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Quottom_Magazin
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FreeQuottom ist ein halbjährlich erscheinendes Kulturmagazin produziert von einem engagierten Kollektiv anfangs 20.
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Dezenter Wakeup Call
«Kind, wenn aus dir etwas werden soll, dann musst du hart dafür arbeiten. Gute Noten sind der Schlüssel zum Erfolg.» Wer kennt das nicht? Mit fünfzehn ist es dann soweit: man muss sich für eine Zukunft entscheiden und wenn man dann etwas gefunden hat, dass einem ansatzweise interessiert, dann beginnt der Ernst des Lebens. Aufstehen, arbeiten, essen, konsumieren, schlafen. Die gewählte Zukunft kackt uns zwar dezent an, aber wir unternehmen nicht wirklich etwas dagegen, denn eigentlich geht es uns gut. Eigentlich. Wir verdienen genug, können uns (früher oder später) nahezu alles leisten und zwei Tage die Woche haben wir Freizeit. Durch Leistungsdruck und Kräftemessen um soziale Anerkennung pflastert uns das System den Weg zur Wohlstandsillusion. Und oben angekommen – sprich nach abgeschlossener Ausbildung, absolviertem Studium und dann gewünschtem Job, in dem man sich nun hocharbeiten kann – sind wir erschöpft und träge. Gut bezahlter Job, Beamer, Auto, Freunde und ein Fitnessabo. Freude durch Arbeit und Konsum. Niemand stellt Fragen und alle machen Party auf der obersten Etage der Maslowschen Pyramide: Selbstverwirklichung «ahoi». Im Grossen und Ganzen sind wir also glücklich und zufrieden und genau das ist unser Problem. Wir haben keine politische Instabilität, keinen Krieg, keine Not, kein ernsthaftes Problem, welches unsere Generation direkt bedrängt und wir haben verlernt zu hinterfragen. Leidenschaft unterdrückt durch Wohlstand. Antriebslosigkeit durch dezente Glückseligkeit. Don’t change a running system; weise Worte aus der Informatik. Doch irgendwann wird auch die schönste Party zu Ende sein und beim Morgenrot wird uns bewusst, dass die oberste Etage nicht unser Eigenheim, sondern auch nur ein Club war. Weitere Artikel rund ums Wochenende findest du unter www.quottom.com
Dezenter Wakeup Call
«Kind, wenn aus dir etwas werden soll, dann musst du hart dafür arbeiten. Gute Noten sind der Schlüssel zum Erfolg.»
Wer kennt das nicht? Mit fünfzehn ist es dann soweit: man muss sich für eine Zukunft entscheiden und wenn man dann etwas gefunden hat, dass einem ansatzweise interessiert, dann beginnt der Ernst des Lebens. Aufstehen, arbeiten, essen, konsumieren, schlafen. Die gewählte Zukunft kackt uns zwar dezent an, aber wir unternehmen nicht wirklich etwas dagegen, denn eigentlich geht es uns gut. Eigentlich. Wir verdienen genug, können uns (früher oder später) nahezu alles leisten und zwei Tage die Woche haben wir Freizeit. Durch Leistungsdruck und Kräftemessen um soziale Anerkennung pflastert uns das System den Weg zur Wohlstandsillusion. Und oben angekommen – sprich nach abgeschlossener Ausbildung, absolviertem Studium und dann gewünschtem Job, in dem man sich nun hocharbeiten kann – sind wir erschöpft und träge. Gut bezahlter Job, Beamer, Auto, Freunde und ein Fitnessabo. Freude durch Arbeit und Konsum.
Niemand stellt Fragen und alle machen Party auf der obersten Etage der Maslowschen Pyramide: Selbstverwirklichung «ahoi». Im Grossen und Ganzen sind wir also glücklich und zufrieden und genau das ist unser Problem. Wir haben keine politische Instabilität, keinen Krieg, keine Not, kein ernsthaftes Problem, welches unsere Generation direkt bedrängt und wir haben verlernt zu hinterfragen. Leidenschaft unterdrückt durch Wohlstand. Antriebslosigkeit durch dezente Glückseligkeit. Don’t change a running system; weise Worte aus der Informatik.
Doch irgendwann wird auch die schönste Party zu Ende sein und beim Morgenrot wird uns bewusst, dass die oberste Etage nicht unser Eigenheim, sondern auch nur ein Club war.
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Mein Kind ist geiler als deins
Die Hollywood-Prominenz macht‘s vor, Wiediker Mütter und Väter nach: Hauptsache das Kind ist nach dem letzten Schrei gekleidet. Ein Sonntagsspaziergang.
Man hätte es mit der Wohngegend durchaus schlechter treffen können im Leben. Wiedikon, Idaplatz, «place to be», die Sonne scheint und die Menschen sitzen wie frisch geschlüpfte Schmetterlinge aneinandergereiht in den Strassencafés. In der Mitte des Platzes sind Noah, wie ihn seine Mutter ruft, und Luca; die beiden kicken einen Ball durch die Gegend. Noah trägt eine lässige Schiebermütze, die Nikes an seinen kleinen Füssen sind perfekt abgestimmt. «Die hani imfall im Pomp it up kauft, huere geil, gäll?», sagt die gutaussehende Jung-Mutter zu ihrer Kollegin, ebenso gutaussehend. «Ja, aber meinsch Rot wär nöd besser gsi? Weisch, jetzt so uf de Summer.» Noah und Luca (Namen der Redaktion weder bekannt noch geändert) sind keine Einzelfälle. Kann es sein, dass Kinder des öfteren als Accessoires mitgenommen werden? Natürlich gehe ich nicht soweit, als dass ich die Mutterliebe dieser Frauen hinterfragen würde. Mann kann sich durchaus über diesen neuen Trend, der übrigens auch am Zürichberg Einhalt gefunden hat (hier dominieren dann «Armani for Kids» und «Moncler»), ärgern, sollte sich im gleichen Atemzug aber auch glücklich schätzen, dass die armen Stinker nicht mehr so bunt und voller Stilbrüche herumlaufen müssen wie wir Kinder der 90er.
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Wochenendzoologie
Ob mit Absicht oder nicht, es gibt Menschen, die trifft man nur an Wochenenden oder allgemeinen Sonn- und Feiertagen.
Da wären zum einen die Partylöwen und die Discomäuse. Die Discomäuse benehmen sich in 9 von 10 Fällen nervös wie ein Gummiball. Einzige Entschuldigung: Man ist a) selber eine oder b) in leberschädigendem Zustand. Laut brüllen, danach folgt leider nichts; das ist die Spezialität der Partylöwen. In den Adern der leones partis fliesst Bier, ihr Busenfreund heisst Kater und ihre Lieblingsbeute ist die Discomaus. Das Balzverhalten der Löwen wurde leider noch nicht erforscht, jedoch scheint die Schleichjagd eine nicht unerfolgreiche Variante zu sein.
Eine andere äusserst häufige Spezies der Wochenendtiere sind die Kaffeekater (oder doch eher Katerkaffee?) und Konterbierer – äh Biber. Samstagnachmittag, das heisst ab 16 Uhr, ist ihre aktivste Zeit. Prahlen, aus dem Mund riechen und cool aussehen zählen zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Achtung: Sie können zu Partylöwen und Discomäusen mutieren. Diese wiederum verwandeln sich spätestens sonntags um 14 Uhr in Brunchtiger. Brunchtiger sind praktisch jeden Sonntag auf der Jagd, besonders im (vielleicht-hoffentlich-eventuell-bald-kommenden) Sommer. Ähnlich wie die Kaffeekater ist die Hauptbeschäftigung der Tiger möglichst gut auszusehen – diese Eigenschaft scheint in der Familie der Katzenartigen zu liegen. Wobei gut relativ ist: Je dunkler die Augenringe und je zerzauster die Haare desto besser. Schliesslich hatten sie eine wilde Nacht (siehe Verwandlung oben) und das sollen alle sehen.
Eine Gattung soll hier noch erwähnt sein: die Specie Rara . Die Specie Rara sind die Menschen, die man gerne sehen möchte und sie doch nicht sieht. Auf die Specie Rara hofft man jedes Wochenende und wenn man sie dann einmal zu Gesicht bekommt, sollte der Abend bzw. die Nacht bzw. der Morgen nie enden. Aber diese Art ist noch einmal ein anderes Thema…
Sehr inspirierend für die Thematik der Wochenendzoologie sind die Herren Fischli und Weiss. In ihrem Buch «Findet mich das Glück?» sind zahlreiche Fragen zu finden, die sich – rekursiv, diagonal und mit der Eulerschen Zahl multipliziert – wunderbar auf Wochenendmenschen anwenden lassen.
Natürlich sollen die anregendsten Fragen an dieser Stelle nicht vorenthalten werden: Wer bezahlt mein Bier? Soll ich mich betrinken? Warum sind plötzlich alle so nett? Wo ist mein Bett? Fährt noch ein Bus? Soll ich mir ein Süppchen kochen? Warum falle ich nachts immer aus dem Bett? Kann man Müdigkeit nur mit Schlaf bekämpfen? Warum ist es plötzlich so still? Warum dreht sich alles um mich? Wann wird es hell? Soll ich dem Tageslicht aus dem Weg gehen? Hab ich gestern etwas Falsches gesagt? Bin ich ein Sonderling?
Und last but not least:
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Das extravagante Affentheater – Wochenendreflexion
Es sah aus wie ein gewöhnliches Wochenende, vollbepackt mit Promille und Leichtsinn. Angeheitert machten wir uns an diesem frühen Samstag auf und füllten unsere Kehlen mit Feuerwasser.
Nach ein bisschen guter Musik an einem Lokalkonzert und einigen Diskursen über Liebe, Freiheit und Popkultur, kommen wir an den Punkt, wo es um die Gestaltung des restlichen Abends geht. Promille und Leichtsinn gekoppelt mit Neugier und Nostalgie: wir begeben uns in Richtung X-TRA Club, welcher als Anlaufstelle für pubertierende Partygänger dient. Das Mekka der Vodka-Redbull-Jugend. Die Partyreihe nennt sich «Xtravaganz» und hat mit Extravaganz nicht viel gemeinsam.
Beim Betreten des Tanztempels werden wir mit einer House-Version aus dem Musikrepertoire Rihannas begrüsst. Gaga & Co. warten auf uns. Mir kommt es vor, als betreten wir eine römische Arena. Muskeln und Überleben sind angesagt. Hauptsache man geht nicht alleine nach Hause. Auf der Bühne, über dem DJ-Pult, besteigen zwei extrovertierte testosterongeladene Jugendliche eine Erhöhung. An ihrem Ziel angekommen entscheiden sie sich, mit einem offensichtlich geübten Tanzstil, ihren Oberkörper zu entblössen. Zur Freude der weiblichen Teilnehmer, die mit Kreischlauten deren Handeln unterstreichen. Oberflächlichkeit über Persönlichkeit. Mit Handzeichen, Arschgreifen und Pfeifen werden unsere weiblichen Begleiter von allen Seiten angemacht. Ich komme mir vor wie ein Discovery Channel Journalist, der das Balzverhalten von Primaten untersucht.
Stolz und Konkurrenz
Je mehr Muskeln, desto dreister wagen sich die Männchen ans andere Geschlecht. Breitbeinig mit einem eisernen Blick bahnen sie sich ihren Weg durchs Getümmel. Wer nicht zur Seite geht wird angerempelt, ausser dessen Körperstatur übertrifft die des Anderen. Stolz und Macht sind ihre obersten Ziele. Wie kommt es zur animalischen Rückentwicklung in der Evolution? Geprägt durch die Vorbilder aus VIVA und Hollywood holen sie sich ihre Einstellung, dass Muskeln ein Synonym für Macht sind. Wirken tut dieses Image erst, wenn Frauen auf sie eingehen, wodurch sie bestätigt werden. Auch ihnen ist diese Machthaberei zu unterschreiben, indem sie mit aufreissender Bekleidung unterwürfig ihnen hingeben. Die geangelte Frau oder Mann ist die Trophäe und je besser und schöner diese/dieser aussieht, desto goldiger der Pokal.
Pornographische Realitätsverzerrung
Wenn sie ein Mädchen an Land gezogen haben, wird getanzt. Beim Tanz zu Hit-Paraden-Musik greifen sich die Tanzpartner an jede mögliche Körperpartie. Bloss an der Hüfte bleiben die Hände nicht. Der Liebesakt ist die grösste Genugtuung ihres Seins. Wichtig ist, dass dieser möglichst hart, gefühllos und erniedrigend ist. Neben dem Sex steht auf ihrer Wunschliste der Blowjob an höchster Stelle. Die Genitalliebkosung, denn diese kommt bei den Freunden am besten an. Diese sind es, die entscheiden, ob man sich richtig verhalten hat. Man kann es ihnen nicht übel nehmen. 1/3 des Internets gehört der Pornoindustrie und deren Darstellung vom Sexualakt ist nicht wirklich wahrheitsgetreu oder authentisch. Zusätzlich werden die meisten männlichen Jugendlichen, bevor sie mit Sex in Berührung kommen, zuerst mit deren visualisierten Form konfrontiert. Normalerweise wird einem beim Betrachten solcher Filme, mit einem gesunden Menschenverstand klar, dass man diese Dinge im wahren Leben nicht tun sollte. Jedoch sind diese Jugendlichen dermassen jung, dass sie sich gar keine unabhängige Perspektive über das Gesehene machen können.
Musikalische Höhenflüge
Der DJ lässt den neuen Track laufen, gespannt schauen sie ihrem Gegenüber ins Gesicht. «OH MEIN GOTT, DER NEUE DAVID GUETTA TRACK!», schreien sie einander an. Es folgt ein gleichmässiger Beat, dieser steigert sich ein- oder zweimal, dann die endgültige Steigerung und «BAM!» ein Pitbull oder Flo Rida singt den Refrain. Der Text handelt von Wochenenden, Frauen, dem Abend deines Lebens und Goldketten. Dieses Muster zieht sich über den ganzen Abend. Es ist als ob die Musik, welche ständig auf den populären Radiosendern läuft, über die Anlage geht. Jeder singt mit, weil jedes Lied ihr Lieblingslied ist und sie jedes Lied auswendig kennen. Wobei man hinzufügen muss, dass die Texte sehr simpel gehalten sind. Erste Suizidgedanken kommen auf und der unbändige Wunsch nach anderer Musik. Um Gotteswillen, alles wäre besser, als diese lästige, von Managern in die Charts gekaufte Musik. Es ist nicht gross erstaunlich, dass sie sich den Charts fügen und diese Musik anbeten. Dann hört man Dinge wie: «Den Song finde ich nicht so gut, aber hast du das Musikvideo mit Jason Statham gesehen?! Der ist total heiss!» Spricht für die Charts, wenn ein Lied eine gute Visualisierung braucht um Erfolg zu haben. Ist die Musikindustrie an einem Tiefpunkt angekommen?
Sie sind geschädigt, sie leben für Anerkennung und denken bloss an Sex. Sie trinken, tanzen und halten Diskussionen über Nationalität und Muskeln. Sie sind nicht schuld. Es ist schwierig sich in den Teenie-Jahren festzulegen, den richtigen Zweig zu finden. Es ist nicht meine Absicht Jugendliche davon abzuhalten, zu Trinken, Tanzen und Dummheiten zu tun. Das machen andere. Doch ist es mir wichtig, dass man ihnen mehr Plattformen der wöchentlichen Unterhaltung anbietet. U16-Party mit guter Musik? Ist es ein Privileg des Altseins, dass man exklusivere Musik geniessen darf? Was bringt das?
Wir tranken, tanzten und beobachteten. Um 4 Uhr morgens wurden wir müde. Perplex durch die Eindrücke verliessen wir den Club wortlos. Denkwürdiger Abend.
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Ein Samstag auf Zürichs Strassen
Das gönn’ ich mir einmal im Jahr,
ein Einkauf für viel Geld – «ich zahle bar».
Ein neuer Pulli, samtig und schön
von weitem höre ich ein lautes Gedröhn.
Der Zufall kann es nicht lassen,
heute ist eine Frauendemo auf Zürichs Strassen.
Mit Panflöte und Holdrio – Frauen Räume, subito.
Auf den Dächern ein Frappé trinken,
ich seh’ zwei Männer den vielen Frauen winken.
Farbige Banner überall,
nie habe ich ihn verstanden, den Krawall.
Langsam wird es kalt in der Stadt,
heute mal zu Fuss nach Hause, das wär’ doch glatt.
An der Langstrasse vorbei, dort Polizisten kreuzen
fleissig tun sich diese die Nasen schnäuzen.
Da krieg ich eine Busse, Übertritt bei Rot – wie prüde.
Liebes Zürich, du wirst nie müde.
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Der Fernet-Cola – Labsal für Sonnenanbeter
Da sitz ich wieder, habe die ganze Stadt durchforscht, bin von Bar zu Bar gepilgert, mit nur einer Frage: «Haben Sie Fernet?». Fündig trinke ich diesen genüsslich unter Sonnenschein in Fitzroy Melbourne, glücklich und unbeschwert. Er ist meine Auffassung von Genuss, mein Glas Wein, meine Zigarre. Er ist meine Medizin um Glück zu unterstreichen oder wenn’s mal schlechtes Wetter ist, um Sonnenschein in meinen Tag zu bringen.
Lustigerweise beschreiben viele den Geschmack als Medizin. «Igitt! Das schmeckt ja wie Hustensirup!», höre ich und denke mir: «Cool, mehr für mich.» Er ist gewöhnungsbedürftig und je mehr man ihn trinkt, desto besser wird er, ähnlich wie es mit dem Wein ist. Der Geschmack basiert auf einer Vielfalt von Geschmäckern, welche diesen ersten Eindruck verschaffen. Diese jedoch sind es, die ein gewisses Interesse auf unseren Geschmacksknospen signalisieren. Zudem verändert sich der Anklang auf unserem Gaumen zeitlich. Das Parfüm der Spirituosen.
Fernet ist ein Kräutergetränk, vergleichbar mit Jägermeister, welches ursprünglich als Magenmedizin diente. In Europa trinkt man es als Aperitif nach dem Essen, in Südamerika, speziell Argentinien, wird es mit Cola und Eis als Drink verkauft.
Auf einer Südamerikareise haben mich die Argentinier in die zauberhafte Welt des Fernet-Cola eingeführt. Es ist ihr Nationalgetränk und das verehren sie mit grösstem Enthusiasmus. Sie würden es wahrscheinlich auf ihre Flagge drucken, würden sie das können. Es wird eingeladen zur Barilla, dem südamerikanischen BBQ, auf dem Grill liegen die Steaks dicht gedrängt aneinander. Die Stimmung ist heiter. Die Sonne scheint uns genüsslich ins Gesicht. Es wird Zeit um das Beisammensein mit Erfrischung zu erheitern. Einen kurzen Augenblick später bringen unsere südländischen Bekanntschaften einen Krug, gefüllt mit dem schwarzen Getränk gekrönt mit einem gelben Schaum, aus der Küche. Vergebens frage ich nach einem Glas und lerne ein neue Gesellschaftsphänomen kennen. Nicht die Armut ist es die uns zwingt gemeinsam das Getränk zu leeren, es ist ihre Ausdrucksform soziales Verhalten zu unterstreichen. Das Trinken aus einem Gefäss verkörpert unsere Runde, unser Vertrauen gegenüber einander.
Zurück in der Schweiz wollte ich ein Stück Sonne in die graue Schweiz bringen, sodass ich mich auf die Suche nach dem Fernet machte. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass er existiert. Es war ein kalter Tag, als ich ihn im Regal gefunden habe. Ich fühlte die Wärme als ich ihn sah. Für läppische 20.– kann man ihn im Coop erwerben, dazu einen Beutel Eis und eine Flasche Cola. 1/3 der Flasche mischt man mit 2/3 Cola in ein Glas, gefüllt mit Eiswürfel. Die Reaktion, an der sich die beiden Aggregatzustände berühren, lässt einen merkwürdigen Schaum entstehen, welcher einem gehirnförmigen Masse gleicht. In dieser Zusammenstellung haben viele unserer Abende begonnen. Im Anschluss folgen Diskussionen bis in die Nacht hinein und oft entstandene Energie um sich die Beine in einer Diskothek zu vertreten. Zum Rausch: Er ist eine Mischung vom gedämpften Rotwein- und einer Portion Elan vom Bierkonsum, gekoppelt durch die beruhigende Magenmedizin. Der perfekte Aufheiterer für eine unbeschwerte Nacht.
Im Sinne von Weitergabe der Lebensfreude, die ich in Verbindung mit diesem Getränk gemacht habe, fühle ich mich gezwungen diese Empfehlung zu verbreiten und nicht um ein Weiteres In-Getränk in den Umlauf zu bringen. Falls ihr es versuchen wollt, sucht nach der schwarzen Flasche mit dem Etikett wo der Adler über dem Erdball kreist im Regal der Bars und fragt nach einem Fernet-Cola.
Ergänzend muss erwähnt werden, dass Alkoholkonsum dem Körper erheblich schadet und es auf jeden Fall besser ist darauf zu verzichten.
Salut, Prosit und schönes Wochenende!
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