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Frau_Bitterboes
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- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
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KRACH! BUMM!! BÄMM!!!: Frau Bitterbös 32: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Heute Morgen war ich im Krieg.
Links und rechts schlugen die Granaten ein. Ich konnte sie nicht sehen, aber deutlich hören und spüren, wie die Erde zitterte.
BUMM!! BUMM!! BUMM!!
Regelmässig wie Hammerschläge.
Dann ächzten die hohen Gebäude über mir, sie neigten sich immer mehr zur Erde. Mit einem Krach brachen die Gemäuer ein, die Brocken stürzten geradewegs auf mich herab. Ich versuchte zu laufen, kam aber keinen Schritt vorwärts, war wie eingefroren. Schützend hielt ich die Hände über meinen Kopf und kniff die Augen zusammen.
Oh Gott, wenn ich jetzt sterben muss, dann bitte, lass es schnell und schmerzlos geschehen!
PÄNG!!! WAMM!!! ZIUUUMMM!!!!
Ich hatte Glück: keines der Trümmer, das um mich herum in den Boden einschlug, traf mich.
Dichter Staub wirbelte auf, ich hatte Mühe zu atmen, es würgte mich, die Sicht war getrübt.
Wo um Gottes Willen rannte ich hin? Rannte ich überhaupt?
IIIIIIIIIIIHHHHHHHHKKKKRRRRRRRRRRKKKKKKKK!!!!!!!!
Ein scharfes Geräusch von quietschendem Metall durchschnitt die Luft, es schmerzte in den Ohren. Ich sah durch die Wand aus Staub, wie irgendwo weit entfernt die Funken sprühten.
Dann war da plötzlich irgendwas vor meinen Füssen, ein Stück Mauer oder so, ich stolperte, stürzte. Der Boden unter mir war in Bewegung, es rumorte wie bei einem Erdbeben. Irgendetwas bewegte sich auf mich zu, irgendetwas Grosses, Monströses. Es rollte unerbittlich heran und machte alles platt, was sich in seinem Weg befand. Ich hörte, wie es unter seiner gewaltigen Walze krachte und splitterte. Dazu pfiffen erneut Granaten durch die Luft und schlugen tiefe Krater in die Strasse, IIIIUUUUUUUUUHHHH BUUUMM!!!!!
Ich versuchte, auf allen vieren davon zu kriechen, mich irgendwo in Sicherheit zu bringen. Es kam immer näher, dieses Ding, der Krach wurde immer lauter, der Staub um mich herum irgendwie immer heisser, irgendwo brannte es. Ich krallte mich in die Trümmer am Boden, zog mich verzweifelt vorwärts, aber ich war nicht schnell genug...
BÄÄÄÄÄÄMMMMMM!!!!!
Dann schreckte ich schweissgebadet im Bett auf und merkte: die Handwerker auf der Baustelle vor meinem Haus hatten wieder besonders früh mit der Arbeit begonnen.
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An die Gutmenschen: Frau Bitterbös 31 - das Leben ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Ha! Es ist wieder mal so weit: eine neue Solidaritätswelle rollt über uns drüber.
Nach der Ice Bucket Challenge und Je suis Charlie sind jetzt die Flüchtlinge dran. Kaum geht man mal auf Facebook oder Twitter, schon starrt einem das tote Kind am türkischen Strand entgegen. Die Medien berichten pausenlos vom Chaos an der ungarisch-serbischen Grenze und auf den Inseln im Mittelmeer, aber die Friends wissen scheinbar nicht, dass man zu Hause auch Fernsehen, Internet und Radio hat, und deshalb posten sie sicherheitshalber mal eifrig die Links der Berichterstattung in den social media, es könnte sie ja sonst jemand verpassen. Man erhält reihenweise elektronische Einladungen und Aufrufe zu Demos und Spendenaktionen, dazu jede Menge Gefühlsausbrüche, manchmal auch rassistische, aber die werden nie unkommentiert stehengelassen und ihre Urheber unliked und unfriended.
Denn alle sind so schrecklich betroffen. Alle.
Schön.
Es ist so einfach, sich als Gutmensch zu fühlen, nicht wahr?
Ein kurzer Post auf Facebook. Ein Like unter eine Einladung zum Kleidersammeln - auch wenn man ja eh nicht hingeht. Unter ein Bild mit "Refugees welcome" - auch wenn man eigentlich froh wäre, gäbe es ein bisschen weniger Asylsuchende hier. Öffentlich seine Empörung äussern gegen die Chefs der EU - auch wenn man sonst nicht mal abstimmen geht und von Politik keine Ahnung hat.
Aber alle anderen machen es ja schliesslich auch, und man muss doch zeigen, dass man sich total gut auskennt in dem, was da so geschieht auf der Welt, schliesslich sieht man das doch jetzt täglich im Fernsehen, diese Flüchtlingsströme, und was ihm Fernsehen stattfindet, ist richtig und wichtig und da muss man allen anderen doch klar machen, dass man voll mit dabei ist und das einfach nicht fair findet, was diese Flüchtlinge alles durchmachen müssen und dass einem das nicht egal ist, denn egal ist es doch nur der SVP und die SVP gut finden, das ist völlig uncool und gibt auch nicht so viele Likes auf Facebook.
Helft den Flüchtlingen, bitte. Ja, helft ihnen, JESSES! Aber haltet die Klappe!! Es geht hier nicht um euch, es geht um die, die unsere Hilfe dringend benötigen. Es interessiert keine Sau, was ihr hier für Gutmenschen seid, und in den Himmel kommt ihr auch nicht, nur weil andere fleissig eure Posts liken und retweeten und ein "Ich find's auch mega schrecklich! Mörgeli ist ein Arschloch!" darunter schreiben, beziehungsweise, ihr seid's ja schon, ihr lebt ja in der Schweiz.
Helft ihnen. Und bitte auch, nachdem die Solidaritätswelle wieder verebbt ist. Denn ihr werdet es nicht glauben: Flüchtlinge gab es schon immer. Und sie gibt es auch, wenn die Medien nicht darüber berichten und eure Friends keine Links posten.
Und jetzt kommt's noch ganz dick, sorry, dass ich euch eure eigenen heilen kleinen Welten vielleicht nun zerstöre, aber: eigentlich geht es überhaupt einem Grossteil der Menschen auf diesem Planeten so richtig scheisse. Sie haben nicht nur kein Facebook, sondern auch nichts zu Essen, keine Sicherheit, kein Dach über dem Kopf, keine medizinische Versorgung, keine Zukunft.
Und ja, tatsächlich, sie bräuchten IMMER unsere Hilfe.
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Nach rechts geswipet: Frau Bitterbös 30: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Vor ein paar Tagen am Central: während ich so mein Velo abschliesse, sehe ich, wie neben mir ein Mann auf eine Frau zugeht, die dort vor dem Starbucks steht und wartet. Beide sind so Anfang 30. Er hat ein verhaltenes Lächeln im Gesicht, die Hände lässig in den Jackentaschen, und sie wirkt ein wenig überrascht: "Oh, hallo, Soundso, da bist du ja!"
Und spätestens da weiss ich: Oh-oohh, akward TINDER-DATE!!!
Schnell die üblichen drei Küsschen, er behält die Hände in den Taschen. Ich sehe dann ganz genau, wie ihr Blick ihn blitzschnell einmal von oben bis unten scannt - offenbar hat sie jemand anders erwartet. Und er blickt so ein bisschen peinlich berührt an ihr vorbei auf die Strasse, als wäre da grad was total Interessantes vorbeigefahren, ein goldenes Tram oder so.
Die beiden gehen davon, brav nebeneinander, mit einem kleinen Sicherheitsabstand dazwischen, und er immer noch mit den Händen in den Taschen.
Ich verliere sie aus den Augen. Gott, ich wäre jetzt sooooo wahnsinnig gerne unsichtbar, um ihnen unbemerkt folgen und alles Weitere mitbekommen zu können! Ich kann mich aber nicht unsichtbar machen und ein kranker Stalker bin ich auch nicht, also muss ich mir den Rest des Dates in meiner Fantasie ausmalen:
Sie setzen sich also in ein Kaffee in der Nähe. Sie ist schon ein bisschen ernüchtert, denn irgendwie sah er auf den Tinder-Fotos besser aus als in Natura. Und auf denen hatte er auch noch Haare.
Er hingegen findet sie heiss, blond war schon immer sein Fall. Aber dass die so klein ist? Um die 1.70m wär ihm lieber. Und dann nervt er sich auch noch, als sie sich ein Cüpli bestellt - so ein scheiss Tussi-Gesöff!, schiesst es ihm durch den Kopf.
Er nimmt dafür einen frischen Pfefferminztee - und sie kriegt grad voll die Krise: Oh nein, so ein scheiss Gesundheitsapostel!
Das Gespräch dreht sich erst ums Wetter und den hinter sich gelassenen Arbeitstag. "Ah, interessant, ich wusste ja gar nicht, was Projektmanager so machen!"
"Ja, und wie ist das so als Sozialpädagogin, noch stressig?"
Seine Stimme hatte sie sich eigentlich ganz anders vorgestellt, irgendwie tiefer.
Ihm gefällt ihr Nagellack nicht.
Das Gespräch geht in die nächste Phase: Familienverhältnisse.
Sie hat zwei ältere Brüder, das findet er noch cool. Vielleicht zwei neue Gspändli zum Zocken an der Konsole?
Er hat eine jüngere Schwester, beide sind bei der Mutter aufgewachsen. So viel Weiblichkeit hat ihm sicher gut getan, denkt sie sich, da kann er wenigstens mit Frauen umgehen. Nicht so wie die anderen Arschlöcher, mit denen sie sich in der Vergangenheit getroffen hat.
Sie bestellt eine Cola, er noch einen Pfefferminztee. Sie will ja nicht schon am ersten Tag unter dem Tisch liegen und leichte Beute für ihn sein, HA! Lieber aufpassen mit dem Alkohol. Er erklärt, dass er von Schämpis eben Sodbrennen bekomme.
Sie überlegt sich, warum sie ihn im Tinder-Katalog damals eigentlich nach rechts geswipt hat. Ah ja, genau, weil er als einer der einzigen keine Fotos von sich beim Bergsteigen mit nacktem Oberkörper oder in engen Radlerhosen auf einem Mountainbike hatte.
Er überlegt sich dasselbe: nun ja, sie war eben blond und lachte so schön auf dem Bikini-Bild.
Sie fährt in den Ferien gern in den Süden, ans Meer. "Kälte, nein danke, da kannst du mich mit jagen!"
Er liebt das Skifahren. "Und die Polarlichter will ich auch mal noch sehen."
Langsam wird es spät. Man beschliesst, sich zu verabschieden und nach Hause zu gehen - also, jeder in sein eigenes. Bloss nicht schwach werden, denkt sie sich. Scheisse, denkt ER sich.
Klar, wolle man sich wiedersehen, unbedingt. "War cool, ja!"
Sie wartet drei Tage auf eine neue Nachricht von ihm. Dann schreibt sie selber. Sie treffen sich noch einmal, diesmal zum Essen.
Am dritten Date landen sie zusammen im Bett. Danach meldet auch sie sich nicht mehr.
Sie sind beide immer noch auf Tinder. Ihr Match besteht auch immer noch. Manchmal klickt einer den anderen an, um zu schauen, wann er zuletzt online war. Aber das ist auch schon alles.
Der Rest ist Swipen.
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Ich mache Schluss: Frau Bitterbös 29: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
29. Ich mache Schluss
Liebe Arschloch-Mücke
Wir müssen mal über unsere Beziehung sprechen. Sie ist nämlich leider einseitig: du liebst mich, aber ich liebe dich nicht. So geht das nicht weiter.
Nacht für Nacht suchst du mich heimlich heim - wirklich, ich höre nicht mal mehr dein Surren, wie machst du das eigentlich?? Aber dass du in meinem Bett warst, das merke ich dann jeweils am Morgen, wenn das Erste, was ich nach dem Aufwachen mache, Kratzen ist! Jawoll, und zwar oft an Stellen, bei denen ich mich wirklich frage, wie du da rangekommen bist!! Ich meine, mal ehrlich, aber wie schaffst du es an meinen Arsch, wenn der doch mindestens unter zwei Lagen Stoff steckt?? Angesichts deiner Grösse (sorry!) glaube ich wirklich nicht, dass du Decken heben und Unterhosen ausziehen kannst!! Und auch wenn du das könntest: das macht man einfach nicht ohne Erlaubnis!!
Ich fühle mich von dir vergewaltigt, ausgenützt und respektlos behandelt. Du kommst und gehst, wann es dir passt. Du bedienst dich an mir, wann du gerade Lust dazu hast. Du nimmst nur, aber gibst nichts. Du saugst mich aus bis auf die Knochen, wortwörtlich! Wegen dir musste ich übrigens schon mal mit einer auf Gummiboot-Grösse angeschwollenen Lippe arbeiten gehen, haha, danke vielmals!! Glaubst du, das mache Spass?? Ich habe dir schon so oft gesagt, dass ich das nicht will, aber das ist dir scheissegal, du egoistisches, respektloses Miststück! Wärst du nicht so verdammt schnell, ich hätte dir echt schon ein paar Mal deftig eins geklatscht, glaub mir das!!
Aber ich lasse es lieber erst gar nicht zu Gewalt kommen und mich so auf dein Niveau herab. Deshalb, liebe Arschloch-Mücke, habe ich nun beschlossen, diese seltsame Beziehung zwischen uns auf diesem Weg offiziell zu beenden. Nimm diesen Brief als mein Kündigungsschreiben, ich gehe fristlos. Wir haben wirklich nichts gemeinsam, ich meine, Blut trinken und durch die Nacht fliegen, ist einfach nur CREEPY!!! Mach das bitte mit jemandem, der deine Fetische teilt und der sich gerne den ganzen Tag kratzt - ich bin das jedenfalls nicht.
Ich wünsche dir für den Rest deines Lebens (fünf Tage oder so?) noch alles Gute.
Liebe Grüsse,
B.
P.s.: Uufff, jetzt fühle ich mich wirklich grad erleichtert! Endlich wieder nackt pennen!!
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