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Wermutwolf
Wermutwolf
Urban Pro
Ort
Zürich
Gegründet
2023
Follower
2
Mein erstes Mal - Chartreuse
Die erste Liebe, der erste Kuss, der erste … Chartreuse. In dieser Rubrik stellt der Wermutwolf alkoholische Getränke vor, die wir noch nie probiert haben. Haut uns das erste Mal aus den Socken, sind wir gnadenlos enttäuscht oder ist es einfach nur schrecklich?Chartreuse: Das ist Apfelgrün mit einem Hauch von Gelb. Das ist der Duft von 130 Kräutern. Das ist die wechselhafte Geschichte eines französischen Kartäuserordens. Das ist ein Geheimrezept, das nicht mal eine Handvoll Mönche kennen. Das ist die Zutat unzähliger Cocktails.Sogar die Rockband ZZ Top hat dem Chartreuse einen Song gewidmetTrotzdem hatte ich bisher noch nie ein Glas Chartreuse getrunken. Meine erste Begegnung mit Chartreuse verdanke ich dem surrealistischen Regisseur Luis Buñuel. Als ich mir neulich sein Meisterwerk «Dieses obskure Objekt der Begierde» angeschaut habe, erwachte meine Begierde nach Chartreuse.Der Film «Dieses obskure Objekt der Begierde» weckt BegierdenIn einer frühen Szene im Film verlangt der Hauptcharakter Mathieu Faber (grossartig gespielt von Fernando Rey) von einem Bediensteten einen Chartreuse. Der fragt: «Gelben oder Grünen?». Selbstsicher antwortet Faber: «Grünen: Er regt mehr an.» Der Bedienstete bemerkt: «Ausserdem wirkt er leicht aphrodisierend.»Es war um mich geschehen: Ich wollte Chartreuse kennenlernen – seine grün-gelb changierende Farbe bestaunen, den Kräuterduft riechen, ihn in all seinen Facetten schmecken und erleben.Glücklicherweise schaffte ich es noch, eine der begehrten Flaschen grünen Chartreuse zu ergattern. Denn mittlerweile herrscht Knappheit. Die Kartäusermönche haben 2021 beschlossen, die steigende Nachfrage nicht mehr zu befriedigen. In einem Brief schrieben Sie, dass ihr primäres Ziel der Schutz des Klosterlebens sei und sie ihre Zeit der Einsamkeit und dem Gebet widmen möchten. Sie würden weniger produzieren, dafür in besserer Qualität. Wie sympathisch!Sympathisch: Die Kartäusermönche setzen auf Qualität, nicht Quantität. Quelle: everydaydrinking.comDer Kartäuserorden nördlich von Grenoble im französischen Departement Isère erinnert ans gallische Dorf aus «Asterix und Obelix»; er kümmert sich nicht um Modeerscheinungen oder darum, was andere denken oder wollen. Gegründet wurde das Mutterkloster «La Grande Chartreuse» um 1084 nach Christus.Die beeindruckende La Grande Chartreuse in den französischen Alpen. Quelle: wikipedia.com; CC BY 2.5; FlorielDieses musste jedoch einige Jahrhunderte ohne den berühmten Chartreuse-Likör auskommen. Die Rezeptur eines mittelalterlichen Alchemisten gelangte erst 1605 in die Hände der Kartäusermönche im Kloster in Vauvert, einem Vorort von Paris. Diese versuchten vergeblich, das komplexe Elixier herzustellen. Deshalb schickten sie das Rezept ans Stammkloster. Erst 1737 schaffte es der Kloster-Apotheker Jérôme Maubec das «Chartreuse Elixir Vegetal» herzustellen. Es hat 69 Volumenprozent und ist noch heute erhältlich.Das Chartreuse Elixir Vegetal 69 % gibts nur im 1-Deziliter-FläschchenMaubecs Nachfolger Bruder Antoine verfeinerte 1764 die Rezeptur; der berühmte Chartreuse Verte mit 55 Volumenprozent war geboren. Es gibt noch eine dritte Version: den milderen, süsseren Chartreuse Jaune mit 40 Volumenprozent; ausgetüftelt 1838 von Bruder Bruno Jacquet. Noch heute werden alle drei Varianten unter Aufsicht der Mönche hergestellt – aber nicht mehr im Kloster, sondern in der Aiguenoire-Destillerie.Chartreuse verte und Chartreuse jauneWährend all der Jahrhunderte musste der Orden viel Leid erdulden: Das Kloster wurde 1132 von einer Lawine zerstört. Ganze achtmal brannte die «Grosse Kartause» nieder und wurde wieder aufgebaut. Während der Französischen Revolution 1789 mussten die Mönche das Land verlassen und konnten erst 1816 wieder zurückkehren. 1903 dasselbe Spiel: Das Mutterkloster wurde verstaatlicht, die Mönche wurden ausgewiesen. Sie bauten im spanischen Tarragona eine Destillerie und produzierten dort die Chartreuse-Liköre, bis sie 1932 wieder ins Stammkloster zurück durften (in Tarragone wurde Chartreuse noch bis 1989 produziert, aber unter dem Namen Liqueur Peres Chartreux Tarragone). Bis 1935 destillierten sie den Chartreuse im nahegelegenen Fourvoirie. Die Destillerie wurde jedoch durch einen Erdrutsch zerstört. Danach wanderte die Produktion nach Voiron und ab 2018 nach Aiguenoire. Für Sammler interessant: Die Abfüllungen aus der frühen Zeit in Tarragona gehören zu den wertvollsten. Bei dieser turbulenten Geschichte erstaunt es nicht, dass sich die Kartäusermönche auf ihr Klosterleben konzentrieren wollen und wenig auf weltliche Bedürfnisse und Forderungen geben.Was im Chartreuse alles steckt, wissen nur die Klosterbrüder. Insgesamt sollen es 130 Pflanzen, Kräuter und Blüten sein. Diese werden von den Kartäusermönchen zusammengestellt und in der Destillerie in Aiguenoire mazeriert, also in hochprozentigem Weinalkohol eingelegt. Die Kräuterelixiere werden mehrfach destilliert und anschliessend mit Pflanzen gefärbt. Zum Abschluss folgt eine Lagerung in Holzfässern.Die genaue Rezeptur ist nur drei Mönchen bekannt. Zwei davon stellen die Kräutermischungen zusammen und kennen jeweils nur die Hälfte der Formel. Ach ja: Die drei Klosterbrüder haben ein Schweigegelübde abgelegt.Ausser den drei erwähnten Chartreuse-Likören sind übrigens noch zwei weitere Varianten erhältlich, die acht Jahre lang im Fass lagern: der Chartreuse V.E.P. Verte und der Chartreuse V.E.P. Jaune. Zudem gibt es diverse Spezialabfüllungen.Schwierig erreichbar, viele Geheimnisse, eine fast schon sagenhafte Vergangenheit: Das führt zu brennender Begierde. Darum füllte ich meinen ersten grünen Chartreuse mit riesigen Erwartungen ins Glas. Ich hielt mich dabei an Fernando Rey und näherte mich derm Chartreuse in seiner natürlichen Form: pur und ungeschminkt.Die Farbe ist magisch; gelblich-grün schimmernd. In der Nase explodiert der Kräuterduft – würzig, krautig, Minze, Zitrone, Holz. Überwältigend. Ich kann es kaum mehr erwarten: Wie wird der erste Kuss? Leider enttäuschend: Er ist mir zu süss und zu heftig (was den Alkoholgehalt angeht). Mit etwas kaltem Wasser oder Eis könnte ich dem grünen Chartreuse nochmals eine Chance geben und tue es. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Der zweite Kuss wird sanfter, zärtlicher – aber ist mir immer noch viel zu süss. Schade. Mit Chartreuse allein werde ich nicht glücklich. Ich kann ihn nur mit anderen teilen. Ich sehe seine perfekte Rolle als Cocktailzutat. Darum habe ich ihn Dani geschenkt, unserem Spezialisten für Mixgetränke aller Art, der ihn bereits mit Freude und Erfolg ausprobiert hat.
Mein erstes Mal - Chartreuse
Die erste Liebe, der erste Kuss, der erste … Chartreuse. In dieser Rubrik stellt der Wermutwolf alkoholische Getränke vor, die wir noch nie probiert haben. Haut uns das erste Mal aus den Socken, sind wir gnadenlos enttäuscht oder ist es einfach nur schrecklich?
Chartreuse : Das ist Apfelgrün mit einem Hauch von Gelb. Das ist der Duft von 130 Kräutern. Das ist die wechselhafte Geschichte eines französischen Kartäuserordens. Das ist ein Geheimrezept, das nicht mal eine Handvoll Mönche kennen. Das ist die Zutat unzähliger Cocktails.
Sogar die Rockband ZZ Top hat dem Chartreuse einen Song gewidmet Trotzdem hatte ich bisher noch nie ein Glas Chartreuse getrunken. Meine erste Begegnung mit Chartreuse verdanke ich dem surrealistischen Regisseur Luis Buñuel. Als ich mir neulich sein Meisterwerk «Dieses obskure Objekt der Begierde» angeschaut habe, erwachte meine Begierde nach Chartreuse.
Der Film «Dieses obskure Objekt der Begierde» weckt Begierden In einer frühen Szene im Film verlangt der Hauptcharakter Mathieu Faber (grossartig gespielt von Fernando Rey) von einem Bediensteten einen Chartreuse. Der fragt: «Gelben oder Grünen?». Selbstsicher antwortet Faber: «Grünen: Er regt mehr an.» Der Bedienstete bemerkt: «Ausserdem wirkt er leicht aphrodisierend.» Es war um mich geschehen: Ich wollte Chartreuse kennenlernen – seine grün-gelb changierende Farbe bestaunen, den Kräuterduft riechen, ihn in all seinen Facetten schmecken und erleben. Glücklicherweise schaffte ich es noch, eine der begehrten Flaschen grünen Chartreuse zu ergattern. Denn mittlerweile herrscht Knappheit. Die Kartäusermönche haben 2021 beschlossen, die steigende Nachfrage nicht mehr zu befriedigen. In einem Brief schrieben Sie, dass ihr primäres Ziel der Schutz des Klosterlebens sei und sie ihre Zeit der Einsamkeit und dem Gebet widmen möchten. Sie würden weniger produzieren, dafür in besserer Qualität. Wie sympathisch!
Sympathisch: Die Kartäusermönche setzen auf Qualität, nicht Quantität. Quelle: everydaydrinking.com Der Kartäuserorden nördlich von Grenoble im französischen Departement Isère erinnert ans gallische Dorf aus «Asterix und Obelix»; er kümmert sich nicht um Modeerscheinungen oder darum, was andere denken oder wollen. Gegründet wurde das Mutterkloster «La Grande Chartreuse» um 1084 nach Christus.
Die beeindruckende La Grande Chartreuse in den französischen Alpen . Quelle: wikipedia.com; CC BY 2.5; Floriel Dieses musste jedoch einige Jahrhunderte ohne den berühmten Chartreuse-Likör auskommen. Die Rezeptur eines mittelalterlichen Alchemisten gelangte erst 1605 in die Hände der Kartäusermönche im Kloster in Vauvert, einem Vorort von Paris. Diese versuchten vergeblich, das komplexe Elixier herzustellen. Deshalb schickten sie das Rezept ans Stammkloster. Erst 1737 schaffte es der Kloster-Apotheker Jérôme Maubec das «Chartreuse Elixir Vegetal» herzustellen. Es hat 69 Volumenprozent und ist noch heute erhältlich.
Das Chartreuse Elixir Vegetal 69 % gibts nur im 1-Deziliter-Fläschchen Maubecs Nachfolger Bruder Antoine verfeinerte 1764 die Rezeptur; der berühmte Chartreuse Verte mit 55 Volumenprozent war geboren. Es gibt noch eine dritte Version: den milderen, süsseren Chartreuse Jaune mit 40 Volumenprozent; ausgetüftelt 1838 von Bruder Bruno Jacquet. Noch heute werden alle drei Varianten unter Aufsicht der Mönche hergestellt – aber nicht mehr im Kloster, sondern in der Aiguenoire-Destillerie .
Chartreuse verte und Chartreuse jaune Während all der Jahrhunderte musste der Orden viel Leid erdulden: Das Kloster wurde 1132 von einer Lawine zerstört. Ganze achtmal brannte die «Grosse Kartause» nieder und wurde wieder aufgebaut. Während der Französischen Revolution 1789 mussten die Mönche das Land verlassen und konnten erst 1816 wieder zurückkehren. 1903 dasselbe Spiel: Das Mutterkloster wurde verstaatlicht, die Mönche wurden ausgewiesen. Sie bauten im spanischen Tarragona eine Destillerie und produzierten dort die Chartreuse-Liköre, bis sie 1932 wieder ins Stammkloster zurück durften (in Tarragone wurde Chartreuse noch bis 1989 produziert, aber unter dem Namen Liqueur Peres Chartreux Tarragone). Bis 1935 destillierten sie den Chartreuse im nahegelegenen Fourvoirie. Die Destillerie wurde jedoch durch einen Erdrutsch zerstört. Danach wanderte die Produktion nach Voiron und ab 2018 nach Aiguenoire. Für Sammler interessant: Die Abfüllungen aus der frühen Zeit in Tarragona gehören zu den wertvollsten. Bei dieser turbulenten Geschichte erstaunt es nicht, dass sich die Kartäusermönche auf ihr Klosterleben konzentrieren wollen und wenig auf weltliche Bedürfnisse und Forderungen geben. Was im Chartreuse alles steckt, wissen nur die Klosterbrüder. Insgesamt sollen es 130 Pflanzen, Kräuter und Blüten sein. Diese werden von den Kartäusermönchen zusammengestellt und in der Destillerie in Aiguenoire mazeriert, also in hochprozentigem Weinalkohol eingelegt. Die Kräuterelixiere werden mehrfach destilliert und anschliessend mit Pflanzen gefärbt. Zum Abschluss folgt eine Lagerung in Holzfässern. Die genaue Rezeptur ist nur drei Mönchen bekannt. Zwei davon stellen die Kräutermischungen zusammen und kennen jeweils nur die Hälfte der Formel. Ach ja: Die drei Klosterbrüder haben ein Schweigegelübde abgelegt. Ausser den drei erwähnten Chartreuse-Likören sind übrigens noch zwei weitere Varianten erhältlich, die acht Jahre lang im Fass lagern: der Chartreuse V.E.P. Verte und der Chartreuse V.E.P. Jaune. Zudem gibt es diverse Spezialabfüllungen . Schwierig erreichbar, viele Geheimnisse, eine fast schon sagenhafte Vergangenheit : Das führt zu brennender Begierde. Darum füllte ich meinen ersten grünen Chartreuse mit riesigen Erwartungen ins Glas. Ich hielt mich dabei an Fernando Rey und näherte mich derm Chartreuse in seiner natürlichen Form: pur und ungeschminkt. Die Farbe ist magisch; gelblich-grün schimmernd. In der Nase explodiert der Kräuterduft – würzig, krautig, Minze, Zitrone, Holz. Überwältigend. Ich kann es kaum mehr erwarten: Wie wird der erste Kuss? Leider enttäuschend: Er ist mir zu süss und zu heftig (was den Alkoholgehalt angeht). Mit etwas kaltem Wasser oder Eis könnte ich dem grünen Chartreuse nochmals eine Chance geben und tue es. Jeder hat eine zweite Chance verdient. Der zweite Kuss wird sanfter, zärtlicher – aber ist mir immer noch viel zu süss. Schade. Mit Chartreuse allein werde ich nicht glücklich. Ich kann ihn nur mit anderen teilen. Ich sehe seine perfekte Rolle als Cocktailzutat. Darum habe ich ihn Dani geschenkt, unserem Spezialisten für Mixgetränke aller Art , der ihn bereits mit Freude und Erfolg ausprobiert hat.
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Musiktipp: Johnny Dowd!!!
Auch Musik findet beim Wermutwolf statt, bspw. mit unserer Spotify-Playlist , die schon viele begeisterte Feedbacks generierte, oder in Artikeln wie dem über die « Hollywood Vampires » oder Marilyn Manson . Und jetzt gibt es was auf die Ohren! (Den Play-Button drücken)
Ihr kennt Johnny Dowd nicht? Falls Ihr nicht nur Taylor Swift oder Ed Sheeran hört (und vielleicht deshalb zum harten Trinker wurdet), sondern durchaus am aufregenden Alternativ-Genre interessiert seid, an kreativen Figuren abseits des Mainstreams, dann ist das eine Bildungslücke, die Ihr nun sofort stopfen solltet. Hier dazu eine Spotify-Playlist mit meinen drei Lieblingsalben, welche seine letzten beiden Alben, plus das betrunkene Meisterwerk («A Drunkard’s Masterpiece») enthaltet.
Sein aktuelles Album wurde in Kooperation mit grossartigen Musikern in Memphis aufgenommen. Johnny wird oft in Verbindung mit Typen wie Tom Waits oder Charles Bukowski genannt, unter anderem weil er (auch an seinen Konzerten) gerne Whiskey trinkt und darüber schreibt, meistens mit einer schönen Prise schwarzen Humors und Selbstironie (z. B. im Song « Drunk »). Hier ein Beispiel aus seinem aktuellen, wunderbaren Album « Is Heaven Real? How would I know », und zwar der Song « Hope »: Ich hatte ein Date – um Viertelvoracht Es ist Mitternacht, sie muss sich verspäten Die Bar ist leer – ausser mir selbst Da hatte der Barkeeper eine Erleuchtung Noch ein Bier, noch ein Shot Einige Leute sagen, ich trinke eine Menge Johnny, sie hat dich stehen gelassen – sie hat dich zum Narren gehalten Jetzt sitzt du einfach auf deinem Bar-Stuhl – versuchst cool zu wirken Es ist Zeit heimzugehen – es ist Zeit ins Bett zu gehen Es ist Zeit dieses blöde Mädchen aus dem Kopf zu kriegen Noch ein Bier, noch ein Shot Einige Leute sagen, ich trinke eine Menge Nun, ich höre, was du sagst – aber eine weitere Runde Vielleicht kommt sie später noch vorbei Die Hoffnung stirbt zuletzt – das ist, was ich glaube Gute Nacht Barkeeper, es ist Zeit für mich zu gehen Noch ein Bier, noch ein Shot Einige Leute sagen, ich trinke eine Menge Ich ging zu meinem Automobil – rauchte eine letzte Zigarette Etwas sagte mir – geh noch nicht Sie könnte erscheinen – wie in einem Traum Sie könnte ein Teil in Gottes grossem Plan sein Noch ein Bier, noch ein Shot Einige Leute sagen, ich trinke eine Menge
Und deshalb freut sich der Wermutwolf wie ein beschwipster Schneekönig auf sein Konzert in Zürich am 25. März ! Und nicht nur das: Wir haben zudem die grosse Freude und Ehre, mit Johnny vor dem Konzert ein Interview führen zu dürfen, ihn über seinen Alkoholkonsum und sein sonstiges Leben zu befragen. Und das ist definitiv interessant. Johnny begann erst sehr spät in seinem Leben mit seiner Musikerkarriere. Vorher war er unter anderem Möbelspediteur und Vietnamveteran. Verheiratet war er einst für volle zwei Wochen. Er ist auch Künstler , malt die Covers seiner Alben oft selbst, wuchs in Texas auf und wohnt im Bundesstaat New York.
Man kann Johnny musikalisch nicht in Schubladen stecken und muss sich auf seinen Sound einlassen, darin eintauchen. Sein Humor ist erste Sahne und seine Stimme erinnert mich irgendwie mehr an David Lynch als an Tom Waits. Er erzählt in seinen Songs freimütig aus seinem Leben und seine Live-Auftritte seien äusserst intensiv. Wir können es kaum erwarten!
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Trinkgeschichten - André the Giant
Ihr glaubt, Wermutwölfe und Riesen gibt es nur im Märchen? Dann kennt Ihr André the Giant nicht. Der weltberühmte Wrestler war nicht nur körperlich ein Riese, sondern konnte auch unglaubliche Mengen Alkohol vertilgen. Und mit unglaublich meine ich unglaublich. Nicht umsonst nannte man ihn «Das achte Weltwunder».
Es war einmal ein französischer Bauernsohn, der auszog, um gegen das Böse zu kämpfen. André Roussimoff wurde am 19. Mai 1946 in Frankreich geboren und wuchs im kleinen Ort Molien auf einem Bauernhof auf. Mit 19 Jahren fasste er im Wrestlinggeschäft Fuss. Damals war André bereits 2,09 Meter gross und wog etwa 135 Kilogramm. Grund waren Wachstumskrankheiten, die ihn immer grösser werden liessen – sodass er später in seiner Karriere 2,24 Meter mass und 240 Kilogramm schwer war.
Seine Statur brachte ihm den Wrestlingnamen «André the Giant» und den Spitznamen «Das achte Weltwunder» ein. Dank seiner sportlichen Fähigkeiten schaffte er es ganz an die Spitze. Er war in den 1970er- und beginnenden 1980er-Jahren der erfolgreichste Star des Wrestlinggeschäfts. Eine kurze, schöne Doku über «André the Giant» findet Ihr im Video unten.
Andrés Wrestlingkarriere war märchenhaft, genauso sind es seine Trinkgeschichten. Denn André hatte den Durst eines Riesen. Er war ein waschechter Wermutwolf . Wie sein Wrestling-Kumpane Jake The Snake in einem Interview mit Joe Rogan zum Besten gibt, kippte André nach einem Match auf einer ca. 130 Kilometer langen Fahrt zwei Kisten Bier oder in Einheiten: 48 Bier. Ihr lest richtig: ACHTUNDVIERZIEG BIER.
Wer jetzt noch nicht in Ehrfurcht auf die Knie fällt …
… muss unbedingt weiterlesen. Denn 48 Bier sind anscheinend für den französischen Giganten nichts. In einem Interview mit David Letterman gesteht er, dass er in einer Nacht einmal 116 Bier geköpft habe. Er sagte zudem, dass er mit dem Trinken aufgehört habe – anscheinend meinte er damit nicht Wein: Davon trinke er während des Essens immer noch gerne zwei, drei Flaschen.
Auch wenn es wie ein Märchen klingt, die Wermutwölfe leben unter uns. Und einer davon war André the Giant. Er soll jeweils nach einem Wrestlingmatch 24 Bier geköpft haben. Seine Kumpanen tranken im Schnitt ein Sixpack.
Auch vor einem Kampf sprach er gerne geistigen Getränken zu. Laut dem Wrestler Floyd Gerald Brisco soll André vor einem Kampf sechs Flaschen Wein getrunken haben – und niemand merkte es ihm an. Die Wrestling-Legende Hulk Hogan berichtet ebenfalls voller Ehrfurcht von Andrés Trinkvermögen : «Ich fuhr also zum Flughafen und traf mich mit ihm in der Delta-Crown-Lounge. Als wir uns hinsetzten, hatten wir noch 45 Minuten Zeit, bevor er zum nächsten Gate gehen musste. Er hat 108 kleine Biere getrunken.» Ausserdem soll er auf einer dreistündigen Busfahrt zwölf Flaschen Wein geleert haben.
Und noch eine letzte sagenhafte Geschichte von Andrés gigantischem Durst: In seinen Memoiren berichtet der Wrestler Bobby the Brain , dass er eines Abends im Marriott Hotel in Kansas City, Missouri, die Hotelbar besuchte. Dort wurde er vom Barkeeper angesprochen. Der fragte: «Ist Andrè diesmal bei Ihnen?» Bobby the Brain verneinte. «Oh, Gott sei Dank», sagte der Barkeeper. «Als er das letzte Mal hier war, habe ich den Zapfenstreich ausgerufen und er wollte nicht gehen. Ich habe ihm gesagt, dass ich nur so lange bleiben kann, wie er trinkt.» André bestellte 40 Wodka-Tonics und trank diese bis 4 Uhr morgens.
Leider starb André bereits mit 46 Jahren aufgrund seiner Wachstumskrankheiten. Doch auch hier zeigte seine sagenhafte Grösse, dass er nicht von dieser Welt war. Denn er musste in die USA überführt werden, da in Frankreich kein Krematorium gross genug für ihn war. Seine Asche wurde auf seiner Ranch in North Carolina verstreut. Ich hoffe, dass er noch heute in Walhalla ein geselliges, trinkfreudiges Dasein führt.
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Wolfstour - Orator
Im zürcherischen Pfungen destillieren Eva und Christian Orator mit viel Leidenschaft edle Brände. Ihre Produkte sprechen sämtliche Sinne an und setzen auf Zutaten in höchster Bioqualität. Dabei schrecken Sie auch vor Experimenten mit exotischen Früchten und Gewürzen wie Bergamotte, Timut-Pfeffer oder Yuzu nicht zurück.
Der Volksmund sagt: «Der erste Eindruck zählt.» Und der ist bei « Orator » im wahrsten Sinne des Wortes … beeindruckend. Der Wermutwolf wird vom sympathischen, gut gelaunten Ehepaar Eva und Christian Orator in ihrem geschmackvoll gestalteten Shop im zürcherischen Pfungen empfangen, wo auch Destillerie und Warenlager untergebracht sind. Die Räumlichkeiten sind mit rustikalem, heimeligem Holz ausgekleidet. Grossformatige Bilder und moderne Skulpturen von Künstlern wie dem Österreicher Karl Schnetzinger versprühen Farbe, Wärme und Atmosphäre. Man wähnt sich in einer Galerie, wären da nicht die prächtig in Szene gesetzten Alkoholika.
Zu edlen Bränden passt ein edles Ambiente. Eva und Christian haben ihre «Berufung» als Destillateure erst spät gefunden; vorher waren sie über zwei Jahrzehnte in der Versicherungsbranche tätig. Im Alter von 50 Jahren sah Christian seine Zukunft nicht mehr im Versicherungsgeschäft und gründete zusammen mit seiner Frau Eva die Destillerie «Orator». Es sei sprichwörtlich eine «Schnapsidee» gewesen, so Christian. Diese hat ihn und Eva aber nicht mehr losgelassen.
Eva und Christian Orator in ihrem Verkaufsladen Warum Sie aufs Brennen gekommen seien? Denn die beiden gestehen uns etwas verlegen, dass sie eigentlich lieber Wein als Spirituosen geniessen. Er sei ein leidenschaftlicher Koch, erzählt Christian. Er stehe jeden Tag in der Küche – auch nach einem langen, harten Arbeitstag. Kochen sei für ihn Entspannung. Und diese Leidenschaft fürs Jonglieren mit Aromen, das Kombinieren von Zutaten zu etwas Neuem und Geschmackvolleren, das Auge fürs Anrichten schöner Speisen, die kann er auch beim Destillieren umsetzen.
«Orators» Auge fürs Schöne, Elegante sieht man in der Destillerie. Die Suche nach perfekten Aromen und Kombinationen zeichnet die Brände von «Orator» aus. Zwar finden sich auch hier Schweizer «Klassiker» wie «Williams» und «Quitte» , aber im Sortiment tummeln sich ausserdem zahlreiche Geiste; Gewürze, Früchte und Beeren werden in Alkohol eingelegt (mazeriert) und anschliessend destilliert. Hier zeigt sich ganz der Koch: Wir entdecken edle Wässerchen mit Pfeffer, Kakao, Zimtblüten, Orangen, Bergamotte, Mandarinen, Aprikosen …
Einige der Zutaten für die «Orator»-Geiste Bei den Zutaten kennt «Orator» keine Kompromisse. Sie müssen «Bio» sein, geschmackvoll und von bester Qualität. So geben dem prämierten « Mandarinengeist » rare Früchte von der griechischen Insel Chios ihr Aroma. Diese zeichnen sich durch einen aussergewöhnlich intensiven Geschmack aus, müssen aber zuerst in mühsamer Handarbeit entkernt werden, bevor sie «Orator» leicht warm mazeriert und zu «Mandarinengeist» destilliert. Auf diese Mandarinen kam Christian dank einer befreundeten Parfümeurin, die den Auftrag hatte, die beste Mandarinenessenz herzustellen.
Das Angebot von «Orator» ist überwältigend und öffnet eine Welt des Geschmacks Die edlen Zutaten und die Handarbeit schlagen sich auch auf den Preis der «Orator»-Produkte nieder. 350 Milliliter des «Mandarinengeists» kosten 65 Franken; doch diese edlen Brände sind zum Geniessen und Entdecken da und nicht, um sich einen «anzutrinken». Das wäre viel zu schade. So lassen Eva und Christian auch beim Abfüllen grösste Sorgfalt walten: Die Brände werden nicht gefiltert, es gibt keinerlei Zusätze wie Zucker oder Farbe und das Ehepaar probiert unterschiedliche Trinkstärken, um das Maximum an Aroma und Mundgefühl zu erreichen. Und tatsächlich: Bei unserer Degustation waren wir begeistert. Alle Brände bestechen durch ausgesprochenen Geschmack und ein weiches, samtiges Mundgefühl; beissende Alkohol- oder Fehlaromen sucht man vergebens. Bei so edlen, hochpreisigen Produkten empfiehlt es sich, selbst ein Bild vor Ort zu machen. Bei Eva und Christian dürfen die Produkte vor dem Kauf verkostet werden. Das kann der Wermutwolf nur empfehlen.
Bei «Orator» findet jeder Topf seinen Deckel. «Orator» tüftelt nicht nur mit Früchten und Gewürzen, sondern auch mit Holzfässern. Christian führte uns in sein eindrückliches Fasslager. Hier entsteht unter anderem Rum (und schon bald auch Whisky). Bei der Fassauswahl ist «Orator» genauso akribisch wie bei den Zutaten; es kommen nur beste, ungeschwefelte Fässer zum Einsatz – der Kopf wirds danken –, die Christian teils sogar vor Ort prüft und selbst abholt. Das zeigt sich bei der Qualität des Rums. Eigentlich bin ich kein grosser Fan des «Piratengetränks», aber der fassstarke «Orator»-Rum hat es mir angetan; viel Geschmack, harmonische Wein- und Holzaromen, keine klebrige Süsse.
Hier wird aussergewöhnlicher Rum geboren. Wir lernten Eva und Christian Orator zum ersten Mal an der Schweizer Spirituosen-Award-Show DistiSuisse 2023 kennen. Dort haben wir ihren «Mandarinengeist» verkostet, der den Kategoriensieg bei den «Sondersorten» einheimste. Er mundete mir sehr gut, aber ich wusste damals nicht, was tatsächlich in dieser Flasche verborgen ist. Erst bei unserem jüngsten Besuch in der Destillerie wurde mir bewusst, wie viel Herzblut, Leidenschaft und Fachwissen in «Orator» steckt. Und das ist etwas, was mir bei unseren Besuchen bei Destillerien und Brauereien immer wieder aufgefallen ist: Wo mit Freude und Passion gearbeitet wird, entstehen Produkte, die begeistern. «Orator» ist eine Bereicherung für die Schweizer Destillerielandschaft und für jeden Freund edler, feiner Spirituosen einen Besuch wert.
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Promi(lle) im Glas - Crystal Head-Wodka
Machten Berühmtheiten früher primär durch ihren Alkoholkonsum von sich reden, wollen sie heute mit Hochprozentigem auch Geld verdienen. Doch der Wermutwolf lässt sich von Stars und Sternchen nicht blenden: Wir testen, ob die Promi-Abfüllungen wirklich trinkbar sind. Dieses Mal steht der Crystal-Head-Wodka von Schauspiellegende Dan Aykroyd auf dem Prüfstand.
Wodka hat es schwer: Alle trinken ihn … und alle schimpfen über ihn. Er habe keinen Geschmack, sei totdestilliert und totgefiltert. Etwas, dass man säuft, damit man nicht merkt, dass man säuft. Es gäbe doch so viel Besseres, Komplexeres.
Einige der heutigen hippen Craft-Bars weigern sich sogar, Wodka auszuschenken oder zu vermixen (Letzteres kann ich verstehen: In einem Drink ist Wodka nur ein Alkoholplatzhalter, geschmacklich trägt er nichts bei). Der Wermutwolf meint: All diese Nörgler missverstehen Wodka. Man geniesst ihn nicht gemütlich mit einem Buch vor dem Kamin. Man trinkt ihn auch nicht, um eine Geschmacksexplosion zu erleben oder die Handschrift von authentischen Kleindestillerien im Süden Mexikos zu erkunden.
Wodka bedeutet schlicht und einfach Gesellschaft und Lebensfreude. Man trinkt ihn ungekühlt aus Schnapsgläsern zum oder nach dem Essen und immer miteinander. So habe ich ihn stets mit polnischen Bekannten getrunken und die wissen wie die Russen, wie man Wodka trinkt. Denn aus einem der beiden Länder stammt er wahrscheinlich (von wo genau ist ein ewiger Streitpunkt). Ein idealer Wodka hat wenig Geschmack, ist butterweich und geht runter wie Öl. So passt er zu jedem Essen. So schmeckt er jedem. So lässt er sich jederzeit trinken.
Nun ist Dan Aykroyd weder Pole noch Russe. Immerhin lebt er auf dem gleichen Breitengrad: Er stammt aus Kanada. Aber was hat er mit Wodka am Hut? Kanada ist vielleicht für seine Whiskys bekannt, aber nicht für exquisite Wodkas (trinken tun die Kanadier das klare Lebenswasser allerdings lieber als ihren Whisky, sagt Statista ). Doch lassen wir ihn am besten selbst zu Wort kommen (aus einem Interview mit Forbes ): «Die Geschichte hinter Crystal-Head-Wodka beginnt mit zwei Künstlern – John Alexander, dem amerikanischen Landschaftsmaler und Porträtisten, und mir, dem Schriftsteller und Schauspieler.»
Dan Aykroyd und John Alexander. Quelle: CC BY-SA 4.0, Wikipedia.com Dan Aykroyd weiter: «An einem Februarabend in seinem Atelier in New York über dem Broadway, mitten in einem Schneesturm, sprachen wir über meine Zusammenarbeit mit Patron Tequila als deren kanadaweiter Importeur und Promoter. John sagte, dass er schon immer mal ein alkoholisches Getränk in einer Totenkopf-Flasche sehen wollte. Ich bat ihn, das Design zu entwerfen und erwartete in ein paar Monaten eine Vorlage. Als ich mich kurz umdrehte, um an meinem Patron XO zu nippen, und mich wieder zurückdrehte, sah ich, dass John innerhalb von 47 Sekunden unsere Flasche entworfen hatte, indem er sie auf ein Stück Papier skizzierte. Ich sagte: ‹Er sieht aus wie einer der 13 Kristallschädel, die angeblich von den Maya, Azteken und Navajo als Hellsehersteine verwendet wurden! Es wird eine klare und schöne Flasche sein, in die wir einen weissen Spiritus füllen können, rein und ohne Zusätze!› So entstand die Idee, auf die üblichen Zusatzstoffe zu verzichten, die weniger hochwertigen Wodkas zugesetzt werden – Glyzerin [Frostschutzmittel], Zitrusöl [Insektenvernichtungsmittel] und Rohzucker.»
Der Crystal-Head-Wodka mit seinem ikonischen Flaschendesign Dan Aykroyd erwähnt im Interview mit Forbes 13 Kristallschädel. Die Legende dieser Schädel kennt Ihr vielleicht aus Filmen wie «Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels», der Science-Fiction-Serie «Stargate – Kommando SG-1» oder dem Metal-Album «Blood Mountain» der US-Band Mastodon. Falls nicht: Dan gibt im Podcast von Joe Rogan einen hervorragenden Überblick über den aktuellen Forschungsstand:
Sagt Euch der Name Dan Aykroyd nichts? Dann kennt Ihr vielleicht Filme wie «Blues Brothers» oder «Ghostbusters». Auch nicht? In diesem Fall seid Ihr jüngere Semester oder habt die 80er-Jahre unter einem Stein verbracht.
Doch zurück zu unserem Hauptdarsteller – nicht Dan Aykroyd, sondern dem Crystal-Head-Wodka. Wie schmeckt er? Ich könnte sagen, wie jeder Wodka: nach nichts. Doch selbst Wodka ist nicht vollkommen geschmacksneutral. Der Crystal Head riecht sehr angenehm: subtil nach Zitrone, Getreide, leicht blumig. Im Mund ist er süss, ausgesprochen weich, sehr neutral, mit etwas Würze und einem leichten Brennen. Dan und John haben einen sehr smoothen Spirit geschaffen, der genau meinen Kriterien für einen guten Wodka entspricht. Probiert habe ich übrigens den Crystal Head «Original». Dieser wird laut Hersteller-Website aus «lokalem, kanadischem Mais» hergestellt, viermal destilliert, mit «reinem Wasser» aus Neufundland/Kanada vermischt und siebenmal gefiltert, davon dreimal durch Schichten aus Halbedelkristallen. Den Crystal Head gibts mittlerweile auch aus englischen Weizen (Aurora) und aus mexikanischer blauer Weber-Agave (Onyx). Alle werden ohne Zusatzstoffe wie Zucker, Glycerin etc. hergestellt.
Die drei Varianten des Crystal-Head-Wodkas: Onyx, Original und Aurora (v.l.n.r.)
Von der coolen Flasche gibts auch Sondereditionen. Wermutwolf -Dani hat den «Crystal Head John Alexander Limited Edition» ergattert Was Dan Aykroyd beim Onyx geritten hat, weiss ich nicht: Blaue Weber-Agave ist viel zu schade für Wodka. Das ist die offizielle Tequila-Frucht. Die schmeckt zu fein, um aus ihr einen neutralen Brand zu machen. Auf die ganze Umweltproblematik mit dem mittlerweile überdimensionierten Agaven-Anbau möchte ich gar nicht eingehen.
Aber auch den Crystal Head «Original» würde ich trotz seiner Qualität nur wegen der coolen Flasche kaufen. Bei Schweizer Anbietern wie ullrich.ch kostet die Flasche 56 Franken. Das ist auch für guten Wodka zu teuer. Einen polnischen Wyborowa (aus Roggen) bekommt Ihr für die Hälfte des Preises, genauso den schwedischen Absolut (aus Weizen). Beides sind gute, typische Wodkas und haben ebenfalls keinerlei künstlichen Zusätze.
Nochmals die tolle Flasche, dieses Mal im Kleinformat (5 cl)
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Heul doch - Alkohol, die neue Pest!
Galt vor einigen Jahren das tägliche Glas Rotwein als gesund, soll heute ein einziger Tropfen Alkohol das Leben verkürzen. Die Medien lieben die Extreme und scheren sich einen Deut um Widersprüche. Wie Kühe wiederkäuen sie «wissenschaftliche» Studien, ohne diese zu hinterfragen. Doch Wermutwölfe sind keine Wiederkäuer …
Eine neue Sau wird durchs Dorf getrieben: Sie heisst Alkohol. Sie ist schlimmer als Tabak; sie ist der schwarze Tod!
Bereits ein einziger Tropfen ist verheerend. Nicht eine Flasche. Nicht ein Glas. Sondern: Ein! Einziger! Tropfen! ntv titelt : «Jeder Tropfen Alkohol ist zu viel für die Gesundheit». Das muss natürlich wissenschaftlich untermauert werden: «Alkohol ist ein Gift, schon der erste Tropfen schadet», sagt laut ntv Tobias Böttler, Spezialist für Lebererkrankungen vom Universitätsklinikum Freiburg, gegenüber dem SWR. «Einen gesunden Alkoholkonsum gibt es nicht.»
Gemäss ntv empfiehlt die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) neu: «Zur Verbesserung der physischen Gesundheit sollte der Alkoholkonsum reduziert werden, unabhängig davon, wie hoch die Trinkmenge ist. Für die körperliche Gesundheit ist es am besten, keinen Alkohol zu trinken. Der Wermutwolf hat die Originalempfehlung der DHS durchgelesen. Der Grund für die neue Empfehlung: «Eine Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation wertete Daten von 592 Studien zu alkoholbezogenen Krankheiten oder Verletzungen als Todesursachen im Jahr 2016 aus. Sie umfassten alkoholbezogene Todesursachen, unter ihnen bluthochdruckbedingte Herzerkrankungen, Herz-Rhythmusstörungen, Schlaganfall sowie sieben Krebserkrankungen, unter anderem der oberen Atem- und Verdauungswege, der weiblichen Brust und der Leber … Abstinent lebende Menschen hatten das geringste Sterberisiko. »Das klingt dramatisch. Macht Angst. Doch in demselben Artikel zitiert die DHS eine weitere Studie : «Von den Personen, die lebenslange Alkoholabstinenz angegeben hatten, waren nach statistischer Prüfung nicht mehr verstorben als von den gering oder moderat Alkohol konsumierenden Personen.»
Übersetzt: In dieser Studie starben genauso viele Abstinenzler wie Trinker. Diese Studie wollte zeigen, dass Enthaltsamkeit nicht schlechter als moderater Konsum ist. Ich bin kein Arzt und gebe auch keine Empfehlungen zum Alkoholkonsum ab. Aber was ich weiss: Der Artikel von ntv ist pure Angstmacherei. Eine reisserische Schlagzeile für schnelle Klicks. Die Autorin oder der Autor hat sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt; kein Wort zu den widersprüchlichen Studien. Kein Wort zur pauschalen, unwissenschaftlichen Aussage von Tobias Böttler, ein Tropfen Alkohol schade bereits. Denn Alkohol gehört zu unserer Welt wie Luft und Wasser. Ich meine nicht das Trinken, sondern Alkohol. Er entsteht ständig und überall: Früchte vergären, Honig vergärt, Milch vergärt, Teig vergärt … Ich bezweifle, ob es überhaupt einen Menschen gibt, der noch nie einen Tropfen Alkohol zu sich genommen hat. Eine reife Banane kann bis zu 0,6 Volumenprozent Alkohol enthalten. Auch in Fertiggerichten, Fruchtsäften und sogar in Kinderschokolade stecken geringe Mengen Alkohol . Er findet sich im Hustensaft und in Beruhigungsmitteln . Doch ein Tropfen schadet bereits?!
Auch historische Fakten werden bei der neuen Empfehlung der DHS vollkommen ausgeblendet. Der Mensch konsumiert wahrscheinlich Alkohol , seit es ihn gibt. Die Griechen und Römer beteten den Wein an, die alten Ägypter und Kelten liebten das Bier. In Frankreich war Alkohol bis in die 1980er-Jahre an den Schulen erlaubt. Alkoholische Getränke wurden und werden auf der ganzen Welt und in fast jeder Kultur gebraut. Die meisten Menschen mögen Alkohol, verehr(t)en ihn sogar. Und auch viele Tiere sprechen ihm gut und gerne zu. Alkohol ist Teil unserer Welt und wird es immer sein. Klar: Man kann ihn zumindest als Getränk verbieten. Die Amerikaner können allerdings ein Lied davon singen, wie das ausging. Statt Alkohol als neue Plage zu verdammen, wäre es viel sinnvoller, den Umgang damit zu lehren und zu lernen. Dass sinnloses Komasaufen schädlich ist, weiss jeder – sogar diejenigen, die es tun. Dass ein einziger Tropfen Alkohol schadet, bezweifle ich.
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