Wermutwolf

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Urban Pro
Ort Zürich
Gegründet 2023
Follower 2
Heul doch - Alkohol, die neue Pest!

Heul doch - Alkohol, die neue Pest!

Galt vor einigen Jahren das tägliche Glas Rotwein als gesund, soll heute ein einziger Tropfen Alkohol das Leben verkürzen. Die Medien lieben die Extreme und scheren sich einen Deut um Widersprüche. Wie Kühe wiederkäuen sie «wissenschaftliche» Studien, ohne diese zu hinterfragen. Doch Wermutwölfe sind keine Wiederkäuer …Eine neue Sau wird durchs Dorf getrieben: Sie heisst Alkohol. Sie ist schlimmer als Tabak; sie ist der schwarze Tod!Bereits ein einziger Tropfen ist verheerend. Nicht eine Flasche. Nicht ein Glas. Sondern: Ein! Einziger! Tropfen!ntv titelt: «Jeder Tropfen Alkohol ist zu viel für die Gesundheit». Das muss natürlich wissenschaftlich untermauert werden: «Alkohol ist ein Gift, schon der erste Tropfen schadet», sagt laut ntv Tobias Böttler, Spezialist für Lebererkrankungen vom Universitätsklinikum Freiburg, gegenüber dem SWR. «Einen gesunden Alkoholkonsum gibt es nicht.»Gemäss ntv empfiehlt die DHS (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen) neu: «Zur Verbesserung der physischen Gesundheit sollte der Alkoholkonsum reduziert werden, unabhängig davon, wie hoch die Trinkmenge ist. Für die körperliche Gesundheit ist es am besten, keinen Alkohol zu trinken.Der Wermutwolf hat die Originalempfehlung der DHS durchgelesen. Der Grund für die neue Empfehlung: «Eine Arbeitsgruppe der Weltgesundheitsorganisation wertete Daten von 592 Studien zu alkoholbezogenen Krankheiten oder Verletzungen als Todesursachen im Jahr 2016 aus. Sie umfassten alkoholbezogene Todesursachen, unter ihnen bluthochdruckbedingte Herzerkrankungen, Herz-Rhythmusstörungen, Schlaganfall sowie sieben Krebserkrankungen, unter anderem der oberen Atem- und Verdauungswege, der weiblichen Brust und der Leber … Abstinent lebende Menschen hatten das geringste Sterberisiko.»Das klingt dramatisch. Macht Angst. Doch in demselben Artikel zitiert die DHS eine weitere Studie: «Von den Personen, die lebenslange Alkoholabstinenz angegeben hatten, waren nach statistischer Prüfung nicht mehr verstorben als von den gering oder moderat Alkohol konsumierenden Personen.»Übersetzt: In dieser Studie starben genauso viele Abstinenzler wie Trinker. Diese Studie wollte zeigen, dass Enthaltsamkeit nicht schlechter als moderater Konsum ist.Ich bin kein Arzt und gebe auch keine Empfehlungen zum Alkoholkonsum ab. Aber was ich weiss: Der Artikel von ntv ist pure Angstmacherei. Eine reisserische Schlagzeile für schnelle Klicks. Die Autorin oder der Autor hat sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt; kein Wort zu den widersprüchlichen Studien. Kein Wort zur pauschalen, unwissenschaftlichen Aussage von Tobias Böttler, ein Tropfen Alkohol schade bereits.Denn Alkohol gehört zu unserer Welt wie Luft und Wasser. Ich meine nicht das Trinken, sondern Alkohol. Er entsteht ständig und überall: Früchte vergären, Honig vergärt, Milch vergärt, Teig vergärt … Ich bezweifle, ob es überhaupt einen Menschen gibt, der noch nie einen Tropfen Alkohol zu sich genommen hat. Eine reife Banane kann bis zu 0,6 Volumenprozent Alkohol enthalten. Auch in Fertiggerichten, Fruchtsäften und sogar in Kinderschokolade stecken geringe Mengen Alkohol. Er findet sich im Hustensaft und in Beruhigungsmitteln. Doch ein Tropfen schadet bereits?!Auch historische Fakten werden bei der neuen Empfehlung der DHS vollkommen ausgeblendet. Der Mensch konsumiert wahrscheinlich Alkohol, seit es ihn gibt. Die Griechen und Römer beteten den Wein an, die alten Ägypter und Kelten liebten das Bier. In Frankreich war Alkohol bis in die 1980er-Jahre an den Schulen erlaubt. Alkoholische Getränke wurden und werden auf der ganzen Welt und in fast jeder Kultur gebraut. Die meisten Menschen mögen Alkohol, verehr(t)en ihn sogar. Und auch viele Tiere sprechen ihm gut und gerne zu.Alkohol ist Teil unserer Welt und wird es immer sein. Klar: Man kann ihn zumindest als Getränk verbieten. Die Amerikaner können allerdings ein Lied davon singen, wie das ausging. Statt Alkohol als neue Plage zu verdammen, wäre es viel sinnvoller, den Umgang damit zu lehren und zu lernen. Dass sinnloses Komasaufen schädlich ist, weiss jeder – sogar diejenigen, die es tun. Dass ein einziger Tropfen Alkohol schadet, bezweifle ich.