Marco Büsch

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Meine Stadt Zürich
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Dusche im Wohnzimmer

Dusche im Wohnzimmer

Nach einem kurzen Intermezzo in einer befristeten Wohnung geht es nun in Runde zwei in Sachen Wohnungssuche in Zürich. Und wieder sind viele lustige Räumlichkeiten und Menschen dabei: Ein Bericht von der Front.Es ist wieder soweit: Nach kaum einem dreiviertel Jahr in einer befristeten Wohnung geht es nun in die zweite Runde  der Wohnungssuche; auf die Suche nach einer günstigeren, grösseren und vor allem unbefristeten Wohnung. Oder einfach überhaupt eine Wohnung innerhalb der Stadtgrenzen zu finden. Wieder wurden einige Wohnungen besichtigt und es kann wiederum von einigen Skurrilitäten berichtet werden. Ganz nach dem Motto: Wenn schon keine Wohnung finden, dann wenigstens darüber lachen.Hiess die letzte Wohnungs-Kolumne noch «Dusche in der Küche» (http://marcobuesch.wordpress.com/2013/11/11/dusche-in-der-kuche/), so kann ich diese nun mit gutem Gewissen «Dusche im Wohnzimmer» nennen, denn tatsächlich: Es geht noch ein wenig absurder. Nachdem ich die letzte Kolumne veröffentlicht hatte, kamen einige Leute auf mich zu und belehrten mich eines Besseren, nämlich, dass Duschen in Küchen früher keine Seltenheit waren, damals, als die Menschen noch mit weniger zufrieden waren. Nun, das mag sein, aber mittlerweile kann ich erwidern, ich habe auch «Dusche im Wohnzimmer» gesehen. Und wir haben uns dafür beworben, weil günstig, gute Lage und eigentlich alles tipptopp, ausser halt «Dusche im Wohnzimmer». Ich frage mich zwar noch immer, ob unser Fernseher und die anderen technischen Geräte das aushalten würden, aber wie sagt die Jugend so schön: YOLO. Leider ist die Dusche nur zwei Meter hoch, das heisst bei meiner Grösse wieder einmal auf meinen Traum von einer Dusche zu verzichten, bei der ich mich einfach drunterstellen kann, um über das Leben an und für sich zu sinnieren. Aber so ist das halt: Wohnungssuche in Zürich heisst Kompromisse eingehen. Und zwar solange, bis man nicht mehr weiss, was man eigentlich gewollt hat.Das klingt jetzt vielleicht, als hätte ich genaue Vorstellungen von meiner Traumwohnung. Das stimmt so nicht. Auch in der zweiten Runde Wohnungssuche stolpere ich meistens mit 30 anderen Personen in eine Wohnung hinein und versuche von jedem Raum ein Föteli für den Mitbewohner zu machen, wobei man meistens nicht sehr viel vom Raum sieht, weil so viele Menschen darin sind. Aber eine genaue Idee, auf was ich jetzt genau achten müsste, habe ich nicht. Mein Vorstellungsvermögen ist auch ein wenig beschränkt: Wenn ich zum Beispiel in einem Kinderzimmer stehe, wo gerade ein Baby in seinem Bettchen schläft (Chapeau, dies während einer Wohnungsbesichtigung!), dann kann ich mir schlecht vorstellen, wie das dann unser Wohnzimmer sein könnte. Und ich suche auch nicht nach genügend Steckdosen oder vermesse den Raum genauer. Vielmehr bekomme ich irgendwann ein wenig Platzangst, weil so viele Menschen in die Wohnung drängen. Bei meiner letzten Besichtigung war der Verwalter ganz erstaunt über den Andrang, er habe mit viel weniger Interessenten gerechnet; letzte Woche habe er zu einer Wohnungsbesichtigung in Dübendorf geladen und da seien nur zwölf Nasen aufgetaucht. Eine Frau neben mir, welche sich auch brennend für die Erklärung des Verwalters interessierte, warum er denn nur zwölf Anmeldungsformulare mitgebracht habe, fing hysterisch an zu kichern und machte dann einige abfällige Bemerkungen über den Verwalter. Aber dieser hat schon recht: Dübendorf und Zürich, ist doch alles dasselbe, wächst sowieso alles irgendwann zusammen. Nur, ich würde halt doch lieber in Zürich wohnen. Bitte.Eine weitere Wohnung war auch superschön, alles hat gepasst, nur im ersten Stock stand eine alte Frau am Fenster und schaute finster drein. Sie öffnete dann auch das Fenster und schrie, wir sollen nicht einen solchen Lärm machen und wieder verschwinden. Wir Ausländer. Ich weiss jetzt nicht genau, ob ich mich da bewerbe, bei solchen Nachbarn. Es ist zwar eine Genossenschaftswohnung, aber ich bezweifle, ob ich wirklich ein Genosse dieser Frau werden will. Aber vielleicht ist das einfach auch nur ein Trick, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Vielleicht tritt diese Frau sonst nur auf Jahrmärkten in Geisterbahnen auf, um Leute zu erschrecken, und die Genossenschaft hat sie nun für diese Wohnungsbesichtigung angeheuert. Aber ehrlich gesagt bezweifle ich das sehr stark. Ich hoffe jedenfalls , es würde dann einen klar geregelten Waschplan geben, damit mir diese Frau niemals in der Waschküche begegnen täte.Nun denn, auf dem Wohnungsmarkt hat sich immer noch nichts geändert, weiterhin kämpfen Tausende von Interessenten darum, eine Wohnung in unserer schönen Stadt zu bekommen – und ich mittendrin. Ich hoffe nur, die Dusche im Wohnzimmer schreckt viele ab, diese Wohnung wäre nämlich wirklich ganz okay. Meine Traumwohnung kann ich mir ja auch noch beim nächsten Mal suchen.