wieder ins Heimatland zu locken. Ach, und plötzlich regt man sich darüber auf. Siehste, jetzt wollt ihr sie doch zurück! Da kann man nur noch dazu raten, sie vielleicht ein wenig mehr willkommen zu heissen, anstatt die Quote in Zeitungen fertig zu machen und sich dann darüber aufzuregen, wenn sie an eine andere Uni wechseln und man hier das Problem vorfindet, eine wichtige Stelle neu besetzen zu müssen.Dieses Jahr habe ich endlich angefangen Schweizerdeutsch zu reden. Ich muss schon sagen, es wird einiges einfacher – der Unterschied ist deutlich bemerkbar, denke man nur an die äusserst freundliche Bedienung in einigen Zürcher Bäckereien beim Bestellen auf Hochdeutsch. Doch mit Freunden, die ich schon seit Jahren kenne, werde ich niemals auf Schweizerdeutsch wechseln. Sie kennen mich schon immer so, wollen nicht dass sich etwas verändert. Und ich will dies auch nicht, ich gebe zu, dass ich beim Hochdeutsch immer noch mehr ich selbst bin, mich redegewandter fühle. Mit Fremden oder Leuten die man neu kennenlernt ist dies einfacher, kommt es doch nicht gerade auf die Schnelle zu einer hitzigen, philosophischen Diskussion.Beim Thema Klischees darf man nicht ausser Acht lassen, dass auch die Schweizer damit zu kämpfen haben.Das Paradies auf Erden wird zu gerne nur auf Schokolade, Käse, Uhren und Alpen reduziert, inklusive Alphornbläser, Heidi und Jodeln.Leider kommen auch weniger vorteilhafte, nicht gerade idyllische Klischees wie jenes des Rassismus und Ausländerfeindlichkeit hinzu.Wenn ich in Deutschland bin  kommt dies eigentlich jedes Mal beim Thema Schweiz auf. Ob es denn stimme, was man so hört. Ob die wirklich so schlimm seien und niemanden Neues aufnehmen wollen.In diesem Falle, obwohl ich mich schon zu oft über die Vorurteile von Schweizern inklusive ihrer schlimmen Beleidigungen über mein Heimatland aufregen musste und mich in Streitigkeiten verworren habe, muss ich die Schweiz doch irgendwo verteidigen.Die Schweiz ist ein sehr internationales Land mit vielen ausländischen Arbeitskräften. Und gerade Zürich hat sehr viel zu bieten, neben den tollen Arbeitsbedingungen, Ferienfeeling und zusätzlich ganz viel Kultur.Bei den Jugendlichen bekomme ich die Ablehnung gegen andere Nationalitäten sowieso nicht mehr wirklich zu spüren, und zu guter Letzt muss man festhalten:Punkto Rassismus unterscheiden wir Europäer uns wirklich nicht gross voneinander. Er ist in jedem Land vorhanden, natürlich ist er in der Schweiz vor allem durch die Minarett- und Ausschaffungsinitiative so populär geworden – schaut man sich dann mal Plakate der Österreichischen FPÖ an, merkt man, dass diese nicht viel besser beziehungsweise noch viel schockierender sind.Klischees werden immer bleiben, sie gehören zum Menschsein dazu. Aber man darf doch immer noch darum bitten, egal wie kitschig und gutmenschlich es klingen mag, die Persönlichkeit hinter jedem zu sehen, Vorurteile zu überwinden und niemals Feindlichkeit, wie hier vor allem gegen Deutsche, salonfähig werden lassen!M., 19, StudentinWeitere Artikel auf dieperspektive.ch oder in der Printausgabe.

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