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Marco Büsch
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Zürich
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Das Zürich-Syndrom
Es gibt für alles und jeden ein Syndrom. Kein Wunder, dass die grossen und wichtigen Städte dieser Welt im Syndrome-Bereich auch mitmischen müssen. Eine kleine Aufzählung. Es gibt das Stockholm-Syndrom, welches den Umstand beschreibt, wenn Geiseln beginnen, Sympathien für ihre Geiselnehmer zu entwickeln. Dieses war mir schon seit längerem bekannt, was ich jedoch nicht wusste: So ziemlich jede grössere Stadt, die etwas auf sich hält, besitzt ein nach ihr benanntes Syndrom. Eine kurze und sehr wahrscheinlich unvollständige Liste einiger dieser Symptome:- Das London-Syndrom: So wird das genaue Gegenteil des Stockholm-Syndroms genannt: Die Geiselnehmer beginnen mit den Geiseln zu sympathisieren.http://medical-dictionary.thefreedictionary.com/London+Syndrome - Das Paris-Syndrom: Betrifft in erster Linie japanische Touristen. In den japanische Medien wird ein solch übertriebenes Bild von Paris vermittelt, dass japanische Touristen das Gefühl haben, in der Stadt der Liebe seien alle Menschen wunderschön, immer glücklich und würden alle Louis Vuitton tragen. Diese hohen Erwartungen treffen dann auf die harte Realität, welche nicht annährend den Vorstellungen entspricht und es kommt zu einem psychotischen Schub.http://www.nbcnews.com/id/15391010/ns/travel-news/t/paris-syndrome-leaves-tourists-shock/ - Das Jerusalem-Syndrom: Jerusalem ist eine der heiligsten Stätten der Welt, für manche Menschen ist die ganze Spiritualität zuviel und es kommt zu einer akuten vorübergehenden Psychose. Die Betroffenen halten sich plötzlich für die wiedergeborene Maria oder der wiedergeborene Jesus. Wahlweise auch Petrus, Johannes der Täufer oder Moses.http://www.zeit.de/2013/51/jerusalem-syndrom - Das Florenz-/Stendhal-Syndrom: Stendhal war ein französischer Schriftsteller, welcher 1817 als erster das Florenz-(oder eben das Stendhal-)Syndrom beschrieb oder zumindest die Ursache und Auswirkungen: Er war so überwältigt ab der kulturellen Vielfalt und dem Wissen, dass in Florenz die Grabstätten so bekannter Persönlichkeiten wie Michelangelo, Galileo Galilei oder Machiavelli liegen, dass ihm das Herz schneller zu pochen anfing und er Probleme mit der Atmung bekam. Das Stendhal-Syndrom beschreibt daher eine zeitweilige psychosomatische Störung durch kulturelle Reizüberflutung.http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55766049.html - Das Venedig-Syndrom: In keiner anderen Stadt begehen Touristen häufiger Selbstmord. Über die Gründe ist man sich uneins: Die italienische Psychologin Diana Stainer zumindest meint, die Stadt verbinde Romantik mit Untergang und Dekadenz, was zu Selbstmord anregen könne.http://www.welt.de/print-welt/article548298/Venedig-sehen-und-sterben.html - Das New York-Syndrom: Die Menschen, welche am New York-Syndrom leiden, kommen meistens aus sehr kleinen Orten, in denen sie sich eingeengt fühlen. Sie müssen unbedingt nach New York, denn nur dort können ihre Träume verwirklicht werden, frei nach dem Motto: „If I can make it there, I'll make it anywhere“. Leider können die überbordenden Erwartungen an die Stadt meist grösstenteils nicht erfüllt werden und so kann es zu Zusammenbrüchen und Depressionen kommen.http://www.nytimes.com/1984/11/04/magazine/analyzing-the-new-york-syndrome.html?pagewanted=2 - Das Berlin-Syndrom: „Extrem seltene, kongenitale ektodermale Dysplasie mit verminderter Behaarung, trockener atrophischer Haut mit fleckförmigen Hyperpigmentierungen, Palmoplantarkeratosen“. Fragt mich nicht, was das heisst. Wer es erklären kann, bitte melden.http://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/login/n/h/656_1.htm Ein Syndrom fehlt aber wirklich noch: Das Zürich-Syndrom. Es könnte ein Syndrom sein, dass insbesondere unsere deutschen Nachbarn betrifft: Die Vorstellung, alle Schweizer seien nett und herzig und dann kommen sie nach Zürich, um hier zu arbeiten, und werden abschätzig und unhöflich behandelt, was dann zu Depressionen führen kann. Es könnte aber auch für masslose Selbstüberschätzung stehen: Zürich ist so unendlich wichtig, es braucht sogar ein eigenes Syndrom. Und was Zürich natürlich auch noch ist, um im aktuellen Sprachjargon zu sprechen: systemrelevant. Wahnsinnig systemrelevant. Aber man stelle sich vor, man würde herausfinden, dass es gar nicht wirklich so ist: Ich bekäme wahrscheinlich schon ein kleines Depressiönli. Was übrigens bei den meisten dieser Syndrome hilft: Sofort den Ort verlassen, der das Leiden schafft. So gesehen, wäre ein Zürich-Syndrom in dieser Form schon ein wenig doof. Aber vielleicht hat der eine oder andere Leser noch eine bessere Idee, Beiträge sind herzlich willkommen!
Das Zürich-Syndrom
Es gibt für alles und jeden ein Syndrom. Kein Wunder, dass die grossen und wichtigen Städte dieser Welt im Syndrome-Bereich auch mitmischen müssen. Eine kleine Aufzählung.
Es gibt das Stockholm-Syndrom, welches den Umstand beschreibt, wenn Geiseln beginnen, Sympathien für ihre Geiselnehmer zu entwickeln. Dieses war mir schon seit längerem bekannt, was ich jedoch nicht wusste: So ziemlich jede grössere Stadt, die etwas auf sich hält, besitzt ein nach ihr benanntes Syndrom. Eine kurze und sehr wahrscheinlich unvollständige Liste einiger dieser Symptome:
- Das London-Syndrom: So wird das genaue Gegenteil des Stockholm-Syndroms genannt: Die Geiselnehmer beginnen mit den Geiseln zu sympathisieren.
http://medical-dictionary.thefreedictionary.com/London+Syndrome
- Das Paris-Syndrom: Betrifft in erster Linie japanische Touristen. In den japanische Medien wird ein solch übertriebenes Bild von Paris vermittelt, dass japanische Touristen das Gefühl haben, in der Stadt der Liebe seien alle Menschen wunderschön, immer glücklich und würden alle Louis Vuitton tragen. Diese hohen Erwartungen treffen dann auf die harte Realität, welche nicht annährend den Vorstellungen entspricht und es kommt zu einem psychotischen Schub.
http://www.nbcnews.com/id/15391010/ns/travel-news/t/paris-syndrome-leaves-tourists-shock/
- Das Jerusalem-Syndrom: Jerusalem ist eine der heiligsten Stätten der Welt, für manche Menschen ist die ganze Spiritualität zuviel und es kommt zu einer akuten vorübergehenden Psychose. Die Betroffenen halten sich plötzlich für die wiedergeborene Maria oder der wiedergeborene Jesus. Wahlweise auch Petrus, Johannes der Täufer oder Moses.
http://www.zeit.de/2013/51/jerusalem-syndrom
- Das Florenz-/Stendhal-Syndrom: Stendhal war ein französischer Schriftsteller, welcher 1817 als erster das Florenz-(oder eben das Stendhal-)Syndrom beschrieb oder zumindest die Ursache und Auswirkungen: Er war so überwältigt ab der kulturellen Vielfalt und dem Wissen, dass in Florenz die Grabstätten so bekannter Persönlichkeiten wie Michelangelo, Galileo Galilei oder Machiavelli liegen, dass ihm das Herz schneller zu pochen anfing und er Probleme mit der Atmung bekam. Das Stendhal-Syndrom beschreibt daher eine zeitweilige psychosomatische Störung durch kulturelle Reizüberflutung.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-55766049.html
- Das Venedig-Syndrom: In keiner anderen Stadt begehen Touristen häufiger Selbstmord. Über die Gründe ist man sich uneins: Die italienische Psychologin Diana Stainer zumindest meint, die Stadt verbinde Romantik mit Untergang und Dekadenz, was zu Selbstmord anregen könne.
http://www.welt.de/print-welt/article548298/Venedig-sehen-und-sterben.html
- Das New York-Syndrom: Die Menschen, welche am New York-Syndrom leiden, kommen meistens aus sehr kleinen Orten, in denen sie sich eingeengt fühlen. Sie müssen unbedingt nach New York, denn nur dort können ihre Träume verwirklicht werden, frei nach dem Motto: „If I can make it there, I'll make it anywhere“. Leider können die überbordenden Erwartungen an die Stadt meist grösstenteils nicht erfüllt werden und so kann es zu Zusammenbrüchen und Depressionen kommen.
http://www.nytimes.com/1984/11/04/magazine/analyzing-the-new-york-syndrome.html?pagewanted=2
- Das Berlin-Syndrom: „Extrem seltene, kongenitale ektodermale Dysplasie mit verminderter Behaarung, trockener atrophischer Haut mit fleckförmigen Hyperpigmentierungen, Palmoplantarkeratosen“. Fragt mich nicht, was das heisst. Wer es erklären kann, bitte melden.
http://www.enzyklopaedie-dermatologie.de/login/n/h/656_1.htm
Ein Syndrom fehlt aber wirklich noch: Das Zürich-Syndrom. Es könnte ein Syndrom sein, dass insbesondere unsere deutschen Nachbarn betrifft: Die Vorstellung, alle Schweizer seien nett und herzig und dann kommen sie nach Zürich, um hier zu arbeiten, und werden abschätzig und unhöflich behandelt, was dann zu Depressionen führen kann. Es könnte aber auch für masslose Selbstüberschätzung stehen: Zürich ist so unendlich wichtig, es braucht sogar ein eigenes Syndrom. Und was Zürich natürlich auch noch ist, um im aktuellen Sprachjargon zu sprechen: systemrelevant. Wahnsinnig systemrelevant. Aber man stelle sich vor, man würde herausfinden, dass es gar nicht wirklich so ist: Ich bekäme wahrscheinlich schon ein kleines Depressiönli. Was übrigens bei den meisten dieser Syndrome hilft: Sofort den Ort verlassen, der das Leiden schafft. So gesehen, wäre ein Zürich-Syndrom in dieser Form schon ein wenig doof. Aber vielleicht hat der eine oder andere Leser noch eine bessere Idee, Beiträge sind herzlich willkommen!
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Weniger Penis = Mehr Geld?
Tatu Westling von der Universität Helsinki hat Unerhörtes herausgefunden: Size does matter. Und nicht zu knapp. Jedenfalls wenn es um das Wirtschaftswachstum geht.
Tausende Forscher suchen seit Jahrzehnten nach den Ursprüngen des Wirtschaftswachstums: Warum wächst die Wirtschaft in den einen Ländern stetig, während sie in anderen Ländern stagniert? Liegt es an fehlender Innovation, zu wenig Demokratie oder am Klima, wie Montesqieu schon in seiner Klimatheorie 1748 konstatierte? Tatu Westling von der Universität Helsinki hat im Jahre 2011 die Lösung gefunden: Es liegt an der Penisgrösse.
An einem lustigen Abend schaute sich Tatu Westling zum Spass mit ein paar Freunden eine Weltkarte der durchschnittlichen Penisgrössen an und bemerkte Ähnlichkeiten mit einer anderen, ihm geläufigeren Karte: Der Weltkarte mit den Wachstumsraten der verschiedenen Volkswirtschaften. Aus Spass wurde (Halb-)Ernst und Westling fand anhand einer Regressionsanalyse zweier Datensätze heraus: Size does matter. Zumindest erklärt die durchschnittliche Penisgrösse bis zu 20 Prozent der Abweichungen zwischen den unterschiedlichen Wirtschaftswachstumsraten von über 120 Ländern. Das ist ein höherer Prozentsatz als beispielsweise für die Variable „political regime type“. Mit anderen Worten: Die durchschnittliche Penislänge ist wichtiger als das politische System eines Landes bei der Erklärung von unterschiedlichen Wirtschaftswachstumsraten. Bevor jetzt aber alle Männer ihr Handwerk niederlegen und nur noch mit einer Penispumpe herumhantieren, muss man Westlings Paper doch noch ein wenig genauer erläutern.
Der Zusammenhang, welcher Westling gefunden hat, ist negativ, was heisst, dass das Wirtschaftswachstum steigt, je kleiner der durchschnittliche Penis ist. Es handelt sich aber um eine U-förmige Beziehung, was wiederum heisst, dass der negative Zusammenhang zwischen der Penisgrösse und dem Wirtschaftswachstum nur zwischen der durchschnittlichen Penisgrösse von 12cm und 16cm gegeben ist: Alle Länder, deren Männer grössere Penisse als 16cm besitzen, haben ein grundsätzlich niedrigeres Wirtschaftswachstum, jedoch auch die Länder, in denen der durchschnittliche Penis unter 12cm lang ist. Das höchste Wirtschaftswachstum haben Länder mit einer durchschnittlichen Penisgrösse von knapp 14cm, die Schweiz ist also mit ihren 14.35cm ziemlich weit vorne mit dabei. Jetzt dürfen aber unsere Penisse eindeutig nicht mehr weiter wachsen, denn mit jedem gewachsenen Zentimeter würde unser Wirtschaftswachstum zwischen 5 und 7 Prozent sinken. Also bitte Hände weg von Peniswachstumspillen, welche immer in Spam-Mails angeboten werden!
Es bleibt die Frage zu klären, weshalb denn dieser vermeintliche Zusammenhang überhaupt besteht. Westling hat hierzu zwei mögliche Erklärungen bereit: Zum einen steht die Penislänge im Zusammenhang mit dem Testosteronspiegel, welcher wiederum die Risikobereitschaft erhöht. Die Länder, welche nur mittelmässig risikobereit sind, haben die höchsten Wachstumsraten, während Länder mit sehr hoher oder sehr niedriger Risikobereitschaft das Nachsehen haben und nur ein niedriges Wirtschaftswachstum generieren. Der zweite Erklärungsansatz bezieht sich auf das Selbstbewusstsein: Ein Mann mit einem grossen Penis braucht kein Wirtschaftswachstum, denn er hat einen grossen Penis. Wirtschaftlich gesprochen ist der Grenznutzen zu klein für Leute mit grossem Penis: Die Zeit, die ich zum Geldverdienen brauche, weil Geldhaben mein Selbstbewusstsein steigert, brauche ich lieber für etwas anderes, weil ich schon ein hohes Selbstbewusstsein habe, weil grosser Penis. Das klingt ziemlich plausibel.
Es gibt da aber auch noch ein anderes Problem: Die Frauen. Was machen wir mit den Frauen? Die Daten sind aus den Jahren 1960 bis 1985, da hatten die Frauen noch nicht so viel Einfluss auf das BIP, aber heute ist das schon schwieriger. Wie soll man die Frauen miteinberechnen? Mit der Brustgrösse? Aber finden Frauen kleine Brüste genauso schlimm wie Männer kleine Penisse? Und wie ist das mit dem Zusammenhang: Vielleicht ist der durchschnittliche Schweizer Penis ja 14.35cm lang, weil wir ein so hohes Wirtschaftswachstum haben und nicht umgekehrt? Wobei wir dann ziemlich verloren hätten in der Wirtschaftskrise, weil die ja im Gegensatz zu anderen Ländern ziemlich harmlos an uns vorüberging. Man wird fast ein bisschen neidisch auf die Griechen. Aber eben: Wir befinden uns hier in einem kleinen Minenfeld von schwierigen Folgefragen. Tatu Westling meinte jedenfalls zu seiner Arbeit, dass es noch weitere Forschung brauche mit weiteren Datensätzen. Bis dahin arbeitet bitte nicht zu viel. Sicher ist sicher.
Hier zum selber Nachlesen und allfälligem Weiterforschen:
http://www.everyoneweb.com/worldpenissize
https://helda.helsinki.fi/bitstream/handle/10138/27239/maleorga.pdf
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Es ist so einfach
Wieso an der Kasse warten, wenn man selbst einscannen kann? Wieso abräumen lassen, wenn man selbst das Geschirr abräumen kann? Machen wir doch alles selbst: Es ist so einfach.
Am Wochenende war es so weit: Endlich wieder einmal in die IKEA. Viel zu viele 1-Franken-Hot Dogs in sich hineinstopfen, einen Becher kaufen und à discrétion viel zu kalte Getränke mit zu viel Kohlensäure in sich hinein leeren, nur um dann Bauchweh zu haben. Und dann diese ewig langen Wege, die man zurücklegt, bis man gefunden hat, was man braucht, während man schon Säcke gefüllt hat mit Dingen, welche man eigentlich gar nicht kaufen wollte, aber welche nützlich sind, irgendwann vielleicht, Hauptsache günstig. Und dann denkt man vielleicht kurz, dass sicherlich irgendwo irgendwer dafür büssen muss, dass man hier jetzt so günstige Produkte bekommt, aber dann sehen alle so freundlich aus, ist die Atmosphäre so freundlich, und man denkt, diese Firma kann doch nicht böse sein, immerhin ist sie aus Schweden, dem oberkorrekten Vorbildland. Und wenn die IKEA schon so nett zu den Kunden ist, kann man als Kunde ja auch nett zur IKEA sein, mindestens verlangt sie das so.
Im Restaurant der IKEA steht gross auf einem Schild „Warum sollte ich meinen Tisch abräumen? Bei IKEA zahlt man am Anfang weniger fürs Essen, weil man sein Geschirr danach selbst aufräumt. Mit dem Aufräumen Ihres Tabletts helfen Sie uns auch weiterhin die Preise niedrig zu halten. Es ist so einfach. Herzlichen Dank.“ – Es ist so einfach: Wieso sollte IKEA mehr Personal einstellen, wenn der Kunde die Arbeit gleich selbst erledigen kann. Und er macht es auch noch gerne, weil das Essen ja günstiger wird dadurch und so beide Seiten einen Nutzen daraus ziehen. Dieses Prinzip wird mittlerweile in weiten Teilen des Marktes angewendet: Firmen lassen Kunden für sich arbeiten. Sei es beim E-Banking der Banken, am Flughafen beim Self-Check-In oder eben beim Geschirrabräumen in einem Restaurant: Dem Kunden wird suggeriert, dass es auf diese Weise schneller geht, effizienter und dass es am Ende immer auf eine win-win-Situation hinausläuft. Vielleicht verlieren ein paar Bankangestellte dadurch ihren Job, dafür werden mehr Informatiker angestellt, Strukturwandel hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Die Frage ist jedoch, ob diese Unternehmen den Gewinn, den sie aus diesem neuen System ziehen, auch voll und ganz an die Kunden zurückgeben? Ich bezweifle es – und so bleibt es zwar eine vermeintliche win-win-Situation, jedoch mit viel höherem Gewinn für die Firmenseite, während die Kundenseite mit einem Service-Verlust leben muss und mit einen meines Erachtens deutlich kleineren Gewinn daraus zieht.
Bei IKEA an der Kasse gibt es nun übrigens nun ein Self-checkout-System, wie es auch bei Migros und Coop zurzeit in einer Testphase läuft: Der Kunde wird nicht mehr von einem Kassierer bedient, sondern scannt selbst seine Ware ein und bezahlt dann mit Karte. Während dieses System in der Schweiz noch eher Neuland ist, gab es dieses System bereits im Jahre 2007 in 95% aller Supermärkte in den USA. Es macht sich sogleich ein diffuses Gefühl breit: Ist es nun soweit, wird der Mensch endgültig durch die Technik ersetzt? Gefühlt ja, praktisch eher nein: Im Jahre 2012 wurden in den USA zwischen 12 und 30 Prozent der Verkäufe in Supermärkten über Self-checkout-Systeme abgewickelt, jedoch ist die Anzahl der Verkäufer seit zehn Jahren nicht gesunken, sondern gestiegen. Die Frage bleibt zwar, ob das Jobwachstum ohne die Maschinen nicht stärker gewesen wäre, aber festzustellen bleibt: Der Mensch wird nicht durchwegs durch die Maschine ersetzt. Noch nicht. Aber man arbeitet sicherlich in diese Richtung, denn ein Roboter braucht keine AHV, keine sonstigen Beiträge. Er hat keine eigenen Launen. Er ist in keiner Gewerkschaft und verlangt auch nicht mehr Lohn oder Ferien und was auch immer der "menschliche" Arbeitnehmer so verlangt. Er ist einfach handlicher und kostengünstiger. Es ist so einfach.
Bis jetzt ist das Self-checkout zumindest in der Schweiz noch in den Kinderschuhen: Je nach Filiale stehen die Leute lieber vor der normalen Kasse Schlange, als sich mit dem Self-checkout auseinanderzusetzen. Und sie stehen wahrscheinlich sogar länger an als vor den Self-checkouts, weil diese einiges mehr an Platz einnehmen, wo vorher normale Kassen standen. Eine schwierige Gratwanderung, denn unzählige Studien deuten darauf hin, dass es zu einer starken negativen Reaktion zulasten der Wahrnehmung der Firma kommt, wenn die tatsächliche Wartezeit an der Kasse die erwartete Wartezeit deutlich übersteigt. Aber warum benutzen so wenige Leute das Self-checkout-System?
Die Gründe dafür dürften vielfältig sein: Selber scannen ist doch noch eine rechte Arbeit, besonders wenn man viel Ware einkauft. Und dann muss man die Cumulus-Karte selber einscannen, allfällige Gutscheine selber einscannen, das Gipfeli im Plastiksäckchen selber eintippen und am Ende nimmt der Automat nur Karten und kein Bargeld. Es fehlt die soziale Interaktion. Für viele – besonders ältere – Leute wird das System auch schlicht zu kompliziert sein, auch wenn immer jemand bei den Automaten steht, um sie zu erklären. Einkaufen soll einfach und schnell gehen und nicht in eine Weiterbildung ausarten. Man sollte der Maschine die Artikel einfach hinhalten können und sie sollte die Artikel dann selber reibungslos einscannen können, so sollte die Zukunft aussehen. Bis dahin befinden wir uns in einer Übergangsphase, in welcher das Self-checkout-System neben dem herkömmlichen System funktioniert oder eben nicht wirklich funktioniert, sondern eher noch verschmäht wird, bis ein Umdenken in den Köpfen der Leute stattgefunden hat. Und dann stehen wir alle bei den Self-checkouts an, in gleich langen Schlangen, nur dass es dann keine Kassierer mehr braucht, weil wir alles selbst machen. Es ist so einfach. Aber schauen wir mal, ob die Artikel-Preise dann entsprechend gesenkt werden.
Quellen und weitere Links zum Thema:
http://www.washingtonpost.com/blogs/wonkblog/wp/2013/10/09/forget-the-haters-grocery-self-checkout-is-awesome/
http://online.wsj.com/news/articles/SB10001424052702303492504579115310362925246
http://content.thirdway.org/publications/714/Dancing-With-Robots.pdf
http://www.drjimmirabella.com/dissertations/Dissertation-GregoryOparaNadi.pdf
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Vielen Dank Sabrina!
Sabrina hat mich angerufen und wir haben geredet, ziemlich lange. Ich bin mir aber noch unsicher, ob ich zurückrufen soll. Aber immerhin habe ich ihre Nummer und sie weiss meinen zweiten Namen und duzt mich, auf sowas kann man aufbauen, habe ich das Gefühl.
Letzte Woche hat mich Sabrina von der Swisscom angerufen und wir haben ganz locker ein wenig geplaudert, so unter Freunden. Zumindest kam es mir so vor, denn sie nannte mich immer mal wieder bei meinem zweiten Namen (wie das sonst eigentlich niemand tut) und bestand sehr beharrlich auf dem Duzis, obwohl ich sie immer höflich siezte. Aber so ist das nun mal bei uns Jungen untereinander, wir brauchen diese altbackenen Förmlichkeiten nicht mehr. Sabrina und ich waren auch gleich auf einer Wellenlänger: Sie teilte mir mit, dass das Gespräch aufgezeichnet wird und fragte mich, ob ich bemerkt hätte, dass mein Handy viel schneller funktioniere zur Zeit, weil die Swisscom mir eben eine megaschnelle Verbindung aufgeschaltet habe. Ich musste ihr leider gestehen, dass ich nichts bemerkt hatte und wollte mich gerade dafür entschuldigen, dass ich die gut gemeinte Geste Sabrinas und der Swisscom gar nicht bemerkt hätte, aber Sabrina meinte nur, das sei kein Problem. Sabrina war nun wirklich eine verständnisvolle Person. Aber ich hätte es von ihr auch nicht anders erwartet, immerhin hatte sie mich schon zweimal versucht anzurufen, wahrscheinlich weil sie wusste, dass ich am Arbeiten war und ein wenig Langweile hatte.
Trotz meiner vorherig negativen Antwort liess sie sich nicht beirren und fragte gleich weiter, wofür ich denn mein Handy so benutzen würde. Ich war freudig überrascht, dass Sabrina und ich langsam auf eine persönlichere Ebene vordrangen, das Gespräch dauerte immerhin schon 30 Sekunden. Ich wollte ihr von meinen Freunden erzählen, von den Games, die ich ab und zu spielte und den sonstigen Apps, die ich benutzte, aber Sabrina unterbrach mich auf liebenswürdige Art und Weise, wie sie es so gerne macht, und legte mir nahe, doch mehr von meinem Telefonieren und meinem Internetgebrauch zu erzählen. Ich war begeistert: Einerseits wollte Sabrina nicht, dass ich schon zu viel verriet zu Anfang, andererseits wollte sie spezifische Dinge aus meinem Leben wissen, ich fühlte mich begehrt und geehrt zugleich. Ich erzählte ihr freimütig von meinen Anrufen bei meinen Kollegen, sie wollte jedoch lieber wissen, ob ich denn viel ins Ausland telefonieren würde. Das fand ich lustig, denn die Swisscom weiss doch genau, wen ich so anrufe und wohin, und trotzdem wollen sie es noch von mir persönlich wissen, per Sabrina: Das ist kundenfreundlich! Ich beantwortete brav die Fragen und Sabrina freute sich sichtlich und stellte neugierig weitere Fragen, bis ich sie irgendwann einmal unterbrach und darauf hinweisen musste, dass ich doch bei der Arbeit sei und nicht so lange telefonieren könne. Aber sogar dafür hatte sie Verständnis, die Sabrina. Sie wünschte mir schöne Festtage und meinte nur, ich könne gerne anrufen, wenn ich noch Wünsche oder Anregungen hätte. Und weg war sie. Aber ich habe nun ihre Nummer und überlege mir ernsthaft, sie zurückzurufen. Ein Versuch kostet ja nichts. Und ich habe auch schon drei Tage gewartet, wie es einem in jedem Date-Ratgeber empfohlen wird. Ich glaube, Sabrina wird sich richtig freuen, wir hatten ja schon nach wenigen Sekunden einen Draht zueinander.
Ich möchte mich aber auch noch kurz offiziell bei der Swisscom entschuldigen: Es tut mir leid, dass ich eure Aufwertung nicht genügend gewürdigt habe, dabei habt ihr mir einfach ungefragt diesen Dienst angeboten, habt mich ein paar Mal auf der Arbeit angerufen, um mit mir dann minutenlange Gespräche zu führen. Nicht zu vergessen die SMS, welche ich bekommen habe. Und ich gebe so wenig zurück, sorry! Dabei sind wir sowas wie Kumpels, wir duzen uns, fragen nach dem Wohlergehen, sind füreinander da. Ich hoffe, ich kann euch das irgendwann gebührend zurückgeben, und bis dahin: Einfach nur danke, danke vielmal, dass es euch gibt!
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Hhmm… Ein Schweizer spricht
Die Z ürcher Fachstelle f ür Migrationsfragen hat eine Kampagne lanciert unter dem Motto „Miteinander reden - miteinander leben. “ – Also lasst uns ein wenig dar über reden.
Das Thema Migration ist in der Schweiz und speziell in Zürich ein viel beackertes Dauerthema, und nun dachte sich die Zürcher Fachstelle für Integrationsfragen wohl: Warum nicht mal wieder eine Kampagne zum Thema Integration lancieren? Gesagt, getan: Ob im Tram oder auf Zuckersäcklein in der Unicafeteria, die Kampagne ist kaum zu übersehen. Falls sie trotzdem noch nicht von jedermann und -frau bemerkt worden ist, hier ein Kurzlink zu den Sujets: http://bit.ly/183A1z0
Picken wir uns einfach mal drei der sechs Sujets heraus und lassen den Gedanken freien Lauf:
– Auf dem ersten Sujet sieht man einen Mann, der Christoph Blocher ähnlich sieht, und einen Schwarzen, welcher ganz betrübt meint: „Warum wechseln Schweizer immer ins Englische?“ und der Christoph antwortet – so lustig! – auf Englisch: „They think it’s polite.“ – Darunter steht dann „Die Mehrheit der Einwanderer versteht nach zwei Jahren Deutsch – sprechen Sie auch so.“
Zuerst einmal kann ich diesen Befehlston gar nicht ab, gerade hier in der Schweiz, dem überhöflichen Land; hier geht schon mal gar nichts ohne ein anständiges „chönted Sie nöd villicht bitte… wänns möglich wäri…“. Daran scheitern ja schon viele unserer Nachbarn aus dem Norden, welche sich nicht gewohnt sind, dass man in der Schweiz die Hälfte der Zeit auf Höflichkeitsfloskeln ver(sch)wendet und trotzdem noch ein so hohes Bruttoinlandprodukt pro Kopf erzielt: Das nenne ich gelebte Konsensdemokratie. Aber wenn wir schon bei den Deutschen sind: Das sind auch arme Schweine! Den Schwarzen spricht man vielleicht direkt auf Englisch an, was nicht wirklich gerechtfertigt ist, aber beim Deutschen wechseln viele sofort auf Hochdeutsch, kaum hat dieser ein paar Worte gesagt. Auch wenn sie einen immer wieder höflich darauf hinweisen, dass sie es zwar nicht sprechen, aber durchaus verstehen, das Schweizerdeutsche. Oder zumindest ist man gewillt, es zu lernen. Aber nein, der Schweizer redet vielleicht einen Satz auf Schweizerdeutsch und dann irgendwann doch wieder Hochdeutsch. Weil er es kann. Weil er mehrere Sprachen kann. Weil er den Konsens sucht, auf sein Gegenüber eingeht. Weil wir in der Schweiz sind und wir stolz darauf sind, dass wir das können. Die Deutschen hätten jedenfalls – meines Erachtens – durchaus eine eigene Kampagne verdient.
– Auf dem zweiten Sujet sieht man eine Frau und einen Mann. Die Frau sagt: „Wie bringt man einen Schweizer zum Reden?“, der Mann sagt „Hhmm…“. Ganz grosse Komik, echt lustig. Er sagt nichts, weil er ja Schweizer ist. Zum Schiessen! Und unten steht: „Eine Schweizer Eigenart: [d]ie (sic!) schweigende Mehrheit ist gesprächsbereit. Einfach sehr zurückhaltend.“ – Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sich die Zürcher Fachstelle für Integrationsfragen hierbei gedacht hat, es wäre vielleicht lustig, den Schweizer Bürgern die eigenen Klischees vorzuhalten. Ja, kann schon lustig sein, aber hier ist es eindeutig zu plump geschehen. Und ich weiss nicht, wer das gezeichnet hat oder wer für diese Bilder Modell gestanden hat und es tut mir zwar ein wenig leid, aber diese Frau sieht einfach nur schrecklich aus. Sie sieht aus, als wollte sie mich anbrüllen. Kein Wunder, will ihr niemand antworten. Ich glaube, niemand möchte auf eine Frage antworten, wenn sie geschrien wird, aber das ist nur eine Vermutung. Vielleicht bin ich jetzt einfach auch nur eingeschnappt, weil ich Schweizer bin. Hhmmm…
– Auf dem dritten Sujet sieht man eine Frau und einen Mann, welche sich zusammen den Satz teilen: „Talent creates big business, origin only small talk“ – Finde ich gut, finde ich lustig, warum nicht gleich so? Und warum nicht in Deutsch? They think it’s polite? Aber ich will nicht meckern, der gefällt mir wirklich, der bringt einen vielleicht auch ein wenig zum Nachdenken. Hhmmm… zudem finde ich es ja nicht schlecht, wenn man den Nationalisten unter uns ein bisschen aufs Dach gibt, aber was genau wollen sie uns eigentlich damit sagen? Dass es egal ist, woher das Talent kommt, Hauptsache, es bringt uns viel Geld ein? Dass wir lieber Talent importieren sollten, anstatt unser Bildungssystem so zu verbessern, dass wir die Nachfragelücke selbst füllen könnten? Das ist nun möglicherweise alles ein wenig kurz gedacht, aber meiner Meinung nach klingt dieser Satz beim ersten Lesen klüger als er in Wahrheit ist. Zumindest aber lässt sich darüber diskutieren, was doch schon mal erfreulich ist. Wenn ich denn darüber diskutieren wollte. Aber ich bin leider Schweizer. Hhmmm…
Es hat schon was: Ein bisschen in die Offensive gehen, Befehle erteilen, Klischees aufgreifen, auf Englisch über business reden – ob man aber so eine öffentliche Diskussion anreissen kann? Ich weiss es nicht. Vielleicht werde ich ja noch eines Bessern belehrt und jemand hat Lust, mit mir darüber zu diskutieren? Es sei denn, es lesen hier nur Schweizer mit. Hhmmm…
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Hmmmmm...
Dusche in der Küche
Wohnungssuche in Zürich hat ein bisschen was von einem Teilzeitjob – oder besser: Von einem unbezahlten Praktikum. Ein Praktikum im Wohnungeninspizieren, Durchhaltewillenzeigen und zynische Bemerkungen über Absagen zu machen. Eine kleine Bestandesaufnahme. Eine Wohnung zu finden in Zürich ist ein Abenteuer. Ein schrecklich langwieriges, enorm ermüdendes Abenteuer. Aber am Ende wird man hoffentlich auf diese Zeit zurückschauen und darüber lachen. Vielleicht. Zumindest über die Wohnung mit der Dusche in der Küche lache ich jetzt schon. Ich schaute mir die Bilder der Wohnung im Internet an und fragte mich dann, wo denn bitteschön die Dusche sei, es hätte ja nur eine Toilette. Und da stand sie: In der Küche in einer Ecke. Ich dachte so bei mir, dass es vielleicht noch lustig wäre in dieser Wohnung zu leben, da würden sich sicher einige Geschichten abspielen, welche ich später mal meinen Kindern erzählen könnte – oder auch nicht. Bilder machten sich in meinem Kopf breit, wie ich unter der laufenden Dusche, auf einem Stuhl sitzend, mir ein Spiegelei braten würde in einer Pfanne, deren Stil ich bis zur Dusche hin verlängert hätte. Es waren herrliche Bilder. Aber als ich dann in der Wohnung stand, war sie auch noch so richtig klein und sie hatte nur ein Lavabo, natürlich auch in der Küche, vor der Dusche. Ich weiss nicht recht, aber gewisse Dinge möchte ich in der Küche tun und gewisse Dinge im Bad, insbesondere, wenn man nicht alleine in einer Wohnung lebt. Aber vielleicht sind meine Ansprüche masslos übertrieben. Gemäss Statistiken und Berichten liegt das eigentliche Problem ja nicht an der andauernden Einwanderung neuer Menschen, sondern dass in Zürich (oder allgemein in der Schweiz) jeder viel mehr Wohnraum für sich beansprucht als noch vor 50 Jahren. Ich mache da wahrscheinlich keine Ausnahme, wobei ich ja vor 50 Jahren noch gar nicht gelebt habe. In einer nächsten Wohnung stand ich auf dem Balkon. Es war eine schöne Wohnung, wenn auch die 30 anderen Personen, welche ausser mir noch in der Wohnung herumschwirrten, eine präzise Besichtigung beinahe verunmöglichten. Da stand ich nun also, schaute vom Balkon hinunter und ein ungefähr 50-jähriger türkischer Familienvater mit langem Schnauz trat neben mich und sprach meine Gedanken laut aus: «Isch doch eine Seich diese Wohnung, alles schön, aber isch underschde Stock, kannsch eifach ineklettere und Peng! machsch fenster kaputt!“ – Ich nickte nur zustimmend und überlegte mir, über den Balkon hinauszuklettern, statt mich wieder an den 30 Leuten vorbeizudrängen, welche jede auch noch so kleine Ecke mit ihren Smartphones fotografierten, nur um jetzt noch den Anmelde-Fackel abzuholen: Auf eine Absage mehr oder weniger wäre es auch nicht mehr angekommen. Aber bei dieser Wohnung hätte es wenigstens nicht weh getan. Einige Wohnungsbesichtigungen später weiss man wenigstens, was man will oder zumindest so ungefähr. Bei einem persönlichen Besichtigungstermin bei einer alten Frau, welcher schon fast in einem kleinen Kaffeekränzchen endete, stellte ich fachmännische Fragen, zum Beispiel, ob die Dusche gut funktioniere, nur um ein wenig interessierter zu wirken. Die Frau zeigte mir dann auch noch den Keller und erklärte mir haargenau den Waschplan des Hauses, als hätte ich den Mietvertrag schon unterschrieben. Zum Abschied klagten wir uns noch gegenseitig unser Leid, denn auch ihr wurde die Wohnung gekündet und auch sie müsse jetzt nach etwas Neuem suchen und es sei so schwierig und alles so teuer und sie sei doch auch nicht mehr die Jüngste. Sie kam wahrscheinlich noch aus der Zeit, als man sich auch mit weniger Wohnraum zufrieden gab – aber eben, wer gibt schon gerne seinen Komfort her, den er bisher hatte. Und so wünschten wir uns beide noch viel Glück bei der Wohnungssuche und ich hetzte weiter zur nächsten Besichtigung. Hoffentlich suchen wir nicht im gleichen Preissegment, einer so herzigen alten Frau kann ja niemand eine Wohnung vor der Nase wegschnappen. Im Gegensatz zum armen Studenten, der wahrscheinlich auch noch faul ist und nur lärmende Partys veranstaltet. Nun gut, genug des Selbstmitleids, die Wohnungssuche hat ja auch ihre guten Seiten: Wann sieht man schon in so viele fremden Wohnungen hinein? Wann lernt man Zürichs kleine Quartierstrassen besser kennen, als wenn man stundenlang nach einer ganz bestimmten Hausnummer sucht, nur um dann festzustellen, dass es vielleicht dort ist, wo sich schon mindestens 60 Leute bis auf die Strasse hinaus anstellen? Gespräche mit Gleichgesinnten können sogar lustig sein, wenn auch der Zynismus und Fatalismus gewisser Suchenden manchmal fast ein wenig weh tut. Es ist halt schwer in Zürich eine Wohnung zu finden, aber es ist ja auch eine tolle Stadt. Und sonst gäbe es ja noch Affoltern, oder Leimbach, oder Glattbrugg; undsoweiter. Aber zuerst schaue ich vielleicht noch 50 weitere Wohnungen an.
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Highlight Nr 2: eine Wohnung mit ausklappbarem Bett über der Badewanne (als erweiterbares WG-Modell von der Hauptmieterin angepriesen).
Von daher erlaube ich mir den Kommentar: eine Dusche in der Küche ist Jammern auf hohem Niveau ;-)
Vorteil: Du kannst das dreckige Geschirr gleich mit unter der Dusche nehmen.
Manche Wohnungen sind höchstens für Drogenanbau gebrauch bar. Nicht mal Tiere würde ich drinnen halten.
Viel Glück bei der Wohnungssuche!