Frau_Bitterboes

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Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.

Meine Stadt Zürich
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Eine Züri-Tussi in Brasilien, Teil 20: De herói

Eine Züri-Tussi in Brasilien, Teil 20: De herói

Wir sahen uns also wieder, der Journalist und ich, am rodoviaria (Busbahnhof) in Recife, wo wir uns verabredet hatten, um gemeinsam Richtung Norden, nach João Pessoa zu fahren. Ok, er kam "als richtiger Brasilianer natürlich zu spät", wie er mir per SMS aus dem Taxi mitteilte. Jeito brasileiro! :-) João Pessoa ist die Hauptstadt des Bundesstaats Paraiba, nicht besonders gross und rund zwei Stunden von Recife entfernt. Der Anfang unseres Aufenthalts verläuft schon mal harzig, denn es pisst. Nix mit Badehose, wir gehen ins Kino. "300 - A Ascensão de um Império", auf Portugiesisch. Aber ich habe kaum Mühe, den Film zu verstehen, denn wie schon im ersten Teil geht´s einfach nur um halb nackte, beinhart durchtrainierte Männer und Krieg. Diesmal gibt´s das Ganze aber noch in 3D, die Macher lassen das Blut deshalb noch höher spritzen.Ansonsten ist João Pessoa auch eher etwas verschlafen. Ausser ein paar ganz netten Stränden (aber nach Fernando de Noronha ist man einfach unglaublich verwöhnt!) und einem hübschen historischen Zentrum, hat das Kaff eigentlich nicht viel zu bieten. Halt! Doch, es gibt da tatsächlich eine kleine Sensation: Jurandy. Das ist ein Musiker, der seit ungefähr 20 Jahren am Praia do Jacaré  (Krokodil-Strand, ich habe aber nur welche aus Plastik gesehen) jeden Sonnenuntergang mit seinem Saxophon und Ravels Bolero begleitet. Und mit jedem Sonnentuntergang, MEINE ich JEDEN! Jurandy gönnt sich offenbar nie Ferien, so wurde uns das jedenfalls gesagt. Und wenn er dann, ganz selten natürlich, mal krank ist, dann hat er eine Vertretung. Das heisst also, am Praia do Jacaré wird wirklich JEDER pôr do sol bespielt, was ich schon eine beträchtliche Leistung finde. Aber das lockt natürlich auch dementsprechend viele Schaulustige an. Und darauf hat der Strand reagiert: es wimmelt nur so von lojas mit Souvenirs und typisch brasilianischen Fressständen mit pipoca und tapioca. Romantik ist also schon mal nicht, auch wenn´s um den Sonnenuntergang geht. Und man fährt am besten früh genug hin, wenn die Sonne noch hoch oben am Himmel steht, denn man muss sich schliesslich einen guten Platz für das Spektakel sichern. Der Journalist und ich setzen uns (eher zufällig zwar) in das Restaurant mit Veranda aufs Meer hinaus, das Jurandy auch gleich unter Vertrag hat. Dafür müssen wir aber natürlich auch etwas konsumieren, also gibt es Cola und überteuerten, frittierten queijo coalho. Auf der Veranda und allen anderen rundherum drängen sich die Menschen, ihre Kameras und Smartphones bereits gezückt. Die Spannung steigt! Mann kann den Sonnenuntergang leider nicht so gut sehen, weil dicke Wolken am Himmel hängen, aber zum Glück teilt uns wiederholt eine laute Frauenstimme ab Band mit, dass es jetzt dann gleich losgehen werde, und zwar gesponsert von Blablabla und Blublublu. Wir müssen ein bisschen lachen. Ja, und dann legen die Streicher und Trommler los, der wohlbekannte Bolero erschallt aus allen Boxen am Strand. Es wird bedächtig gelauscht, die Hälse recken sich: Wo kommt denn jetzt dieser Typ?? Endlich setzt das lang ersehnte Saxophon ein, geblasen von Jurandy auf einem kleinen Fischerboot. Stolz und heroisch gleitet er an allen Schaulustigen vorbei und steht dabei wie ein Fels in der Brandung, keine Welle kann ihn erschüttern. Der Mann, der hinter ihm rudert, schafft es sogar, mit dem Boot Pirouetten zu drehen, damit auch alle Leute Jurandy mal von vorne zu Gesicht bekommen. Aber auch das meistert der Musiker ohne einzigen Holperer. Wir fragen später den Taxifahrer, ob Jurandy denn schon mal ins Wasser gefallen sei, und er meint: Nein, nein, nur fast. Erstaunlich!Die Sonne geht unter und es wird zusammen mit dem sich steigernden Bolero immer dunkler. Wir haben schliesslich die Ehre, dass Jurandy genau auf unserer Veranda an Land geht, und immer noch Saxophon spielend andächtig durch die Menge schreitet. Die Leute flippen fast aus, der Mann muss für unzählige Fotos posieren, natürlich ohne aus dem Takt zu fallen. Aber nach 20 Jahren kriegt er das locker hin. Schliesslich ist der Spuk vorbei, und Jurandy wird fleissig beklatscht. Der Held geht ins nächste Restaurant, um dort die Leute mit seinem Saxophon zu beschallen. Aber das Spektakel sollte erst noch richtig losgehen, verspricht jedenfalls die Stimme ab Band. Denn jetzt käme noch die Heilige Maria.Es kommt dann aber wieder nur Jurandy auf seinem Fischerboot, dass hell beleuchtet in der Nacht auf dem Meer funkelt. Er spielt Ave Maria, und eine Frau singt live dazu, leider ungefähr so gut wie ich, also soso-lálá. Und am Schluss dann taucht sie wirklich auf, die Maria. Sie steigt plötzlich aus dem Boot empor, es sieht ein bisschen so aus, als hätte man ein Sackmesser aufgefaltet, oder so wie ein Jack in the Box, der an einer Sprungfeder herausschnellt, sobald man den Deckel von der Schachtel nimmt. Auch sie leuchtet wie der Stern von Bethlehem. Der Journalist und ich müssen wieder lachen, diesmal noch lauter. Nach drei Tagen schliesslich trennen sich unsere Wege wieder. Er fährt zurück nach Hause nach Recife, für mich geht´s weiter nach Pipa. Und wie es der Zufall wieder will: sein Bus fährt genau zur selben Zeit wie meiner, einfach in die andere Richtung.  Pipa war ursprünglich ein Fischerdorf und ist heute so etwas wie eine brasilianische Hippie-Hochburg. Hier sind Aussteiger, Surfer, Lebenskünstler und andere Freigeister aus aller Welt versammelt, offenbar gibt es nirgends sonst im Land soviele verschiedene Nationalitäten (ich höre aber ausser Portugiesisch nur Spanisch und einmal Englisch); der Ort wird in den Reisebüchern oft als "magisch" beschrieben. Das liegt aber wahrscheinlich nicht nur an den malerischen Stränden und Buchten, sondern vor allem auch daran, dass dort ein ziemlich gravierendes Drogenproblem herrscht. Das merkt man schnell, wenn man durch´s Hippie-Dorf mit seinen zahlreichen Designerkleider-, Biokost- und Handwerkskunst-Läden spaziert. An vielen Ecken sitzen ziemlich kaputte Gestalten, denen man nicht unbedingt alleine im Dunkeln begegnen möchte. Drugs, Sex and Rock ´n´Roll halt, free minds, free love und so...Apropos dunkel: In Pipa steige ich zum ersten Mal aus dem Bus und habe noch keine Unterkunft reserviert. Ich denke, ich nehm einfach ein Taxi und lass mich irgendwohin fahren.Ähä.Weit und breit kein Taxi zu sehen. Ich muss also mit meinem Fünf-Tönner am Rücken (wieviele Paar Schuhe hab ich schon wieder dabei? Wieso haben sie sich eigentlich während meiner Brasilienreise noch vermehrt? Und wieso trage ich seit vier Monaten tagein, tagaus eh nur meine chinelos, die ich zu Weihnachten gekriegt habe??) und der nur leicht leichteren Version vor der Brust losmarschieren. Es ist Nacht, und ich habe schon nach zwei Minuten keine Lust mehr, mit dem schweren Gepäck durch die düsteren Strassen zu schleichen.  Das ist ja so, als würde sich ein Huhn dem Metzger schon auf der Schlachtbank präsentieren! Ich gehe also in die erstbeste Pousada und frage nach einem freien Zimmer zu angemessenem Preis. Das gibt es, und man zeigt es mir. Ich schmeisse erleichtert meine Rucksäcke aufs Bett und sage zu. Ich freue mich einfach, wieder einen Raum ganz für mich alleine zu haben, denn in João Pessoa waren der Journalist und ich je in einem Sechser-Schlag untergebracht (natürlich brasilianisch katholisch fein säuberlich nach Geschlechtern getrennt, damit auch ja niemand auf dumme Gedanken kommt), und obwohl es ganz lustig war mit den anderen Frauen, ich will einfach nicht die ganze Zeit Rücksicht nehmen müssen, fragen, ob ich jetzt duschen könne und mich auf Zehenspitzen reinschleichen, wenn ich die letzte bin, die schlafen geht (was nach einer weiteren, sehr caipirinha-lastigen Forró-Tanznacht der Fall war).Ok, also wieder mal schön für mich allein in Pipa. Dummerweise merke ich aber erst nach dem Bezahlen, dass mein Zimmer gar kein Fenster hat. Also, nur ein kleines im Bad, aber sonst ist es ohne Kunstlicht stockfinster. Ja nu, bin ja eh nur zum Schlafen dort, und dann ist dunkel ja auch ganz angemessen... Das Aufregendste, das mir in Pipa passiert, ist eine überraschende Flut. Man kann nämlich sehr weit den Strand entlangspazieren, aber eben nur bei Ebbe. Doch was habe ich schon für eine Ahnung von den Gezeiten? Jedenfalls will ich zurück zu meiner Pousada laufen, da merke ich, dass der halbe Strand schon unter Wasser steht. Aber ich denke, tranquilo, vai dar, das schaff ich schon noch, und klettere todesmutig über die Felsen, die Pipas Strände in verschiedene Abschnitte unterteilen. Nur, das Wasser steigt wirklich schnell, und ich rutsche auf den glitschigen Steinen immer wieder aus - wenn ich es überhaupt schaffe, auf sie draufzukommen. Die Wellen werfen mich hin und her, und ehe ich mich versehe, steh ich bis zum bunda im Wasser. Ich kann auch nicht mehr sehen, wo ich drauftrete, und das tut manchmal ganz schön weh. Zum Glück kommt gerade ein Brasilianer des Weges, der sich sehr viel geschickter über die Felsen zu bewegen weiss, ja, wie eine junge Gämse von Stein zu Stein hüpft und das erst noch barfuss. Er bleibt stehen, als er sieht, wie ich zu kämpfen habe, aber natürlich will ich mir keine Blösse geben und tue so, als wäre ich ganz ruhig, alles voll easy, amigo, mach ich jeden Tag so, bei Flut über Felsen kraxeln, nenhum problema. Aber der Mann glaubt mir nicht wirklich, zieht mich an der Hand aus dem Wasser und deutet mir einen einfacheren, trockeneren Weg aus der Gischt heraus. Insgeheim bin ich saufroh, er hat mich sicher vor dem Ertrinken gerettet, aber mein Stolz lässt nicht zu, ihm meine Erleichterung zu zeigen, also lächle ich meinen Helden nur mild an und hauche ein "obrigada". Züri-Tussi halt! Aber das Leben gibt einem ja immer noch eine zweite Chance, und so kann ich mich beim Schicksal bald revanchieren. Nach zwei Tagen in Pipa fahre ich nämlich weiter nördlich, nach Natal. Die Hauptstadt von Rio Grande do Norte ist bekannt für ihre Sanddünen. Die nur anzukucken, ist aber ziemlich langweilig. Deshalb entscheide ich mich für eine Buggy-Tour (die Brasilianer sprechen das übrigens als "Buugi" aus, mein zweitliebstes Wort nach "Feisibuki", Facebook :-)). Allerdings nur widerwillig, denn erstens finde ich, dass diese Strandkarren ökologischer Blödsinn sind, weil sie alles plattwalzen und die Umwelt verpesten. Und zweitens macht das einfach jeder Tourist hierein Fakt, der mich ja bekannterweise immer gleich auf Abstand zwingt. Aber naja, viele andere Möglichkeiten habe ich nicht, und weil ich ja mitreden will, setze ich mich zusammen mit drei brasilianischen Touristen (einer Frau aus Rio und einem frischverheirateten Pärchen im lua de mel aus Campinas) und einem Fahrer in so einen Buggy.Und leider muss ich gestehen: das macht ganz schön Spass!! Und zwar vor allem, weil man weiss, dass das im eigenen Land verboten wäre (wohl zurecht)! Volle Pulle über den Sand, natürlich nicht angeschnallt, und meistens auch noch stehend und sich am Dach festkrallend, das ist pures Adrenalin!! Wir kreischen und jubeln und hoffen, dass der Fahrer nie eine Vollbremsung hinlegen muss, denn das würde unseren sicheren Tod bedeuten. Es ist übrigens auch keine gute Idee, sich noch zwei Minuten vor der Spritztour mit Sonnencrème einzureiben. Sich mit glitschigen Händen bei ich weiss nicht wie vielen KmH auf einer Achterbahn festzuhalten, gestaltet sich nämlich als unheimlich schwierig! Zum Glück habe ich aber seit meinen zwei Monaten stehend Pendeln in Rios Stadtbussen sehr gut trainierte Hand- und Wadenmuskeln... Anyway, ich bin etwas abgedriftet, disculpem. Also, zurück zum Schicksal und so. Es begibt sich also, dass auf dieser Buggy-Tour auch ein Besuch in Natals Aquarium ansteht. Ist jetzt nicht so spektakulär, vor allem habe ich mich gefragt, was AFFEN in einem AQUARIUM zu suchen haben (keine Angst, sie waren in einem Käfig, nicht im Wasser!). Jedenfalls, als ich in Richtung Ausgang schreite, wundere ich mich plötzlich, warum es im dunklen Gang so viel Nebel hat. Und wieso brennt da eine Fackel in der Ecke? Ein bisschen Stimmung zum Ende? Geisterbahn?Nein, da steht doch tatsächlich ein Ventilator lichterloh in Flammen, direkt über dem Ausgang! Ich stutze: Ist das jetzt wirklich noch niemandem aufgefallen??Ich gehe noch mal zurück ins Aquarium und dort zum ersten Angestellten, der mir über den Weg läuft."Com licença, mas o ventilador ta queimando." Ok, ich gebe zu, das portugiesische Wort für "brennen" fällt mir nicht sofort ein, ich benütze deshalb eine ad hoc-Eigenkreation."Oi?""Esse ventilador alí. QUEIMANDO!" Ich erinnere mich wieder, aber ich glaube, die Affen im Käfig nebenan verstehen mich noch vor den Menschen, denn sie hängen sich plötzlich an die Gitterstäbe und beginnen hysterisch zu kreischen (echt, jetzt!). Ausserdem schwebt uns eine dichte Rauchschwade entgegen.Und da rennt der Mann auch schon los, und ich hinterher, um gerade noch mitansehen zu können, wie das brennende Ding an der Wand explodiert und auf den Boden knallt. Den Flammen wird mit einem Feuerlöscher der Garaus gemacht, und ich verlasse das Gebäude durch den Eingang, um nicht ersticken zu müssen.Ja, gut, es war jetzt nicht sooooo dramatisch, aber ich bin trotzdem ein bisschen stolz, habe ich einige Hundert Fische, Schildkröten, Schlangen, Echsen, Pinguine, einen grossen Hai, Affen und natürlich auch ein paar Menschen vor dem sicheren Feuertod bewahrt. Jedenfalls stelle ich mir das so vor in meiner Fantasie...Der alarmierte Aquariums-Angestellte bedankt sich nach dem grossen Durcheinander denn schliesslich auch angemessen bei mir, der Heldin, so rasch beim Vorbeigehen: "Obrigado, viu?".Ich mache eine gespielt coole Geste mit der Hand, so als sei das Ganze für mich gar nichts Besonders gewesen. "De nada."

Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)

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Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.

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An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
In meinem Bett.
Meine Lieblingsbar:
Mein Bett.
Da nehme ich noch einen Schlummi:
In meinem Bett.