Kleine schwarze Ente

Liebe kleine schwarze Ente
Lebst du noch? Das ist die Frage, die mich seit gestern Dienstag Abend beschäftigt. Ich habe nicht gut geschlafen diese Nacht. Bei jedem Aufwachen habe ich dich vor meinem inneren Auge strampeln gesehen. Den Hals weit nach vorne gestreckt und um dein Leben quakend, was allerdings im Getöse unterging. Dein Kampf war wohl ausweglos. Deine Lage zu verzwickt, die Wellen zu gross, die Strömung zu stark und deine Kräfte zu schwach. Oder warst du doch einmal weit genug rechts, so dass dich die drei Retter mit der langen Stange und dem Netz aus dem gefährlichen Nass fischen konnten? Klar, dass du auch davor Angst hattest, aber in deiner ausweglosen Situation hättest du auf das Angebot eingehen sollen, anstatt nach stundenlangem Paddeln den Erschöpfungstod zu riskieren.
Einige Male haben dich ein paar gutgesinnte Wellen ein kleines Stück näher Richtung Freiheit getragen. Aber schon kamen wieder die bösen Wogen und liessen dich zurücktreiben. So nahe ans Wehr, dass mir beim Zuschauen Angst und Bang wurde und es mich in meinem durchnässten Joggingleibchen noch mehr fröstelte.
Was ist eigentlich mit den Überkräften, die man im Todeskampf entwickelt? Hätten nicht ein paar kräftige Flügelschläge gereicht, um dem bösen Getöse davon fliegen zu können? Drei, Vier Meter hätten gereicht und du hättest dich in der ruhigen Limmat oder auf dem Werdinselrasen ausruhen können.
Am liebsten wär ich zu dir gesprungen und hätte dich herausgefischt. Du wärst mir wohl davon geflattert und hättest mir noch auf den Kopf gemacht, aber das wärs wert gewesen.
Ich wünsche dir alles Gute, wo immer du bist!