Frau_Bitterboes

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Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.

Meine Stadt Zürich
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Eine Züri-Tussi in Brasilien, Teil 14: Em família

Eine Züri-Tussi in Brasilien, Teil 14: Em família

Nach dem Regenwald bin ich nun an der brasilianischen Ostküste, genauer in Salvador de Bahia. Das ist die Hauptstadt des Bundesstaats Bahia, vor Urzeiten war es auch einmal die Hauptstadt des gesamten Landes. Hier waren nämlich die ersten Seefahrer aus Portugal gelandet. Es ist mit knapp drei Millionen Einwohnern die drittgrösste Stadt Brasiliens (nach São Paulo und Rio de Janeiro) und liegt in der "Allheiligenbucht", was erklärt, warum auch in Salvador ein Christus auf einem Hügel aufs Meer hinunterblickt, ähnlich wie in Rio, einfach in Miniaturform. Die Bahia ist bekannt für ihre afrobrasilianische Kultur, die sich in Essen (viel Kokosmilch), Religion (Candomblé, aus dieser Art der Heiligenverehrung rühren übrigens auch die farbigen Armbänder her, die hier in Salvador überall hängen und die man als Tourist an jeder Ecke angeboten bekommt) und dem Capoeira widerspiegeln. Auch ist es hier ganz hübsch, vor allem die Altstadt, die ein bisschen an Lissabon erinnert (obwohl ich da noch nie war, aber man liest das überall so), mit bunt gestrichenen, aufwendig renovierten Häusern im Kolonialstil. Überhaupt putzt sich Salvador gerade sehr heraus, überall wird geschrubbt, gemalt und ausgebessert, an den Strassen türmen sich langsam die camarotes, die VIP-Lounges, auf. Das ist alles für den brasilianischen Carnaval, der immer näherrückt, und in der Bahia besonders ausgelassen gefeiert wird.Und hier habe ich eine neue Familie gefunden, nämlich die einer brasilianisch-schweizerischen Freundin von mir. Die war gerade in ihrer Heimat zu Besuch und nahm mich bei sich auf, unterdessen ist sie aber in die Schweiz zurückgereist (ihr Mann mit etwa sieben Löchern im Fuss, da er beim Baden im Meer auf einen Seeigel getrampelt ist - die Stacheln mussten ihm im Spital entfernt werden). Zum Glück aber hat sie in und um Salvador zahlreiche Verwandte, und so kam ich bei einem ihrer 23420 primos, Cousins, unter.Es ist also meine zweite Familie hier in Brasilien, und sie könnte sich von meiner ersten in der Comunidade in Rio gar nicht mehr unterscheiden. Diese hier in Salvador gehört zur gehobenen Mittelschicht. Meine Freundin und ihr Mann besitzen ein Haus in einem schmucken Vorort, so mit riesigem Garten und Swimmingpool. In ihrer immensen Küche stehen den ganzen Tag irgendwelche Frauen, deren Verwandschafts- oder Bekanntschaftsgrad ich nicht richtig einordnen kann, und kochen (nach dem dreistündigen Frühstück werde ich jeweils gefragt, ob ich jetzt Mittagessen wolle). Ausserdem besorgen sie die Wäsche und sind ununterbrochen am Aufräumen und Putzen (ich kann das leere Wasserglas kaum absetzen, schon wird es abgeholt). Und Primo hat eine hübsche Wohnung an zentraler Lage in Salvador, unweit des Strands und des Farol da Barra, des Leuchtturms.  Man fährt Auto und hat wifi - ok, Primo noch nicht, denn er ist erst grad frisch in die Wohnung eingezogen, aber es ist schon bestellt. Die Familie verfügt über ein grosses Haus auf dem Land, inklusive Kajak für den privaten Zugang zum See und Mangobäumen im Garten (dort darf ich kostenlos "Ferien" machen und sogar noch Freunde mitbringen, zum Frühstück esse ich jeweils drei Mangos und muss dann den ganzen Tag xixi). Apropos Mango: auch in der Ernährung werden die sozialen Unterschiede deutlich: hier verzichtet man bewusst auf Chips, Fritiertes und literweise refrigerante, anders als in der Favela. Überhaupt muss ich sagen: ich habe noch nie einen so gesunden Kühlschrank gesehen wie den von Primo! Nur kiloweise Früchte und Gemüse, água do coco, entrahmte Milch, Eier und mageres Poulet! Und das alles auch noch in der Küche eines Single-Mannes Ende 30! Ich staune wirklich! Wenn ich mir mein Guaraná Zero gönne, dann kommt garantiert ein despektierlicher Spruch, von wegen schädlichen Süssstoffs und so. Und Primo ist überhaupt der Meinung, biscoitos sollten verboten werden. Und seine Tochter (die bei der Mutter lebt) trinke auch keine Cola und  kriege nur wenig Süssigkeiten. PAH! Trotzdem hat der gute Mann ein Wohlstandsbäuchlein, denn eigentlich ist er gar nicht so ein Gesundheitsapostel, wie sein Kühlschrank vermuten lässt. Manchmal kommt er nämlich mit einem Hamburger aus dem Drive-in nach Hause. Er zeigte mir auch schon Fotos von feuchtfröhlichen Nächten mit Freunden, wo der Alkohol in Strömen floss. Und wenn wir fruta do pão essen, dann schmiert er sich einen halben Butterberg darauf. Irgendwie sympathisch. Der Wille ist stark, doch das Fleisch ist schwach, das kenne ich nur zu gut. Trotzdem: wenn wir abends zusammen "kochen", dann machen wir immer Salat. Das klingt dann ungefähr so:Primo: "Gib mir bitte mal die beterrabas aus dem Kühlschrank."Ich: "Ööh, die was?""Die beterrabas." Ich wühle völlig planlos im Gemüsefach. "Das da?""Nein, das ist eine Melone, Miriam. Um melão. M-E-L-Ã-O!" Primo spricht extra langsam und formt dabei jeden Buchstaben überdeutlich mit den Lippen, so als wäre ich taubstumm."Weiss ich doch. Dann vielleicht das da?""Nein nein, das gehört nicht in den Salat! Es sind diese roten.""Ah, die hier!""Isso", Primo nickt anerkennend. "Wie heissen die auf Deutsch?""Randen.""Roongden.""Nein, nicht nasal, solche Laute haben wir im Deutschen nicht.""Ach, das ist mir zu schwierig. Reich mir doch bitte schnell die Blablabla (ich habe das Wort schon wieder vergessen)."Ich runzle die Stirn. "Ähm, also, so zum Schneiden?"Er schüttelt entschieden den Kopf. "Nein, die Blablabla!"Ich greife nach einem Lappen."Nein, für den Salat, zum Waschen!""Aaaaahh!" Der Groschen ist gefallen."Genau, das ist eine Blablabla. Und wie heisst das auf Deutsch?""Plastikbecki.""Meu Deus!" Wir sind ein bisschen wie ein altes Ehepaar, das zusammen in der Küche rüstet und schnippelt und sich gegenseitig etwas klar machen will, was der andere nicht (mehr) versteht. Nur hören wir beide noch gut und sind auch im Kopf noch ziemlich frisch, nicht das Alter, die sprachliche Barriere erschwert uns die Kommunikation. Aber die überwinden wir immer wieder locker über einer Tasse Filterkaffee. Den trinken wir grad literweise (ich habe ihn wirklich liebgewonnen!), tagein, tagaus, auch noch vor dem Zu Bett gehen. Dazu sitzen wir auf Primos Balkon und diskutieren über Musik oder den Sinn des Lebens, während mich die Arschlochmücken verstechen und bei ihm das Handy pausenlos klingelt. Was braucht man mehr? Gastfreundschaft wird in Brasilien sehr grossgeschrieben. Es ist ganz selbstverständlich, dass Besucher beherbergt werden und sich wie zu Hause fühlen sollen. Für Brasilianer stellt das irgendwie keine Umstände dar, anders als in Zürich, wo praktisch jeder mit seinem eigenen, stressigen Leben beschäftigt ist und weder Zeit noch Musse hat, einem Fremden seine Türen zu öffnen.Und natürlich will auch Primo wie Papa und Mama in Rio keinerlei Gegenleistung. Mein Vorschlag, "Miete" zu bezahlen, wird einfach weggelacht. Ich bleibe aber hart, bis Primo schliesslich nachgibt - also, so ein bisschen. Er ist ja erst gerade umgezogen, die Wohnung ist noch etwas leer, es fehlt an Möbeln und anderen nützlichen Einrichtungsgegenständen.  Er wünscht sich deshalb einen Gemüseschäler.Jep. That´s ist.Wow.Na gut, der Mann soll bekommen, was er will. Ist mir ja auch lieber, wenn ich die Rüebli und die Randen für den Salat nicht mehr mühsam mit einem popligen Messer abraspeln muss. Ich gehe also in den Supermarkt. Und ich gehe in noch einen. Und noch einen. In grosse und kleine. Ich gehe in jeden fucking Supermarkt in Salvador. Keine Gemüseschäler.Also gut, Strategiewechsel. Ich gehe in ein riesiges Einkaufszentrum, und dort finde ich ein schickes Haushaltsgeschäft. Ich suche nach dem gewünschten Gerät, finde es aber nirgends. Scheint nicht gerade angesagt zu sein in der Bahia. Dafür stosse ich auf so wichtige Alltagsgegenstände wie Knoblauchkocher und Julienne-Schneider. Ich gebe auf und wende mich an einen Verkäufer: "Com licença, ich bin auf der Suche nach einem... also, nach einem... so einer coisa, mit der man fruta und verdura desch... des...""Descascar", hilft er mir freundlich weiter."Genau, so einen descascador halt."Der Verkäufer führt mich zu einem Gestell und drückt mir dort das verzweifelt gesuchte Ding in die Hand. ENDLICH!"Ist das der einzige, den sie haben?" (Herrgott, er ist hässlich, so aus gelbem Plastik und sauteuer!)"Ja, aber er ist muito bom, muito bom!"Ich zahle. Das Rückgeld muss mir der Verkäufer aus seinem eigenen Portemonnaie zusammenklauben, die Kasse klemmt irgendwie. Der Gemüseschäler wird sorgsam in Blööterlipapier eingewickelt, mit Klebstreifen fixiert und in eine grosse, bunte Papiertüte gesteckt. Mein Leben so em família gefällt mir irgendwie, weshalb ich nach einer Woche in Salvador beschliesse, hier hin zurückzukehren. Nach meinem kurzen Ausflug nach Foz do Iguaçu, das sich nicht in der Bahia befindet, sondern auf der anderen Seite des Landes.

Züri-Blog von Frau Bitterbös, Maxim Theater Zürich (2)

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Maxim Theater Zürich

Zur Zeit arbeiten wir an einem neuen Stück, zusammen mit dem Lehrhaus Zürich. Première ist voraussichtlich im November 2015.

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Der schönste Ort in der Stadt:
Mein Bett.

Öppis mit Medien. Ausgebildete Schauspielerin. Schreiberlingin. Reisefüdli. Crazy Cat Lady.

Der schönste Ort in der Stadt:
Mein Bett.
An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
In meinem Bett.
Meine Lieblingsbar:
Mein Bett.
Da nehme ich noch einen Schlummi:
In meinem Bett.