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Style Notes
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FreeTäglich News für das stilvolle digitale Leben von heute. Style Notes bloggt in Zusammenarbeit mit Samsung Schweiz.
Ort
Zürich
Gegründet
2014
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12
Perspektiven geben – Pauline Treis
Sie war schwimmen als ihr die Idee für den Namen „Jungle Folk“ kam. Bezeichnenderweise war das Freibad, in dem sie – Designerin Pauline Treis – schwamm, in Kolumbien, der heutigen Hauptproduktionsstätte des nachhaltigen Schweizer Modelabels „Jungle Folk“.“Es war Nacht in Kolumbien. Und da war dieser Dschungel. Ich liebe das Tropische. Aber gleichzeitig hat der Dschungel auch etwas Urbanes – der Grossstadtdschungel. Irgendwie mag’ ich die Ironie hinter diesem Ausdruck – das Chaos, das in einer Stadt herrschen kann. Und Folk find ich einen sehr schönen Begriff. Er zeugt von Gemeinschaft. Und als eine Gemeinschaft sehe ich uns: Meine Kunden, meine Mitarbeiter. Alle sollen sich als Teil Jungle Folks fühlen.”Vor rund 3 Jahren machte sich Pauline Treis (28) auf den Weg nach Kolumbien. Eine fixe Idee war keine vorhanden. Einfach mal ausprobieren.“Ich war ein völliges Greenhorn im Modebusiness. Mit meinem Studium in Internationalen Beziehungen komme ich doch aus einer ganz anderen Ecke. Es war mir aber immer klar, dass ich gerne etwas kreieren möchte. Ich habe ich gemerkt, dass ich mir das Wissen auch sehr gut selber aneignen kann. Und so ist es sogar noch viel spannender. Langsam kenne ich mich selber sehr gut. Ich weiss wie ich arbeiten muss, welche Stoffe ich für welches Design verwende, wie ich sie kombiniere und verarbeite. Ich habe auf diese Art und Weise wahrscheinlich mehr gelernt, als ich es jemals in einer Schule getan hätte.”Internationale Beziehungen. Das Studium, das Pauline zwei Jahre in Genf und im letzten Jahr in Berlin absolviert hat – war das überflüssig?“Wenn man es im praktischen Sinn betrachtet, dann hat mir mein Studium nicht viel gebracht, ja. Im geistigen und intellektuellen Sinn jedoch, habe ich sehr viel für mich mitnehmen können. Die Thematik fasziniert mich heute nach wie vor; Das Verständnis für internationales Geschehen – für die Geschichte. Was passiert mit uns? Ich habe das Studium mehr aus einem idealistischen Grund gemacht als mit einem beruflichen Ziel.”Berlin ist die Stadt, die Pauline fasziniert. Das Leben und Paulines Umfeld dort waren ein Antrieb, sich selber zu verwirklichen und ihre Kreativität auszuleben.“Ich habe in Berlin sehr viele kreative Leute kennengelernt und habe gemerkt, dass man das kreative Dasein noch viel mehr ausleben kann, als ich es bis dahin gemacht habe. Ich kannte das so nicht. Ich liebe Berlin heute noch und liebe es dorthin zu reisen. Ich finde dort die Energie und Inspiration für meine Arbeit. Das fehlt mir in der Schweiz ein bisschen.”Pauline kam in die Schweiz zurück um “Jungle Folk” aufzubauen. Ihr bereits vorhandenes Netzwerk hier war der ausschlaggebende Punkt. Zurückzukommen war eine gute Entscheidung, sagt sie heute. Und doch fühlt sie sich hin und wieder wie in zwei Welten.“Die Hauptproduktionsstätte von “Jungle Folk” liegt im Moment in Medellin, Kolumbien. Ich probiere, wenn möglich, bis zu zwei Mal im Jahr nach Medellin zu reisen. Es ist nicht einfach, an beiden Ort gleichzeitig zu sein, was ich fast müsste. Denn wenn ich dort bin – läuft hier nicht viel und wenn ich hier bin, muss ich schauen, dass es dort vorwärts geht. Dies verlangt sehr viel Organisation und Zeit, es ist aber auch sehr spannend und abwechslungsreich.”Warum gerade die Millionenstadt Medellin – warum gerade Kolumbien?“Ich bin früher – zwischen Gymnasium und Studium und auch nachher noch – viel in Lateinamerika gereist. Anschliessend hatte ich mich auch während des Studiums mit Kolumbien auseinandergesetzt. Das war sicher ein Grund, warum ich da arbeiten wollte. Es ist ein Land, das mit viel mit Problemen zu kämpfen hatte und es auch heute noch tut. Ich wollte mit diesen Menschen dort zusammenarbeiten und ihnen eine Perspektive geben.”Heute arbeiten acht Näherinnen und Näher für “Jungle Folk”. Alle in ihren Heimateliers. Mit der eigenen Nähmaschine. Die Art und Weise, wie Pauline mit ihren Näherinnen und Nähern in Kolumbien zusammenarbeitet ist sehr persönlich. Kennen tut sie sie alle.“Die Kontakte entstehen nicht nur über die Kurse oder unsere Vorträge. Am Schluss trägt sich das auch über das eigene Netzwerk weiter. Da ist Familie – da sind Freunde und Nachbarn. Und so arbeitet man mit den einen Personen, je nach Kollektion und Technik, mal in dieser und mal in einer anderen Konstellation zusammen. Die Näherinnen und Näher involvieren sich auch in die Entwicklung eines Produktes. Und ich kenne nicht “nur” die Personen, sondern auch die Kulturen, die dahinter stehen und das finde ich extrem schön.”Die 28-jährige Pauline Treis ist eine One-Woman-Show. Sie ist die, die Entscheidungen fällt. Sie hat die Ideen – sie designt – sie gibt die Ideen in Auftrag und bewirbt sie schliesslich.“Mit meinen Mitarbeitenden bin ich regelmässig via Skype, Whatsapp und E-Mail in Kontakt. Selber designe ich am Laptop mit Adobe Illustrator und Photoshop. Um unsere Produkte zu zeigen, brauche ich vor allem meine Website und Instagram als Kanäle. Für Flyer und allgemein Grafik-Arbeiten benutze ich Adope InDesign und Illustrator. Eigentlich höre ich nie mit Arbeiten auf – ich nehme “Jungle Folk” überall hin mit: in das Wochenende – in die Ferien. Was ich aber mit der Zeit gelernt habe ist, auf gewisse Art und Weise lockerer zu sein. Ich sehe Dinge nicht mehr so eng und weiss, dass es auf Probleme immer eine Lösung gibt. Dadurch macht es mir jetzt auch jetzt nichts aus, wenn ich die Arbeit ständig im Kopf habe – es macht mir Freude, in Ruhe über etwas nachzudenken.”Die Ideen – also Paulines Inspirationsquellen für “Jungle Folk” – die sind so unterschiedlich wie die Menschen, die für das Label arbeiten.“Inspiration ist überall. Sei es bei einem Ausflug in die Natur, dem Besuch einer Ausstellung oder auf einer Reise. Auch Menschen, Kunst, Bücher und Bilder inspirieren mich. Vor allem Bilder geben mir sehr gute Eindrücke – sie schaffen es, mich in eine gewisse Stimmung zu versetzen. Ich lasse mich von diesen Einflüssen leiten und versuche in den Produkten die Stimmungen wiederzugeben – ein bestimmtes Licht, eine Uhrzeit, ein Ort. Ich liebe es so eine gewisse Ästhetik und Sprache zu entwickeln und diese immer weiterzuspinnen. Ich sehe meine Kollektionen nicht als Fragmente sondern ergänzend zu dem, was wir bereits haben, als grosses Ganzes. Ich ziehe den Ausdruck “Linie” dem der Kollektion vor. Eine Kollektion ist an etwas Kurzlebiges gebunden. Jeweils das “Alte” vergessen und etwas komplett Neues kreieren – der Gedanke gefällt mir nicht. Eher will ich transsaisonale Kleidung kreieren, die nicht trenddiktiert ist.”Ob Pauline auch noch in zehn Jahren das tun wird, was sie heute macht, weiss sie nicht. Sie lässt sich treiben. “Ich bin sehr offen und will mich nicht einschränken. Design und Ästhetik haben mich schon immer interessiert und fasziniert. Schon früh habe ich viel selber gemacht; Gebastelt, Restauriert. Für mich geht es nicht um das Medium – es geht mehr darum, dass ich Stimmungen kreieren und meine Kreativität ausleben kann. Ich will so arbeiten, dass am Schluss etwas Klares dabei rauskommt und das wird auch in Zukunft so sein.”Jungle Folk Website, auf Facebook und InstagramInterview: LauraBilder: Nadine
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Perspektiven geben – Pauline Treis
Sie war schwimmen als ihr die Idee für den Namen „Jungle Folk“ kam. Bezeichnenderweise war das Freibad, in dem sie – Designerin Pauline Treis – schwamm, in Kolumbien, der heutigen Hauptproduktionsstätte des nachhaltigen Schweizer Modelabels „Jungle Folk“.
“Es war Nacht in Kolumbien. Und da war dieser Dschungel. Ich liebe das Tropische. Aber gleichzeitig hat der Dschungel auch etwas Urbanes – der Grossstadtdschungel. Irgendwie mag’ ich die Ironie hinter diesem Ausdruck – das Chaos, das in einer Stadt herrschen kann. Und Folk find ich einen sehr schönen Begriff. Er zeugt von Gemeinschaft. Und als eine Gemeinschaft sehe ich uns: Meine Kunden, meine Mitarbeiter. Alle sollen sich als Teil Jungle Folks fühlen.”
Vor rund 3 Jahren machte sich Pauline Treis (28) auf den Weg nach Kolumbien. Eine fixe Idee war keine vorhanden. Einfach mal ausprobieren.
“Ich war ein völliges Greenhorn im Modebusiness. Mit meinem Studium in Internationalen Beziehungen komme ich doch aus einer ganz anderen Ecke. Es war mir aber immer klar, dass ich gerne etwas kreieren möchte. Ich habe ich gemerkt, dass ich mir das Wissen auch sehr gut selber aneignen kann. Und so ist es sogar noch viel spannender. Langsam kenne ich mich selber sehr gut. Ich weiss wie ich arbeiten muss, welche Stoffe ich für welches Design verwende, wie ich sie kombiniere und verarbeite. Ich habe auf diese Art und Weise wahrscheinlich mehr gelernt, als ich es jemals in einer Schule getan hätte.”
Internationale Beziehungen. Das Studium, das Pauline zwei Jahre in Genf und im letzten Jahr in Berlin absolviert hat – war das überflüssig?
“Wenn man es im praktischen Sinn betrachtet, dann hat mir mein Studium nicht viel gebracht, ja. Im geistigen und intellektuellen Sinn jedoch, habe ich sehr viel für mich mitnehmen können. Die Thematik fasziniert mich heute nach wie vor; Das Verständnis für internationales Geschehen – für die Geschichte. Was passiert mit uns? Ich habe das Studium mehr aus einem idealistischen Grund gemacht als mit einem beruflichen Ziel.”
Berlin ist die Stadt, die Pauline fasziniert. Das Leben und Paulines Umfeld dort waren ein Antrieb, sich selber zu verwirklichen und ihre Kreativität auszuleben.
“Ich habe in Berlin sehr viele kreative Leute kennengelernt und habe gemerkt, dass man das kreative Dasein noch viel mehr ausleben kann, als ich es bis dahin gemacht habe. Ich kannte das so nicht. Ich liebe Berlin heute noch und liebe es dorthin zu reisen. Ich finde dort die Energie und Inspiration für meine Arbeit. Das fehlt mir in der Schweiz ein bisschen.”
Pauline kam in die Schweiz zurück um “Jungle Folk” aufzubauen. Ihr bereits vorhandenes Netzwerk hier war der ausschlaggebende Punkt. Zurückzukommen war eine gute Entscheidung, sagt sie heute. Und doch fühlt sie sich hin und wieder wie in zwei Welten.
“Die Hauptproduktionsstätte von “Jungle Folk” liegt im Moment in Medellin, Kolumbien. Ich probiere, wenn möglich, bis zu zwei Mal im Jahr nach Medellin zu reisen. Es ist nicht einfach, an beiden Ort gleichzeitig zu sein, was ich fast müsste. Denn wenn ich dort bin – läuft hier nicht viel und wenn ich hier bin, muss ich schauen, dass es dort vorwärts geht. Dies verlangt sehr viel Organisation und Zeit, es ist aber auch sehr spannend und abwechslungsreich.”
Warum gerade die Millionenstadt Medellin – warum gerade Kolumbien?
“Ich bin früher – zwischen Gymnasium und Studium und auch nachher noch – viel in Lateinamerika gereist. Anschliessend hatte ich mich auch während des Studiums mit Kolumbien auseinandergesetzt. Das war sicher ein Grund, warum ich da arbeiten wollte. Es ist ein Land, das mit viel mit Problemen zu kämpfen hatte und es auch heute noch tut. Ich wollte mit diesen Menschen dort zusammenarbeiten und ihnen eine Perspektive geben.”
Heute arbeiten acht Näherinnen und Näher für “Jungle Folk”. Alle in ihren Heimateliers. Mit der eigenen Nähmaschine.
Die Art und Weise, wie Pauline mit ihren Näherinnen und Nähern in Kolumbien zusammenarbeitet ist sehr persönlich. Kennen tut sie sie alle.
“Die Kontakte entstehen nicht nur über die Kurse oder unsere Vorträge. Am Schluss trägt sich das auch über das eigene Netzwerk weiter. Da ist Familie – da sind Freunde und Nachbarn. Und so arbeitet man mit den einen Personen, je nach Kollektion und Technik, mal in dieser und mal in einer anderen Konstellation zusammen. Die Näherinnen und Näher involvieren sich auch in die Entwicklung eines Produktes. Und ich kenne nicht “nur” die Personen, sondern auch die Kulturen, die dahinter stehen und das finde ich extrem schön.”
Die 28-jährige Pauline Treis ist eine One-Woman-Show. Sie ist die, die Entscheidungen fällt. Sie hat die Ideen – sie designt – sie gibt die Ideen in Auftrag und bewirbt sie schliesslich.
“Mit meinen Mitarbeitenden bin ich regelmässig via Skype, Whatsapp und E-Mail in Kontakt. Selber designe ich am Laptop mit Adobe Illustrator und Photoshop. Um unsere Produkte zu zeigen, brauche ich vor allem meine Website und Instagram als Kanäle. Für Flyer und allgemein Grafik-Arbeiten benutze ich Adope InDesign und Illustrator. Eigentlich höre ich nie mit Arbeiten auf – ich nehme “Jungle Folk” überall hin mit: in das Wochenende – in die Ferien. Was ich aber mit der Zeit gelernt habe ist, auf gewisse Art und Weise lockerer zu sein. Ich sehe Dinge nicht mehr so eng und weiss, dass es auf Probleme immer eine Lösung gibt. Dadurch macht es mir jetzt auch jetzt nichts aus, wenn ich die Arbeit ständig im Kopf habe – es macht mir Freude, in Ruhe über etwas nachzudenken.”
Die Ideen – also Paulines Inspirationsquellen für “Jungle Folk” – die sind so unterschiedlich wie die Menschen, die für das Label arbeiten.
“Inspiration ist überall. Sei es bei einem Ausflug in die Natur, dem Besuch einer Ausstellung oder auf einer Reise. Auch Menschen, Kunst, Bücher und Bilder inspirieren mich. Vor allem Bilder geben mir sehr gute Eindrücke – sie schaffen es, mich in eine gewisse Stimmung zu versetzen. Ich lasse mich von diesen Einflüssen leiten und versuche in den Produkten die Stimmungen wiederzugeben – ein bestimmtes Licht, eine Uhrzeit, ein Ort. Ich liebe es so eine gewisse Ästhetik und Sprache zu entwickeln und diese immer weiterzuspinnen. Ich sehe meine Kollektionen nicht als Fragmente sondern ergänzend zu dem, was wir bereits haben, als grosses Ganzes. Ich ziehe den Ausdruck “Linie” dem der Kollektion vor. Eine Kollektion ist an etwas Kurzlebiges gebunden. Jeweils das “Alte” vergessen und etwas komplett Neues kreieren – der Gedanke gefällt mir nicht. Eher will ich transsaisonale Kleidung kreieren, die nicht trenddiktiert ist.”
Ob Pauline auch noch in zehn Jahren das tun wird, was sie heute macht, weiss sie nicht. Sie lässt sich treiben.
“Ich bin sehr offen und will mich nicht einschränken. Design und Ästhetik haben mich schon immer interessiert und fasziniert. Schon früh habe ich viel selber gemacht; Gebastelt, Restauriert. Für mich geht es nicht um das Medium – es geht mehr darum, dass ich Stimmungen kreieren und meine Kreativität ausleben kann. Ich will so arbeiten, dass am Schluss etwas Klares dabei rauskommt und das wird auch in Zukunft so sein.”
Jungle Folk Website , auf Facebook und Instagram
Interview: Laura
Bilder: Nadine
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Nicola Fischer: Vertrauen in sich und ins Leben
Ballet-Tänzerin zu werden – das war Nicola Fischers grosser Mädchentraum. Fast hätte es auch eine aus ihr gegeben, doch aus gesundheitlichen Gründen dann doch nicht. Vielleicht war das gar nicht mal so schlecht.
“Seit ich denken kann, habe ich Ballett getanzt. Ich war mit 14 Jahren in einem Internat in Stuttgart und hatte mehrere Stipendien erhalten. Während dieser Zeit wurde ich dermassen gepusht und stand unter einem solchen Druck – so soll sich eine 14-Jährige noch nicht fühlen müssen. Irgendwann wurde mir einfach alles zuviel.”
Der ausschlaggebende Punkt, warum Nicola schliesslich für einige Jahre den Balletsaal nicht mehr von innen sehen wollte, war jedoch ihr Körper.
“Ich habe an beiden Füssen starken Hallux. Als der Arzt mir damals sagte, dass ich mich entweder operieren lassen müsse, oder meine Karriere vorbei sei, habe ich auf einen Schlag alles aufgegeben. Ich konnte nicht mehr.“
Mit 18 Jahren hat Nicola also quasi ihre erste Karriere beendet. Für einige aus ihrem Umfeld kam der Schritt überraschend – doch für sie hatte es schon länger nicht mehr gestimmt.
“Als ich mich entschieden habe, mit dem Ballet aufzuhören, wusste ich, dass mit diesem Entscheid nichts verloren gehen muss. Ich konnte ja weiterhin noch tanzen. Allerdings schaue ich heute mehr darauf, dass ich mit Yoga oder Schwimmen etwas für meinen Körper tue.“
Die ganze Ausbildung zur Tänzerin hat Nicola enormes Körperbewusstsein verschafft. Doch nicht “nur” das – für ihre Auftritte musste sie sich jeweils selber schminken. Da haben Nicola und ihr Umfeld gemerkt, dass hier ja auch noch ein Talent verborgen liegen könnte.
“Ich habe jeweils oft auch meine Freundinnen geschminkt und da ist uns und vor allem mir aufgefallen, dass mir das super liegt. Eine gute Freundin von mir zog dann nach Paris, um sich zur Make-Up-Artistin ausbilden zu lassen. Ich hatte in dem Moment so oder so genug von allem hier und wusste nicht genau, wie es weitergehen sollte. So entschloss ich, mitzugehen. Ich habe während der Ausbildung zwar die Hälfte von Gesagtem nicht verstanden, aber in der Praxis war ich sehr gut (lacht).”
Nicola ging und blieb. Paris hatte sie für ganze sechs Jahre.
“Paris war grossartig. Für die Welt, in der ich mich beruflich bewegte, ist die Stadt unabkömmlich. Die Zeit, die ich dort verbrachte, war interessant, wertvoll und prägend für meinen weiteren Weg. Ich habe sehr viel gelernt – für mein Leben und meinen Beruf. Ich durfte wichtige Leute in Paris kennenlernen und wage zu behaupten, dass ich doch auch noch die florierenden Zeiten meiner Branche kurz miterlebt habe.”
Nicola kam zurück in die Schweiz – aber nicht alleine. Als sie Paris den Rücken kehrte, war sie im sechsten Monat schwanger. “Die Geburt unseres ersten Sohnes Fynn vor zehn Jahren ist etwas vom Besten und Schönsten, das mir passieren konnte. Ich liebe meinen Job und ich bin nach wie vor fasziniert von dem, was ich mache. Aber Mami sein – das ist eine Bereicherung.”
Ihre Rolle als Mami hat Nicola nicht nur bei sich zu hause, sondern irgendwie auch während ihrer Arbeit.
“Schon früher, war ich an den Sets meist älter als die Models und in der Rolle der grossen Schwester. Heute sehe ich mich fast mehr in der Mami-Rolle. Ich finde es schön, den Mädchen das Gefühl zu geben, dass jemand hier ist, an den sie sich wenden können. Durch meine Arbeit am Gesicht, bin ich den Menschen sehr nah und merke schnell wenn etwas nicht stimmt. Es ist wichtig, diese Person dann dort abzuholen.”
Vor zwei Jahren erblickte Nicolas zweiter Sohn Jack das Licht der Welt. Die Familienbande ist komplett – und Nicola wird nicht langweilig. Nie.
“Sowohl mein Beruf als auch mein Privatleben haben herausfordernde und erholsame Seiten. Wichtig ist das Gleichgewicht. Klar, manchmal wünschte ich mir ein Zmittag mit meiner Crew, wenn ich gerade mit Jack und Fynn am Tisch sitze und einer von beiden nicht das essen will, was auf dem Tisch steht (lacht).“
Eine weitere Methode, sich zu entspannen, hat Nicola vor einiger Zeit gefunden: Töpfern.
“Rainer hat mich schon ausgelacht als ich ihm die Idee erzählt habe. Aber ich finde es genial und es macht mir viel Freude. Ich gehe jeweils mit ein paar Freundinnen zusammen – dann ist es ein bisschen wie ein Kaffeeklatsch. Raku-Technik nennt sich die unsere – das ist total spannend. Du weisst bis zum Schluss nicht, was bei deinem Werk rauskommt und wir freuen uns jeweils wie Kinder auf das Ergebnis.”
Nach Zürich zurück zu kommen und ihre Zelte hier wieder aufzuschlagen war definitiv die richtige Entscheidung. Zu Beginn ihrer Zeit in der Schweiz, arbeitete Nicola selbstständig. Seit über 8 Jahren wird sie durch die Zürcher Agentur “Style Council” vertreten.
“Es ist ein toller Job. Du lernst so viele Leute kennen und die Arbeit ist extrem abwechslungsreich. Ich mach’ das seit 15 Jahren und bin jetzt an dem Punkt, wo ich sagen kann – ich bin angekommen. Die Leute schätzen mich für meine Arbeit, ich habe meine Erfahrung und ich weiss, was ich kann. Das lässt mich gelassener werden.”
Gelassenheit. Das strahlt sie auch aus. Nicola hat ein grosses Vertrauen ins Leben. Aber nicht nur das.
“Ich habe auch Vertrauen in mich selbst gewonnen. Man kann sich als Person nicht mehr gross ändern. Das war am Anfang vielleicht ernüchternd. Aber wenn man es schafft, das zu akzeptieren, fühlt sich das sehr gut an. Ich muss für niemanden Verantwortung übernehmen – nur für mich und meine Kinder und das musste ich lernen.”
Nicola ist ein harmoniebedürftiger Mensch. Dass man nicht überall für Harmonie sorgen kann und muss, war ebenfalls etwas, dass sie erkannt hat. Um für eine kurzweilige „Harmonie“ zuhause, vor allem bei Fynn, zu sorgen, hat sie die eine oder andere Möglichkeit:
“Auf meinem Handy habe ich ein paar Game-Apps wie z.B. Minecraft, mit denen Fynn hin und wieder spielen darf. Ich selbst benutze das Gerät vor allem für Mitteilungen via Whatsapp. Ich drucke über die CanonApp meine Bilder aus oder benutze die VSCO Cam für Fotofilter. Mein Tablet und mein Laptop sind gute Unterstützer wenn es darum geht, meine Website auf den neusten Stand zu bringen oder Moodbilder für Shootings anzufertigen.”
Wenn man Nicola ins Gesicht schaut, dann sieht man vor allem eins: praktisch kein Make-Up. Eher untypisch bei einer Make-Up Artistin. “Als Teenager habe ich mich relativ stark geschminkt. Viel schwarze Farbe. Meine Mutter hat mir immer wieder gesagt, ich solle aufhören damit, da gehe ja die ganze Natürlichkeit verloren (lacht). Heute muss sie sich darum keine Sorgen mehr machen. Ich geniesse es jedoch sehr bei freien Arbeiten meine kreativen Ideen umzusetzen. In kommerziellen Jobs ist das nur selten möglich. Momentan finde ich aber dafür leider nicht sehr viel Zeit – aber das wird bestimmt wieder anders, wenn dann auch Jack ein bisschen älter ist.“
Hier geht es zur Website von Nicola
Hier geht es zu ihrem Profil auf Style Council
Und hier zu ihrem Instagram-Kanal
Laura
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Sarina Arnold: Die Schöne mit dem grossen Herz
„Das Model und die Ärztin“ – klingt beim ersten Gedanken irgendwie nach Schönheitssendung. Doch der Titel gehört zu einem Dokumentarfilm vom Schweizer Radio und Fernsehen (SRF), der das grosse Engagement für Kinder mit Gesichtsfehlbildungen in Kirgistan zeigt. Das Engagement eines erfolgreichen Schweizer Topmodels: Sarina Arnold.
„ Meine Tochter Felice ist mit einer schweren Lippen-Gaumen-Spalte zur Welt gekommen. Die „Stiftung Zuversicht für Kinder“ hat mich kontaktiert und gefragt, ob ich Interesse daran hätte, als Botschafterin für die Institution zu fungieren. Klar war ich das. Und so nahm alles seinen natürlichen Lauf und ich bin mit vollem Herzen dabei.“
Der Dokumentarfilm „Das Model und die Ärztin“ zeigt eben dieses Engagement für die „Stiftung Zuversicht für Kinder“ und die Reise zu den Kindern nach Kirgistan. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
„Das Schweizer Fernsehen hat vom Projekt erfahren und Interesse daran gezeigt. Im Film wird nicht nur mein Einsatz gezeigt, sondern speziell auch dieser von Frau Dr. Brigitte Winkler, eine pensionierte Kinderchirurgin aus Bern. Ihre Arbeit und ihr Einsatz beeindrucken mich enorm.“
Als Sarina Kirgistan vor fünf Jahren zusammen mit dem SRF besuchte, lernte sie einen kleinen Jungen namens Kajrat kennen. Die Begegnung mit ihm hat sie besonders berührt, sodass sie die Familie heute noch finanziell unterstützt. Wie geht es dem Jungen?
„Es geht ihm wunderbar – er ist ein herzensguter, kleiner Mann, der eine speziell schöne Ausstrahlung hat. Aber man darf nicht vergessen, dass viele Menschen in Kirgistan in Armut leben, deshalb war es mir auch wichtig, sie weiterhin monatlich zu unterstützen. Vielen Menschen hier in der Schweiz geht es sehr gut. Da darf man auch etwas abgeben. Auch kleine Spenden können viel bewirken.“
Wird es schon bald einen weiteren Besuch in Kirgistan geben?
„Das weiss ich im Moment noch nicht. Die beiden Besuche vor Ort waren auf jeden Fall enorm eindrücklich. Das wahnsinnig Motivierende daran ist auch das Lachen der Kinder zu sehen, wenn die Narben nach der Operation verheilt sind. Nicht nur die Kinder profitieren davon, sondern auch die Eltern. Der ganzen Familie wird viel Leid erspart. Ausserdem konnte die Stiftung unterdessen sehr viele einheimische Ärzte vor Ort ausbilden. Das ist ein weiterer Punkt, weshalb ich mich dafür einsetze.“
Sarina hat vor drei Jahren eine eigene Schmuckkollektion lanciert: „Jewels For You“. Ein Teil des Verkaufserlöses geht ebenfalls an die Stiftung. Wie schafft es das Model die Karriere, ihre Leidenschaft für Schmuck und die Familie unter einen Hut zu bringen?
„Bis jetzt klappt alles sehr gut. Vieles ist reine Organisationssache und jonglieren muss jeder mal – das kennen sicher alle Familien. Wenn ich unterwegs bin, kümmert sich unsere wunderbare Nanny um Felice. Da wir schon seit Jahren die gleiche Nanny haben, bleibt der Ablauf vor allem für die Kleine immer derselbe. Diese Beständigkeit finde ich sehr wichtig. Wenn ich zuhause bin, bin ich voll und ganz für meine Tochter da. Und auch meine Tätigkeit als Schmuckdesignerin findet ihren Platz. Wenn Felice in der Schule ist, habe ich genug Zeit um kreativ zu sein.“
Gerade ist Sarina aus Familien-Ferien in Italien zurückgekommen. Weiter geht es nach Los Angeles für ein Shooting, danach sind Ibiza, Brüssel und Griechenland angesagt. Welche Faszination hegt sie für ihre Profession?
„Dass ich den Beruf schon so viele Jahre ausübe und das immer noch voller Freude, spricht für sich. Der Kontakt mit den Teams, welche ich zum Teil schon seit Jahren kenne und auch Freunde geworden sind, ist sehr speziell. Die vielen Erfahrungen beim Reisen und immer wieder Neues zu entdecken, machen den Job einzigartig. Natürlich arbeitet man ab und zu auch auf Jobs, die eher mühsam sind. Das ist jedoch zum Glück bei mir sehr selten geworden. Das beste Beispiel dafür, ist die Zusammenarbeit mit der Schweizer Kosmetikfirma Louis Widmer: ein tolles Team und insbesondere eine tolle traditionsreiche Marke.“
Viel auf Reisen – immer auf Draht – von einem Termin zum nächsten. Gibt es einen ständigen Begleiter?
„Mein Samsung Edge habe ich immer dabei. Die Bilder, die ich für Social Media brauche, haben damit die perfekte Bildqualität. Auf Reisen kommt auch mein Laptop mit, damit ich mit meiner Familie via Skype in Kontakt bleiben kann. Ebenfalls brauche ich ihn für die Beantwortung der Schmuckanfragen, die reinkommen. Wichtig sind für mich aber auch die Wetter und News-Apps auf meinem Handy. Und besonders essentiell ist vor allem ein App: Tetris. Damit vertreibe ich mir super die Zeit an den Flughäfen.“
Auch wenn der Beruf selbst Sarina so erfüllt – eine Auszeit braucht auch sie. Wie sieht diese aus?
„Sehr beruhigend auf mich wirkt, wenn ich backen kann. Ich liebe es, in der Küche kreativ zu sein, Sachen zu verzieren und Neues auszuprobieren. Umso besser ist es dann natürlich noch, wenn meine Liebsten Freude daran haben.“
War Model eigentlich schon immer Sarinas Traumberuf?
„Als Kind wollte ich immer den Coiffeursalon meines Mamis übernehmen und habe noch überhaupt nicht an das Modeln gedacht. Bei Felice ist momentan gerade Tierärztin hoch im Kurs – mal schauen was daraus wird (lacht).“
Die Entscheidung, den Coiffeursalon der Mutter nicht zu übernehmen und sich einer Karriere im Modelbusiness zu widmen, war also allem Anschein nach die beste Entscheidung – oder gibt es noch etwas Besseres, das sie je in ihrem Leben gemacht hat?
„Das Beste, was ich je in meinem Leben gemacht habe, war und ist sicher Felice. Auch wenn „machen“ in dem Zusammenhang vielleicht etwas komisch klingen mag (lacht).“
Alle Fotos: ® Raphaela Pichler
Webseite von Sarina
Jewels For You
Instagram-Account von Sarina
Facebook-Page von Sarina
Interview: Laura
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Manuela Jungo: Lieber Kite- statt Missenzirkus
2008 wurde sie zur Vize-Miss-Bern gekürt. Damals hätte wohl noch niemand gedacht, dass die junge Frau vier Jahre später erfolgreiche Kitesurferin sein wird. Sie am allerwenigsten. Manuela Jungo. Dass sie damals „nur“ Vize-Miss geworden ist, war jedoch das Beste, was ihr passieren konnte.
„An der Wahl zur Miss Bern habe ich aus purer Neugier mitgemacht. Klar war da auch ein bisschen Ehrgeiz dabei, aber in erster Linie wollte ich einfach mal schauen, wie das so abläuft und messen, wie weit ich komme. Am Anfang war die Enttäuschung schon gross, nicht Erste geworden zu sein. Jetzt muss ich aber sagen, dass ich heilfroh bin. Ich wage zu behaupten, dass sonst alles ganz anders gekommen wäre.“
Manuela Jungo hätte sich nämlich die Auszeit nie genommen, in der sie ihre Leidenschaft für das Kitesurfen intensiver erlebte als je zuvor, die Sportart tagtäglich ausführte und vor allem immer besser darin wurde.
„Mit meinem damaligen Freund habe ich beschlossen, dass wir während ein bis zwei Jahren Geld sparen und dann die Schweiz für ein paar Jahre verlassen. Eigentlich war wirklich nur eine Auszeit von unserem Leben hier in der Schweiz geplant. Er hat ebenfalls gekitet. Wir hatten dort einen Lifestyle – Wow. Immer am Meer. Ich war so glücklich. Und da wusste ich, dass so mein zukünftiges Leben aussehen sollte.“
Manuela ist Betriebsökonomin. Nach ihrem Studium hat sie als Brandmanagerin gearbeitet und hatte eigentlich so ziemlich alles, was man sich wünschen konnte: einen guten Job, eine angemessene Entlöhnung und frohe Aussichten auf eine ziemlich steile Karriere.
„Ursprünglich war das wirklich mal mein Ziel: Ich will erfolgreiche Businessfrau werden.
Ich habe aber je länger je mehr gemerkt, dass ich einfach keine Zeit mehr für Sachen habe, die mir wichtig sind: Sport, Freunde, Familie, mich selbst. Ich hatte zwar sehr viel Verantwortung in meinem Job aber irgendwie hat alles unter dem gelitten und das kann mit 25 echt nicht sein.“
Das Kitesurfen war aber damals auf der Prioritätenliste noch nicht zuoberst. Obwohl sie es seit Jahren im Hinterkopf hatte. Mehr durch Zufall ist sie überhaupt auf die Sportart gestossen.
„Bevor ich mit dem Studium begonnen habe, ging bin ich nach Hawaii um mein Englisch zu verbessern. Als ich dort am Strand stand und die Kitesurfer beobachtete war ich brutal fasziniert. Ich hatte das vorher noch nie gesehen und dachte mir, wie schön muss das sein – sich einfach über das Wasser ziehen lassen. Ich hatte jedoch in dem Moment nicht die Möglichkeit, Kiten zu lernen: in Maui war es zu windig – und dort wo ich war, hatte es zu wenig Wind.“
Manuela wusste aber ganz genau: Sie wollte einfach einmal auf diesem Brett stehen und wissen, wie es sich anfühlt. Die nächste Gelegenheit dazu sollte sich ihr dann auch schon bald bieten.
„Während den Semesterferien des Studiums sollten wir ein Praktikum oder einen Sprachaufenthalt absolvieren. Ich fragte einen Freund hier in der Schweiz, wo man denn Kiten lernen könne. Cabarete in der Dominikanischen Republik meinte er. Ich suchte im Internet nach dem Ort und vernahm, dass eine Stelle als Marketing Trainee in einem Ressort offen war. Meine Chance. Ich bekam die Stelle und so zog es mich für zweieinhalb Monate auf die Insel. Jeweils bis mittags habe ich im Ressort gearbeitet – am Nachmittag stand ich aufs Brett. Ein Jahr später ging ich nochmals für zwei Monate. Und dann eben die Auszeit mit meinem damaligen Freund. Es hat sich einfach so ergeben. Definitiv hat aber sehr viel Glück mitgespielt.“
Manuela ist eine One Man Show. Vom Training bis hin zur Vermarktung. Dass sie Betriebsökonomie studiert hat und lange selbst für den Markenauftritt einer Unternehmung zuständig war, entpuppte sich als grosser Vorteil.
„Das Know-how, das ich mir vom Studium her angeeignet habe, war enorm wichtig. Auch die Kontakte, die ich während meiner Zeit als Brandmanagerin knüpfen konnte, waren wertvoll. Und so fing ich an, potentielle Sponsoren anzuschreiben. Allein hätte ich mir den Start in die Karriere nicht leisten können. Ich habe dann tatsächlich Sponsoren gefunden und konnte an meiner ersten World Tour mitmachen. Ich schloss sie als Nummer 5 ab – grossartig. Ich konnte die bestehenden Sponsoren behalten und es kamen sogar noch welche hinzu. Die World Tour bin ich schliesslich während drei Jahren mitgefahren.“
Manuela fährt dieses Jahr die Freestyle World Tour nicht mit, macht aber an anderen Wakestyle Wettkämpfen mit. Ihre Agenda dankt es ihr – nicht dass sie deswegen mehr Zeit hätte als früher. Es ist jedoch nicht mehr alles so „vorgegeben“ und sie und ihr Freund, der britische Profi-Kitesurfer James Boulding, sehen sich nun ein bisschen öfter und nicht mehr nur alle zwei Monate.
„Wenn ich mal in der Schweiz bin, dann lebe ich bei meinen Eltern auf ihrem Bauernhof in Düdingen im Kanton Freiburg. Hier habe ich die Tiere, die Ruhe und das Grüne – ich kann mich super erholen. Das brauche ich extrem. James allerdings hat seine Base in Manchester bei seinen Eltern. Wir kommen jetzt langsam in ein Alter, wo wir vielleicht gerne mal für ein paar Monate ein gemeinsames Daheim hätten. Aber das ist dann so eine Sache. Wenn du schon fast überall auf der Welt warst, hast du auch gewisse Ansprüche. Wir wollen das Meer vor unserer Nase haben und der Ort muss mit dem Flugzeug gut erreichbar sein.“
Die Schweiz kommt in dieser Planung eher weniger vor. Das Meer fehlt. Doch ganz hinter sich lassen, kann Manuela die Schweiz nicht. „Ich liebe es, immer wieder in die Schweiz und zu meiner Familie zurückzukommen – wenn man hier noch gut Kiten könnte, wäre es schon beinahe perfekt. Aber nicht nur für mich – auch für meine Sponsoren ist die Schweiz enorm wichtig. Und deswegen pflege ich die Beziehung, die ich zu dem Land habe sehr intensiv.“
Letzte Woche aus Sardinien zurückgekehrt – trainiert und dem Bruder das Kiten beigebracht. Nächste Woche Silvaplana, Kite-Lektionen mit Freestyle Skifahrerin und Blick Reporterin Mirjam Jäger. Im Anschluss daran nach Deutschland und England für ihren Sponsor Mercedes. Im November nach Peru und im Dezember auf die Philippinen. So sehen Manuelas gegenwärtige Pläne aus.
„Ich will unbedingt immer wieder Neues, Spannendes und Herausforderndes erleben und lernen. So habe ich vor ein paar Monaten als einzige Europäerin an den Triple S Inventional in den USA teilgenommen. Der Anlass ist vor allem auf Surf, Slick und Sliders spezialisiert. Das machen gegenwärtig noch nicht viele Kitesurfer und deswegen will ich mich jetzt vermehrt in diese Richtung bewegen.“
Neben den Herausforderungen im Sport hat Manuela zu Beginn dieses Jahres damit angefangen, ihre Erlebnisse, die sie auf Reisen macht, niederzuschreiben und der Öffentlichkeit auf ihrem Blog zugänglich zu machen.
„Es ist für mich wichtig, immer im Gespräch zu bleiben. Ich will den Leuten etwas Schönes erzählen und wenn sie dazu dann gleich noch ein Bild oder ein Video haben, umso besser. Ich habe immer mein Handy dabei und mache ständig Schnappschüsse für meine Facebook-Page und meinen Instagram-Account. Immer im Gepäck habe ich auch meine Headphones – einerseits damit ich im Flugzeug Hörbücher auf dem Tablet hören kann oder wenn ich mir einen Film anschauen will. Manchmal benutze ich die Kopfhörer aber auch einfach nur als Noise cancelling (lacht). Auf meinem Handy habe ich zudem Apps wie Whatsapp und Skype um mit Freunden in Kontakt zu bleiben – Squaready und Snapseed um meine Fotos zu bearbeiten. Dann Sky scanner für meine Flugverbindungen ins Ausland und zurück sowie Google Maps, falls ich mal zu Fuss oder mit dem Auto unterwegs bin.“
Manuela selbst sagt, dass sie ihren Traum lebt.
„Immer an den schönsten Orten der Welt zu sein, sich über das Wasser ziehen lassen, selber entscheiden, wo ich genau hin will, toll. Ich vergesse auf dem Wasser alles rundherum – da bin ich total in meiner eigenen Welt und wenn ich dann meine Sprünge mache, dann habe ich ab und zu wirklich das Gefühl zu fliegen.“
Mit herzlichem Dank an das Hotel Albana in Silvaplana für das Bereitstellen der Location für die Fotoaufnahmen.
Webseite Manuela Jungo
Manuela Jungo auf Facebook
Manuela auf Instagram
Interview: Laura Fotos: Nadine
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Evelyne Huber und Ramona Keller — Der Biederkeit kontern
Oben: Hip angezogen und makellos daherkommend. Darunter: Nichts Schönes zum Anziehen. Diesem Trend, den Evelyn Huber und Ramona Keller schon länger beobachten, wollen die beiden Modedesignerinnen mit ihrem Label Lyn Lingerie entgegenwirken.
Gerade unsere Generation weiss nicht mehr, wie wichtig schöne Unterwäsche ist. Die Generationen vor uns sind oder waren sich dessen viel bewusster. Ja, sie zelebrieren das sogar richtiggehend. Doch die Jungen fragen sich dann: Warum zieht diese 70 Jährige denn noch einen schönen BH an? Das sieht man ja nicht – da muss man sich ja auch nicht darum kümmern. Doch das Alter spielt in unseren Augen überhaupt keine Rolle.“
Evelyn Huber und Ramona Keller lieben das Schöne – und das soll eben genau schon unter den Kleidern beginnen – und das darf man dann auch sehen. Die Generation, in der sich die beiden selbst befinden, neigt aber, in ihren Augen, leider zu Biederkeit.
„Jeder, der schon einmal einen perfekt sitzenden BH oder Slip anhatte, weiss, wie sich gut gemachte Unterwäsche anfühlt. Man bewegt und gibt sich völlig anders. Und wenn der BH dann auch noch schön aussieht, dann darf man davon doch auch gerne etwas sehen. Doch heute gilt es gleich als vulgär, wenn der Träger unter einem Kleidungsstück hervorblitzt.“
Sind denn die Kundinnen von Evelyn und Ramona dementsprechend auch eher älter? Wenn das Bewusstsein für das „ästhetische Darunter“ bei unsereins noch nicht wirklich angekommen ist?
„Überhaupt nicht nur. Eigentlich ist es generell schwierig unsere Kundinnen einzuordnen – da ist unser Kundenstamm zu durchzogen. Generell sind wir immer wieder überrascht, wer bei uns einkauft und wer nicht. Da hat es auch schon Kundinnen gegeben, bei denen hätten wir schwören können, die kaufen etwas und dann war dem überhaupt nicht so. Das macht das ganze sehr spannend – so verschiedene Kundinnen zu haben.“
Ramona und Evelyn kennen sich seit gut sieben Jahren. Ursprünglich getroffen haben sie sich an der Blickfang Zürich, wo Evelyn als Newcomerin ihre Lingerie präsentierte. Richtig daran erinnern, können sie sich aber beide nicht mehr. Was sie aber noch genau wissen: Ramona, die eigentlich Buchhändlerin war, hat einen der Nähkurse besucht, die Evelyn nebenbei anbietet. Und da war ziemlich schnell klar, dass die beiden etwas zusammen auf die Beine stellen wollten und sollten.
„Vor meinem Modedesign-Studium wollte ich (Ramona) noch etwas praktische Erfahrungen sammeln und meine Nähkenntnisse auffrischen. Wir zwei haben von Beginn weg gleich super harmoniert. Wir hatten dann die Idee, dass ich anstatt in den Nähkurs zu gehen, einfach zusammen mit Evelyn nähen konnte und so kam es, dass wir schon sehr bald, sehr eng zusammenarbeiteten.“
Kalkbreite dann Stauffacher und seit rund fünf Monaten nun Frau Gerolds Garten. Lyn Lingerie hat schon in einigen Ecken von Zürich gehaust. Immer dabei: Atelier und Laden.
„Dass wir damals überhaupt einen Vertrag für unseren ersten Laden bei der Kalkbreite bekommen haben, grenzt an ein Wunder – das wäre heute schlichtweg nicht mehr möglich. Klar, es war ein kleines Ladenlokal – nichts Überwältigendes. Aber wir hatten weder ein Konzept, noch einen Businessplan – nichts. Doch die Geschäftsidee war immerhin klar: Schöne Unterwäsche.“
Die Ansichten von schön sind jedoch primär schon eher subjektiv geprägt. Bei Evelyn und Ramona ist man sich hier jedoch sehr einig. Und war es eigentlich auch schon am Anfang.
„Ich (Evelyn) war zu Beginn schon eher verspielt – und mehr noch vom französischen Stil geprägt als Ramona. Bei den ersten zwei Kollektionen haben wir dann auch noch diesen verspielten Look durchgezogen. Dann kam ein radikaler Schnitt. Aber nicht weil wir uns nicht einig gewesen wären – nein. Wir wurden halt älter. Wenn du mit 21 Jahren selbstständig wirst – da kann sich noch einiges verändern. Dann entwickelt man sich halt wirklich noch.“
Heute ist der Stil von Lyn Lingerie doch eher gradliniger als früher. Sehr oft wird mit geometrischen Figuren gearbeitet. Verspielt ist der Look in gewisser Hinsicht jedoch immer noch: es wird grosser Wert auf Details gelegt – viel zu sehen gibt es also.
„Obwohl logischerweise das Optische auch für uns sehr wichtig ist, schauen wir enorm darauf, dass der Tragekomfort nicht auf der Strecke bleibt. Das ist bei uns in der Designentwicklung ein enorm wichtiger Punkt. In dieser Hinsicht kann man Ober- und Unterbekleidung auch nicht vergleichen. Bei einem Kleid ist man allenfalls noch eher bereit, gewisse Abstriche zu machen. Aber bei der Unterwäsche ist man relativ gnadenlos. Ein BH, der zwickt? Den trage ich sicherlich nicht den ganzen Tag – den will ich nach 10 Minuten loshaben.“
Damit Evelyn und Ramona wirklich 100 Prozent hinter ihren Produkten stehen können, machen sie alles selber: Von A bis Z.
„Dieser Aspekt ist uns äusserst wichtig – momentan ist von der Idee bis hin zur Produktion und der Bewerbung alles von uns. Ebenfalls das Probieren der einzelnen Teile wird am Schluss von uns selbst gemacht. Der Tragekomfort muss wirklich gegeben sein. Wir haben jetzt jedoch in den letzten Jahren eine gewisse Formvielfalt gewonnen – und mit diesen arbeiten wir auch. Da wissen wir – dieser BH passt jetzt einfach nicht zu dieser und dieser Brust – oder besser oder weniger gut. Der stetige Kundenkontakt zeigt uns auch vieles auf und wir wissen, wo wir noch Dinge ändern müssen etc. Wir sind konstant am lernen.“
Apropos Lernen: Wie kam es eigentlich, dass Ramona heute nicht mehr mit Büchern sondern mit Lingerie und Schwimmmode zu tun hat?
„Für Mode habe ich mich immer schon interessiert – und ich habe schon früher gerne mit den Händen gearbeitet. Ich wollte irgendwann raus aus dem Büro unter die Leute. Generell wollte ich einfach Veränderung.“
In ihrer aktuellen Kollektion arbeiten Evelyn und Ramona viel mit Stickereien. Die Motive haben sie (zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt) selbst kreiert und diese dann sticken lassen. Inspirationen für diese Arbeiten holen sie sich von überall her.
„Es ist wirklich ganz verschieden. So kann es zum Beispiel sein, dass wir einen Stoff finden und dieser gefällt uns beiden dann so gut, dass aus diesem dann gleich die Idee für die neue Kollektion entsteht. Oder wir hatten in einer alten Kollektion ein Detail, das wir beide spannend fanden und nachher für eine neue Kollektion nochmals aufnahmen und vertieft haben.
Manchmal ist es auch sehr interessant Stoffe, neu zu verarbeiten. Das hat uns gerade während den letzten Kollektionen immer wieder beschäftigt. Dass man nicht einfach nur die Stoffe so nimmt, wie sie sind, sondern wirklich selbst mit ihnen arbeitet.“
Neben den zwei Nähmaschinen im Atelier finden sich Tablet und Laptop. Wie gehört was zusammen?
„Ramona ist diejenige von uns, die sich um das Büro kümmert – ich (Evelyn) musste mir einfach eingestehen, dass ich an anderen Orten meine Stärken habe (lacht). Klar, helfe ich wo es geht, aber wir haben irgendwann gemerkt, dass der eine im einen Bereich besser ist als der andere. Genäht wird von beiden. Auch unseren Instagram- und Facebook-Account betreuen wir beide. Den Laptop benötigen wir vor allem für das Erstellen von technischen Zeichnungen im Adobe Illustrator, für unsere Lookbooks und unsere Presseunterlagen arbeiten wir mit Adobe InDesign. Generell ist das Internet für uns eine grosse Inspirationsquelle, neben dem, dass wir doch auch öfters Motive aus Magazinen schneiden oder diese mit unserem Handy abfotografieren und dann aufhängen.“
Was wird niemals bei ihnen als Motiv an der Wand hängen?
„Vor allem im Sommer finde ich (Evelyn) schlimm, wenn man die verwaschenen BH-Träger unter den Kleidchen sieht. Oder auch diese Dinger aus Plastik. Generell alles mit Glitzer finde ich überhaupt nicht schön.
"Ich (Ramona) finde Strings einfach nicht schön und kann wirklich nichts damit anfangen. Vor allem stört mich – man zeigt alles auf einmal – da sollte doch etwas verborgen bleiben.“
Was jedoch sicher nicht verborgen bleibt, ist die Faszination, die der Beruf und die Materie generell auf die Beiden ausübt.
„Wir müssen ins ständig neu erfinden. Du hast einen BH und einen Slip – zwei Elemente. Klar kannst du noch was dazu kombinieren – aber eigentlich besteht das Outfit aus diesen zwei Teilen. Du hast keine riesigen Flächen zur Verfügung und musst daher sehr auf das Detail arbeiten. Und das jetzt immer wieder so zu machen, dass es spannend bleibt und es keine Wiederholung gibt. Das ist das Spannendste und Anspruchsvollste an unserem Beruf zugleich.“
Webseite Lyn Lingerie
Webseite Nähkurse
Lyn Lingerie auf Instagram und Facebook
Interview: Laura Fotos: Nadine
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Julia Seemann – Die Mode-Künstlerin
Mit zehn Jahren nähte Julia Seemann ihre erste Hose. Für sich. Sie trug sie mit Stolz. 14 Jahre später war es dann Rihanna, die Julias Hose trug, nicht dieselbe, aber weniger Stolz war sie deswegen nicht.
„Die ganze Geschichte ist ziemlich abgefahren. Nach meiner Show an der Fashion Week in New York schrieb mir einer aus Rihannas Styling Team, ob ich ihn sofort treffen könne – er würde der Künstlerin gerne ein paar Kleider aus meiner Kollektion zeigen. Gedacht waren sie für das Outfit, das Rihanna an der Kanye West x adidas Originals 2015-Herbstpräsentation tragen sollte. Ich glaubte an einen Witz. Wir verabredeten uns dann im Showroom – ich übergab ihm die gewünschten Teile und vier Stunden später bekam ich eine E-Mail von ihm mit den Fotos von Rihanna in MEINEN Kleidern. Crazy. Meine Schwester, mein Vater und ich waren zu der Zeit im Hotelzimmer und haben uns kaum mehr erholen können.“
Drei Tage später hingen die Kleider wieder bei Julia im New Yorker Showroom. Doch wie schafft es eine 25 Jahre junge Schweizer Designerin kurz nach ihrem Bachelorabschluss überhaupt nach New York an die Fashion Week?
„Ich erstellte ohne grosse Erwartungen ein Profil auf VFiles (vfiles.com). Das ist eine Online-Plattform, die jeweils vier Newcomer-Designern die Chance gibt, ihre Kollektion in New York zu zeigen. Es ging alles sehr schnell. Kaum hatte ich mein Profil mit Fotos aus meiner Bachelor-Abschlusskollektion hochgeladen, kam plötzlich ein Anruf mit der Einladung nachAmerika. Auch hier wieder, konnte ich kaum glauben, was ich hörte. Das sind jeweils hunderte internationale Designerinnen und Designer, die sich da bewerben und dann wählen sie mich aus.“
Das war im Herbst 2014. Julia hatte eigentlich gerade mit einer neuen Kollektion begonnen. Als dann jedoch das vielversprechende Angebot von VFiles kam, legte sie alles auf Eis und erstellte kurzerhand noch zwei weitere Outfits für die bereits bestehende Kollektion, welche schliesslich in New York gezeigt wurde. Für die kurze Zeit vor der Fashion Show musste sie in ihrem Atelier in Zürich eine Schneiderin engagieren. Der Arbeitsaufwand wäre sonst allein praktisch nicht zu bewältigen gewesen.
„Abgesehen von der Hilfe, die ich damals für kurze Zeit hatte, sitze ich sonst fast immer allein hier im Atelier. Das hat etwas sehr einsames. Generell würde ich sagen, dass die Modewelt eine sehr einsame und oberflächliche Welt ist. Das ist schade. Du triffst die ganze Zeit so viele Leute, aber eigentlich lernst du niemanden wirklich kennen. Es ist ein Kommen und Gehen. Kaum ist eine Show vorbei, geht jeder wieder seinen eigenen Weg und das war’s – fast schon ein bisschen so wie die Trends – aber das ist halt part of the game.“
Als Entschädigung dafür, stelle man sich vor, welch’ Euphorie einen durchflutet, wenn man sieht, wie die eigens kreierten Kleider über die Laufstege der Welt getragen werden, oder?
„Man arbeitet so lange auf den Moment der Show hin. So lange. Und der Moment, an dem deine Kleider auf dem Laufsteg getragen werden, ist in gefühlter Sekundenschnelle vorbei. Du bist hinter den Kulissen mit so vielerlei Dingen beschäftigt, dass du von dem, was draussen passiert, gar nichts mitbekommst. Das ist ernüchternd. Klar, wenn man die Bilder im Nachhinein sieht, dann ist das schon sehr toll, aber eigentlich fällst du nach der Show zuerst einmal kurz in ein Loch.“
Von ihrer Arbeit leben, dieser Traum ist für Julia bis jetzt noch nicht in Erfüllung gegangen. Um sich ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können, arbeitet sie zwei Tage in der Woche bei COS in Zürich.
„Ich finde es sehr gut, dass ich neben dem Designen noch etwas „anderes“ machen kann. Klar, es hat auch wieder mit Mode zu tun, aber die Arbeit dort, holt mich immer wieder ein bisschen auf den Boden zurück. Ich kann in einem Team arbeiten, was ich ja hier im Atelier nicht gross habe. Ich komme weg vom Computer, kann meinen Kopf mal etwas durchlüften und die ganze Arbeit plötzlich wieder leicht objektiver betrachten.“
Inspiration für Mode holt sich Julia aus den verschiedensten Bereichen. Oftmals fliessen jedoch Aspekte aus der Kunst in ihre Kollektionen mit ein.
„Meine neue Kollektion geht ein bisschen in Richtung Dadaismus. Auch wenn primär „nur“ im Konzept und in einem sehr abstrakten Sinn. Ob man es am Schluss dann überhaupt in den Kleidern wirklich sieht, ist eine andere Frage (lacht). Zusätzlich nehme ich auch viele Aspekte aus den 90er und 80er Jahren mitrein. Ich bin eine kleine Nostalgikerin und höre viel New Wave Musik. Aber generell ist es noch schwer über Inspiration zu sprechen – es ist alles noch sehr jung und bildet sich erst langsam. Trotzdem ist’s jetzt schon knallhart. Man muss immer wieder schauen, dass eine neue Kollektion an der alten anknüpft und kann nicht etwas völlig neues bringen – der rote Faden soll sich weiterziehen. Und doch ist Innovation gefragt und die Welt will etwas sehen, was vorher noch nie dagewesen ist.“
Dass sie mal etwas mit Stoffen und Nähmaschinen machen will, wusste Julia schon als kleines Mädchen. Wie der Beruf denn heisst, der das macht, das musste ihr dann aber doch das Mami sagen.
„Irgendwie klingt das jetzt kitschig, wenn ich sage, dass ich schon früh eine Begeisterung für Kleider zeigte. Aber dem ist wirklich so. Das habe ich vor allem meinem Grossmami zu verdanken. Sie hat sehr viel genäht und mir dann gezeigt, wie das geht. Zusätzlich habe ich immer die „Annabelle“ durchforstet und die für mich interessanten Sachen ausgeschnitten. Irgendwann wollte ich dann aber wissen, wer denn alle diese Kleider, die ich immer sehe, anfertigt. „Das sind Modedesigner“ sagte mein Mami.“
Während ihrem Studium an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel hat Julia durch zwei Praktika Einblick in die Arbeit von Designergrössen wie Vivienne Westwood und Meadham Kirchhoff erhalten. Wie arbeitet es sich mit denen?
„Persönlich kennengelernt habe ich die beiden nicht gross. Man hat sich gegrüsst, ja – aber das war’s dann eigentlich auch schon. Ich habe während dieser Zeit viel Schnitte kopiert und Sachen zugeschnitten – gross Kreatives war nicht dabei. Die Praktika gingen je nur etwa drei Monate und doch hat es mir mit der Zeit dann gereicht. Es war gut zu sehen, dass bei denen auch nicht immer alles so organisiert ist, wie ich immer dachte (lacht). Gelernt habe ich dort vor allem, wie ich gewisse Sachen eben genau nicht machen will.“
Obwohl wir jetzt immer wieder von Nähen und Anfertigen sprechen, sitzt Julia im Moment eigentlich in erster Linie am Computer.
„Mein Laptop ist im Moment gerade mein bester Freund und vor allem mein Draht zur Aussenwelt. Ich kann E-Mails nach Amerika schicken und Knöpfe in Asien bestellen. Bei meiner täglichen Arbeit brauche ich für das produktionsgerechte Zeichnen sowie für Logos und Designs Adobe Illustrator. Für’s Layout kommt InDesign zum Zug. Aber auch gewisse Apps sind für mich je länger je wichtiger geworden. Instagram zum Beispiel – gerade wenn du etwas zu zeigen hast, wie ich mit den Kleidern, ist das App perfekt. Ansonsten haben die Apps von PONS, Spotify, SBB, 20 Minuten, Photoshop und Pinterest einen festen Platz bei mir auf dem Handy.“
Julia trägt bei unserem Treffen simple Blue Jeans und ein leicht zu grosses, graues T-Shirt. Ehrlich gesagt; Ihre persönliche Kleidung ist weit weniger extravagant als diejenige, die sie für andere kreiert. Mag man sich denn überhaupt noch Gedanken über das eigene Outfit machen?
„Wie ich selber aussehe, ist mir im Moment ziemlich egal (lacht). Ich mag’ mir gar nicht überlegen, was ich jetzt genau anziehen soll etc, denn ich habe schlichtweg momentan nicht den Kopf dafür. Solange ich nicht wie die Hinterletzte aussehe, geht das ja auch noch (lacht). Eigentlich lege ich aber sehr viel Wert auf Ästhetik, das ist eine Berufskrankheit. Mir ist wichtig, dass Sachen schön aussehen. Zum Beispiel Wohnungseinrichtungen.“
Eine schöne Wohnungseinrichtung braucht sie jetzt dann auch bald wieder – Julia muss nämlich im August aus ihrer jetzigen Wohnung raus und hat noch keine neue Bleibe gefunden. Wer also gerade eine Wohnung in der Stadt Zürich zu vergeben hat oder von einer freien 3-Zimmerwohnung weiss, kann sich gerne bei ihr melden. Julia freut sich auf eure E-Mail: [email protected].
Julias Website: juliaseemann.com
Interview: Laura Bilder: Nadine
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