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Wermutwolf
Wermutwolf
Urban Pro
Ort
Zürich
Gegründet
2023
Follower
2
Für mich ist immer Tag des Cocktails!
Wie vergangene Woche angekündigt, hier meine Replik auf Sascha's Beitrag zum «Tag des Cocktails»:Sich eine gut bestückte Bar zuzulegen, ist aufwendig, teuer und nimmt viel Platz ein. Für mich sind die feuchten Mixologen-Träume es trotzdem mehr als wert. Eine Hymne als Rückschau zum diesjährigen «Tag des Cocktails» (13. Mai).Sascha ist mehr der Mann für die klaren Lebenswasser. Letztes Jahr hatte er zu diesem Feiertag den Muffi-Schlumpf raushängen lassen. Dieses Jahr will er uns die geschüttelten und gerührten Drinks nun tatsächlich noch mit Ekel-Kreationen madig machen. Unglaublich …Der «Jack Ryan’s Plasmids» («Bioshock» theme) wurde durch das Video-Spiel «Bioshock» inspiriert. Und so schmeckt er auch … Igitt … der könnte fast in Saschas Grusel-Liste mit aufgenommen werden.Natürlich liebe auch ich einen puren, klaren Premium-Mezcal oder -Whisky. Ich würde sogar sagen, es ist die reine, wahre alkoholische Seele, die einzelnen Essenzen für sich zu verkosten. Wenn ich abends zum Beispiel mit einem Glas von Matter Spirits «Corn Whisky Nr. 4» ein Buch am Lesen oder einen Film am Schauen bin, dann ist dies das Nonplusultra kulinarisch-kultureller Genüsse.Der Trinkspruch in der Zürcher «Central Bar»Cocktails sind eine andere Kreatur. Wenn ich mir Cocktails gönne, will ich hedonistisch-eskapistische Sinnesüberflutungen frönen. Dann will ich mich von süssen, bitteren, sauren, herben, fruchtigen Zutaten in perfekter Kombination betören lassen, die mehr sind als die Summe der einzelnen Teile.Ja, der «Tequila Sunrise» gehört eigentlich in ein Highball-Glas, und wenn man ihn richtig, sorgfältig herstellt, sieht er aus wie ein Sonnenaufgang, aber das ist mir völlig schnuppe. Die Kultmischung von Orangensaft, Tequila und Grenadinesirup ist purer Genuss!If you don’t drink, how will your friends know that you love them at 2am?Es gibt so viele verschiedene Arten von Cocktails für so viele verschiedene Bedürfnisse, Grundstimmungen, doch am liebsten mag ich die klassischen Kreationen, und von diesen mixe ich mir nun zu Ehren von diesem hohen Feiertag einige davon.In diesem Video mixt ein Bartender die 50 meistgefragten klassischen Cocktails. Ich halte mich momentan weitestgehend an seine Rezepte:Ich beginne mit eher süssen Noten. DER Tequila-Cocktail schlechthin – Margarita! Wie in diesem äusserst hübsch gemachten gesponsorten «Vine Pair»-Beitrag steht, sei es der beliebteste Cocktail Amerikas. Konkret sei jeder fünfte bestellte Cocktail eine «Margarita». Und natürlich gibt es unendlich viele Variationen davon, doch wie erwähnt halte ich mich hier an die Vorgaben der «gebildeten Barfliege» aus dem YouTube-Video.Ja für Cocktails müssen es nicht immer Premium-Zutaten sein.Ich habe ausser Sascha noch nie jemanden kennengelernt, der nicht gerne «Margaritas» trinkt, und das ist verständlich, mit dieser verführerischen Süsse, gepaart mit den Zitrusnoten und Tequila. Herrlich!Hauptsache der Drink schmeckt!I am one drink away from telling everyone what I REALLY think!Meine zweite Wahl ist der «Aviation», den ich vorher noch nie gemacht habe.Auch hier wieder die Zutaten …Auch süsslich, etwas weniger als der «Margarita», ebenfalls ein sehr verführerisches Geschmacksbouquet.… welche zu diesem Endprodukt führenIt’s not drinking alone if your cat or dog is homeNummer 3, auch der ist für mich eine selbst gemachte Premiere: Der «Hemingway-Daiquiri»!Fantastisch! Die Süsse absolut minimal, es dominieren hier die sauren Geschmacksnoten.«I don’t have a drinking problem except when I can’t get a drink.» ― Tom WaitsUnd jetzt mal abgesehen vom puristischen Mixen von klassischen Cocktail-Rezepten, möchte ich auch dazu aufrufen, auzuprobieren. In meiner Freyhänder-Artikelserie kommen vermutlich die Fruchtsalat-Drinks (wie Sascha sich ausdrücken würde) etwas oft zum Zug, und ja, ich steh drauf …«A man may acquire a taste for wine or brandy, and so lose his love for water, but should we not pity him.» —Henry David ThoreauEin Beispiel, wie ich zu meinen Cocktails komme, sei hier erzählt: Im «Malt Whisky Magazin» stiess ich auf eine Abwandlung einer «Paloma», einem Tequila-Cocktail. Die beschriebene Variante enthält aber anstatt Tequila einen Bourbon, sodass es ein «Old Fashioned Paloma» wird.«I drink too much. The last time I gave a urine sample it had an olive in it.» – Rodney DangerfieldUnd ich habe diesen wiederum noch so abgewandelt, dass ich anstatt Bourbon einen mexikanischen Corn-Whisky verwendete, also vollmundig-herber.Ausserdem nahm ich anstatt normalem Zuckersirup einen Blutorangensirup und anstatt normalem Angostura Bitter die Orange-Variation davon, sodass der Drink auch im Fruchtbereich noch akzentuierter schmeckt.«Hear no evil, speak no evil, and you won’t be invited to cocktail parties.» — Oscar WildeUnd das ergibt einen herrlichen Sommer-Cocktail, der aber gleichzeitig auch Korn-Charakter einfliessen lässt. Herrlich!«It takes only one drink to get me drunk … the trouble is, I can’t remember if it’s the thirteenth or the fourteenth.» – George BurnsIch schliesse partiell als Replik zu Muffi Schlumpfs fünf Gründen, die gegen Cocktails sprechen von letztem Jahr. Sein Argument Nr. 2 ist, dass man in der Zeit, die es braucht um einen Cocktail zu mixen, seine flüssigen Bedürfnisse längst schon mit klaren Lebenswassern stillen kann. Ihr seht aber hier anhand der Fotos, dass ich es öfter sehr einfach halte. Ich muss nicht Limetten schneiden, ich hab halt so grüne Plastikfläschchen aus dem Detailhandel. Ich verzichte in der Regel auf Dekorationen und Expressing. Und so, mit ein wenig Übung, bin ich imstande, innert weniger Minuten zu meinen Cocktails zu kommen.Das ist der sehr leckere «Alaska»Die Ursprünge des «Alaska» sind wie so oft nebulös, man vermutet, dass es ihn seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt. Gin wird mit der kräuterigen Komplexität des gelben Chartreuse vermischt und mit Orangen Bitters ausbalanciert. In meiner Version lasse ich das Wasser weg, füge aber genug Eis hinzu, sodass das mit dem Wasser auch nur eine Frage der Zeit ist. Man muss ihn also nicht, wie Muffi-Schlumpf ebenfalls in seinem Argument Nr. 2 polemisch anmerkt, herunterstürzen, weil er sonst mit der Zeit verwässert … Ausserdem kann man auch mit grossen Eisstücken, sogenannten Eis Sphären, arbeiten, so verlangsamt man den Verwässerungsprozess.Was ich ebenfalls sehr zu Effizienzzwecken und anderen Benefits empfehle, ist das (Gratis-)App von «Make Me A Cocktail». Absolut genial! (Auch ihre Weiterbildungsseiten) Man registriert sich, gibt alle Zutaten ein, die man in der Bar zu Hause hat, und die App listet alle Cocktails auf, die sich damit machen lassen.Einpflegen, was man hat.Man klickt den Cocktail an, auf den man gerade Lust hat.Ich hab den oben links angetippt.Und voilà, Zutaten, Zubereitung und so weiter alles auf einen Blick. Und wenn es sich um eine simple Kreation handelt – zack – benötigt der geübte Mixologe vom Öffnen der App bis zum fertigen Drink (in diesem Beispiel den «Götti») ungefähr eine einzige Minute. Wenn der Durst ruft, mixe ich schneller als mein Schatten … PS: Der «Godfather» ist vielleicht wirklich im Zuge der «Pate»-Filmreihe entstanden. Es wird spekuliert, dass Marlon Brando ihn gerne getrunken hat. So simpel wie betörend; Scotch und Amaretto. Ich verwende aktuell den zehnjährigen Glenmorangie-Scotch.Man kann Cocktail-Garnituren auch fix-fertig kaufen, dann geht auch das schneller:«I exercise self-control and never touch a beverage stronger than gin before breakfast.» – W. C. FieldsSein Argument Nr. 3, dass in die Cocktails meistens nicht gerade die edelsten Spirituosen kommen, stimmt im Grundsatz natürlich, und auch hier seht ihr anhand der Fotos, dass ich tatsächlich für Cocktails eher auf einen Gordon’s Gin zurückgreife als einen Monkeys, doch wenn man wirklich will, kann man natürlich auch edle Cocktails herstellen, sogenannte Craft Cocktails. Siehe dazu beispielsweise den «Area Code»-Cocktail, den ich kürzlich in der Zürcher Widder Bar ausgiebig genossen hatte, der zwei verschiedene, feine Single Malt Whiskys enthält.Erst gerade kürzlich, am 6. Mai 2024, gewann Flurin Kopp vom «Tipsy Tiger» in Zürich die Swiss Cocktail Open, gemäss «Bar News» der grösste Cocktailwettbewerb der Schweiz, mit diesem äusserst kreativen und bezüglich Zutaten doch recht unerwarteten Drink:«In a study, scientists report that drinking beer can be good for the liver. I’m sorry, did I say ‘scientists’? I meant Irish people.» – Tina FeyIch weiss, heutzutage haben wir alle zu wenig Zeit oder wir verschwenden sie vermutlich auch zu oft an digitale Endgeräte (ausser wenn wir notwendiges damit tun, wie uns vom «Wermutwolf» bespassen zu lassen …), doch ich möchte jede(n) ermutigen, den inneren Alchemisten zu befreien. Plötzlich tut man sich alle möglichen Werkzeuge zu, schafft sich Besprüher an, die man z. B. mit Absinthe füllt, oder man beginnt, gewisse Tinkturen selbst zu machen, legt Botanicals in Alkohol ein, experimentiert mit verschiedenen Toppers und und und.Die Welt der Cocktails ist bunt wie ein Fruchtsalat, vielfältig wie die schier unendliche Kombinationsmöglichkeiten der Zutaten, manchmal aufwendig wie ein Kunstwerk, bereichert jedwelche Anlässe und lässt auch an eher trüben Montagen – wie der diesjährige «Tag des Cocktails» zumindest lokal einer war – die Sonne im Herzen strahlen. Cheers to that!
Für mich ist immer Tag des Cocktails!
Wie vergangene Woche angekündigt, hier meine Replik auf Sascha's Beitrag zum «Tag des Cocktails»: Sich eine gut bestückte Bar zuzulegen, ist aufwendig, teuer und nimmt viel Platz ein. Für mich sind die feuchten Mixologen-Träume es trotzdem mehr als wert. Eine Hymne als Rückschau zum diesjährigen «Tag des Cocktails» (13. Mai).
Sascha ist mehr der Mann für die klaren Lebenswasser. Letztes Jahr hatte er zu diesem Feiertag den Muffi-Schlumpf raushängen lassen. Dieses Jahr will er uns die geschüttelten und gerührten Drinks nun tatsächlich noch mit Ekel-Kreationen madig machen. Unglaublich …
Der «Jack Ryan’s Plasmids» («Bioshock» theme) wurde durch das Video-Spiel «Bioshock» inspiriert. Und so schmeckt er auch … Igitt … der könnte fast in Saschas Grusel-Liste mit aufgenommen werden. Natürlich liebe auch ich einen puren, klaren Premium-Mezcal oder -Whisky. Ich würde sogar sagen, es ist die reine, wahre alkoholische Seele, die einzelnen Essenzen für sich zu verkosten. Wenn ich abends zum Beispiel mit einem Glas von Matter Spirits «Corn Whisky Nr. 4» ein Buch am Lesen oder einen Film am Schauen bin, dann ist dies das Nonplusultra kulinarisch-kultureller Genüsse.
Der Trinkspruch in der Zürcher «Central Bar» Cocktails sind eine andere Kreatur. Wenn ich mir Cocktails gönne, will ich hedonistisch-eskapistische Sinnesüberflutungen frönen. Dann will ich mich von süssen, bitteren, sauren, herben, fruchtigen Zutaten in perfekter Kombination betören lassen, die mehr sind als die Summe der einzelnen Teile.
Ja, der « Tequila Sunrise » gehört eigentlich in ein Highball-Glas, und wenn man ihn richtig, sorgfältig herstellt, sieht er aus wie ein Sonnenaufgang, aber das ist mir völlig schnuppe. Die Kultmischung von Orangensaft, Tequila und Grenadinesirup ist purer Genuss!
If you don’t drink, how will your friends know that you love them at 2am?
Es gibt so viele verschiedene Arten von Cocktails für so viele verschiedene Bedürfnisse, Grundstimmungen, doch am liebsten mag ich die klassischen Kreationen, und von diesen mixe ich mir nun zu Ehren von diesem hohen Feiertag einige davon. In diesem Video mixt ein Bartender die 50 meistgefragten klassischen Cocktails. Ich halte mich momentan weitestgehend an seine Rezepte:
Ich beginne mit eher süssen Noten. DER Tequila-Cocktail schlechthin – Margarita! Wie in diesem äusserst hübsch gemachten gesponsorten «Vine Pair»-Beitrag steht, sei es der beliebteste Cocktail Amerikas. Konkret sei jeder fünfte bestellte Cocktail eine «Margarita». Und natürlich gibt es unendlich viele Variationen davon, doch wie erwähnt halte ich mich hier an die Vorgaben der « gebildeten Barfliege » aus dem YouTube-Video.
Ja für Cocktails müssen es nicht immer Premium-Zutaten sein.
Ich habe ausser Sascha noch nie jemanden kennengelernt, der nicht gerne «Margaritas» trinkt, und das ist verständlich, mit dieser verführerischen Süsse, gepaart mit den Zitrusnoten und Tequila. Herrlich!
Hauptsache der Drink schmeckt!
I am one drink away from telling everyone what I REALLY think!
Meine zweite Wahl ist der « Aviation », den ich vorher noch nie gemacht habe.
Auch hier wieder die Zutaten …
Auch süsslich, etwas weniger als der «Margarita», ebenfalls ein sehr verführerisches Geschmacksbouquet.
… welche zu diesem Endprodukt führen
It’s not drinking alone if your cat or dog is home
Nummer 3, auch der ist für mich eine selbst gemachte Premiere: Der «Hemingway-Daiquiri»!
Fantastisch! Die Süsse absolut minimal, es dominieren hier die sauren Geschmacksnoten.
«I don’t have a drinking problem except when I can’t get a drink.» ― Tom Waits
Und jetzt mal abgesehen vom puristischen Mixen von klassischen Cocktail-Rezepten, möchte ich auch dazu aufrufen, auzuprobieren. In meiner Freyhänder-Artikelserie kommen vermutlich die Fruchtsalat-Drinks (wie Sascha sich ausdrücken würde) etwas oft zum Zug, und ja, ich steh drauf …
«A man may acquire a taste for wine or brandy, and so lose his love for water, but should we not pity him.» —Henry David Thoreau
Ein Beispiel, wie ich zu meinen Cocktails komme, sei hier erzählt: Im « Malt Whisky Magazin » stiess ich auf eine Abwandlung einer «Paloma», einem Tequila-Cocktail. Die beschriebene Variante enthält aber anstatt Tequila einen Bourbon, sodass es ein «Old Fashioned Paloma» wird.
«I drink too much. The last time I gave a urine sample it had an olive in it.» – Rodney Dangerfield
Und ich habe diesen wiederum noch so abgewandelt, dass ich anstatt Bourbon einen mexikanischen Corn-Whisky verwendete, also vollmundig-herber.
Ausserdem nahm ich anstatt normalem Zuckersirup einen Blutorangensirup und anstatt normalem Angostura Bitter die Orange-Variation davon, sodass der Drink auch im Fruchtbereich noch akzentuierter schmeckt.
«Hear no evil, speak no evil, and you won’t be invited to cocktail parties.» — Oscar Wilde
Und das ergibt einen herrlichen Sommer-Cocktail, der aber gleichzeitig auch Korn-Charakter einfliessen lässt. Herrlich!
«It takes only one drink to get me drunk … the trouble is, I can’t remember if it’s the thirteenth or the fourteenth.» – George Burns
Ich schliesse partiell als Replik zu Muffi Schlumpfs fünf Gründen, die gegen Cocktails sprechen von letztem Jahr. Sein Argument Nr. 2 ist, dass man in der Zeit, die es braucht um einen Cocktail zu mixen, seine flüssigen Bedürfnisse längst schon mit klaren Lebenswassern stillen kann. Ihr seht aber hier anhand der Fotos, dass ich es öfter sehr einfach halte. Ich muss nicht Limetten schneiden, ich hab halt so grüne Plastikfläschchen aus dem Detailhandel. Ich verzichte in der Regel auf Dekorationen und Expressing. Und so, mit ein wenig Übung, bin ich imstande, innert weniger Minuten zu meinen Cocktails zu kommen.
Das ist der sehr leckere «Alaska» Die Ursprünge des « Alaska » sind wie so oft nebulös, man vermutet, dass es ihn seit Anfang des 20. Jahrhunderts gibt. Gin wird mit der kräuterigen Komplexität des gelben Chartreuse vermischt und mit Orangen Bitters ausbalanciert. In meiner Version lasse ich das Wasser weg, füge aber genug Eis hinzu, sodass das mit dem Wasser auch nur eine Frage der Zeit ist. Man muss ihn also nicht, wie Muffi-Schlumpf ebenfalls in seinem Argument Nr. 2 polemisch anmerkt, herunterstürzen, weil er sonst mit der Zeit verwässert … Ausserdem kann man auch mit grossen Eisstücken, sogenannten Eis Sphären, arbeiten, so verlangsamt man den Verwässerungsprozess.
Was ich ebenfalls sehr zu Effizienzzwecken und anderen Benefits empfehle, ist das (Gratis-) App von «Make Me A Cocktail» . Absolut genial! (Auch ihre Weiterbildungsseiten ) Man registriert sich, gibt alle Zutaten ein, die man in der Bar zu Hause hat, und die App listet alle Cocktails auf, die sich damit machen lassen.
Einpflegen, was man hat. Man klickt den Cocktail an, auf den man gerade Lust hat.
Ich hab den oben links angetippt. Und voilà, Zutaten, Zubereitung und so weiter alles auf einen Blick. Und wenn es sich um eine simple Kreation handelt – zack – benötigt der geübte Mixologe vom Öffnen der App bis zum fertigen Drink (in diesem Beispiel den «Götti») ungefähr eine einzige Minute. Wenn der Durst ruft, mixe ich schneller als mein Schatten … PS: Der « Godfather » ist vielleicht wirklich im Zuge der «Pate»-Filmreihe entstanden. Es wird spekuliert, dass Marlon Brando ihn gerne getrunken hat. So simpel wie betörend; Scotch und Amaretto. Ich verwende aktuell den zehnjährigen Glenmorangie-Scotch.
Man kann Cocktail-Garnituren auch fix-fertig kaufen, dann geht auch das schneller:
«I exercise self-control and never touch a beverage stronger than gin before breakfast.» – W. C. Fields
Sein Argument Nr. 3, dass in die Cocktails meistens nicht gerade die edelsten Spirituosen kommen, stimmt im Grundsatz natürlich, und auch hier seht ihr anhand der Fotos, dass ich tatsächlich für Cocktails eher auf einen Gordon’s Gin zurückgreife als einen Monkeys, doch wenn man wirklich will, kann man natürlich auch edle Cocktails herstellen, sogenannte Craft Cocktails. Siehe dazu beispielsweise den «Area Code»-Cocktail , den ich kürzlich in der Zürcher Widder Bar ausgiebig genossen hatte, der zwei verschiedene, feine Single Malt Whiskys enthält.
Erst gerade kürzlich, am 6. Mai 2024, gewann Flurin Kopp vom « Tipsy Tiger » in Zürich die Swiss Cocktail Open, gemäss « Bar News » der grösste Cocktailwettbewerb der Schweiz, mit diesem äusserst kreativen und bezüglich Zutaten doch recht unerwarteten Drink:
«In a study, scientists report that drinking beer can be good for the liver. I’m sorry, did I say ‘scientists’? I meant Irish people.» – Tina Fey
Ich weiss, heutzutage haben wir alle zu wenig Zeit oder wir verschwenden sie vermutlich auch zu oft an digitale Endgeräte (ausser wenn wir notwendiges damit tun, wie uns vom «Wermutwolf» bespassen zu lassen …), doch ich möchte jede(n) ermutigen, den inneren Alchemisten zu befreien. Plötzlich tut man sich alle möglichen Werkzeuge zu, schafft sich Besprüher an, die man z. B. mit Absinthe füllt, oder man beginnt, gewisse Tinkturen selbst zu machen, legt Botanicals in Alkohol ein, experimentiert mit verschiedenen Toppers und und und.
Die Welt der Cocktails ist bunt wie ein Fruchtsalat, vielfältig wie die schier unendliche Kombinationsmöglichkeiten der Zutaten, manchmal aufwendig wie ein Kunstwerk, bereichert jedwelche Anlässe und lässt auch an eher trüben Montagen – wie der diesjährige «Tag des Cocktails» zumindest lokal einer war – die Sonne im Herzen strahlen. Cheers to that!
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Tag des Cocktails? Ohne mich!
Den Wermutwolf gibt es nun seit ziemlich genau einem Jahr. Und zum Tag des Cocktails hat Sascha vor einem Jahr den hier nun folgenden Beitrag veröffentlicht. Und wenn ihr denkt, dass das schon schlimm war, dann seht mal, was er dieses Jahr publizierte ... Ich werde in Bälde eine passende Entgegnung online stellen, denn: so nöd! 13.5.2023: Der Wermutwolf schreibt Meinungsfreiheit und Diversität gross: Wir mögen jeden Alkohol, egal welcher Herkunft und welche Farbe. Darum halte ich einen «Welt Cocktail Tag» für überflüssig. Cocktails sind nur eine Art, Alkohol zu trinken – und nicht mal die beste.
Auch ich mag gelegentlich einen Cocktail; allerdings die Klassiker wie Whisky Sour, Manhattan, Old Fashioned, Martini und Negroni. Hier schmeckt man zumindest die Grundzutat(en) und den Alkohol. Verwässertes, Fruchtsäfte mit ein paar Tropfen Alkohol oder gar Fruchtsalate im Glas sind mir ein Gräuel.
Cocktail oder Fruchtsalat? Hochprozentiges trinke ich am liebsten so, wie Gott es schuf. Sogar unser Mix-Maestro Dani «The Freyhänder» gibt zu, dass sein liebstes alkoholisches Getränk ein Tequila extra añejo ist . Pur. Ohne Eis. Ohne Schnickschnack. Darum muss ich Euch am «Welt Cocktail Tag» leider die Laune verderben und den Muffi-Schlumpf spielen. Ich verrate Euch fünf Gründe, warum ich Cocktails hasse.
Muffi-Schlumpf würde sagen: «Ich hasse Cocktails!» Quelle: amazon.de 1. EIS TÖTET DEN GESCHMACK Eis gehört zum Cocktail wie Wermut zum Wermutwolf oder Kirsch zum Fondue oder Mick Jagger zu den Rolling Stones. Es erfüllt mehrere Funktionen: Eis belebt das Getränk, es sorgt dafür, dass Sodawasser nicht schal wird, es verdünnt den Alkohol und macht ihn so trinkbarer und es zügelt die unangenehmen Alkoholnoten (unter -3 Grad Celsius schmeckt man gar keinen Alkohol mehr). Das alles hat aber einen grossen Haken: Kälte ist ein Feind der Aromastoffe . Es ist der böse Gefängniswärter, der sie in den finstersten Kerker schliesst. Darum müssen Glacés und kulinarische Abartigkeiten wie Slushies extrem stark gezuckert werden, damit wir sie als süss und fein empfinden. Ein Cocktail wird oft bis zum Gefrierpunkt gekühlt. Dadurch gehen viele Geschmacksnuancen verloren. Probiert es aus: Trinkt Euren Lieblingscognac, Whisky oder Tequila mit und ohne Eis. Wer den Geschmack einer Spirituose nicht gerne hat, sollte vielleicht darauf verzichten oder einen anderen Schnaps probieren. Ich friere Rosenkohl auch nicht ein, damit ich ihn runter kriege. Viel Eis ist nur für Eisbären gut:
2. NICHT WARTEN, SONDERN GENIESSEN Das Zubereiten eines guten Cocktails dauert. Ich habe keine Geduld, wenn ich Durst habe. Wie viele Wodkas kannst Du bestellen, bis Du endlich den sorgfältig, liebevoll, mit höchster Kunst zubereiteten Cocktail in der Hand hältst? Das wäre mal etwas für unser Weekend-Briefing . Und kaum steht der Cocktail auf dem Tresen, muss man ihn hinunterstürzen, denn er wird von Sekunde zu Sekunde schlechter. Die Wärme und das schmelzende Eis setzen den Verwesungsprozess in Gang. Trinke ich einen Whisky pur, bleibt er stundenlang jung und frisch. Ich kann ihn in genau meinem Tempo geniessen. Wahrscheinlich ist der Shot die beste Cocktailform; so wie ihn der Barkeeper perfekt zubereitet hat, wird er gleich heruntergestürzt.
3. NUR DIE ZWEITE WAHL Ein guter Schnaps kostet. Darum steckt in Cocktails sicher kein 30-jähriger Single Malt, das würde ihn unbezahlbar machen. Man lässt Mick Jagger auch nicht in der hintersten Reihe des Kirchenchors auftreten … aber vielleicht Justin Bieber. In Cocktails kommt deshalb oft nur die zweite Wahl zum Einsatz: der Absolut Vodka und nicht der teure, feinere Crystal Head. Mit teurem Schnaps wäre dieser Drink unbezahlbar:
4. VIEL ZU TEUER Cocktails reissen trotz eher günstigem Alkokol ein Loch ins Portemonnaie. Schliesslich muss der hippe Mixologe, der Basilikum aus biologischem Anbau aus Genua und der von Hand hergestellte Demerara-Zuckersirup bezahlt werden. Für den Preis eines guten Cocktails erhalte ich auch ein Glas 16-jährigen Lagavulin oder einen José Cuervo Reserva de la Familia. Mich müsst ihr nicht fragen: Ich weiss, wovon ich mehr habe. Zahlt man den Alkohol oder die Selbstverwirklichung des Barkeepers?
5. DER RISIKOFAKTOR Mit einem Barkeeper ist es wie mit dem Coiffeur oder Arzt. Man muss ihn kennen und ihm vertrauen können, sonst geht es schief. Verirre ich mich spontan in eine Bar, weiss ich nie, was mich hinter dem Tresen erwartet. Ist es der angehende Cocktailweltmeister oder ein verhinderter Fussballer, der mit seinen Kollegen die Eiswürfel ins Glas kickt (ist mir in Griechenland passiert). Bekomme ich einen guten Cocktail oder einen Fruchtsalat? Schlechter Barkeeper = schlechter Drink:
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Promi(lle) im Glas - Motörhead Iron Fist American Whiskey
Wo «Motörhead» und «Iron Fist» draufsteht, erwartet man einen Dampfhammer; einen Whiskey, der Dich umhaut. Der Wermutwolf mag harte Mucke und harten Stoff: Er hat sich an eine Pulle des Eisenfaust-Trunks gewagt.
Motörhead-Bassist und -Frontmann Lemmy Kilmister war ein bekennender Whiskey-Fan. «Ich trinke täglich eine Flasche Jack Daniel’s. Ich mag den Geschmack. Ich bin mittlerweile immun gegen den Alkohol», gestand er einst gegenüber dem Boulevard-Blatt Blick .
Nach seiner Diabetes-Diagnose stieg Lemmy von Whiskey-Cola auf Wodka-Orangensaft um. Quelle: Wikipedia.com, CC BY-SA 3.0 Am liebsten trank er seinen Whiskey mit Cola. Erst in fortgeschrittenem Alter wechselte er wegen seiner Diabetes von der täglichen Flasche Whisky zu einer Tagesration Wodka, die er sich mit Orangensaft gönnte – Lemmy eben.
Vor seiner Wodka-Konvertierung im Jahr 2015 braute Lemmy allerdings noch einen Whiskey mit dem schwedischen Unternehmen Brands for Fans . «Leadsänger Lemmy liebte nicht nur Rock’n’Roll in grösstmöglicher Lautstärke, er war auch ein grosser Fan von amerikanischem Whiskey und träumte davon, eines Tages seine eigene Marke zu entwickeln. Im Jahr 2014 begannen Lemmy und Motörhead mit Brands for Fans zusammenzuarbeiten, um einen amerikanischen Whiskey zu kreieren, der atemberaubend genug war, um das Logo der Band zu tragen», schwärmen die Macher von ihrem Getränk.
Brands for Fans stellt den Iron-Fist-Whiskey mit dem Segen von Motörhead her Ich habe den Iron-Fist-Whiskey für stolze 59 Franken bei Galaxus geordert. Ein saftiger Preis; die Flasche Jack Daniel’s Old No. 7 gibts für die Hälfte; sie kostet Fr. 30.90.
«LIFE IS LESS PAINFUL WITH MOTÖRHEAD WHISKY. I MAY CONSIDER HAVING A SIP NOW AND THEN.» LEMMY KILMISTER
Doch wenn ein Whiskey den Namen «Iron Fist» trägt und von Motörhead gutgeheissen wird, lässt man sich nicht vom Preis zurückschrecken. Also den Song «Iron Fist» in voller Lautstärke aufgelegt und runter mit dem Stoff – zuerst pur und danach Lemmy-like mit Cola.
Mein erster Gedanke: Die eiserne Faust riecht etwas alkoholisch … wie Wodka; hinzu kommen Karamell, Malz, Kokosnuss und Eichenholz. Am Gaumen ist der Whiskey sehr süss und weich. Es melden sich Kokosnuss, Vanille, Eichenholz und Karamell – allerdings dürfte die Harmonie zwischen Aromen und Alkohol stimmiger sein. Der Abgang ist kurz wie ein Motörhead-Song, mit Süsse, Vanille und Karamell.
«YOU KNOW ME, THE SNAKEBITE KISSDEVIL’S GRIP, THE IRON FIST» «DU KENNST MICH, DEN SCHLANGENBISSKUSSDER GRIFF DES TEUFELS, DIE EISERNE FAUST» MOTÖRHEAD; «IRON FIST»
… singt Lemmy. Pur ist der Iron-Fist-Whiskey eher ein honigsüsser Kuss – kein Griff des Teufels, sondern der flüchtige Hauch eines vorbei düsenden Engels. Dieser Whiskey ist simpel, sehr smooth, süss und nicht komplex; mit seinen aufdringlichen Vanille- und Karamellnoten kommt er schon fast plump daher. Besser ist er mit Cola: Karamell und Vanille drücken gut durch und geben dem Süssgetränk den nötigen Punch.
Mit Cola schmeckt der Iron-Fist-Whiskey einiges besser Während Motörhead auf Platte und live eine Wucht waren, kann ich das vom Iron-Fist-Whiskey nicht behaupten. Das beginnt bei den eher zahmen 40 Volumenprozent. Zudem ist er sehr stark auf Süsse, Vanille und Karamell gebürstet. Ich bin nicht einmal sicher, was nebst Whiskey zusätzlich in der Flasche steckt. Das Label trägt die schlichte Bezeichnung «American Whiskey»; also weder «Bourbon» noch «straight». Und hier steckt der Teufel im Detail: Ein «American Whisky» darf bis zu 2,5 Prozent an Zusatzstoffen enthalten, es sei denn, er ist als «straight» gekennzeichnet. Diese Zusätze können alles sein – von Wein über Sirup bis zu Pfirsichsaft, solange sie den Geschmack des Whiskys nicht wesentlich verändern . Darum ist die eiserne Faust wohl so süss. Hinzu kommt: Es steht «Product of USA» drauf, gleichzeitig heisst es auf der Etikette «Bottled & Produced» in Schweden.
Amerika oder Schweden oder beides? Wer weiss … Brands for Fans kredenzt für zahlreiche andere Bands wie «Def Leppard», «Ghost», «Ozzy Osbourne» oder «Kiss» Spirituosen. Das scheint ein einträgliches Geschäft zu sein, bei dem die Marge wichtiger als die Qualität ist. Sogar das Etikett bei meiner Flasche war nicht besonders gut angebracht (ein Problem, das auch andere im Internet monieren).
Das schlecht angebrachte Etikett scheint ein häufiges Ärgernis zu sein Darum mein Fazit: Für mich ist der Iron-Fist-Whiskey unrockbar. Er schmeckt zwar ganz ordentlich, doch ist es kein echter, reiner US-Whiskey und hat mit einer «Iron Fist» so viel zu tun wie eine Nonne mit der Band «Slayer». Oder um es mit Lemmy kurz und trocken zu sagen:
Kauft Euch für die 60 Hämmer lieber einen super-edlen Bourbon, einen guten Single Malt oder zwei Flaschen Jack Daniel’s.
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Trinkgeschichten - Ein Freund für Boris Jelzin
Dass Politiker gerne einen zwitschern und sich dabei lächerlich machen, wissen wir von Boris Jelzin. Doch schon vor ihm gab es Brüder im Geiste. Der ehemalige britische Aussenminister George Brown wäre mit seinen feucht-fröhlichen Eskapaden der perfekte Trinkkumpane für den früheren russischen Präsidenten gewesen.
Ihr kennt George Brown nicht? Hier die Kurzfassung: George Brown wurde 1914 in eine typische Londoner Arbeiterfamilie geboren. So verwundert es nicht, dass er sich der sozialdemokratischen Labour-Partei anschloss. Dort machte er Karriere und schaffte es schliesslich von 1966 bis 1968 sogar zum britischen Aussenminister unter Premierminister Harold Wilson . Dieser war es auch, der ihm 1963 den Parteivorsitz vor der Nase wegschnappte. Grund war wohl Browns Vorliebe für Alkoholhaltiges. Der bekannte Labour-Politiker Anthony Crosland meinte jedenfalls zur Entscheidung zwischen Wilson und Brown, es sei eine Wahl «zwischen einem Gauner und einem Säufer». Säufer sind dem Wermutwolf sympathischer als Gauner, darum geht es heute nicht um Wilson, sondern um George Brown; also weg von der langweiligen Politik zum lustigeren, hochprozentigen Teil in Browns Leben.
George Brown vor einem Krug Wasser … oder ist es Gin? Quelle: Wikipedia.com; CC0 Im Gegensatz zu anderen trinkfreudigen (britischen) Politikern und Politikerinnen wie Winston Churchill oder Margaret Thatcher hatte George Brown eine Eigenschaft, die ihn vor allem als launischen Säufer in Erinnerung der Öffentlichkeit behielt. Hochprozentiges machte ihn aggressiv, grossmäulig und unberechenbar. Dabei soll er laut Aussage der Kabinettskollegin Barbara Castle nicht einmal übermässig gebechert haben. «Er war einer dieser Leute, die vom Geruch eines Korkens besoffen werden», so Barbara Castle. Viel ist relativ und Frau Castle vertrug vielleicht selbst eine ganze Menge. Denn Brown soll bereits beim Mittagessen kräftig gegurgelt haben. Der britische Verteidigungsminister Denis Healey hat jedenfalls darauf geachtet, dass seine Treffen mit Brown jeweils vor dem Mittag stattfanden, da sonst die Gefahr bestand, dass der Aussenminister sternhagelvoll war. Bei der Arbeit soll sich George Brown zudem grosszügige Schlucke Whisky in seinen Tee oder Kaffee geschüttet haben. Das erinnert mich an einen Spruch vom früheren AC/DC-Gitarristen Malcolm Young : «Komischerweise habe ich nie viel getrunken, aber einfach andauernd».
George Brown – kein Kind von Traurigkeit Ob George Brown nun ein waschechter Alkoholiker war oder nicht viel wegstecken konnte, sei dahingestellt. Jedenfalls führte das Feuerwasser zu zahlreichen Anekdoten, die sogar Boris Jelzin in den Schatten stellen. In der UNO habe er versucht, eine Handvoll künstlicher Weintrauben zu essen. In der Lobby des Unterhauses wollte er die Bluse von Barbara Castle von hinten aufknöpfen und als er einmal Prinzessin Margaret bei einem Empfang vorgestellt wurde, kniete er sich auf den Boden, um ihr die Hand zu küssen … und konnte nicht mehr aufstehen.
Achtung! Das sind keine echten Trauben Noch schlimmer endete ein Auftritt Browns zu Ehren des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy. Als er von einer Empfangsfeier ins Studio eilte, hatte Brown mehrere Dutzend Cocktails und Martinis intus. Schon im Gastraum ging das Drama los. Er pöbelte den Schauspieler Eli Wallach an, weil der sich weigerte, mit ihm Small Talk zu halten. «Warum sind Schauspieler so eingebildet?», soll er geschimpft haben. Wallach wurde nur knapp daran gehindert, ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen. «Ich schlage die Scheisse aus Ihnen heraus», schrie der Schauspieler wütend.
Respekt: Es braucht Mut, um mit Eli Wallach einen Streit vom Zaun zu brechen Die Lage wurde nicht besser, als Brown auf Sendung ging und Millionen von Zuschauern sahen, wie er seinen Kennedy-Tribut ins Mikrofon lallte. Weitere unzulängliche Auftritte im Fernsehen machten Brown zu einer nationalen Witzfigur. In einer Sitzung von 1964, in der das Labour-Manifest beschlossen wurde, war George Brown so von der Stange, dass er nicht einmal einfache Fragen beantworten konnte. Einen seiner denkwürdigsten Auftritte lieferte er aber an einem glanzvollen Empfang in Brasilien ab, bei dem Offiziere in voller Uniform und Botschafter in Hofkleidung anwesend waren. Dort soll er sich an eine prächtig in Purpur gekleidete Frau herangemacht haben. George säuselte: «Verzeihen Sie bitte, aber darf ich um diesen Tanz bitten?» Eine eisige Stille breitete sich aus, bevor der Gast antwortete: «Es gibt drei Gründe, Herr Brown, warum ich nicht mit Ihnen tanzen werde. Der Erste ist, dass Sie zu viel getrunken haben. Zweitens spielt das Orchester keinen Walzer, sondern die peruanische Nationalhymne, zu der Sie strammstehen sollten. Und der dritte Grund, warum wir nicht tanzen dürfen, Herr Brown: Ich bin der Kardinalerzbischof von Lima.»
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Wolfstour - Zürich Bierfestival 2024
Das Ziel: 27 Kostproben feinsten Bieres, um die 80 Franken Eintritt zu egalisieren. Für Wermutwölfe kein Problem … wenn da nicht Sauerbiere wären – und andere Abenteuer wie Austern, Holzfassworkshops, ein Hammer und übereifrige Mundschenke.
Dani und Sascha haben sich ein zweites Mal ins Zürich Bier Festival gestürzt. Im Gegensatz zum letzten Jahr hatten sie sogar ein Ziel: Bei einem Eintrittspreis von 80 Franken müssen ca. 27 Portionen Bier verkostet werden.
Eine typische Bierportion am Zürich Bierfestival Ein ambitioniertes Vorhaben, aber kein unmögliches; wir müssen es glücklicherweise nicht mit André The Giant aufnehmen, der locker 48 Bier vertilgen kann.
Punkt 17.00 Uhr ging es los. Dani war etwas früher dort als Sascha und konnte deshalb die lange Besucherschlange vermeiden. So schaffte er bereits zwei Kostproben, bevor Sascha nur einen Fuss ins Festival gesetzt hatte. Doch ein guter Sportler lässt sich durch einen kleinen Vorsprung nicht unterkriegen.
Das Zürich Bier Festival kann sich nicht über Besuchermangel beklagen Nun galt es, unter den zahlreichen Bieren auszuwählen. Wir hielten uns vorwiegend an IPAs und Stouts. IPAs sind Danis Lieblinge, die Stouts Saschas Favoriten. Sie waren am Festival auch übervertreten; andere Stile wie Lager, Weizen oder Bock gingen etwas unter. Ebenfalls auffallend: Der heutige Biertrinker muss Alkohol lieben und vertragen: Die meisten Festivalproben sparen nicht mit Volumenprozenten: Unter 7 Volumenprozent gabs nur wenig, die stärksten prallten mit satten 16 Volumenprozent.
Auch davon lässt sich ein Wermutwolf nicht abschrecken: Auf ins Getümmel, wir machen keine Gefangenen. Glücklicherweise gabs am Zürich Bier Festival eine gute Auswahl an köstlichem Essen. So durften wir den Magen nicht nur mit Bier, sondern ebenfalls mit Pizzas, Flammkuchen und anderen Leckereien verwöhnen. Sascha entdeckte zu seiner Freude sogar Austern. Die passen mit ihrem salzigen Meergeschmack perfekt zu einem IPA oder Stout. Dani war von dem Meeresgetier weniger begeistert; nach einer kurzen Riechprobe wusste er: Er wird sein Leben weiterhin ohne Schalentiere verbringen.
Dieses Jahr gab es sogar Austern – welch Genuss Ungefähr zur Halbzeit verirrten wir uns zudem in einen Workshop (ja, auch die gab es und erst noch kostenlos). Das Thema: Holzfassbiere. LägereBräu -Chef Lukas Porro informierte witzig und eloquent über die herrliche Vermählung von Holz und Bier. Dazu kredenzte er natürlich einige tolle Kostproben wie das LägereBräu Rum Barleywine – die Brauerei sollte man als Bierfan unbedingt auf dem Radar haben.
LägereBräu-Chef Lukas Porro zeigt, was Holz aus einem Bier zaubern kann Nach dem Workshop ging es mit dem Verkosten weiter; schliesslich mussten wir auf die 27 Proben kommen. Dabei gabs nicht nur etwas für die Kehle, sondern auch fürs Ohr: Am späteren Abend sorgte die Ska- und Reggae-Band «Quatre in Toulouse» für Stimmung.
Etwa bei Bier Nummer 10 unterlief Dani ein fataler Fauxpas: Er griff aus Versehen zu einem Sauerbier.
Sauer macht lustig? Eher nein Und damit witterte Sascha seine Chance, Danis Vorsprung wettzumachen. Sauerbier ist für Dani etwa so, als hätte ein Formel-1-Fahrer die falschen Reifen montiert. Das geht nicht mehr runter wie Öl, jeder Schluck ist eine Qual. Die Nagelprobe zeigte aber: Wir waren noch fit genug für einige Biere:
Dank Sauerbier gelang es Sascha tatsächlich, seinen Rückstand wettzumachen und einen kleinen Vorsprung herauszuholen. Als Sascha sich auf den Heimweg machte, betrug der Endstand zwischen Dani und Sascha 16:19. Dani blieb allerdings noch etwas länger und genehmigte sich zwei weitere Kostproben. So landeten wir bei 18:19 … sagen wir also Gleichstand.
Der Punktestand vor Saschas Heimfahrt Das waren leider nicht die erstrebten 27, doch gegen Ende wuchsen die kleinen Tasting-Proben zu ausgewachsenen Bieren; die Brauer schenkten immer üppiger aus. Wir sind zwar noch weit von Legenden wie André The Giant entfernt, aber konnten dennoch zufrieden und mit leckerem Bier beglückt nach Hause gehen. Der einzige Wermutstropfen bei Sascha Heimfahrt: Anscheinend hat die Holzklasse im Bus wieder Einzug gehalten. Wer spricht da von ständigem Fortschritt?
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«Ich konnte dieses exzessive trinken nicht mehr machen.»
Ich erschien am Montag, 25. März nachmittags im «El Lokal», als auch der kultige und unverwüstliche Johnny Dowd mit seinen zwei Bandkollegen Park und Mike gerade angekommen ist. Es ist wunderbares Frühlingswetter in Zürich, die Sonne scheint und ich darf Johnny vor dem Soundcheck einige Fragen stellen. Wermutwolf (WMW): «Hast du noch Deine Speditionsfirma?» Johnny Dowd (JD): «Nein, das fiel weg während Covid. Ich war es auch langsam leid, ich machte das schon seit über 40 Jahren.» Als ich ihn daran erinnere, dass ich von einem Online-Magazin über Trinkkultur komme, scherzt er «Ah ja, dann werde ich mich für die Antworten mit meinem Team besprechen müssen.»
WMW: «Wie würdest du deine Trinkgewohnheiten charakterisieren und wie hat sich das im Laufe der Zeit verändert, falls überhaupt?» JD: «Ich trank eine normale Menge Alkohol als ich in der Highschool war, ich war jedes Wochenende betrunken. Doch als dann Marijuana und LSD aufkamen, konvertierte ich sehr schnell, insofern trinke ich heute einfach ein Bier zum Abendessen. Bis vor etwa zehn Jahren trank ich durchaus auch noch Whiskeys auf Tour, doch seither sind das vielleicht vier Whiskeys pro Jahr. Wir hatten früher einige Trinker in der Band.» Seine zwei Bandkollegen scheinen glücklich zu sein, dass Johnny nicht mehr so viel trinkt. «Keep it straight!»
Johnny Dowd an seinem Konzert im Zürcher « El Lokal » Ich spreche ihn auf die Berichte an, dass er während den Auftritten früher offenbar durchaus einiges getrunken hatte, was er bestätigt. «Ja, es gab sicher Zeitspannen von exzessivem trinken, aber ich konnte das echt nicht mehr machen, das war zu verdammt erschöpfend. Aber so ungefähr bei jedem zweiten Auftritt bekommen wir noch einen Whiskey oder so überreicht. Doch ich behielt über die Jahre eine gesunde Drogengewohntheit bei, aber ich will da sicher nicht damit prahlen oder so.» (lacht) WMW: «Ja, auf dem aktuellen Album ist da dieser Song, « LSD ».» JD: «Ja. Das ist der am meisten autobiographische dieser Songs.» Als ich ihm erzählte, dass ich immer Angst hatte, LSD zu nehmen, weil man dann so lange Zeit auf einem Trip sei, wo man nicht rauskomme, antwortete er, dass er absolut schreckliche Erfahrungen damit gemacht habe, «horrific nightmarish fucking schizophrenic fucking splits», aber dann sei doch etwas an diesen Trips, solch ein Abenteuer, wie eine üble Tour, wo du aber kaum erwarten kannst, es wieder zu versuchen. Doch er habe auch Psychedelics seit Jahren nicht mehr genommen. Früher habe er Phasen gehabt, als er für anderthalb Jahre mindestens einmal pro Woche etwas eingeworfen habe. «Du weisst mit Sicherheit, dass es eine andere Realität gibt. Ich weiss nicht genau, was es ist. So ein «ist das ein Traum oder ist jenes ein Traum»-Ding. Es ist eine unglaubliche Erfahrung mit Musik hören, wenn du so tief in der Musik drin bist, irgendwie erhaben.»
WMW : «Ich mag deine beiden letzten Alben am meisten. Du hast früher einige experimentelle Dinge gemacht, die mir dann aber etwas too much waren.» JD: «Ja, ich ging schon immer hin und her zwischen diesen Sphären. Der Künstler muss auf Entdeckungsreise gehen.» Ich spreche ihn auf die Entstehung des tollen, aktuellen Albums an, « Is Heaven real? How would I know ». Er erzählt wie es dazu gekommen ist, wie er mit Musikern wie Amy Lavere Freundschaften schloss, der Blues-Geschichte des Studios, wo er dann einfach hingegangen sei, wo seine Schwester Schlagzeug spielte, ihr Ehemann Gitarre. Es sei alles super easy gelaufen, habe grossen Spass gemacht mit all diesen grossartigen Musikern. Wir sprechen auch über Ithaca im Bundesstaat New York, wo Johnny lebt. Ich erwähne den von dort stammenden Eishockey-Spieler Dustin Brown , der lange für die L.A. Kings (und während dem Lockout für die ZSC Lions) spielte, auch als Captain, und zwei Stanley Cups gewann. Johnny’s Bandkollege und Sänger Park sagt, dass er früher in Ithaca Lehrer war und Dustin ein Schüler seiner Kollegen war. Johnny hat dort noch zwei Schwestern, mehr ist von der Familie nicht mehr heimisch in diesem ländlichen Naturparadies. Obwohl New York während Covid ein Zentrum des Geschehens war, lebte man in Ithaca dann doch etwas weit entfernt vom urbanen Geschehen.
Wir kommen auf die Wermutwolf -Themen zurück. Ich frage ihn, ob er sich daran erinnern könne, wie er zum ersten Mal betrunken war. Er meint, das sei gewesen als er ungefähr 13 Jahre alt war, im ersten Jahr der Junior High School. Als er den «alten Trick» erwähnt, den Schnaps des Vaters zu trinken und die Flasche mit Wasser aufzufüllen, frage ich mich erstens, weshalb ich noch nie von diesem Trick gehört hatte und zweitens, ob man das wirklich so regulieren kann, dass der Vater nichts davon bemerkt… Er sagt, dass dieses erste Mal betrunken zu sein ziemlich unangenehm gewesen sei, man aber dann halt in diese Bier trinken-Gewohnheit reingerutscht sei. Es sei aber schwierig gewesen, im 3’000-Seelen-Dorf wo er aufgewachsen sei, an Alkohol zu kommen, und das Geschehen habe sich mehr um Sport gedreht. Whiskey habe man dort sowieso nicht kaufen können, sie hätten das nicht legal verkaufen können, was aber okay gewesen sei, da sie einfach Biertrinker gewesen seien. Doch es sei «3,2-Punkt-Bier» gewesen, also wirklich leichtes Bier. Um also anständig betrunken zu werden, seien mindestens 12 Dosen nötig gewesen.
Die einzigartige Einrichtung im «El Lokal» Ich frage ihn, ob es dann später im Militär vermutlich mehr heavy drinking gegeben habe. Er antwortet, dass er dort klar bei den Psychedelics- und Haschisch-Konsumenten gewesen sei. Im Militär habe es diese zwei Gruppen gegeben, die Drinkers und die Druggers. Es habe immer wieder mal Situationen gegeben, wenn Trinker zu den Druggers kommen wollten und dann völlige Zusammenbrüche erlitten. Er selbst habe in der Armee sehr wenig getrunken, denn es sei so viel Gewalt aus dem Trinker-Sektor gekommen, da habe er kein Teil davon sein wollen. Für anderthalb Jahre war er in Berlin stationiert, während dem Höhepunkt des Vietnamkriegs und der Hippiekultur. Berlin sei dazumals sehr hip, sehr links, antimilitaristisch gewesen (persönliche Anmerkung des Autors: Wie schön es doch wäre, wenn die Linke noch so antimilitaristisch wäre …) . Das sei insofern eine merkwürdige Ausstrahlung gewesen, ausserdem habe es dort viele Männer gegeben, mit beispielsweise einem Arm, «den vielleicht dein Vater ihnen während dem zweiten Weltkrieg abgeschossen hatte. Das machte es irgendwie seltsam.» Aber er habe eine Verbindung zur hiesigen Drogenkultur schliessen können.
Die Memphis-Band Ich frage ihn, ob Cannabis im Staat New York legal sei. Die Drei sind sich etwas unsicher, meinen aber, dass es einigermassen legal sei, oder auf dem Weg dahin. Es gäbe Orte, wo man es nun seit Neustem legal kaufen könne. Ich erwähne, dass Deutschland gerade am Legalisieren sei, und dass hier in der Schweiz Testprogramme laufen, wo der Bezug legal sei. Johnny sagt, es sei eigentlich bedeutungslos, da es so einfach anzubauen sei, was er seit 30 Jahren tue. Jeder baue es an, es sei so einfach und günstig zu beziehen. Ich sage, dass ich seit knapp zehn Jahren nicht mehr gekifft hätte, da ich dann aufgehört hätte, Zigaretten zu rauchen. Mike meint, er habe nie Zigaretten geraucht, aber möge Doobies. Tabak mache ihn schwindlig. Johnny meint, dass man in den Staaten anders raucht, pur, nicht wie hier mit Tabak versetzt. Ich frage, ob purer Konsum nicht sehr stark sei von der Wirkung her. Johnny lacht: «Ja, USA, Baby! USA!»
Johnny und seine zwei Bandkollegen beim Znacht im «El Lokal» Ich erzählte Johnny, wie mich sein Song « Whiskey ate my brain » herzhaft lachen liess und fragte, wie der Song entstanden sei. John sagte, dass die meisten ihrer Songs «Character driven» seien. Es gäbe schon einige Songs mit autobiographischem Bezug, doch meistens kämen die Geschichten von Leuten, die er kenne, die er sich ausmale oder die er im Fernsehen gesehen habe. Ich frage ihn, ob in dem Fall auch der Song « Hope » vom aktuellen Album (den ich für den ersten Artikel über Johnny übersetzt hatte), nicht einer Situation entsprungen sei, die er erlebt habe. Er verneint, meint nein, das sei nicht spezifisch so erlebt, dass ihn eine Frau so versetzt habe. Zumindest soweit er sich erinnern könne (lacht). Ich sage ihm, dass der Song – wie auch viele andere von ihm – gleichzeitig etwas Trauriges hat, aber auch sehr lustig sei. John bejaht, das sei das, wohin er strebe, diesen Mix aus traurig und lustig. Einige Leute sähen nur den traurigen Teil und meinen, er sei so dunkel und depressiv und manche sähen nur den witzigen Teil und fänden ihn albern, aber es brauche den Blick auf beides, um zu erleben, was er versuche zu machen.
Ja, in Zürcher Hotels kann man meistens ein Fenster aufmachen. Purer Luxus… Ich frage ihn, wie er die Entwicklung der Musikindustrie erlebt habe in den etwa 35 Jahren, in denen er nun (als 76-Jähriger) dabei sei. Seine Antwort entspricht wohl grob den Antworten, welche viele Musiker geben würden, welche alle Phasen von Vinyl zu CDs, MTV und nun Streaming erlebt haben. «Ja, als ich begonnen hatte, gab es eine richtige Musikindustrie. Record Labels, Entwicklungen und Tour-Support. Jetzt ist nichts mehr wirklich übrig geblieben ausser Liveauftritten, aber das ist eh der beste Teil davon. Weisst du, die Verwüstung der Musikindustrie hat mich sowieso nicht so sehr betroffen, da ich nie so sehr erfolgreich damit war. Die Dinge ändern sich einfach, wenn du älter wirst. Ich bin nun einfach sehr viel älter.» Auf meine Frage, wie er die heutige Musik generell sieht, druckst er zuerst herum, meint «I don’t know». Ich sage ihm, wie das bei mir ist, dass ich noch immer primär die Musik der 60er und 70er Jahre höre, was bei ihm offensichtlich Resonanz erzeugt. «Ja ich versuchte da eine Weile mitzukommen, aber irgendwann sagte ich mir fuck it, warum soll ich mir die heutige Musik anhören, wenn ich James Brown oder Otis Redding hören kann? Ich meine, ich höre mir durchaus auch neue Musik an, aber die Musik, die mich berührt, ist noch immer die gleiche Musik wie die als ich jung war. Wenn du in den 80ern aufgewachsen bist, wäre es wohl diese Musik, das hat wohl mit dem Zufall deiner Geburtszeit zu tun.» (persönliche Anmerkung des Autors: Nein, für mich ist das ganz anders. Ich bin in den 80ern aufgewachsen, doch hat diese Musik für mich nicht im Geringsten die Qualitäten der voraus gegangenen Jahrzehnten.) Johnny fährt fort: «Und das war für mich der Punkt beim aktuellen Album. Ich war immer etwas davor zurückgewichen, den Sound meiner Jugend zu spielen, dachte dann aber doch, fuck it, jetzt machen wir das einfach. Und ich bin froh, dass ich es nicht schon früher gemacht habe, dass ich mir zuerst diese Erfahrungen von «experimentellerem Lärm» aneignen konnte.»
Johnny macht allerlei Kunst, nicht nur Musik. Wir sprechen über James Brown, ich erzähle ihnen, wie ich zweimal Tickets hatte, doch zweimal etwas dazwischen gekommen ist (zuerst war er krank und dann tot…) und John erzählte, wie sie gerade kürzlich total begeistert ein 1970er-Paris-Konzert von ihm geschaut hätten. Ich spreche ihn darauf an, dass er in einem Interview einst sinngemäss sagte, dass Soul eigentlich sein Lieblingssound wäre, er es aber nicht spielen könne. «Ja, dieser Sound ist so abhängig von guten Stimmen. Ein Soul-Sänger zu sein heisst, eine grossartige Stimme zu haben und das war der Grund, weshalb ich davon abgesehen habe. Ich dachte, dass ich vielleicht irgendwann eine grossartige Stimme haben würde, und das war die Sache mit dem aktuellen Album in Memphis, als ich dachte fuck it, ich habe EINE Stimme. Wenn man da die richtigen Ingredienzen dazu gibt… Ich machte meinen Frieden mit all meinen Dingen, meiner Stimme, mein Gitarrenspiel, allem. Ich dachte «that’s it».» Ich erzählte ihm, dass als ich seine Stimme das erste Mal hörte, sie mich an den Filmemacher David Lynch erinnerte, der auch Musik macht. Er antwortete, dass er jahrelang in Kontakt mit Angelo Badalamenti war, dem Komponisten von David Lynch. Er hätte gerne etwas mit David gemacht, aber das kam nie zustande. Angelo sei aber ein netter Typ und habe eine krasse Musiksammlung mit abertausenden LPs.
Auf meine Frage, ob er, wenn er trinkt, eher still oder laut wird, antwortet er, dass er jeweils angriffig geworden sei und auch deshalb weg vom Alkohol gegangen sei, da er oft Prügel kassierte. Er sei kein grosser Kämpfer und unter Alkoholeinfluss sei er hilflos wie ein Baby geworden, aber trotzdem überheblich. Er sei dann nicht so böse wie teils andere Leute geworden, aber doch ziemlich unausstehlich. Ich spreche ihn auf den «Hollywood Vampires»-Trinkklub an, über den ich kürzlich einen Artikel geschrieben habe, und dem so illustre Typen wie Keith Moon, Alice Cooper, John Lennon etc. angehörten. Dass das extrem exzessive Menschen waren, die aber andererseits auch zeitlose Meisterwerke der Musik erschaffen hatten. Wie er diese zwei Seiten sehe. Johnny meint, dass das immer schwierig zu beurteilen sei, wie diese Verbindungen wirklich waren. «Ich tendiere zu denken, dass Charlie Parker auch wundervoll gespielt hätte, wenn er sich nie Heroin gespritzt hätte. Aber … wer weiss das schon wirklich … Doch ich wäre lieber weniger Künstler, dafür noch am Leben.»
Ich erwähnte eine Doku, die ich kürzlich über Jim Morrison gesehen hatte, und dass ich bezweifle, dass The Doors die Musik gemacht hätten, die sie erschufen, wenn sie keine Psychedelics, Alkohol und so weiter konsumiert hätten. John meint, dass Psychedelics schon eine ganz andere Kategorie als andere Drogen und Alkohol sei. Alkohol vergifte grundsätzlich einfach dein System (Körpersystem, Nervensystem etc. – AdV) . Psychedelics – im sinnvollen Rahmen angewendet – erweitere wirklich dein Vorstellungsvermögen, während Alkohol dich nur glauben lässt, dass es so sei. «Alkohol macht dich nur glauben, dass du kreativ wirst, aber wenn du je eine Band siehst, wie sie betrunken ein Konzert gibt, dann ist das in der Regel einfach nicht gut.» Ich antworte, dass ich gestern einen YouTube-Clip von ihm angeschaut hätte … Johnny: «Oh Shit!» Allgemeines Gelächter bricht aus. Ein Bandkollege meint, er müsse jetzt da einschreiten. Ich fahre fort, sage ihnen, dass ich eine etwa 10-minütige Version des Songs «Nancy» meine, wo er gegen Ende des Clips torkelnd beinahe umgefallen sei. Er antwortet, das sei nicht wegen Alkohol, sondern Ermüdung gewesen, bei so einem langen Song. Das sei aber ein grossartiges Video (lacht).
Johnny ist in Hochform, wenn auch etwas erschöpft … Ich übergebe Johnny ein kleines Geschenk, einen Whisky von Matter Spirits , sage ihm, er solle es halt verschenken, da er ja gar nicht wirklich trinke. Ich erzähle ihnen, dass wir in der Schweiz eine junge Whisky-Nation seien, dass wir das bis Ende der 90er Jahren nicht herstellen konnten wegen alter Kriegsgesetze, als Getreide nur für Esswaren verarbeitet werden durfte, was mit Erstaunen zur Kenntnis genommen wird. «We’ll take that bad boy home! Ich werde ihn wohl meiner Schwester geben, sie trinkt gerne Whisky.» Ich erkläre ihm, dass ich das mit dem Whisky mit seiner Schwester besprochen hatte, ich sie gefragt hätte, was er gerne für Whisky trinke und sie nur meinte: «keep it simple!». Johnny lacht, sie kenne ihn nur zu gut … Er bewundert die «wunderschöne» Flasche und fragt sich, wie er sie legal heim bringen kann.
Wir sprechen noch über die Prohibitionszeit, worüber Johnny bestimmt sagt, dass es ganz sicher sei, dass man keine Kriege gegen Alkohol und Drogen gewinnen könne, dass solche Gesetze keinen Sinn machen, dass man schon sehr früh das hätte lassen sollen, so dass man sich jede Menge verschwendetes Geld und ruinierte Leben hätte ersparen können. Menschen bräuchten bis zu einem gewissen Grad einfach ihre Drogen und ihren Alkohol, den Zugang dazu. Wenn man das verhindere, mache man nichts anderes, als es in die Hände von Kriminellen zu übergeben. Auf der anderen Seite sei die Prohibitionszeit durchaus auch eine spannende Zeit gewesen, mit den Mobsters und so, und selbst die Legalisierung von Marijuana nehme ihm etwas den Spass an der Sache, den Thrill etwas Illegales zu tun und damit durchzukommen. Eine Angestellte vom «El Lokal» kommt und sagt, dass es Zeit für den Soundcheck sei. Ich verabschiede mich und komme abends zurück für das Konzert, welches super war, und wo ich dann auch begreife, was er meinte, dass sie eine ganz andere Version von «Johnny B. Goode» spielen. «Kennst du Guns n Roses? Es ist mehr so eine Slash-Version», raunte er lachend. Ich hoffe, dass Johnny uns noch mit vielen weiteren so tollen Kreationen beglücken wird, egal ob mit oder ohne Whisky …
PS: Ich liess es mir natürlich nicht nehmen, das Hausbier vom «El Lokal» zu probieren. Ein konventionelles, süffiges Bier aus der Quöllfrisch-Brauerei. Marketingtechnisch hat man sich hier aber so richtig verwirklicht, wie man auch auf der Rückseite feststellen kann:
Dieses Bier wird also von der Appenzeller Brauerei hergestellt, welche kürzlich mit dem Zukauf der maroden Winterthurer Chopfab Boxer-Brauerei zu einem der ganz grossen Big Player im hiesigen Biermarkt aufgestiegen ist. Bei Vollmond hergestellt passt ja zu uns Wermutwölfen , und dem Knochenmann von der Schippe springen, würde höchstwahrscheinlich Johnny «not dead yet» Dowd auch gefallen. Gutes Tun. Genau, Johnny B. Goode. Cheers! Aufs herzblutende Leben!
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