GDSFM
GDSFM
FreeZürich's Radio Gegen Den Strom
Meine Stadt
Zürich
Follower
85
STUDIO GDS PRÄSENTIERT PETITE NOIR - LA VIE EST BELLE / LIFE IS BEAUTIFUL
Als ich ein kleines Kind war, besassen meine Eltern eine Doppel-CD mit afrikanischer Musik, die ich damals immer wieder gerne hörte. Gefüllt mit Liedern, die wahrscheinlich von fettleibigen, schmierigen Plattenbossen aus Westeuropa für weisse, sich weltoffen und alternativ fühlende Mittvierziger zusammengestellt wurden, prägte diese Kompilation lange Zeit meine Vorstellung von afrikanischer Musik: fröhlich klingende Chorgesänge, rhythmische Trommeln und diese lustigen repetitiven Gitarrenlicks. Mit dieser Vorstellung war ich auch bestimmt nicht allein, denn afrikanische Musik war in erster Linie „World Music“ und mit Ausnahme der BLK JKS und Die Antwoord kannte ich keine alternativen afrikanische Musiker und es schien sich auch kaum jemand dafür zu interessieren. Nun scheint es mir, dass seit einiger Zeit der Fokus der internationalen Musikpresse immer mehr auch auf alternative Musik aus Afrika gerichtet wird. Es zeigt sich, dass es eine Vielzahl an interessanten Künstlern zu entdecken gibt, die nicht viel mit den gängigen Klischees zu tun haben. So wurde beispielsweise in diesem Frühling auf Thump die Dokumentation The Future Sound of Mzansi veröffentlicht, die einen spannenden Einblick in verschiedene moderne Musikszenen Südafrikas gewährt.Einer der Verantwortlichen für die Dokumentation ist Spoek Mathambo, eine der wichtigeren Figuren der elektronischen Musik in Südafrika und bekannt für sein Cover von Joy Division’s Control. Glaubt man den Geschichten, die man im Internet liest, hat eben dieser Spoek Mathambo in einem Club einen jungen Teenager namens Yannick Ilunga getroffen, der soeben dank Kanyes‘ „808s & Heartbreak“ elektronische Musik entdeckt hat. Mathombo überzeugte den Teenager davon aufzuhören in einer Kirchenband Gitarre zu spielen und stattdessen mit einem gemeinsamen Freund eine Chillwave-Band zu gründen. Der junge Mann nahm sich diesen Ratschlag zu Herzen, was anscheinend eine gute Entscheidung war. Ungefähr fünf Jahre später hat Yannick Illunga, der sich mittlerweile Petite Noir nennt, einen Plattenvertrag mit Double Six einem Sublabel von Domino Records in der Tasche. Nach einer ersten EP am Anfang dieses Jahres ist nun das Debutalbum „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ erschienen.Glücklicherweise orientierte sich Illunga sich in seiner Musik weniger an dem fragwürdigen Album, das ihn zur elektronischen Musik gebracht hat, sondern kreierte einen Sound, den er selbst als „noir-wave“ bezeichnet. Bereits beim gleichnamigen Intro von „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ demonstriert Illunga, dass diese Bezeichnung seine Musik sehr treffend beschreibt. Hypnotische Trommeln treffen auf sphärische Synths und Vocalsamples und erschaffen eine eigentümliche Mischung zwischen afrikanischen Rhythmen und düsteren Klängen, die an den Elektro- und Darkwave aus den 80er Jahren erinnert. Dass es jedoch falsch wäre die Musik von Petite Noir auf einen Hybrid aus afrikanischer Black Music und New-Wave zu reduzieren, zeigt sich bereits im zweiten Track „Best“, der mit einer groovig souligen Strophe beginnt, um einem dann im Refrain einem lautstark Trommeln und Trompeten post-punk-mässig um die Ohren zu schlagen. Trotzdem sind die New-Wave Elemente diejenigen, die immer wieder herausstechen und den Sound ausmachen. Offensichtlich wird dies wenn Illungas Stimme immer mal wieder an David Gahan erinnert, die Synths ein bisschen wie bei New Order klingen oder die Gitarren von The Cure sein könnten. In diesen düsteren Wave-Sound werden nun zahlreiche Elemente aus den verschiedensten Musikstilen eingestreut, wobei sich Illunga seinem eigenen Genrebegriff treu bleibend vor allem bei der Black Music bedient. So findet man in seinen Songs Anleihen an R’n’B, Soul, Rap oder Disco. Trotz diesen vielen unterschiedlichen Elementen klingt das Ganze aber nie zusammengesetzt, sondern die einzelnen Teile fügen sich ganz natürlich zusammen, so als ob sie schon immer zusammengehört hätten. Es klingt nicht wie New-Wave, der mit afrikanischen oder schwarzen Elementen angereichert wurde, es klingt mehr so als wäre New-Wave in Südafrika wiedergeboren. Und das Resultat kann sich hören lassen: Mal düster und treibend, mal groovy und tanzbar, mal cool und sexy. Für Letzteres sorgt insbesondere Illungas warme und sanfte Stimme, die vor allem in den tieferen Tonlagen an Coolness kaum zu übertreffen ist. Insgesamt ist „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ ein abwechslungsreiches Album, das einen eigenen Sound kreiert und darum trotz den teils sehr unterschiedlichen Songs in sich stimmig ist. Deshalb kann ich nur empfehlen sich Petite Noir anzuhören und wenn man schon dabei ist, sollte man gleich noch etwas weiter in der südafrikanischen Musikszene herumstöbern, denn da gibt es einiges zu entdecken. GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fmVon Lukas Marty.
-
Luca OlschewskiDj MaraMarfranziska frutigerThe JuegeclaudianadiabManu eltinaAlessandro.periAline DemetzSmoolis - eCommerce Website Buildernil.s_464296
STUDIO GDS PRÄSENTIERT PETITE NOIR - LA VIE EST BELLE / LIFE IS BEAUTIFUL
Als ich ein kleines Kind war, besassen meine Eltern eine Doppel-CD mit afrikanischer Musik, die ich damals immer wieder gerne hörte. Gefüllt mit Liedern, die wahrscheinlich von fettleibigen, schmierigen Plattenbossen aus Westeuropa für weisse, sich weltoffen und alternativ fühlende Mittvierziger zusammengestellt wurden, prägte diese Kompilation lange Zeit meine Vorstellung von afrikanischer Musik: fröhlich klingende Chorgesänge, rhythmische Trommeln und diese lustigen repetitiven Gitarrenlicks. Mit dieser Vorstellung war ich auch bestimmt nicht allein, denn afrikanische Musik war in erster Linie „World Music“ und mit Ausnahme der BLK JKS und Die Antwoord kannte ich keine alternativen afrikanische Musiker und es schien sich auch kaum jemand dafür zu interessieren.
Nun scheint es mir, dass seit einiger Zeit der Fokus der internationalen Musikpresse immer mehr auch auf alternative Musik aus Afrika gerichtet wird. Es zeigt sich, dass es eine Vielzahl an interessanten Künstlern zu entdecken gibt, die nicht viel mit den gängigen Klischees zu tun haben. So wurde beispielsweise in diesem Frühling auf Thump die Dokumentation The Future Sound of Mzansi veröffentlicht, die einen spannenden Einblick in verschiedene moderne Musikszenen Südafrikas gewährt.
Einer der Verantwortlichen für die Dokumentation ist Spoek Mathambo , eine der wichtigeren Figuren der elektronischen Musik in Südafrika und bekannt für sein Cover von Joy Division’s Control . Glaubt man den Geschichten, die man im Internet liest, hat eben dieser Spoek Mathambo in einem Club einen jungen Teenager namens Yannick Ilunga getroffen, der soeben dank Kanyes‘ „808s & Heartbreak“ elektronische Musik entdeckt hat. Mathombo überzeugte den Teenager davon aufzuhören in einer Kirchenband Gitarre zu spielen und stattdessen mit einem gemeinsamen Freund eine Chillwave-Band zu gründen. Der junge Mann nahm sich diesen Ratschlag zu Herzen, was anscheinend eine gute Entscheidung war. Ungefähr fünf Jahre später hat Yannick Illunga, der sich mittlerweile Petite Noir nennt, einen Plattenvertrag mit Double Six einem Sublabel von Domino Records in der Tasche. Nach einer ersten EP am Anfang dieses Jahres ist nun das Debutalbum „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ erschienen.
Glücklicherweise orientierte sich Illunga sich in seiner Musik weniger an dem fragwürdigen Album, das ihn zur elektronischen Musik gebracht hat, sondern kreierte einen Sound, den er selbst als „noir-wave“ bezeichnet. Bereits beim gleichnamigen Intro von „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ demonstriert Illunga, dass diese Bezeichnung seine Musik sehr treffend beschreibt. Hypnotische Trommeln treffen auf sphärische Synths und Vocalsamples und erschaffen eine eigentümliche Mischung zwischen afrikanischen Rhythmen und düsteren Klängen, die an den Elektro- und Darkwave aus den 80er Jahren erinnert. Dass es jedoch falsch wäre die Musik von Petite Noir auf einen Hybrid aus afrikanischer Black Music und New-Wave zu reduzieren, zeigt sich bereits im zweiten Track „ Best “, der mit einer groovig souligen Strophe beginnt, um einem dann im Refrain einem lautstark Trommeln und Trompeten post-punk-mässig um die Ohren zu schlagen. Trotzdem sind die New-Wave Elemente diejenigen, die immer wieder herausstechen und den Sound ausmachen. Offensichtlich wird dies wenn Illungas Stimme immer mal wieder an David Gahan erinnert, die Synths ein bisschen wie bei New Order klingen oder die Gitarren von The Cure sein könnten. In diesen düsteren Wave-Sound werden nun zahlreiche Elemente aus den verschiedensten Musikstilen eingestreut, wobei sich Illunga seinem eigenen Genrebegriff treu bleibend vor allem bei der Black Music bedient. So findet man in seinen Songs Anleihen an R’n’B, Soul, Rap oder Disco. Trotz diesen vielen unterschiedlichen Elementen klingt das Ganze aber nie zusammengesetzt, sondern die einzelnen Teile fügen sich ganz natürlich zusammen, so als ob sie schon immer zusammengehört hätten. Es klingt nicht wie New-Wave, der mit afrikanischen oder schwarzen Elementen angereichert wurde, es klingt mehr so als wäre New-Wave in Südafrika wiedergeboren. Und das Resultat kann sich hören lassen: Mal düster und treibend, mal groovy und tanzbar, mal cool und sexy. Für Letzteres sorgt insbesondere Illungas warme und sanfte Stimme, die vor allem in den tieferen Tonlagen an Coolness kaum zu übertreffen ist. Insgesamt ist „La Vie Est Belle / Life Is Beautiful“ ein abwechslungsreiches Album, das einen eigenen Sound kreiert und darum trotz den teils sehr unterschiedlichen Songs in sich stimmig ist. Deshalb kann ich nur empfehlen sich Petite Noir anzuhören und wenn man schon dabei ist, sollte man gleich noch etwas weiter in der südafrikanischen Musikszene herumstöbern, denn da gibt es einiges zu entdecken.
GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fm
Von Lukas Marty.
Weiterlesen
STUDIO GDS PRÄSENTIERT DAS KOMPLEX - UNIVERSE
Ich hab ja hier bereits im Frühling das Talent des polnischen Newcomers Das Komplex über den Klee gelobt; anlässlich seiner Debut-EP „ Nowadays “. Seither hatte ich das Vergnügen, einiges, bisher noch unveröffentlichtes Material von ihm gehört zu haben. Seine Soundcloud-Page überquillt gerade mit seinem enormen Output und vermutlich über die Jahre angesammelten Ideen. Fast etwas zu viel Mitteilungsdrang für jemanden wie mich. Aber angesichts, dass im November eine Remix-EP seines Debuts ansteht mit Reworks u.a. von einer Grösse wie Rune Lindbaek und, dass unsere frischgebackene Praktikantin Alisha den Sound von Das Komplex „mad good“ findet, mache ich eine Ausnahme und belästige euch nun schon das zweite Mal dieses Jahr mit einem Release von ein und demselben Artist, dem 36-jährigen Marcin Lukaszewicz aus Koszalin. Diesmal mit einer Platte auf dem Berliner Label Step Records , das ja bereits via Catz N' Dogs Connections nach Polen pflegt. Denen gefällt wohl, genauso wie mir, diese zurückgelehnte Herangehensweise mit der Das Komplex seine zwischen Edits, Sampleorgien und Moodymann-Slackness eingedriftete Musik macht. Von „Sometimes“ via „Ride On“ widerhallt eine dreckige Funkyness, die auch die ganze 4-Track-EP durchzieht und in jedem Arrangement den einzigartigen, wiedererkennbaren Akzent setzt. „Ride On“ könnte ein Track sein, den Moodymann himself „komponiert“ haben könnte und er an seinen berüchtigten Soul Skate-Parties spielen würde. Auf alle Fälle können wir sicher sein, dass wir hier auf unserem kleinen Radiosender in Zürich City noch ganz viel um die Ohren kriegen seitens Polen. Und entweder Kenny Dixon Jr. liest diese Zeilen hier per Zufall oder wir spielen einfach weiterhin nonstop Das Komplex auf GDS.FM bis die frohe Kunde aus Old Europe über den Teich die Motor City erreicht. Bis diese „mad good“ Mucke endlich an einer Soul Skate Party läuft. Right on!
GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fm
Von Honey-K .
Weiterlesen
STUDIO GDS PRÄSENTIERT DANITSA - BREAKFAST EP
Frauen im Hip-Hop Business? Bevor ich die Namen Lauryn Hill oder Missy Elliott aussprechen kann, blendet mein Gehirn automatisch ein Bild von Nicky Minajs wackelndem Arsch ein. Ein ziemlich frustrierender Automatismus, der mir aber klar macht wie viel Schrott aus dem Alltag, welchem ich eigentlich gezielt auszuweichen versuche, trotzdem hängen bleibt. Bemerkenswerte weibliche MCs sind in der heutigen Hip-Hop Welt so gut wie nicht vorhanden. Ich hoffe aber schwer, dass sich das in Zukunft ändern wird. Glücklicherweise stosse ich immer wieder auf Artists, die mich daran glauben lassen. Nebst Rapsody und Yarah Bravo gibt es auch in der Schweiz Potential: Ihr Name ist Danitsa und obwohl ihr Musikstil hauptsächlich in Richtung Ragga/Dancehall geht, scheut sich die Genferin nicht davor Elemente aus dem Hip-Hop einzubauen um dann das Ganze mit ihrer souligen Stimme abzurunden.
Im Jahr 2013 hat sie unter dem Reggae Label Little Lion Sound ihr erstes Mixtape „ Five Flags “ herausgebracht. Davor konnte man sie schon in „ Boom Boom “ bestaunen, sowie in einigen weiteren Videos von Genfer Rappern, wie Di-Mehs „ Good Coffee “ deren Track sie mit ihrer Stimme krönte. Danitsas neue EP „Breakfast“ wurde so benannt, weil sie eine gewisse Frische mit uns teilen möchte und diese ist oftmals nur am Morgen vorhanden: Meist eben nach einem guten Frühstück. Falls du wie ich zu den Morgenmuffeln gehörst - von Freshness am Morgen noch weit und breit keine Spur - gibt es trotzdem eine gute Chance, dass du mit einem ihrer Tracks resonieren wirst. Jeder verkörpert irgendwie einen anderen Mood. „ Let’s Celebrate “ ist up-beat und bringt dich ziemlich schnell auf die Füsse, auch wenn sich dein Kopf noch wie Gemüse anfühlt. In „ Yaya Shanna “ versetzt sie sich in die Rolle ihrer neunjährigen Schwester, die nicht versteht weshalb ihre grosse Schwester Shanna (Danitsas Geburtsname) sich ständig in die virtuelle Welt einloggen muss, wenn sie sich doch zusammen unterhalten könnten. Eine ziemlich gute Message für alle diejenigen, die am Morgen früh als erstes zum iPhone greifen und sich schon mal eine Ladung Facebook oder Instagram geben. „ Weed Me “ für alle Wake’n’Bakers out there. Zuletzt wirst du in „ Realize “ aufgefordert dich von deinen Ängsten zu verabschieden. Ein perfektes Album zum aufwachen, welches übrigens unter dem independent Label Jihelcee Records als free Download zur Verfügung steht. Happy breakfasting!
GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fm
Von Alisha.
Weiterlesen
STUDIO GDS PRÄSENTIERT LETHARGY LIVE
Mit der Streetparade konnte ich schon früher nie wirklich etwas anfangen. In Feierlaune war ich trotzdem immer. Zum Glück gibt's genau so lange, wie die mittlerweile komplett kommerzialisierte Street Parade, die wunderbare Alternative namens Lethargy. Seit über zwanzig Jahren wird zu qualitativer und vielseitigster elektronischer Musik getanzt. Dies in einem so magischen Umfeld in der komplett umgestalteten Roten Fabrik, dass immer, wenn ich das erste Mal im Innenhof stehe, ich mich erst Mal wieder an dieses Wow-Gefühl gewöhnen muss. Lichter, Farben und glückliche Menschen. Überall. Dieses Jahr überträgt GDS.FM zum ersten Mal Live-Ausschnitte, Berichte und Interviews direkt aus dem Radio-Studio mittendrin in diesem zauberhaften Mikrokosmos.
Zum kompletten Programm und den Tickets gehts hier lang: http://www.lethargy.ch/2015/
Weiterlesen
STUDIO GDS PRÄSENTIERT CAFE LANAI – PARADISE EP
Gestern hab ich, wie letzte Woche angekündigt, Post aus Vancouver gekriegt. Das junge Label Hybridity Music hat mir nebst der Platte von Cafe Lanai noch eine Kitschpostkarte der Pazifikmetropole beigelegt mit den Worten: „you were the first one to order this record, thank you so very much“. Und jetzt ist es an mir, hiermit eine Dankesbotschaft zurück nach Kanada zu schicken. Ein Dankeschön für die wunderbare Musik, die auf dem Mini-Album oder, wie man es sehen will, Extended-EP „Paradise“, die ab jetzt meinen Sommer begleitet. Aber wo beginnen mit der Lobhudelei? Denn keiner der fünf Songs gleicht dem anderen, kein einziger hat auch nur schon Genre-mässig was mit dem nächsten zu tun. Diese neuartigen Algorhytmen, die versuchen Musik für persönliche Playlists zu generieren, werden an diesem Album kläglich scheitern. Das Intro „Lanai“ könnte zum Beispiel das beste Stück von Bob Moses sein, welches diese nie geschrieben haben. Irgendwo zwischen Deephouse und Chillwave , wenn nun doch Genres bemüht werden müssen. Wenn ich schon mit Schubladen hantieren muss, dann ist aber „Skyboyy“ ein Meisterwerk dessen, was man neuerdings „ PRB&B “ nennt, oder das was inc. und FKA Twigs bei ihrem Collabo-Project vom vorletzten Jahr ansatzweise versucht haben auf die Beine zu stellen. Und da ist ja noch „Le Stud“. Ein Song, bei dem die Stimmen des Duos, dessen Identität bisher noch unbekannt ist, sich wie zwei zärtliche Liebhaber um einen Beat schlängeln, den selbst Andras Fox aus den Socken hauen würde. „Girls making music“ haucht die männliche Stimme auf „Girl Music“, und der weibliche Gegenpart säuselt „this time round it's crazy“. Und jetzt fällt es einem wie Schuppen von den Augen, dass „Paradise“ schlicht und einfach bloss Stimulus für dreckigste Fantasien und verruchte Nächte sein will. Wär ich also ein intelligenter Musikalgorhytmus würde ich Cafe Lanai direkt neben Sade, der britischen Sängerin und dem französischen Autor einreihen. Feuchte Liebesgrüsse aus Vancouver. Ich schick einen ebensolchen Kuss direkt zurück.
GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fm
Von Honey-K .
Weiterlesen
STUDIO GDS PRÄSENTIERT DAS WAHLKAMPFSONG-SPECIAL
1996 war es so weit. Zwei Welten, die Lichtjahre auseinander liegen, fanden endlich zusammen. Basketball und Zeichentrickfiguren. Michael Jordan und Bugs Bunny. Selten und anmutig wie bei einer Sonnenfinsternis wurde aus zwei plötzlich eins – Space Jam. 2015 zeichnet sich eine ebenso unverhoffte Sternstunde ab. Wieder kollidieren Welten. Schweizer Politik und MTV. Christoph Blocher und Rhythmusgefühl. Denn während die CVP beschlossen hat, für diesen Wahlkampf alle christlichen Werte im Weihwasser zu ersäufen und nun Zwangsarbeit für Flüchtlinge fordert, haben sich andere Politiker entschieden, das Internet mit Wahlkampfliedern zu bestücken. SVP und GLP laden zum polito-musikalischen Slam Dunk ein. Zeit für eine kritische Betrachtung.
Beginnen wir beim Unbekannten aus dem Osten. Mike Egger – das ist ein etwa 16-jähriger St. Galler, der seine Verkleidung als Toni Brunner nach der letzten Fasnacht nicht mehr abgelegt hat. Nun will er für die SVP den Sprung aus dem Kantonsrat in den Nationalrat schaffen. Die Anzahl Toni Brunners würde damit um 100 Prozent auf zwei ansteigen. Damit bleiben sie zwar unter der Fraktionsstärke, könnten jedoch berechtigterweise einen Sitz im Bundesrat fordern. Für dieses Ziel hat Mike ein Lied geschrieben und Dominique Baumgartner, besser bekannt als Stahlbergers evil & untalented Twin , engagiert um es vorzutragen. Damit tritt Egger selbst in den Hintergrund und kehrt somit das übliche Schema um, nach welchem die Inhalte durch Lobbyisten und Berater vorgegeben sind und vom Politiker massenwirksam verbreitet werden. Ein interessanter Ansatz des Nachwuchspolitikers, der sich damit klar als Kritiker der post-demokratischen Gesellschaft positioniert. Nach den wichtigsten Theoretikern gefragt, welche ihn zu dieser Positionierung überzeugt haben, antwortet Mike selbstbewusst: „Meine Stimme ist zu schlecht.“
Dass Dominique Baumgartners Stimme ebenfalls zu schlecht ist, verblasst neben der Fähigkeit, das Wort „Forderungskatalog“ in ein Lied zu packen. Mit verkrampften Griffen auf der Gitarre, geschätzten fünf Akkorden, und Augenbrauen, die schiefer sind als jede Einkommensverteilung, verkörpert Baumgartner perfekt die Unheilsbotschaften, für welche ihn Egger als Sprachrohr gewinnen konnte. Migranten verstopfen unsere Autobahnen, der Islamismus bedroht die Rechte der Frauen und die EU betreibt Imperialismus. Wir erkennen die klassischen SVP-Themen: Anti-Imperialismus, Gleichberechtigung, Öffentlicher Verkehr.
Auch der Aargauer Nationalrat Beat Flach hat sein gesamtes Parteiprogramm in einen Song gerammt. Der weisse Barry White übernimmt dabei den Lead im Gegensatz zu Mike Egger gleich selbst – er hat den Stimmbruch ja auch hörbar hinter sich. Musikalisch hat er sich bei den aussortierten Sommerhits von Stiller Has bedient und bebildert wird der grünliberale Kirchenchor mit einheimischer Flora und Fauna sowie staatsmännischer Ertüchtigung. Dieser Feel-good-movie hätte eigentlich das Zeug zum elektoralen Blockbuster , doch leider unterschätzt Beat „oh yeah“ Flach die tückische Wirkung der GLP-Kuznets-Kurve. Diese besagt, dass die wiederkehrende Erwähnung des Wortes „grünliberal“ zwar anfänglich dessen Wiedererkennungswert steigert, ab einem gewissen Sättigungsgrad jedoch jede weitere Erwähnung des Wortes– insbesondere im Familien-Weihnachtslied-Modus – zu immer stärkerer Abneigung führt. Wie die Abbildung zeigt, befindet sich Flachs GLP-Song so weit rechts auf dieser Skala, dass selbst Martin Bäumle an der pseudo-ökologischen Linientreue des Aargauers zweifeln muss.
Kommen wir nun also zum politischen Schwergewicht im Swissvision Song Contest – der versammelten SVP-Fraktion. Hier dreht sich alles um Willy . Willy Vogel a.k.a. Willy Tell – Schlagerstar und Vokuhila-Model – besingt angeblich das SVP-Maskottchen Wachhund Willy, aber mindestens so sehr sich selbst. Unterstützt wird er von ein paar alten Männern im Anzug, welche so rhythmisch mitwippen, dass sich nur vermuten lässt, wo sie ihren Wanderstock versteckt haben. Das Motto liegt irgendwo zwischen „Heidi im Pornoland“ und „Samstig Jass“-Afterparty. Die SVP beweist einmal mehr, dass sie das Internet einigermassen verstanden hat. Dies schliesst sich aus der konsequenten Substituierung von Inhalt durch Welpen - nur Katzenbabies wären noch wirksamer gewesen. Die SVP langweilt uns nicht mit einem Parteiprogramm oder mit den Sorgen der Bevölkerung. Nein – Willy ist da, und es gibt einen Weg. Freiheit ist auch irgendwie wichtig. Warum Willy hier ist und wo dieser Weg hinführt ist egal. Ob Willy auf diesem Weg weit weg geht? Man weiss es nicht, aber die Hoffnung besteht. Wird er die SVP-Fraktion mitnehmen? Wahrscheinlich nicht, die wären im Ausland völlig unintegrierbar. Nur eins ist klar: Dieses Lied wieder aus dem Gehörgang zu verweisen, wird extrem schwierig und ist eventuell nur durch Zwangsausschaffung möglich.
Wir erleben 2015 also eine partielle Musikfinsternis. Ein Spektakel, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Wie bei einer Sonnenfinsternis, ist jedoch die Seltenheit Grundvoraussetzung für unser Wohlwollen. Würde der Mond die Sonne langfristig verdunkeln, wäre Bruce Willis schon bald im weissen Unterhemd auf dem Weg dorthin. Aus Space Jam würde Armageddon. Das sollten auch Schweizer Politiker nicht vergessen.
By Kaiser Scheiss GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fm
Weiterlesen