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Irascible Music

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Musikliebhaber und Musikliebhaberin.

Ort Lausanne & Zürich
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Verfremdungseffekte mit Hackbrettspiel: Obliecht, «Aimée»

Verfremdungseffekte mit Hackbrettspiel: Obliecht, «Aimée»

In meinen sieben Jahren Literaturstudium wurde dieser eine Begriff immer aufs Neue durchgekaut: the uncanny, das Unheimliche. Sigmund Freuds Idee, wonach das Bekannte und Heimische mensch plötzlich fremd, also eben unheimlich erscheint. So nehmen wir auch gewisse Klänge als seltsam und vertraut zugleich wahr. Der Klang des Hackbretts gehört sicherlich in diese Kategorie. Kombiniert mit einem Pop-Beat, einer psychedelischen Gitarrenlinie und einem Vocoder-Gesangseffekt auf einer schweizerdeutschen Storyline wird er unverkennbar zu Obliecht: das brandneue Projekt von Donat Kaufmann (dem kreativen Kopf hinter One Sentence. Supervisor), Anuk Schmelcher und Elias Menzi. In der Single «Aimée» geht es darum, in mehreren Realitäten gleichzeitig zu leben, ohne Stellung beziehen zu müssen. Also das Leben von «Schrödingers Katze» zu leben, die nirgends und überall gleichzeitig existiert. «Simmer da nid scho einisch gsi?» Der Song wirkt cinematisch: man fühlt sich, als würde man durch unerforschte Landschaften streifen, die sich gleichzeitig fremd und bekannt anfühlen. Auch musikalisch fällt es mir schwer, Obliecht mit irgendeiner Band zu vergleichen (die Schlagzeug-Grooves haben vielleicht etwas von Radiohead), und doch knüpft der Sound an bekanntes an und ist extrem eingängig.Die Verbindung zur Schweizer Musiktradition besteht, und doch wirkt sie komplett modern aufgefasst. Die wunderbaren Klänge des Hackbretts schaffen etwas mystisches – das Unerforschte in der Heimat, die man so gut zu kennen glaubt. Ebenso das Schweizerdeutsche, das mir persönlich in der Musik immernoch schnell etwas ungemütlich und erzwungen vorkommt, klingt – durch den Vocoder filtriert – seltsamerweise natürlich.Für jene, die das nicht wussten: ein Obliecht ist auf Schweizerdeutsch nichts anderes als ein Oberlicht. Logisch. Ich dachte bei der Musik assoziativ an das Irrlicht; subtil transportierte mich meine Vorstellung sogleich in eine neblige, moosige Schweizer Berglandschaft in der Abenddämmerung. Spooky und heimelig zugleich. Der Verfremdungseffekt ist real.Für Perlensuchende: Auf irascible.ch gibt es weitere musikalische (Neu-)Entdeckungen für deinen guten Geschmack.Lorenzo Contin / Irascible

Geroldstrasse 33, 8005 Zürich, Telefon: +41 44 271 32 83 / 84

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