Frau_Bitterboes
Frau_Bitterboes
FreeÖppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
Meine Stadt
Zürich
Follower
138
Die Himbeerglacé-Anarchie: Frau Bitterbös 66: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi geht mit dem Leben um.
Letzthin im Zug in Richtung Ostschweiz. Wir hielten am Bahnhof Stadelhofen und ich schaute so gelangweilt aus dem Fenster. Und da stand ein älterer Herr mit weissen Haaren auf dem Perron, Windjacke und volle Einkaufstüte neben sich am Boden. In den Händen hielt er eine Packung Himbeer-Glacé - nein, nicht so ein kleines Mini-Kübelchen, sondern so einen grossen Literkübel. Er nestelte am Deckel rum, und ich dachte mir: "Will er sich vergewissern, dass das Ding auch nicht ausläuft in seiner Tasche? Es ist ja zwar Winter, aber doch auch schon ziemlich warm, ohne Kühltruhe verwandelt sich das Ganze wohl bald in Himbeersuppe..."Aber nein, der Mann klaubte ganz zielorientiert den Deckel vom Plastikbehälter und zog die Klarsichtfolie darunter ein Stück weit zurück. Kurze Zwischenfrage: warum müssen Dinge mit fest verschliessbarem Deckel eigentlich immer auch noch eine Folie drüber haben? Glacé, Frischkäse, gefüllte Oliven und so - das ist doch völlig überflüssig und nur wieder ein bisschen Abfall mehr, oder? Einmal abgezogen kann man die Folie ja eh nicht mehr brauchen, dafür gibt's ja den Deckel! Ich checke diesen Frischhalte-Wahn hier einfach nicht.Aber egal. Zurück zum Senior am Stadelhofen. Ich beobachtete ihn weiter mit wachsender Spannung und überlegte: "Der holt doch jetzt nicht auch noch 'nen Plastiklöffel hervor, oder? Nee, das wagt der doch nicht...!"Und nein, tatsächlich kein Plastiklöffel - der Mann tauchte genüsslich seinen Finger ins Glacé, bohrte ein bisschen darin rum und schleckte ihn dann ab. Mein Zug fuhr weiter, ich verrenkte mir fast den Hals und hätte nicht wenig Lust gehabt, die Notbremse zu ziehen, weil ich diesem Spektakel so gerne noch länger zugeschaut hätte. Wahnsinn! Genau so will ich mal sein in 40 Jahren!Also, kein Mann natürlich, aber so hemmungslos, so anarchistisch, so I don't give a shit, so - einfach ICH halt! Ich hab Bock auf Glacé im Winter am Bahnhof aus der Literpackung ohne Löffel - verdammt nochmal, dann ess ich auch Glacé im Winter am Bahnhof aus der Literpackung ohne Löffel! Und es ist mir scheissegal, dass das mit den Fingern vor allen Leuten gruusig ist und man im Winter Marroni isst und kein Himbeerglacé und wenn, dann aber nur heimlich zu Hause aus so einem Mini-Kübelchen, weil man sonst ja fett wird und einen alle anglotzen, als sei man ein Alien , zum Beispiel aus vorbeifahrenden Zügen heraus, "Wäh, kuck mal die an, die schämt sich nicht mal, ein Liter Glacé im Winter ohne Löffel in der Öffentlichkeit, geht's noch?!". Nein, ich möchte so sein wie dieser ältere Herr am Bahnhof Stadelhofen, und eigentlich hoffe ich, ich muss nicht noch 40 Jahre darauf warten. Also, auf die weissen Haare schon, aber nicht auf die Himbeerglacé-Anarchie.
- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
-
ToastydamarakuhnR-Blueevelineleistpatriciafurrerfrida_zhAlice im WunderlandandreahamidaTheMadHatterazaninClaudiaRosaRota
-
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- In meinem Bett.
- Meine Lieblingsbar:
- Mein Bett.
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- In meinem Bett.
Die Himbeerglacé-Anarchie: Frau Bitterbös 66: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi geht mit dem Leben um.
Letzthin im Zug in Richtung Ostschweiz. Wir hielten am Bahnhof Stadelhofen und ich schaute so gelangweilt aus dem Fenster.
Und da stand ein älterer Herr mit weissen Haaren auf dem Perron, Windjacke und volle Einkaufstüte neben sich am Boden. In den Händen hielt er eine Packung Himbeer-Glacé - nein, nicht so ein kleines Mini-Kübelchen, sondern so einen grossen Literkübel. Er nestelte am Deckel rum, und ich dachte mir: "Will er sich vergewissern, dass das Ding auch nicht ausläuft in seiner Tasche? Es ist ja zwar Winter, aber doch auch schon ziemlich warm, ohne Kühltruhe verwandelt sich das Ganze wohl bald in Himbeersuppe..."
Aber nein, der Mann klaubte ganz zielorientiert den Deckel vom Plastikbehälter und zog die Klarsichtfolie darunter ein Stück weit zurück.
Kurze Zwischenfrage: warum müssen Dinge mit fest verschliessbarem Deckel eigentlich immer auch noch eine Folie drüber haben? Glacé, Frischkäse, gefüllte Oliven und so - das ist doch völlig überflüssig und nur wieder ein bisschen Abfall mehr, oder? Einmal abgezogen kann man die Folie ja eh nicht mehr brauchen, dafür gibt's ja den Deckel! Ich checke diesen Frischhalte-Wahn hier einfach nicht.
Aber egal.
Zurück zum Senior am Stadelhofen. Ich beobachtete ihn weiter mit wachsender Spannung und überlegte: "Der holt doch jetzt nicht auch noch 'nen Plastiklöffel hervor, oder? Nee, das wagt der doch nicht...!"
Und nein, tatsächlich kein Plastiklöffel - der Mann tauchte genüsslich seinen Finger ins Glacé, bohrte ein bisschen darin rum und schleckte ihn dann ab.
Mein Zug fuhr weiter, ich verrenkte mir fast den Hals und hätte nicht wenig Lust gehabt, die Notbremse zu ziehen, weil ich diesem Spektakel so gerne noch länger zugeschaut hätte.
Wahnsinn!
Genau so will ich mal sein in 40 Jahren!
Also, kein Mann natürlich, aber so hemmungslos, so anarchistisch, so I don't give a shit, so - einfach ICH halt!
Ich hab Bock auf Glacé im Winter am Bahnhof aus der Literpackung ohne Löffel - verdammt nochmal, dann ess ich auch Glacé im Winter am Bahnhof aus der Literpackung ohne Löffel! Und es ist mir scheissegal, dass das mit den Fingern vor allen Leuten gruusig ist und man im Winter Marroni isst und kein Himbeerglacé und wenn, dann aber nur heimlich zu Hause aus so einem Mini-Kübelchen, weil man sonst ja fett wird und einen alle anglotzen, als sei man ein Alien , zum Beispiel aus vorbeifahrenden Zügen heraus, "Wäh, kuck mal die an, die schämt sich nicht mal, ein Liter Glacé im Winter ohne Löffel in der Öffentlichkeit, geht's noch?!".
Nein, ich möchte so sein wie dieser ältere Herr am Bahnhof Stadelhofen, und eigentlich hoffe ich, ich muss nicht noch 40 Jahre darauf warten.
Also, auf die weissen Haare schon, aber nicht auf die Himbeerglacé-Anarchie.
Weiterlesen
Der Neun-Minuten-Terror: Frau Bitterbös 65: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Seid ihr auch Snoozer?
Ihr wisst schon, snoozing, diese Wiederholungsfunktion am Wecker - komisches Wort, klingt für mich eigentlich mehr nach Drogenmissbrauch, sich etwas in die Nase ziehen oder so, und nicht nach Aufwachen. Aber wie auch immer: Ich jedenfalls bin Rekordsnoozer. Da kann mir aber keiner was: Jeden morgen snooze ich etwa zehn Mal!
Ich plane das auch ganz bewusst so ein, also, ich stelle den Wecker extra viiiieeeel zu früh, so rund eine Stunde vor der errechnet besten Aufstehzeit, die aber auch schon wahnsinnig grosszügig bemessen ist - würde ich sie einhalten, könnte ich wohl noch den ganzen Haushalt schmeissen, mich 14 Mal umziehen und in drei Pilatesstunden, bevor ich effektiv zur Arbeit aufbrechen müsste.
Ratet mal, wie oft das vorkommt. Genau: Gar nie.
Ich stelle den Wecker also wirklich nur so verdammt früh, weil ich weiss, dass ich noch zehn Mal snoozen werde, bis ich es aus dem Bett schaffe. Und darin bin ich echt diszipliniert, das muss ich schon sagen, das ziehe ich aber auch wirklich jeden Morgen knallhart durch, du!
Das sieht dann in etwa so aus:
Wecker klingelt das erste Mal (also, er klingelt nicht, er spielt einen Song aus meiner Playlist, der Wecker ist mein Iphone und der Song momentan "Royals" von Lorde, so richtig bedeutungsschwanger, man fühlt sich da grad sofort sehr wichtig, wenn man aufwacht).
Ich nehme das Handy, tippe glücklich auf den Snooze-Button und leg mich selig wieder schlafen, denn ich weiss ja, ich hab noch alle Zeit der Welt.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das zweite Mal. Das selbe Spiel wie vorhin.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das dritte Mal. Nochmals.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das vierte Mal. Und nochmals. Ich überfliege noch kurz die Pushmitteilungen mit den jüngsten Trump-News, die mein Handy schon etwa 23 Mal haben aufschreien lassen. Macht mich aber auch nicht wacher.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das fünfte Mal. Ich rechne schnell nach, wieviel Zeit mir noch bleibt, ansonsten gleiches Vorgehen wie vorhin.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das sechste Mal. Ich beschliesse, die Spülmaschine doch nicht am Morgen auszuräumen, wie ich mir eigentlich vorgenommen hatte und penne weiter.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das siebte Mal. Haare muss ich mir auch nicht waschen jetzt, kann ich doch am Abend. Zopf machen heute, das geht schon. Snooze-Button und gute Nacht.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das achte Mal. Jaaaaa, ich such mir heut einfach keine frischen Kleider raus, die von gestern liegen noch irgendwo, die tun's schon noch einmal.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das neunte Mal. Schminken kann ich mich auch im Zug.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das zehnte Mal. Kriegt man sofort Löcher, wenn man sich mal nicht die Zähne putzt am Morgen?
Neun Minuten später. Wecker klingelt das elfte Mal. Scheisse, Snoozekontingent aufgebraucht. Ok, andere psychologische Massnahme: Wecker neu stellen, 15 Minuten hab ich noch, dann wird aufgestanden!
15 Minuten später. Wecker klingelt das zwölfte Mal. Ok, draussen schneit und stürmt es, die Strassen sind vereist - ich geh trotzdem mit dem Velo an den Bahnhof, nicht mit dem Bus - geht schneller! Snooze-Button.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das dreizehnte Mal. Jaaaaa, ist ja gut!!! Noch EIN EINZIGES MAL darf ich, dann steh ich auf! Versprochen! ICH SCHAFF DAS!!
Neun Minuten später. Wecker klingelt das vierzehnte Mal. Ach, an diese Sitzung muss ich doch eigentlich gar nicht. Kann auch ne halbe Stunde später ins Büro kommen.
Neun Minuten später. Wecker klingelt das fünfzehnte Mal. Braucht es mich heute überhaupt auf der Arbeit?
Neun Minuten später. Wecker klingelt das sechzehnte Mal. Ja, tut es!
Jetzt schäl ich mich endlich aus dem Bett, und der Stress beginnt: fertig machen, Zähne putzen (ohne geht doch nicht), schminken (doch zu eitel um "nackt" an den HB zu fahren), doch neue Kleider anziehen (was denken denn sonst die Arbeitsgspändli??), merken, dass man das Velo ja gestern am Bahnhof gelassen hatte, also doch den Bus nehmen, am HB sich die Lunge aus dem Leib rennen, natürlich auf nüchternem Magen, in letzter Sekunde in den Zug hechten - und völlig kaputt und verschwitzt in einen Sessel sinken und weiterdösen, snoozen. Ja, so sieht mein Morgen aus. Der Neun-Minuten-Terror. Und ihr so?
Weiterlesen
Fake Snow: Frau Bitterbös 64: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi geht mit dem Leben um.
Kürzlich war ich in den Bergen - wohlgemerkt noch vor dem grossen Wintereinbruch. Es war auch schon Winter, aber noch in der laschen Variante, erinnert ihr euch? Ich liess also meine Skiausrüstung wohlweislich zu Hause und zog nur die Moonboots an. Ich meine, sorry, wer geht denn schon Skifahren, wenn kein Schnee liegt?
Och, ganz viele.
Oben auf dem Berg sah ich, wie sich ein paar schmale weisse Bänder den Hang hinaufzogen, teils exakt unter den Bügelliften. Und darauf tummelten sich frischfröhlich zahlreiche Wintersportler. Völlig unbekümmert wedelten sie Richtung Après-Ski, als wäre alles ganz normal. Aber es war nicht normal, denn rund um die paar weissen Streifen war es überall braun. Der Berg war eine riesige, braune, plattgewalzte Fläche, richtig traurig sah das aus, tot. Aber da waren sogar ganze Familien angereist, teils aus dem Ausland. Sie hatten tatsächlich den langen Weg auf sich genommen, um auf ein paar Flecken Kunstschnee Ferien zu verbringen - Skiferien, wohlgemerkt.
Wie kann man bloss, dachte ich mir. Was für eine Scheinheiligkeit! Hey, wenn es nicht schneit, dann schneit es halt nicht! Das ist Natur! Oder Klimaerwärmung, je nach dem! Wieso können wir das nicht einfach akzeptieren? Jetzt beschweren wir uns dauernd über diese Fake News, aber Fake Snow ist dann voll ok oder was? Was erzählen diese Eltern ihren Kindern? "Wenn Gott es nicht schneien lässt, dann machen das halt die Kanonen. Wir spielen Winter, das ist doch cool!"
Ja, meeega cool!! Spielen wir doch auch gleich noch Sommer! Stellen wir ein paar scheiss Heizpilze an den Strand und wärmen das Meer mit Tauchsiedern auf, wenn der Juli mal wieder auf Oktober macht! Oder wenn der Frost dann erst richtig im Frühling kommt, können wir ja auch einfach ein paar bunte Plastikblumen spriessen lassen auf den Wiesen, damit es auch jaaaa hübscher aussieht!
Es ist mir schon klar, dass der Wintersport wichtig ist für die Schweizer Wirtschaft. Aber künstlich an der Vergangenheit festzuhalten, macht für mich keinen Sinn. Wir verdrängen so die Tatsachen. Ich konnte in meiner Kindheit auch den Hügel hinter unserem Haus runterschlitteln - ich glaube, das ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr möglich. Diese Erinnerung schmerzt, aber sie täte mir nicht weniger weh, wenn man den Hügel nun künstlich beschneien würde. Ich würde ihn trotzdem nicht mehr runterschlitteln. Denn ich will nicht überall nur Fake, mir etwas vormachen, das befriedigt mich einfach nicht. Ich meine, ich muss mich ja schon dauernd schminken, um am Morgen die Leute auf der Strasse nicht zu erschrecken, auf Facebook muss ich mir tagtäglich die perfekten Leben der anderen anschauen, ich muss diese gruusigen Chia-Samen essen, damit ich auch wirklich 115 Jahre alt werde - das reicht wirklich! Für den Rest will ich das Echte, die Wahrheit, nichts als die WAHRHEIT! Auch wenn sie weh tut.
Wer also Winter will, soll halt auf ihn warten - oder irgendwo hingehen, wo er sich gerade befindet.
Und darum steige ich jetzt in ein Flugzeug Richtung Sommer. Ökologisch genau so bireweich wie Kunstschnee. Aber der Sommer dort ist wenigstens echt.
Weiterlesen
My huge 2017: Frau Bitterbös 63: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
2017 wird gut.
Nein, es wird sogar sehr gut. SUPER wird es! Viel besser als 2016. Viel, viel besser als die letzten fünf Jahre. Ach, viiiiiiieeeeeeelllll besser als alle Jahre überhaupt! 2017 wird das Jahr der Jahre! Best ever! Huuuuge!! Tremendous!!
Das Jahr, in welchem mir alles gelingen wird. In welchem ich nur Glück und Liebe erfahren werde. In welchem ich jeden Tag mit einem glückseligen Lächeln aufstehen und mit einem noch glückseligeren Lächeln wieder ins Bett gehen werde. Keinen Tag werde ich traurig sein. Oder wütend. Oder krank. Und alle um mich herum auch nicht. Alles, was ich will, werde ich bekommen: Jobs, Geld, Freunde, Ruhm, Reisen, Sex, eine Katze, Elle Macphersons Körper, die 5-Zimmer-Wohnung im Niederdorf für 1600.-. Alles, was ich anpacke, wird mit Erfolg gekrönt sein. Alle, die ich treffe, werden mir wohlgesonnen sein. 2017 wird einfach MEIN Jahr. Ich spüre es. Nein, ich WEISS es!
Denn:
Ich hatte den König im Brötchen. Und ich schwör: ich hab nur EIN Brötchen gegessen, nicht den ganzen Kranz wie sonst.
Das ist ein Zeichen! Jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Weiterlesen
Getrocknete Tomaten: Frau Bitterbös 62: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi geht mit dem Leben um.
Es weihnachtet und das Jahr neigt sich mal wieder seinem Ende zu. Es herrscht allgemein eine Zeit der Besinnung. Was war? Was wird? Wer bin ich?
Zu diesem Anlass möchte ich euch meine kleine Liste der Dinge, auf die ich 2017 eigentlich verzichten könnte, nicht vorenthalten. (Die grosse hingegen schon).
1. Krieg
2. Scheinheilige Gutmenschen, die über Krieg sprechen.
Gerade rund um Weihnachten schwärmen sie ja wieder besonders aus in die Weiten der Social Media.
„Dieses Aleppo, find ich ja schon schlimm. Wieso macht ihr da nichts? Also, ICH kann das ja nicht tolerieren, dieser Assad!! Oder war’s der IS?? Das ist eine Schande, wie soll ich das denn nur mal meinen Kindern erklären??“
Weiss nicht. Aber wie erklärst du denn deinen Kindern, warum du nur ein bisschen auf Facebook postest, aber selber nichts tust gegen die Scheisse, denn du warst doch offenbar persönlich mit dabei und hast den Menschen in der syrischen Metropole live beim Sterben zugesehen und den Schuldigen dafür gefunden.
Glaub mir, es hat uns niemand mehr lieb, auch wenn er öffentlich unser empörtes Halbwissen liked. Und wir kommen deswegen auch nicht eher in den Himmel. Darum: entweder machen wir aktiv etwas gegen die Missstände oder halten lieber die Klappe.
3. Unheilbare Krankheiten. Bei mir nicht und bei allen anderen auch nicht.
4. Tierquäler. Ja, Katzen in Katzenvideos sind mega herzig, aber die brauchen ausserhalb von youtube im Fall Platz, Futter, Impfungen, ein sauberes Kistli und Zeit.
Und nein, Pelze haben es nicht besser im Kleiderschrank.
5. Getrocknete Tomaten
6. Donald Trump. Wobei, nach dem ersten Schock hat sich in mir, der unerschütterlichen Optimistin ("Bitterbös"), die Hoffnung breit gemacht, die Wichtigkeit seines Amtes könnte sogar ihm imponieren, und er wird jetzt vielleicht etwas demütiger und besonnener...
…
Ok, nö.
7. Billettkontrollen im überfüllten ÖV: Wer kennt das nicht, Feierabend und ganz Zürich drängt sich in Tram und Bus, auch bei einer Vollbremsung könnte niemand hinfallen, denn man ist so dicht zusammengepresst wie Wienerli in einer Familienpackung, und auch ähnlich vakuumiert, weil es nicht genug Luft zum Atmen gibt – und genau in diesem Moment hörst du: „Billett vorwiese, bitte!“, und du denkst: Der passt ja eh nicht mehr rein, das macht der doch jetzt nicht - aber moll, er macht’s, ok, ist halt sein Job, gell, aber gopferdelli nomal, die Schwarzfahrer hier drin sterben eh alle den Erstickungstod, kann die VBZ denn nicht EINMAL Gnade walten lassen und auf ein bisschen Zustupf verzichten?? Und übrigens: Mein GA ist in der Handtasche, und die ist irgendwo zwischen den Knien eines älteren Herrns und einem Kinderwagen, ich sehe sie grad nicht, und habe ich es schon erwähnt, ich kann mich EH NICHT BEWEGEN!!
8. Getrocknete Tomaten.
Ah, sorry…
9. Fünf Autos pro Haushalt.
10. Noch einen Star Wars-Film. Die ersten sind und bleiben die Besten. HAN SOLO!
11. Im Januar schon Osterhasen im Migros. Und im September Christbaumschmuck. Himmel, man kann sich ja auf gar nichts mehr freuen heutzutage!
12. GETROCKNETE TOMATEN!
In diesem Sinne: Frohe Weihnachten und ein glückliches 2017 euch allen. Oder wie ein Freund von mir zu sagen pflegt:
Nächstes Jahr einfach allgemein weniger Arschlöcher.
Weiterlesen
Ich bin ja wirklich tolerant: Frau Bitterbös 61: Die Welt ist schlecht, oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um
2 Uhr morgens, Mittwoch.
Jetzt reicht's! Ich bin gerade aufgewacht, unfreiwillig, ich zögere keine Sekunde und springe schlaftrunken aus dem Bett, taumle zur Haustür (der Kreislauf will noch nicht so richtig), hinaus ins Treppenhaus, einen Stock höher, die Sicht verschwommen wegen der verklebten Augen, und klingle beim Nachbarn, der direkt über mir wohnt. Hinter seiner Tür höre ich mindestens sechs verschiedene Stimmen, dazu schlechte Musik, ausserdem steigt mir Geruch von frisch gekochtem Essen in die Nase, es scheppert aus der Küche.
Er macht auf, schaut mich mit grossen Augen an, als stünde ich nackt vor ihm. Ich hole sofort aus: "Ja, gopferdammi namal, händ Sie mal uf d Uhr glueged, mir müend da ine im Fall alli früeh uuf morn, Sie villicht nöd, aber dasch mir eigetlich egal, das gaht eifach nöd, dauernd dä Krach, ich bin ja würklich tolerant, aber sie chönd nöd jedi zweit Nacht ihri Möbel umstelle, was mached Sie da eigetli, Feng Shui oder was, und überhaupt, weiss d' Verwaltig eigetli, dass sie öppe s Zähte hööch da ine wohned, das isch ganz sicher nöd erlaubt, genau so wenig wie Staubsuuge am Sunntigmorge, das mached Sie au IMMER, und wenn ich frei han, dänn schlaf ich dänn gern mal uus, aber wänn Sie genau über mim Chopf staubsuuged, dänn tönt das so, als würded Sie das grad näb mim Bett mache, ich bin ja würklich tolerant, aber echli Respekt chönd gfelligscht au SIE zeige, sie wohned nöd elei i dem Huus, und die andere Lüüt da ine händ sich nämli au scho beschwert über Sie, mues ich jetzt würklich au no dä Verwaltig alüüte, will Sie sich nöd chönd zämenäh, und übrigens, mer chan Türe im Fall au zuetue, ohni z schletze Sau, und mer chan au in ere Luutstärchi telefoniere, ohni dass ich jedes einzelne Wort verstahne under ine, oder besser gseit, verstah würd, wänn ich ihri Sprach chönnt, und NEI, chömed Sie mir jetzt bloss nöd mit dem, ich seg en Rassischt, min Fründ isch im Fall Dütsche, ich bin UHUERE tolerant, und glaubed Sie mir, wänn ihren Bsuech dauernd bi mir lüüted, wänn Sie nöd dehei sind, demit ich en is warme Stägehuus inelahne, egal um welli Ziit, und wänn Sie dauernd irgendwelchi Drüräder und Go-Karts (wo sind eigetli die Chind? Han i no nie gseh!) eso vor dä Chällerstäge abstelled, dass mer aber au garantiert drüber gheit, dänn isch ihri Nationalität so zimlich s letschte, wo mich a däre ganze Sach interessiert, dänn find ich das eifach nur müehsam und respektlos, und ich bin ja würklich tolerant, Sie chönd au gern mal e Party schmeisse, so drümal im Jahr und am Wuchenend, aber nöd JEDI VERDAMMTI NACHT, und ja, ich weiss, dass Sie Schicht schaffed, aber ratet Sie mal: Ich au, und ich muess trotzdem nöd am Morgen am 2 min Huushalt mache und es Menü choche und mit mim gesamte Fründeschreis telefoniere, ich bin ja würklich tolerant, aber jetzt bin i gnueg lang uf d Schnurre ghocket, jetzt langet's mer eifach, ich wott endlich mal in Rueh PEEENNNEEEEE, händ Sie das jetzt begriffe oder muen i anderi Saiten ufzieh, gopferdammi nomal???!!!"
Er schaut mich immer noch ungläubig an und sagt kein Wort, seine Augen wandern an mir auf und ab, und da fällt mir plötzlich ein: Moment mal, ich bin ja tatsächlich nackt! Denn ich schlafe meistens nur in Unterhosen, Pyjamas mag ich nicht so, ich fühle mich gerne frei im Bett, und da hab ich doch glatt vergessen, mir was anzuziehen, nachdem ich so sauer und im Halbschlaf aus dem Bett gesprungen war.
Also, jedenfalls hätte das genau so passieren können. Ist es aber nicht, ich habe nur meine Angstvorstellung beschrieben. Denn ich fürchte, es würde genau so rauskommen, wenn ich mal meiner Wut nachgäbe morgens um 2 und einfach ohne zu Zögern direkt vom Schlafzimmer zu diesem Typen raufstampfen würde.
Und genau darum mache ich es auch nicht. Sondern ärgere mich lieber stillschweigend Nacht für Nacht unter meiner Decke. Denn ich bin ja wirklich tolerant.
Weiterlesen