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Wermutwolf
Wermutwolf
Urban Pro
Ort
Zürich
Gegründet
2023
Follower
2
Wolfstour - DistiSuisse
Liebe Ron Orper, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, eine kurze Ergänzung zum Artikel der letzten Woche, als wir den Kentucky-Bourbon, mit dem Matthew McConaughey assoziiert wurde, behandelten. Nun erreichte uns die News, dass er ins Tequila-Lager gewechselt hat. And this is that...Der Wermutwolf startete vor gut einem halben Jahr, um sich in seinem Revier – der Welt der alkoholischen Getränke – umzusehen, umherzustreifen, zu beobachten, zu lernen und davon zu berichten. Diese Welt besteht auch aus Auszeichnungen, zähflüssigen Award-Shows.Man kennt das in den meisten Branchen: Award-Shows sind praktisch immer eine viel zu lange Angelegenheit. Sie folgen meist starren Stammesregeln, die seit vielen, vielen Jahren ritualisiert vorgetragen werden. Selbst die «Oscars» regen regelmässig zum hochfrequenten Gähnen an. Die vielleicht einzige, löbliche Ausnahme sind die «Golden Globes», bei denen Ricky Gervais den geladenen Reichen und Schönen immer wieder den satirisch zugespitzten Spiegel vorhält:Die DistiSuisse findet alle zwei Jahre statt und ist so etwas wie der Schweizer Brennereien-Oscar. Heuer, am 13. Oktober 2023 (Freitag der 13te!), fand die Prämierung in der schönen, alten «Basler Markthalle» statt, beginnend gegen 16 Uhr.In Basel, genauer Baselland, noch genauer Pratteln, war ich bereits in der Nacht zuvor. Dort veranstaltete eine britische Coverband von Led Zeppelin wieder einmal eins ihrer Z7-Konzerte. Normalerweise bekommt man in den Konzert-/Festival-Locations nicht so tolle Getränke. Die grossen Multis bieten so einiges, wenn man ihre Standard-Schlonze bezieht. Im immer wieder gerne besuchten Z7 bieten sie aktuell jedoch immerhin zwei verschiedene Single Malt-Whiskys an, einen «Oban» und einen «Laphroaig» (10-jährig). Da greift ein Wermutwolf natürlich bei beidem noch so gerne zu!Sogar mein Lieblings-Gin «Amuerte» wird hier ausgeschenkt!Am Tag danach also schon wieder zurück nach Basel. Dieses Mal in die Stadt. Und auch dort gab es guten Whisky. Auch Single Malt Whisky. Und vieles mehr. Doch zuerst wurde unsere Geduld und unser Sitzfleisch auf die Probe gestellt. Die Prämierung dauerte über anderthalb Stunden, wobei ich mich immer wieder fragte, weshalb man verschiedenste verwandte Gattungen nicht zusammenfasst und den Anlass damit würdevoll kürzt. Wobei man so etwas Ähnliches mit Fug und Recht auch über diesen Artikel sagen könnte …Die vielen Kategorien führten dazu, dass in der Kategorie «Aprikosenbrand» nur eine einzige Firma, die Distillerie Morand, für ihren «Abricotine AOP Valais», eine Goldmedaille holte, und man sich so das übliche Ritual vom Couvert öffnen, wer denn wohl den Kategoriensieg ergatterte, auch hätte sparen können …Anstehen, um hineinzukommen, wo Gold vergeben wirdDie dreiköpfige Jazz-Band, welche die verschiedenen Award-Kategorien gekonnt intonierten, bestand klar erkennbar aus versierten Künstlern und hielt uns musikalisch beschwingt bei Laune. Klassiker wie den «Alabama Song» der Doors wurden (instrumental) passend eingespielt. Im Geiste sang man mit: «Show me the way to the next Whisky Bar …»Markus Matzner, seines Zeichens Chefredaktor von Obst und Wein, führte routiniert moderierend durch den Nachmittag, immer wieder erzählend, wie er in der Vorbereitung zur Veranstaltung Chat GPT befragt, und welche meist sinnfreien Antworten er auf seine Fragen erhalten hatte. Der Wermutwolf kann hierzu auch ein Lied dazu singen, zumal diese künstliche Nicht-Intelligenz schwadronierte, dass Wermutwölfe Wesen aus Frank Herberts Kultroman «Dune – Der Wüstenplanet» seien … Die KI äussert sich entgegen dem Mega-Hype sehr oft wie ein Betrunkener im Paulanergarten. Aber okay, dazumals, bei unserem «Zürich Bier Festival»-Artikel, war der Chatbot auf der Höhe seines Könnens, und ziemlich gut drauf, immerhin.Gesamthaft waren es 135 Brennereien (plus 30 % gegenüber letztem Mal), die total 790 Produkte eingereicht hatten. Bei insgesamt 167 Gold- (91–100 Punkte) und 415 Silbermedaillen (81–90 Punkte) in 19 Kategorien ergibt das nach Adam Riese 582 Medaillenträger, was 74 % der eingereichten Proben zu Gewinnern macht, auch wenn die Silbermedaillenträger nicht auf die Bühne rauf durften. Die Teilnahmegebühr beträgt pro eingereichter Probe je nachdem Fr. 240.– (für die 1. Probe), Fr. 220.– (2. bis 4. Probe), oder Fr. 200.– (5. und weitere Proben). Rechnen wir mit durchschnittlich Fr. 220.– pro Probe, ergibt das ein Total von Fr. 173’800.–. Dafür muss man selbstredend etwas bieten können …Die Gruppe von Experten, welche die 790 Produkte innert drei Tagen bewerten durfte/musste, wird wie folgt beschrieben: «Die 30-köpfige Jury unter der Leitung von Jonas Inderbitzin von Agroscope besteht aus geschulten Verkosterinnen und Verkostern, die aus verschiedenen Tätigkeits- und Interessenskreisen kommen (z. B. Brennereiwesen, Wissenschaft, Handel, Gastronomie oder Fachpresse).»Was für ein Beruf!Solche «geschulten Verkoster» scheinen mir einen Platz im Olymp der coolsten Jobs der Welt verdient zu haben, zusammen mit Filmproduzenten, Klub-Besitzern, DJs, Rockmusikern, Profisportlern, Astronauten, Restaurant-Kritikern, Wetterschmöckern, und so weiter.Nach den 19 Goldmedaillen-/Kategorien-Gewinner-Zeremonien kamen noch ein paar Sonder-Awards dazu, dazwischen obligate Comedy-Einlagen, und danach wurden wir in die Freiheit ausgewildert, zum für uns interessanteren Teil, dem Degustationsevent. Für 15 Franken (plus Glas-Depot) kriegte man fünf Jetons, um fünf Lebenswasser nach Gutdünken probieren zu können.Wie furchtlos ein Wermutwolf agiert, war ersichtlich, als Sascha und ich bereits nach dem Start am Stand von Goldmedaillen-Gewinner Orator AG (die mit ihrer Mandarine den Kategoriensieg bei den sogenannten «Sondersorten» und weiteren drei Gold- sowie 18 Silbermedaillen heftig abgeräumt hatten) unser Revier zum total gefährlichen Stand der Distillerie Stillerie hin erweiterten. Die Truppe stammt aus Fleurier, im legendären Absinthe-Mekka Val-de-Travers.Diese Meister ihres Fachs zogen uns unmittelbar in den Bann ihrer hervorragenden Produkte. Drei Absinthes erhielten in der Prämierung Silbermedaillen. Für mich gehörten sie zu den interessantesten Brennern dieses Jahrgangs. Nicht nur waren ihre 60-prozentigen Absinthes exquisit, auch ihre Liköre sind extrem schmackhaft.Ich erwarb ihren Zimtlikör Pandora (Slogan: «Um klarer zu sehen, muss man trüber trinken»), der mit dem blumigen, zugänglichen «Dame Blanche»-Absinthe angereichert ist, und obwohl ich nicht wirklich zu süsslichen Likören neige, verzauberte mich dieser 42-prozentige Likör so sehr, dass ich eine Flasche davon kaufen musste. Es ist eine zutiefst betörende Mischung aus süsslichem Zimtlikör und lieblichem, doch herb-komplexem Absinthe, die einen echt schwer zu umschreibenden Wow-Effekt auslöst. Grandios! Auch in Tiki-Cocktails wird mir diese tolle Kreation noch viel Freude bereiten, garantiert. Doch auch pur on the rocks ein Hochgenuss! Der Drink erinnert daran, dass die mythische Pandora nicht einfach die Übel dieser Welt auf die Menschen losgelassen hat, sondern ursprünglich als Göttin der Erde verehrt wurde, die alle lebensnotwendigen Dinge bringt.Wir verkosteten noch manches mehr, doch vor allem Lokalmatador Tobias Buser von der Stadtbrennerei & Stadtkeller Trink GmbH flashte uns mit der einzig wahren Magie: Pure, unverfälschte Authenzität! An einem marketinggetränkten Tag wie diesem empfanden wir Tobias wie einen Schwall erfrischenden Quellwassers im Gesicht, der uns wieder ins Hier und Jetzt fokussieren liess, nie um einen ironischen Spruch verlegen. Grossartig! Wir verkosteten unter anderem seinen Alpenkräuterbitter (nomen est omen, muss man mögen – und mit Wasser verdünnen) wie auch seinen 75-prozentigen (sic!) Absinth. Ich ersteigerte seinen London Dry Gin, da ich zu Hause erstaunlicherweise fast keinen Gin mehr vorrätig hatte, und weil sein geniales Anti-Marketing einfach unwiderstehlich ist.Brenner und Chefredaktor beim FachsimpelnDer Name seines Gins: «Gift»! In einer altmodischen Schrift, auf einer Apothekerflasche. I love it!!! Während ich diese Zeilen in die Tasten haue, trinke ich einen Gin-Tonic davon, mit Fever Tree Light-Tonic Water gemixt. Sehr fein! Sehr erfrischend. Klassisch. Gradlinig. Beschreibung: «Mit ausschliesslich in Mitteleuropa (nördlich der Alpen) heimischen Zutaten. Neben dem Hauptakteur Wacholder sorgen die Gundelrebe und die Eberraute für frische, zitrische Aspekte und bringen, zusammen mit den Sellerieblättern, die Kräuternote. Pappelknospen runden als balsamische Komponente ab. Engelsüsswurz und Enzianwurzel sorgen für Körper und Würze.» Kaufempfehlung!Endlich wieder Gift im (Kühl-)Schrank …Was mir ebenfalls noch viel Freude in Tiki-Cocktails bereiten wird, ist der Candy Rum von Z’graggen, der wegen seines Holzgeschmacks eine spezielle Note verströmt, und ähnlich süss runtergeht wie der Zimtlikör aus dem Jura. Und ja, ganz ehrlich, an viel mehr der diversen Stände kann ich mich nicht mehr erinnern. Der an die Award-Show anschliessende Steh-Apéro hatte viele Leckereien im Angebot, doch auch daran kann ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern. Under the influence …Ah ja, wer gewonnen hat, kann man hier nachlesen, denn nur schon den Titel «Brennerei des Jahres» gewannen neun verschiedene Destillerien:https://distisuisse.ch/wp-content/uploads/2023/10/DistiSuisse_23_Resultateliste_nach_Kategorie.pdf
Wolfstour - DistiSuisse
Liebe Ron Orper, bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, eine kurze Ergänzung zum Artikel der letzten Woche , als wir den Kentucky-Bourbon, mit dem Matthew McConaughey assoziiert wurde, behandelten. Nun erreichte uns die News, dass er ins Tequila-Lager gewechselt hat. And this is that... Der Wermutwolf startete vor gut einem halben Jahr, um sich in seinem Revier – der Welt der alkoholischen Getränke – umzusehen, umherzustreifen, zu beobachten, zu lernen und davon zu berichten. Diese Welt besteht auch aus Auszeichnungen, zähflüssigen Award-Shows.
Man kennt das in den meisten Branchen: Award-Shows sind praktisch immer eine viel zu lange Angelegenheit. Sie folgen meist starren Stammesregeln, die seit vielen, vielen Jahren ritualisiert vorgetragen werden. Selbst die «Oscars» regen regelmässig zum hochfrequenten Gähnen an. Die vielleicht einzige, löbliche Ausnahme sind die «Golden Globes», bei denen Ricky Gervais den geladenen Reichen und Schönen immer wieder den satirisch zugespitzten Spiegel vorhält:
Die DistiSuisse findet alle zwei Jahre statt und ist so etwas wie der Schweizer Brennereien-Oscar. Heuer, am 13. Oktober 2023 (Freitag der 13te!), fand die Prämierung in der schönen, alten «Basler Markthalle» statt, beginnend gegen 16 Uhr. In Basel, genauer Baselland, noch genauer Pratteln, war ich bereits in der Nacht zuvor. Dort veranstaltete eine britische Coverband von Led Zeppelin wieder einmal eins ihrer Z7-Konzerte. Normalerweise bekommt man in den Konzert-/Festival-Locations nicht so tolle Getränke. Die grossen Multis bieten so einiges, wenn man ihre Standard-Schlonze bezieht. Im immer wieder gerne besuchten Z7 bieten sie aktuell jedoch immerhin zwei verschiedene Single Malt-Whiskys an, einen «Oban» und einen «Laphroaig» (10-jährig). Da greift ein Wermutwolf natürlich bei beidem noch so gerne zu!
Sogar mein Lieblings-Gin « Amuerte » wird hier ausgeschenkt! Am Tag danach also schon wieder zurück nach Basel. Dieses Mal in die Stadt. Und auch dort gab es guten Whisky. Auch Single Malt Whisky. Und vieles mehr. Doch zuerst wurde unsere Geduld und unser Sitzfleisch auf die Probe gestellt. Die Prämierung dauerte über anderthalb Stunden, wobei ich mich immer wieder fragte, weshalb man verschiedenste verwandte Gattungen nicht zusammenfasst und den Anlass damit würdevoll kürzt. Wobei man so etwas Ähnliches mit Fug und Recht auch über diesen Artikel sagen könnte … Die vielen Kategorien führten dazu, dass in der Kategorie «Aprikosenbrand» nur eine einzige Firma, die Distillerie Morand , für ihren «Abricotine AOP Valais», eine Goldmedaille holte, und man sich so das übliche Ritual vom Couvert öffnen, wer denn wohl den Kategoriensieg ergatterte, auch hätte sparen können …
Anstehen, um hineinzukommen, wo Gold vergeben wird Die dreiköpfige Jazz-Band, welche die verschiedenen Award-Kategorien gekonnt intonierten, bestand klar erkennbar aus versierten Künstlern und hielt uns musikalisch beschwingt bei Laune. Klassiker wie den «Alabama Song» der Doors wurden (instrumental) passend eingespielt. Im Geiste sang man mit: «Show me the way to the next Whisky Bar …» Markus Matzner, seines Zeichens Chefredaktor von Obst und Wein , führte routiniert moderierend durch den Nachmittag, immer wieder erzählend, wie er in der Vorbereitung zur Veranstaltung Chat GPT befragt, und welche meist sinnfreien Antworten er auf seine Fragen erhalten hatte. Der Wermutwolf kann hierzu auch ein Lied dazu singen, zumal diese künstliche Nicht-Intelligenz schwadronierte, dass Wermutwölfe Wesen aus Frank Herberts Kultroman «Dune – Der Wüstenplanet» seien … Die KI äussert sich entgegen dem Mega-Hype sehr oft wie ein Betrunkener im Paulanergarten. Aber okay, dazumals, bei unserem «Zürich Bier Festival»-Artikel , war der Chatbot auf der Höhe seines Könnens, und ziemlich gut drauf, immerhin.
Gesamthaft waren es 135 Brennereien (plus 30 % gegenüber letztem Mal), die total 790 Produkte eingereicht hatten. Bei insgesamt 167 Gold- (91–100 Punkte) und 415 Silbermedaillen (81–90 Punkte) in 19 Kategorien ergibt das nach Adam Riese 582 Medaillenträger, was 74 % der eingereichten Proben zu Gewinnern macht, auch wenn die Silbermedaillenträger nicht auf die Bühne rauf durften. Die Teilnahmegebühr beträgt pro eingereichter Probe je nachdem Fr. 240.– (für die 1. Probe), Fr. 220.– (2. bis 4. Probe), oder Fr. 200.– (5. und weitere Proben). Rechnen wir mit durchschnittlich Fr. 220.– pro Probe, ergibt das ein Total von Fr. 173’800.–. Dafür muss man selbstredend etwas bieten können … Die Gruppe von Experten, welche die 790 Produkte innert drei Tagen bewerten durfte/musste, wird wie folgt beschrieben: «Die 30-köpfige Jury unter der Leitung von Jonas Inderbitzin von Agroscope besteht aus geschulten Verkosterinnen und Verkostern, die aus verschiedenen Tätigkeits- und Interessenskreisen kommen (z. B. Brennereiwesen, Wissenschaft, Handel, Gastronomie oder Fachpresse).»
Was für ein Beruf! Solche «geschulten Verkoster» scheinen mir einen Platz im Olymp der coolsten Jobs der Welt verdient zu haben, zusammen mit Filmproduzenten, Klub-Besitzern, DJs, Rockmusikern, Profisportlern, Astronauten, Restaurant-Kritikern, Wetterschmöckern, und so weiter. Nach den 19 Goldmedaillen-/Kategorien-Gewinner-Zeremonien kamen noch ein paar Sonder-Awards dazu, dazwischen obligate Comedy-Einlagen , und danach wurden wir in die Freiheit ausgewildert, zum für uns interessanteren Teil, dem Degustationsevent. Für 15 Franken (plus Glas-Depot) kriegte man fünf Jetons, um fünf Lebenswasser nach Gutdünken probieren zu können.
Wie furchtlos ein Wermutwolf agiert, war ersichtlich, als Sascha und ich bereits nach dem Start am Stand von Goldmedaillen-Gewinner Orator AG (die mit ihrer Mandarine den Kategoriensieg bei den sogenannten «Sondersorten» und weiteren drei Gold- sowie 18 Silbermedaillen heftig abgeräumt hatten) unser Revier zum total gefährlichen Stand der Distillerie Stillerie hin erweiterten. Die Truppe stammt aus Fleurier, im legendären Absinthe-Mekka Val-de-Travers.
Diese Meister ihres Fachs zogen uns unmittelbar in den Bann ihrer hervorragenden Produkte. Drei Absinthes erhielten in der Prämierung Silbermedaillen. Für mich gehörten sie zu den interessantesten Brennern dieses Jahrgangs. Nicht nur waren ihre 60-prozentigen Absinthes exquisit, auch ihre Liköre sind extrem schmackhaft. Ich erwarb ihren Zimtlikör Pandora (Slogan: «Um klarer zu sehen, muss man trüber trinken»), der mit dem blumigen, zugänglichen «Dame Blanche»-Absinthe angereichert ist, und obwohl ich nicht wirklich zu süsslichen Likören neige, verzauberte mich dieser 42-prozentige Likör so sehr, dass ich eine Flasche davon kaufen musste. Es ist eine zutiefst betörende Mischung aus süsslichem Zimtlikör und lieblichem, doch herb-komplexem Absinthe, die einen echt schwer zu umschreibenden Wow-Effekt auslöst. Grandios! Auch in Tiki-Cocktails wird mir diese tolle Kreation noch viel Freude bereiten, garantiert. Doch auch pur on the rocks ein Hochgenuss! Der Drink erinnert daran, dass die mythische Pandora nicht einfach die Übel dieser Welt auf die Menschen losgelassen hat, sondern ursprünglich als Göttin der Erde verehrt wurde, die alle lebensnotwendigen Dinge bringt.
Wir verkosteten noch manches mehr, doch vor allem Lokalmatador Tobias Buser von der Stadtbrennerei & Stadtkeller Trink GmbH flashte uns mit der einzig wahren Magie: Pure, unverfälschte Authenzität! An einem marketinggetränkten Tag wie diesem empfanden wir Tobias wie einen Schwall erfrischenden Quellwassers im Gesicht, der uns wieder ins Hier und Jetzt fokussieren liess, nie um einen ironischen Spruch verlegen. Grossartig! Wir verkosteten unter anderem seinen Alpenkräuterbitter (nomen est omen, muss man mögen – und mit Wasser verdünnen) wie auch seinen 75-prozentigen (sic!) Absinth. Ich ersteigerte seinen London Dry Gin, da ich zu Hause erstaunlicherweise fast keinen Gin mehr vorrätig hatte, und weil sein geniales Anti-Marketing einfach unwiderstehlich ist.
Brenner und Chefredaktor beim Fachsimpeln Der Name seines Gins: «Gift»! In einer altmodischen Schrift, auf einer Apothekerflasche. I love it!!! Während ich diese Zeilen in die Tasten haue, trinke ich einen Gin-Tonic davon, mit Fever Tree Light-Tonic Water gemixt. Sehr fein! Sehr erfrischend. Klassisch. Gradlinig. Beschreibung: «Mit ausschliesslich in Mitteleuropa (nördlich der Alpen) heimischen Zutaten. Neben dem Hauptakteur Wacholder sorgen die Gundelrebe und die Eberraute für frische, zitrische Aspekte und bringen, zusammen mit den Sellerieblättern, die Kräuternote. Pappelknospen runden als balsamische Komponente ab. Engelsüsswurz und Enzianwurzel sorgen für Körper und Würze.» Kaufempfehlung !
Endlich wieder Gift im (Kühl-)Schrank … Was mir ebenfalls noch viel Freude in Tiki-Cocktails bereiten wird, ist der Candy Rum von Z’graggen , der wegen seines Holzgeschmacks eine spezielle Note verströmt, und ähnlich süss runtergeht wie der Zimtlikör aus dem Jura. Und ja, ganz ehrlich, an viel mehr der diversen Stände kann ich mich nicht mehr erinnern. Der an die Award-Show anschliessende Steh-Apéro hatte viele Leckereien im Angebot, doch auch daran kann ich mich nur noch bruchstückhaft erinnern. Under the influence … Ah ja, wer gewonnen hat, kann man hier nachlesen, denn nur schon den Titel «Brennerei des Jahres» gewannen neun verschiedene Destillerien: https://distisuisse.ch/wp-content/uploads/2023/10/DistiSuisse_23_Resultateliste_nach_Kategorie.pdf
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Promi(lle) im Glas - Matthew McConaughey's Wild Turkey Longbranch
Machten Berühmtheiten früher primär durch ihren Alkoholkonsum von sich reden, wollen sie heute mit Hochprozentigem auch Geld verdienen. Doch der Wermutwolf lässt sich von Stars und Sternchen nicht blenden: Wir testen, ob die Promi-Abfüllungen wirklich trinkbar sind. Kann der texanische Schauspieler Matthew McConaughey tatsächlich Kentucky-Bourbon?
Knöpfe ich mir eine Promi-Abfüllung vor, scheint ein Fluch im Spiel: Marilyn Manson trinkt seinen eigenen Absinth nicht mehr und Matthew McConaughey hat Ende 2022 seine Partnerschaft mit Wild Turkey beendet . Doch ein Wermutwolf lässt sich nicht durch einen Fluch einschüchtern; er stürzt sich unerschrocken auf verhexte Tränke. Beim Mansinthe hat es sich gelohnt. Der wird ausserdem weiterhin produziert, genau wie der Wild Turkey Longbranch; dieser einfach ohne Unterschrift von Matthew McConaughey auf dem Etikett. Das kann auch ein Vorteil sein: Man muss sich beim Lesen des Etiketts nicht mehr fragen, wie man den Zungenbrecher «Matthew McConaughey» ausspricht (man sagt: «ma·thyoo-muh·kaw·nuh·hay»). Der Nachteil: Der Name war ein perfekter Alkoholpegelmesser: Kannst Du ihn nicht mehr lesen oder aussprechen, solltest Du die Flasche ins Regal zurückstellen. Apropos Flasche: Das massive Glas macht was her. Der bernsteinfarbene Bourbon kommt dank kleinem Etikett perfekt zur Geltung, mit dem riesigen Zapfen könnte man eine Elefantenbüchse laden. Auch «Hangover»-Star und Komiker Zach Galifianakis hat Probleme mit dem Namen von Matthew McConaughey:
Matthew McConaughey: Between Two Ferns with Zach Galifianakis Zu Matthew McConaughey muss man nicht viele Worte verlieren: Er ist ein begnadeter, vielseitiger Schauspieler mit Gespür für tolle Rollen. Er brillierte in grossartigen Filmen wie «Confusion – Sommer der Ausgeflippten», «Killer Joe», «Dallas Buyers Club» (der brachte ihm eine Oscar-Auszeichnung ein), «The Wolf of Wall Street», «Interstellar» und «The Gentlemen». Ein persönlicher Favorit von mir ist «Beach Bum», in dem er den Wermutwolf so richtig rauslässt – zusammen mit dem Rapper Snoop Dogg, mit dem er sich auch sonst bestens zu verstehen scheint.
Carpool Karaoke: The Series – Snoop Dogg & Matthew McConaughey
Wenn das kein Wermutwolf ist! Mehr gibts zum Wild Turkey Longbranch zu erzählen: Dieser Bourbon wurde 2016 von Wild Turkeys Master Distiller Eddie Russel und Matthew McConaughey kreiert, der damals «Cultural Tastemaker» (zu Deutsch «Posterboy») beim «Truthahn» war. Ihr Ziel: Einen Kentucky Bourbon auf einen Roadtrip nach Texas zu schicken. Doch lassen wir die beiden selbst zu Worte kommen:
So ist die Idee zum Longbranch entstanden. Und so ist Matthew McConaughey entstanden:
Matthew McConaughey und seine Mutter Das Spezielle am Longbranch: Er wird mit amerikanischer Eichenholzkohle und der in Texas beliebten Mesquite-Holzkohle «verfeinert», was wohl gefiltert meinen soll – ähnlich wie es beim Tennessee-Whiskey mit Zuckerahornkohle gehandhabt wird (Jack Daniel’s lässt grüssen). Nur ein Marketing-Gag? Mitnichten: Das Filtern durch Holzkohle macht den Alkohol weicher und süsser. Die Macher schwärmen denn auch von einem süssen Bouquet mit subtilen Muskatnuss- und Karamellnoten, einem Hauch von Eiche und einem weichen Abgang. Was riecht und schmeckt der Wermutwolf ? Die Hauptrolle in der Nase spielen ganz klar Vanille und Eichenholz, dahinter verstecken sich etwas schüchtern Marzipan und Rosinen. Um Kohle zu erschnüffeln, muss man sich anstrengen. Im Mund tanzen vorwiegend Vanille und Eichenholz auf der Zunge, begleitet von viel Süsse und einem sehr dezenten Russgeschmack. Typisch für einen Whiskey mit 43 Volumenprozent gibts ein leichtes Brennen; das muss bei einem Bourbon so sein. Beim Abgang – wenn wundert’s – bleiben Vanille und Eichenholz lange hängen, hinzu kommt eine leichte Bitterkeit gepaart mit Süsse. Müsste ich den Wild Turkey Longbranch mit einem Satz beschreiben: Er erinnert mich an einen Disney-Film: gute Unterhaltung, aber wenig Komplexität. Mir ist der Vanilleduft zu viel. Er ist so aufdringlich wie das zu stark aufgetragene Aftershave des Büronachbarn. Wer das mag, findet im Longbranch einen süffigen, süssen, gut trinkbaren Bourbon. Ich brauche Ecken und Kanten. Ich will keine Zuckerwatte, sondern Lakritz. Darum habe ich den Longbranch nicht nur pur probiert, sondern auch als:
Im Gold Rush tritt der Vanille-Hammer zugunsten von mehr Komplexität zurück. So gefällt mir den Longbranch schon besser. Die Vanilleparfümwolke tritt zurück … aber das Eis, der Sirup und der Zitronensaft schwächen ihn zu sehr. Ein stärkerer Bourbon würde sich mehr durchsetzen. Deshalb habe ich den Schauspieler Matthew McConaughey mit dem Schockrocker Marilyn Manson zusammengebracht:
So schmeckt der Longbranch fantastisch. Der Absinth bringt so richtig Leben ins langweilige Disneyland. Cheers!
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Die Wahlen mit einem Tiki-Cocktail runterspülen...
Liebe Ron Orper, aus aktuellem Anlass kandidiere ich hiermit - nicht wirklich ernsthaft, nur spasseshalber für diese Woche, viel zu spät und ohne Aussicht auf Erfolg - für den Nationalrat, unter meinem Tiki-Pseudonym "El Danilo Libre". Ja klar, normalerweise halten wir vom Wermutwolf uns mehr oder weniger an die alte Bar-Regel, "no politics, no religion", aber nunja, heute und in vier Jahren halt mal nicht.
Aber lest am besten zuerst meinen Waiana-Kneipentour-Artikel, vor allem wem "Tiki" nicht bekannt ist, um den Begriff zu verstehen (und um eines freudigen Tages in die beschriebene Bar einzukehren!): https://wermutwolf.ch/2023/10/01/kneipentour-beste-cocktail-bars-3/ Gelesen? Gut, wohlan! Tiki ist also Eskapismus, Weltflucht, und seien wir mal ehrlich: Wem ist nach Finanzkrisen, Corona, Ukraine, Inflation, Mietzinserhöhungen, Israel-Palästina, etc. nicht etwas nach Weltflucht zumute? Und jetzt also auch noch Schweizer Wahlen, passenderweise zeitnah zu Halloween, mannohmann... Deshalb habe ich mir heute einen zünftigen "Freyhänder"-Tiki-Cocktail mit diesen Zutaten gemixt:
Da haben wir also zwei verschiedene Arten Rum, einer davon spiced, dann Captain Morgan-Tiki, grüne Banane-Bols-Likör, Bitters, Tikigeschmack-Sprühspray, Limetten- und Grapefruitsaft. Ein Gaumenschmeichler, der einen zumindest gefühlt weg von der grusligen Welt der Politik, hin zu einem polynesischen Strand entführt.
Selbstverständlich wäre meine erste Amtshandlung die Abschaffung der Alkoholsteuer, entsprechenden Werbeverboten und ähnlichem Unsinn anzustreben. Ehrewöde! Schon wäre die Kaufkraft enorm gesteigert.
Und nun also das weitere Programm meiner fiktiven "Tikieiay"-Partei:
Verbot von Wahlplakaten! Ich weiss doch, dass ihr auch so empfindet: Monatelang alle diese Politikerköpfe anschauen zu müssen, ist seelische Grausamkeit, erfüllt keinerlei sachlichen Zweck und verschandelt die Umwelt sowie das ästhetische Empfinden. Im Fall meiner fiktiven Wahl gäbe es einfach eine Webseite, wo jeder Kandidat darlegen könnte, weshalb man ausgerechnet ihm/ihr die Stimme geben sollte - am besten ohne Portrait-Fotos dazu, und falls doch, dann in Tiki-Verkleidung...
Lobbyismus/Bestechung muss gekennzeichnet werden! Diese Idee übernehme ich vom grossartigen Komiker Robin Williams - RIP - der einst meinte, Politiker müssten wie Formel 1-Fahrer Plaketten von ihren "Sponsoren" auf der Jacke - oder wenn dort nicht genug Platz ist, auch auf den Hosen, dem Hemd, der Stirn - klar sichtbar tragen.
Lesen soll gefördert werden! Vernünftige Diskussionen werden rarer. "Tikieiay" propagiert Debattierklubs und die Verbesserung kognitiver Fähigkeiten - mit oder ohne alkoholischem Doping. Mündige Bürger kriegt man aber nur über den Bildungsweg. Nachdem wir mit obigem Punkt den Lobbyismus zurückgedrängt haben, ist plötzlich jede Menge Kohle vorhanden, so echt viel Schotter! Damit wird ein Amt geschaffen, welches auf Wunsch der Bürger gratis Bücher verschickt. Ohne behördliche Auswahl, ohne Zensur, ohne Denkverbote. Wenn jemand etwas lesen will, soll er das kostenfrei können. Wie beispielsweise das im Bild ersichtliche, hervorragende Werk von Mark Twain, "Post aus Hawaii", seine Reiseberichte aus dem 19. Jahrhundert, als er dort mehrere Monate verbrachte. Ausschnitt: "Die mir zugeteilte Reiseausrüstung begann mit einem Matrosenanzug, einer Kiste Wein, einer kleinen Auswahl gesundheistsfördernder Liköre und Brandy, einigen Zigarrenschachteln, einem Päckchen Zündhölzer, einer schönen Zahnbürste und einem Stück Seife und endete mit einem Paar Socken." Na also, früher wusste man, was adäquates Reisegepäck ist!
Talent-Subventionen à gogo! Wenn jemand etwas erlernen will, wird das gefördert, völlig egal was es ist. Ich, beispielsweise, lerne gerade Ukulele spielen. Das klingt nun vielleicht nicht nach etwas extrem Nützlichem, verbreitet aber ungemein gute Laune, und gute Laune ist im Tiki-Universum etwas vom wichtigsten überhaupt! Wieso wählen wir gewisse Politiker? Weil wir der Illusion anhängen möchten, dass sie dafür sorgen, dass es uns, unseren Kindern, Enkelkindern und allen anderen gut geht. Dass wir uns in Ruhe entwickeln und das Leben geniessen können. Das ist der Geist von Tiki.
Und wenn es am Wahlabend ganz dicke kommt, einfach den Fernseher abschalten, einen Tiki-Cocktail mixen und gute vier Stunden lang mit diesem YouTube-Videoclip wieder runterkommen:
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Wie bechern die Schweizer?
Heute geht es um trockene Marktforschungszahlen. Doch denkt dran: Ein trockener Champagner kann auch prickelnd sein! Zuerst ein paar Werte zu Bier. Ich mag Bier, hehe. In der Schweiz konsumieren wir ungefähr je 40% Flaschen- und Dosen-Bier, sowie 20% Fass-Bier.
Was mich immer wieder irritiert, ist dass noch immer 70% des konsumierten Bierstils konventionelle, helle Lager sind. Gaaaanz langsam macht die Schweiz zwar (Fort-)Schritte hin zu einer diverseren Bierkultur, doch alte Gewohnheiten sitzen tief. Meine Lieblingssorte, IPA's (India Pale Ale) macht nur knapp läppische 2% aus, und dies auch nur im Verbund mit Stouts, die ich nicht wirklich mag. Amber-Biere stehen sogar mit nur knapp über einem Prozent da.
Auswärts wird nur noch ein Drittel der Biere konsumiert (Gastro), zwei Drittel zuhause (Detailhandel). Zehn Jahre vorher war das Verhältnis noch 50/50. Alkoholfreie Biere - für mich eine Travestie wie vegetarische Würste für andere Leute - notieren bereits mit knapp 6 Prozentpunkten, Tendenz steigend. In den letzten Jahren legte Bier um etwa einen Fünftel zu, sowohl bei Männern wie auch bei Frauen. Bier liegt also immer mehr im Trend. Verständlich. ich mag Bier, hehe.
Mit Abstand die meisten Bierbrauereien gibt es im Kanton Bern, über 200. Danach folgen Zürich, Aargau und Waadt. Die Schweiz verfügt über die mit riiiiiiiiiiiiesigem Abstand höchste Bierbrauereidichte Europas, und zwar sind das satte 146 pro eine Million Einwohner. Die Tschechen sind ja quasi die Götter des Bierkonsums, und die folgen abgeschlagen auf Rang 2 mit im Vergleich kümmerlichen 57 Brauereien pro Million Einheimischer. 1990 wurde hierzulande pro Kopf noch über 70 Liter Bier pro Jahr und Bürger runtergegurgelt. Mittlerweile stehen wir bei etwas über 50 Liter. Das sind für Wermutwölfe beunruhigende Tendenzen, wie auch bei den alkoholfreien Varianten...
Hier die Top 10 der in in Helvetia regelmässig konsumierten Biere: 1. Appenzeller (z.B. Quöllfrisch): 1'435'000 Menschen 2. Feldschlösschen: 1'201'000 3. Chopfab: 445'000 4. Birra Moretti: 394'000 5. Calanda: 351'000 6. Corona: 289'000 7. Eichhof: 257'000 8. Schützengarten: 229'000 9. Eve: 197'000 10. Somersby: 177'000 Wer es somit knapp nicht in die Top 10 schafft, ist erstaunlicherweise Heineken, auf Rang 11 mit 162'000 Konsumenten, welche das Mainstream-Bier, welches gefühlt überall verfügbar ist, regelmässig runterspülen. Müssen sie aber auch nicht, da ihnen ja so einiges gehört, wie bspw. Calanda, Eichhof, Haldengut, Ittinger, Birra Moretti, und so weiter... Global kämpft der Konzern mit fallenden Umsätzen, aktuell minus 8,6% Gewinn, doch mit gut 250 Biersorten im Portfolio wird der Konzern sicher weiterhin gut über die Runden kommen.
Es gibt nur minim mehr Konsumenten von Schweizer Bier als von ausländischem Gerstensaft (3,553 Mio. vs. 3,059 Mio.), doch im praktisch täglichen Konsum trennt sich dann der Malz vom Hopfen (478'000 vs. 116'000). So, und nun auch noch zu anderen Getränkegattungen als nur Bier. Dafür müsst ihr in unsere Wolfshöhle kommen, wo wir brandaktuelle Forschungsdaten ausgewertet haben. Zu Beginn stellen wir diesbezüglich Schweizer Männer den Frauen gegenüber. Weitere Vergleiche (Alter, Regionen, Bildung, etc.) folgen. Cheers! Quellen: Schweizer Brauerei-Verband, WEMF AG für Werbemedienforschung
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Wolfstour - ETTER
Der Wermutwolf geht auf Tour und besucht bekannte Schweizer Destillerien. Denn wir trinken nicht nur gerne, sondern uns interessiert auch, woher der Inhalt in unserem Glas stammt und wie er hergestellt wird. Zehn gute Gründe, wieso sich ein Destilleriebesuch unbedingt lohnt und einer, wieso ihr diesen Artikel unbedingt lesen solltet: Wir verschenken etwas sehr, sehr Leckeres.
ETTER-Geschäftsführer Gabriel Galliker-Etter zeigt uns, mit welchen Aufgaben sein morgiger Arbeitstag beginnen wird... *Neid* Den hervorragenden Whisky der Zuger Destillerie ETTER SOEHNE AG haben wir bereits vorgestellt. Doch ETTER kann viel mehr; Rum, Gin, Liköre … die grosse Leidenschaft des Geschäftsleiters Gabriel Galliker-Etter sind allerdings Fruchtbrände, und sein Steckenpferd ist Kirsch. Ich weiss, was ihr jetzt denkt: «Das trinken doch nur alte Stumpen-rauchende Männer in ihrem Kaffee!».
Das beeindruckende Rohstoff-Lager Dann habt ihr noch nie richtig feine, edle Fruchtbrände genossen. Und das ist schade. Denn die Schweiz ist Fruchtbrandland. Bei uns wachsen Kirschen, Äpfel, Birnen, Pflaumen, Zwetschgen und Aprikosen. Eine gute Brennerei bringt deren Geschmack unverfälscht und ausdrucksstark ins Glas.
Neugierig geworden? In diesem Fall solltet ihr wie wir unbedingt einmal eine Destillerie besuchen. In Brennereien wie ETTER gibt es einen Shop, in dem ihr das gesamte Sortiment findet und oft das eine oder andere Schlückchen probieren könnt. Vielfach lassen sich sogar Destilleriebesichtigungen buchen. Doch es gibt noch viel mehr Gründe, wieso sich ein Besuch einer Schweizer Destillerie lohnt.
Regale voll mit flüssigem Glück... Die zehn Gründe sowie die Geschenke für die Geschwinden findet ihr hier in der Wolfshöhle .
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Entdeckungsreise Schweizer Whisky: Langatun
Bei Whisky denken die meisten an Schottland, Irland, die USA und vielleicht Japan. Doch für das goldene Lebenswasser muss man nicht so weit reisen; die kleine Schweiz kann Whisky ganz gross. Entdeckt mit uns die besten Schweizer Abfüllungen. Den Start hier bei Ron Orp macht die Langatun Distillery aus Aarwangen im Kanton Bern. Für die weiteren, bereits erschienenen Teile dieser Serie könnt ihr uns gerne in unserer Wermutwolf-Höhle besuchen kommen.
Es ist erstaunlich: In der Schweiz darf Whisky erst seit 1999 hergestellt werden. Ganze 60 Jahre lang war es hier verboten, Getreide und Kartoffeln zu destillieren. Die Schweizer Regierung fasste diesen Beschluss während des Zweiten Weltkriegs, um eine Nahrungsmittelknappheit zu verhindern. Seltsamerweise fiel das Brauen von Bier nicht darunter … oder zum Glück: Denn wo Bier gebraut wird, ist Whisky nicht weit. Für beides braucht es Gerstenmalz. Und so fasste Braumeister und Langatun-Gründer Hans Baumberger III im Jahr 2005 den Entschluss, einen Schweizer Whisky herzustellen. Ein echter Whisky muss mindestens drei Jahre im Holzfass reifen (dazu interessant unser Wissens-Artikel zu «Holz» ). Der erste Langatun-Whisky, der «Olde Deer», kam also 2008 auf die Welt (die ganze spannende Geschichte lest Ihr hier ).
Der erste Whisky von Langatun, damals noch mit dem Buchstaben E im «Old» Seit damals hat sich Langatun einen Namen gemacht – und was für einen: Der Whiskykönig Jim Murray hat die Destillate aus Aarwangen in seiner « Whisky Bible » mehrmals geadelt und im Standardwerk « Malt Whisky » von Michael Jackson heimste der goldene Nektar aus dem Kanton Bern Bestnoten ein. Doch ein Wermutwolf lässt sich von Koryphäen nicht einschüchtern und bildet sich sein eigenes Urteil. Ausserdem haben wir einige Whiskys probiert, die weder bei Jim Murray noch in «Malt Whisky» zu finden sind; die sympathischen Berner haben uns freundlicherweise eine Tasting-Box mit fünf ihrer edlen Tropfen zugeschickt. Das « Langatun–Whisky–Geschenkset » mit 5 × 5 cl gibts für 42 Franken. Enthalten sind:
Old Deer – Classic Whisky
Old Crow – Peated Whisky
Old Wolf – Smoky Whisky
Old Woodpecker – Organic Whisky
Jacob’s Dram
Ihr seht, Langatun bietet mittlerweile einen ganzen Tierpark an Whiskys an. Im Shop unter langatun.ch findet Ihr noch einiges mehr: etwa diverse Spezialabfüllungen sowie ältere Tropfen, die über zehn Jahre im Fass gereift sind. Diese zählen zu den ältesten Schweizer Whiskys (Ihr wisst: das Verbot bis 1999). Die fünf Whiskys aus der Tasting-Box geben aber bereits einen ausgezeichneten Überblick über den bevorzugten Stil von Langatun: süss-fruchtig, komplex und weich. Einen Versuch wert sind alle, doch bei meinem Tasting habe ich ein paar Lieblingstiere entdeckt (und es ist leider nicht der Wolf). OLD DEER
Der «Alte Hirsch» war Langatuns erster Whisky und bleibt einer ihrer besten. So mächtig wie der König der Wälder prangt er mit seinen 46 Volumenprozenten im Glas (es gibt auch eine Version mit 40 und eine mit 59,7 %). Den Aufenthalt in Sherry- und Chardonnay-Fässern haben ihn verführerisch parfümiert: fruchtig-süsses Malz, Rosinen, Eichenholz, Karamell, Vanille, Schokolade, blumige Noten. Was so gut riecht, muss auch gut schmecken. Und das tut der «Old Deer». Im Mund ist er weich und süss. Man nimmt Eichenholz, wenig Vanille, etwas mehr Rosinen und Karamell wahr. Im langanhaltenden Abgang besticht er durch Süsse, Frucht und leichte Würze. Für mich kann es der «Old Deer» problemlos mit Schotten aus der Speyside wie einem 12-jährigen Glenfarclas aufnehmen, übertrumpft diesen sogar. Seine Jugend ist zwar spürbar («Old» ist er nur dem Namen nach), die macht er aber durch seine Vielschichtigkeit und Komplexität mehr als wett. Und die 46 Volumenprozente verleihen ihm den perfekten Kick, ohne zu überwältigen. Prädikat: ausgezeichnet. OLD CROW
Im Keltischen ist die Krähe ein Symbol für die Verbindung zwischen zwei Welten. Das passt: Denn mit dem «Old Crow» vermählt Langatun seinen fruchtigen Stil mit Torfrauch. Das Gerstenmalz für diesen Whisky wird mit Torf getrocknet und geräuchert. Der erste Eindruck ist einwandfrei: In der Nase rieche ich viel Karamell, angenehmen, nicht zu aufdringlichen Rauch, Rosinen, Holz, Schokolade und ein wenig Vanille. Bleibt das Glas ein wenig stehen, verflüchtigt sich der Rauch allerdings. Im Mund ist der Torfrauch leicht wahrnehmbar, stärker dominieren Karamell, altes Holz, Rosinen. Auch etwas dunkle Schokolade schmecke ich sowie würzige und leicht bittere Noten. In der Nase finde ich diesen Whisky süsser und harmonischer als im Mund. Mir fehlt die perfekte Balance zwischen Frucht, Süsse, Rauch und Würze. Der Abgang ist weich, mittellang, etwas rauchig und würzig. Der «Hirsch» sagt mir eindeutig mehr zu als die «Krähe», und das liegt nicht am Rauch. Denn ich mag Whiskys wie Highland Parks zwölfjährigen, den Ardbeg 10 oder den Lagavulin 16. Aber sie alle legen einen besseren Flug hin als die «Alte Krähe». Prädikat: gut. OLD WOLF
Der «Old Wolf» ist Langatuns zweiter rauchiger Whisky. Im Gegensatz zum «Old Crow» wird hier ein getorfter Whisky mit ungetorften vermählt. Mir ist der Rauchgeschmack in der Nase zu dezent. Er kommt neben den leichten Frucht- und Eichenholznoten zu wenig zur Geltung. Auch im Mund traut sich der Rauch kaum hervor. Ich schmecke Holz, Rosinen, Kiesel, gepaart mit Würze und leichter Bitterkeit. Wie beim «Old Crow» fehlt mir die Balance, welche die besten rauchigen Schotten bieten. Der Abgang ist würzig, etwas bitter, leicht fruchtig und mittellang. Von den zwei rauchigen Langatun-Whiskys finde ich den «Old Crow» besser als den «Old Wolf. Prädikat: ordentlich. OLD WOODPECKER
Mit dem «Old Woodpecker» hat Langatun auch einen Bio-Whisky im Sortiment. Die Gerste stammt aus kontrolliert biologischem Anbau. Auf Rauch wird hier verzichtet. Das macht den «Specht» aber nicht weniger interessant: In der Nase rieche ich Karamell, Vanille, Eichenholz, Trauben, Schokolade und grüne Pflanzen. Den Mund erfüllt der süsse Geschmack von Rosinen, Holz, Karamell und Vanille. Der Abgang ist mittellang, mit Karamell, Vanille, Holz und guter Würze. Ein fruchtiger, harmonischer Whisky mit Charakter. Prädikat: sehr gut. JACOB’S DRAM
Der letzte Whisky im Bunde trägt keinen Tiernamen. Er ist dem Gründer der Langatun-Destillateuren-Dynastie gewidmet: Jakob Baumberger. Abgefüllt wird Jacob’s Dram mit 49,12 Volumenprozent. Wieso die seltsame Zahl? 4912 ist die Postleitzahl von Aarwangen. Die Macher von Langatun haben Humor – und Können. Der Jacob’s Dram ist ein wahrer Genuss. In der Nase schmecke ich Rosinen, Schokolade, Rotwein, Holz und Vanille, und zwar in so einer Harmonie, dass ich an diesem Whisky stundenlang riechen könnte. Das allein macht schon glücklich. Aber Whisky ist zum Trinken da. Im Mund ist er süss, mit einer perfekten Würzigkeit. Ich schmecke Rotwein, Schokolade und Holz. Einem solchen starken Whisky tun zudem ein paar Tropfen Wasser gut. Trotz seiner Stärke ist er aber sehr weich im Abgang, mit feinen Noten von Schokolade und Rotwein, die lange anhalten. Jacob’s Dram ist komplex, vielschichtig, harmonisch – und einfach nur gut. Prädikat: ausgezeichnet.
Das Kornhaus in Aarwangen, in dem der Langatun hergestellt wird Langatun beweist: Schweizer können Whisky. Die Berner sind im Bereich des fruchtigen, süssen und weichen Gerstennektars Meisterklasse. Bei den torfig-rauchigen Varianten fehlt mir noch die optimale Balance, aber bei dem Können von Langatun bezweifle ich nicht, dass sie diese in den nächsten Jahren erreichen werden.
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