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Wermutwolf

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Urban Pro
Ort Zürich
Gegründet 2023
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Mein erstes Mal - J&B RARE

Mein erstes Mal - J&B RARE

Trotz seines Namens ist dieser Scotch alles andere als eine Rarität, er ist vielmehr ein Filmstar. Wohl kein anderer Whisky kommt so oft in Filmen vor wie der J&B Rare. Alles nur Schein oder steckt hinter dem schillernden Glanz auch Tiefe? Das will der Wermutwolf bei seinem ersten Mal mit dem J&B Rare herausfinden.Meine Whisky-Reise verläuft gegen den Strom. Ich wurde nicht mit günstigen Bourbons wie Jack Daniels und preiswerten schottischen Blends wie Johnny Walker, Ballantine’s oder eben J&B Rare gross, bevor ich mich den komplexen Schotten genähert habe. Stattdessen nahm meine Entdeckungsfahrt ihren Anfang bei den torfigen Single Malts. Mittlerweile geniesse ich lieber die fruchtigen Scotch-Whiskys, gönne mir aber auch gelegentlich einen günstigen Wild Turkey 101 und verkoste Whisky-«Sünden» wie den Ballantine’s Finest … der gar nicht mal schlecht war – aber für meinen Geschmack doch etwas zu zahm, zu flach, zu einfach.Gegen den Strom: von edlem, rauchigem Single Malt zu günstigem blended Scotch – kann man machenWarum dann einen weiteren, günstigen Scotch-Blend probieren? Der J&B Rare hat eine Geschichte, die es zu erzählen lohnt und tritt öfter in Filmen auf als der mittlerweile allgegenwärtige Nicolas Cage. Ich kam auf ihn, da ich letzthin das Buch «American Psycho» von Bret Easton Ellis gelesen habe. Der hochgradig gestörte Protagonist Patrick Bateman schlürft darin J&B Rare auf Eis wie unsereiner Kaffee.Ich muss einfach wissen, ob dieser Whisky genauso gestriegelt und herausgeputzt wie Bateman ist. Ob er eine ebenso teuflische, zerbrochene Seele besitzt. Denn besonders gerne trat der J&B Rare in den 70er-Jahren in italienischen «Giallos» auf  – brutale, italienische Thriller mit Horrorelementen und viel nackter Haut.Für Fimfans: Es gibt sogar eine eigene Website zu den zahlreichen Filmauftritten des J&B Rare: jandbinthemovies.com.IM HERZEN EIN ITALIENERDie Geschichte von J&B Rare beginnt denn auch in Italien – mit einer tragischen Liebesgeschichte. Der italienische Brennmeister Giacamo Justerini verliebte sich in die Opernsängerin Margherita Bellini und folgte ihr 1749 von Italien nach England. Leider gelang es ihm nicht, Margheritas Herz zu erobern. Dafür lernte er durch sie seinen zukünftigen Geschäftspartner George Johnson kennen und gründete mit ihm zusammen das Weinhandelsunternehmen Johnson & Justerini. Im Jahr 1831 kaufte Alfred Brooks die Anteile von Johnson und benannte das Unternehmen in Justerini & Brooks um.Eine unerwiderte Liebe brachte den Italiener Giacamo Justerini nach England. Quelle: jbscotch.comBis der J&B Rare das Licht der Welt erblickte, dauerte es allerdings noch ein paar Jahre. Der J&B Rare wurde während der Prohibitionszeit für den amerikanischen Markt kreiert. Allerdings war er fast eine Totgeburt: Denn Eddie Tatham, der Direktor von Justerini & Brooks, wurde in der Grand Central Station in New York mit einer Aktentasche voller Proben verhaftet. Doch er hatte Glück im Unglück: Als er auf Kaution freikam, traf er Charlie Julian, einen Master Blender für Marken wie Chivas Regal. Gemeinsam begannen sie mit der Herstellung von J&B Rare und brachten den Scotch im Jahr 1936 auf den Markt; ganze drei Jahre nach dem Ende der Prohibition. Im J&B Rare stecken insgesamt 42 Single-Malt- und Grain-Whiskys von schottischen Destillerien wie Knockando und Auchroisk. Eine Altersangabe gibt es keine, somit dürfen auch junge, dreijährige Whiskys darin enthalten sein.Die Entstehungsgeschichte des J&B Rare liest sich wie ein RomanSO SCHMECKT DER J&B RARETrotz seines Namens ist der J&B Rare keineswegs selten. Man findet ihn nicht nur in unzähligen Filmen, sondern auch zahlreichen Supermärkten, so etwa bei galaxus.ch für günstige Fr. 23.50. Für den ganz grossen Durst gibt es ihn für unter 100 Franken in der grossen 3-Liter-Jéroboam-Flasche bei Schüwo.Doch lohnt sich der Kauf? In der Nase macht er sich jedenfalls schon mal gut: Er riecht sehr fein und fruchtig – nach Rosinen, Schokolade, Sherry und Karamell. Auch ein wenig Eichenholzduft und sehr subtile Rauchnoten verströmt er. Im Mund ist er weich; wieder mit fruchtigen Noten von Rosinen, Sherry und Karamell. Auch eine Spur Rauch schmecke ich. Er hat eine gute, nicht zu starke Süsse, abgerundet mit etwas Schärfe und wenig Bitterkeit. Der Abgang ist kurz bis mittellang. Mit etwas Eis verstärken sich die Holznoten und ein wenig mehr Rauch wird hervor gekitzelt. Er bleibt aber sehr fruchtig und harmonisch.FAZIT: ERSTAUNLICH GUTIch bin positiv überrascht. Der J&B Rare gefällt mir einiges besser als der Ballantine’s Finest. Er ist nicht so flach und simpel, sondern zeigt Geschmack, Stil und Charakter – sowohl in der Nase als auch im Mund. Er ist zwar nicht komplex, aber ein guter, trinkbarer, leichter, fruchtiger Scotch, der Spass macht und den ich mir wohl wieder kaufen werde.