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Irascible Music
Irascible Music
FreeMusikliebhaber und Musikliebhaberin.
Ort
Lausanne & Zürich
Gegründet
2001
Follower
49
«Junio»: ein Tag im Leben von Cori Nora
Es gibt Tage, an denen nichts Ereignisreiches passiert, und die man dementsprechend schnell wieder vergisst. Und Tage, an denen alles aufs Mal zu passieren scheint, nach denen nichts mehr dasselbe ist. Von einem solchen Tag kann Cori Nora ein Lied singen. Hat sie auch. Es heisst «Junio» und ist letzten Freitag bei Irascible Records erschienen.«Junio» beschreibt einen überwältigenden, aufwühlenden Tag in Cori Noras Leben – den 14. Juni. Es begann mit dem Frauenstreik, dem Gefühl von Verbundenheit und Gemeinsamkeit. Diesem schönen Erlebnis setzte ihr Partner sogleich ein Ende, als er unerwartet Schluss machte und dazu noch ankündigte, mit einer neuen Person in die Ferien zu reisen (really?). Der Tag nahm aber noch eine weitere emotionale Kehrtwende, als Cori Noras Göttibueb das Licht der Welt erblickte. What a day! Trotz allem scheint Cori Nora auf «Junio» ein ruhiges, sogar sonniges Gemüt auszustrahlen: Give it a try, don’t give it up. Give it love and trust. «Junio» ist ein eingängiger Indie-Pop-Song mit Lo-fi-Ästhetik, geleitet von verträumten Synthie-Melodien und Cori Noras nahezu flüsterndem, spielerischem Gesang.Mit der Single kündigt Cori Nora ihr Debütalbum «Flowers And Fences» an, welches im Oktober 2023 bei Irascible Records erscheinen wird. «Flowers And Fences» entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrem Bruder Christoph Huber. Zusammen mit Schlagzeuger Nick Furrer (Haubi Songs) bastelte die Band in der abgelegenen Berghütte des Skiclubs Champéry an den Grundsteinen der Songs, die Cori Nora dann zwischen Basel, Berlin und London selbständig fertigstellte.In ihrer Musik enthüllt Cori Nora ihren einzigartigen Charakter. In ihrer Stimme, den Texten und den vielfältigen Arrangements hört mensch Verspieltheit und Experimentierfreude. Vor allem aber lässt Cori Nora tiefen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, ohne sich in Erwartungsmuster und klischierten Rollenbilder zu zwängen. Im Gegenteil: die Passivität weicht der Selbstbestimmung. Auch Musikalisch wird die Hörer*in stets aufs Neue überrascht. In ihrer Mischung aus Folk, Jazz und Avant-Pop finden sich bunte Kontraste, Wendungen, unkonventionelle Klänge und Ideen. Fans von Big Thief, Alice Phoebe Lou, Fiona Apple, This Is The Kit werden bestimmt auf ihre Kosten kommen. Wir freuen uns auf mehr!
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Geroldstrasse 33, 8005 Zürich, Telefon: +41 44 271 32 83 / 84
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Wo: Zürich
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«Junio»: ein Tag im Leben von Cori Nora
Es gibt Tage, an denen nichts Ereignisreiches passiert, und die man dementsprechend schnell wieder vergisst. Und Tage, an denen alles aufs Mal zu passieren scheint, nach denen nichts mehr dasselbe ist. Von einem solchen Tag kann Cori Nora ein Lied singen. Hat sie auch. Es heisst «Junio» und ist letzten Freitag bei Irascible Records erschienen.
«Junio» beschreibt einen überwältigenden, aufwühlenden Tag in Cori Noras Leben – den 14. Juni. Es begann mit dem Frauenstreik, dem Gefühl von Verbundenheit und Gemeinsamkeit. Diesem schönen Erlebnis setzte ihr Partner sogleich ein Ende, als er unerwartet Schluss machte und dazu noch ankündigte, mit einer neuen Person in die Ferien zu reisen (really?). Der Tag nahm aber noch eine weitere emotionale Kehrtwende, als Cori Noras Göttibueb das Licht der Welt erblickte. What a day! Trotz allem scheint Cori Nora auf «Junio» ein ruhiges, sogar sonniges Gemüt auszustrahlen: Give it a try, don’t give it up. Give it love and trust. «Junio» ist ein eingängiger Indie-Pop-Song mit Lo-fi-Ästhetik, geleitet von verträumten Synthie-Melodien und Cori Noras nahezu flüsterndem, spielerischem Gesang.
Mit der Single kündigt Cori Nora ihr Debütalbum «Flowers And Fences» an, welches im Oktober 2023 bei Irascible Records erscheinen wird. «Flowers And Fences» entstand in enger Zusammenarbeit mit ihrem Bruder Christoph Huber. Zusammen mit Schlagzeuger Nick Furrer (Haubi Songs) bastelte die Band in der abgelegenen Berghütte des Skiclubs Champéry an den Grundsteinen der Songs, die Cori Nora dann zwischen Basel, Berlin und London selbständig fertigstellte.
In ihrer Musik enthüllt Cori Nora ihren einzigartigen Charakter. In ihrer Stimme, den Texten und den vielfältigen Arrangements hört mensch Verspieltheit und Experimentierfreude. Vor allem aber lässt Cori Nora tiefen Gefühlen und Gedanken freien Lauf, ohne sich in Erwartungsmuster und klischierten Rollenbilder zu zwängen. Im Gegenteil: die Passivität weicht der Selbstbestimmung. Auch Musikalisch wird die Hörer*in stets aufs Neue überrascht. In ihrer Mischung aus Folk, Jazz und Avant-Pop finden sich bunte Kontraste, Wendungen, unkonventionelle Klänge und Ideen. Fans von Big Thief, Alice Phoebe Lou, Fiona Apple, This Is The Kit werden bestimmt auf ihre Kosten kommen. Wir freuen uns auf mehr!
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Grosses Ohrenkino für düstere Seelen: Vera Sola, «Desire Path»
Schwarzweissfotos. Melancholie. Die Sechzigerjahre. Morricone, Westworld, David Lynchs „Twin Peaks“ (nicht fantastisch gealtert aber immernoch Bingewatch-Tipp #1), menschenleere Landschaften. Weyes Blood, Angel Olsen, Scott Walker. Mögt ihr all dies, so wie ich, dann werdet ihr Vera Sola anhimmeln.
Danielle Aykroyd alias Vera Sola ist eine in Kanada aufgewachsene Amerikanerin, Tochter des famosen Bluesbrother Dan Aykroyd und dritten Grades verwandt mit Dolly Parton . Sie hat auf Harvard Poesie studiert, stand auf Theaterbühnen und verdient bis heute als Synchronsprecherin ihr Geld. In ihrer Musik schüttet Aykroyd tiefsitzende historische Wurzeln ihrer Familie und ihres Heimatlandes auf. So fasst ihr Debüt «Shades» die Geschichte Amerikas aus feministischer und spiritueller Perspektive neu auf. Visuell liefern die Artworks und Musikvideos ein stilistisch kohärentes, immersives Erlebnis ihrer Welt, sodass man sich gleich einen ganzen Spielfilm herbeisehnt. Eine Ode an die Einsamkeit und Tragik des Lebens, mit einer Menge Pathos und Ästhetik.
Kritiker*innen nennen Vera Sola einen «lebenden Anachronismus». Das trifft ziemlich ins Schwarze: mit ihrem dramatischen Vibrato und cinematischen Arrangements beschwört sie nicht nur Chansonniers des vergangenen Jahrhunderts, sondern etwa auf «Circles» irgendwie auch das Mittelalter – die stampfenden, knirschenden Rhythmen erinnern an rasselnde Schlosstore, runtergezogene Mönchskutten und obskure Messen.
2018 erschien «Shades», das Debütalbum der Multi-Instrumentalistin. Nun erscheint mit «Desire Path» die erste Single seit vier Jahren bei City Slang. Mit den aufwändigen Aufnahmen – beachtliche 13 Geigen sind zu hören – begann Vera Sola noch vor dem Lockdown. Sie beschreibt das Stück als «a descent, or even better, an ascent into madness». Tatsächlich scheint sich der kontinuierlich zu überhöhen, destabilisieren, zerfallen, jedoch auf eine gefühlsvolle, dramatische Art.
Was als feine Ballade im Sixties-Stil beginnt, mutiert mit Orgel, Streichern und Westerngitarre zu einem immer bombastischeren Stück, das in einem alten James-Bond-Streifen nicht fehl am Platz wäre. Aykroyds wunderbar zittrige Stimme singt von emotionaler Instabilität und tiefem Trübsinn, aber mit düsterer Ironie – ihr theatralisch wiederholtes Schlussstatement: I’m fine, I’m fine, I’m fine. Dann dringt ein unerwarteter, aber unglaublich passender Synthie aus dem nichts – der endgültige Gänsehaut-Moment – während sich der Song langsam, langsam im Hall auflöst. Man kann sich die Fetzen und Partikel förmlich vorstellen, wie sie gespenstisch dem düsteren Himmel entgegenschweben.
«Desire Path» ist erschütternd, vielschichtig, ästhetisch und pures Drama. Nichts für Menschen, die keine traurige Musik mögen. Aber Leute, euch ist eh nicht zu helfen.
Für Perlensuchende: Auf irascible.ch gibt es weitere musikalische (Neu-)Entdeckungen für deinen guten Geschmack.
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Nichts als die Wahrheit – Ella Ronen, «Truth»
"Truth will out" ist eine englische Redewendung. Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Nun ist «Truth» , die neue Single der schweizer-israelischen Singer-Songwriterin Ella Ronen, tatsächlich out – erschienen am 21. Juni bei Irascible Records – und die Wahrheit, die der Song enthüllt, ebenso. Beim Hören befällt mensch ein Gefühl eines etwas gespenstischen, bedeutungsschweren Anachronismus: so wiederholt Ella am Ende fast jeder Zeile truth is on its way , die Wahrheit also noch nicht, aber bald, sehr bald, am Licht. Es ist eine Art Mantra, ein Omen, das Ronen mit jeder Wiederholung bekräftigt. Dies zu Recht, denn die Geschichte des Songs hat es in sich.
Als 16-jährige aus einem israelischen Vorort war Tel Aviv für Ella Ronen die ganze Welt. In einer Bar, die für ihren kulanten Ausschank an Minderjährige berüchtigt war, wurde sie von einem bekannten Dichter und Journalisten angesprochen. Er lud sie in seine Wohnung ein, wo er übergriffig wurde – sie entkam nur knapp. Vor etwa einem Jahr beteiligte sich Ronen an der Veröffentlichung eines grossen Exposés, welches den Dichter als Täter entlarvten sollte. «Truth» wurde in den angespannten Tagen vor der Veröffentlichung dieses Textes geschrieben. Sie zeichnet darin ein eindrucksvolles Bild dieses alten, komfortablen Mannes, der rumsitzt, Tee trinkt, ab und zu ein paar Wörter notiert, im Unwissen, dass er bald enttarnt würde. You don’t hear the glasses shake, but they do – because truth is on its way. I almost feel bad for you, now that truth is on its way.
«Truth» folgt auf die im März erschienene Single «The Girl With No Skin» und wurde ebenso in New York von Sam Cohen produziert, der schon mit Kevin Morby und Alexandra Savior zusammenarbeitete. Auf dem Track spielt ausserdem Elizabeth Pupo Walker (John Legend, Elvis Costello uvm.) die Conga. Wie schon «The Girl With No Skin» ist «Truth» ein feinfühlig arrangiertes Folkpop-Stück mit einem Touch kalifornische-Wüste-Feeling, starker Gesangsleistung von Ella und viel Ohrwurmpotenzial. Mal sehen, was die Zürcherin uns noch alles bieten wird.
PS: Der Titel «Truth» erinnerte mich sogleich an den gleichnamigen Song von Alex Ebert (Edward Sharpe & The Magnetic Zeros). Ganz anders, aber auch sehr gut. War damals in Breaking Bad. Ach, good times.
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Wie frau Punk am Leben erhält – Sprints, «Adore Adore Adore»
Nach dem 14. Juni ist ja bekanntlich vor dem 14. Juni. Noch vor dem 14. Juni dieses Jahres erschien «Adore Adore Adore» , die neue Single der Dubliner Punkrock-Band Sprints . Mit diesem energischen und unverblümten Track stellt sich Frontfrau Karla Chubb der Objektifizierung, die ihr als weibliche Rockmusikerin widerfährt: Do you adore me? Am I everything you wish you had, or am I everything you detest? Chubb präsentiert sich damit als unbequeme Präsenz, die vom patriarchalen Blickwinkel schubladisiert werden muss – der Grat zwischen Vergötterung und Abscheu ist schmal. Dies wiederholt sich im eingängigen und ebenso unbequemen Refrain: They never call me beautiful, they only call me insane!
Im verstörenden Musikvideo drücken zwei maskierte Männer ihren Kopf unter Wasser – eine eindrückliche Verbildlichung davon, was Karla Chubb als einziges weibliches Bandmember zu spüren bekommt: es sei ein anderes Verhalten von ihr erwartet als von den Männern, und sie müsse sich anpassen. Der momentane Backlash gegen Transrechte, so Chubb, habe ihr vergegenwärtigt, dass sich Frauen* immernoch patriarchalen Standards unterzogen seien, und das Problem nicht so schnell verschwinden will.
«Adore Adore Adore» ist die letzte Single einer Band, die sich in der wieder auflebenden Post-Punk-Szene einen immer wichtigeren Namen zu machen scheint. Zu recht, denn Sprints bringen eine Menge attitude und wunderbar mitreissende Songs ins Spiel. Sie sind Rotzig und wild wie Amyl & The Sniffers , wortdirekt, rhythmisch wuchtig und extrem mitgrölbar wie IDLES , und mit entzückendem irischen Akzent wie Fontaines D.C . Dazu immer wieder charismatische, witzige und starke Texte, die im Ohr nur so haften bleiben. Aus «Delia Smith» etwa: Who wants to be special anyway? Me, fucking me, and I’m not ashamed!
Ihr erster Release ist noch keine fünf Jahre her, erst eine EP und ein paar Singles sind erschienen (Hörtipp: «Little Fix» ), doch bereits werden sie von der britischen Presse adored . Zuletzt erschien vor ein paar Monaten die Single «Literary Mind», dazu ein Musikvideo so nostalgisch und ästhetisch wie ein Arthouse-Streifen, das eine blühende Romanze in einer Bücherei in Dublin darstellt. Diesen Sommer starten Sprints eine grosse Headliner-Tour – ist etwa ein Album unterwegs? Wir bei Irascible wissen es noch nicht, aber es scheint sich was zu bewegen. Wir sind gespannt.
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Zehn Minuten schweben mit Malummí – «In Between»
Es ist Juni, es sind wohlige 26 Grad in Zürich, frische 19 in der Limmat. Es blüht, die Pollen aber nicht mehr so schlimm, ein Hauch Gelassenheit befällt die gestresste Stadt in einer stresseinflössenden Zeit. Ich sitze im Büro, bei offenem Fenster, eine leichte Brise, höre die neue EP von Malummí und fühle mich ganz gelassen. Der Release scheint im perfekten Timing zu kommen.
Malummí ist die Band um Sängerin Larissa Rapold aus Basel, komplett mit Gitarrist Giovanni Vicari und Perkussionist Alon Ben. 2021 erschien ihr Debütalbum «Blood» bei Irascible Records. Die Songs handeln von Spiritualität und Menschlichkeit, der Schönheit der Natur, das Verlangen nach Ferne und nach Nähe. Malummí bieten eine aussergewöhnliche Mischung aus warmen Folk-Klängen und elektronischen Beats, tendieren mal in Richtung Neunziger-Trip-Hop («Far Away»), mal zu subtilem Bossa-Nova-Pop («Horizon»). Der atmosphärische, leicht psychedelische Sound ergänzt Larissa Rapolds charakteristischen, ausdrucksvollen Gesang, der leicht an Björk und Emilíana Torrini erinnert.
Für 2023 hat die Band einiges geplant: So soll der Zweitling «The Universe Is Black» noch diesen Herbst erscheinen. In der Zwischenzeit verwöhnt uns die Band mit einer kurzen EP aus alternativen Versionen dreier Songs auf «Blood» – passend ist sie «In Between» betitelt. Die Version von «Clouds» etwa entstammt einer Livesession im Freien am letztjährigen B-Sides Festival (hier zum Video ). Über der ruhigen, akustischen Version von «Birds + Fishes» ist fernes Vogelgezwitscher zu hören, das so gut in den Track passt, man könnte schon fast meinen, es sei absichtlich reinkopiert.
«In Between» ist warmer und unkomplizierter Indie-Folk mit einem Hauch Psychedelik. Die Harmonien und Gitarrenarpeggios entfalten sich organisch und achtsam, ohne etwas überstürzen oder überspielen zu wollen. Innerhalb dieser wohligen Geräusch- und Melodienkulisse findet Rapolds Stimme ausreichend Platz, sich auszubreiten. Zudem vereinen sich drei Songs auf «In Between» in ihrer sonnigen, beruhigenden Stimmung. Dies lässt sich auch in den Texten wiedererkennen: Leaving everything behind me, floating with the universe . Crossroads, take me somewhere nice. Sehnsucht nach Idylle, träumerische Ruhe, Einigkeit mit der Natur und sich Selbst. Tatsächlich fühlt sich die EP etwa so an, wie wenn man in der Sonne auf der Wiese liegt und in der Wärme kurz wegdöst. Nur leider ist der Tagtraum nach zehn Minuten schon vorbei. Zum Glück folgt der nächste Release von Malummí ja schon bald.
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Soulig, soft, stilvoll: Ross Hutchison, «Better Than Oblivion»
Liebe Leserschaft,
Ein Vorteil an meinem Job als Praktikant bei Irascible ist – neben dem Kolumneschreiben – dass ich einen direkten Einblick in die Schweizer Musikszene erhalte, und zwar nicht nur in die der Deutschschweiz, sondern auch der Westschweiz. Röstigraben be damned : denn die Westschweiz, liebe Zürcher*innen, ist nämlich eine véritable Schatzkiste, vor allem wenn’s um Indie geht.
Delia Meshlir und Barrio Colette etwa (über beide habe ich hier bereits geschrieben) mischen mit kreativen und experimentellen Stilkombinationen und packendem Songwriting die Szene auf. Und ein anderes Plus der Westschweizer Soundlandschaft, finde ich: sie scheut das Psychedelische, das Analoge, das Garage-Punkige nicht, ganz im Gegenteil.
Eine Neuentdeckung aus Lausanne ist Ross Hutchison . Der Brit-Schweizer war in London als Studiomusiker aktiv, bevor er dank der (dreimal raten) Corona-Krise in die Schweiz umsiedelte. Seine Spotify-Page gibt nicht allzuviel preis: Da ist ein stilvoll minimalistisches, bedroom-poppiges Cover von George Harrisons wunderschönem « All Things Must Pass », das in kuschelwarme Vintage-Synthies getaucht ist, auf die Mac DeMarco stolz sein könnte. Und die Single «Oh Love» in Zusammenarbeit mit seinem Duo Burhou, die – meiner Meinung nach etwas zu deutlich – an James Blake erinnert. Doch jetzt gibt’s neues.
Am 26. Mai ist Ross Hutchisons erste EP «Better Than Oblivion» erschienen. Die EP ist feinfühlig, fast schon asketisch gehalten, aber zugleich tiefgründig und vielfältig. Akustische Gitarren und analoge E-Piano-Klänge nehmen den Raum ein, lassen sich im Nachhallen Zeit. Darüber gibt Hutchison auf souligen, melancholischen Stücken wie «Paid To Go» oder «Dark Islands» seine reverbgetränkte, gefühlsvolle Stimme zum Besten. Letzteres war offenbar eine Demo, aber so gelungen, dass Hutchison sie direkt auf die EP nahm. Im Kontrast dazu steht das groovige und eingängige Synthpop-Stück « Silverness », das mit seinen 87 BPM laut dem Künstler selbst «fast schon schnell» erscheint. Alles geschrieben, eingespielt, aufgenommen und gemischt von Hutchison selbst.
Das Artwork ist stets düster gehalten, und auf den analogen Fotos scheint sich Hutchison im Schatten zu verstecken. Das verstärkt den Eindruck eines obskuren Vollblutmusikers, der sich um jegliche Allüren oder Image-Fragen schert, und sich nur auf sein Werk konzentriert. Ob dies so bleibt, lässt sich sehen, denn «Better Than Oblivion» dürfte noch manche Indie-Fans in seinen Bann ziehen.
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