Er liegt zinsfrei auf der Alternativen Bank.
mitdiskutieren
Pancho: Anstatt meine einfache Frage zu beantworten, woher der Mehrwert des Zinsertrages Deiner Meinung nach kommt, wiederholst Du endlos das Mantra, dass es uns heute viel besser gehe als auch schon. Ich denke, man muss schon einiges an Scheuklappen aufwenden, angesichts der Verhältnisse in der heutigen Welt ohne jeglich kritische Selbstreflexion auf diesem Standpunkt zu beharren. Zweifellos hat die Entfesselung der Produktivkräfte gewaltige Fortschritte gebracht, die ich nicht missen möchte. Aber leider auch sehr viel Elend, und das möchte ich eigentlich nicht. Die Antwort auf die Frage, ob es "uns" besser geht oder nicht (was eh sehr sujektiv und kaum messbar ist), hängt doch sehr mit der Verteilung des jeweils vorhandenen Wohlstandes zusammen, wie die moderne Glücksforschung belegt. Es ist nicht das Verdienst der investierenden Kapitalisten, dass der Wohlstand in unseren Gefilden (sagen wir mal Europa) etwas breiter verteilt ist als noch vor dreihundert Jahren. Das haben wir in erster Linie den sozialen Kämpfen der Benachteiligten zu verdanken. Ohne diese wäre die Kaptialakkumulation noch schneller fortgeschritten. Ich jedenfalls bin der Überzeugung, dass es uns vor 40 Jahren allgemein besser ging, auch wenn wir damals weit weniger technischen Schnickschnack hatten. Gewinne/Verluste durch Investition (aka Risikoprämie): Wenn sich diese die Waage halten würden, dann hätten wir diesbezüglich wahrscheinlich keine Probleme. Tatsache jedoch ist, dass ein wesentlicher Anteil des produzierten Mehrwertes von immer weniger Menschen abgeschöpft wird, die immer reicher werden (nur weil sie Kapital besitzen). Das Zins-Spiel ist so angelegt, dass Goldmannn-Sachs immer gewinnt. Und dieser Mehrwert hat letztlich jemand real erarbeitet, der kommt nicht aus dem heiteren Himmel oder von der Börse. Darum bleibe ich dabei: Zinsnehmen ist unmoralisch und trägt zur Erhöhung der heutigen Ungleichheit bei, anstatt ihr entgegenzuwirken.
Bluebalu: Habe mich offenbar zuwenig verständlich ausgedrückt. Oder ist Deine Bemerkung, dass auch ich ein 40% Räuber bin, nur polemisch zu verstehen? Ich versuch es nochmals: Die Zinsabschöpfung wird über die Preise realisiert, nicht über die Löhne. Eigentlich hätte ich 40% mehr Lohn zu gut, wenn keine Zinszahlungen geleistet werden müssten. Aber ich will mich nicht beklagen, da ich auch so schon überdurchschnittlich verdiene. Und dieses letztere ist nicht deshalb, weil wir Schweizer um so vieles besser oder fleissiger sind, sondern wegen des Machtgefälles, welches die weltweite Kapitalakkumulation mit sich bringt. Und dies wiederum ist nicht zuletzt auf den Zinsmechanismus zurückzuführen.
Hui, da hab ich ja in ein Wespennest gestochen. Die weitverbreiteten Ansichten, dass es ganz normal und überhaupt nichts anstössiges sei, Zins zu nehmen, zeigt, wie wenig über dieses Thema nachgedacht wird. Bundesrat Amman diese Woche: "Jetzt muss über alles gesprochen werden, es darf keine Tabus mehr geben". In seiner Aufzählung erscheinen aber nur die altbekannten Vorschläge, dass die kleinen Leute den Gürtel enger schnallen sollen. Kein Wort, ja wahrscheinlich nicht einmal ein kleiner Gedanke dazu, dass auch mal die Reichen etwas von ihrem ergaunerten Reichtum abgeben könnten. Es hat ja eigentlich genug für alle Menschen auf dieser Erde, es ist nur eine Frage der Verteilung. Das sollten wir doch vernünftig lösen können, oder nicht?
Und noch etwas: Ja, ich geb's zu. Mir geht es relativ gut. Auch wenn ich keinen überrissenen Lohn habe, verdiene ich doch ein gutes Stück über dem Schweizerischen Median-Lohn. Vom weltweiten wollen wir gar nicht reden, da sind die meisten in der Schweiz arbeitenden Leute weit darüber. Aber: Ist das ein wirkliches Argument, dass ich mich nicht kritisch zu den herrschenden Verhältnissen äussern darf? Wenn ich Kritikpunkte erkenne, sie aber nicht äussere, weil ich ja selber von den kritisierten Umständen profitiere, dann wäre das nichts anderes als persönliche Korrumpiertheit.
Nehmen wir mal Panchos Beispiel eines Cafés genauer unter die Lupe. Damit die Cafébetreiber den Zins für den Startkredit bezahlen können, müssen sie ihn zuerst einnehmen, also aus ihrem Umsatz einen genügend grossen Gewinn erwirtschaften. Dazu haben sie grundsätzlich drei Möglichkeiten (ich stelle jetzt absichtlich drei Extreme gegenüber um es deutlich zu machen): 1. Sie kaufen möglichst billig ein (Kaffee, Maschinen, Geschirr, etc.). 2. Sie geben sich selber keinen oder einen hundsmiserablen Lohn. 3. Sie kaufen fair (=teuer) ein und zahlen sich selber einen anständigen Lohn. Punkt 1: Braucht wohl nicht weiter diskutiert zu werden, dass möglichst billig einkaufen heisst, über den ganzen Weg der Handelsketten v.a. das letzte Glied (nämlich die Produzenten des Rohstoffs) auszubeuten. Punkt 2: Sie beuten sich selber aus. Punkt 3: Der Kaffee im Café wird schlussendlich so teuer, dass ihn sich wirklich nur Gutbetuchte leisten können. Und diese haben ihr Geld (meistens) wiederum auch nur in der globalen Abzocker-Wirtschaft ergaunert. In der Realität werden wir wohl irgendeine Mischform dieser drei Extreme antreffen. Und dass Ihr mich nicht falsch versteht: Ich bin mir durchaus bewusst, dass es auch Ausnahmen gibt. Die sind jedoch selten. Es ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Menschen, die netto unter dem Strich mehr Zins einnehmen als sie zahlen. Die meisten von uns zahlen mit ihren laufenden Ausgaben ziemlich viel Zins. In allen Preisen sind durchschnittlich 40% (!) Zins enthalten, die direkt oder (meist) indirekt den Kapitaleignern abgeführt werden. Der grösste Teil davon ist versteckt (Miete/Hypotheken, Einkaufspreise bei Lieferanten, die wiederum Hypotheken bedienen müssen, usw.).
oder Login über Facebook
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Er liegt zinsfrei auf der Alternativen Bank.
mitdiskutieren
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Pancho: Anstatt meine einfache Frage zu beantworten, woher der Mehrwert des Zinsertrages Deiner Meinung nach kommt, wiederholst Du endlos das Mantra, dass es uns heute viel besser gehe als auch schon. Ich denke, man muss schon einiges an Scheuklappen aufwenden, angesichts der Verhältnisse in der heutigen Welt ohne jeglich kritische Selbstreflexion auf diesem Standpunkt zu beharren. Zweifellos hat die Entfesselung der Produktivkräfte gewaltige Fortschritte gebracht, die ich nicht missen möchte. Aber leider auch sehr viel Elend, und das möchte ich eigentlich nicht. Die Antwort auf die Frage, ob es "uns" besser geht oder nicht (was eh sehr sujektiv und kaum messbar ist), hängt doch sehr mit der Verteilung des jeweils vorhandenen Wohlstandes zusammen, wie die moderne Glücksforschung belegt. Es ist nicht das Verdienst der investierenden Kapitalisten, dass der Wohlstand in unseren Gefilden (sagen wir mal Europa) etwas breiter verteilt ist als noch vor dreihundert Jahren. Das haben wir in erster Linie den sozialen Kämpfen der Benachteiligten zu verdanken. Ohne diese wäre die Kaptialakkumulation noch schneller fortgeschritten. Ich jedenfalls bin der Überzeugung, dass es uns vor 40 Jahren allgemein besser ging, auch wenn wir damals weit weniger technischen Schnickschnack hatten. Gewinne/Verluste durch Investition (aka Risikoprämie): Wenn sich diese die Waage halten würden, dann hätten wir diesbezüglich wahrscheinlich keine Probleme. Tatsache jedoch ist, dass ein wesentlicher Anteil des produzierten Mehrwertes von immer weniger Menschen abgeschöpft wird, die immer reicher werden (nur weil sie Kapital besitzen). Das Zins-Spiel ist so angelegt, dass Goldmannn-Sachs immer gewinnt. Und dieser Mehrwert hat letztlich jemand real erarbeitet, der kommt nicht aus dem heiteren Himmel oder von der Börse. Darum bleibe ich dabei: Zinsnehmen ist unmoralisch und trägt zur Erhöhung der heutigen Ungleichheit bei, anstatt ihr entgegenzuwirken.
mitdiskutieren
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Bluebalu: Habe mich offenbar zuwenig verständlich ausgedrückt. Oder ist Deine Bemerkung, dass auch ich ein 40% Räuber bin, nur polemisch zu verstehen? Ich versuch es nochmals: Die Zinsabschöpfung wird über die Preise realisiert, nicht über die Löhne. Eigentlich hätte ich 40% mehr Lohn zu gut, wenn keine Zinszahlungen geleistet werden müssten. Aber ich will mich nicht beklagen, da ich auch so schon überdurchschnittlich verdiene. Und dieses letztere ist nicht deshalb, weil wir Schweizer um so vieles besser oder fleissiger sind, sondern wegen des Machtgefälles, welches die weltweite Kapitalakkumulation mit sich bringt. Und dies wiederum ist nicht zuletzt auf den Zinsmechanismus zurückzuführen.
mitdiskutieren
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Hui, da hab ich ja in ein Wespennest gestochen. Die weitverbreiteten Ansichten, dass es ganz normal und überhaupt nichts anstössiges sei, Zins zu nehmen, zeigt, wie wenig über dieses Thema nachgedacht wird. Bundesrat Amman diese Woche: "Jetzt muss über alles gesprochen werden, es darf keine Tabus mehr geben". In seiner Aufzählung erscheinen aber nur die altbekannten Vorschläge, dass die kleinen Leute den Gürtel enger schnallen sollen. Kein Wort, ja wahrscheinlich nicht einmal ein kleiner Gedanke dazu, dass auch mal die Reichen etwas von ihrem ergaunerten Reichtum abgeben könnten. Es hat ja eigentlich genug für alle Menschen auf dieser Erde, es ist nur eine Frage der Verteilung. Das sollten wir doch vernünftig lösen können, oder nicht?
mitdiskutieren
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Und noch etwas: Ja, ich geb's zu. Mir geht es relativ gut. Auch wenn ich keinen überrissenen Lohn habe, verdiene ich doch ein gutes Stück über dem Schweizerischen Median-Lohn. Vom weltweiten wollen wir gar nicht reden, da sind die meisten in der Schweiz arbeitenden Leute weit darüber. Aber: Ist das ein wirkliches Argument, dass ich mich nicht kritisch zu den herrschenden Verhältnissen äussern darf? Wenn ich Kritikpunkte erkenne, sie aber nicht äussere, weil ich ja selber von den kritisierten Umständen profitiere, dann wäre das nichts anderes als persönliche Korrumpiertheit.
mitdiskutieren
Wie legt ihr euer Erspartes an?
Nehmen wir mal Panchos Beispiel eines Cafés genauer unter die Lupe. Damit die Cafébetreiber den Zins für den Startkredit bezahlen können, müssen sie ihn zuerst einnehmen, also aus ihrem Umsatz einen genügend grossen Gewinn erwirtschaften. Dazu haben sie grundsätzlich drei Möglichkeiten (ich stelle jetzt absichtlich drei Extreme gegenüber um es deutlich zu machen): 1. Sie kaufen möglichst billig ein (Kaffee, Maschinen, Geschirr, etc.). 2. Sie geben sich selber keinen oder einen hundsmiserablen Lohn. 3. Sie kaufen fair (=teuer) ein und zahlen sich selber einen anständigen Lohn. Punkt 1: Braucht wohl nicht weiter diskutiert zu werden, dass möglichst billig einkaufen heisst, über den ganzen Weg der Handelsketten v.a. das letzte Glied (nämlich die Produzenten des Rohstoffs) auszubeuten. Punkt 2: Sie beuten sich selber aus. Punkt 3: Der Kaffee im Café wird schlussendlich so teuer, dass ihn sich wirklich nur Gutbetuchte leisten können. Und diese haben ihr Geld (meistens) wiederum auch nur in der globalen Abzocker-Wirtschaft ergaunert. In der Realität werden wir wohl irgendeine Mischform dieser drei Extreme antreffen. Und dass Ihr mich nicht falsch versteht: Ich bin mir durchaus bewusst, dass es auch Ausnahmen gibt. Die sind jedoch selten. Es ist nur ein sehr kleiner Prozentsatz der Menschen, die netto unter dem Strich mehr Zins einnehmen als sie zahlen. Die meisten von uns zahlen mit ihren laufenden Ausgaben ziemlich viel Zins. In allen Preisen sind durchschnittlich 40% (!) Zins enthalten, die direkt oder (meist) indirekt den Kapitaleignern abgeführt werden. Der grösste Teil davon ist versteckt (Miete/Hypotheken, Einkaufspreise bei Lieferanten, die wiederum Hypotheken bedienen müssen, usw.).
mitdiskutieren