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Wermutwolf
Wermutwolf
Urban Pro
Ort
Zürich
Gegründet
2023
Follower
2
Deadwood Dick's gelbes Gänseblümchen
Nicht zum ersten Mal ging ich einer Geschichte nach, von der ich im heiss geliebten «Savoy Cocktail Book» vernommen hatte. Begleitet mich zurück in die Zeit des wilden Westens.Aufgewachsen mit John Wayne und Bonanza, wurde ich bei den Buchnotizen (1930) zum Cocktail «Yellow Daisy» gleich hellhörig:Der besagte Buchausschnitt im englischen Original«Nicht nur der Lieblingsdrink des kürzlich mit 84 Jahren verstorbenen Richard William (Deadwood Dick) Clark, hat er ihn auch berühmt gemacht, wenn nicht gar erfunden. Einst ein Scout für General Custer, Pony Express-Reiter, Deadwood Schlucht-Kutschenbewacher, Inspiration für alle Deadwood Dick-Novellen von E.L. Wheeler und Freund von Wild Westerners Wild Bill Hickok, Buffalo Bill, Poker Alice Tubbs, Calamity Jane, Madame Mustache und Diamond Dick Turner aus Norfolk, Nebraska. Clark ist auf dem Sunrise Mountain begraben, die Deadwood Schlucht, South Dakota, überblickend.»Richard Clark, alias Deadwood DickNun, bevor ich die nicht am Wilden Westen interessierten Leser mit den Stories rund um Deadwood Dick langweile, kommen wir zum für Wermutwölfe Wesentlichen – dem Cocktail. Und dieser ist für mich genauso rätsel- wie schmackhaft. Ein Daisy (Gänseblümchen) geht eigentlich in Richtung Sour, Fizz, besteht meist aus einer Basisspirituose, die mit bspw. Zitronen-/Limettensaft, Zuckersirup und Soda ergänzt wird und aus dem Shaker kommt. Nicht aber der «Yellow Daisy». Dieser besteht aus zwei Teilen Gin, zwei Teilen süssem Wermut, einem Teil Grand Marnier und einem Schuss Absinthe. Grand Marnier enthält bekanntlich neben Cognac auch noch Orangenlikör, und dieser Cointreau oder Triple Sec verwandelt den Sour traditionell in einen Daisy.1928 kostete ein Jahresabonnement der lokalen Zeitung offenbar noch läppische zwei Dollars – zahlbar im voraus …Jedenfalls wird der «Yellow Daisy» gerührt, nicht geschüttelt, und er hat auch keinen Whiskey drin, was zum Wilden Westen gepasst hätte. Der Ausdruck «Daisy» bedeutete in früheren Zeiten auch «besonders», wobei sich mir der Ursprung des Cocktailnamens bis heute trotz Recherchen nicht ergründet. Die Cocktail-Kreation ist nicht yellow, gelb, sondern rot. Ich fand im Netz diese Daisy-Kreation, welche eher «Yellow Daisy» heissen sollte, da er tatsächlich gelb ist und getrocknete Gänseblümchen enthält. Generell verkörpern gelbe Gänseblümchen Freundschaft, Freude, Fröhlichkeit und gute Wünsche.Doch wie auch immer, Clark’s Daisy mauserte sich zu meinen Lieblingen. Ich liebe roten Wermut, ich liebe Absinthe, und der Grand Marnier passt perfekt zu den restlichen Zutaten. Aber Vorsicht, es ist ein starker Cocktail, was man beim trinken jedoch nicht wirklich merkt.Er sei immer ein peace loving man gewesen…Um Deadwood Dick ranken sich unzählige Geschichten, Mythen, Verwechslungen, Theorien. Es gibt diverse Männer mit diesem Spitznamen, unter anderem auch Nat Love (1854 – 1921), ein dunkelhäutiger Sklave aus Tennessee mit vielen Talenten (lesen und schreiben, Pferde zähmen, schnell und präzise schiessen, etc.), der sich nach Ende der Sklaverei im Westen als Cowboy und bei Rodeos einen Namen machte. Gemäss seiner Autobiographie lernte er so illustre Figuren wie Pat Garrett und Billy the Kid kennen.Doch bezüglich der Cocktail-Geschichte sprechen wir eben von einem anderen Deadwood Dick, nämlich von besagtem Richard Clark (1845 – 1930), in Yorkshire, England geboren und Inspiration der Romanfigur. Er war einer von denen, die dem Ruf des Goldes gefolgt waren und Deadwood war so eine Goldgräber-Stadt. Clark half, die Stadt mitaufzubauen, obwohl das Black Hills-Land per Vertrag den Sioux übergeben worden war, was Clark & Co. zu illegalen Siedlern machte. In Deadwood verlor «Wild Bill» Hickok sein Leben. Ein Mann, dem Wild Bill viel Geld beim Poker abgeknöpft hatte, schoss ihm feige von hinten in den Kopf.Beim roten Punkt liegt Deadwood, in relativer Nähe zum Mount Rushmore-Ex-Präsidenten-Denkmal1876 gegründet, wurde noch im selben Jahr eine Brauerei eröffnet. Die Stadt wuchs äusserst schnell, es wurde rasch eng und auf die Hygiene wurde in diesem Ort, der vor allem aus jungen Männern im Goldfieber und Prostituierten bestand, zuwenig geachtet. Die Pocken wüteten, worauf ein Gesundheitsstab gegründet wurde. Die beliebte Serie «Deadwood» habe ich noch nicht gesehen, werde ich aber sicher nachholen. Heute zählt Deadwood noch etwas über tausend Einwohner und lebt primär vom Wild West-Tourismus.Deadwood lebt heute von Western-RomantikWas an all den faszinierenden Geschichten um seine Person wahr ist und was Fiktion, ist heute schwierig nachzuvollziehen. Es könnte durchaus sein, dass er viele Indianerkämpfe gefochten hatte. Er erzählte vor seinem Tod einer Zeitung, dass er nie einen Weissen umgebracht habe … Er war später aber auch Teil von «Buffalo Bill’s Wild West Show» und verkaufte Touristen in Deadwood alte Knarren, Skalps und so weiter, natürlich zusammen mit aufregenden Geschichten aus dem alten Wilden Westen …Deadwood’s Gem Theater, was hauptsächlich aus Saloon und Bordell bestandUnd so könnte es halt eben auch zu guten Stücken so sein, wie in dieser Folge von 1966, «The Resurrection of Deadwood Dick», aus der berühmten TV-Serie «Im Wilden Westen», in dem ein grossmäuliger Trunkenbold von den Stadtoberen aus Eigennutz zu Deadwood Dick gemacht wird. Wer weiss …
Deadwood Dick's gelbes Gänseblümchen
Nicht zum ersten Mal ging ich einer Geschichte nach, von der ich im heiss geliebten « Savoy Cocktail Book » vernommen hatte. Begleitet mich zurück in die Zeit des wilden Westens.
Aufgewachsen mit John Wayne und Bonanza, wurde ich bei den Buchnotizen (1930) zum Cocktail «Yellow Daisy» gleich hellhörig:
Der besagte Buchausschnitt im englischen Original «Nicht nur der Lieblingsdrink des kürzlich mit 84 Jahren verstorbenen Richard William (Deadwood Dick) Clark , hat er ihn auch berühmt gemacht, wenn nicht gar erfunden. Einst ein Scout für General Custer, Pony Express-Reiter, Deadwood Schlucht-Kutschenbewacher, Inspiration für alle Deadwood Dick-Novellen von E.L. Wheeler und Freund von Wild Westerners Wild Bill Hickok, Buffalo Bill, Poker Alice Tubbs, Calamity Jane, Madame Mustache und Diamond Dick Turner aus Norfolk, Nebraska. Clark ist auf dem Sunrise Mountain begraben, die Deadwood Schlucht, South Dakota, überblickend.»
Richard Clark, alias Deadwood Dick Nun, bevor ich die nicht am Wilden Westen interessierten Leser mit den Stories rund um Deadwood Dick langweile, kommen wir zum für Wermutwölfe Wesentlichen – dem Cocktail. Und dieser ist für mich genauso rätsel- wie schmackhaft. Ein Daisy (Gänseblümchen) geht eigentlich in Richtung Sour, Fizz, besteht meist aus einer Basisspirituose, die mit bspw. Zitronen-/Limettensaft, Zuckersirup und Soda ergänzt wird und aus dem Shaker kommt. Nicht aber der « Yellow Daisy ». Dieser besteht aus zwei Teilen Gin, zwei Teilen süssem Wermut, einem Teil Grand Marnier und einem Schuss Absinthe. Grand Marnier enthält bekanntlich neben Cognac auch noch Orangenlikör, und dieser Cointreau oder Triple Sec verwandelt den Sour traditionell in einen Daisy.
1928 kostete ein Jahresabonnement der lokalen Zeitung offenbar noch läppische zwei Dollars – zahlbar im voraus … Jedenfalls wird der « Yellow Daisy » gerührt, nicht geschüttelt, und er hat auch keinen Whiskey drin, was zum Wilden Westen gepasst hätte. Der Ausdruck «Daisy» bedeutete in früheren Zeiten auch «besonders», wobei sich mir der Ursprung des Cocktailnamens bis heute trotz Recherchen nicht ergründet. Die Cocktail-Kreation ist nicht yellow, gelb, sondern rot. Ich fand im Netz diese Daisy-Kreation , welche eher « Yellow Daisy » heissen sollte, da er tatsächlich gelb ist und getrocknete Gänseblümchen enthält. Generell verkörpern gelbe Gänseblümchen Freundschaft, Freude, Fröhlichkeit und gute Wünsche.
Doch wie auch immer, Clark’s Daisy mauserte sich zu meinen Lieblingen. Ich liebe roten Wermut, ich liebe Absinthe, und der Grand Marnier passt perfekt zu den restlichen Zutaten. Aber Vorsicht, es ist ein starker Cocktail, was man beim trinken jedoch nicht wirklich merkt.
Er sei immer ein peace loving man gewesen… Um Deadwood Dick ranken sich unzählige Geschichten, Mythen, Verwechslungen, Theorien. Es gibt diverse Männer mit diesem Spitznamen , unter anderem auch Nat Love (1854 – 1921), ein dunkelhäutiger Sklave aus Tennessee mit vielen Talenten (lesen und schreiben, Pferde zähmen, schnell und präzise schiessen, etc.), der sich nach Ende der Sklaverei im Westen als Cowboy und bei Rodeos einen Namen machte. Gemäss seiner Autobiographie lernte er so illustre Figuren wie Pat Garrett und Billy the Kid kennen.
Doch bezüglich der Cocktail-Geschichte sprechen wir eben von einem anderen Deadwood Dick, nämlich von besagtem Richard Clark (1845 – 1930), in Yorkshire, England geboren und Inspiration der Romanfigur. Er war einer von denen, die dem Ruf des Goldes gefolgt waren und Deadwood war so eine Goldgräber-Stadt. Clark half, die Stadt mitaufzubauen, obwohl das Black Hills-Land per Vertrag den Sioux übergeben worden war, was Clark & Co. zu illegalen Siedlern machte. In Deadwood verlor «Wild Bill» Hickok sein Leben. Ein Mann, dem Wild Bill viel Geld beim Poker abgeknöpft hatte, schoss ihm feige von hinten in den Kopf.
Beim roten Punkt liegt Deadwood, in relativer Nähe zum Mount Rushmore-Ex-Präsidenten-Denkmal 1876 gegründet, wurde noch im selben Jahr eine Brauerei eröffnet. Die Stadt wuchs äusserst schnell, es wurde rasch eng und auf die Hygiene wurde in diesem Ort, der vor allem aus jungen Männern im Goldfieber und Prostituierten bestand, zuwenig geachtet. Die Pocken wüteten, worauf ein Gesundheitsstab gegründet wurde. Die beliebte Serie «Deadwood» habe ich noch nicht gesehen, werde ich aber sicher nachholen. Heute zählt Deadwood noch etwas über tausend Einwohner und lebt primär vom Wild West-Tourismus.
Deadwood lebt heute von Western-Romantik Was an all den faszinierenden Geschichten um seine Person wahr ist und was Fiktion, ist heute schwierig nachzuvollziehen. Es könnte durchaus sein, dass er viele Indianerkämpfe gefochten hatte. Er erzählte vor seinem Tod einer Zeitung, dass er nie einen Weissen umgebracht habe … Er war später aber auch Teil von « Buffalo Bill’s Wild West Show » und verkaufte Touristen in Deadwood alte Knarren, Skalps und so weiter, natürlich zusammen mit aufregenden Geschichten aus dem alten Wilden Westen …
Deadwood’s Gem Theater, was hauptsächlich aus Saloon und Bordell bestand Und so könnte es halt eben auch zu guten Stücken so sein, wie in dieser Folge von 1966, « The Resurrection of Deadwood Dick », aus der berühmten TV-Serie « Im Wilden Westen », in dem ein grossmäuliger Trunkenbold von den Stadtoberen aus Eigennutz zu Deadwood Dick gemacht wird. Wer weiss …
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«Denk ich an den Schweizer Bierkonsum in der Nacht...
… dann bin ich um den Schlaf gebracht, ich kann nicht mehr die Augen schliessen, und meine heissen Tränen fliessen …» An dieses berühmte, hier leicht veränderte Nachtgedanken-Gedicht von Heinrich Heine musste ich denken, als ich die neusten Zahlen zum eidgenössischen Trinkverhalten erdulden musste.
Am Abend bevor die aktuellen helvetischen Bierstatistiken veröffentlicht wurden, hatte ich ein Geschäftsmeeting mit einem Kunden, der in Deutschland arbeitet. Ich schlug vor, dass wir das Treffen am Glühweinstand abhalten, was er gerne angenommen hat. Er hätte mir das ebenso vorgeschlagen, wenn ich ihm nicht zuvorgekommen wäre, wie er mir später sagte. Und er erzählte mir im Verlauf der kommenden Stunden auch, wie der Bierkonsum in der deutschen Unternehmenslandschaft beschaffen sei. Und da wären bei mir tatsächlich fast heisse Tränen geflossen … Was für ein Unterschied zu unserer heimischen Abstinenzlerkultur! (Nicht nur Bier, auch der allgemeine Alkoholkonsum ist konstant rückläufig)
Selbst Krokodile trinken mehr Bier als Schweizer … Auch in der aktuellen Jahresbericht-Periode (Oktober 2023 bis September 2024) wurde hierzulande erneut weniger Bier getrunken (minus 1,6%), auf erstmals seit Messbeginn unter 50 Liter pro Kopf. 1990/1991 betrug dieser Wert noch 71 Liter. Zu berücksichtigen ist bei diesen Zahlen, dass sich der Anteil der alkoholfreien Bieren konstant erhöhte, auf aktuell bereits sieben Prozent. (plus 12% gegenüber dem Vorjahr)
Selbst Hunde (wollt ihr ewig leben?) trinken mehr Bier als Schweizer … Schweizer Biere verzeichneten ein Minus von 1,7% auf 3,5 Mio. Hektoliter, die ausländischen Biere ein Minus von 1,3%. Etwas mehr als jedes fünfte Bier ist importiert (963 k Hektoliter). Weiterhin ist der Gastronomieanteil rückläufig, auf aktuell gerundete 31%, was also 69% für den Detailhandel bedeutet.
Selbst Ausserirdische trinken mehr Bier als Schweizer … Und nun zu den Erklärungen. Ich persönlich kann einige von ihnen nachvollziehen, andere weniger. Im Berichtszeitrum hatten wir schlechtes Wetter. Okay, nachvollziehbar, man ist weniger draussen in den Gartenbeizen, beim grillieren und so. Aber die unsichere Weltsicherheitslage? Äh, wieso? Klar, man kann Bier trinken wenn es einem gut geht, in netter Gesellschaft. Ich weiss ja nicht wie es euch geht, aber wenn ich mir die aktuellen News einflösse, dann bekomme ich öfter ebenso Lust darauf, ungleich mehr Bier hinterher fliessen zu lassen … Vieles kann man sich allerdings wirklich nicht mehr schöntrinken …
Selbst Nilpferde trinken mehr Bier als Schweizer … Und was der Schweizer Brauerei-Verband in seinem Pressecommuniqué vom 21.11.2024 festhält, vielleicht bezüglich Wortwahl etwas mehr in Watte verpackt, darüber berichten auch wir immer wieder: Dass diese unsägliche «Jeder Tropfen Alkohol ist gefährlich»-Kampagne pseudo-wissenschaftlicher Unsinn ist und der Komplexität aller Einflüsse, Faktoren nicht im geringsten gerecht wird.
Selbst Igel trinken mehr Bier als Schweizer … Ein Beispiel: Uiuiui, Alkohol macht Krebs! Im aktuellen Bericht sind es nach wie vor die Tschechen, welche mit riesigem Abstand am meisten Bier trinken. Satte 136 Liter pro Kopf! Auf Rang zwei folgen die Österreicher mit 102 Liter. Bei den Inzidenzwerten von Krebs liegen die Tschechen jedoch im EU-Schnitt und die Österreicher sehr deutlich darunter, auch deutlich unter dem Schweizer Wert.
Selbst Weihnachtsmänner trinken mehr Bier als Schweizer … Okay, das ist bekannt … «Bier ist der Beweis, dass Gott uns liebt und will, dass wir glücklich sind», meinte einst Benjamin Franklin, auch wenn es eventuell eine Misinterpretation ist und es dabei eigentlich um Wein ging. Wir beim Wermutwolf werden jedenfalls auch künftig dem feinen Gerstensaft huldigen. Kürzlich hatte ich am Black Friday zugegriffen und mir einige Dosen vom italienischen Granda -Bier « Ghosst », im belgischen Starkbier-Stil, für den halben Preis bestellt. Sehr, sehr lecker! Eben, an mir solls nicht liegen …
Selbst Storm Trooper trinken mehr Bier als Schweizer … Ausserdem befinden wir uns nun im Dezember und das läuft bei mir zu Hause immer auf eine gehäufte Vielfalt heraus, dank des hopfigen Adventskalenders von Bierliebe.ch , die uns in unserer relativ kurzen Existenz (Gegründet 5.5.2023) schon zwei Mal Sponsoringpreise für unsere Leserschaft, für Euch, gegeben haben und deshalb hier wiedermal dankend erwähnt sein sollen. Für jedes Türchen filmen sie einen Videoclip , in dem sie das jeweilige Bier kurz vorstellen und probieren. Cheers! Auf gute Gesundheit!
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Heul doch! Das Ende des guten Geschmacks
Nach Wodka und Bier hat die Getränkeindustrie ein neues Opfer gefunden, das sie mit Aromen wie «Apfel», «Kirsche» oder «Mango» bis zur Unkenntlichkeit verunstalten kann: meinen geliebten Whisky. Schande über Euch!
Kürzlich schickte mir Wermutwolf -Kollege Dani entsetzt ein Foto von einem Produkt, das er auf seinem Streifzug durch den Coop erspäht hatte. Sein Kommentar sagte alles … meine Antwort darauf auch …
Ballantine’s mit Wildkirschengeschmack – WTF? Mehr fällt mir dazu auch nicht ein Leider ist das kein Ausrutscher, sondern Programm. Aromatisierter Whisky erobert den Markt; zumindest hat er das in den USA getan, wie die Kollegen auf vinepair.com berichten: «Wenn Sie eine Weile ausserhalb der USA gelebt haben, werden Sie bei Ihrer Rückkehr vielleicht von einigen Dingen überrascht sein. Autos und Lastwagen sind noch grösser als früher. Es rauchen weniger Menschen. Und aromatisierter Whiskey ist überall.» So soll sich der Zimt-Whisky Sazerac Fireball bei den Amerikanern bereits häufiger verkaufen als Jack Daniel’s oder Jim Beam.
Whisky mit Zimtgeschmack? Wer das erfunden hat, sollte als Weihnachtself an den Nordpol verbannt werden Und das macht mir Angst, eine Heidenangst. Denn was im Land der unbegrenzten Möglichkeiten Erfolg hat, schwappt zwangsläufig zu uns herüber. Man lese nur einmal die Beschreibung des Sazerac Fireball : «Stellen Sie sich vor, wie es sich anfühlt, einem feuerspeienden Drachen gegenüberzustehen, der gerade ein Whiskyfass voller würzigem Zimt verspeist hat. Schmeckt wie der Himmel, brennt wie die Hölle. Was dann passiert, bleibt Ihnen überlassen.» Muss ich das trinken? Will ich das trinken? Das Problem der (grossen) Getränkehersteller ist ihre Herangehensweise. Sie wollen nicht den bestmöglichen Whisky produzieren und damit die Kunden abholen, sondern neue Märkte erschliessen. Denn Wachstum steht über allem. Der typische Whisky-Trinker ist wahrscheinlich männlich und in gesetztem Alter. Will man wachsen, müssen die Frauen und die Jungen bedient werden. Und irgendwelche findigen Marketing-Leute glauben, die lieben bunt, fruchtig und süss. Hat beim Wodka funktioniert. Hat beim Bier geklappt. Wieso nicht beim Whisky?
Wen interessiert es, dass der billige Aroma-Whisky hauptsächlich als Shot heruntergestürzt wird und zu keinem verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol beiträgt? Wen kümmert es, dass ein Fan von Mango-Geschmack wohl nie einen rauchigen Ardbeg schätzen und trinken lernt? Und es ist doch schnurzpiepegal, dass man Whisky in den Köpfen der Konsumenten zu einem ganz anderen Getränk macht. Denn die neuen Kreationen sind kein Whisky. Sie dürfen auch nicht so genannt werden. Ein Blick aufs Etikett reicht: Dort stehen nichtssagende Begriffe wie «Spirit Drink» oder «Tennessee Apple». Freut Euch, Ihr Whisky-Liebhaber: Künftig müssen wir nicht mehr darüber streiten, ob Single Malt oder Bourbon oder fruchtig oder rauchig besser ist, sondern ob Honig- oder Zimtgeschmack.
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Bier - Die Graphic Novel
Es dauert keinen Monat mehr bis zum Weihnachtsfest. Ich lese selten Comics. Trotzdem ist mein Geschenktipp an euch Wermutwölfe da draussen « Bier – Die Graphic Novel », die mich tief beeindruckt hat.
Bisher assoziierte ich Panini nur mit den Klebebilder-Alben, die jeweils zu Zeiten der grossen Fussballturniere Hochsaison haben. Ich wusste nicht, dass es auch ein grosser Comics-Verlag ist. Und auf diese hopfige Publikation, die vor etwa einem Jahr auf Deutsch erschienen ist, können sie so richtig stolz sein. Ich hatte keine grossen Erwartungen, als ich mir das Buch bestellte. Umso positiver wurde ich überrascht!
Bitte verwendet also nicht den Ausdruck «dumm wie Brot» … Die Schöpfer dieses umfassenden Werks behandeln jedes nur erdenkliche bierige Thema, von den historisch bekannten Ursprüngen in Mesopotamien und Ägypten, zu religiösen und politischen Aspekten, was Bier überhaupt war und welche Veränderungen es zum heutigen goldenen Nass machte, den Brauprozessen, wirtschaftlichen Sachverhalten, Abstinenzler-Bewegungen und der Prohibition, Gangster-Geschichten, dem deutschen Reinheitsgebot, den verschiedenen Bierstilen, Weltkriegen, Industrialisierung, Werbung, der Craft-Beer-Bewegung und noch so viel mehr!
Ein klarer, nüchterner Blick auf die Geschichtschreibung Diese 170 Seiten strotzen also vor informativer Power, doch auch grafisch ist das Buch eine Wucht, äusserst abwechslungsreich, nie langweilig, und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Ausserdem gefällt mir eine gewisse Demut, dass man trotz des offensichtlichen Fachwissens auch erwähnt, wenn man etwas nicht weiss, nicht wissen kann. Wissenschaft ist gut und recht, doch überdauern nicht alle Artefakte und Botschaften die Zeit. Einen ganz konkreten Ursprung des Gerstensafts kann man insofern nicht bieten und das wird auch offen konstatiert.
Absurde Verschwörungsmythen von vermeintlich Gelehrten, Schlachtengetümmel, es geht was! Hier beim Wermutwolf spielt Bier eine grosse Rolle, wir thematisieren ebenfalls die historischen Ursprünge oder geschichtliche Vorfälle wie die Londoner Bierflut , was im Buch auch vorkommt, doch diese schiere Fülle an spannenden Informationen überraschte mich trotzdem sehr. Die Graphic Novel ist eindeutig ein Ergebnis von langjährigem, leidenschaftlichem Interesse.
Ich persönlich würde Bier auch bei jedwelchen Beschwerden verschreiben, doch bei so vielen Wunden hilft vermutlich nicht einmal mehr Bier weiter … Die deutsche Ausgabe basiert auf einem 2015 erschienenen englischen Original von Jonathan Hennessey, Mike Smith und Aaron McConnell. Für die Übersetzung und inhaltliche Aktualisierung arbeiteten der Biersommelier Steffen Volkmer und der Übersetzer Thomas Bassen zusammen, unterstützt von weiteren Experten wie Markus Raupach . Das Buch ist im Hardcover erhältlich und richtet sich sowohl an Bierliebhaber als auch an Einsteiger.
Ja, selbst Schweizer Lokalkolorit findet hier statt! Nun noch zum einzigen Punkt, den ich beanstande: Ich finde, das Buch hätte in einem grösseren Format gedruckt werden sollen. Die Zeichnungen sind super und hätten vor allem bei den detaillierteren oder auch den oft sehr fantasievollen Bildern mehr Raum zur Illustration verdient gehabt. Aber noch kritischer ist es beim Text. Ja, es gibt einige Leute, die mir seit langem empfehlen, eine Lesebrille zu erwerben. Doch trotzdem, gerade die Fussnoten sind teils wirklich nur sehr schwer lesbar. Kollege Sascha hat mich darauf hingewiesen, dass es gut war, die deutsche Version anzuschaffen, da die englischsprachige Version offenbar tatsächlich ein noch kleineres Format aufweise…
Jetzt weiss ich, weshalb es Bierkrug-Deckel gibt. Fazit: Für die Bier-Enthusiasten in eurem Umfeld ist das ein ideales Weihnachtsgeschenk ! Ausser jemand ist schon in einem eher fortgeschrittenen Alter und verweigert sich den Sehhilfen. Dann wäre ein Meter Bier oder dergleichen vielleicht doch das bessere Präsent.
Endlich war Bier wieder legal, die Leute hatten wieder Arbeit und der US-Präsident wurde mit reichlich Bier beliefert – wie es sich gehört!
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Trinkgeschichten - Der Tod eines Gladiators
Er starb wie ein Gladiator: im Kampf. Im Trinkwettbewerb mit englischen Marineoffizieren beim Dreh des Films «Gladiator». Der englische Schauspieler Oliver Reed war eine Legende. Nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im Pub.
«Gladiator II» läuft derzeit in den Kinos. Zeit, einem echten Wermutwolf Respekt zu zollen: Oliver Reed mimte im ersten Teil Antonius Proximo, Besitzer der Gladiatorenschule, die Maximus Decimus Meridius (Russel Crowe) ausbildete.
Oliver Reed als Antonius Proximo in «Gladiator» aus dem Jahr 2000 Oliver Reed war ein echter Gladiator; nie einem Kampf abgeneigt – vor allem, wenn es ums Trinken ging. Er starb, wie er lebte: Obwohl der Schauspieler dem Regisseur Ridley Scott versprochen hatte, keinen Tropfen Alkohol während des Filmdrehs anzurühren, zog es ihn am 2. Mai 1999, an seinem freien Sonntag, in den Pub. Schliesslich waren die Dreharbeiten fast zu Ende und ein paar Pints Bier haben noch niemandem geschadet.
Das Pub in Malta, in dem Oliver Reed seine letzten Stunden verbrachte. Quelle: Google Maps Nach lächerlichen acht Pints wollte sich Oliver Reed auf den Weg ins Hotel machen. Da hörte er die fatalen Worte: « Sollen wir eins trinken, Ollie? ». Britische Marineoffiziere haben den Schauspieler bei ihrem Landgang erkannt und wussten um seinen legendären Durst. Nun gab es für Oliver Reed kein Halten mehr. Beim Armdrücken und Palavern mit seinen Landsleuten kippte der Brite ein Dutzend doppelte Rum und eine Flasche Whisky. Der 61-Jährige gewann sogar einige Matches, gab Autogramme und fühlte sich in seinem Element. Nachdem er sich von seinen Trinkkumpanen verabschiedet hatte, forderte der Exzess allerdings seinen Zoll. Oliver Reed kollabierte und starb an einem Herzinfarkt.
Oliver Reed im Jahr 1968. Quelle: Jack de Nijs für Anefo – [1] Dutch National Archives, The Hague, Fotocollectie Algemeen Nederlands Persbureau (ANeFo), 1945-1989, Nummer toegang 2.24.01.05 Bestanddeelnummer 921-9531, CC BY-SA 3.0 nl, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27423662 Einige Szenen mit Antonius Proximo waren allerdings nicht gedreht. Ridley Scott liess deshalb dessen Rolle umschreiben. Ursprünglich war der Tod des Proximo nicht geplant. Mittels digitaler Effekte wurde Reed für die fehlenden Szenen «wiederbelebt».
Oliver Reed war einer der wenigen Menschen, die es wohl mit André the Giant beim Trinken hätten aufnehmen können. Es kursieren zahlreiche Anekdoten über den Durst des Briten. So sollen er und sein Schauspielpartner Alan Bates vor der berüchtigten Ringerszene im Film «Liebende Frauen» je eine Flasche Wodka geköpft haben, um Ihre Hemmungen zu verlieren: Sie mussten die Szene «Füdliblutt» drehen. Zum Video Danach hatte Reed keine Hemmungen mehr. Er liess sich einen Adlerflügel auf sein Gemächt tätowieren und liess keine Gelegenheit aus, die Zeichnung wildfremden Menschen zu präsentieren. Während eines seiner sagenhaften Trinkgelage soll er innerhalb von 24 Stunden unglaubliche 100 Pints Bier gezischt haben. Das sind sage und schreibe 57 Liter! Danach machte er noch einen horizontalen Handstand auf dem Tresen.
Schliessen wir mit den Worten eines wahren Gladiators. So soll Oliver Reed einmal gesagt haben: «Ich habe kein Alkoholproblem. Aber wenn das der Fall wäre und die Ärzte mir sagen würden, dass ich aufhören muss, wäre ich wohl mutig genug, mich ins Grab zu trinken.»
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Freyhänder - zrugg in Schwarz
Diese Rubrik soll Mixologen-Gefühle wecken. Wir nennen keine Masseinheiten. Jeder so, wie es sich richtig anfühlt. Heute mixte ich mir etwas mit viel Power, denn die Inspiration dazu kam, während «Back in Black» von AC/DC aus dem Lautsprecher dröhnte …
Es ist immer ein prickelnder Moment der Spannung! Zuerst durchfluten Ideen zu einem Freyhänder meine Hirnwindungen. Ah nein, das passt nicht dazu, nimm lieber jenes. Irgendwann ist das virtuelle Bild stimmig. Anschliessend folgen die Gedanken zu den Masseinheiten. Was könnte ein Zuviel vom Einen, genauso wie ein Zuwenig vom Anderen den Drink verderben, aus der Balance bringen, zu einem penetranten, singularen Ort hinaustreiben? Und noch Eis? Ja. Wie viel? Nicht viel. Dann gehts los. Und schliesslich steht er vor mir, fertig gemixt, bereit zum Tasting. Ich liebe diesen Moment. Manchmal, immer seltener, entspricht das fertige Produkt nicht der Projektion und das Experiment ist gescheitert. Manchmal ist das Ergebnis sehr lecker, aber nicht genau so wie ich es dachte. Und manchmal – dazu gehört dieser heutige Cocktail – ist das Endergebnis genau so wie ich es mir vorgestellt hatte, und zwar absolut herrlich!
Dieses Video stammt aus der Zeit, als ich AC/DC zum ersten Mal live erlebt hatte, nur mit etwas weniger Zuschauern als hier in Donington … Und zwar exakt acht Tage früher:
Jedenfalls inspirierte mich der Song zum Cocktail. Also, mal schauen, was haben wir da im Zauberkessel drin?
Ein gradioser Roggen-Whisky in Fassstärke (64%)
Ein grandioser Mais-Whisky aus der gleichen Destillerie wie der Roggen-Whisky (46%)
Grand Marnier , also Bitterorangen, Cognac (40%)
Ein Mandellikör, Amaretto (28%)
Caramel-Mou-Likör , also flüssiges Nidlezältli (25%)
Angostura Bitters (45%)
Es versteht sich von selbst, dass der Caramel-Likör die Zutat ist, welche die grösste Gefahr birgt, bei einem Zuviel den Drink zu ruinieren, also Vorsicht! Ich habe den Drink mit einem einzigen Eiswürfel geschüttelt, obwohl die Zutaten einen starken Cocktail ergeben. Man sollte generell massvoll sein bei solch einer Kreation.
Die betörende Süsse des Caramels und des Amarettos wird durch die Bitters und die starken Whiskys ins aromatische Gleichgewicht gebracht. Der Grand Marnier ist der Mittler zwischen diesen Welten. Fazit: Einer meiner liebsten Eigenkreationen. Zur Nachahmung empfohlen. Cheers!
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