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Frau_Bitterboes
Frau_Bitterboes
FreeÖppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
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Kurze Hosen. Frau Bitterbös 91: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Gestern am Rundfunk.FM im Landesmuseum, ich stehe vor dem WC-Wagen in der Schlange. Vor mir zwei blutjunge Frauen, die eine erzählt von ihrem 25. Geburtstag."Gopferdelli, ich bin scho huere alt!"Ihre Freundin: "Nei, spinnsch, du bisch im Fall immer no mega jung! Du gsehsch immer no us wie 20!"Ich habe Mitleid.Mit mir. Am selben Abend eröffnet mir eine Bekannte, ich sei ja jetzt auch in dem Alter, in dem ich keine kurzen Hosen mehr anziehen könne. Weil's einfach scheisse aussehe.Ja, an ihr vielleicht. Meine Lieben, ich bin 40 geworden. Der Titel dieses Blogs hat sich geändert. Ich mich selber aber nicht. Gut, mit 40 wird man langsam wehmütig und sieht deutlicher, was alles hinter einem liegt. Aber auch, was alles noch kommen könnte. Und das Schöne dabei: Man muss in diesem Alter nicht mehr warten. Man macht einfach. Also trage ich weiterhin kurze Hosen, weil ich eh finde, die zieht man einfach an, solange es heiss ist auf dieser Welt. Punkt. Danke für eure Gratulationen! Eure B.
- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- In meinem Bett.
- Meine Lieblingsbar:
- Mein Bett.
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- In meinem Bett.
Kurze Hosen. Frau Bitterbös 91: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Anfang 40 geht mit dem Leben um.
Gestern am Rundfunk.FM im Landesmuseum, ich stehe vor dem WC-Wagen in der Schlange. Vor mir zwei blutjunge Frauen, die eine erzählt von ihrem 25. Geburtstag.
"Gopferdelli, ich bin scho huere alt!"
Ihre Freundin: "Nei, spinnsch, du bisch im Fall immer no mega jung! Du gsehsch immer no us wie 20!"
Ich habe Mitleid.
Mit mir.
Am selben Abend eröffnet mir eine Bekannte, ich sei ja jetzt auch in dem Alter, in dem ich keine kurzen Hosen mehr anziehen könne. Weil's einfach scheisse aussehe.
Ja, an ihr vielleicht.
Meine Lieben, ich bin 40 geworden. Der Titel dieses Blogs hat sich geändert. Ich mich selber aber nicht.
Gut, mit 40 wird man langsam wehmütig und sieht deutlicher, was alles hinter einem liegt. Aber auch, was alles noch kommen könnte.
Und das Schöne dabei: Man muss in diesem Alter nicht mehr warten. Man macht einfach.
Also trage ich weiterhin kurze Hosen, weil ich eh finde, die zieht man einfach an, solange es heiss ist auf dieser Welt. Punkt.
Danke für eure Gratulationen!
Eure B.
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Diagnose: Verkaufsucht. Frau Bitterbös 90: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tusse Ende 30 geht mit dem Leben um.
Wer mich kennt, der weiss: Ich verkaufe gerne Sachen. Online.
Alles, was ich nicht mehr brauchen kann, wandert bei mir auf ronorp.net, anibis.ch, tutti.ch, den Facebook Marketplace und Co.
Zum Fixpreis - deshalb lasse ich Ricardo und ebay aus. Mit mir wird nicht gefeilscht!
Und ich bin gut!
Was ICH schon alles losgeworden bin!
Uralte Tintenstrahldrucker. Stereoanlagen mit Kassettenfach. Uncoole Kleider (meine alte Skijacke in Neonfarben schaffte es bis nach Bern!). Klapprige Velos. Nicht-smarte Fernseher. Unpraktische Kleiderschränke. Klobige Kommoden. Zu kleine Koffer. Zu grosse Schuhe (haha, SCHERZ!! Sowas gibt es bei mir gar nicht!). Unbequeme Stühle. Wackelige Bücherregale. Halbkaputte Plastik-Kleiderbügel. Vaters zu fruchtbare Fische. Mutters geschmacklose Kaffeetassen-Sammlung. Ihre noch geschmacklosere Etagère.
Alles weg - und erst noch für Geld!
Verkaufen im Netz ist irgendwie ein Hobby von mir. Liegt vielleicht daran, dass ich nicht gerne Sachen wegschmeisse. Vielleicht auch daran, dass ich geldgierig bin - ok, nein, das stimmt nicht, ich verschenke viele Dinge, die ich nicht mehr brauche oder will, an Freunde und Familie. Aber wenn die das auch nicht wollen, dann wähle ich eben den digitalen Weg.
Klingt weird und ist es auch. Aber so bin i halt, gäll.
Es gibt ja Kaufsucht. Gibt es eigentlich auch VERkaufsucht? Ist das in irgendeinem medizinischen Werk dokumentiert?
Anyway, Verkaufen tut gut und bereichert - ich meine jetzt nicht nur finanziell, sondern auch seelisch. Es sind diese wunderbaren Erlebnisse, die man so auf dem Weg vom Marketing bis zum Sale macht, was man dabei alles für nette Menschen trifft:
- Diejenigen, die einem eine Message mit "5 Francken. Ich näme." schicken (und ich habe den Artikel für 42 Franken ausgeschrieben).
- Diejenigen, die unbedingt mein rostiges Velo wollen, und dann am ausgemachten Tag nicht erscheinen, um es abzuholen und einen auf sämtlichen sozialen Medien und auf dem Handy blockieren (ich kann es nicht genug wiederholen: FUCK YOU!!!!!).
- Diejenigen, die mit der gesamten Familie inklusive der uralten Grossmutter vor der Türe stehen, damit diese deine ausgeleierte Gästematratze höchstpersönlich inspizieren und grünes Licht geben kann für den Kauf (ich hoffe, die Matratze wurde dann nicht ihr eigenes Bett!).
- Diejenigen, die deinen ausgedienten Sessel ins Auto laden und dir dann statt der festgelegten 50 Franken doch nur ein Zehnernötli in die Hand drücken und finden: "Das langed scho, oder?" (hat es übrigens nicht - und ich kann da SEEEEEEEHHHR überzeugend sein!).
- Diejenigen, die deine hässlichen Schuhregale ins Auto laden und dann sagen: "Mischt, ich han gar nöd gnueg Bargeld debi, ich bring's der morn, ich versprich's!" (einmal reingefallen, gutmütig wie ich bin, ich geb's zu!).
- Diejenigen, die sich auf das Inserat mit den alten Turnschuhen melden und dann merken, dass sie genau über deiner Mutter wohnen (worauf sie sich dann auch nicht trauen, dich zu verarschen - Vorteil!).
- Diejenigen, die beleidigt sind, dass du den riesigen Kleiderschrank für 15 Franken nicht schon selber auseinandergeschraubt hast und auf der Türschwelle wieder kehrt machen.
- Und auch diejenigen, die total strahlen, wenn sie deinen nie benützten Hometrainer abholen und sich mega darüber freuen, dass sie jetzt mindestens 300 Stutz gespart haben!
Für solche Momente lebe ich!
Und diesen Sommer werde ich noch einen Schritt weitergehen: Ich vergrössere mein Wirkungsfeld und gehe vom virtuellen auf den realen Flohmarkt!! OH. MY. GOOOOODD!!!!!!!!!
Kommt mich besuchen! Ihr erkennt mich an der guten Laune!
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Savasana. Frau Bitterbös 89: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Jetzt habe ich das auch mal probiert mit diesem Yoga.
Gehört ja offenbar zu einem lebenswerten Leben dazu, wenn ich mich so umschaue. Überall Popup-Yoga und Yoga Nights, Yoga Retreats, Bikram Yoga, Airyoga, Ashtanga Yoga, Yoga am See, Yoga für Schwangere, Bedtime Yoga, Yoga zum Aufwachen, Yoga gegen Stress, Chi Yoga, Om Yoga und, und, und...
Bei mir ist es ja so: Seit knapp 4 Jahrzehnten suche ich nach einer Sportart, die ich nicht schon nach zwei Wochen wieder aufgebe. Es ist nunmal so, dass in meinem Erbgut das Sportgen vollständig fehlt, das Schlechte-Gewissen-Gen aber sehr ausgeprägt ist. Oder anders gesagt: Ich muss praktisch 24 Stunden gegen den inneren Schweinehund ankämpfen, der mir sagt, Liegen und Fressen ist viel toller als Rennen und Springen. Denn die andere Stimme in meinem Kopf macht mir auch 24 Stunden am Tag klar, dass ein Mensch, der keinen Sport treibt, ein SCHLECHTER Mensch ist, langweilig, fett, krank und unbeweglich.
Meine Liste der Sportarten, in denen ich bereits kläglich gescheitert bin, ist lang: Rhythmische Sportgymnastik, Geräteturnen, Krafttraining, Fussballspielen, Skifahren, Schlittschuhlaufen, Zumba. Nirgends war ich talentiert und nirgends wurden bei mir diese Hormone ausgeschüttet, von denen die Ärzte doch immer sprechen, die, die so total glücklich und relaxed machen sollen! Fehlen mir vielleicht gewisse Drüsen?
Ausser mit dem Velo in der Stadt rumkurven war Sport war für mich immer Mord. Ich sah nie einen Sinn darin, mich für etwas körperlich anzustrengen, das mir gar keinen Spass macht. Wieso um 5 Uhr Früh aufstehen und mühevoll einen Berg hinaufkraxeln, was erwartet mich denn da oben auf dem Gipfel schon? Nicht mal ein Kafi!
Aber eben, das schlechte Gewissen... jetzt also Yoga.
Auch, weil mir die Philosophie gefällt. Und ich finde sowieso, in Asien sind sie uns in Punkto gesund und achtsam Leben weit voraus, in der Theorie jedenfalls.
Es dauerte allerdings ein wenig, bis ich ein Studio fand, in dem es für meinen Geschmack nicht zuuuu esoterisch zu- und herging, denn das mag ich nicht.
Ja, sorry, ich habe eine Schauspielschule absolviert, ich musste jahrelang durch meinen Anus atmen und ein "HA!" zulassen, ich habe seelische Schäden davongetragen! Darum: Es darf ruhig voll öd und weltlich sein.
Und dann das grosse Staunen in der ersten Stunde: Ich wusste ja nicht, wieviele Schlangenmenschen es in diesem Zürich gibt, vor allem Frauen! Die können sich mühelos in alle Richtungen verbiegen, und ich kriege nicht mal einen gescheiten Schneidersitz hin (konnte ich schon als Kind nicht)! Ich dachte ja, Yoga könnte was für mich sein, weil es da mal nicht darum geht, am schnellsten, ausdauerndsten und stärksten zu sein und möglichst viel zu schwitzen. Aber ich scheiterte ja nur schon an den Anweisungen: "Let's do Child's Pose! Down-facing dog! Kleine Kobra! GROSSE Kobra! Virabhadrasana! Utthita Trikonasana!"
Immer schön von den anderen abschauen und dann merken: Sorry, aber diese "Taube" und so, DAS TUT DOCH WEH!!! Und dieses endlose Abwechseln von Hund, Kobra, Krieger und ich weiss nicht was ist sauanstrengend!
Meine Lieblingspose bald: Savasana, die Totenstellung. In der schlägt mich wenigstens keiner.
Nach einigen Stunden mehr war mir klar: Ich brauchte einen Chiropraktiker. Und der bestätigte mir das auch: Muskelentzündung in der Schulter, noch ein paar Mal akkupunktieren, dann sollte ich den Arm auch wieder über den Kopf bringen.
Und dann klappt das sicher auch wieder besser mit diesem Yoga.
Ich bin gespannt, wie lange ich diesmal durchhalte. Meine Hoffnung: Bald ziehe ich in die Nähe des Yogastudios, das wird meine Motivation hoffentlich befeuern.
Ja, ihr habt richtig gelesen: Ich ZÜGLE, fertig Wohnung Suchen, juppieeee!!! Vielleicht macht mich der neue Wohnort also auch noch zum Yogi?
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An die Hobby-Polizisten. Frau Bitterbös 88: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Wisst ihr, wer mich so richtig auf die Palme bringt?
Leute, die bei anderen Leuten kucken, ob sie die Regeln einhalten.
Und damit meine ich jetzt nicht, ob sie klauen oder morden oder so, denn da bin ich ja auch dafür, dass wir alle ein Auge drauf haben. Nein, ich meine Regeln wie: "Nicht bei Rot über den Zebrastreifen gehen!" und "Nicht das Auto im Parkverbot abstellen!". Offenbar gibt es zahlreiche Hobby-Polizistinnen und -Polizisten auf dieser Welt, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, der richtigen Polizei ein bisschen Arbeit abzunehmen und damit die Welt zu verbessern. Nice try! Denn alles, was sie mit ihrem Verhalten schaffen, ist es, mir ganz entsetzlich auf den Sack zu gehen (obwohl ich ja gar keinen habe, aber das macht die Sache auch nicht besser!)!!
Ein Beispiel: Vor ein paar Tagen wollte ich mit meinem Velo von A nach B fahren. Dazwischen lag eine Einbahnstrasse, deren Fahrtrichtung nicht zu meinen Gunsten war. Also wich ich kurzerhand aufs Trottoir aus. Ein schickes Cabriolet kam mir entgegen, und der Typ am Steuer brüllte mir schon von Weitem zu: "ABSTIIIIIEEEGGGEEEE!!!!!!!!!!!!!"
Ich meine, ok, ja, ich habe das Gesetz gebrochen - ich fuhr Velo auf dem Trottoir und gehöre dafür gefoltert und exekutiert. Allerdings wird das die RICHTIGE Justiz in die Hände nehmen und sicher niemand, der offenbar seinen Beruf verfehlt hat und IT-Manager oder Bäcker geworden ist anstatt Polizist! Also, reg dich wieder ab, Alter!
Und des Weiteren möchte ich hier noch ganz klar betonen: Ich habe mit meinem Verbrechen weder den Cabrio-Fahrer noch andere Menschen irgendwie behindert oder in Gefahr gebracht, denn ausser mir und ihm war niemand zugegen, und da er ja auf der Strasse und ich auf dem Trottoir fuhr, kamen wir uns auch null in die Quere.
Deshalb auch hier, Typ im Cabrio: Relax!
Ich stieg natürlich nicht ab und warf ihm nur einen sehr abschätzigen Blick zu. Ehrlich gesagt, war mein Puls aber sofort auf 180, und ich hätte ihm am liebsten das F-Wort hinterhergerufen. Was hat er denn erwartet? Dass ich mich bei ihm entschuldige und bedanke, dass er mich auf meinen Faux-pas aufmerksam gemacht hat und dann brav zu Fuss weitergehe? Hält sich der Typ wirklich für so wichtig??
Er ist doch einfach nur ein ARSCHLOCH!!
Sorry, ich habe lange über einen etwas netteren Ausdruck nachgedacht, aber ich musste zum Schluss kommen, dass mir für solche Leute einfach nichts Netteres einfällt, sorry noch einmal. Da kriech isch Plack!!! Get a fucking life, dann ist es dir nämlich auch nicht mehr so langweilig, und du musst keine anderen Menschen mehr bevormunden!
Anders wäre es natürlich gewesen, wenn ich mit meinem Velo eine Schneise in einen Schwarm von Fussgängern geschlagen hätte. Wenn ich vom Trottoir auf die Strasse direkt vor das Cabrio gerast wäre. Denn dann hätte ich mit meinem Regelbruch andere Menschen genervt oder gar verletzt. Und dann hätte der Typ einen Grund zum Schreien gehabt. Genau so, wenn ich meinen Abfallsack mal schnell auf dem Trottoir entleert hätte. Vor eine Haustür gepisst oder meinen nicht verhandenen Porsche auf den Tramschienen parkiert hätte. All das: Grund zum kollektiven Schreien. Mit dem Velo auf dem leeren Trottoir fahren: Nur Grund zum Schreien für einen AUSGEBILDETEN Polizisten, denn das ist schliesslich sein Job.
Für alle Hobby-Polizistinnen und -Polizisten: Wenn ihr unter 35 seid, gibt es Hoffnung für euch, dann könnt ihr euch nämlich noch an der Zürcher Polizeischule bewerben. Und die älteren: Zieht euch doch amigs einfach an der Fasnacht eine Uniform über und geht DANN allen anderen auf den Sack, bei dem Alkoholpegel stört sicher niemanden.
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Generation Offen. Frau Bitterbös 87: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Neulich sass ich bei meinem Lieblings-Asiaten im Seefeld.
Keine Angst: Es geht nicht wieder ums Essen.
Nein, mein Khao Soi war hervorragend wie immer, da gibt's nichts weiter dazu zu sagen. Und es wollte auch niemand von meinem Teller probieren (siehe Frau Bitterbös Nr. 86).
Nein, ich wollte viel mehr von meiner Tischunterhaltung erzählen. Denn direkt neben mir sass eine Gruppe 20-jähriger, zwei Männer, zwei Frauen.
Frau 1 zu Frau 2: "Sind er etz eigetlich zäme?"
Frau 2: "Aso, nei, mir sind nöd exklusiv."
Frau 1: "Aber ihr gsehnd eu voll vill!"
Frau 2: "Ja, eh, fasch jede Tag. Aber er isch nöd min feschte Fründ."
Mann 1: "Händ er en offeni Beziehig?"
Mann 2: "Ah, das han i au scho gha!"
Frau 2: "Ja, genau. Es isch voll entspannt. Mir chönd beid mache, was mer wännd. Aber mir händ's voll guet!"
Frau 1: "Cool!"
Und sie und die Männer nicken verständnisvoll, und alle nehmen einen Schluck ihres Hugos.
Ha! Wie erwachsen!
Als ich noch in den 20ern war, hätte das in meiner Clique niemand gesagt: "Neeeeeei, das isch nöd min Fründ, dä bumst no mit ganz vill anderne und ich au, aber mängisch bumsed mer au zäme und es isch voll super und entspannt!" Da gab es eigentlich nur so: "Ja, mir sind jetzt zäme, er isch min Fründ, ich bin ja sooooooo verliebt, er isch ja sooooooo härzig, alli Wuchenend verbringed mer immer zäme und under dä Wuche gsehmer eus a vier Öbige, es git überhaupt gar niemert suscht uf dä ganze Wält, wo besser wär als er, und ich bin au sini absolut Traumfrau, wänn er mich würd betrüge, wär für mich sofort verbii!"
Tja, aber irgendwann kam Tinder und dann merkten wir alle bald, dass es auf der Welt sehr wohl auch noch andere gibt als nur die Personen an unserer Seite. Warum sich festlegen, wenn die Auswahl doch fast unendlich ist und ich mit ein paar Klicks ein Date für den Abend ausmachen kann? Jeden Abend?
Nun, wenn ich ehrlich bin, gerade, was die Monogamie betrifft, habe ich auch so meine Zweifel. Ich denke, das ist einfach gegen die Natur, die hat uns nicht so gebaut, dass wir nur genau EINE Person auf der Welt interessant und sexuell attraktiv finden. Es mag Leute geben, die ihre Triebe ein Leben lang unterdrücken oder eben nur auf einen Partner konzentrieren können. Aber ich glaube nicht, dass das viele so komplett mühelos schaffen. Die supermonogame Beziehung ist ein künstliches, aufgezwungenes Konstrukt. "Ich gelobe, dir treu zu sein, bis dass der Tod uns scheidet" - mal ehrlich: Wer kann sowas schon mit gutem Gewissen versprechen? Wer weiss schon, was die Zukunft bringt? Und vor allem: Ist dieses Versprechen denn überhaupt nötig? Ist sexuelle Treue wirklich das, was eine gute Beziehung ausmacht?
Für mich sind das eher die Ehrlichkeit und Verlässlichkeit. Es ist mir lieber, man gesteht dem Partner etwas ein, anstatt dass man es heimlich macht oder mühevoll unterdrückt und dann todunglücklich ist. Wir sind alle nur Menschen mit Trieben. Das Geheimnis einer guten Beziehung ist vielleicht, einen gemeinsamen Weg zu finden, um mit den Trieben umzugehen, ohne den anderen zu verletzen. Und die Basis der Beziehung sollte eh nicht der Sex sein, sondern der Wille, füreinander da zu sein, egal, wie scheisse das Leben gerade ist.
Jetzt sind die vier 20-jährigen beim Asiaten ja quasi mit Tinder und Co. aufgewachsen. Sie haben also wahrscheinlich einen anderen Bezug zu Sex und Beziehung als meine Generation in ihrem Alter. Für sie ist es selbstverständlich, mit Menschen auf der ganzen Welt in Kontakt zu treten, sofort und ganz easy, über Facebook oder Snapchat. Und wenn die Person nicht mehr passt, entfriended man sie einfach oder swiped nach links. Und gerade, weil man diese Möglichkeiten hat, ist die erzwungene Monogamie völlig fehl am Platz. Drum also lieber von Anfang an eine offene Beziehung, weil man sich sonst ja eh unglücklich macht, gegenseitig.
Ob das jetzt besser oder schlechter ist als zu meinen Zeiten, wo man sich NUR face to face kennenlernen und nicht gegenseitig löschen konnte, und deshalb auch auf absolute Treue bestand, will ich hier gar nicht beurteilen.
Aber ich finde es heute komplizierter, das ganze Dating- und Beziehungszeugs. Die schier unendliche Auswahl überfordert und die schwindende Verbindlichkeit frustriert. Ich meine nicht die sexuelle Verbindlichkeit, sondern überhaupt die Bereitschaft, mit jemandem gemeinsam durchs Leben zu gehen. Das kann man nämlich auch, wenn man mal mit anderen Sex hat.
Aber die jungen Leute von heute haben da glaub's ganz andere Probleme:
Frau 2: "Mini Muetter wett en immer kännelerne! Aber ich mein, sorry, ich cha doch dä nöd heibringe, er isch nöd min Fründ!"
Mann 2: "Dini Eltere wännd eifach wüsse, mit wem du immer abhängsch!"
Frau 1: "Ja, aber sie cha ja würklich nöd säge, hey, das isch dä Fabian, mir händ en offeni Beziehig!"
Denn wahrscheinlich sind Frau 2s Eltern noch älter als ich.
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schade eigentlich... denn wer will schon auf Gefühle verzichten?
Futterneid. Frau Bitterbös 86: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Neulich war ich mit einer Freundin im Restaurant. Mach ich eigentlich total gerne, auswärts essen. Wenn mich dabei nicht immer die selbe, grässlich Angst plagen würde. Nämlich die, dass mein Gegenüber diese eine teuflische Frage stellt:
"Nimmsch du das und ich das, und dänn chömmer teile?"
AAAAAAAAHHHHHHHHHHHHH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Ich hasse das!!
Ich kann diese Phobie und Abneigung nicht erklären, aber es ist einfach eine Tatsache, dass ich beim Essen nicht gerne teile. Du kannst alles haben: Mein Velo, meine Kleider, meinen Badge im Büro, meinen Staubsager - aber nicht meinen Food! Mich macht das einfach wahnsinnig nervös. Wahrscheinlich meldet sich bei mir bei dieser Frage jeweils sofort dieser Ur-Überlebensdrang, der in uns allen schlummert, und mein Hirn gibt mir das Signal: Du könntest verhungern, wenn dir die anderen etwas wegfressen, nur der Stärkste überlebt, es hat hier keine Platz für Nächstenliebe!
Das mit dieser Teilerei ist ja eh so eine Sache. Ich meine, kriegt man da sicher immer haargenau gleich viel Essen wie der andere? I doubt it. Vor allem nicht beim System: "Aso, mir essed doch eifach mal d Hälfti und dänn tuusched mer dä Täller, oder?" - ähääää! Ganz sicher frisst du nur die Hälfte!! Logisch kommt da noch ein Schnäfel mehr Pizza weg oder drei Spaghetti zu viel! DAS GEHT NICHT!! Körper schreit: ALAAAARRRMMMM!!!!
Futterneid sagt man dem, oder? Muss genetisch sein, damit kommt man zur Welt. Also, bei mir jedenfalls ist das so, scheint sogar ein seeeeehhr ausgesprägtes Allel zu sein (ich bin sehr stolz, dass mir dieser Begriff aus dem Biologieunterricht im Gymi im Gedächtnis geblieben ist - und ja, tatsächlich, ich habe eine Matura, da staunt ihr, was?).
Noch viel beschissener allerdings finde ich, wenn man mir im Restaurant eröffnet: "Also, ich mag im Fall eh nöd e ganzi Portion, bstelled mer eifach einen Teller für eus beidi?" Ähm, nein? Weil ICH mag eine ganze Portion, ehrlich gesagt, mögte ich deine gleich noch mit! Wenig essen - sorry, aber so etwas gibt es nicht in meiner Welt. Wie gesagt, es könnten ja mal ganz harte Zeiten kommen, wir könnten eingeschneit werden, die Russen könnten vor der Grenze stehen, Trump uns mit immensen Zöllen belegen - und was mach ich dann ohne Fettreserven? Will ich als erste sterben? NEIN!
Und NEIN, ich geb dir auch nicht von meinem Food zu probieren! "Dörf i en Biss?" - oh Gott, da wird mir jeweils ganz anders! Der Biss ist eh immer der eines Pottwals! Und eine fremde Zunge an meinem Glacé finde ich auch nicht so prickelnd.
Ja, so bin ich dann. Sälber ässe macht feiss.
Aber zurück zum Restaurantbesuch, mit dem dieser Text hier eigentlich begann. Meine Freundin wollte zum Glück nicht teilen und mochte auch eine ganze Portion alleine essen. Nur einmal fragte sie so nebenbei: "Isch diis guet?" Und da wurde ich für einen kurzen Moment nervös.
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