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Paula Deme
Paula Deme
FreeBecoming is not about becoming anything, its about unlearning. ✨Neurospicy✨
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Stäfa
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Zürich im Rausch: Mein neurodivergentes Leben zwischen Glitzerfassade und innerem Chaos
Balanceakt – so fühlte sich das tägliche Leben in Zürich an. Ein ständiges Schwanken zwischen Glanz und Leid, zwischen der Fülle an Möglichkeiten und der Leere, die sie oft in Menschen hinterlässt. In Zürich gibt es so viel Geld und Erfolg, Regeln und Hierarchien, aber auch eine tief verwurzelte Sucht nach mehr – nach mehr Anerkennung, mehr Erlebnissen, mehr Erfolg, mehr Betäubung.Es ist ein ewiges Spiel mit der Angst, etwas zu verpassen, mit der „Fear of Missing Out“, die Menschen von einem Happening zum nächsten treibt. Immer auf der Suche nach dem nächsten Erlebnis, dem nächsten Rausch, der nächsten Ablenkung, dem nächsten Erfolg. Ich war eine von ihnen, rannte von einem Ereignis zum nächsten, von Bar zu Bar, hüpfte von Club zu Club. Dass dies alles nicht so ganz gesund war, war mir schon immer bewusst. Doch ich schien getrieben und der Puls der Stadt gab den Ton an.Als es 2020 ruhiger wurde, schlug mein Puls aber immer noch zu schnell Das Getriebensein hörte nicht auf und so begab ich mich endlich in die Abklärung, denn ich ahnte es schon länger: Ich war neurodivergent. Genauer gesagt bin ich Autistin mit ADHS. Ja, genau. Wenn wir an Autismus denken, haben viele von uns Sheldon Cooper im Kopf oder einen geistig total hilflosen Menschen wie Raymond aus Rain Man. Aber keine Frau, was sich nun langsam ändert, aber leider nur für die Menschen, die in den sozialen Medien unterwegs sind. Das will ich ändern und Sichtbarkeit schaffen, indem ich dir Zürich durch meine Augen und Wahrnehmung zeige, aber dir auch Einblicke in mein neurodivergentes Leben gewähre. Ich möchte Vorurteile abbauen und Verständnis schaffen und wer weiss, vielleicht findet sich die eine oder andere in meinen Worten wieder."Wozu brauchst du ein Label? Du brauchst doch keine Hilfestellung!"Hörte ich oft seit meiner Diagnose. Ja, ich funktionierte: als Konsumentin, die mindestens einmal in der Woche die Bahnhofstrasse und das Viaduktviertel mit ihrer Anwesenheit beehrte und mit einem grossen Loch im Geldbeutel wieder verliess. Ich funktionierte als Foodie, weil ich getrieben war und einen riesigen Erlebnishunger hatte, immer die Angst im Nacken, ich würde etwas verpassen. Ich funktionierte als Freundin, weil ich alles dafür gab, gemocht zu werden und dabei meine eigenen Grenzen missachtete, am laufenden Band. Ich funktionierte als Angestellte, weil mein Perfektionismus mich antrieb und ich oft übers Ziel hinausschoss, sodass ich nicht nur mich, sondern auch meine Kollegen massiv überforderte.Aber ich glänzte mit Leistung, dank meines Hyperfokus, der mir Freund und Feind brachte. Auch hier überschritt ich sehr oft meine Grenzen und suchte nach Feierabend Ausgleich in Bars und Clubs. Hier war ich über Jahre die beste Gästin, denn Zürich bietet jeden Tag einiges, für jeden Geschmack. Ich kam als Erste und ging als Letzte, besonders im Nachtleben. Dank meiner fehlenden Impulskontrolle sagte ich selten Nein und war immer vorne mit dabei. Afterwork-Drinks im Carlton, Frau Gerolds Garten oder im Tacheles? Yes. Drei Nächte Party hintereinander feiern im „Bermuda Dreieck?“ Count me in. Afterhour im Hive? Yeahhh! Die laute Musik in den diversen Clubs – das Rohstofflager mit seiner grandiosen Anlage bleibt unvergessen, ebenso wie der dunkle Keller des Depots – liess meine lauten Gedanken leise werden, weil die Musik sie zum Verstummen brachte. Hast du gewusst, dass Tanzen das Nervensystem reguliert? Das erklärt, warum es mir danach so unfassbar gut ging – bis auf den Kater. Denn nüchtern hielt ich die Reize des Nachtlebens einfach nicht aus. Mittlerweile bin ich nur noch beruflich in Zürich und wohne am Zürichsee, weil ich gemerkt habe, dass mir die Ruhe und die Nähe zur Natur besser tun und das Nachtleben von mir nicht nur einmal komplett durchgespielt wurde. Somit verlor es seinen Reiz. Ab und zu verlaufe ich mich aber doch noch privat in die Stadt, z. B. auf einen Rave der anderen Art: Silent Reading Rave findet jeden ersten Samstag im Monat statt. Du findest sie auf Instagram unter: silentreadingraveDort kann ich bei Menschen sein, aber nicht mit ihnen, denn jeder liest in der Stille für sich. So kann ich sozial sein, ohne sozial agieren zu müssen. Parallelspiel für Erwachsene quasi. Perfekt im Einklang mit meinen Bedürfnisse
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- Der schönste Ort in der Stadt:
- Saffa Insel
Becoming is not about becoming anything, its about unlearning. ✨Neurospicy✨
- Der schönste Ort in der Stadt:
- Saffa Insel
- An diesem Ort kann ich mich am besten entspannen:
- Auf dem Zürichsee
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dani1973flatron52leonardodavinciFabiennesaram.Aldiva77Arash_362412Binboga AkinSpo
Zürich im Rausch: Mein neurodivergentes Leben zwischen Glitzerfassade und innerem Chaos
Balanceakt – so fühlte sich das tägliche Leben in Zürich an. Ein ständiges Schwanken zwischen Glanz und Leid, zwischen der Fülle an Möglichkeiten und der Leere, die sie oft in Menschen hinterlässt. In Zürich gibt es so viel Geld und Erfolg, Regeln und Hierarchien, aber auch eine tief verwurzelte Sucht nach mehr – nach mehr Anerkennung, mehr Erlebnissen, mehr Erfolg, mehr Betäubung. Es ist ein ewiges Spiel mit der Angst, etwas zu verpassen, mit der „Fear of Missing Out“, die Menschen von einem Happening zum nächsten treibt. Immer auf der Suche nach dem nächsten Erlebnis, dem nächsten Rausch, der nächsten Ablenkung, dem nächsten Erfolg. Ich war eine von ihnen, rannte von einem Ereignis zum nächsten, von Bar zu Bar, hüpfte von Club zu Club. Dass dies alles nicht so ganz gesund war, war mir schon immer bewusst. Doch ich schien getrieben und der Puls der Stadt gab den Ton an.
Als es 2020 ruhiger wurde, schlug mein Puls aber immer noch zu schnell Das Getriebensein hörte nicht auf und so begab ich mich endlich in die Abklärung, denn ich ahnte es schon länger: Ich war neurodivergent. Genauer gesagt bin ich Autistin mit ADHS. Ja, genau. Wenn wir an Autismus denken, haben viele von uns Sheldon Cooper im Kopf oder einen geistig total hilflosen Menschen wie Raymond aus Rain Man. Aber keine Frau, was sich nun langsam ändert, aber leider nur für die Menschen, die in den sozialen Medien unterwegs sind. Das will ich ändern und Sichtbarkeit schaffen, indem ich dir Zürich durch meine Augen und Wahrnehmung zeige, aber dir auch Einblicke in mein neurodivergentes Leben gewähre. Ich möchte Vorurteile abbauen und Verständnis schaffen und wer weiss, vielleicht findet sich die eine oder andere in meinen Worten wieder. "Wozu brauchst du ein Label? Du brauchst doch keine Hilfestellung!"
Hörte ich oft seit meiner Diagnose. Ja, ich funktionierte: als Konsumentin, die mindestens einmal in der Woche die Bahnhofstrasse und das Viaduktviertel mit ihrer Anwesenheit beehrte und mit einem grossen Loch im Geldbeutel wieder verliess. Ich funktionierte als Foodie, weil ich getrieben war und einen riesigen Erlebnishunger hatte, immer die Angst im Nacken, ich würde etwas verpassen. Ich funktionierte als Freundin, weil ich alles dafür gab, gemocht zu werden und dabei meine eigenen Grenzen missachtete, am laufenden Band. Ich funktionierte als Angestellte, weil mein Perfektionismus mich antrieb und ich oft übers Ziel hinausschoss, sodass ich nicht nur mich, sondern auch meine Kollegen massiv überforderte. Aber ich glänzte mit Leistung, dank meines Hyperfokus, der mir Freund und Feind brachte. Auch hier überschritt ich sehr oft meine Grenzen und suchte nach Feierabend Ausgleich in Bars und Clubs. Hier war ich über Jahre die beste Gästin, denn Zürich bietet jeden Tag einiges, für jeden Geschmack. Ich kam als Erste und ging als Letzte, besonders im Nachtleben. Dank meiner fehlenden Impulskontrolle sagte ich selten Nein und war immer vorne mit dabei. Afterwork-Drinks im Carlton, Frau Gerolds Garten oder im Tacheles? Yes. Drei Nächte Party hintereinander feiern im „Bermuda Dreieck?“ Count me in. Afterhour im Hive? Yeahhh! Die laute Musik in den diversen Clubs – das Rohstofflager mit seiner grandiosen Anlage bleibt unvergessen, ebenso wie der dunkle Keller des Depots – liess meine lauten Gedanken leise werden, weil die Musik sie zum Verstummen brachte. Hast du gewusst, dass Tanzen das Nervensystem reguliert? Das erklärt, warum es mir danach so unfassbar gut ging – bis auf den Kater. Denn nüchtern hielt ich die Reize des Nachtlebens einfach nicht aus. Mittlerweile bin ich nur noch beruflich in Zürich und wohne am Zürichsee, weil ich gemerkt habe, dass mir die Ruhe und die Nähe zur Natur besser tun und das Nachtleben von mir nicht nur einmal komplett durchgespielt wurde. Somit verlor es seinen Reiz. Ab und zu verlaufe ich mich aber doch noch privat in die Stadt, z. B. auf einen Rave der anderen Art: Silent Reading Rave findet jeden ersten Samstag im Monat statt. Du findest sie auf Instagram unter: silentreadingrave Dort kann ich bei Menschen sein, aber nicht mit ihnen, denn jeder liest in der Stille für sich. So kann ich sozial sein, ohne sozial agieren zu müssen. Parallelspiel für Erwachsene quasi. Perfekt im Einklang mit meinen Bedürfnisse
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Mal wieder redet man über Betroffene, aber nicht mit ihnen. Ich habe vor zwei Wochen angefangen, Menschen mit einer Neurodivergenz (ADHS, Autismus) zu interviewen. Ich möchte sichtbar machen, wie die Gesellschaft und vor allem Fachpersonen mit ihnen umgehen.
Auch ich habe negative Erfahrungen machen müssen an einem Ort, der mir eigentlich helfen sollte. Weiblich gelesene Personen haben eh schlechte Karten mit einer Neurodivergenz, so wie es scheint. Oft wird uns unsere Erfahrungen abgesprochen, auch von anderen Betroffenen.
Die Interviews werden bei mir auf der Website erscheinen, in nächster Zeit aber auch zu einem Buch zusammengefasst werden. Wenn du deine Geschichte mit der Welt und mir teilen willst, melde dich unter: [email protected]. Es ist auch möglich anonym seine Geschichte zu teilen.
Ich freue mich auf dich,
Paula
Keine Lust mehr auf sinnlose Diskussionen, weil du kinderfrei bist? Fehlen dir manchmal die Worte, um auf grenzüberschreitende Aussagen eloquent zu antworten?
Say no more!
Ich habe ein Buch geschrieben, klein, aber fein - für Frauen wie dich!
"50 Antworten" Kinderfreies Leben auf 50 grenzüberschreitende Aussagen und Fragen. Damit ihre Kinnlade runter klappt, nicht deine!
Überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt.
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