Kommentare

Die Aufstände in Tunis, Libyen usw. werden wahrscheinlich noch lange andauern. Die Regierungen sind machtbesessen und nicht so leicht unterzukriegen. Die Bevölkerung der arabischen Ländereien versteht wahrscheinlich noch nicht viel von Demokratie. (Da sie dies bisher nie hatten.)
Da ein grosser Teil der Bevölkerung zu wenig bis keine Schulbildung hat, wird es in dem ganzen Chaos bestimmt schwierig sein, eine neue Regierung zu bilden. Ich befürchte daher, dass die Länder sogar an die falschen Leute geraten könnten und das ganze Theater von Vorne los geht.

Wenn du keinen Unterschied zwischen der Entwicklung in China, Südkorea und Vietnam auf der einen, und Ägypten, Libyen, Algerien, Tunis, Jemen usw. auf der anderen Seite merkst (oder merken willst), ist es nicht mein Problem. Komischerweise gibt es kaum (Wirtschafts)flüchtlinge aus China und anderen ostasiatischen Ländern (abgesehen vom nordkoreanischen Jurassic Park), aber massenweise aus den arabischen. Und es werden immer mehr, wie es gerade Italien erlebt. Große Hoffnungen macht man sich dort trotz Revolutionen und Machthaberstürzen wohl nicht.

Was du über den mittelstand in China schreibst, trifft wohl sicher auf die städte zu, aber auf die ländlichen gebiete (ein grossteil Chinas) überhaupt nicht.... ---- Es gibt noch viel handlungsbedarf in China. Ich hab das gefühl, das land entwickelt sich wirtschaftlich viel schneller als politisch. Die entwicklung der gesellschaft hinkt hintennach, das ergibt eine menge ungerechtigkeiten und eklatante missstände und der staatsapparat, von zuoberst bis zum niedrigsten beamten schaut zu und verdient mit an diesen missständen. Diese konstellation kann für eine politische führungsriege ebenso verheerende auswirkungen haben wie in den arabischen ländern zurzeit. Die chinesische regierung weiss schon, warum sie im internet die wörter ägypten, mubarak usw. herausfiltern - aus angst vor nachahmung (NZZ gestern).

All das weiß ich, es ist in der Tat nicht lustig. Sondern beschämend. Du mußt aber bedenken, wo China noch vor 30-50 Jahren war. Ja, in Bezug auf Rechststaatlichkeit, Pluralismus und politische Freiheiten sind die Verhältnisse im heutigen China noch weit entfernt von diesen in Holland, Dänemark oder der Schweiz. Aber auch der VRC des "großen Steuermann" Mao (empfehle dir z.B. das Buch "Wilde Schwäne" von Jung Chang). Das darf man bei aller Kritik nicht vergessen.
Die Diskrepanz zwischen arm und reich ist überall enorm, nicht nur in China. Dort existiert aber schon jetzt eine breite, gut gebildete und wohlhabende Mittelschicht. Noch vor 30 Jahren war China auf einem ähnlichen Niveau wie etwa Ägypten. Und jetzt? Der Exportweltmeister und die zweitgrößte Wirtschaft der Welt. So eine Entwicklung ist weder in einem arabischen Land, noch im Iran, der Türkei oder Pakistan möglich. Wohl aber in Korea, Taiwan, Vietnam oder Israel. Und das, obwohl diese Länder (wie auch China) weitaus schlechtere Voraussetzungen hatten. Warum das so ist, darüber sollten die Menschen in Ägypten, Jemen oder Gaza nachdenken, statt die Schuld an allem den Imperialisten / Zionisten zu geben. Ohne Selbstreflexion und kritische Auseinandersetzung mit der herrschenden Ideologie werden sie den Rückstand nie aufholen.

Zu Israels Atombomben, mit deren Existenz sich Momols armes bedrohtes Land und Weltbild nicht aufrecht erhalten lässt:
derstandard.at
Und zu den ganz vielen, die ganz viel über Nordkorea wissen ghörst Du also auch. Warum habe ich das nicht geahnt? Und auch über den Iran hast Du schon viel nachgedacht und bist ganz was anderes als einfach ein fleissiger Internetuser.
Die linke Ecke kann ich gut annehmen. Von Deiner Warte aus dürfte Deine linke Ecke etwa die Mitte sein.

China ist wirtschaftlich erfolgreich. Politisch und gesellschaftlich mangelt es den politischen verantwortlichen jedoch massivst an weitsicht und flexibilität. Die diskrepanz zwischen arm und reich ist enorm - internet wird regelmässig überwacht, zensuriert, notfalls abgestellt (stichwort tibet 2008) - mächtige baufirmen lassen durch korrupte beamte enteignen, widerspenstige hausbesitzer werden von schlägertrupps eingeschüchtert, im notfall helfen auchfalsche anschuldigungen (stichwort nagelhaus) - uswusf. Und nicht vergessen: tiananmen-massaker. ----- Nicht lustig.

"Aber Du weisst genau, das Israel mindestens 200 Atomwaffen hat und U Boote aus Deutschland die atomare Zweitschlagskapazität haben... Sag mir ein einziges Land, dass gleich hochgerüstet ist und durch und durch militarisiert. Mir fällt ausser den USA keines ein..."
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Nein, das weiß ich nicht - weder genau, noch ungenau. Hat es diese, kennen deren genaue Zahl nur wenige Israelis. Falls du diesem kleinen Kreis angehörst, kannst du uns davon berichten. Falls nicht, sollst du "mit der verdammten Paranoia aufhören." Israel hat zwar eine sehr schlagkräftige Armee, ist aber mitnichten "durch und durch militarisiert", wie es einem europäischen Sessel-Nahostanalytiker erscheinen mag. Und das, obwohl mir kein einziges Land einfällt, das von solch friedfertigen Nachbarn umgeben und um sein Überleben zu kämpfen gezwungen ist. Falls du dich über den Nahost-Konflikt informieren willst, gibt es heute (auch dem Internet sei dank) unzählige Möglichkeiten. Aber mit den linken Propagandaparolen kommst du nicht weiter.
P.S. Übrigens, ich kenne ein durch und durch militarisiertes Land - "die Demokratische Volksrepublik Korea" mit ihren großen, geliebten und glänzenden Führern.

@bikini
Ich gönne es den AraberInnen und ÄgypterInnen (bleiben wir bei der heute politisch korrekten Schreibweise), aber ihre Erwartungen können leider nicht erfüllt werden, nicht in der absehbaren Zeit jedenfalls. Es ist einfach unrealistisch, denn die Voraussetzungen dafür fehlen nun mal, ob es uns gefällt oder nicht. Übrigens: wie kommst du denn darauf, ich würde unseren Weg als den einzig lohnenswerten begehbaren ansehen? Wo habe ich mich so geäußert? Nirgends. Diese Sichtweise ist dogmatisch, umso mehr aber auch die Vorstellung, den mal vorgezeichneten Weg für den einzig richtigen zu halten. China kombiniert beides und ist damit sehr erfolgreich. Von dieser Weitsicht und Flexibilität sind die arabischen Länder weit entfernt.

@momol: leider bin ich keine hellseherin und könnte nicht sagen, wie lange es geht, bis in den arabischen ländern eine gerechte gesellschaft entstanden ist. Jahre? Jahrhunderte? Boh! Ich hab auch keine lust, jetzt darüber in negativen kategorien zu denken, sondern freue mich erst mal über den erfolg der ägypter/-innen und tunesier/-innen! Ich hoffe, dass ihre wünsche erfüllt werden. ---- Übrigens: unseren weg als den einzig lohnenswerten begehbaren anzusehen empfinde ich als eine dogmatische sichtweise..... findest du nicht auch?

Danke momol
Wir sind wieder am vergleichen: ja ohne Mussolinis Häfen hätte es schlecht ausgesehen mit der Ernährung in der Schweiz und auch für die Flüchtlinge, die trotzdem zum Teil aufgenommen wurden. Aber Du weisst genau, das Israel mindestens 200 Atomwaffen hat und U Boote aus Deutschland die atomare Zweitschlagskapazität haben. Und das wichtigste. Jeder traut den Israelis sofort zu, dass sie auch zurückschlagen werden. Das ist ok, aber dann muss man mal mit der verdammten Paranoia aufhören. Sag mir ein einziges Land, dass gleich hochgerüstet ist und durch und durch militarisiert. Mir fällt ausser den USA keines ein und die sind doch noch eine andere Liga, was kein Lob sein soll...

@bikini
Das wünsche ich diesen Ländern auch, aber dogmatisch begründeter Verzicht auf Verhütung zeugt nicht gerade von Weitsicht und Disziplin. Außerdem kostet schon ein einziges Kind weit mehr, als die jahrzehntelange Einnahme der Pille. Über 52% der Bevölkerung unter 25 - damit hätte ein jedes Land riesige Probleme. Bis dort eine freie und gerechte Gesellschaft entsteht, werden nicht Wochen, Monate oder Jahre vergehen, sondern Jahrhunderte - mubaraks und ben alis hin oder her. Sie sollten von anderen lernen - von Europäern, Chinesen, Koreanern. Und von (verhassten) Israelis, die unter schwierigsten Bedingungen viel mehr erreicht haben. Intelligente Menschen lernen eben auch von ihren Feinden. Solange man dort nach dem Motto unseres Muslimbruders orkus666 handelt, wird man nicht vom Fleck kommen.
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@acer230 "...Darum ist es erstaunlich, wenn man immer zu hören kriegt, wie bedroht Israel ist..."
Erstaunt dich auch, daß die Schweiz sich von Hitler-Deutschland und Mussolini-Italien bedroht fühlte? Mich nicht. Umso mehr verstehe ich die Lage Israels, das klein bißchen größeren Gefahren ausgesetzt ist, als verbalen Attacken eines Steinbrucks oder Gaddafis

Die Details der "demografischen Lösung" würden mich auch interessieren. Die demografischen Gegebenheiten sind die einzigen, die dem extrem hochgerüsteten Israel jemals gefährlich werden könnten. Darum ist es erstaunlich, wenn man immer zu hören kriegt, wie bedroht Israel ist, wo es doch nie jemandem nur ansatzweise Unrecht getan hat.
Übrigens gilt die Demografie ja auch für die Schweiz. Ich freue mich auf ein gesunden der Schweiz durch die Demografieschen Effekte. Ich wollte jetzt aber nicht durch ein beliebiges Beispiel vom eigentlichen Thema ablenken, gell.

@momol: Kondom? Stimmt. --- Ich frage mich aber grad, ob der muslimische glaube bzw. der koran verhütung gestattet... (und falls ja, sind männer in der regel von kondomen selten begeistert, schon gar nicht in einer festen beziehung, und die pille dürfte für die meisten zu teuer sein). --- Wenn es in den arabischen ländern zu einem flächenbrand kommt, dann gibts auch für uns nichts mehr zu lachen. Auf die eine oder andere weise würde sich das auch auf uns auswirken. Man denke nur dran, wie hektisch die USA in Ägypten zurzeit vermitteln. Israel ist dagegen seltsam ruhig. Das spricht bände... Man darf gespannt sein, wie das weiter geht. ---- Ich wünsche den völkern dieser länder weitsicht und disziplin, die in eine freie und gerechte gesellschaft mündet.

"...Und dass man nicht andere Völker jahrrzehntelang im Konzentrationslagern hält..."
Meinst du palästinensische Flüchtlingslager in Jordanien, Syrien und Libanon?

Falls es sich doch um keine Scheinfrage handelt: Kondom.
Weder der Islam ist die Lösung, wie es arabische Muslimbrüder und Schwester propagieren, noch die Demokratie, wie es europäischen Ökosozibrüdern und Schwestern vorschwebt.