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STUDIO GDS PRÄSENTIERT THE INTERNET – EGO DEATH

STUDIO GDS PRÄSENTIERT THE INTERNET – EGO DEATH

Ich liebe das Internet. Auch wenn die Cablecom jeden zweiten Monat die Kosten erhöht, weil jetzt noch mehr Internet aus dem Stecker rauskommt. Ich habe das zwar nicht bestellt, aber die zuvorkommenden Philanthropen bei der Cablecom wissen wohl auch, wie sehr ich das Internet liebe.Wie viel Prozent des weltumspannenden Nachthimmels sieht man eigentlich zu einem bestimmten Zeitpunkt und von einem bestimmten Ort aus? Das Internet sagt: Kommt schwer darauf an, ob du gerade draussen stehst oder im Keller bist. Ohne Angaben zur Sehstärke der Person ist es laut @katyperry99 sowieso eine dumme Frage. Vielleicht wollte mir Google, nachdem ich „what percentage“ eingegeben hatte, deshalb lieber mitteilen, wie viele Menschen homosexuell sind. Früher hätte man also mit Tangenten und mathematischen Formeln hantieren und sich über die Krümmung des Raumzeitkontinuums den Kopf zerbrechen müssen. Heute weiss man innert Millisekunden, dass die Mehrheit der Menschen, die sich den Nachthimmel oder die Decke des Kellergewölbes anschauen, einen Hang zum Klugscheissertum und offenbar auch zur Homosexualität haben. Ein Teilerfolg.Das Internet weiss auch: The Internet haben kürzlich ihr drittes Studioalbum „Ego Death“ veröffentlicht, bestehen im Kern aus Syd tha Kyd und Matt Martians, kommen aus dem Odd Future-Kuchen und betreiben neo-soul-acid-jazz-electronica-R&B-hip-hop-music-stuff. Letzteres ist dem Internet zwar bekannt, aber in etwa so hilfreich wie die Antworten auf eingangs gestellte Frage. Genresprengende Acts sind nicht nur hilfreich, wenn man gegen den Strom anschreibt, sondern auch die letzte Bastion des musikalischen Entdeckers im digitalen Zeitalter. Die Frage, wie genau The Internet klingen, bleibt auf Grund der rein genrespezifischen Angaben ein so weisser Fleck auf Google Maps, als hätte man dort vor 1492 nach alternative Indie gesucht.Das Sammelsurium an Stilrichtungen und Einflüssen, das der Platte angelastet wird, mag abschreckend und sperrig wirken. Doch „Ego Death“ ist unerwartet eingängig. Demjenigen, der „How does The Internet sound“ googelt, würde ich an erster Stelle „smooth as fuck“ als Antwort präsentieren. Dafür ist in erster Linie Syd verantwortlich. Die Stimme der Sängerin ist so sanft, dass nur einer programmierten Suchmaschine auffallen kann, dass alle Lieder als explicit markiert werden müssen. Zu zärtlich klingen die Worte „you fucked up“ auf „Just Sayin/I Tried“, als dass sie dem geübten Behördenohr als eine Bedrohung der Sittenordnung erscheinen könnten. Immerhin denken die Suchprogramme noch an die Kinder. Wer hingegen eher ans Kinderkriegen denkt und die D’Angelo-Platten überstrapaziert hat, dem sei gesagt: Auch im Schlafzimmer eignet sich „Ego Death“ hervorragend - smooth fucking eben.Dass das Album trotz aller Eingängigkeit und den teilweise nur noch gehauchten Versen aber nicht banal daher kommt, verdankt es vor allem der musikalischen Komponente. Während der Gesang klar in Richtung R&B und Soul geht, finden sich bei Produzent Matt Martians und der Begleitband reichlich Einflüsse, die diese Genres sprengen würden. Die Beats sind bewusst reduziert, bewegen sich irgendwo zwischen Jazz und Funk und haben immer mit genügend Groove, um den Kopf mitwippen zu lassen. Ganz zu Beginn des Albums klingt es bei „Get Away“ noch eher düster und erinnert an die bekannteren Odd Future-Exponenten. Gleich darauf kommt bei „Gabby“ die für The Internet typische Kombination aus basslastigem Hip-Hop-Groove und zartem Gesang zum Einsatz und geht nahtlos in ein jazzig-psychodelisches Outro über. In gleicher Manier überzeugt „Special Affair“ mit einer sich langsam vorwärts walzenden Bassline, während sich Gitarre und Schlagzeug immer wieder dezent in Erinnerung rufen. Dass es auch ein paar Takte schneller geht, beweist „Go with it“, für welches Vic Mensa ein paar Strophen einstreut. Der Schrägstrich beim bereits erwähnten „Just Saying/I Tried“ ist derweil durchaus ernst gemeint, denn sowohl inhaltlich wie auch musikalisch wandelt sich der Song in der Mitte und aus basslastiger Anklage wird sphärische Reflexion. Die Versiertheit der Musiker wird insgesamt gerade so eingesetzt, dass der das Album prägende Gesangsstil nicht langweilig wird, ohne aber das Prädikat „smooth as fuck“ durch allzu anstrengende Wechsel und Breaks zu zerstören.„Ego Death“ ist bedeutend besser als die früheren Alben der Band. Diesen Satz findet man definitiv nicht, wenn man „how to appear cool in public“ bingt, doch es trifft hier zu – wer Bing nicht kennt, kann es googeln. Für einen Platz ganz oben in der Jahresbestenliste könnte es aber knapp werden. Der Gesang von Syd tha Kyd ist zwar sehr eingängig und sanft, aber nicht besonders facettenreich. Für alle, die das verzeihen können, haben The Internet ein Album geschaffen, das sowohl einige herausragende Tracks beinhaltet als auch die perfekte Hintergrundmusik für einen ruhigen Sommerabend liefert. Für alle Liebhaber des Internets, die dieser Tage alleine oder zu zweit unter dem Sternenhimmel liegen, sich ein paar Gedanken über die Erdkrümmung machen wollen und gegen den Zwang, das Handy zu zücken, ankämpfen, gibt es dank des anderen Internets nun das perfekte Substitut. Oder wie es Syd hauchen würde: „fuck what’s in your phone “.Smooth as fuck bis zum Schluss.GDS.FM präsentiert täglich online und an LIVE-Shows in Zürich, was die lokale Musik- und Kulturlandschaft bewegt und in Zukunft noch bewegen wird. Mit abwechslungsreichen Playlists, Gästen, DJ-Sets und Konzerten. 24 Stunden am Tag. http://player.gds.fmVon Kaiser Scheiss.


 
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