Wermutwolf

Wermutwolf

Wermutwolf

Urban Pro
Ort Zürich
Gegründet 2023
Follower 2
Streifzüge durchs Revier - Am Rande des Atomkriegs

Streifzüge durchs Revier - Am Rande des Atomkriegs

Man stolpert immer wieder einmal unfreiwillig über alkoholische Themen. Wir vom Wermutwolf nehmen solche Bälle natürlich gerne auf und tauchen dann tiefer in die Themen ein, immer neugierig, was der flüssige mit dem feinstofflichen Spirit so anstellt. In dieser Rubrik widmen wir uns solchen zufällig begegneten Geschichten. Heute geht es primär um John F. Kennedy und Cocktails.Diese Geschichte begann für mich, als ich auf ein Zitat von Henry Kissinger stiess. Und das Zitat geht wie folgt:«Die Hand, welche den Georgetown-Martini mixt, ist immer wieder die Hand, welche das Schicksal der westlichen Welt lenkt.»Das kam mir reichlich merkwürdig vor. Ich würde zwar nie den Einfluss von Alkohol auf die Weltgeschicke gering schätzen, doch ich konnte mir im ersten Moment keinen Reim darauf machen. Also schaute ich es nach und war überrascht, als ich den Zusammenhang begriffen hatte.Nur ein albernes KI-Bild...Der ehemalige US-Präsident (1961 – 1963), um dessen Erschiessung vor über 60 Jahren sich bis heute unzählige Theorien und Geschichten sammeln, befand sich im Oktober 1962 in einer seiner schwersten Lagen als oberster Kommandant, als herauskam, dass die Sowjetunion auf Kuba die Installation von Atomraketen betrieb. (Vielen ist es nicht bewusst, aber die russische Stationierung von Atomraketen auf Kuba war eine Reaktion auf das genau selbe Gebaren der USA in der Türkei, was Jack sehr überraschte, als man ihn darüber gebrieft hatte. Jegliche Ähnlichkeiten mit der heutigen Situation, in der Russland Atom-U-Boote nach Kuba verlegt hat, sind natürlich rein zufälliger Natur…)Also kann man annehmen, dass er sich mit seinen Beratern im Weissen Haus die Nacht um die Ohren schlug, richtig? Falsch. Er fuhr quer durch die Stadt nach Georgetown zu einer Cocktail-Party …Nur ein weiteres KI-Bild...Im Haus des bekannten Zeitungskolumnisten Joe Alsop (der nach eigener Aussage nebenbei gratis und franko für die CIA arbeitete) fand sich die Machtelite des Landes ein, die alle in der Nähe wohnten, im Umkreis von ein paar Häuserblöcken. William Colby, der später Chef der CIA wurde, Chip Bohlen, früherer Botschafter in der Sowjetunion, Allen Dulles, der langjährigste Chef der CIA, Frank Wisner, einer der Gründer der CIA und Wall Street-Anwalt, Felix Frankfurter vom Supreme Court und viele mehr.Kennedy selbst hatte ebenfalls ein Domizil in Georgetown. Und natürlich wohnte auch der Zitatgeber, der umtriebige Henry Kissinger dort, wie auch Walter Lippman, der Grossmeister von PR und Propaganda. Dort in Georgetown wurden die Entscheidungen getroffen, von zumeist nicht gewählten Personen. Und dort machte sich JFK ein Bild der Lage. Und das meinte Kissinger mit seinem Zitat.Nur KI...Das liess mich darüber nachdenken, was denn wohl der adäquatere Rahmen für solche ausserordentlich wichtige Entscheidungsfindungen ist. Eine Cocktail-Party versus Strategiemeetings im Pentagon oder im Weissen Haus oder dergleichen.Man kann wohl davon ausgehen, dass der lockere Rahmen einer Cocktail-Party weniger zu Eskalationsdenken führt als der Kommandobunker, wo man sich vermutlich an Flipcharts und geostrategischen Grossbildern in Rage sprechen könnte. 1:0 für Cocktail-Partys. Ich könnte mir auch vorstellen, dass man an einer Cocktail-Party mindestens unterbewusst dem Leben positiver gegenübersteht, denn dort findet das pralle Leben statt. Dort sind auch teilweise die Frauen der mächtigen Männer. Es wird gelacht, miteinander gegessen und getrunken. 2:0 für Cocktail-Partys.Vermutlich denkt nun der eine oder andere, dass es leichtsinnig ist, angetrunken über die Geschicke der Welt zu verhandeln. Dabei gilt es zu bedenken, dass Jack – und auch die meisten anderen Kennedys – zwar gerne tranken, doch sehr selten auf eine Weise, dass sie nicht mehr denk- und entscheidungsfähig gewesen wären. Aber natürlich gab es in der politischen Geschichte viele Subjekte, die in so einem Umfeld nichts Gescheites zustande gebracht hätten, wie Sascha auch schon berichtet hatte.KI in Farbe...Jack war jemand, der bei hohem Druck meistens sehr ruhig bleiben konnte. Manchmal jedoch bei Kleinigkeiten Temperament zeigte. Es gibt ja dieses Sprichwort, dass man wichtige Dinge mit Leichtigkeit angehen sollte, weniger wichtige Dinge aber mit Ernsthaftigkeit. Endstand: 3:0 für die Cocktail-Partys. Des Wermutwolfs Urteil ist gefällt. Okay, das war auch so zu erwarten …Nebenbei: Die Kennedys waren für ihre Partys berühmt und tranken beispielsweise auch gerne Martinis und Whiskey Sours, aber des Ex-Präsidenten liebster Cocktail war der Daiquiri. Im YouTube-Kanal der Washington Post gibt es eine Serie von Mary Beth Albright über die liebsten Drinks von Ex-Präsidenten und sie zeigt hier in der Kürze, wie JFK den Daiquiri am liebsten getrunken hatte, resp. wie Jackie ihn machte:Generell sind alle sieben Videos dieser Serie sehenswert:Hier ist zu sehen, wo Kennedy in Georgetown wohnte, in welchem Lokal er jeweils Zeitungen las und Gerüchten zufolge Jackie den Antrag machte:Und hier eine ebenso kurze, aber sehr interessante Geschichtslektion, wie erneut ein Cocktail-Event zu Weltgeschichte führte:John überlebte im August 1943, wie ein japanisches Kriegsschiff sein ungleich kleineres Gefährt in zwei Teile aufschlitzte. Diese Heldengeschichte erzählte er dem Journalisten John Hersey in einem New Yorker Nachtclub, wo sie mit ihren Dates Cocktails schlürften. Und Hersey veröffentlichte die Geschichte dann für «Reader’s Digest». Die Geschichte vom Kriegshelden John F. Kennedy war dann natürlich Treibstoff für seine weitere politische Karriere.Cheers to Camelot!