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Ja, glückliche Verdingkinder...ohne Eltern, aber vielleicht auch deren Gewalttätigkeiten nicht mehr ausgesetzt. Als Glück darf man das nicht bezeichnen, um Viktor Frankl ( Ein Psychologe in Auschwitz ) zu zitieren: "Glück ist, was einem erspart bleibt".
Ein Patient von mir wurde mit 9 Jahren Verdingbub. Seit er ein Baby war, hat ihn sein Vater vergewaltigt und Schnittwunden am Rücken zugefügt. Natürlich war er froh, dass er von zu Hause weg kam, denn noch die härteste Abeit ist besser als die heimischen Folterungen. Aber Glück ist etwas anderes, etwas Unerreichbares.
Mein Patient wurde zum Vergewaltiger und Mörder.
Glückliche Verdingkinder gabs wohl nur dann, wenn es zu Hause bei den Eltern schlimmer war als auf dem Hof.
Und wer das als Glück bezeichnet, ist sarkastisch.

100'000 wahre Geschichten? So im Untertitel zum Film. Die „Weltwoche“ (Nr. 46) war fündig beim Suchen von glücklichen Verdingkindern. Kein reisserischer Artikel, sondern notwendige Relativierungen und Bemühen um historische Wahrheit.
Was aber in der instruktiven Ausstellung „Verdingkinder reden“ auch zum Ausdruck kommt, ist dass zu fast allen Zeiten, (vom Alten Testament) bis zu Pestalozzi, auch in der Nachkriegszeit Lösungen für Kinder in Not gesucht, oft mangelhaft umgesetzt zwar, und Missstände auch öffentlich angemahnt wurden. (Z.B.: P. Surava in der „Nationalzeitung“)

Ich bin immer noch am Verdauen. Unglaublich wie es zu Gotthelfs Zeiten zu und her ging. Zudem habe ich wieder einmal ein paar Tränen verdrückt. Wenn man nach diesem Film aus dem Kino schreitet, ist man froh im hier und jetzt zu leben, wo einem so viele Möglichkeiten offen stehen. Solide produziert, authentisch und eindrücklich. Stimme 8/10 zu.
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