Wermutwolf
Wermutwolf
Urban Pro
Ort
Zürich
Gegründet
2023
Follower
2
Ein Glas auf Charles Bukowski
Bukowski (der am selben Tag wie ich Geburtstag hatte; am 16. August - wir sind halt beide Wermutwölfe...) habe ich in meinen Teenager-Jahren gelesen. An einiges kann ich mich noch erinnern, an das meiste nicht mehr. Aber ich weiss noch, dass mich Hank hochgradig faszinierte. Und jetzt, als ich einer Eingebung folgte, und mich erneut mit ihm befasste, weiss ich wieder, was seine Faszination ausmacht: Er war immer sehr direkt. Aus seinen Worten strömte das echte, pralle Leben. Oft wirkt es schmuddelig, manchmal ordinär, aber immer authentisch, manchmal auf schmerzhafte Art «fadegrad», direkt in Dein Innerstes.Er war einer, der auf eigenartige, betrunkene Art aus den festen Bahnen des alltäglichen Lebens ausbrechen konnte, sich nicht mit einem 9-to-5-Job begnügte und uns von diesem Abenteuer erzählte. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich diesen Artikel, diese Zusammenfassung von Interviews mit ihm, hier publiziere. Als Warnung? Als Inspiration? Aus Verehrung? Wahrscheinlich etwas von allem. Wie ein Kommentator auf IMDB.com schreibt: Es ist, wie Deinem betrunkenen Onkel zuzuhören, wenn Dein Onkel ein Genie wäre. Enjoy! Cheers!Ich habe mir für diesen Text zwei Interview-Dokus angeschaut. Zuerst «You Never Had It – An Evening With Bukowski», in der er sich mit Silvia Bizio, einer Filmjournalistin der italienischen Zeitung «La Republicca» in seinem Domizil in San Pedro unterhält. Und danach ein episches Werk von Barbet Schroeder, der auch die Bukowski-Biografie «Barfly» in den 80er-Jahren mit Mickey Rourke und Faye Dunaway inszenierte.Eine Warnung, für diejenigen, die Bukowski noch nicht kennen: Hank wurde in seiner Kindheit übel misshandelt, war überzeugter Misanthrop und lebenslanger Trinker. Er hatte teilweise wochenlang nichts zu essen. Es werden so einige Kraftausdrücke folgen. Bitte nicht persönlich beleidigt fühlen. Er hasste alle Menschen gleichsam.«Wenn Du akzeptiert wirst, von Deinen Kritikern, Deinen Lesern, hast Du etwas falsch gemacht. Du solltest Deiner Zeit immer etwas voraus sein. Ich denke, jeder Kreative sollte mindestens 100 Jahre voraus sein.»«Ich fickte und ich trank und ich fickte und ich trank mein ganzes Leben, und ich fand heraus, dass beides nicht so bedeutungsvoll ist.»Nachdem er erzählt hatte, wie ihn sein Vater jahrelang geschlagen und gequält hatte, und er sagte, dass das ein gutes Schriftsteller-Training war, fragte ihn Silvia, wie er das meine. Er antwortete: «Wenn die Scheisse lang genug aus Dir geprügelt wurde, wieder und wieder, dann hast Du eine Tendenz, zu sagen, was Du meinst. Wenn Du da rauskommst und immer noch lebst, dann neigst Du dazu, ziemlich echt zu sein».Legendär ist die Lesung in der Hamburger Markthalle am 18. Mai 1978, bei der ein Kühlschrank auf der Bühne stehen musste, damit der Nachschub an wohltemperiertem Wein der Sorte Müller-Thurgau nicht abriss.«Fast alle Menschen sind dumm. Je mehr ich über die Menschheit nachdenke, desto weniger möchte ich über sie nachdenken.»«In diesem Haus lebt eine Wahrsagerin. Einmal ging ich rein. Sie hat aus meiner Hand gelesen und gesagt, dass ich ein Alkoholiker sei. Ich sagte: ‹Wirklich? Okay, bin ich auch ein Spieler?› Sie sagte: ‹Ja, das sind sie auch. Das macht fünf Dollars.›»«Ich bin kein Guru. Ich bin kein Leader. Ich trinke meinen Wein, ich wette bei Pferderennen, ich tippe Gedichte. Das ist alles, was es von mir zu sehen gibt. Ich habe nichts über irgendetwas zu sagen. Es gibt nichts zu sagen. Je weniger ich sage, desto besser fühle ich mich. Hast Du je versucht, den ganzen Tag zu schweigen? Vom Moment, an dem Du erwachst, bis Du schlafen gehst. Und noch besser, gleich den ganzen Tag zu verschlafen und den Tag zu vergessen. Wenn Du am folgenden Tag erwachst, fühlst Du Dich grossartig. Die Leute machen zu viel, sagen zu viel.»Wenn Dir das nicht too much ist, dann findest du wie üblich hier die extended version, die viel längere Version dieses Textes.
Ein Glas auf Charles Bukowski
Bukowski (der am selben Tag wie ich Geburtstag hatte; am 16. August - wir sind halt beide Wermutwölfe ...) habe ich in meinen Teenager-Jahren gelesen. An einiges kann ich mich noch erinnern, an das meiste nicht mehr. Aber ich weiss noch, dass mich Hank hochgradig faszinierte. Und jetzt, als ich einer Eingebung folgte, und mich erneut mit ihm befasste, weiss ich wieder, was seine Faszination ausmacht: Er war immer sehr direkt. Aus seinen Worten strömte das echte, pralle Leben. Oft wirkt es schmuddelig, manchmal ordinär, aber immer authentisch, manchmal auf schmerzhafte Art «fadegrad», direkt in Dein Innerstes.
Er war einer, der auf eigenartige, betrunkene Art aus den festen Bahnen des alltäglichen Lebens ausbrechen konnte, sich nicht mit einem 9-to-5-Job begnügte und uns von diesem Abenteuer erzählte. Ich bin mir nicht ganz sicher, warum ich diesen Artikel, diese Zusammenfassung von Interviews mit ihm, hier publiziere. Als Warnung? Als Inspiration? Aus Verehrung? Wahrscheinlich etwas von allem. Wie ein Kommentator auf IMDB.com schreibt: Es ist, wie Deinem betrunkenen Onkel zuzuhören, wenn Dein Onkel ein Genie wäre. Enjoy! Cheers!
Ich habe mir für diesen Text zwei Interview-Dokus angeschaut. Zuerst «You Never Had It – An Evening With Bukowski», in der er sich mit Silvia Bizio, einer Filmjournalistin der italienischen Zeitung «La Republicca» in seinem Domizil in San Pedro unterhält. Und danach ein episches Werk von Barbet Schroeder, der auch die Bukowski-Biografie «Barfly» in den 80er-Jahren mit Mickey Rourke und Faye Dunaway inszenierte. Eine Warnung, für diejenigen, die Bukowski noch nicht kennen: Hank wurde in seiner Kindheit übel misshandelt, war überzeugter Misanthrop und lebenslanger Trinker. Er hatte teilweise wochenlang nichts zu essen. Es werden so einige Kraftausdrücke folgen. Bitte nicht persönlich beleidigt fühlen. Er hasste alle Menschen gleichsam. «Wenn Du akzeptiert wirst, von Deinen Kritikern, Deinen Lesern, hast Du etwas falsch gemacht. Du solltest Deiner Zeit immer etwas voraus sein. Ich denke, jeder Kreative sollte mindestens 100 Jahre voraus sein.» «Ich fickte und ich trank und ich fickte und ich trank mein ganzes Leben, und ich fand heraus, dass beides nicht so bedeutungsvoll ist.» Nachdem er erzählt hatte, wie ihn sein Vater jahrelang geschlagen und gequält hatte, und er sagte, dass das ein gutes Schriftsteller-Training war, fragte ihn Silvia, wie er das meine. Er antwortete: «Wenn die Scheisse lang genug aus Dir geprügelt wurde, wieder und wieder, dann hast Du eine Tendenz, zu sagen, was Du meinst. Wenn Du da rauskommst und immer noch lebst, dann neigst Du dazu, ziemlich echt zu sein». Legendär ist die Lesung in der Hamburger Markthalle am 18. Mai 1978, bei der ein Kühlschrank auf der Bühne stehen musste, damit der Nachschub an wohltemperiertem Wein der Sorte Müller-Thurgau nicht abriss.
«Fast alle Menschen sind dumm. Je mehr ich über die Menschheit nachdenke, desto weniger möchte ich über sie nachdenken.» «In diesem Haus lebt eine Wahrsagerin. Einmal ging ich rein. Sie hat aus meiner Hand gelesen und gesagt, dass ich ein Alkoholiker sei. Ich sagte: ‹Wirklich? Okay, bin ich auch ein Spieler?› Sie sagte: ‹Ja, das sind sie auch. Das macht fünf Dollars.›» «Ich bin kein Guru. Ich bin kein Leader. Ich trinke meinen Wein, ich wette bei Pferderennen, ich tippe Gedichte. Das ist alles, was es von mir zu sehen gibt. Ich habe nichts über irgendetwas zu sagen. Es gibt nichts zu sagen. Je weniger ich sage, desto besser fühle ich mich. Hast Du je versucht, den ganzen Tag zu schweigen? Vom Moment, an dem Du erwachst, bis Du schlafen gehst. Und noch besser, gleich den ganzen Tag zu verschlafen und den Tag zu vergessen. Wenn Du am folgenden Tag erwachst, fühlst Du Dich grossartig. Die Leute machen zu viel, sagen zu viel.» Wenn Dir das nicht too much ist, dann findest du wie üblich hier die extended version, die viel längere Version dieses Textes.
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Wolfswissen - Auch Pilze mögen Alkohol
Schon seit anderthalb Jahrhunderten treibt ein schwarzer Schlauchpilz sein Unwesen um Destillerien herum. Wer ist er? Wie heisst er? Warum wird man ihn nicht mehr los? Konflikte und Lösungen.
Der umgangssprachlich genannte «Whiskey-Pilz» heisst in korrektem Latein «Baudoinia compniacensis», der vorwiegend um Destillerien, Lagerstätten für Whiskey, Scotch, Wodka, Brandy und Rum oder Bäckereien auftaucht, aber auch dort, wo Autokraftstoff gelagert wird, da diesem neuerdings Ethanol beigemischt wird. Er ernährt sich partiell von «Angel’s Share» (auch «Angel’s Sip» oder «Devil’s Cut» genannt), vom Alkohol, der in den Brennereien in die Luft entweicht, was etwa zwei bis drei Prozent des Alkohols entspricht, was durchaus beabsichtigt ist, da durch die Lüftung zwar Volumen verloren geht, aber geschmacklich eine Verbesserung stattfindet. Interessanterweise verträgt er aber nur einen bestimmten Ethanolgehalt. Ab ca. 14 Prozent Ethanolgehalt ist das Ende nah. Glukose (Traubenzucker) kann der Schwarzpilz auch gut verwerten.
Da der Pilz sich bis zu ungefähr anderthalb Kilometer rund um die Schnapswerkstätten herum verbreitet, je nach gehäufter Windrichtung und -intensität, sorgt er für einigen Ärger, denn selbst mit Hochdruckreiniger und Chlorbleiche ist ihm nicht den Garaus zu machen, er kehrt wieder zurück. Wobei es ohnehin Stimmen gibt, die meinen, dass Hochdruckreiniger eigentlich nicht wirklich reinigen, sondern alles einfach wegblasen, und Chlorbleiche ätzend wirkt und je nachdem zu toxischen Verbindungen führen kann. Zusätzlich kann es sein, dass durch die Hochdruck-Reinigung der Pilz über die Luft die Gesundheit angreift. Und Biozide können je nach Bausubstanz den Verfall von Gebäuden beschleunigen. Man findet den Pilz an den erwähnten Orten an diversen Stellen – auch auf Bäumen, Steinen oder Autodächern, Baustellen und Verkehrsschildern, wo er eine schwarze Schleimspur, eine russähnliche Kruste hinterlässt, die bis zu zweieinhalb Zentimeter dick sein kann und dabei Pflanzen und Materialien verkümmern lässt. Verkehrsschilder werden dann nicht mehr zu reinigen versucht, sondern wenn man die Schrift nicht mehr lesen kann, kurzum ersetzt. Jedenfalls laufen seit Längerem diverse Gerichtsprozesse, bei denen Anwohner, primär in Lincoln County, Tennessy, gegen die Destillerien klagen, und verlangen, dass diese Luftfilter installieren und wissenschaftlich untersuchen lassen sollen, was die Ethanol-Dämpfe, die verströmt werden, unter Umständen anrichten, beispielsweise in Bezug zu Lungenkrebs. Falls ihr nun mehr darüber erfahren möchtet, die Langfassung des Artikels, inkl. was Pilze überhaupt für Lebewesen sind, findet ihr hier .
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Trinkgeschichten - Die spinnen, die Briten!
Dass die Engländer einem guten Schlückchen nicht abgeneigt sind, ist bekannt. Doch was Admiral Edward Russel Ende des siebzehnten Jahrhunderts veranstaltete, lässt selbst den Wermutwolf ungläubig staunen! Wer ist Edward Russel? Laut Wikipedia war er ein britischer Seeoffizier und Politiker. Geboren 1653 schaffte er es schon mit zarten 19 Jahren in der Royal Navy zum Kapitän. Im Laufe seiner Karriere kämpfte er gegen nordafrikanische Piraten und Franzosen, wollte den englischen König James II. stürzen und wurde deshalb aus der Marine entlassen, trat aber nach dem Ende des englischen Absolutismus wieder ein und schaffte es sogar zum Admiral. Ein bewegtes Leben, das 1727 im guten Alter von 74 Jahren endete.
Bekannt ist Edward Russel aber vor allem wegen einer Party, die er 1694 im Garten von Don Francisco de Velasco y Tovar, dem Gouverneur von Cádiz, für seine grosse Gefolgschaft schmiss. Während wir heute freiwillig nach Spanien in die Ferien fahren, vermisste der Admiral das weihnachtliche London, denn er musste zwangsweise den Winter dort verbringen, um den Franzosen im Mittelmeer auflauern. Weihnachten in Spanien führt schon mal zu Depressionen: «Ich zweifle momentan, ob es nicht besser ist, zu sterben», soll er gesagt haben. Da hilft nur ein richtiger englischer Punsch. Überliefert sind laut dem grossartigen Punsch-Buch von David Wondrich («Punch: The Delights (and Dangers) of the Flowing Bowl») zwei Rezepte, obwohl im Internet noch weitere Varianten zu finden sind. Ich vertraue dem peniblen Cocktail-Historiker Wondrich. In einem der beiden Rezepte füllte der Admiral den grossen Brunnen im Garten seines spanischen Zwangswohnsitzes mit acht Fässern Wasser (ca. 4584 Liter), vier Fässern Brandy (ca. 2292 Liter), 1300 Stück Zuckerhut, 25’000 Zitronen, 20 Gallonen Limettensaft (ca. 91 Liter), 5 Pfund geriebener Muskatnuss (ca. 2,3 Kilogramm), 300 gerösteten Keksen sowie einer Pipe (Fasseinheit; ca. 573 Liter) trockenem Berg-Malaga.
Auch das zweite Rezept spart nicht mit Zutaten. Egal, welches der beiden stimmt; der Admiral hat wohl den grössten Punsch der Geschichte kreiert. Aber es kommt noch besser: Bedienstete paddelten mit Kanus in dem Riesencocktail, um den durstigen Gästen ihre Tassen zu füllen. Damit sie von den Alkoholdämpfen nicht ohnmächtig wurden, gab es alle 15 Minuten Schichtwechsel. Die Party dauerte ganze acht Tage, denn schliesslich musste alles ausgetrunken werden. Pausen gab es nur bei Regen, um die wertvolle Flüssigkeit mit einem seidenen Baldachin vor dem Verwässern zu schützen. Und wenn Ihr jetzt denkt: «Ein Brunnen? Da hat doch kein Kanu drin Platz.» Die Brunnen vermögender Leute oder Staaten sind etwas anderes als der typische Dorfbrunnen, wie der weltweit grösste Brunnen in Dubai zeigt:
Bevor Ihr Euch jetzt auf die Suche nach einem passenden Brunnen oder auf nach Dubai macht: Wir würden das Rezept für Russels Punsch wie folgt für eine Person mixen. Cheers: 12 cl Wasser, 6 cl Brandy, 1,5 cl Malaga, 6 cl Zitronensaft, 0,5 cl Limettensaft, 4 El Zucker, etwas geriebene Muskatnuss. (Dieser Text erschien zuerst auf www.wermutwolf.ch )
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Tierischer Durst - Hamster vs. Depardieu
Was hat ein Hamster mit dem französischen Schauspieler Gérard Depardieu gemein? Beide können literweise Bier, Wein und Schnaps vernichten. Alkohol ist keine Erfindung der Menschheit. Er kommt überall in der Natur vor – zum Beispiel in überreifen Früchten oder in vergärtem Honig (Regenwasser + Honig + Geduld = Met). Darum «vertragen» nicht nur Menschen Alkohol, sondern viele Tierarten sprechen gerne Hochprozentigem zu. Wie wir haben sie in ihrer Leber Enzyme, um Alkohol abzubauen. Der Wermutwolf berichtet regelmässig über Derartiges in der Wissensrubrik. Ein veritabler Trunkenbold ist der Hamster. Die putzigen Nager können täglich 18 Prozent reinen Alkohol pro Kilogramm Körpergewicht hinter die Binde kippen. Würde man das auf einen erwachsenen 80 Kilogramm schweren Mann umrechnen, wären das unglaubliche 1,5 Liter 95-prozentiger Feinsprit oder ganze 21 Flaschen Wein. Dies fanden Forscher der Universität Alaska Anchorage heraus .
Damit schlägt ein Hamster sogar den Schauspieler Gérard Depardieu, der nach eigenen Angaben um die «zwölf, dreizehn, vierzehn Flaschen am Tag weghaue». Dies beichtete er gegenüber dem französischen Filmmagazin «So Film» . «Am Morgen fange ich schon vor 10 Uhr an, Champagner und Rotwein zu trinken», so Gérard Depardieu. Danach köpfe er eine halbe Flasche Anislikör. Zum Mittag genehmige er sich zwei Flaschen Wein. Am Nachmittag folgen Champagner und Bier und gegen fünf Uhr wieder Anislikör, «um der Flasche den Garaus zu machen». Als Schlummertrunk bevorzugt er Wodka und Whisky. Und noch etwas verbindet die Schauspiellegende mit dem Hamster (nein, es ist nicht die Körperform). Beide merken nichts von ihrem Konsum. Während unsereiner nach einem solchen Saufgelage ins Koma fiele oder auf der Intensivstation entgiftet würde, fühlt sich Depardieu so richtig wohl: «Ich bin höchstens ein wenig beschwipst. Alles, was ich brauche, ist ein zehnminütiges Nickerchen und ein Schlückchen Rosé und ich fühle mich wieder frisch wie ein Gänseblümchen». (Hier hat es vielsagende YouTube-Clips , welche ihn in Aktion zeigen.) Genauso der Hamster: «Stell eine Flasche ungesüssten Feinsprit in den Käfig und sie lieben es», so Gwen Lupfer, Psychologin an der Universität Alaska, die den Alkoholkonsum von Hamstern erforscht hat. Hätten diese die Wahl zwischen Wasser und Alkohol, entschieden sie sich für Schnaps. Und selbst eine durchzechte Nacht merkt man den pelzigen Festbrüdern nicht an: Lupfer hat die Trunkenheit der Hamster mit einer «Schwank-Skala» bewertet. Diese reichte von null (kein sichtbares Schwanken) bis zu vier (fällt um und kann nicht mehr aufstehen). Die Hamster schafften es nie über 0,5. Die Trinkfestigkeit der Hamster kommt nicht von ungefähr: Wild lebende Exemplare bunkern als Wintervorrat Gras und Früchte in ihren Erdlöchern. Diese gären über Monate vor sich hin und werden von Woche zu Woche alkoholischer. Hamster sind also typische Pegeltrinker und wissen, was gegen den Winter-Blues hilft. Wahrscheinlich kommt auch Gérard Depardieu auf der «Schwank-Skala» nicht über die Eins. Das lässt nur einen Schluss zu: Er ist in Wahrheit ein Hamster … oder er kann nach ein paar Flaschen nicht mehr richtig zählen.
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BEÚ Spirits aus Zürich vertreibt Mezcals zum Niederknien!
Mezcal ist ein Agavenschnaps, wovon Tequila die berühmte Unterkategorie ist. Kürzlich wurde ich von BEÚ Spirits zu meinem ersten Mezcal-Tasting eingeladen, an ihrem Wohn- und Hauptsitz im Zürcher Kreis 3. Ich treffe CEO Chris Santiago (36), dessen Kind das Unternehmen ist, und CFO Fabienne Kurt (31), werde herzlich empfangen und fühle mich in ihrer schönen, grossen Genossenschaftswohnung gleich wohl.
BEÚ Spirits ist ein junges Startup-Unternehmen, vor zwei Jahren gegründet, mitten in der Covid-Pandemie, und verfügt über sechs Mitarbeiter, verteilt auf Zürich (Chris, Fabienne, Gabriela, die für das Marketing zuständig ist, sowie Joel für Auslieferungen) und Berlin (Danny + Eduardo, Verkauf). Vier Gründer und zwei Co-Gründer. Ihr Portfolio umfasst bislang fünf verschiedene traditionell hergestellte Premium-Mezcals, die beispielsweise über Casa del Tequila erhältlich sind. Auch und vor allem in angesagten Gastrobetrieben wie dem Dante, dem Bricks, der No Idea-Bar, der Kasheme oder der Bank werden ihre Spirituosen ausgeschenkt, was deutlich profitabler sei, als der Einzelhandel. Das Aufwand-Ertrag-Verhältnis sei auch der Grund dafür, dass sie auf ihrer Webseite keine Shopanbindung haben, sie sind B2B-fokussiert.
«Beú» heisst auf zapotekisch, der nativen Sprache von Oaxaca, wo ihre Destillate hergestellt werden, «Mond», als Referenz an die natürlichen Zyklen, und infolgedessen heissen ihre Produkte «New Moon», «Crescent Moon», «Blood Moon», «Moon Ceremony» und «Full Moon», wobei wir vom Wermutwolf wegen Letzterem auf sie aufmerksam wurden. Als wir mit unserem Online-Magazin exakt zu Vollmond, am 5. Mai dieses Jahres, online gingen, brachte unser Chefredaktor Sascha eine Flasche dieses «Full Moon»-Mezcal mit, und von diesem Vollmond-Spirit, den wir vorher nicht kannten, waren wir sehr angetan, obwohl beim ersten Batch zu viel Anis verwendet worden ist. Ja, auch der darf in einem Mezcal drin enthalten sein.
Es waren vermutlich so um die ca. 15 bis 20 Mezcal-Shots, die mir Chris an diesem Abend reichte, ein Geschmackserlebnis sondergleichen, was meine Präferenzen neu justiert hat. Neben ihren fünf bisherigen Hauptprodukten, führen sie ferner sogenannte «Thirteen Moons»-Sondereditionen in kleinen Batches, wovon bis jetzt drei offiziell auf der Webseite geführt werden, weitere folgen in Bälde. Ich war beim Tasting oft etwas überfordert, da ich fast alle Sorten als sehr vielseitig, komplex, wahrgenommen hatte, und phasenweise unsicher war, mit was ich die diversen Düfte assoziieren soll. Aber es war eine äusserst abwechslungsreiche, abenteuerliche Geschmacksreise. Meist war der Abgang lang und gehaltvoll. Das sind alles keine trivialen 08/15-Drinks.
Es waren beim Tasting sehr spannende Vergleiche dabei, beispielsweise zwei verschiedene Batches desselben Mezcal, alt und neu, oder ein Massenprodukt und eins von ihren Mezcals, mit denselben Agaven. Mezcal wird häufig verdünnt, um Kosten zu sparen, verkaufbare Masse zu erhöhen, was dann auf Kosten des Geschmacks geht. Bei den Produkten von BEÚ Spirits ist das offensichtlich nicht der Fall. Als ich Chris frage, wie er sich denn den Mix der diversen Agavensorten für eins der eigenen Produkte erkläre, meint er, das sei oft nach dem Prinzip «was ist gerade reif im Garten?» entstanden, was das Gegenprinzip zu den ökologisch problematischen Monokulturen darstellt. Wir leben in Zeiten des massiven Greenwashings, doch Unternehmen wie BEÚ Spirits, die auf traditionelle, ökologische Produktion setzen, sind ihre Grundsätze wichtig. Natürlich können sie aus der Ferne nicht jeden einzelnen Prozess überwachen. Seit Mezcal vorwiegend in den USA zum angesagtesten Drink wurde, leidet das Land sehr darunter. Massive Entwaldung (einerseits weil der Platz immer mehr für Agaven eingesetzt wird, andererseits um als Feuerholz für die Öfen eingesetzt zu werden) und vermehrte Monokulturen kreieren zwar riesige Geldsummen, lassen jedoch verbrannte Erde zurück. Jährlich verliert Mexiko um die 180’000 Hektar Wald. Als ich nach knapp drei Stunden gehe, muss Chris noch ausliefern gehen. Wie der Wermutwolf ist auch BEÚ Spirits ein Start-up mit wenig Personal, bei dem die Arbeitskraft von jedem Einzelnen viel mehr ins Gewicht fällt, als das in Grossfirmen der Fall ist. Ich lernte zwei tolle Menschen kennen und wünsche ihnen von Herzen maximalen Erfolg! Falls ihr noch nicht genug habt, im Wermutwolf-Artikel steht noch sooooo viel mehr darin. Echt jetzt, so viel mehr dass ihr beim Scrollen eine Sehnenscheidenentzündung kriegen könntet... :-) Über Fabienne und Chris, ihre Zukunftspläne, die Finanzen, die Zusammenarbeit mit Mexiko, über Mezcal im Allgemeinen, wie die Etiketten auf den Flaschen hergestellt werden, die Geschlechterrollen in Mexiko und im Mezcal-Geschäft, Cocktail-Kreationen, was das Wetter für einen Einfluss auf ihren Umsatz hat, und vieles mehr.
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Eine Entdeckungsreise zum Schweizer Absinth
Absinth hat den Ruf des Verbotenen und Gefährlichen. Er ist keins von beidem, sondern ein erfrischendes, belebendes Elixier – konzentrierte Natur im Glas. Der Wermutwolf reist mich Euch ins Val-de-Travers. Die Schweiz hat eine jahrhundertealte Absinth-Tradition und bietet eine riesige Auswahl an ursprünglichen, handgefertigten Absinths. Die Abenteuerreise handelt von Kräuterfrauen, Schwarzbrennern, mörderischem Wahnsinn und unglaublicher Geschmacksvielfalt. Absinth ist ein Pflanzenauszug: Kräuter, Samen, Wurzeln und Blüten werden in starkem Alkohol eingelegt und anschliessend destilliert – genauso wird Gin hergestellt. Warum war Absinth in der Schweiz fast 100 Jahre lang verboten und Gin nicht? Der Grund ist eine Pflanze, die im Absinth steckt, nicht aber im Gin. Echter Gin muss mit Wacholderbeeren angesetzt werden; sie verleihen ihm den typischen Geschmack. Die kleinen, blauen Beeren kennt Ihr vielleicht aus dem Sauerkraut. Die Seele des Absinths ist hingegen Wermutkraut (Artemisia Absinthium). Wermutkraut wird schon seit Jahrtausenden für medizinische Zwecke verwendet; der legendäre griechische Arzt Hippokrates (ca. 460 bis 370 v. Chr.) nutzte es gegen allerlei Leiden, die bekannte Benediktiner-Äbtissin Hildegard von Bingen (1098 bis 1179 n. Chr.) braute damit ihren vitalisierenden Frühlingstrunk, der englische Name «Wormwood» für Wermut weist auf die Verwendung als Entwurmungsmittel hin. Wermutkraut ist extrem bitter – und mit extrem meine ich extrem (glaubt mir, ich habe Wermutkraut aus meinem Garten als Tee getrunken. Deshalb erstaunt es mich nicht, dass im Altgriechischen «Apsinthion» für «Wermut» und «untrinkbar» steht; einige vermuten darin den Ursprung des Worts «Absinth». Guter Absinth ist allerdings alles andere als «untrinkbar», denn der geschickte Brenner kitzelt den Wermutgeschmack ohne Bitterkeit aus seiner Destille. Soll es doch ein wenig bitter sein, werden nachträglich nochmals Kräuter hinzugesetzt und am Schluss abgesiebt. Das gibt dem Absinth eine schöne grüne Farbe und hat einen triftigen Grund: Bitterstoffe haben in Massen eine gute Seite: Sie wirken appetitanregend und verdauungsfördernd. Ohne nachträgliches Zusetzen von Kräutern ist ein Absinth kristallklar. Im Absinth werden übrigens vor dem Brennen nebst dem Wermutkraut noch weitere Botanicals eingelegt. Hier sind dem Brenner keine Grenzen gesetzt. Typisch für Schweizer Absinth sind römischer und gemeiner Wermut, Anis und Fenchel. Üblich sind auch Pfefferminz, Koriander, Zitronenmelisse, Ysop, Zitronengras, Sternanis, Rainfarn, Kalmus, Ehrenpreis, Engelwurz und Süssholz. Absinth ist also ein richtiger Kräutergarten, konzentrierte Natur. Warum dann das Verbot und der schlechte Ruf? Bei all diesen Heil bringenden Eigenschaften müssten wir doch täglich unser Gläschen Absinth schlürfen? Der Grund ist das Nervengift Thujon, das im Wermutkraut steckt. Es soll in hohen Dosen Epilepsie und Halluzinationen hervorrufen … sogar verrückt machen. Die Angst vor diesen Nebenwirkungen führten in der Schweiz und vielen anderen Ländern Anfang des 20. Jahrhunderts zum Absinth-Verbot. Hinzu kam ein verstörender Familienmord: Der Familienvater Jean Lanfray tötete 1905 in der waadtländischen Gemeinde Commugny seine schwangere Frau sowie seine zwei- und vierjährigen Töchter. Die Presse gab dem Absinth die Schuld. Wie sich später herausstellte, hatte Jean Lanfray ausser Absinth auch riesige Mengen an Wein und Branntwein intus. Das wollte damals aber niemand wissen und deshalb war 1910 nach einer Volksabstimmung Schluss mit Absinth in der Schweiz – zumindest offiziell. Das Elixier schmeckte jedoch so gut, dass es bald danach als Aperitif seinen Siegeszug feierte. Mit so einer jahrhundertealten Absinth-Tradition lässt man sich natürlich nicht durch Schauergeschichten ins Bockshorn jagen und brannte seinen Absinth munter im Geheimen weiter; ganze 95 Jahre lang, bis 2005 das Absinth-Verbot in der Schweiz aufgehoben wurde. Heute ist die Thujon-Konzentration im Absinth gesetzlich geregelt und liegt weit unter einer gefährlichen Dosis – früher wohl auch; verantwortlich für die Nebenwirkungen war eher die Menge des konsumierten Absinths oder Alkohols. Absinth wird übrigens nicht pur getrunken, sondern verdünnt mit kaltem Wasser; denn Absinth hat einen Alkoholgehalt von 50 bis 70 Volumenprozent. Bei Whisky wäre das Fassstärke. Wer mehr darüber erfahren möchte, hier ist der ungekürzte Artikel vom Wermutwolf, inkl. mehr Details über die Art, den Absinth zu trinken, Degustationsnotizen , Filmreminiszenzen, Absinthwanderung und mehr: https://wermutwolf.ch/2023/06/07/entdeckungsreise-schweizer-absinth/
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