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Frau_Bitterboes
Frau_Bitterboes
FreeÖppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
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Zürich
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Wie dir dein Gehirn den Tag versauen kann: Frau Bitterbös 13 - Die Welt ist schlecht oder eine Zürcherin Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Heute Morgen bin ich aus einem richtig üblen Alptraum aufgeschreckt. So übel, dass mein Tag grad gelaufen war. Kennt ihr das? Ein einziger Traum, ein bisschen fiktives Kopfkino, eigentlich ist gar nichts passiert, man lag nur im Bett und schlief - und trotzdem würde man den Tag nun am liebsten damit beginnen, sich unter das Tram zu legen. Es ging um einen Riesenstreit. Ich hatte im Traum einen Riesenstreit mit Familie und Freunden, ich schrie mich heiser und schmetterte Dinge an die Wand. An den Grund erinnere ich mich nicht mehr, nur an dieses unglaublich intensive Gefühl, dass sich in meinem Bauch ausbreitete. So eine Mischung aus Wut, Hass, Enttäuschung, Trauer, Angst, Einsamkeit und Verzweiflung, also alles, was man an Beschissenem fühlen kann auf dieser Welt auf einmal. Und das Schlimmste daran: dieses Gefühl nahm ich nach dem Aufwachen dann grad noch mit rüber in das reale Dasein, es blieb an mir haften wie ein alter Kaugummi in den frisch gewaschenen Haaren, aber Haare kann man wenigstens abschneiden, Gefühle nicht, jedenfalls nicht, solange Gehirnamputationen noch ambitionierte Zukunftsmusik sind. Also sitze ich schon frühmorgens im ÖV und hoffe irgendwie, dass er explodiert. An der Sitzung im Büro nicke ich bedächtig zu den Worten des Chefs, dabei habe ich keine Sekunde lang zugehört und die ganze Zeit direkt durch seine Augen hindurch an die Wand hinter ihm gestarrt. Und auf dem WC heule ich heimlich und weiss nicht mal warum.Wieder zu Hause ziehe ich erstmal unerfreuliche Post aus dem Briefkasten, natürlich, wahrscheinlich habe ich mit meiner Deprostimmung auch noch grad das reale Unheil angezogen, danke auch. Dann schiesse ich all meine Feierabend-Pläne in den Wind und mache stattdessen - gar nichts. Gut, doch, das hier schreiben, haha (und es ist natürlich auch noch der 13. Beitrag, voll die Unglückszahl, Zufall oder auch dem Arschlochtraum zu verdanken??). Und per whatsapp mich ausheulen bei Familie und Freunden, weil in Wirklichkeit habe ich ja gar keinen Krach mit denen, es ist alles in Ordnung. Also, bei denen jedenfalls, bei mir selber herrscht das totale Chaos, da ist einfach immer noch dieses Scheissgefühl aus dem Alptraum, das geht nicht mehr weg, ich spüre richtig, wie es sich mit seinen grässlichen Tatzen in meinem Magen festkrallt und ich höre es lachen "Haha, du dumme Kuh, gib's auf, ich bleibe, ich lasse dich jetzt gaaaaaanz laaaaange leiden, das find ich geil!". Ich kriege Trostspenden, mein iphone piepst und klingelt, man kümmert sich geduldig um mich, nicht nur virtuell, auch so ganz in echt. Ich komme mir albern vor, mein Gott, ich zweifle an meinem Dasein wegen eines popeligen Traums, wie peinlich ist das denn!! Jetzt bin ich auch noch komplett durchgeknallt!! Aber hey, nein, wartet, Gefühle können doch nicht täuschen, oder...?? Man sagt doch, dass das Gehirn im Traum Eindrücke verarbeitet. Ok, dann müssen meine letzten Eindrücke aber ziemlich schlimm gewesen sein. Wie soll ich das jetzt deuten? Muss ich in meinem Leben mal aufräumen, damit solche scheiss Eindrücke mich erst gar nicht mehr erreichen? Stelle ich mir ziemlich schwierig vor, dann dürfte ich ja niemals wieder das Internet aufschalten, Radio oder Fernseher anmachen, eine Zeitung aufschlagen, mit keinem Arschloch mehr in Kontakt kommen und das Schwierigste: ich müsste vollkommen eiskalt sein, um auch wirklich gar nichts mehr spüren zu können. Uiuiui, irgendwas sagt mir, dass das wohl eher nicht klappen wird (obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass es solche halbtoten Zombies tatsächlich gibt unter uns). Oder sind solche Alpträume einfach eine Art "Laune der Natur", völlig zufällig, fantasievolle, aber unbedeutende Trickfilme, kleine Scherze unseres Gehirns? Warum aber kann es so etwas Unechtes schaffen, dir so echte Gefühle einzuflössen? Wie kann dir dein eigenes Gehirn den Tag so unglaublich versauen, und vor allem, warum sollte es das überhaupt wollen, ist es doch so auf Überleben und Fortpflanzung und Suche nach dem Glück getrimmt? Voll kontraproduktiv, wenn es dann schuld daran ist, dass du so aus dem Nichts Suizidgedanken hegst!Und OH MEIN GOTT HILFE: wie werde ich mich erst fühlen, wenn mir dann mal wieder in der REALITÄT etwas total Beschissenes und Grässliches passiert?? Ich kriege Panik!! Ich brauche jetzt ganz dringend was wirklich unschlagbar Saugutes, ECHTES am besten, um diesen verdammten Scheisstag wieder zu neutralisieren und aus meinem System zu bringen.Ideen willkommen. Danke.
- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
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ToastydamarakuhnR-Blueevelineleistpatriciafurrerfrida_zhAlice im WunderlandandreahamidaTheMadHatterazaninClaudiaRosaRota
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- In meinem Bett.
- Meine Lieblingsbar:
- Mein Bett.
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- In meinem Bett.
Wie dir dein Gehirn den Tag versauen kann: Frau Bitterbös 13 - Die Welt ist schlecht oder eine Zürcherin Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Heute Morgen bin ich aus einem richtig üblen Alptraum aufgeschreckt. So übel, dass mein Tag grad gelaufen war. Kennt ihr das? Ein einziger Traum, ein bisschen fiktives Kopfkino, eigentlich ist gar nichts passiert, man lag nur im Bett und schlief - und trotzdem würde man den Tag nun am liebsten damit beginnen, sich unter das Tram zu legen.
Es ging um einen Riesenstreit. Ich hatte im Traum einen Riesenstreit mit Familie und Freunden, ich schrie mich heiser und schmetterte Dinge an die Wand. An den Grund erinnere ich mich nicht mehr, nur an dieses unglaublich intensive Gefühl, dass sich in meinem Bauch ausbreitete. So eine Mischung aus Wut, Hass, Enttäuschung, Trauer, Angst, Einsamkeit und Verzweiflung, also alles, was man an Beschissenem fühlen kann auf dieser Welt auf einmal. Und das Schlimmste daran: dieses Gefühl nahm ich nach dem Aufwachen dann grad noch mit rüber in das reale Dasein, es blieb an mir haften wie ein alter Kaugummi in den frisch gewaschenen Haaren, aber Haare kann man wenigstens abschneiden, Gefühle nicht, jedenfalls nicht, solange Gehirnamputationen noch ambitionierte Zukunftsmusik sind.
Also sitze ich schon frühmorgens im ÖV und hoffe irgendwie, dass er explodiert. An der Sitzung im Büro nicke ich bedächtig zu den Worten des Chefs, dabei habe ich keine Sekunde lang zugehört und die ganze Zeit direkt durch seine Augen hindurch an die Wand hinter ihm gestarrt. Und auf dem WC heule ich heimlich und weiss nicht mal warum.
Wieder zu Hause ziehe ich erstmal unerfreuliche Post aus dem Briefkasten, natürlich, wahrscheinlich habe ich mit meiner Deprostimmung auch noch grad das reale Unheil angezogen, danke auch. Dann schiesse ich all meine Feierabend-Pläne in den Wind und mache stattdessen - gar nichts. Gut, doch, das hier schreiben, haha (und es ist natürlich auch noch der 13. Beitrag, voll die Unglückszahl, Zufall oder auch dem Arschlochtraum zu verdanken??). Und per whatsapp mich ausheulen bei Familie und Freunden, weil in Wirklichkeit habe ich ja gar keinen Krach mit denen, es ist alles in Ordnung. Also, bei denen jedenfalls, bei mir selber herrscht das totale Chaos, da ist einfach immer noch dieses Scheissgefühl aus dem Alptraum, das geht nicht mehr weg, ich spüre richtig, wie es sich mit seinen grässlichen Tatzen in meinem Magen festkrallt und ich höre es lachen "Haha, du dumme Kuh, gib's auf, ich bleibe, ich lasse dich jetzt gaaaaaanz laaaaange leiden, das find ich geil!". Ich kriege Trostspenden, mein iphone piepst und klingelt, man kümmert sich geduldig um mich, nicht nur virtuell, auch so ganz in echt. Ich komme mir albern vor, mein Gott, ich zweifle an meinem Dasein wegen eines popeligen Traums, wie peinlich ist das denn!! Jetzt bin ich auch noch komplett durchgeknallt!! Aber hey, nein, wartet, Gefühle können doch nicht täuschen, oder...??
Man sagt doch, dass das Gehirn im Traum Eindrücke verarbeitet. Ok, dann müssen meine letzten Eindrücke aber ziemlich schlimm gewesen sein. Wie soll ich das jetzt deuten? Muss ich in meinem Leben mal aufräumen, damit solche scheiss Eindrücke mich erst gar nicht mehr erreichen? Stelle ich mir ziemlich schwierig vor, dann dürfte ich ja niemals wieder das Internet aufschalten, Radio oder Fernseher anmachen, eine Zeitung aufschlagen, mit keinem Arschloch mehr in Kontakt kommen und das Schwierigste: ich müsste vollkommen eiskalt sein, um auch wirklich gar nichts mehr spüren zu können. Uiuiui, irgendwas sagt mir, dass das wohl eher nicht klappen wird (obwohl ich manchmal das Gefühl habe, dass es solche halbtoten Zombies tatsächlich gibt unter uns).
Oder sind solche Alpträume einfach eine Art "Laune der Natur", völlig zufällig, fantasievolle, aber unbedeutende Trickfilme, kleine Scherze unseres Gehirns? Warum aber kann es so etwas Unechtes schaffen, dir so echte Gefühle einzuflössen? Wie kann dir dein eigenes Gehirn den Tag so unglaublich versauen, und vor allem, warum sollte es das überhaupt wollen, ist es doch so auf Überleben und Fortpflanzung und Suche nach dem Glück getrimmt? Voll kontraproduktiv, wenn es dann schuld daran ist, dass du so aus dem Nichts Suizidgedanken hegst!
Und OH MEIN GOTT HILFE: wie werde ich mich erst fühlen, wenn mir dann mal wieder in der REALITÄT etwas total Beschissenes und Grässliches passiert??
Ich kriege Panik!!
Ich brauche jetzt ganz dringend was wirklich unschlagbar Saugutes, ECHTES am besten, um diesen verdammten Scheisstag wieder zu neutralisieren und aus meinem System zu bringen.
Ideen willkommen.
Danke.
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Geduld ist für andere: Frau Bitterbös 12: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Ich experimentiere gerade mit mir selber. Nein, ihr Ferkel, nicht was ihr wieder denkt! Ich übe mich in GEDULD.
Schliesslich hat man mir einmal mehr unverblümt mitgeteilt, ich sei zu fordernd, zu überstürzt, ich wolle immer alles sofort, überfahre damit alles und jeden und sei - eben - zu ungeduldig. Gut Ding will Weile haben oder so, sagen sie immer. Das ist aber nicht gerade meine Stärke. Hey, ich bin eine Züri-Tussi!! Ich passe mich schliesslich nur an an meine Stadt! Was bitte geht hier denn nicht schnell, ausser eine Autofahrt durch den Gubrist zur Stosszeit?!
Aber gut, Kritik angekommen, ich gebe mein Bestes. Ich will also geduldig sein.
Ich versuche, dieses Training in meinen Alltag zu integrieren, so dass ich gar nicht merke, dass es mega mühsam ist und mich eigentlich gottlos anscheisst (das kenne ich ja vom Sport: ich HASSE Fitnessstudios, also nehme ich jeweils die Treppe anstatt den Lift, easy, so ganz nebenbei ein paar Kalorien verbrennen und die Muskeln formen, da fällt es gar nicht auf, dass es sich eigentlich um scheissdoofen, langweiligen Sport handelt, klar, haha!).
Gut. Ich stehe also am Fussgängerstreifen. Es wird und wird nicht grün. Ich warte. Warte. Und warte. COMOONN!! Ich trete nervös von einem Bein auf das andere. Hey, es ist rot, dabei fährt kein einziges Auto vorbei!! Ruhig, Bitterbös, ruhig, Geduld, gleich wechselt das Lichtsignal, gleich - nee, ich halte es nicht aus, ich marschiere im Stechschritt über die Strasse, das rote Männchen prangt immer noch über mir. Fail.
Ich will Schokolade. Ich hatte sicher schon drei Tafeln, aber ich WILL jetzt Schokolade, verdammt nochmal!!! Im Migros laufe ich sicher zehnmal am Regal mit den Guetsli und Tafelschokoladen vorbei. Nein, nein, jetzt wartest du gefälligst, bis du zu Hause bist, dort hast du noch feines, süsses Magerjoghurt im Kühlschrank. Und einen saftigen Apfel auf dem Küchentisch. Ist viiieeeel gesünder und doch auch totaaal fein! Aber nur schon, wenn ich an das Wort S.C.H.O.K.O.L.A.D.E. denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen und mein Magen verkrampft sich fordernd, so dass es schon richtig wehtut.
Ach, leckt mich doch!! Ich will ungesunden Mist und das JETZT!!! Und SPÄTER auch!!! Ich greife beherzt nach Schoggi und Guetsli und fülle damit meinen Warenkorb. Fail.
Der Chef sagt: also, wenn du dir ganz viel Mühe gibst und dann mal mehr Erfahrung hast, dann wirst du vielleicht mal befördert. So irgendwann in der Zukunft vielleicht. Dann wird diese Stelle vielleicht mal frei, dann kannst vielleicht DU sie haben. Nur Geduld.
Ich krampf mich also ab, ich verbessere mich, ich bin saukritisch mit mir selber, ich nehme alle Feedbacks ernst, ich setze um, was von mir verlangt wird. Aber da tut sich nichts.
Nein, wirklich jetzt, Bitterbös, das kommt schon, du musst nur Geduld haben, dann kommt das gut. Du machst sicher mal die ganz grosse Karriere, ich weiss es. Aber geb jetzt einfach dein Bestes und wart mal schön ab.
Ich kündige. Fail.
Sie nervt mich. Die Person sitzt direkt vor mir und lächelt mir überfreundlich ins Gesicht, aber sie nervt mich. Was sie sagt, wie sie sich bewegt, ihre Art zu denken oder eben nicht zu denken. Gut, die Menschen sind ja schliesslich alle unterschiedlich, gell. Da muss man schon tolerant sein und Verständnis zeigen und so, sich gegenseitig akzeptieren halt. Ja, jeder hat eben sein eigenes Päckli zu tragen, seine eigene Meinung, das ist doch gerade das schöne dieser Welt, dass sie so vielfältig ist, ähä.
So NERVIG, ja!! Es juckt mich echt in den Händen, ich würde sie gerne würgen, diese Person vor mir und diese ganz bösen Worte, die liegen mir schon zuvorderst auf der Zunge, direkt hinter den Zähnen, die ich mit gaaaaaaaaaaaanz viel scheiss GEDULD krampfhaft aufeinanderpresse!! Neeeeeeein, nein, das kannst du nicht bringen, halt dich gefälligst zurück, knutsch den Menschen doch vielleicht stattdessen, so praktizierte Nächstenliebe wie in der Bibel, weisst du, aber ganz sicher keine Gewalt, Gewalt ist schlecht und bringt nichts, wart jetzt einfach mal ab und seh's locker und...!!!!
DU VERDAMMTES AAAAARSCHLOCH!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!, schreit es schliesslich aus mir heraus. Fail.
Ok. Ich habe es wirklich versucht. Aber ich habe kläglich versagt. Ja, ich gebe es zu: ich habe einfach keine Geduld mit der Geduld. Geduld ist für andere, nicht für mich.
Vielleicht lohnt es sich manchmal zu warten, sicher. Für die wirklich wichtigen, wichtigen Dinge im Leben. Aber sorry, für vieles andere ist geduldig sein gleichzusetzen mit Zeit verschwenden. Für was immer Warten? Man will etwas oder will es halt nicht, so einfach ist das. Das weiss man doch, das ist ein Fakt, da kann ich auch noch so geduldig sein, es ändert nichts daran. Ich will es jetzt und später, nach dem züchtigen Warten, will ich es immer noch. So what??
Also, gebt es mir einfach und Ruhe ist.
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Ice Bucket my ass!: Frau Bitterbös 11: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Ich muss es jetzt einfach mal sagen: diese doofe Ice Bucket Challenge geht mir vielleicht sowas von auf den Sack!! Man kann ja keines seiner sozialen Netzwerke mehr aufschalten, keine Zeitung mehr öffnen, ohne dass einem dort gleich als erstes irgendwer entgegenstarrt, der sich gerade einen Kübel Wasser über den Grind leert!
Jaja, ich höre es schon: "Die Bitterbös ist ja so eine dumme Kuh, denkt nur an sich und nicht an andere! Das ist ja schliesslich alles für einen guten Zweck!" Klar weiss ich, dass die Ice Bucket Challenge dazu dient, Geld für die ALS-Forschung einzutreiben. Amyotrophe Lateralsklerose, eine Erkrankung des Nervensystems, unheilbar, führt zu Lähmung und Tod. Ja, ich musste das zuerst googlen, weil ich keine Ahnung hatte. Aber ich denke, die Mehrheit da draussen, die sich todesmutig unter die Eiswasser-Dusche begibt, eben auch nicht. Weil es ihnen scheissegal ist. Denn das ist doch genau das Problem: es stellt doch wohl keiner total selbstlos ein Video von sich ins Internet, weil er dabei nur an die armen ALS-Betroffenen denkt. Es geht doch mal wieder in erster Linie nur um die reine Selbstdarstellung, wie immer, wenn man sein Gesicht irgendwo ins Netz stellt.
Oh, ob ihr's glaubt oder nicht, ich gebe gerne Geld für den guten Zweck. Und ich zweifle auch nicht daran, dass die Leute, die an dieser "Challenge" (sorry, so eine riesen Herausforderung ist das ja jetzt auch wieder nicht, es wird ja nicht gerade verlangt, einen Bungee Jump von der Staumauer zu machen oder mit Weissen Haien zu schwimmen) mitmachen, ihre 10 Franken oder wieviel an die ALS-Forschung spenden. Die zahlen sicher ein.
Ich find's nur komisch, dass man das Geld nicht einfach geben kann, OHNE sich in einem Filmchen der gesamten Welt zu zeigen. Und selbst, wenn man sich eben KEINEN Kübel Eiswasser über den Kopf kippt und dann sogar 100 FRANKEN einbezahlt, muss man das noch in einer ellenlangen Aufnahme rechtfertigen.
"Tue Gutes und sprich darüber" - ja, ich kenne das Sprichwort. Allerdings glaube ich, viele haben das ein bisschen falsch verstanden. Es geht hier mal nicht um seine eigene Person, Himmel nochmal! Man soll nicht wohltätig sein und sich dann vor allen anderen aufplustern, um zu zeigen, wie toll und selbstlos man ist. Man soll wohltätig sein und die anderen dazu animieren, es ihnen gleich zu tun.
Das geht heute natürlich viel einfacher als früher, alle haben Internet, Facebook, whatsapp und Co. Aber ich finde es tieftraurig, dass man sein Portemonnaie offenbar erst dann öffnet, wenn man selber auch noch was davon hat, sprich, sich auch noch in Szene setzen kann. Hätte die ALS-Stiftung einfach einen Hilferuf vermailt, so im Stil: "Hallo, wir brauchen dringend Geld, um den Kranken zu helfen", dann hätte natürlich keine Sau gespendet.
Immer dieser scheiss Hedonismus überall! ALS ist verdammt nochmal eine Krankheit, die für die Betroffenen und ihre Angehörigen viel Leid bedeutet! Ich weiss also nicht, warum man da noch Spass haben soll, wenn man ein bisschen dazu beiträgt, dass vielleicht mal eine Heilung gefunden werden kann. "Haha, mir friert das Gesicht ein bei diesem Eiswasser, haha, ich seh aus wie ein begossener Pudel so pitschnass, haha." BITTE!!
Starten wir doch gleich auch noch eine Spendenaktion für die Opfer der Terrormiliz IS im Irak und Syrien und zahlen 10 Franken ein, wenn wir einmal nackt durch ein Altersheim rennen! 100 Franken, wenn wir die Kleider anbehalten! Wow, Spenden ist so cool, yeah, ich tu was gegen das Gemetzel in der Welt und bin dabei noch total funny, super!!
Ok, klar, der nerdige Bill Gates entlockt auch mir ein Schmunzeln, wenn er am Strick seiner sperrigen Eiswasserkübel-Maschine zieht. Aber das Ganze wäre noch viiiiieeeeelll lustiger, wäre er einfach SO mal auf die Idee gekommen, einfach, um die Internet-Community mal ein bisschen zu amüsieren, und nicht, weil er es tun MUSSTE, weil er dazu nominiert wurde und es ums Spenden geht.
Ich habe mir überlegt, jetzt einfach auch 100 Franken an die ALS-Forschung zu spenden, ohne Eisdusche und ohne Video im Internet. Aber dann habe ich mich umentschieden: nein, die ALS-Forschung bekommt vorerst kein Geld von mir. Nicht, weil ich es nicht für nötig halte. Mehr, weil mir diese Ice Bucket Challenge die Lust verdorben hat. Ich spende jetzt lieber an andere Bedürftige, andere Hilfsorganisationen (es gibt tatsächlich noch andere schlimme Sachen auf dieser Welt als nur ALS, im Fall, auch wenn das Internet uns gerade was anderes glauben macht!). Und den Kübel Eiswasser giesse ich nicht mir über die Birne, sondern all denen, die mir zur Zeit ganz mächtig auf den Sack gehen. Damit ihnen das Gehirn noch ganz einfriert.
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àhja, nur so ein Gedanke
Übrigens muss man sich auch nicht täglich duschen, gell. =;-)
Im Zug mit dem Taschen-Nazi: Frau Bitterbös 10: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Es ist ja nunmal so: Zürich ist nicht die Welt. Und ab und zu muss man auch mal raus aus dieser Stadt. Ich zum Beispiel in schöner Regelmässigkeit. Will heissen, ich bin Pendlerin.
Das ist nicht immer einfach. Wer pendelt, braucht einen Zacken mehr Geduld, Nerven und Toleranz als jemand, der nur in seinem Auto oder auf dem Velo unterwegs ist. Denn ein Pendler kommt selten allein. Und so muss man sich in Zug und Bus wohl oder übel miteinander abfinden, auch wenn man grad soooo keinen Bock auf andere Menschen hat.
Die Liste, mit was man sich gegenseitig im ÖV auf die Palme bringen kann, ist unendlich lang. Stinkige Kebabs essen, ins Handy schreien, dem ganzen Waggon seinen Musikgeschmack aufzwingen, unbedingt seine Jacke am Haken über dem Fenster aufhängen wollen - nein, ich fange gar nicht erst an, alles schon gehört!!
Aber es gibt EINE Spezies von Pendlern, die in den Pendler-Dissereien immer wieder untergeht, obwohl sie eigentlich weit verbreitet ist, und der ich mich deshalb hier einmal persönlich widmen möchte:
Dem gemeinen Taschen-Nazi.
Ja, das ist DIE Person (männlich oder weiblich, beide Geschlechter sind ungefähr gleichermassen vertreten), die in Zug und Bus ihr Gepäck immer auf einem eigenen Sitz abstellt. Wohlgemerkt zu Stosszeiten.
Die das Gefühl hat, dass die anderen Pendler, die am Feierabend genau so wie sie totmüde und genervt von der Arbeit kommen, gerne irgendwo vor der Zugstoilette oder halb auf dem Trittbrett stehenbleiben, damit der Rucksack, der Aktenkoffer und die Handtasche schön bequem am Fenster sitzen können.
Ja, für den gemeinen Taschen-Nazi ist das geliebte Gepäckstück nämlich total VIP und so wichtig, dass es auch ohne SBB-Ticket das unanfechtbare Recht auf einen Sitzplatz hat.
Der gemeine Taschen-Nazi (ja, der Name ist hart, aber es fällt mir kein passenderer ein) sagt das alles natürlich nicht wortwörtlich, sondern lässt es seine Mit-Pendler mit einem kurzen, aber mordsmässig affektierten Blick wissen, wenn diese ihren Anspruch auf den vom Gepäck besetzten Sessel geltend machen. Es ist so ein Blick, der besagt: "Du bist doch so ein riesen Birewichser, meine Tasche ist im Fall viel geiler als du und hat den weniger breiten Arsch!! Und das, was da drin ist, hat mehr wert als dein gesamtes Leben!!"
Natürlich stellt der Taschen-Nazi sein gutes Stück auch immer gezielt auf den Fensterplatz, damit der nachfolgende Pendler auch ja total umständlich über seine Knie steigen muss (die der Nazi selbstverständlich kein bisschen einzieht, geschweige denn, dass er kurz aufsteht oder selbst ans Fenster rutscht, um es allen Beteiligten leichter zu machen) und sich so bei sämtlichen Sitznachbarn grad mal mächtig unbeliebt macht.
Wieso macht der gemeine Taschen-Nazi all das?
Nun, meine eingängige, jahrelange Analyse hat ergeben, dass er einfach ein höchst asoziales Individuum ist und mit dem Placieren seines Gepäcks auf dem Sitz neben sich signalisieren möchte: ich habe keinen Bock auf Nachbarschaft! Kommt mir ja nicht zu nahe!
Ausserdem leidet er unter einem akuten Objekt-Fetischismus, denn die Gesellschaft eines dreckigen Rucksacks, einer Migros-Papiertüte oder eines Rollköfferchens ist ihm tatsächlich angenehmer als die eines Menschen aus Fleisch und Blut.
Nun, diese Abscheu ist selbstverständlich gegenseitig, denn auch keiner der anderen Pendler hat Bock auf einen Taschen-Nazi in seiner Nähe. So geht man dieser unappetitlichen Spezies liebend gerne aus dem Weg und dann ist auch alles gut - doch leider ist das mit dem Ausweichen in einem vollgepackten Zug oder Bus etwas schwierig. Und deshalb muss in dieser Situation halt auch mal der hinterletzte Homophobiker und Arschloch-Egoist ein bisschen über seinen Schatten springen und akzeptieren, dass die ÖV nicht nur für ihn fahren und er nicht mehr für das Billett bezahlt hat als alle anderen auch.
Der gemeine Taschen-Nazi. Wie begegnet man ihm am besten?
Auf keinen Fall mit Groll oder einer lauten Stimme. Denn das könnte seinen Frust noch mehr verstärken und man verschwendet nur seine Energie. Am besten nähert man sich ihm mit einem entwaffnenden, freundlichen Lächeln, zeigt auf seine Tasche auf dem Fensterplatz und fragt in seinem höflichsten Tonfall: "Ist da noch frei?" Das nimmt dem Taschen-Nazi in den meisten Fällen den Wind aus den Segeln, denn Anstand kennt er von sich selber ja nicht so gut, deshalb ist er ganz überrascht von so viel menschlicher Zuneigung und kann sich gar nicht wehren. Nach meiner Erfahrung überlässt er den Pendlern dann in 99 Prozent der Fälle seinen Taschen-Platz.
Von dem her ist der gemeine Taschen-Nazi für den tagtäglichen Pendler zwar ein unglaublich nerviges, aber eigentlich nicht das schlimmste Übel (auch wenn man der einen oder anderen Ausgabe der Spezies auch einfach mal gerne ihr scheiss Gepäck um die Ohren hauen würde). Denn ein Kebab schmatzender Assi wird seine Leckerei kaum wieder einpacken, wenn man ihn ganz höflich auf den üblen Geruch und die widerlichen Geräusche aus seinem Mund hinweist.
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My very own Selfiegate: Frau Bitterbös 9 - Die Welt ist schlecht oder eine Zürcherin Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Ok, so viel hab ich in den letzten Wochen mal wieder gelernt: man soll keine Nackt-Fotos von sich verschicken, wenn man sich nicht seine Karriere und sein soziales Ansehen ruinieren will. Schon gar keine, die im Hintergrund den Arbeitsplatz zeigen, denn kein Arbeitgeber möchte ungefragt mit nackten Geschlechtsteilen in Verbindung gebracht werden, iiiiiiiiihhh! Nackt = unmoralisch = inkompetent, ganz klar.
Also, jedenfalls soll man das nicht machen, wenn man eine Machtposition besetzt und von öffentlichem Interesse ist. Oder wenn man dort arbeitet, wo sich die Mächtigen und öffentlich Interessanten bewegen. Und schon gar nicht, wenn man eine Visage hat, die fast jeder im Land kennt. Denn dann kommt man sofort in der Zeitung und im Schweizer Fernsehen im "Club" und muss sich rechtfertigen, warum man halt neben dem Pflichtbewusstsein gegenüber dem Volk auch noch so andere, stärkere Triebe hat, gegen die man sich im Sturm der Hormone nicht immer wehren kann. Die dazu führen, dass man sich neben dem festen Lebenspartner halt heimlich auch noch ein paar Sex-Chats hält und sich hin und wieder zu so Sachen hinreissen lässt, die man nicht wie im Nationalratssaal mitgeschnitten haben möchte. Also, kurz zusammengefasst, man muss plausibel darstellen können, warum man ein normaler schwanz- oder muschigesteuerter Mensch ist. Und alle kucken zu.
Ja, das ist ziemlich unangenehm, wenn nicht sogar einfach scheisse.
Aber das passiert ja zum Glück nur, wenn man wichtig und berühmt ist. Denn, wenn keine Sau weiss, wer ich bin und ich kein öffentliches Mandat innehabe, für das mir die Bevölkerung ihr Vertrauen ausgesprochen hat, dann darf ich meinen nackten Körper ungeschoren in der ganzen Weltgeschichte rumschicken.
Oder?
Ich opfere mich und mache die Probe aufs Exempel. Denn schliesslich kennt mich keine Sau und ich mache auch keine Politik und keine Kopien im Bundeshaus - kurz, ich bin ein Niemand.
Ich schiesse also mit meinem iphone ein Nackt-Selfie mit Duckface, dabei liege ich auf meinem Bürotisch, im Hintergrund sieht man das Firmenlogo. Und das schicke ich dann diesem Typen, der garantiert nicht mein fester Freund ist, aber das weiss niemand.
Der freut sich über das heisse whatsapp und lacht und wahrscheinlich kuckt er es sich regelmässig an vor dem Einschlafen. Ansonsten passiert aber nichts.
Ich erhöhe also den Druck und sag dem Typen, ich würde unsere Sexting-Affäre beenden, er solle doch bitte alle Bilder von mir löschen. Da kriegt er voll die Krise und weigert sich und droht mir, meine brisanten Selfies auf Facebook zu veröffentlichen. Als ich hart bleibe, macht er es tatsächlich, und so erscheine ich also wie Gott mich schuf auf der Timeline, sichtbar für alle seine 867 Friends und meine grad auch, denn er hat das Foto mit meinem Namen getagged. Ziemlich bald häufen sich die Likes und Comments unter dem Bild, zum Beispiel: "Haha, einfach zuuuuuu geil!! :-))" oder "Du bisch son e Sau!!!" oder "Nicht schlecht, Frau Bitterbös" oder einfach nur "Ui, neeeiiii!!" Und wir beide, die Ex-Affäre und ich, bekommen ein paar neue Friends-Anfragen, während auch ein paar alte Friends sich defrienden von uns.
Irgendwann reagiert schliesslich Zuckerberg und löscht mein nacktes Ich, weil es nämlich pornografisch ist und somit nicht in die Philosophie von Facebook passt.
Aber da haben es natürlich schon längst meine Arbeitskollegen gesehen, und es wird herumgereicht, bis es irgendwann der halben Firma bekannt ist. Mein Chef zitiert mich in sein Büro und sagt mir, das Ganze sei zwar meine Privatsache, aber nicht mit dem Firmenlogo hinten drauf. Ich könne mich also weiterhin nackt im Internet verbreiten, so viel ich wolle, solle mir für die Fotos aber gefälligst eine andere Location suchen.
Wenn ich arbeiten komme, werde ich von den Frauen schief angekuckt oder hinter vorgehaltener Hand ausgelacht, während viele meiner männlichen Arbeitskollegen mit einem vielsagenden Grinsen an mir vorbeigehen und der eine oder andere mir sogar zuzwinkert. Klar, ich muss beim Kopierer und in der Kantine jedem Auskunft geben, ob ich mich denn nicht schämen würde und wie das nur habe passieren können. Das nervt, und ja, es ist mir peinlich, dass so einige Mitarbeiter in meiner Firma mein Nackt-Selfie jetzt heimlich als Bildschirm-Hintergrund haben. Dass sie jetzt wissen, wie ich ohne Kleider aussehe, wie gross mein Busen ist und wie das "da unten" genau aussieht. Wahrscheinlich haben sie in der gemischten Sauna schon viel mehr zu sehen gekriegt, aber trotzdem. Es ist ungerecht, weil nur SIE wissen wie ICH nackt aussehe und nicht umgekehrt. Sie haben mir deshalb etwas voraus und lassen mich das auch spüren, mit Spott und Häme. Arschlöcher!!
Nach ein paar Wochen ist der Spuk allerdings vorbei. Irgendwann hat auch der Hinterletzte das Foto tausendmal gesehen und es wird langsam langweilig. Nach einem Monat spricht in der Firma kaum mehr einer darüber, und auch privat und über die Social Media bekomme ich keine aufgeregten, schockierten oder angewiderten Mitteilungen mehr. Langsam kehrt der Alltag wieder ein, so wie er war, bevor mein Nackt-Selfie an die Öffentlichkeit gelangte.
Anders als mein direktes und indirektes Umfeld haben sich die Medien die ganze Zeit einen Dreck um die ganze Geschichte geschert. Eine nackte unbekannte Züri-Tussi mehr oder weniger - who cares? ?
Meinen Job hab ich auch immer noch, trotz der Schelte meines Chefs. Meinen Freund bin ich dafür los.
Meine Mitarbeiter, meine Freunde, Familie und die Kassierer bei mir im Coop um die Ecke behandeln mich wieder ganz normal, ohne sich bei meinem Anblick gleich fremd zu schämen oder nervös rum zu kichern.
Und ich bin einfach wieder die Bitterbös und nicht die "Weisch, die Blutt deet vom Internet".
Ok, ich hab gelogen: Der Nackt-Selfie-Selftest war nur erfunden (Freund und Affäre übrigens auch). HAHA, voll reingefallen!!!
Nein, aber ungefähr so stell ich mir das vor, würde ich ihn denn wirklich durchführen.
Denn es ist doch einfach so: von mir und den meisten von euch da draussen erwartet niemand, dass wir perfekte Menschen sind. Von Politikern, Wirtschaftsbossen und sonstigen Machtmenschen aber schon. Das ist wohl auch nachvollziehbar, denn sie halten die wichtigsten Zügel in ihren Händen und entscheiden über vieles, das uns alle betrifft. In Wahlen, als Kunden und durch den Kauf von Aktien haben wir ihnen unser Vertrauen ausgesprochen. Insofern dürfen wir an diese Leute auch gewisse Ansprüche stellen, logisch.
Aber nur, weil jemand seine Geschlechtsteile in der Öffentlichkeit zeigt, heisst das ja noch nicht, dass er seine Arbeit schlecht macht.
Es heisst einfach nur, dass er ein bisschen dumm ist, naiv und seinen Hormonen ausgeliefert - ein normaler Mensch halt. Was soll ich da einen Shitstorm starten? "Boah, Politiker und Bundeshaussekretärinnen sind tatsächlich reale Menschen, wääääähhhhhh!!!"??
Glaub nicht.
Erst wenn jemand sein Schnäbi oder seinen unechten Busen seiner eigentlichen Pflicht, dem Land und dem Volk zu dienen oder einfach seine verdammte Arbeit gut zu machen, vorzieht, wenn er lügt und seine Machtposition missbraucht - dann hab ich echt ein Problem.
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Die harte Lektion der Arschlochbakterien: Frau Bitterbös 8 - Die Welt ist schlecht oder eine Zürcherin Mitte 30 geht mit dem Leben um.
Ich war eine Zeit lang weg, habt ihr's bemerkt? Habt ihr euch schon gefreut? Nun, sorry, aber ich lebe noch - also, glaub ich jedenfalls.
Denn der Grund für meine Abwesenheit waren Bakterien. So richtig fiese. Arschlochbakterien halt. Ja, ich war krank, und zwar so richtig. Nicht hier ein bisschen Grippe oder Magen-Darm, ich war richtig, RICHTIG beschissen dran, so beschissen wie schon x Jahre nicht mehr in meinem Leben. Ich war so krank, dass ich mich nicht mal mehr darüber beschweren konnte.
Und das will was heissen.
Meine ganzen Alltagsproblemchen, meine Sörgelchen, meine Aufregerchen gerieten in den Hintergrund, weil es nur noch einen einzigen Fokus für mich gab: ich muss gesund werden. Sofort.
Aber jeder, der schon mal richtig doll krank war, oder einen Unfall hatte oder so, der weiss: sofort ist nicht. Gut Ding will Weile haben, und der Körper nimmt sich halt so seine Zeit, bis er sich wieder hergestellt hat.
Also lag ich so total ungeduldig im Spital, mit meinem Fieber, meinen Schmerzen und meinem riesigen Anschiss. Und viel mehr als Liegen war auch nicht, grad das blühende Leben war ich ja nicht grad. Die meiste Zeit hoffte ich einfach, alle viere ausgestreckt auf dem Spitalbett: "Sterbt, ihr scheiss Bakterien, sterbt endlich!!" Und das brauchte schon meine ganze verbleibende Kraft. Aber von Erholen konnte keine Rede sein, wenn man irgendwelche Schläuche hat, die einem aus dem Handgelenk baumeln und an einer Flasche an einem Metallgestell enden.
Das doofe Gestell. Es hat mir sämtliche Nächte ruiniert, sowie sämtliche Gänge aufs WC oder in die Spital-Cafeteria. Ich fühlte mich noch nie so verfolgt. Überall hin musste ich diesen dämlichen "Baum" mitschieben, und jedes Mal schaffte ich es mit meiner Schusseligkeit auch, mich in den Schläuchen zu verheddern. Noch nie in meinem Leben hatte ich mir sooo sehr die Einsamkeit herbeigewünscht, mein ständiger Begleiter ging mir sowas von auf den Sack.
Und wäre das nicht schon nervig genug, sorgten auch noch Ärzte und Pflegerinnen dafür, dass ich bestimmt keine Ruhe finden konnte. Die Tür in mein Vierer-Zimmer (scheiss Allgemein-Versicherung!!) ging ganz bestimmt zehnmal pro Stunde auf, und immer kam irgendwer rein, der mir Fieber messen, den Blutdruck nehmen (als ich die Zahlen auf dem Gerät sah, musste ich mich zuerst kneifen, um sicherzugehen, dass ich noch lebte) oder irgendwelche Spritzen und Pillen verabreichen wollte. Versteht mich nicht falsch, das Spital-Personal war fantastisch, sehr nett, kompetent und witzig. Und sie machten einfach ihren Job. Trotzdem konnte ich mich nie entspannen, auch, weil ich das Zimmer mit sehr heftigen Schnarcherinnen teilen musste. Und drum hielt sich meine Genesung auch in Grenzen. Zum Glück sahen das die Ärzte nach ein paar Tagen auch ein, und ich wurde aus dem Spital entlassen, damit ich in endlich Ruhe bei mir zu Hause vor mich hinsiechen konnte.
Dort nahm ich dann auch brav meine Antibiotika weiter, damit die Arschlochbakterien auch ja alle schön VERRECKTEN! Ehrlich gesagt glaube ich, dass dabei auch Dinge im Körper gekillt werden, die eigentlich am Leben bleiben sollten, denn sobald die alten Leiden verschwanden, kamen neue hinzu. Juckreiz an den unmöglichsten Stellen, Schwindel, keine Energie für gar nichts, sämtliche Muskeln verspannt und das Schlimmste: Depressivität und wahnsinnige Genervtheit.
Ich heulte also jeden Tag 239420mal, ohne Grund. Wenn im Fernsehen die Tagesschau lief, wenn ich denn Kühlschrank aufmachte, wenn ich ein whatsapp schrieb oder mir die Zähne putzte. Immer liefen mir die Tränen runter. Dazu kam mein superdünnes Nervenkostüm. Liess ich mal den Schlüsselbund fallen, fluchte ich schon wie eine alte Puffmutter. Ich konnte mich auch gar nie entscheiden, was ich essen wollte (als ich endlich wieder essen konnte und nicht mehr dauernd am Kotzen war), und das machte mich jedes Mal so wütend, dass irgendein Gegenstand an die Wand flog. UN. AUS. STEH. LICH. Ich geb's ja zu.
Anyway, das alles hat mir zu denken gegeben. Was gibt es Schlimmeres, als wenn der Körper nicht mehr so kann, wie man selber will? Wenn es mir so mies geht, dass ich mich echt nicht mal mehr bitterbös über die Nebensächlichkeiten eines Züri-Tussi-Lebens aufregen kann?
HORROR!!
Gesundheit ist alles, und weil ich ja sonst eigentlich immer gesund bin, muss man mir das wohl ab und zu wieder mal ins Gedächtnis rufen. Und zwar schmerzlich. Aber meine Bakterien waren Pipifax verglichen mit dem, was ich alles im Spital gesehen habe. Und auch, wenn ich echt sauer bin auf den, die oder das, der/die/das mir diese scheiss Krankheit eingebrockt hat und ich das nächste Mal viel lieber lebendig durch einen Fleischwolf gedreht werden will, als noch einmal diesen Mist durchstehen zu müssen - ich bin dankbar, durfte ich wieder gesund werden.
Ich hab die Lektion also wieder mal gelernt und zwar für laaaaaaaaaaaaange Zeit, hoffe ich - bitte!! So kann ich mich wieder getrost meinen Luxusproblemchen widmen, dem Hedonismus, den social media, den nächsten Ferien, meinem kleinen, egoistischen Leben. Halt alldem, was gesunde Menschen so beschäftigt.
Und ihr dürft mich von mir aus auch wieder anfeinden, liebe Mit-Zürcherinnen und Mit-Zürcher.
Es ist mir wirklich ALLES lieber als diese verdammten Arschlochbakterien!
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Ja, diese Bakterien: einmal, da musste Ich über drei Monate Antibiotika schlucken und war danach dann so geschwächt, dass ich gleich noch einen Monat mehr in die "Kur" konnte.
Doch nicht genug damit: vor ca. 7 Jahren habe Ich so gewebefressende Bakterien eingefangen und dass Ergebnis war, dass ich fast mein Bein und mein Leben verlor und -ein Jahr- im Spital verbrachte!
Danach, treten alle diese 2Luxusproblemchen" in den Hintergrund und Du bist glücklich und dankbar zu leb