Ich vertrete die Haltung, dass man bei politischen Massnahmen Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen muss. Es gibt eben...
Ich vertrete die Haltung, dass man bei politischen Massnahmen Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen muss. Es gibt eben nicht nur das Interesse von ganz alten Menschen, noch älter zu werden. Sondern auch das Wohlbefinden und die Freiheiten der anderen. Warum soll das weniger Wert sein? Ich würde sagen, dass ich in der ganzen Corona-Krise ungefähr die Haltung des schwedischen Staats vertrete, dessen Zugang entspricht am ehesten meinem Gefühl von Ausgewogenheit. Nun war ja Schweden bisher nicht dafür bekannt, ein faschistisches, menschenfeindliches Regime zu sein. In den Augen von Leuten wie dir ist es das aber jetzt. Da hat sich die Wahrnehmung vieler in eine merkwürdige Richtung verschoben. Interessant finde ich besonders deine Bemerkung: "Es zwingt dich keiner, hier zu leben." Also mit anderen Worten: Wenns dir nicht passt, dann verschwinde! Das finde ich eine ganz gefährliche Haltung, die mich an die Zeiten des tiefsten Kalten Krieges erinnert: "Ab nach Moskau mit den Linken!" Abweichende Meinungen nicht zuzulassen, ist nicht eben ein Zeichen von Toleranz.
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Danke für deine Antwort. Für mich ist es keine Perspektive, das gegenwärtige Regime auf unbestimmte Zeit weiterzuführen. Da geht in meinen Augen sehr viel Lebensqualität für einen zweifelhaften Nutzen verloren. Wenn es dich nicht stört, dass du in der Öffentlichkeit mit 4, aber nicht mit 5 Leuten zusammenstehen darfst, ohne von der Polizei weggewiesen zu werden, dann bist du ein genügsamer Mensch. Offenbar bist du zum Schluss gekommen, dass diese Massnahmen "jetzt halt einfach nötig" sind. Das ist dein Recht, manche meine Freunde denken auch so. Aber mich erschreckt es, wie wenig Dissens zur Regierung in der Krise zu hören ist. Die Menschen scheinen ein grosses Bedürfnis nach Führung zu haben. Und die Medien verkommen zu Sprachrohen des Bundesrats. Meine erste Forderung wäre auf jeden Fall, dass man politische Meinungsäusserung im öffentlichen Raum - unter Einhaltung der Distanzregeln - wieder zulässt. Ich bin zwar normalerweise kein grosser Demonstrant, aber in diesem Fall würde ich auf die Strasse gehen. Soweit ich sehen kann, ist das z.B. in Deutschland möglich. Die Kriminalisierung von Demonstranten geht in meinen Augen gar nicht. Es ist so, als ob die Polizei nur auf diese Gelegenheit gewartet hätte, endlich mal Demonstrierende im grossen Stil verzeigen zu können. Es gibt ja auch Staatsrechtler, die sagen, dass in diesem Punkt das grundsätzliche Demonstrationsverbot verfassungswidrig sei. Was das Tracing betrifft, so gebe ich dir - zum jetzigen Zeitpunkt! - Recht. Ich bin informiert, wie das funktioniert und dass angeblich alles freiwillig und datenschutzgerecht ablaufen soll. Ich glaube aber, dass dies nur der erste Schritt in die Richtung von mehr Überwachung sein könnte. Ich habe Angst, dass unter dem Vorwand der Sicherheit Überwachungsmassnahmen eingeführt werden, die dann nicht mehr so einfach verschwinden. Die ganze Welt geht in diese Richtung, und leider sieht man immer wieder, dass ein Grossteil der Menschen damit einverstanden ist, wenn die Überwachung angeblich die Sicherheit erhöht. Ich will niemals chinesische Zustände in Europa. Es geht schneller als man denkt. In der Frage der lebenserhaltenden medizinischen Behandlungen wird auf unsere Gesellschaft auch noch viel Konfliktpotenzial zukommen. Wenn es so weitergeht wie bisher, dass die maximale Anzahl Lebenstage für jedes Individuum das höchte gesellschatliche Ziel darstellt, dann werden wir irgendwann die Hälfte unserer Einkommen dafür ausgeben, die 90-Jährigen am Leben zu halten.
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Ich vertrete die Haltung, dass man bei politischen Massnahmen Kosten und Nutzen gegeneinander abwägen muss. Es gibt eben nicht nur das Interesse von ganz alten Menschen, noch älter zu werden. Sondern auch das Wohlbefinden und die Freiheiten der anderen. Warum soll das weniger Wert sein? Ich würde sagen, dass ich in der ganzen Corona-Krise ungefähr die Haltung des schwedischen Staats vertrete, dessen Zugang entspricht am ehesten meinem Gefühl von Ausgewogenheit. Nun war ja Schweden bisher nicht dafür bekannt, ein faschistisches, menschenfeindliches Regime zu sein. In den Augen von Leuten wie dir ist es das aber jetzt. Da hat sich die Wahrnehmung vieler in eine merkwürdige Richtung verschoben. Interessant finde ich besonders deine Bemerkung: "Es zwingt dich keiner, hier zu leben." Also mit anderen Worten: Wenns dir nicht passt, dann verschwinde! Das finde ich eine ganz gefährliche Haltung, die mich an die Zeiten des tiefsten Kalten Krieges erinnert: "Ab nach Moskau mit den Linken!" Abweichende Meinungen nicht zuzulassen, ist nicht eben ein Zeichen von Toleranz.
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Danke für deine Antwort. Für mich ist es keine Perspektive, das gegenwärtige Regime auf unbestimmte Zeit weiterzuführen. Da geht in meinen Augen sehr viel Lebensqualität für einen zweifelhaften Nutzen verloren. Wenn es dich nicht stört, dass du in der Öffentlichkeit mit 4, aber nicht mit 5 Leuten zusammenstehen darfst, ohne von der Polizei weggewiesen zu werden, dann bist du ein genügsamer Mensch. Offenbar bist du zum Schluss gekommen, dass diese Massnahmen "jetzt halt einfach nötig" sind. Das ist dein Recht, manche meine Freunde denken auch so. Aber mich erschreckt es, wie wenig Dissens zur Regierung in der Krise zu hören ist. Die Menschen scheinen ein grosses Bedürfnis nach Führung zu haben. Und die Medien verkommen zu Sprachrohen des Bundesrats. Meine erste Forderung wäre auf jeden Fall, dass man politische Meinungsäusserung im öffentlichen Raum - unter Einhaltung der Distanzregeln - wieder zulässt. Ich bin zwar normalerweise kein grosser Demonstrant, aber in diesem Fall würde ich auf die Strasse gehen. Soweit ich sehen kann, ist das z.B. in Deutschland möglich. Die Kriminalisierung von Demonstranten geht in meinen Augen gar nicht. Es ist so, als ob die Polizei nur auf diese Gelegenheit gewartet hätte, endlich mal Demonstrierende im grossen Stil verzeigen zu können. Es gibt ja auch Staatsrechtler, die sagen, dass in diesem Punkt das grundsätzliche Demonstrationsverbot verfassungswidrig sei. Was das Tracing betrifft, so gebe ich dir - zum jetzigen Zeitpunkt! - Recht. Ich bin informiert, wie das funktioniert und dass angeblich alles freiwillig und datenschutzgerecht ablaufen soll. Ich glaube aber, dass dies nur der erste Schritt in die Richtung von mehr Überwachung sein könnte. Ich habe Angst, dass unter dem Vorwand der Sicherheit Überwachungsmassnahmen eingeführt werden, die dann nicht mehr so einfach verschwinden. Die ganze Welt geht in diese Richtung, und leider sieht man immer wieder, dass ein Grossteil der Menschen damit einverstanden ist, wenn die Überwachung angeblich die Sicherheit erhöht. Ich will niemals chinesische Zustände in Europa. Es geht schneller als man denkt. In der Frage der lebenserhaltenden medizinischen Behandlungen wird auf unsere Gesellschaft auch noch viel Konfliktpotenzial zukommen. Wenn es so weitergeht wie bisher, dass die maximale Anzahl Lebenstage für jedes Individuum das höchte gesellschatliche Ziel darstellt, dann werden wir irgendwann die Hälfte unserer Einkommen dafür ausgeben, die 90-Jährigen am Leben zu halten.
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