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Meine Stadt Zürich
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Arrogante Zürcher auf dem Land

Arrogante Zürcher auf dem Land

Wer mitten in Züri den Zug besteigt und zwei Stunden fährt, findet eine Welt, die sich von der heimlichen Hauptstadt überraschend wenig unterscheidet. Als richtig arroganter Zürcher verlässt man die Stadt eigentlich nie. Auch der Stadtkreis (vorzugsweise Nr. 3-5) wird nur ungern verlassen. „Zurecht!“, ist man versucht zu schreien. Stimmt ja, alles Wichtige gibt’s in der Stadt. Oder im Shopville. Wer im Shopville eine andere Türe durchschreitet, der sitzt bald im Zug. Zum Beispiel nach Lausanne, der Hauptstadt des Kanton Waadt. Zwei Stunden dauert die Fahrt. Es kann einem Angst und Bange werden. Echt jetzt. Vorbei an Vorstädten, Landgemeinden, Weilern, Käffern. Symmetrisch gebaute Reihenhäuser, gerade Strassen, Robidogs, Gartenzwerge undsoweiter… Nach zwei Stunden dann die Ankunft. In einer Stadt, die auf den ersten Blick so gar nichts mit Zürich zu tun hat: Sie sprechen nicht mal Deutsch (schon der Schaffner verlangte das Halbtax auf Französisch). Bonjour. Die Lausanner haben uralte Busse, sie haben eine Metro (darin ertönt vor jeder Haltestelle eine andere Melodie), sie haben keine Bahnhofstrasse und keine Limmat. In der Beiz wird kein „Helles“ oder eine „Stange“ bestellt, sondern ein „Blondes“. Auch die gut Zürcherische Nachfrage „Sprint oder Rekord?“ fehlt gänzlich. Es gibt da sogar einen Frosch, der nachts grün aus den Augen leuchtet! Doch nichts ist so wie es scheint. Das hat Kant schon gewusst. Auch Lausanne ist gar nicht so anders wie Zürich, obwohl es so scheint. Lausanne hat nämlich auch einen See und lässige Bars. Und das Bier schmeckt dann doch gleich wie bei uns in Zürich. Sie haben junges (leicht pöbelndes) Partyvolk, das vor der Diso („Darling“) in knappen Röckchen und Dosenbier auf den Einlass wartet. Haben wir auch. Sie haben ein altes Kino, indem sich die älteren Szenis (25-35) mucksmäuschenstill eine schräge „Performance“ einer Künstlerin anhören, nur weil diese grad sehr angesagt ist und vermutlich in New Yorks und Berlins Untergrundclubs grosse Erfolge hatte. Spezielle Dinge überschätzen, nur weil sie speziell sind. Tun wir in Zürich auch. Die Liste könnte noch weitergeführt werden. Doch der Punkt ist klar.Was ist die Moral der Geschichte? Zürich oder Lausanne? Weder besser, noch schlechter. Wahrscheinlich spielt es keine Rolle, wo man ist. Ausser das mit dem Französisch hapert ganz gewaltig. Dann besser im schönen Zürich bleiben.  Text: Simon JacobyWeitere spannende Artikel auf dieperspektive.ch oder im Abo. Bild: Screenshot Google Maps

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