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Frau_Bitterboes
Frau_Bitterboes
FreeÖppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
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Die Reinkarnation des Bösen. Frau Bitterbös 103: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Neulich habe ich irgendwo im Internet einen Test gefunden, anhand dessen man seine eigene Bosheit feststellen konnte. Man musste 70 Fragen beantworten, beziehungsweise 70 Sätze bewerten, darunter so eindeutige wie "Ich bin der Meinung, anständig und bescheiden zu sein bringt einen im Leben nicht weiter" oder "Rache, von langer Hand geplant, gibt mir die grösste Befriedigung". Der Test sei von führenden Psychologen entwickelt worden und somit sehr aussagekräftig, stand dabei. Ich war beim Ausfüllen deshalb auch wirklich sehr ehrlich und gab beispielsweise zu, dass ich es jemandem, der meeeeeeeega fies zu mir war, gönnen würde, wenn er durch die Abschlussprüfung fiele. Aber siehe da: Mein Resultat war nur sehr durchschnittlich. Ich bin offenbar nicht sehr böse, sogar eher sozial eingestellt. Wenn das dieser psychologisch abgesicherte Test so sagt, dann muss das wohl auch so sein. Trotzdem bin ich sicher, dass der Teufel auch mich fest im Griff hat. Und manchmal ist er stärker als ich. Jüngstes Beispiel: Ich bin auf meinem E-Bike unterwegs (siehe Post 101). Plötzlich tritt ein Typ genau vor meinem Vorderrad auf die Strasse, den Blick irgendwohin gerichtet, aber sicher nicht auf mich.Ich mache eine Vollbremsung, so dass es mich fast vom Sattel haut! Proaktiv verziehe ich auch noch das ganze Gesicht zur Grimasse und kneife die Augen zusammen, damit ich den Aufprall auch ja nicht mitansehen muss. Meinen Puls fühle ich bis ans Gurgeli.Aber es geht gerade noch mal gut, ich schätze, mein Vorderrad kommt so 2 Millimeter vor dem Knie des Mannes zum Stillstand. Und schliesslich bemerkt er mich auch und macht noch rasch so einen theatralischen Hopser rückwärts Richtung Trottoir - viel zu spät natürlich, aber naja. Ich starre ihn jetzt mit weit aufgerissenen Augen an, schnaufe wie nach einem Marathon, alle Muskeln immer noch angespannt. Ich glaube, ich sehe aus wie die typische Protagonistin in einem Horrorfilm, die gerade alleine (!) im Dunkeln (!) die Kellertreppe (!!) runtergegangen ist und jetzt völlig unerwartet vor dem Monster steht. Der Typ, Mitte 50, gepflegter Anzug, schaut mich auch so eine Sekunde lang in Schockstarre an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht - dann entspannt er sich wieder und lächelt süffisant. "Naja, s git Schlimmers, gäll?" Und als wäre sonst nichts passiert, macht er sich davon. In mir brodelt ein Vulkan. Oder besser gesagt: Ich BIN ein Vulkan, und in einem Vulkan brodelt immer Lava, aber manchmal steigt diese auch und der Vulkan bricht aus.Das ist jetzt der Fall, der Teufel in mir nimmt Überhand.'S git Schlimmers', hat er gerade gesagt?? Das ist alles?? Keine Entschuldigung, nichts???Die Lava schiesst aus mir raus, ein gewaltiger Ascheregen prasselt rund um mich auf die Strasse. Ich bin völlig enthemmt, habe keine Kontrolle über meinen Körper mehr. Ich drehe mich um, zum fast überfahrenen Typen, der non-chalant weiter über die Strasse läuft, und es brüllt einfach so aus mir raus: "UM DICH WÄR'S IM FALL NÖD SCHAD GSI!!!!" Und dann lässt der Teufel meine Zunge wieder los, die Lava verschwindet im Inneren des Vulkans, und ich bin wieder Herrin über meine Körper. Es ist nur eine Millisekunde vergangen seit diesem Satz, aber ich bereue ihn schon. Sofort drehe ich mich wieder um und trete in die Pedale. Schnell weg! Ich spüre den verdutzten Blick des Mannes in meinem Rücken, ich hab ein bisschen Angst, dass er mir hinterherrennt und mir eins in die Fresse haut. Also den Motor am E-Bike lieber noch eine Stufe höhersetzen! 'Oh mein Gott, Frau Bitterbös, wie konntest du nur so etwas sagen??', schiesst es mir durch den Kopf. 'Du bist die Reinkarnation des Bösen! Jetzt hast du es dir aber garantiert völlig versaut mit dem Himmel! Und für den Rest deines Lebens wirst du bestraft! Der Blitz wird dich treffen, der Blitz!!' Drum: Ich glaube, der Test stimmt nicht.
- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- In meinem Bett.
- Meine Lieblingsbar:
- Mein Bett.
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- In meinem Bett.
Die Reinkarnation des Bösen. Frau Bitterbös 103: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Neulich habe ich irgendwo im Internet einen Test gefunden, anhand dessen man seine eigene Bosheit feststellen konnte. Man musste 70 Fragen beantworten, beziehungsweise 70 Sätze bewerten, darunter so eindeutige wie "Ich bin der Meinung, anständig und bescheiden zu sein bringt einen im Leben nicht weiter" oder "Rache, von langer Hand geplant, gibt mir die grösste Befriedigung".
Der Test sei von führenden Psychologen entwickelt worden und somit sehr aussagekräftig, stand dabei.
Ich war beim Ausfüllen deshalb auch wirklich sehr ehrlich und gab beispielsweise zu, dass ich es jemandem, der meeeeeeeega fies zu mir war, gönnen würde, wenn er durch die Abschlussprüfung fiele.
Aber siehe da: Mein Resultat war nur sehr durchschnittlich.
Ich bin offenbar nicht sehr böse, sogar eher sozial eingestellt.
Wenn das dieser psychologisch abgesicherte Test so sagt, dann muss das wohl auch so sein. Trotzdem bin ich sicher, dass der Teufel auch mich fest im Griff hat. Und manchmal ist er stärker als ich.
Jüngstes Beispiel: Ich bin auf meinem E-Bike unterwegs (siehe Post 101). Plötzlich tritt ein Typ genau vor meinem Vorderrad auf die Strasse, den Blick irgendwohin gerichtet, aber sicher nicht auf mich.
Ich mache eine Vollbremsung, so dass es mich fast vom Sattel haut! Proaktiv verziehe ich auch noch das ganze Gesicht zur Grimasse und kneife die Augen zusammen, damit ich den Aufprall auch ja nicht mitansehen muss. Meinen Puls fühle ich bis ans Gurgeli.
Aber es geht gerade noch mal gut, ich schätze, mein Vorderrad kommt so 2 Millimeter vor dem Knie des Mannes zum Stillstand. Und schliesslich bemerkt er mich auch und macht noch rasch so einen theatralischen Hopser rückwärts Richtung Trottoir - viel zu spät natürlich, aber naja.
Ich starre ihn jetzt mit weit aufgerissenen Augen an, schnaufe wie nach einem Marathon, alle Muskeln immer noch angespannt. Ich glaube, ich sehe aus wie die typische Protagonistin in einem Horrorfilm, die gerade alleine (!) im Dunkeln (!) die Kellertreppe (!!) runtergegangen ist und jetzt völlig unerwartet vor dem Monster steht.
Der Typ, Mitte 50, gepflegter Anzug, schaut mich auch so eine Sekunde lang in Schockstarre an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht - dann entspannt er sich wieder und lächelt süffisant.
"Naja, s git Schlimmers, gäll?" Und als wäre sonst nichts passiert, macht er sich davon.
In mir brodelt ein Vulkan. Oder besser gesagt: Ich BIN ein Vulkan, und in einem Vulkan brodelt immer Lava, aber manchmal steigt diese auch und der Vulkan bricht aus.
Das ist jetzt der Fall, der Teufel in mir nimmt Überhand.
'S git Schlimmers', hat er gerade gesagt?? Das ist alles?? Keine Entschuldigung, nichts???
Die Lava schiesst aus mir raus, ein gewaltiger Ascheregen prasselt rund um mich auf die Strasse. Ich bin völlig enthemmt, habe keine Kontrolle über meinen Körper mehr.
Ich drehe mich um, zum fast überfahrenen Typen, der non-chalant weiter über die Strasse läuft, und es brüllt einfach so aus mir raus:
"UM DICH WÄR'S IM FALL NÖD SCHAD GSI!!!!"
Und dann lässt der Teufel meine Zunge wieder los, die Lava verschwindet im Inneren des Vulkans, und ich bin wieder Herrin über meine Körper.
Es ist nur eine Millisekunde vergangen seit diesem Satz, aber ich bereue ihn schon. Sofort drehe ich mich wieder um und trete in die Pedale. Schnell weg! Ich spüre den verdutzten Blick des Mannes in meinem Rücken, ich hab ein bisschen Angst, dass er mir hinterherrennt und mir eins in die Fresse haut. Also den Motor am E-Bike lieber noch eine Stufe höhersetzen!
'Oh mein Gott, Frau Bitterbös, wie konntest du nur so etwas sagen??', schiesst es mir durch den Kopf. 'Du bist die Reinkarnation des Bösen! Jetzt hast du es dir aber garantiert völlig versaut mit dem Himmel! Und für den Rest deines Lebens wirst du bestraft! Der Blitz wird dich treffen, der Blitz!!'
Drum: Ich glaube, der Test stimmt nicht.
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Nicht so der Gemälde-Typ. Frau Bitterbös 102: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Ich glaube, ich bin ein Kunstbanause.
Ja, ich wähle hier extra die männliche Form, weil ich nicht sicher bin, ob es eine "Banausin" überhaupt gibt. Und es klingt auch noch beschissener.
So oder so: Es ist nicht gut, weil "Kunstbanause" ist ein Schimpfwort. Und wenn man in einer Stadt wie Tsüri wohnt, dann hat man sich gefälligst für Kunst zu interessieren, um eine anständiges Socialite zu sein.
Nun, versteht mich nicht falsch: Ich stehe selber auf der Bühne, ich mache Videoclips und so, ein bisschen Kunst hab ich auch im Blut. Theaterstücke mit reihenweise Nackten und verrückten Kostümen schrecken mich nicht ab. Crazy Kreationen auf den Laufstegen, in denen die Models kaum laufen können, kann ich auch noch irgendwie beklatschen. Und so ein bisschen verstehe ich auch, dass es Leute gibt, die Helene Fischer gut finden.
Der Knackpunkt bei mir sind mehr Museen und Bilder, die Könige und Königinnen der Kunst, sozusagen.
Und da muss ich jetzt leider zugeben: Ich bin einfach nicht so der Gemälde-Typ.
Ich stehe jeweils davor, und eigentlich denke ich mir immer eine von drei Sachen.
Entweder: Wow, mega aufwändig, wer das gemalt hat, konnte wirklich etwas!
Oder: Nicht schön, aber auffällig.
Oder: Drei Striche und ein Flecken? Kann ich auch!
Ich spüre jetzt, wie die Kunstfreunde unter euch auf den Tisch springen und mich zum Teufel wünschen (haha, dort bin ich wahrscheinlich schon, spart euch die Mühe!). Aber eben, ich bezeichne mich nicht umsonst als Kunstbanause/-in. Mir ist schon klar, dass nicht alle Bilder gefallen müssen, dass sie einfach etwas ausdrücken, die Handschrift des Künstlers oder der Künstlerin tragen oder ein Zeichen ihrer Zeit sind. Trotzdem verspüre ich nicht den Drang, sie anzustarren und dafür auch noch Eintritt zu bezahlen. Und ich möchte sie mir auch nicht an die Wand hängen.
Das sorgt bei mir regelmässig für ein schlechtes Gewissen. Wenn andere wieder erzählen, wie toll der Monet im Kunsthaus sei oder ähnlich, dann denk ich jeweils: "Ich muss auch da hin und das auch gut finden." Aber soll ich euch jetzt etwas verraten? Ich war noch nie im Kunsthaus.
OH. MEIN. GOTT!!!!
Ja, ich war nur in der Kunsthaus-Bar, wenn das die Sache ein bisschen besser macht. Aber irgendwie zieht es mich einfach nicht hinein zu diesen Bildern.
Ich war im MoMa in New York. 99% dort fand ich langweilig.
Ich war im Louvre in Paris. Same thing.
Wer sagt eigentlich, welches Gemälde ein Kunstwerk ist und welches nicht? Weshalb ist die Mona Lisa mehr wert als das Porträt einer anderen Frau?
Wieso soll ein Banksy hübscher oder interessanter sein als das Werk eines Künstlers, dessen Gesicht man kennt?
Wieso will niemand Millionen ausgeben, wenn ICH auf einer Leinwand einen Farbkübel ausleere, bei anderen aber schon?
Keine Ahnung. Gemälde sind anders als Filme oder Songs, denke ich. Es geht nicht darum, dass besonders viele Leute öffentlich bekunden: "Das ist sooooo geil!" und die Downloads dann in die Höhe schnellen, sondern ein geiles Bild wird schon als geil verkauft. Oder so.
So geht es mir jedenfalls mit Gemälden. Zu Fotos hingegen habe ich einen ganz anderen Zugang. Vielleicht, weil sie ein genaues Abbild der Realität sind. Fotos sind Fotos, da haben die porträtierten Menschen darauf keine schwarzen Ränder oder drei Augen oder so. Ein Foto von drei Strichen will sich auch niemand ansehen. Vielleicht sind Fotos einfach ehrlicher als Gemälde.
Oder vielleicht bin ich halt einfach wirklich nur eine Kunstbanausin und habe keine Ahnung.
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Kann deine Ausführungen verstehen. Andererseits ist Klecks nicht gleich Klecks. Manch ein Künstler arbeitet sein Leben lang daran, den Ausdruck des Gesehenen auf dessen Essenz zu reduzieren. Kennt man die Geschichte dahinter nicht, kann (oder will) man den Weg nicht verfolgen, sieht es nach hingeworfenem Klecks aus. Ist in der Musik ähnlich, nur in die andere Richtung. Beschäftigt man sich nicht mit Musik, ist alles was über den schnörkellosesten 4/4-Takt hinausgeht ein Chaos. Beschäftigt man sich aber mit Strukturen, Rhythmen, erscheint die Schönheit im Chaos.
Vom Berge überwinden. Frau Bitterbös 101: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Der Titel lässt Esoterisches vermuten, aber keine Angst:
Ich habe jetzt nur ein E-Bike.
Jupp, ich bin definitiv alt, faul und langweilig geworden.
Wobei, nein: Faul war ich schon immer.
Trotzdem will ich mich gleich zu Beginn rechtfertigen: Ja, man muss im Fall beim E-Bike trotz Motor in die Pedale treten, das Ding läuft nicht von alleine. Ja, man kann es im Fall auch ganz ohne Motor fahren, man kann ihn nämlich ausschalten. Und ja, bei mir ist er immer ausgeschaltet, ausser, ich muss irgendwo ganz steil rauf. Und genau deshalb hab ich mir ein E-Bike zugelegt, denn meine neue Wohnung liegt jetzt nunmal "ennet dem Hügel", mit reiner Muskelkraft in die Altstadt und zurück ist mir schlicht zu anstrengend. Ich finde, das alles legitimiert so ein bisschen Elektroantrieb. Und auch die Tatsache, dass ich einfach immer und überall zu spät komme - hat sich drastisch verbessert jetzt...
Bis vor Kurzem fand ich E-Bikes ja ein totales No-Go, da potthässlich. Und ja, die meisten sind es immer noch, mit diesen fetten, unförmigen Mittelstangen, die schon aus 10 Kilometern Entfernung schreien: "Ich bin kein normales Velo, ich bin mit Motor und teuer, also klau mich, bitte!" - PFUI!!!
Aber die Veloindustrie hat mich erhört und in letzter Zeit ein paar wirklich hübsche E-Bikes auf den Markt gebracht, sogar im Retro-Style, und genau so eines hab ich mir am Black Friday letzten November zu einem Spottpreis ergattert.
Ok, nicht gerade zu einem Spottpreis, aber doch günstig im Vergleich zum Originalpreis. Und wenn irgendwo ein Rabattschildchen dran prangt und man es dann kauft, dann fühlt man sich ja sowieso besser, oder geht es nur mir so?
Jedenfalls, jetzt hab ich dieses E-Bike und finde es ganz toll. Vorbei ist es mit der Panik eines jeden unsportlichen Velofahrenden, "Oh Gott, jetzt kommt wieder diese verdammte Rämistrasse!! AAAAAAAHHHH!!!!", und dann trampelst du um dein Leben und schaffst doch nur die ersten 20 Meter und den ganzen Rest bis zur Seilbahn Rigiblick schiebst du den Göppel mühsam dem Berg hinauf und fluchst vor dich hin oder hievst ihn ins Tram und alle glotzen so blöd und du vergisst, dass du fürs Velo ja auch ein Billett bräuchtest, und natürlich kommt genau in diesem Moment ein Kontrolleur und...
HORROR!!!
Da hat mich das E-Bike wirklich gelassener gemacht. Zum ersten Mal in meinem Leben freue ich mich über Steigungen. Knöpfchendrück und ab geht's!
Kleiner Einschub: Beim Halten am Rotlicht Knöpfchen wieder wegdrück, am besten. Anfahren auf der höchsten Stufe ist wie von 0 auf 100 in einem Rennauto. Es drückt einen in den Sitz. Nur hat ein Velo keinen Sitz, nur einen Sattel, if you know what I mean... ich spreche einmal mehr aus Erfahrung.
Man kann also sagen, das E-Bike hat mich gelassener gemacht im Leben. Sogar ein bisschen erwachsener, denn ich habe mir auch einen Helm gekauft. Den trug ich früher auf dem normalen Velo ja nie.
Ok, ich gebe zu, ich bin jetzt immer noch nicht 100-prozentig konsequent im Helm-Anziehen - vor allem, weil man ja nie weiss, wohin mit diesem Ding, sobald man angekommen ist! Auf dem Velo lassen kann man ihn nicht, ämel nicht in Tsüri, der ist sofort weg (gut, das Velo ja auch, ich erinnere an Post Nummer 79 hier). Und den Helm mittragen ins Restaurant, ins Theater oder auf die Shoppingtour, sieht - Entschuldigung! - einfach ein bisschen weird aus und ist auch noch saumässig umständlich!
Dazu musste ich gerade jetzt im Winter auch einsehen, dass Helm über Wollmütze nicht so gut geht. Aber ohne Mütze und nur mit Helm geht eben auch nicht, da friert man sich die Ohren ab! Man muss sich also entscheiden: Frieren oder Hirnverletzung.
Da sieht man wieder, wie unreif und verantwortungslos ich bin.
Aber kommt mir jetzt bloss nicht mit so Allwetter-Velosport-Multifunktionskleidung, die unter jeden Helm passt!!
Meine Antwort ist: Nein. NEIN. NEEIIINNN!!!!!!
Hey, ich habe jetzt ein E-Bike, reicht das nicht, um offiziell BORING zu sein, muss ich wirklich auch noch vollkommen scheisse aussehen dabei??
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Die Memme auf dem Eis. Frau Bitterbös 100: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Ich hab eine Phobie, eigentlich schon mega lange, aber erst in diesem Winter wurde sie mir so richtig bewusst:
Eine Phobie vor rutschigen Strassen. Oder besser gesagt, vor vermeintlich rutschigen. Das ist vor allem im Winter der Fall. Ok, wir müssen ja wohl zugeben, dass der Winter 18/19 ein Pussy-Winter war - meinen fettesten Mantel hab ich jedenfalls nicht mal aus dem Schrank genommen bisher, ich komme ohne Handschuhe und lange Unterhosen aus. Aber jetzt sind die Temperaturen doch noch ein bisschen gefallen - und schon sind sie da, diese fiesen, glänzenden Eiskristalle auf dem Trottoir!!
Und sie verwandeln mich regelmässig in eine komplette Memme.
Schon zwei Meter vor dem Schneematsch, dem Wasser oder Eis verlangsame ich meinen Schritt um etwa 70%. Mit Adleraugen suche ich nach einer Ausweichmöglichkeit, aber die ist natürlich meistens nicht gegeben. Dann schaue ich halt, ob ich mich irgendwo festhalten kann, während ich mich todesmutig über die arschglatte Fläche wage. Meistens ist das ein Gebüsch am Trottoirrand, ein Geländer oder ein anderer Mensch.
Und dann geht es in Zeitlupe hinüber, mit Schritten so gross wie von einem Chihuahua. Ich versuche auch, gar nicht erst den ganzen Fuss abzusetzen, so als hätte ich Hoffnung, ich könnte einfach über das Eis schweben. Ich glaube, von aussen sehe ich aus wie eine Mischung aus einer 115-jährigen Seniorin, einer Geisha (wegen der Schrittchen) und einer Besoffenen. Links und rechts stapfen Menschen im Stechschritt an mir vorbei, scheinbar furchtlos und unbeeindruckt von der Todesfalle, die da unter ihren Füssen lauert. Nur ich zittere vor Angst und klammere mich krampfhaft am Ast oder wahlweise an mir selber fest, die Augen weit aufgerissen, die Atmung wie nach einem Hürdenlauf, und taste mich Millimeter um Millimeter vorwärts.
Ich muss mir dann immer vorstellen: Wenn jetzt ein Tornado nahen würde, wenn mich ein Serienkiller mit dem Messer jagte - scheissegal, ich würde nicht rennen. Der Schiss vor der nassen oder gefrorenen Fläche unter mir wäre einfach grösser. Lieber zerstückelt werden als mir ein Bein brechen!
Das Geile ist ja, dass in Zürich praktisch überall gesalzen und gekiest wird. Das heisst, auch verschneite oder spiegelglatte Strassen sind eigentlich gar nicht rutschig. Und wenn ich ehrlich bin, merk ich das auch, dass meine Sohlen einen guten Halt haben, wenn ich sie (wenn auch nur halb) aufsetze. Aber die Vorstellung, wie ich einfach plötzlich den Boden unter den Füssen verliere, nach hinten wegkippe, einen halben Salto drehe und mich dann voll auf den Hintern - oder noch schlimmer - auf den Kopf pflanze, ist einfach stärker! Wie in dieser Suzuki-Werbung!!!
Und dann beide Arme und Beine im Gips. Oder ein grosses Loch im Kopf. HORROR!!!!!
Dann doch lieber wie eine besoffene Memme, die gerade laufen lernt, über die vermeintlich eisige Strasse. Und das gebe ich hier jetzt öffentlich zu, in meinem 100. Post!!
Wenn ihr also in den nächsten Tagen eine Frau seht, die aus unerfindlichen Gründen im Gebüsch oder am Geländer klebt - das bin ich. Sagt Hallo zu Frau B.!
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Ein besserer Mensch werden. Frau Bitterbös 99: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
HAPPY NEW YEAR!!!
Ich wünsche euch allen ein tolles, gesundes, erfolgreiches, lustiges und reiches 2019 - aber findet ihr diese Zahl eigentlich auch so hässlich wie ich? 2018 war hübscher, irgendwie...
Anyway, ich nehme mir ja nie was vor an Sylvester. Ich finde das blöd. Sport mach ich ja dann doch wieder nicht. Nichtraucherin bin ich schon. Alkohol sagt mir nicht viel. Und überhaupt versuche ich, Dinge, die mich stören, grad ad hoc zu ändern, und nicht erst den Jahreswechsel abzuwarten.
Aber dann war 2019 (igitt!!) noch keine zwei Tage alt und ich wühlte im Ausverkauf in den Auslagen, auf der Suche nach Schnäppchen, da durchfuhr es mich plötzlich wie ein Blitz und ich hörte eine göttliche Stimme, die mahnte:
Wieso um alles in der Welt kaufst du dir jetzt schon wieder neue Kleider?? Hast du wirklich nicht schon genug im Schrank? Respektive: in deinen SCHRÄNKEN!!!
Und ein Blick auf meine Budget-App auf dem Handy (jaaaaaa, ich dokumentiere meine Ausgaben ganz pingelig!) bestätigte mir dann auch: Letztes Jahr hätte ich mit dem Geld, das ich für Klamotten ausgegeben hatte, eine schöne Fernreise machen können. Oder ein afrikanisches Dorf mit einer Wasserleitung versorgen.
Stattdessen habe ich es eingekleidet.
Ha! Das schlechte Gewissen packte mich urplötzlich, und nun ist tatsächlich der Moment gekommen, an welchem auch ICH meine Jungfräulichkeit verliere und mir etwas vornehme für das neue Jahr:
Keine. Klamotten. Kaufen!
Kein. Einziges. Teil!
Bis am 31. Dezember 2019 (uääksss!!)!
Nein, auch keine Socken oder Unterhosen! Denn auch von denen hab ich mehr als genug!
Gut, höööööööööchstens, sollte ich irgendwo im Ausland meinen Koffer verlieren oder ähnlich. Aber erst, wenn ich mindestens drei Tage abgewartet habe. Na gut, vier.
Fertig jetzt, Bitterbös, du alte Fashionista! Jetzt werd mal endlich ein besserer Mensch und steck dein Geld lieber in die Vorsorge oder in eine Stiftung oder in funktionierende Velowege oder sonst irgendwas Sinnvolles!
Irgendwas sagt mir, ich werde kläglich scheitern.
Drückt mir die Daumen!
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Massierte Minderwertigkeitskomplexe. Frau Bitterbös 98: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Neulich wollten sich eine Freundin und ich etwas Gutes tun, und wir entschieden uns für eine Massage. Und zwar für eine Partnermassage - klingt versaut, ist es aber nicht. Es ging einfach nur da drum, dass wir beide zur selben Zeit massiert werden wollten, ob im selben Raum oder nicht. Damit die eine nicht auf die andere warten musste.
Wir entschieden uns also für einen fancy Yoga Place (was mich an Blogpost Nummer 89 erinnert - meine Yogakarriere ist übrigens schon wieder vorbei!), wo schon beim ersten Betreten alles nach Gesundheit und Veganismus und Entspannung und SeineMitteFinden schrie. Die besten Voraussetzungen also, um ein neuer Mensch zu werden!
Als wir am Empfang den Termin für den nächsten Tag machten, witzelten wir schon, was die uns wohl für Masseurinnen oder Masseure zuteilen würden. Sicher so zwei männliche Topmodels, damit die Situation ja noch akwarder würde, als sie sonst schon ist. Ich meine, an einer medizinischen Ganzkörpermassage OHNE HAPPY END ist ja nichts dabei, aber immerhin liegt man halbnackt dort und der andere knetet überall an einem rum, man kann also nicht abstreiten, dass das eigentlich schon was ziemlich Intimes ist und man so einiges von sich preisgibt, ob man will oder nicht. Da ist es einem lieber, wenn einem die Masseurin oder der Masseur wirklich gar nicht gefällt, denn sonst bekommt das Ganze irgendwie einen noch peinlicheren Touch.
Tja, Pech gehabt. Natürlich standen am nächsten Tag tatsächlich die beiden männlichen Topmodels im fancy Yoga Place, um uns in Empfang zu nehmen. Be careful what you wish for, sag ich da nur!
Auf dem Weg in den Massageraum mussten sich meine Freundin und ich das Lachen verkneifen, und als uns die beiden durchtrainierten Adonisse dann kurz zum Umziehen (oder besser gesagt Ausziehen) allein liessen, konnten wir uns nicht mehr zurückhalten: "Oh Gott, das erinnert mich jetzt irgendwie an Sex and the City!" - "Verarscht uns hier jemand? Haben die uns hier gesehen und gedacht: 'Na, die haben's nötig, denen schicken wir gleich das grosse Geschütz!' oder was?" - "Ui, zum Glück habe ich heute nicht die ganz hässliche Unterhose an!" - "Ich nur einen Tanga! Das ist mir jetzt aber mega unangenehm!" - "Was meinst du, wer massiert wen? Willst du lieber den dunklen oder den blonden?" - "Wie war das nochmal in Sex and the City?" - "Samantha flog aus dem Spa, weil sie sich an den heissen Masseur ranmachte." - "Ah, ja?"
Ist das jetzt übrigens so ein Fall für #metoo? Liebe Männer, falls ihr euch gedemütigt fühlt: Das war alles nur "Lockerroom talk", wir machten uns einfach nur lustig über die Situation. Und versuchten so, unsere Nervosität etwas zu dimmen. Denn ehrlich gesagt, war es für mich mit der Tiefenentspannung erstmal vorbei. Und das hat nichts mit den Masseuren zu tun, die natürlich so gut aussehen dürfen wie sie wollen, sondern mit mir und meinen Minderwertigkeitskomplexen. Ja, jetzt liegt man also eben so halbnackt auf diesem Schragen und hat das Gefühl, kein Fettpölsterchen, kein Fältchen, keine Delle bleibt dem anderen verborgen. Gott, nicht so fest rütteln am Gesäss, das schwabbelt doch so! Wieso kann der so easy unter mein Schulterblatt greifen? Hab ich dort so viel Fett? Und man hat auch das Gefühl, man könnte für diese vermeintlichen Unzulänglichkeiten verurteilt werden: "Oh mein Gott, frisst die Gute denn nur Fast Food oder was? Und was sind das denn für komische Verspannungen hier? Wie kriegt man denn sowas? Schon mal was von Sport gehört??" Solche und ähnliche Gedanken liessen mich während der ganzen Massage nicht los - obwohl sie wirklich top war! Wie ein junges Geisslein sprang ich hinterher vom Tisch, mit total lockeren Muskeln, dafür etwas angespanntem Kopf.
Meine Freundin, ich und die beiden Masseure unterhielten sich hinterher noch ein wenig. Ihrer (der dunkle) machte ihr ein Kompliment: Er habe schon gemerkt, dass sie sehr athletisch sei, diese Beinmuskeln seien beeindruckend und es freue ihn, dass sie ihrem Körper Sorge trage. Meine Freundin zählte daraufhin ihre sportlichen Aktivitäten auf, und ich lachte nur nervös und meinte: "Tja, ich mache gar nichts davon!" Insgeheim hoffte ich, mein Masseur (der blonde) würde nun etwas erwidern, so im Stil: "Och, das merkt man aber gar nicht" oder so.
Aber leider schwieg er beharrlich.
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