Frau_Bitterboes
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FreeÖppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
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Zürich
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REISESPECIAL: Wo Regeln die Regel sind: Frau Bitterbös 40: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Taiwan. Jetzt nicht grad soooo das übliche Ferienland. "Komm, wir machen im Sommer mal Strandferien in Taiwan" - eher weniger. Obwohl, es wäre ja eigentlich schon eine Insel mit Meer drum herum. Aber verdammt weit weg und zu dieser Jahreszeit wohl grad nicht so badetauglich. Allerdings weiss ich das alles nicht so genau, ich hab's auch nur ein paar Tage in die Hauptstadt geschafft, nach Taipeh. Ich habe dort einen Freund besucht, der sich grad länger in Taiwan aufhält. Ohne ihn wäre ich wohl nicht unbedingt auf diese Destination gekommen. Aber es hat mich gereizt, so fernöstlich war ich noch nie. Und nirgends, wo man Chinesisch spricht.Also, Herausforderung angenommen!Taipeh ist eine blitzsaubere, asiatische High-Tech-Millionen-Metropole. Eine topmoderne U-Bahn, beheizte WC-Ringe (love it!), ein verglaster Aussichtsturm als Touristenmagnet im Zentrum (mit dem offenbar schnellsten Lift der Welt, merkt man aber leider nicht viel davon, wenn man drin ist, leider gibt's nämlich kein Fenster, und ich hatte mindestens auf ein bisschen Schwerelosigkeit gehofft oder so, aber alles, was ich hatte, war Ohrendruck), niemand muss irgendwo Türen selber aufmachen, das geht per Batch oder durch irgendwo Draufdrücken (am ersten Tag las ich nur "Push" und stemmte mich mit dem ganzen Körper gegen die Glastür vom Café, und zwar so lange und verzweifelt, bis sich eine Passantin erbarmte und wortlos mit dem Finger einen Knopf an der Tür "pushte", wonach diese problemlos aufglitt), in den Taxis werden einem auf einem Bildschirm Werbespots vorgespielt, fast überall gibt's Wifi, alles leuchtet und glänzt und piepst und bewegt sich - und die Taiwanesen sind das wohl anständigste Volk der Welt.Nein, echt jetzt! Ich habe noch selten Menschen gesehen, die sich so streng an Regeln halten wie die Taiwanesen. Und Regeln gibt's in diesem Land echt viele.Zum Beispiel in der U-Bahn. Auf Tafeln, per Lautsprecher-Durchsagen und in Filmchen wird einem dort auf Schritt und Tritt klar gemacht, wie man sich zu verhalten hat: Anstehen zum Einsteigen nur innerhalb der am Boden aufgezeichneten Linien, auf der Rolltreppe rechts stehen, links gehen, keine Gummischuhe, keine langen Röcke tragen, damit es die zwischen den Stufen nicht einklemmt, kein Essen, kein Trinken, kein KAUGUMMI KAUEN! (konnt ich mich bis zuletzt nicht dran gewöhnen, immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich auf dem Perron Blasen platzen liess - hat mich aber nie jemand erwischt. Vielleicht war's aber auch der Ausländer-Bonus...), Zeitungen falten, und falls man Husten hat, bitte Mundschutz tragen (bleibt für mich ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, ich erschrecke immer noch, wenn jemand so vermummt daherkommt, ich hab dann immer so eine Sekunde lang das Gefühl, die Vogelgrippe sei ausgebrochen oder es habe einen Angriff mit Biowaffen gegeben - da nützt es auch nichts, dass vor allem junge Mädchen Mundschutze in Pink oder mit "Hello, Kitty" drauf tragen, der erste Reflex ist einfach: "Run, Forest, RUN!!"...) - und ich hätte also keinen einzigen Regelverstoss bemerkt! In Zürich versperrt dir doch immer mal wieder ein Depp auf der Rolltreppe den Weg, wenn du's grad voll eilig hast und links raufrennen willst, und im Zug isst jeder zweite einen stinkigen Kebab - aber nicht so in Taipeh! Niemand stört seine Mitmenschen, alle sind so angepasst. Find ich wirklich erstaunlich... und fast ein bisschen langweilig.Oh, apropos U-Bahn: dort klingt es wie in einem niemals endenden Videospiel: hält man sein Ticket an den Sensor beim Eingangs-Drehkreuz, macht es PING!, wenn man eine einzelne Fahrt gekauft hat und PRRRINGPINGPING!, wenn man ein Abo hat. Wenn der Zug einfährt, erklingt eine Melodie. Und dann wieder das Gepinge, wenn man die Station durch das Drehkreuz verlässt. Die Geräusche haben mich jeweils den ganzen Tag verfolgt, ich sang sie noch abends unter der Dusche ...Und nochmal was zum Thema Höflichkeit und Anstand der Taiwanesen: einmal zahlte ich nach dem Mittagessen die Rechnung und liess 50 Taiwan-Dollar als Trinkgeld zurück. Wir verliessen das Restaurant, und da rannte uns der Kellner hinterher und hatte die Münze in der Hand. Er bedeutete uns, dass wir die vergessen hätten (in Taiwan sprechen viele kein Englisch, wenn man also kein Chinesisch kann, sollte man sich nicht scheuen, Zeichensprache zu benützen). Ich hingegen bedeutete ihm, dass die für ihn sei - da schüttelte er ganz entschieden seinen Kopf und drückte mir die 50 Taiwan-Dollar (umgerechnet rund 1 Franken 50) in die Finger. Offenbar haben es Taiwanesen nicht so gern, wenn man sein Wohlwollen mit Geld ausdrückt. Dafür lieber richtig laut schmatzen und schlürfen beim Essen, DAS ist ein Kompliment!Wo wir grad beim Essen sind: das kann man wirklich super in Taipeh! Nudelsuppen in allen Varianten gibt es an jeder Ecke, sie sind frisch und lecker und günstig. Mein Favorit ist aber Hot Pot, eine Art Fondue Chinoise - ja, à la chinoise halt, haha! In der Mitte des Tisches wird ein Topf auf ein Feuer gestellt, darin sieden getrennt verschiedene Flüssigkeiten, zum Beispiel scharf und nicht scharf. In die Brühen knallt man dann alles, was einem schmeckt: Fleisch, Gemüse, Tofu, Meeresgetier, Früchte, Glasnudeln, Vanillepudding - je nach Gusto halt. Man lässt es garen, fischt es mit Stäbchen wieder raus, tunkt es in Sauce und gut ist. Ok, taiwanesische Küche ist für Vegetarier wie mich etwas schwierig, wahrscheinlich hab ich sogar Fleisch gegessen, ohne es zu merken, aber naja, wie gesagt, ich kann kein Chinesisch...Taipeh gilt übrigens auch als Ausgangs-Mekka. Nun, ich kann da nicht ganz mitreden, denn ich hab, meinem Freund sei Dank, nur Schwulenbars und -discos kennengelernt. Was aber sehr, sehr lustig war! Wer auch mal zu schlechter chinesischer Popmusik in Choreographien tanzen will: Schwulenclub in Taipeh, ich kann's empfehlen... aber vorher viel trinken!Zur Entspannung musste ich dann in die Fussmassage - bad idea! Läck, tat das weh! Der Masseur konnte kein Englisch, deshalb versuchte er die ganze Zeit, meine Mimik zu lesen. Wenn ich jeweils das Gesicht vor Schmerz verzog, also dauernd, packte er aber nicht etwa etwas sanfter zu. Nein, im Gegenteil, er lachte mich aus, der fand mich wohl voll die Memme, olle Westlerin, die nicht mal ein bisschen Fingernägel in der Fusssohle aushält! Ok, so war's wohl nicht, hat sich aber so angefühlt! Entspannung geht anders. Doch ich bin sicher, meine Füsse und sämtliche damit verbundenen Organe sind jetzt so gesund wie noch nie.Ich bin fit für Japan. Xie xie, Taiwan!
- Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)
Züri-Blog von Frau Bitterbös
Maxim Theater Zürich
Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.
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ToastydamarakuhnR-Blueevelineleistpatriciafurrerfrida_zhAlice im WunderlandandreahamidaTheMadHatterazaninClaudiaRosaRota
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Mein Bett.
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- In meinem Bett.
- Meine Lieblingsbar:
- Mein Bett.
- Da nehme ich noch einen Schlummi:
- In meinem Bett.
REISESPECIAL: Wo Regeln die Regel sind: Frau Bitterbös 40: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Taiwan.
Jetzt nicht grad soooo das übliche Ferienland. "Komm, wir machen im Sommer mal Strandferien in Taiwan" - eher weniger. Obwohl, es wäre ja eigentlich schon eine Insel mit Meer drum herum. Aber verdammt weit weg und zu dieser Jahreszeit wohl grad nicht so badetauglich. Allerdings weiss ich das alles nicht so genau, ich hab's auch nur ein paar Tage in die Hauptstadt geschafft, nach Taipeh. Ich habe dort einen Freund besucht, der sich grad länger in Taiwan aufhält. Ohne ihn wäre ich wohl nicht unbedingt auf diese Destination gekommen. Aber es hat mich gereizt, so fernöstlich war ich noch nie. Und nirgends, wo man Chinesisch spricht. Also, Herausforderung angenommen!
Taipeh ist eine blitzsaubere, asiatische High-Tech-Millionen-Metropole. Eine topmoderne U-Bahn, beheizte WC-Ringe (love it!), ein verglaster Aussichtsturm als Touristenmagnet im Zentrum (mit dem offenbar schnellsten Lift der Welt, merkt man aber leider nicht viel davon, wenn man drin ist, leider gibt's nämlich kein Fenster, und ich hatte mindestens auf ein bisschen Schwerelosigkeit gehofft oder so, aber alles, was ich hatte, war Ohrendruck), niemand muss irgendwo Türen selber aufmachen, das geht per Batch oder durch irgendwo Draufdrücken (am ersten Tag las ich nur "Push" und stemmte mich mit dem ganzen Körper gegen die Glastür vom Café, und zwar so lange und verzweifelt, bis sich eine Passantin erbarmte und wortlos mit dem Finger einen Knopf an der Tür "pushte", wonach diese problemlos aufglitt), in den Taxis werden einem auf einem Bildschirm Werbespots vorgespielt, fast überall gibt's Wifi, alles leuchtet und glänzt und piepst und bewegt sich - und die Taiwanesen sind das wohl anständigste Volk der Welt. Nein, echt jetzt! Ich habe noch selten Menschen gesehen, die sich so streng an Regeln halten wie die Taiwanesen. Und Regeln gibt's in diesem Land echt viele. Zum Beispiel in der U-Bahn. Auf Tafeln, per Lautsprecher-Durchsagen und in Filmchen wird einem dort auf Schritt und Tritt klar gemacht, wie man sich zu verhalten hat: Anstehen zum Einsteigen nur innerhalb der am Boden aufgezeichneten Linien, auf der Rolltreppe rechts stehen, links gehen, keine Gummischuhe, keine langen Röcke tragen, damit es die zwischen den Stufen nicht einklemmt, kein Essen, kein Trinken, kein KAUGUMMI KAUEN! (konnt ich mich bis zuletzt nicht dran gewöhnen, immer wieder ertappte ich mich dabei, wie ich auf dem Perron Blasen platzen liess - hat mich aber nie jemand erwischt. Vielleicht war's aber auch der Ausländer-Bonus...), Zeitungen falten, und falls man Husten hat, bitte Mundschutz tragen (bleibt für mich ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, ich erschrecke immer noch, wenn jemand so vermummt daherkommt, ich hab dann immer so eine Sekunde lang das Gefühl, die Vogelgrippe sei ausgebrochen oder es habe einen Angriff mit Biowaffen gegeben - da nützt es auch nichts, dass vor allem junge Mädchen Mundschutze in Pink oder mit "Hello, Kitty" drauf tragen, der erste Reflex ist einfach: "Run, Forest, RUN!!"...) - und ich hätte also keinen einzigen Regelverstoss bemerkt! In Zürich versperrt dir doch immer mal wieder ein Depp auf der Rolltreppe den Weg, wenn du's grad voll eilig hast und links raufrennen willst, und im Zug isst jeder zweite einen stinkigen Kebab - aber nicht so in Taipeh! Niemand stört seine Mitmenschen, alle sind so angepasst. Find ich wirklich erstaunlich... und fast ein bisschen langweilig.
Oh, apropos U-Bahn: dort klingt es wie in einem niemals endenden Videospiel: hält man sein Ticket an den Sensor beim Eingangs-Drehkreuz, macht es PING!, wenn man eine einzelne Fahrt gekauft hat und PRRRINGPINGPING!, wenn man ein Abo hat. Wenn der Zug einfährt, erklingt eine Melodie. Und dann wieder das Gepinge, wenn man die Station durch das Drehkreuz verlässt. Die Geräusche haben mich jeweils den ganzen Tag verfolgt, ich sang sie noch abends unter der Dusche ...
Und nochmal was zum Thema Höflichkeit und Anstand der Taiwanesen: einmal zahlte ich nach dem Mittagessen die Rechnung und liess 50 Taiwan-Dollar als Trinkgeld zurück. Wir verliessen das Restaurant, und da rannte uns der Kellner hinterher und hatte die Münze in der Hand. Er bedeutete uns, dass wir die vergessen hätten (in Taiwan sprechen viele kein Englisch, wenn man also kein Chinesisch kann, sollte man sich nicht scheuen, Zeichensprache zu benützen). Ich hingegen bedeutete ihm, dass die für ihn sei - da schüttelte er ganz entschieden seinen Kopf und drückte mir die 50 Taiwan-Dollar (umgerechnet rund 1 Franken 50) in die Finger. Offenbar haben es Taiwanesen nicht so gern, wenn man sein Wohlwollen mit Geld ausdrückt. Dafür lieber richtig laut schmatzen und schlürfen beim Essen, DAS ist ein Kompliment!
Wo wir grad beim Essen sind: das kann man wirklich super in Taipeh! Nudelsuppen in allen Varianten gibt es an jeder Ecke, sie sind frisch und lecker und günstig. Mein Favorit ist aber Hot Pot,
eine Art Fondue Chinoise - ja, à la chinoise halt, haha! In der Mitte des Tisches wird ein Topf auf ein Feuer gestellt, darin sieden getrennt verschiedene Flüssigkeiten, zum Beispiel scharf und nicht scharf. In die Brühen knallt man dann alles, was einem schmeckt: Fleisch, Gemüse, Tofu, Meeresgetier, Früchte, Glasnudeln, Vanillepudding - je nach Gusto halt. Man lässt es garen, fischt es mit Stäbchen wieder raus, tunkt es in Sauce und gut ist. Ok, taiwanesische Küche ist für Vegetarier wie mich etwas schwierig, wahrscheinlich hab ich sogar Fleisch gegessen, ohne es zu merken, aber naja, wie gesagt, ich kann kein Chinesisch...
Taipeh gilt übrigens auch als Ausgangs-Mekka. Nun, ich kann da nicht ganz mitreden, denn ich hab, meinem Freund sei Dank, nur Schwulenbars und -discos kennengelernt. Was aber sehr, sehr lustig war! Wer auch mal zu schlechter chinesischer Popmusik in Choreographien tanzen will: Schwulenclub in Taipeh, ich kann's empfehlen... aber vorher viel trinken!
Zur Entspannung musste ich dann in die Fussmassage - bad idea! Läck, tat das weh! Der Masseur konnte kein Englisch, deshalb versuchte er die ganze Zeit, meine Mimik zu lesen. Wenn ich jeweils das Gesicht vor Schmerz verzog, also dauernd, packte er aber nicht etwa etwas sanfter zu. Nein, im Gegenteil, er lachte mich aus, der fand mich wohl voll die Memme, olle Westlerin, die nicht mal ein bisschen Fingernägel in der Fusssohle aushält! Ok, so war's wohl nicht, hat sich aber so angefühlt! Entspannung geht anders. Doch ich bin sicher, meine Füsse und sämtliche damit verbundenen Organe sind jetzt so gesund wie noch nie. Ich bin fit für Japan.
Xie xie, Taiwan!
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REISESPECIAL: Die Schildkröte ist wieder los: Frau Bitterbös 39: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Taiwan
Japan Thailand Kambodscha Südafrika Abu Dhabi Brasilien
Genau in der Reihenfolge. Nö, macht keinen Sinn. Kennt ihr Andy, den fetten Weirdo im Rollstuhl aus Little Britain ? Genau. "That one, that one, that one, that one, that one - and that one." So ungefähr hab ich mir meine Reiseziele auf der Weltkarte ausgesucht.
Ich liebe Tsüri. Aber ich kuck auch gerne den Rest der Welt. Und zwar in echt, nicht nur auf Facebook und Netflix. Also kriegt die Schildkröte regelmässig das Reissen und will raus aus ihrem gewohnten Terrarium. Schildkröte, weil ich mit meinem Riesenrucksack hinten und dem kleinen vorne jeweils genau so aussehe: wie eine riesige, deformierte Weirdo-Schildkröte.
Morgen geht's los. Drei Monate hab ich Zeit.
Frau Bitterbös on tour. Stay tuned!
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Alles wird gut!: Frau Bitterbös 38: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Vor ein paar Tagen erledigte ich meine Einkäufe am Hauptbahnhof und hievte danach meine übervolle Papiertüte auf den Gepäckträger meines Velos. Ich bückte mich kurz, und schon war es passiert: die Tüte machte sich selbständig, plumpste upside down auf den Boden, und alle ihre Innereien verteilten sich auf dem Veloparkplatz vor der ehemaligen Sihlpost.
Logo, war's mir peinlich. Das ist schon was Intimes, wenn die ökologisch und diättechnisch inkorrekten Einkäufe einfach so frei für alle sichtbar werden! Die Kaki Persimon aus Spanien wollten gar nicht mehr aufhören zu rollen und kullerten fast unter ein Auto. Meine Schokobananen, die Ovo-Guetzli und die Toffifee schlidderten geräuschvoll übers Troittoir. Und mein hipper Bio-Seidentofu blieb noch halb in den Speichen meines Velos hängen.
Ich erntete desinteressierte bis spöttische Blicke. Alles eilte an mir vorbei und verlangsamte noch nicht mal den Schritt. Ich kroch hektisch über den dreckigen Asphalt und sammelte meine Schätze wieder zusammen, immer darauf bedacht, nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich zu lenken - was naturgemäss unmöglich ist, wenn man irgendwo auf Knien auf einem Veloparkplatz herumrutscht. Alle glotzten weiter, klar. Ich kann mir ziemlich trottelig und ertappt vor und betete innerlich: "Gott, Allah, Natur, Schicksal, bitte mach, dass das schnell vorbei ist!"
Und nach einer gefühlten Ewigkeit wurde ich schliesslich erhört, denn ich sah plötzlich zwei erlösende Hände, die mir meine Kaki, die Schoggi und das Pack mit den importierten Zucchetti (sorry, waren Aktion!) entgegenstreckten. Mir entfuhr ein Seufzer der Erleichterung und ich sah auf. Ein junger Mann stand vor mir, überreichte mir meine Sachen, nickte kurz mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen und ging dann wieder weiter. Ich konnte gerade noch ein mehr als ehrlich gemeintes "Mässi!" sagen.
Schnell war die (zum Glück noch intakte!) Papiertüte wieder voll, ich klemmte sie dieses Mal etwas vorsichtiger auf den Gepäckträger und fuhr nach Hause, das Herz pochend bis zum Hals, der Geist frohlockend, in der Überzeugung, eben die Bekanntschaft mit einem Engel gemacht zu haben. Alles wird gut!
Und mit diesem Glauben an eine bessere Welt und das Gute im Menschen starte ich ins 2016. Happy New Year euch allen!
Oh, und was ich noch sagen wollte: der junge, dunkelhäutige Mann, der mir da geholfen hat, war übrigens ein Ausländer. Einfach noch so zum Schluss. Feiert schön!
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Advent, Advent: Frau Bitterbös 37: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Advent, Advent, ein Lichtlein brennt.
Nein, Tausende sind's. Ganz Zürich glitzert und glänzt. Überall Lämpchen und Kerzen, leuchtende Sterne, goldene Lametta, auf Hochglanz polierte Christbaumkugeln, man muss die Augen etwas zukneifen, so sehr blendet es.
Häuser, Strassen, Bäume, sie alle tragen ein festlich buntes Gewand. Am Balkon des Nachbarn blinkt alljährlich der Plastik-Samichlaus mit dem Plastik-Rentier um die Wette. Die Schaufenster in den Geschäften strahlen noch heller als sonst und preisen unermüdlich ihre kostbaren Schätze. Wie goldener Honig locken sie die Fliegen an, und nicht wenige bleiben kleben.
Dazu der heimelige Klang von Glöckchen, die zu Dutzenden zusammen im Takt schwingen. Und engelsgleiche Kinderstimmen, die göttliche Weisen singen. (Hey, das reimt sich sogar!) Wham sind wieder da.
Der Duft von Glühwein und Zimt zieht durch alle Gassen und macht noch mehr Lust auf die üppigen süssen Verlockungen, die an jeder Ecke warten, um die Zungen zu verführen, Spitzbuben, Lebkuchen, Grittibänzen.
Die Menschen, wohlig eingemummelt in wärmende Stoffe, eilen voll Vorfreude ihres Weges. Das selige Lächeln versteckt unter den dicken Schals in den Gesichtern, freuen sie sich auf das bevorstehende Fest, der Gedanke an die geschmückte Tanne, die Geschenke und das üppige Mahl im Kreise der Familie erfüllt ihre Herzen mit Liebe.
Und über allem liegt wie ein majestätischer, schwerer Schleier diese eisige Kälte, die die Wangen in rosige Knospen und den Atem in kleine Wölkchen verwandelt. Die Luft ist klar und fest, man kann sie fast mit Händen greifen, wären diese nicht auch gefroren. Es riecht nach Schnee.
Und ich so: "Gimme a break! Wänn isch ändli wieder Summer??"
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www.ronorp.net
Der Rest ist Schweigen: Frau Bitterbös 36: Die Welt ist schlecht oder eine Züri-Tussi Ende 30 geht mit dem Leben um.
Wer nicht Nettes zu sagen wisse, der solle lieber schweigen.
So sagt man doch, oder? Nun, ich hätte eigentlich ganz viel Nettes zu sagen. Ok, auch sehr viel Unnettes, ja.
Aber Gott, das Universum, die Natur, das Schicksal, das grosse Unbekannte, das viel mächtiger ist als wir alle oder wie wir es denn nun auch nennen wollen, lässt mich zur Zeit nicht. Es hat mir die ersten Viren dieses noch jungen Winters geschickt, und erst noch so richtig arschlochige.
Jedenfalls bin ich seit drei Tagen stumm.
Nein, nicht ein bisschen heiser oder so. Das ist für Pussys. Ich meine stumm. So richtig STUMM. Aus die Maus.
Ich seh ja nicht in mich hinein, aber es fühlt sich so an, als seien meine Stimmbänder auf Schlauchboot-Grösse angeschwollen. Das würde auch erklären, warum meine Zunge nicht mehr so richtig Platz hat in meinem Mund. Und jemand hat das Schlauchboot angezündet. Das würde denn auch den Schmerz erklären.
Das ist schon fies, wenn man so ungewollt schweigen muss. Ich kann zur Zeit nicht mal mehr das Telefon abnehmen, denn der Anrufer würde sich in einem dieser Horrorfilme wähnen, wo es im Hörer nur so unheimlich gurgelt und rhythmisch knackt. Also, sorry, liebe Bank, du musst bestimmt noch fünf weitere Male anrufen, um mir diesen Kredit schmackhaft zu machen. Und du, unbekannte Nummer aus Eritrea - nein, du nicht.
Besuch? Was soll ich mit dem? Gebärdensprache üben? Ich kann mich zur Zeit echt niemandem zumuten. Nicht nur, weil ich nicht reden kann, sondern auch, weil ich drei Tage nicht geduscht habe. Keine Stimme, keinen Bock.
Arbeiten? Bisschen schwierig ohne Stimme, wenn man einen Kommunikationsberuf hat. Ein Fussballer kann auch nicht mit gebrochenen Beinen aufs Feld.
Ich konnte mich übrigens nicht mal telefonisch abmelden. Eben, wegen Horrorfilm und so. Aber ich fügte dem Whatsapp an meinen Chef noch eine Voicemail bei.
Seit da leidet er an Schlafstörungen.
Beim Arzt anmelden? HAHA! Ich musste grad direkt vorbei und der Sprechhilfe pantomimisch mein Problem klar machen, so mit der Handkante über die Gurgel streichen, als würde ich mich köpfen wollen und mit dem Finger zuerst auf die Lippen zeigen und ihn dann so lehrerhaft verneinend schütteln, dazu kräftig die Stirn runzeln und weinerlich kucken - ehrlich, das nächste Mal nehm ich noch die weissen Handschuhe mit und mal mir das Gesicht an.
Tja, der Arzt selber brauchte dann praktisch keine Zeichensprache mehr, er checkte mein Wehwehchen schon bei der Begrüssung, wohl weil sein freundliches "Grüezi!" nicht erwidert wurde. Aber er hatte dann leider auch nicht die Wunderspritze, auf die ich gehofft hatte.
Und so muss ich weiterhin die Fresse halten, inhalieren und auf ein Wunder hoffen. Der Rest ist Schweigen.
Oder tippen, HAHA!
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