Kommentare

Blob: Bildzeitung muss man nu wirklich nicht kommentieren, die sind immer unter jeder Sau. Die Pressegilde erklärt übrigens die unverpixelte Dani H-Fresse mit dem erfolgten Fahndungsaufruf (welche Girls hat er noch angesprochen? Sollen sich melden.). So gesehen heiligt der Zweck die Mittel. Legitim. Aber logo, jetzt wo das Bild mal raus ist, erscheint es auch an Orten, wo weit und breit kein Fahndungsaufruf steht. Ich seh aber immerhin einen Präventionszweck darin: Dass man wiedermal checkt, dass ein Gewalttäter nicht unbedingt ein haariges Monster sein muss, sondern auch in Form eines normal aussehenden jungen Mannes auftreten kann. Soll jetzt kein Misstrauen gegen alle und jeden bringen, aber dennoch zu gesunder Vorsicht anstiften. Der Tagesablauf des Winnenden-Amokläufers bringt hingegen gar nix. Gibt schlicht keinen Präventionsgewinn, also raus aus den Medien mit dieser Story.

Na aber jetzt denken doch alle darüber nach ob unsere Gesellschaft Veränderungen benötgt..!?!
Die meisten sind wahnsinnig betroffen und fragen sich, warum so ein lieber Bub so was tun kann. In der Bild gibts den Tagesablauf des Amok-Buben quasi im re-live ticker und alle können ihren Voyeurismus befriedigen. Als Schweizer natürlich nur, wenn einem Dani H.'s Fresse (der böse Killer - nicht der liebe Barmann) in ihrer ganzen Pracht und ohne Verpixelung im Blick, 20min und Tagi noch nicht gereicht hat, das Ganze natürlich samt Interview mit den Grosseltern und dem Vater. Wobei dort natürlich der Schuldige schnell ausgemacht wurde. Selbstverständlich nicht von der Polizei, sondern so wie es sich in letzter Zeit gehört vom 20min, Blick und Tagi lesenden Volk! Die WISSEN schliesslich, dass die Regierung schuld ist mit ihrem laschen Strafvollzug. Und antürlich der Taxifahrer! Aber wer braucht auch schon die Bullen, wenn diese selber die Verbrecherfotos auf die Titelseiten der Schweiz knallen und somit auch noch selber das Fussvolk zum Komissar macht.. Aber wenigstens hat das Fussvolk sein tagtägliches Häppchen Real-Horror und darf sich betroffen zeigen und Mitleid mit der Jugend von heute haben. So viel Druck lastet auf deren Schultern und so wenig Verständnis aus der Erwachsenenwelt. Immer nur Leistung, Leistung, Leistung. Nichts dürfen sie und überall stehen sie unter Beobachtung!
Aber keine Angst. Das geht nun 2Wochen - dann steht im 20min, Blick und Tagi der nächste Horror - welcher dann wohl etwa genau so sorgfältig recherchiert ist wie der Dani H. Fall oder der Amoklauf (war der Bub denn jetzt in dieser Therapie oder nicht? - scheissegal, hauptsache es steht was darüber in der Zeitung..) und wer weiss, vielleicht ist es ja dann wieder ein oh schreck - Massenvergewaltigungsfall! Und dann können die genau gleich 20min, Blick und Tagi Leser wieder ganz furchtbar auf die heutige Jugend schimpfen und alle unter 20Jahren unter Generalverdacht stellen...

ganz schlimm finde ich die mediale ausschlachtung des geschehenen, die jetzt abläuft. nur schon was 20min online bringt, inkl. videofilmchen - da stellts mir echt ab. ich kann drum nicht sagen, was auf dem video drauf ist.

mögliche lösungen:
- waffen verbieten
- den vater in den knast stecken, weil er eine waffe offen rumliegen liess
- zugangskontrollen in den schulen (wurde von irgendeiner bullenbehörde tatsächlich vorgeschlagen)
- killerspiele verbieten
- internet verbieten
- schulen verbieten
- kinder verbieten
- alles verbieten
aber bloss nicht darüber nachdenken ob unsere gesellschaft veränderungen benötigt.

Bitte nicht als zynisch auffassen wenn ich jetzt sage, dass es Amokläufe schon in archaisch organisierten Volksstämmen gab, lang bevor die von Bugs Bunny angeführten Lebensumstände für Teenager in der Gesellschaft überhaupt existierten. Ich will damit nicht sagen, dass man solche Taten einfach still akzeptieren soll und es keine Lösung geben kann. Und klar, das ursprüngliche Amoklaufen kam in kriegerischen Stämmen vor, wo ja auf den einzelnen Kriegern, die durchknallten, auch ein enormer Druck lastete. Was ich damit sagen will: innert Kürze werden sich die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sicher nicht so verbessern lassen, dass Jugendliche und Teenies, oder auch verzweifelte Familienväter, die keine andere Lösung als den sog. "erweiterten Selbstmord" für ihre Probleme finden, von ihrem Druck befreit werden können. Als erste Massnahme kann ich mir eigtl. nur eine Sensibilisierung im Kleinen vorstellen, nämlich, dass dem Umfeld eines potentiellen Täters bewusst ist, dass mit zunehmendem Druck die Gefahr für Kurzschlusshandlungen steigt, und dass man sich nach Kräften bemühen muss, die Betroffenen in ihren Nöten zu unterstützen. Einfacher gesagt, als getan. Aber wer, ausser ein liebendes, verständnisvolles Umfeld, kann jemanden durch solche Krisen hindurch tragen? eine veränderte Gesellschaft? Wenn denn der politische Wille für solche Umwälzungen da wäre, sicher die beste Lösung. Für mich aber bei weitem nicht absehbar. Also muss klein angefangen werden, im Privaten und mittels Prävention an Schulen (funktionierende Notfallszenarien und bessere Einzelbetreuung für Gefährdete). Stimme darin glaube ich ziemlich mit Bikini's Posts überein, auch mit Blob's.

slomo, ich stimme dir wieder einmal voll und ganz zu. das problem scheint mir die beziehungslosigkeit zu sein, dass die menschen nicht eingebettet sind in sinnzusammenhänge, sondern man ist entfremdet, arbeitet für sein geld und merkt nicht, wie es seinen mitmenschen rundherum geht. aber dazu kommt noch ein zweites: dass die menschen im 20. jahrhundert im westen immer wieder darauf konditioniert wurden, dass probleme mit gewalt gelöst werden können und müssen. der ewige konkurrenzkampf wurde bis zum exzess praktiziert, das geschäft (auch mit waffen und dummheiten aller art, deftige schlagzeilen inklusive) zum alleinseligmachenden hochstilisiert. das war teil des antikommunistischen kampfes, von dem weiteste teile unserer gesellschaft bis heute geprägt und verseucht sind, ohne es sich bewusst zu sein. vielleicht dämmert es den leuten ja allmählich, dass die fahrt auch in eine andere richtung gehen kann und muss. nicht in eine staatssozialistische natürlich, sondern in eine solidarische gesellschaft, in der das individuum sich entfalten kann, aber auch gebraucht wird und mithilft, die welt zu einem freundlicheren ort zu machen. mir scheint, es würde allen besser gehen dabei.

ich glaube dass es in jeder gesellschaftsform menschen geben würde, die mit der gesellschaft in der sie leben nicht klar kommen und explodieren.
aber trotzdem darf man nicht aufhören die dinge zu verbessern. hier heute wäre ein bedingungsloses grundeinkommen (www.initiative-grundeinkommen.ch) ein gutes instrument ist, um die masstäbe zu verschieben, weg vor der unantastbaren freiheit des einzelnen, und erfolg der an finanziellem und besitz gemessen wird, hin zu sozialeren werten, wo der einzelne, schwächere besser aufgefangen wird

na an eine vollautomatische zu kommen war 1950 vielicht doch etwas schwerer!! aber da pflichte ich dir zum teil bei, in einigen kreisen wird aber durchaus auf ds waffenthema aufmerksam gemacht, die waffenlobby scheint aber, mir nicht ganz erklärbar, immer noch zu stark zu sein!? habe übrigens nicht behauptet die musik etc sei schuld, dass über die veränderte welt und da gehört so vieles dazu, gesprochen wird, find ich normal! Und jetzt vorschnell von verboten zu sprechen find ich genauso falsch! ob die welt besser oder schlechter geworden ist?? alles gabs schon immer, waren die kriege früher schlimmer als heute? ich denke schon dass die welt bei einigen themen verloren hat!

Oder anders gefragt Azimuth: denkst du, es war 1950 einfacher oder schwerer für einen Jungen an eine vollautomatische Faustfeuerwaffe samt hundert Kugeln Munition zu kommen?

Ok Azimuth. Hat diese Liste der laut Wikipedia BEKANNTEN Amokläufe nicht ganz direkt was mit der Berichterstattung darüber zu tun?? Und hat ev. gerade dieser mediale Overdose nicht am allermeisten etwas damit zu tun, dass Amokläufer in der heutigen Zeit denken, sie werden dadurch endlich mal wahrgenommen?
Was auffällt: Niemals schuld ist die Tatsache dass der Täter an Waffen und Munition kommen konnte. Jedenfalls scheint es jedesmal viel wichtiger zu sein, dass er brutale Musik hörte.. oder dann halt neuerdings Killerspiele. Hauptsache etwas, womit sich eine nachfolgende Generation abhebt und ältere Semester nicht nachvollziehen können..
Aber hauptsache man kann wieder mal die alte Phrase dreschen, dass die Welt einfach immer schlechter wird! Was erwiesenermassen nicht stimmt!

um deine liste aus wikipedia noch zu vervollständigen blob. hier der ganze überblick! will jetzt auch nicht behaupten wikipedia gibt die ganze wahrheit wieder und ist vollständig, was aber doch aufällt ist die häufung seit den 90er jahren und das darf und muss meir meinung nach schon zu diskusionen anregen, wo das hinführt, sind nun die filme schuld, videogames, falsches elternhaus/erziehung, die ganze medialisierung.... keine ahnung, bin def. auch kein freund von verboten, denk mir manchmal einfach die menschheit kriegt was sie verdient!!
4. September 1913, Vaihingen an der Enz,
18. Mai 1927, Bath, Michigan, 45 Tote
6. September 1949, Camden, New Jersey,13Tote
11. Juni 1964, Köln, 10 Tote
1. August 1966, Austin/Texas
29. Januar 1979, San Diego, Kalifornien, 2 Tote, 9 Verletzte
27. April 1982, Gyeongsangnam-do, 58 Tote
3. Juni 1983, Eppstein/Hessen, 5 Tote,
13. November 1990, Aramoana/Neuseeland, 14 Tote,
10. März 1995, Urfahr/Österreich, 6 Tote
13. März 1996, Dunblane/Schottland, 17 Tote
28. April 1996, Port Arthur/,35 Tote
20. November 1997, Mauterndorf/, 7 Tote
20. April 1999, Littleton/Colorado, 15 Tote
27. September 2001, Zug/Schweiz, 15 Tote
27. März 2002, Nanterre/Frankreich, 8 Tote,
26. April 2002, Erfurt, 17 Tote
20. November 2006, Emsdetten, 1 Toter, 37 Verletzte
16. April 2007, Blacksburg/ 32 Tote,
27. Juli 2007, Jabukovac/Serbien, 9 Tote
7. November 2007, Jokela/Finnland, 9 Tote
14. Februar 2008, Northern Illinois University, 6 Tote, 16 Verletzte[7]
23. September 2008, Kauhajoki/Finnland, 11 Tote (siehe Amoklauf von Kauhajoki)
10. März 2009, Alabama/USA, 11 Tote
11. März 2009, Winnenden/Deutschland, 16 Tote

Meiner meinung hat jeder die möglichkeit, etwas zu verändern und weiterzumachen. Die macht der starken ("die an der macht sind") ist gross, aber auch wieder relativ, denn sie basiert darauf, wieviel macht und stärke DU diesem "mächtigen" gibst. Wenn so etwas passiert, haben viele stellen versagt: familie, lehrer, mitschüler, freunde, aber eben auch der täter selbst, der nicht fähig war, ein anderes ventil für seine innere tragik zu finden ausser zu töten. Er hätte auch abhauen können, drogen nehmen können, nur sich selbst etwas antun können, in eine krankheit flüchten können, ein anklagebuch schreiben können undundund... Der mensch ist überaus kreativ. Warum töten?

Was mich vor allem stört, und dies bei allem nötigen Respekt gegenüber den Toten und dem Beileid gegenüber den Angehörigen, ist diese mediale Inszenierung und Eventisierung die jedesmal stattfindet! Das ganze Kollektiv darf wieder einmal trauern und sich betroffen zeigen wie an Lady Di's Tag der Beerdigung.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich will eure persönliche Betroffenheit keinesfalls schlechtreden oder schmälern. Aber hinterfragt euch auch einmal wie es dazu kommt und ob die vielen bunten Bilder und Interwievs mit Angehörigen und die Berichterstattung über jedes Detail derer Einzelschicksale euch nicht etwas zu sehr beeinflussen.
Wenn es denn eben nur eine kollektive Trauer wäre, wäre dies ja auch noch gar nicht so schlimm. Aber nun werden 2Tage vergehen und die ersten Interessengruppen werden sich zu Wort melden um sich mit politischen Vorstössen im Kielwasser des Ereignisses in Szene setzen zu können. Die Computerspiele sind schuld, oder doch die Musik? Die Immigranten? Oder wer weiss, eventuell ist es der Alkohol und die Drogen!
Was aber ganz sicher der Fall ist: Solche Taten gab es immer und wird es immer geben! Und sie sind auch ganz sicher keine amerikanische Erfindung!
Beispiele:
-4. September 1913, Mühlhausen bei Vaihingen an der Enz, 17 Tote
(Der Lehrer Ernst August Wagner ermordete zuerst seine Frau und seine vier Kinder. Danach fuhr er nach Mühlhausen bei Vaihingen an der Enz. In der Nacht zündete er die Ortschaft an verschiedenen Stellen an, wartete bis die Menschen vor den Flammen flüchteten und erschoss dann wahllos zwölf Menschen, acht weitere wurden schwer verletzt.)
-18. Mai 1927, Bath, Michigan, 45 Tote
(Schulkomitee Mitglied Andrew Kehoe tötete zunächst seine Frau und steckte daraufhin seine Farm in Brand. Als die ersten Feuerwehrkräfte vor Ort eintrafen, erschütterte eine Explosion das Schulgebäude und tötete die meisten Personen innerhalb des Gebäudes. Kehoe benutzte einen Zeitzünder, um das Dynamit zu zünden. Als die Rettungsarbeiten anliefen, fuhr Kehoe vor und sprengte seinen mit Metallteilen gefüllten Wagen in die Luft, wobei er sich selbst, den Schulinspektor und weitere Personen tötete. Während der Rettungsarbei-ten wurden weitere 230 kg nicht explodiertes Dynamit im unzerstörten Südteil der Schule gefunden.)
-06. September 1949, Camden, New Jersey, 13 Tote
-11. Juni 1964, Köln, 10 Tote
(Walter Seifert, der sich von Behörden ungerecht behandelt fühlte, tauchte mit einem selbstgebauten Flammenwerfer und einer Lanze am im Kölner Stadtteil Volkhoven in seiner alten Schule auf und überfiel eine Klasse im Unterricht. Bei dem Anschlag tötete er zwei Lehrerinnen, darunter seine ehemalige Klassenlehrerin. Von den 28 durch Brandwunden zum Teil schwer verletzten Kindern starben acht.)

hi bikini, dass was du in deinem letzten absatz beschreibst, dem stimme ich zu. nur eben, im seelischen ausnahmezustand kann man nicht mehr an ein "normales denken" appellieren.
aber mit dem statement "da müssen alle durch" bin ich nicht einverstanden. denn wer gibt jenen das recht, die an der macht sind, so ein klima zu schaffen, wenn nicht die, die mit den schultern zucken und sagen: " es ist halt so... da muss man durch".
früher war auch nicht alles besser. ich bin da überhaupt nicht ewig gestrig. aber im gegensatz zu heute, hatten die menschen mehr rückgrad. auch nein zu sagen und sich eigene wege zu erschliessen.
das, so meine ich fehlt heute.
man muss nur mit jobverlust drohen und schon ist ruhe im karton der gesellschaft.
das wird den kindern weitergegeben und das kann auf die dauer nicht gut gehen.

Die pubertät ist in vieler hinsicht eine grausame zeit, ich habe persönlich, aber auch mit meinen kindern, ähnliche erfahrungen wie du gemacht und bin gottenfroh, dass sie raus aus der schule sind, diesem mikroklima des "friss oder stirb". Aber alle müssen da durch, es ist teil der persönlichen entwicklung. Viele äussere faktoren sind nicht ideal für persönliche entwicklung, aber das war wohl schon immer so, vor 50, vor 100 oder 500 jahren. Es wird nie ideale bedingungen geben, im gegenteil: die nichtidealen bedingungen sind die, die dich herausfordern und fördern (und demzufolge ideal sind......?). Also-- "ideal" ist sehr relativ...
Ich habe kein verständnis für solche taten, töten ist NIE eine lösung und für mich unentschuldbar. Der junge wurde offenbar von niemandem "abgeholt", von niemandem verstanden. Und das ist megatragisch.
1