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Arrogante Zürcher auf dem Land
Wer mitten in Züri den Zug besteigt und zwei Stunden fährt, findet eine Welt, die sich von der heimlichen Hauptstadt überraschend wenig unterscheidet.
Als richtig arroganter Zürcher verlässt man die Stadt eigentlich nie. Auch der Stadtkreis (vorzugsweise Nr. 3-5) wird nur ungern verlassen. „Zurecht!“, ist man versucht zu schreien. Stimmt ja, alles Wichtige gibt’s in der Stadt. Oder im Shopville. Wer im Shopville eine andere Türe durchschreitet, der sitzt bald im Zug. Zum Beispiel nach Lausanne, der Hauptstadt des Kanton Waadt. Zwei Stunden dauert die Fahrt. Es kann einem Angst und Bange werden. Echt jetzt. Vorbei an Vorstädten, Landgemeinden, Weilern, Käffern. Symmetrisch gebaute Reihenhäuser, gerade Strassen, Robidogs, Gartenzwerge undsoweiter… Nach zwei Stunden dann die Ankunft. In einer Stadt, die auf den ersten Blick so gar nichts mit Zürich zu tun hat: Sie sprechen nicht mal Deutsch (schon der Schaffner verlangte das Halbtax auf Französisch). Bonjour. Die Lausanner haben uralte Busse, sie haben eine Metro (darin ertönt vor jeder Haltestelle eine andere Melodie), sie haben keine Bahnhofstrasse und keine Limmat. In der Beiz wird kein „Helles“ oder eine „Stange“ bestellt, sondern ein „Blondes“. Auch die gut Zürcherische Nachfrage „Sprint oder Rekord?“ fehlt gänzlich. Es gibt da sogar einen Frosch, der nachts grün aus den Augen leuchtet! Doch nichts ist so wie es scheint. Das hat Kant schon gewusst. Auch Lausanne ist gar nicht so anders wie Zürich, obwohl es so scheint. Lausanne hat nämlich auch einen See und lässige Bars. Und das Bier schmeckt dann doch gleich wie bei uns in Zürich. Sie haben junges (leicht pöbelndes) Partyvolk, das vor der Diso („Darling“) in knappen Röckchen und Dosenbier auf den Einlass wartet. Haben wir auch. Sie haben ein altes Kino, indem sich die älteren Szenis (25-35) mucksmäuschenstill eine schräge „Performance“ einer Künstlerin anhören, nur weil diese grad sehr angesagt ist und vermutlich in New Yorks und Berlins Untergrundclubs grosse Erfolge hatte. Spezielle Dinge überschätzen, nur weil sie speziell sind. Tun wir in Zürich auch. Die Liste könnte noch weitergeführt werden. Doch der Punkt ist klar.
Was ist die Moral der Geschichte? Zürich oder Lausanne? Weder besser, noch schlechter. Wahrscheinlich spielt es keine Rolle, wo man ist. Ausser das mit dem Französisch hapert ganz gewaltig. Dann besser im schönen Zürich bleiben.
Text: Simon Jacoby
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Bild: Screenshot Google Maps
Wer mitten in Züri den Zug besteigt und zwei Stunden fährt, findet eine Welt, die sich von der heimlichen Hauptstadt überraschend wenig unterscheidet.
Als richtig arroganter Zürcher verlässt man die Stadt eigentlich nie. Auch der Stadtkreis (vorzugsweise Nr. 3-5) wird nur ungern verlassen. „Zurecht!“, ist man versucht zu schreien. Stimmt ja, alles Wichtige gibt’s in der Stadt. Oder im Shopville. Wer im Shopville eine andere Türe durchschreitet, der sitzt bald im Zug. Zum Beispiel nach Lausanne, der Hauptstadt des Kanton Waadt. Zwei Stunden dauert die Fahrt. Es kann einem Angst und Bange werden. Echt jetzt. Vorbei an Vorstädten, Landgemeinden, Weilern, Käffern. Symmetrisch gebaute Reihenhäuser, gerade Strassen, Robidogs, Gartenzwerge undsoweiter… Nach zwei Stunden dann die Ankunft. In einer Stadt, die auf den ersten Blick so gar nichts mit Zürich zu tun hat: Sie sprechen nicht mal Deutsch (schon der Schaffner verlangte das Halbtax auf Französisch). Bonjour. Die Lausanner haben uralte Busse, sie haben eine Metro (darin ertönt vor jeder Haltestelle eine andere Melodie), sie haben keine Bahnhofstrasse und keine Limmat. In der Beiz wird kein „Helles“ oder eine „Stange“ bestellt, sondern ein „Blondes“. Auch die gut Zürcherische Nachfrage „Sprint oder Rekord?“ fehlt gänzlich. Es gibt da sogar einen Frosch, der nachts grün aus den Augen leuchtet! Doch nichts ist so wie es scheint. Das hat Kant schon gewusst. Auch Lausanne ist gar nicht so anders wie Zürich, obwohl es so scheint. Lausanne hat nämlich auch einen See und lässige Bars. Und das Bier schmeckt dann doch gleich wie bei uns in Zürich. Sie haben junges (leicht pöbelndes) Partyvolk, das vor der Diso („Darling“) in knappen Röckchen und Dosenbier auf den Einlass wartet. Haben wir auch. Sie haben ein altes Kino, indem sich die älteren Szenis (25-35) mucksmäuschenstill eine schräge „Performance“ einer Künstlerin anhören, nur weil diese grad sehr angesagt ist und vermutlich in New Yorks und Berlins Untergrundclubs grosse Erfolge hatte. Spezielle Dinge überschätzen, nur weil sie speziell sind. Tun wir in Zürich auch. Die Liste könnte noch weitergeführt werden. Doch der Punkt ist klar.
Was ist die Moral der Geschichte? Zürich oder Lausanne? Weder besser, noch schlechter. Wahrscheinlich spielt es keine Rolle, wo man ist. Ausser das mit dem Französisch hapert ganz gewaltig. Dann besser im schönen Zürich bleiben.
Text: Simon Jacoby
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Wollen wir mehr Kunst, oder mehr Kunsthaus?
Kunst ist alles. Ausser natürlich. Sonst würde es ja nicht Kunst heissen. Jetzt versucht die Stadt Zürich mit einem überteuerten Kunsthaus-Anbau der Stadt künstlich zu mehr Kunst zu verhelfen. Unwahrscheinlich, dass das gut geht. Künstler brauchen natürlichen Freiraum. Kunst braucht Freiraum. Ein klobiger Kasten beim Kunsthaus macht aus Zürich keine Weltstadt. Was uns ausmacht, beschreibt Philipp Meier in der 20 Minuten vom 19.11.: Zürich habe sich in den letzten 30 Jahren massiv gewandelt, «von der grauen Industrie- und Bankenstadt zum europäischen Hotspot. In die alten Fabriken sind viele Kreativunternehmen eingezogen.» Ja also, da haben wir es. In den alten Fabriken, an den Wänden, unter Brücken, in illegalen Klubs. Da pulsiert und lebt Zürich. Weil da die Künstler Freiraum haben. Zürich wird nicht schöner, Zürich wird nicht attraktiver, wenn wir das Kunsthaus für 88 Millionen erweitern. Wichtiger wäre, dass die heutigen Freiräume verteidigt werden. Da sollte die Stadt mithelfen. Was passiert ist aber leider das Gegenteil. Zwei Orte zeigen diese Entwicklung auf. Erstens das Cabaret Voltaire. Provokant während Jahren. Jetzt ist das Geld weg, einer der beiden Ober-Dadaisten musste gehen (Philipp Meier), das Angebot musste zurück gefahren werden. Dabei müssten wir auf das Dada-Haus stolz sein, da wurde der Dada nämlich erfunden. Zweitens unter der Hardbrücke. Da läuft was. Immer ist was los. Neue Unternehmen, neue Klubs, neue Bars, der Freitagturm. Aber jetzt muss alles weg. Warum? Weil die alten Fabriken kein Geld bringen, der Primy (Prime-Tower) hingegen ganz viel. Das neue Kunsthaus bringt auch kein Geld, und auch nicht mehr Kunst. Darum sagen alle, die mehr Kunst in Zürich wollen, an der Urne NEIN.
Text: Simon Jacoby
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Bild: Simon Jacoby
Kunst ist alles. Ausser natürlich. Sonst würde es ja nicht Kunst heissen. Jetzt versucht die Stadt Zürich mit einem überteuerten Kunsthaus-Anbau der Stadt künstlich zu mehr Kunst zu verhelfen. Unwahrscheinlich, dass das gut geht. Künstler brauchen natürlichen Freiraum. Kunst braucht Freiraum. Ein klobiger Kasten beim Kunsthaus macht aus Zürich keine Weltstadt. Was uns ausmacht, beschreibt Philipp Meier in der 20 Minuten vom 19.11.: Zürich habe sich in den letzten 30 Jahren massiv gewandelt, «von der grauen Industrie- und Bankenstadt zum europäischen Hotspot. In die alten Fabriken sind viele Kreativunternehmen eingezogen.» Ja also, da haben wir es. In den alten Fabriken, an den Wänden, unter Brücken, in illegalen Klubs. Da pulsiert und lebt Zürich. Weil da die Künstler Freiraum haben. Zürich wird nicht schöner, Zürich wird nicht attraktiver, wenn wir das Kunsthaus für 88 Millionen erweitern. Wichtiger wäre, dass die heutigen Freiräume verteidigt werden. Da sollte die Stadt mithelfen. Was passiert ist aber leider das Gegenteil. Zwei Orte zeigen diese Entwicklung auf. Erstens das Cabaret Voltaire. Provokant während Jahren. Jetzt ist das Geld weg, einer der beiden Ober-Dadaisten musste gehen (Philipp Meier), das Angebot musste zurück gefahren werden. Dabei müssten wir auf das Dada-Haus stolz sein, da wurde der Dada nämlich erfunden. Zweitens unter der Hardbrücke. Da läuft was. Immer ist was los. Neue Unternehmen, neue Klubs, neue Bars, der Freitagturm. Aber jetzt muss alles weg. Warum? Weil die alten Fabriken kein Geld bringen, der Primy (Prime-Tower) hingegen ganz viel. Das neue Kunsthaus bringt auch kein Geld, und auch nicht mehr Kunst. Darum sagen alle, die mehr Kunst in Zürich wollen, an der Urne NEIN.
Obama in der Schweiz chancenlos
Der Wahlkampf in den USA ist vorbei. Der teuerste Zirkus aller Zeiten. Für die meisten Menschen weltweit haben diese Wahlen keine direkten Auswirkungen. Auch für diese Kolumne ist es scheissegal, ob Präsident Obama oder Gouverneur Romney gewählt wird.
In der Schweiz hätten beide Kandidaten keine Chance. Obwohl auch bei uns vor jeden noch so kleinen Wahlen (kantonal oder sogar kommunal) von einer Amerikanisierung des Wahlkampfes gesprochen wird und jede neuen nationalen Wahlen die teuersten aller Zeiten waren, kann die Schweiz nicht in die Nähe der USA gestellt werden. Jaja, auch in der Schweiz werden die Wahlkämpfe zunehmend auf Köpfe geschneidert (sogar bei Listenwahlen). Jaja, auch in der Schweiz werden die Wahlkämpfe zunehmend „Amerikanischer“: pompöser, teurer, professioneller, allumfassender. Doch kann die Schweiz nicht in die Nähe der USA gestellt werden. Angenommen Mister Obama würde in der Schweiz Werbung in eigener Sache machen, er füllte das Joggeli-Stadion in Basel problemlos. Er beherrscht alle Regeln der rhetorischen Künste. Sein Gesicht nähert sich mit der Pointe dem Mikrofon, die Stimme wird lauter. Der Blick nie geradeaus, immer schräg nach links oder rechts. Auch die Zeigefinger wechseln sich ab und unterstreichen seine Positionen. Gänsehaut. Eine perfekte Inszenierung. Das wollen die Schweizer nicht. Weder vom unsympathischen Romney, noch von Obama. Weder von Blocher, noch von Levrat. Die Nationalratswahlen vor einem Jahr haben das gezeigt. Ein Wahlkampf nach Amerikanischer Art hat bei uns keine Chance. Die SVP hat es versucht. Und ist gescheitert. Sie waren auf allen Kanälen präsent. Mit Aktionen, mit Inseraten, mit Köpfen, mit Plakaten. Vor allem mit Negativwerbung. Einen Feind konstruieren, den es im Konsenssystem der Schweiz nicht per se gibt. Die SVP provozierte einen Over-Kill und fuhr gegen die Wand. So würde es auch Obama und Romney gehen, wollten sie sich in der Schweiz wählen lassen. Wir schauen gebannt in die USA und sind fasziniert von Obamas Reden. Und obwohl wir auch gerne etwas mehr Glamour hätten, sind wir doch froh, dass der Zirkus nicht bei uns stattfindet.
Text: Simon Jacoy
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Bild 1 : AP
Bild 2: Ausschnitt dieperspektive Juni 2011
Der Wahlkampf in den USA ist vorbei. Der teuerste Zirkus aller Zeiten. Für die meisten Menschen weltweit haben diese Wahlen keine direkten Auswirkungen. Auch für diese Kolumne ist es scheissegal, ob Präsident Obama oder Gouverneur Romney gewählt wird.
In der Schweiz hätten beide Kandidaten keine Chance. Obwohl auch bei uns vor jeden noch so kleinen Wahlen (kantonal oder sogar kommunal) von einer Amerikanisierung des Wahlkampfes gesprochen wird und jede neuen nationalen Wahlen die teuersten aller Zeiten waren, kann die Schweiz nicht in die Nähe der USA gestellt werden. Jaja, auch in der Schweiz werden die Wahlkämpfe zunehmend auf Köpfe geschneidert (sogar bei Listenwahlen). Jaja, auch in der Schweiz werden die Wahlkämpfe zunehmend „Amerikanischer“: pompöser, teurer, professioneller, allumfassender. Doch kann die Schweiz nicht in die Nähe der USA gestellt werden.
Angenommen Mister Obama würde in der Schweiz Werbung in eigener Sache machen, er füllte das Joggeli-Stadion in Basel problemlos. Er beherrscht alle Regeln der rhetorischen Künste. Sein Gesicht nähert sich mit der Pointe dem Mikrofon, die Stimme wird lauter. Der Blick nie geradeaus, immer schräg nach links oder rechts. Auch die Zeigefinger wechseln sich ab und unterstreichen seine Positionen. Gänsehaut. Eine perfekte Inszenierung.
Das wollen die Schweizer nicht. Weder vom unsympathischen Romney, noch von Obama. Weder von Blocher, noch von Levrat. Die Nationalratswahlen vor einem Jahr haben das gezeigt. Ein Wahlkampf nach Amerikanischer Art hat bei uns keine Chance. Die SVP hat es versucht. Und ist gescheitert. Sie waren auf allen Kanälen präsent. Mit Aktionen, mit Inseraten, mit Köpfen, mit Plakaten. Vor allem mit Negativwerbung. Einen Feind konstruieren, den es im Konsenssystem der Schweiz nicht per se gibt. Die SVP provozierte einen Over-Kill und fuhr gegen die Wand. So würde es auch Obama und Romney gehen, wollten sie sich in der Schweiz wählen lassen. Wir schauen gebannt in die USA und sind fasziniert von Obamas Reden. Und obwohl wir auch gerne etwas mehr Glamour hätten, sind wir doch froh, dass der Zirkus nicht bei uns stattfindet.
Text: Simon Jacoy
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Bild 1 : AP
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Zürich: Lügt die Polizei wie gedruckt?
Samstagabend, 20:30 Uhr, Güterbahnhof Zürich. Demonstranten versammeln sich mitten im Schneegetriebe zu einem „Stadtspaziergang“ gegen eine Stadt der Kontrolle und Profite. Gemäss mehreren unabhängigen Quellen fanden sich gegen 200 Personen auf dem Areal ein, die mit dem Status-Quo in Zürich nicht zufrieden sind. Es geht ihnen um die unliebsame Gentrifizierung (die einer Zwangsumsiedlung gleichkommt) und um das PJZ, das in Kürze den Güterbahnhof (und damit die autonome Schule) ersetzen wird.
Um 21:00 setzt sich der Zug in Gang. Vermummte Polizisten richteten sich auf der nahegelegenen Brücke ein. Nach knappen 50 Metern Gehdistanz knallte es das erste Mal. Gummischrot flog den Demonstranten um die Ohren, die nur eines im Sinn hatten: Spazieren und am Schluss des Abends an der Neufrankengasse ein Konzert zu hören. Die Demonstranten zogen sich nach einigen knalligen Minuten wieder zurück, um eine andere Route zu wählen. Die Polizei dementiert. Ihre Version liest sich in unzähligen Medien völlig anders: Die Demonstranten hätten mit Feuerwerk den Kampf eröffnet, worauf die Polizei den Zug zu stoppen versuchte. Nun, es war anders. Zwar stimmt es, dass Feuerwerk in Richtung der Polizisten flog, aber erst nach dem diese die Demonstrierenden mit Gummischrot eindeckten. Der Auslöser für das Gummischrot und den Wasserwerfer war nicht auszumachen. Verschiedene Quellen bestätigen, dass die gewalttätige Auseinandersetzung von der Polizei provoziert und vor allem begonnen wurde. Das an sich wäre schon schlimm genug. Schlimmer ist es, dass die breite Öffentlichkeit die Wahrheit nicht kennt, stattdessen eine nicht überprüfbare und einseitige Version der Polizei. Das Konzert in der Nähe der Langstrasse verlief gemäss Aussagen der Demonstranten und der Polizei „friedlich“. Einzig zwei brennende Abfallcontainer störten den anwesenden Wasserwerfer. Nachdem die Musik fertig und fast alle Autonomen gegangen waren, wurde der „Wasserwerfer zum Löschen von zwei Containern“ benutzt, so die Stadtpolizei Zürich. Ich möchte hier weder gewalttätige Demonstrationen unterstützen, noch die Polizei in den Dreck ziehen. Bei solchen Anlässen geht es längst nicht mehr nur um den Kampf zwischen unzufriedenen Autonomen und der Polizei, die für Sicherheit und Ordnung einsteht. Es ist ein provozierter Kampf von Autonomen, die den bürgerlichen Staat an sich ablehnen, gegen eine Hand voll Polizisten, die kritische Massen nicht ausstehen kann und lieber früher als später mit Gummischrot und Tränengas kommunizieren. Hier geht es um die Wahrheit, die die Bevölkerung verdient. Jeder macht mit der Wahrheit, was er am besten kann.
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Zusammenstoesse-bei-Reclaim-the-StreetsDemo-in-Zuerich/story/31290279
Text: anonym
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Bild: Limmattaler Zeitung (Symbolbild)
Samstagabend, 20:30 Uhr, Güterbahnhof Zürich. Demonstranten versammeln sich mitten im Schneegetriebe zu einem „Stadtspaziergang“ gegen eine Stadt der Kontrolle und Profite. Gemäss mehreren unabhängigen Quellen fanden sich gegen 200 Personen auf dem Areal ein, die mit dem Status-Quo in Zürich nicht zufrieden sind. Es geht ihnen um die unliebsame Gentrifizierung (die einer Zwangsumsiedlung gleichkommt) und um das PJZ, das in Kürze den Güterbahnhof (und damit die autonome Schule) ersetzen wird.
Um 21:00 setzt sich der Zug in Gang. Vermummte Polizisten richteten sich auf der nahegelegenen Brücke ein. Nach knappen 50 Metern Gehdistanz knallte es das erste Mal. Gummischrot flog den Demonstranten um die Ohren, die nur eines im Sinn hatten: Spazieren und am Schluss des Abends an der Neufrankengasse ein Konzert zu hören. Die Demonstranten zogen sich nach einigen knalligen Minuten wieder zurück, um eine andere Route zu wählen.
Die Polizei dementiert. Ihre Version liest sich in unzähligen Medien völlig anders: Die Demonstranten hätten mit Feuerwerk den Kampf eröffnet, worauf die Polizei den Zug zu stoppen versuchte. Nun, es war anders. Zwar stimmt es, dass Feuerwerk in Richtung der Polizisten flog, aber erst nach dem diese die Demonstrierenden mit Gummischrot eindeckten. Der Auslöser für das Gummischrot und den Wasserwerfer war nicht auszumachen. Verschiedene Quellen bestätigen, dass die gewalttätige Auseinandersetzung von der Polizei provoziert und vor allem begonnen wurde.
Das an sich wäre schon schlimm genug. Schlimmer ist es, dass die breite Öffentlichkeit die Wahrheit nicht kennt, stattdessen eine nicht überprüfbare und einseitige Version der Polizei.
Das Konzert in der Nähe der Langstrasse verlief gemäss Aussagen der Demonstranten und der Polizei „friedlich“. Einzig zwei brennende Abfallcontainer störten den anwesenden Wasserwerfer. Nachdem die Musik fertig und fast alle Autonomen gegangen waren, wurde der „Wasserwerfer zum Löschen von zwei Containern“ benutzt, so die Stadtpolizei Zürich.
Ich möchte hier weder gewalttätige Demonstrationen unterstützen, noch die Polizei in den Dreck ziehen. Bei solchen Anlässen geht es längst nicht mehr nur um den Kampf zwischen unzufriedenen Autonomen und der Polizei, die für Sicherheit und Ordnung einsteht. Es ist ein provozierter Kampf von Autonomen, die den bürgerlichen Staat an sich ablehnen, gegen eine Hand voll Polizisten, die kritische Massen nicht ausstehen kann und lieber früher als später mit Gummischrot und Tränengas kommunizieren.
Hier geht es um die Wahrheit, die die Bevölkerung verdient. Jeder macht mit der Wahrheit, was er am besten kann.
Text: anonym
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Wie das Gonzo dem Longstreet Hip-Hopper klaut
Während vielen Jahren gehörte der Mittwochabend dem Longstreet. Zumindest was Hip-Hop anbelangt. Der hauseigene DJ K-Rim füllte wöchentlich die Bar an der Langstrasse und sorgte für eine kollegiale Atmosphäre. Die Zürcher Hip-Hopper pilgerten zu K-Rim und erwiesen ihm die Ehre.
Dem zurzeit extrem angesagten Szene-Club Gonzo konnte das nicht gefallen. Und so kam es, dass das Gonzo eine eigene Hip-Hop Party organisierte. Auch am Mittwoch. Das Problem: Die Zürcher Hip-Hop Szene ist nicht gross genug, um zwei Bars an einem Abend komplett zu füllen. Seit drei Wochen steht das Longstreet also leer am Mittwochabend. Alle die, die während Jahren bei gutem Beat K-Rim die Hände schüttelten, bewegen sich jetzt im Gonzo. Ist das Angebot da wirklich besser? Lohnt es sich, das Bewährte wie eine heisse Kartoffel fallen zu lassen? Diese eine Frage drängt sich geradezu auf: Wollte das Gonzo dem Longstreet absichtlich Gäste klauen? Anatol Gschwind vom Gonzo verneint. Man wolle zusammen mit dem Zürcher Rapper SKOR etwas Neues aufbauen und «hoffentlich ein eigenes Zielpublikum» ansprechen. Es sei nie das Ziel gewesen, dem Longstreet Gäste zu klauen. Der Mittwoch wurde nur darum gewählt, weil die Betreiber da neben dem Donnerstag, Freitag und Samstag das grösste Potenzial sehen. Und Hip-Hop wurde nur darum gewählt, um ihrem Publikum eine Alternative bieten zu können. Wie auch immer. Ob das stimmt oder nicht, das Longstreet steht seither mittwochs leer und das Gonzo baut sein Revier an der Langstrasse weiter aus. Ich denke, das ist nicht so schlimm, weil neu nicht immer besser ist, aber doch ausprobiert werden muss. Die Hip-Hop liebenden Zürcher werden sich wohl auf das Gonzo und das Longstreet aufteilen. So entsteht ein für die Schweiz typischer Kompromiss. Man will sich nicht weh machen. Auch die Gäste wollen ihrem Stammlokal keine Kopfschmerzen bescheren. Ob ich recht behalten werde, zeigen die nächsten Wochen und Monate. Heute übrigens ist Mittwoch. Ich werde weder ins Gonzo, noch ins Longstreet gehen, weil ich keinen Hip-Hop mag.
Text: Simon Jacoby
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Während vielen Jahren gehörte der Mittwochabend dem Longstreet. Zumindest was Hip-Hop anbelangt. Der hauseigene DJ K-Rim füllte wöchentlich die Bar an der Langstrasse und sorgte für eine kollegiale Atmosphäre. Die Zürcher Hip-Hopper pilgerten zu K-Rim und erwiesen ihm die Ehre.
Dem zurzeit extrem angesagten Szene-Club Gonzo konnte das nicht gefallen. Und so kam es, dass das Gonzo eine eigene Hip-Hop Party organisierte. Auch am Mittwoch. Das Problem: Die Zürcher Hip-Hop Szene ist nicht gross genug, um zwei Bars an einem Abend komplett zu füllen. Seit drei Wochen steht das Longstreet also leer am Mittwochabend. Alle die, die während Jahren bei gutem Beat K-Rim die Hände schüttelten, bewegen sich jetzt im Gonzo. Ist das Angebot da wirklich besser? Lohnt es sich, das Bewährte wie eine heisse Kartoffel fallen zu lassen? Diese eine Frage drängt sich geradezu auf: Wollte das Gonzo dem Longstreet absichtlich Gäste klauen? Anatol Gschwind vom Gonzo verneint. Man wolle zusammen mit dem Zürcher Rapper SKOR etwas Neues aufbauen und «hoffentlich ein eigenes Zielpublikum» ansprechen. Es sei nie das Ziel gewesen, dem Longstreet Gäste zu klauen. Der Mittwoch wurde nur darum gewählt, weil die Betreiber da neben dem Donnerstag, Freitag und Samstag das grösste Potenzial sehen. Und Hip-Hop wurde nur darum gewählt, um ihrem Publikum eine Alternative bieten zu können. Wie auch immer. Ob das stimmt oder nicht, das Longstreet steht seither mittwochs leer und das Gonzo baut sein Revier an der Langstrasse weiter aus. Ich denke, das ist nicht so schlimm, weil neu nicht immer besser ist, aber doch ausprobiert werden muss. Die Hip-Hop liebenden Zürcher werden sich wohl auf das Gonzo und das Longstreet aufteilen. So entsteht ein für die Schweiz typischer Kompromiss. Man will sich nicht weh machen. Auch die Gäste wollen ihrem Stammlokal keine Kopfschmerzen bescheren. Ob ich recht behalten werde, zeigen die nächsten Wochen und Monate. Heute übrigens ist Mittwoch. Ich werde weder ins Gonzo, noch ins Longstreet gehen, weil ich keinen Hip-Hop mag.
Text: Simon Jacoby
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Das Problem von Frau Gerolds Garten
Der Garten bei den Gleisen hat etwas Paradiesisches. Er wirkt ein bisschen wie der Garten Eden. Doch was steckt dahinter? Alles nur geklaut?
Einen Sinn für das Geschäft hat er. Das muss man ihm lassen. Oft kopiert heisst nicht, dass es schlechter ist als das Original. Der Berlin-Chic (der eigentlich zuerst auf den Dächern von New York wuchs) liegt dank ihm neben der Hardbrücke und lädt zum Trinken ein. Urban Farming nennt sich das. Es war einmal ein Produzent. Der war zuständig für verschiedene kulturelle Grossveranstaltungen. Das Musical «Ewigi Liebi» in der Maag-Halle war zum Beispiel von ihm. Damit verdiente er sich eine goldene Nase. Wie man so schön sagt. Nun eben Frau Gerolds Garten. Schöne Angestellte, gute Getränke, eine wahnsinnige Atmosphäre, frische Pflanzen in den Beeten …und sehr stolze Preise. Urban Farming ist doch etwas Gutes. Also etwas für Gutmenschen. Pflänzli anbauen in der Stadt, damit der CO2-Verbrauch geschont werden kann. Kauf‘ Regionales und sprich darüber. Noch besser: Pflanz‘ das Zeugs selber an und lass andere dafür bezahlen. So macht man Kohle. Der Griechische Salat: 15 Stutz. Dabei ist der Fetakäse nicht aus dem eigenen Garten, sondern eingeflogen. Ein kleines Bier: 6 Höger. Und das muss alles selber an der Bar geholt werden. Zwischenfazit: Schön in gehobener Preisklasse. Auf den Winter kommt es knüppeldick. So eine Art Schizophrenie hat sich auf dem Areal breitgemacht. Seit dieser Woche steht ein grosses Zelt. So zirkus-mässig. Auf jeden Fall soll es darin gemütlich werden. Weil der finanzielle Erfolg des Gartens soll nicht mit dem Sommer verschwinden. Es geht eben ums Geschäft, nicht um die gute Sache. Damit es auch bei Eis und Schnee gemütlich ist, muss man heizen. Und das tun sie mit Heizpilzen! Stell‘ dir das mal vor: Urban Farming, um die Welt zu retten. Und dann werden die energiefressenden Heizpilze aufgestellt. Ich finde das nicht gut und gehe nicht mehr dahin. Ich gehe eh nicht gerne an solche Szeni-Orte. Haha. Schlussfazit: Es ist schön da. Und warm. Es ist aber eben doch auch nur eine normale Bar, die wirtschaftlichen Erfolg haben muss.
Richtigstellung von Tom Maurer, Frau Gerolds Garten (10.10.2012; 13:26): Im Moment ist das Zelt ungeheizt. Im November soll dann warme Luft im zirkulieren. Wie das geschieht, ist noch unklar. Heizpilze sind verboten wegen der 2000-Watt-Gesellschaft und so. Frau Gerold ist am abklären, was man darf und was dann wirtschaftlich und ökologisch am sinnvollsten ist.
Text: Simon Jacoby
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Der Garten bei den Gleisen hat etwas Paradiesisches. Er wirkt ein bisschen wie der Garten Eden. Doch was steckt dahinter? Alles nur geklaut?
Einen Sinn für das Geschäft hat er. Das muss man ihm lassen. Oft kopiert heisst nicht, dass es schlechter ist als das Original. Der Berlin-Chic (der eigentlich zuerst auf den Dächern von New York wuchs) liegt dank ihm neben der Hardbrücke und lädt zum Trinken ein. Urban Farming nennt sich das. Es war einmal ein Produzent. Der war zuständig für verschiedene kulturelle Grossveranstaltungen. Das Musical «Ewigi Liebi» in der Maag-Halle war zum Beispiel von ihm. Damit verdiente er sich eine goldene Nase. Wie man so schön sagt. Nun eben Frau Gerolds Garten. Schöne Angestellte, gute Getränke, eine wahnsinnige Atmosphäre, frische Pflanzen in den Beeten …und sehr stolze Preise. Urban Farming ist doch etwas Gutes. Also etwas für Gutmenschen. Pflänzli anbauen in der Stadt, damit der CO2-Verbrauch geschont werden kann. Kauf‘ Regionales und sprich darüber. Noch besser: Pflanz‘ das Zeugs selber an und lass andere dafür bezahlen. So macht man Kohle. Der Griechische Salat: 15 Stutz. Dabei ist der Fetakäse nicht aus dem eigenen Garten, sondern eingeflogen. Ein kleines Bier: 6 Höger. Und das muss alles selber an der Bar geholt werden. Zwischenfazit: Schön in gehobener Preisklasse.
Auf den Winter kommt es knüppeldick. So eine Art Schizophrenie hat sich auf dem Areal breitgemacht. Seit dieser Woche steht ein grosses Zelt. So zirkus-mässig. Auf jeden Fall soll es darin gemütlich werden. Weil der finanzielle Erfolg des Gartens soll nicht mit dem Sommer verschwinden. Es geht eben ums Geschäft, nicht um die gute Sache. Damit es auch bei Eis und Schnee gemütlich ist, muss man heizen. Und das tun sie mit Heizpilzen! Stell‘ dir das mal vor: Urban Farming, um die Welt zu retten. Und dann werden die energiefressenden Heizpilze aufgestellt. Ich finde das nicht gut und gehe nicht mehr dahin. Ich gehe eh nicht gerne an solche Szeni-Orte. Haha. Schlussfazit: Es ist schön da. Und warm. Es ist aber eben doch auch nur eine normale Bar, die wirtschaftlichen Erfolg haben muss.
Richtigstellung von Tom Maurer, Frau Gerolds Garten (10.10.2012; 13:26): Im Moment ist das Zelt ungeheizt. Im November soll dann warme Luft im zirkulieren. Wie das geschieht, ist noch unklar. Heizpilze sind verboten wegen der 2000-Watt-Gesellschaft und so. Frau Gerold ist am abklären, was man darf und was dann wirtschaftlich und ökologisch am sinnvollsten ist.
Text: Simon Jacoby
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Nun ja, wirklich Szenig ist der Ort ja nicht! Es "macht" auf Szenig und dafür dürfen die Besucher auch flott in die Tasche greifen, es geht ja mehr um das Gefühl: dabei sein ist alles! Ich würde sagen guter Geschäftsmann, hat einen guten richer und weiss wie man Kassen füllt. Das Geld haben die Zürcher ja.
Persönlich vergnüge ich mich da lieber bei einem Cordon bleu im Gertrudhof und gehe danach in die nächste Quartierbar.
Vielleicht sollte man hier kurz erwähnen, dass der Verfasser dieses Textes selber einmal für die erwähnte Firma in der Gastronomie für das Musical "Ewigi Liebi" gearbeitet hat - soviel zum Thema Schizophrenie :-) Die Bar, die keinen wirtschaftlich Erfolg haben muss würde ich gerne einmal sehen!
Nur mit dem Garten Eden kann ich mich nicht anfreunden...So wurde das Projekt wahrscheinlich bei der Stadt angepriesen,und schon hat man eine Bewilligung im Sack.Stellt ein paar Blumentöpflis hin(ist das ein Garten?)wo ja eh nur nebensache ist,und schwups kann man mit dem Geld scheffeln beginnen.Finde ich recht Schade,dass es doch so viele Leute gibt die dass auch noch unterstützen.....
Wäre vielleicht besser was fürs private Blog gewesen.