Kommentare

@mary_jane_louis
Kein Problem, wenn du mir widersprichst ;-)
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Wir leben in einer unverbindlichen Zeit, da ist auch das mit der Bezeichnung "Jugend" genauso unverbindlich wie alles andere. Sie kann entsprechend lange hinausgezögert werden, im schlimmsten Fall halt mit "Runderneuerung" und sonstig technischen Massnahmen, so dass auch gegen 70jährige wie um die 30 aussehen...
Das geht nicht gegen die Jugend, sondern gegen die entsprechend handelnden Personen.
Ich meine auch nicht, dass das "normal" ist, aber anscheinend ansprechend genug, es zu praktizieren, anstelle das eigene Alter zu akzeptieren. Ältere Personen sind seitens der Gesellschaft genausowenig erwünscht wie Kinder,die Lärm machen könnten, denn beide kosten, schmälern den möglichen Profit.
Oder erlebst du das anders?
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Vor 100 und mehr Jahren hierzulande genauso wie bei Naturvölkern waren die Rollen und Aufgaben klar verteilt, in der westlichen Welt können es sich jedoch die meisten Familien leisten, dass Jugendliche nebst der Schule nichts machen bis aufs allfällige auf- und abtischen, etwas krass ausgedrückt.
Dort wo das Essen vom eigenen physischen Schaffen abhängt, werden natürlich auch die jüngsten Mitglieder z.B. in den Nahrungsorganisationsprozess miteingebunden, währenddem hierzulande gleichaltrige Jugendliche sich auf dem Spielplatz austoben oder vor der Glotze hocken. Mit 14 steht hierzulande Tschillen, Surfen, TV und ähnliches auf dem Programm, bei Naturvölkern das Familiengründen. Mit 22 sind wohl die ersten Kinder da, die auch wieder im Arbeitsprozess eingebunden sind, hierzulande wird studiert, Auslandaufenthalte stehen an oder es wird einfach Geld verdient, sofern dann ein Job gefunden wird. Das Familiengründen wird von den Meisten auf deutlich später verschoben, erst mal wird die Jugend ausgelebt.
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Dafür wurde die Grenze zum Erwachsenwerden hierzulande von 20 auf 18 verschoben. Das ist aber unabhängig davon, ob eine Person Verantwortung für sich und ihr Leben übernimmt oder nicht. Auch das kann auf später verschoben werden, im schlimmsten Fall hilft der Staat, wobei auch das am Bröckeln ist.
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Im Prinzip läge es in der Verantwortung der Eltern, die Kinder möglichst "gut" zu erziehen, dass sie aufs Leben vorbereitet sind. Früher galt mal Zucht und Ordnung, später kam dann die antiautoritäre Erziehung, die gerne als "keine Grenzen setzen" verstanden wurde, leider auch heute noch. Eltern der heutigen Generation haben womöglich selbst die antiautoritäre Erziehung "genossen", was wollen sie den Kindern also weitergeben, wenn sie sich selbst z.B. um Hausarbeiten drückten? Zudem sind sie damit beschäftigt, Geld zu beschaffen zum Leben und für ein wenig Luxus, haben deshalb entsprechend wenig Zeit, sich mit den Kindern auseinanderzusetzen, etc.
Mitte des letzten Jahrhunderts wars selbstverständlich, dass mit einem Lohn eine Familie problemlos ernährt werden konnte inkl. etwas Luxus. Heute ist das nicht mehr so. Dito mit der Vollbeschäftigung, die früher selbstverständlich war, hat sich das mit der globalisierten Welt komplett verändert, Stichwort "Sockelerwerbslosigkeit", wie das beschönigend heisst. Neu dazu gekommen ist die Jugenderwerbslosigkeit, was aber meines Erachtens nicht den jugendlichen angelastet werden darf genausowenig wie die Sockelerwerbslosigkeit den Erwerbslosen. Einfache Arbeiten wurden durch die Wirtschaft in billigere Länder ausgelagert. Ein ähnliches Problem haben Leute, die für die IV zu gesund sind, jedoch zu krank für die Wirtschaft, weil schlicht und einfach der individuelle Profit wichtiger ist heute, als das Wohl der Gemeinschaft. Das ist doch der Punkt.
Auch die Lehrstellensuche ist für mache zur reinen Glückssache geworden, insbesondere, wenn der Name mit -ic endet oder die Hautfarbe ungewohnt ist.
Mit der Lehre übrigens, werden Jugendliche wie von dir gewünscht, "früh" ins Erwerbsleben eingebunden.
Wobei auch in der Lehre, die Anforderungen meines Erachtens gestiegen sind im Gegensatz zu früher, Schulnoten sind wichtiger als der Einsatz, der geboten wird.
Japan und USA sind diesbezüglich noch etliche Schritte weiter, was die Schulnoten bzw. die Wahl der Schule auf den späteren beruflichen Erfolg betrifft.
Aus meiner Sicht nicht erstrebenswert!
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Die Leistungsfähigkeit wird in der Schule unter Beweis gestellt, die Schaffenskraft zwischen 20 und 35 für die Lohnerhöhungen angestrebt, ist dann wer überhaupt bis zu einem Job gekommen, der sowas in Aussicht stellt.
Typisch ist auch, dass handwerkliches Arbeiten deutlich tiefer bezahlt ist, als z.B. Büroarbeit und dass mit Geld- und Rohstoff-Jonglierereeien mit Abstand am Meisten Gewinn erzielt werden kann. Indirekt auf Kosten der Gesellschaft - hier zeigt sich die Unverbindlichkeit der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.
Am niedrigsten bezahlt sind persönliche Dienstleistungen wie z.B. Kinderbetreuung, Service und ähnliches.
Weshalb diese krassen Lohnunterschiede? ich verstehe sie nicht.
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Die einen Personen packens mit der Verantwortung in jungen Jahren, gründen z.B. eine eigene Firma, vielleicht noch während der Lehre oder des Studiums, bauen sich was auf, andere arrangieren sich irgendwie und dritte geben sich auf, mangels Perspektiven.
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smashing! hat es auf den Punkt gebracht bezüglich Formulierung zwischen 20 und 30 mit dem Bereit sein, für einen Hungerlohn zu arbeiten.
Bei älteren Arbeitnhemenden werden den Firmen schlicht die Kosten zu hoch infolge der 2. Säule, was sich schliesslich wieder negativ im Firmengewinn auswirkt....
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Nein, eine Lösung kenne ich nicht. Auch nicht wie die Verbindlichkeit oder das Übernehmen der Verantwortung fürs eigene Leben gefördert werden könnte, das muss jede (erwachsene) Person für sich selbst entscheiden.
Wir werden weiterhin Inserate lesen, in denen junge Personen von 20 - 30 gesucht werden, sei es nun für Erwerbstätigkeiten oder in den Mann- sucht Frau-Inseraten auf RonOrp unabhängig vom Alter der Männer...

Also, liebe finderin, ich muss dir leider ein bisschen widersprechen. Ganz so herunterbrechen kannst du das nicht auf die verkürzte Lebenserwartung und die angebliche Berauschung aller Kunst- usw. schaffenden in früheren Epochen (wobei ich mir nicht ganz sicher bin, wie ernst du das tatsächlich meinst).
Es stimmt zwar, dass im 15. u. 16. Jh die durchschnittliche Lebenserwartung bei ca. 40 Jahren lag - aber da musst du schon ein bisschen differenzieren. Denn das ist lediglich der Durchschnitt - innerhalb der damals vorhandenen Gesellschaftsschichten gab es aber extreme Unterschiede: So hatte die Schicht, der Raffael angehörte, eine wesentlich höhere Lebenserwartung als z.B. ein Leibeigener oder ein Bauer. Von daher ist zu sagen, dass Raffael mit 37 Jahren für seine Schicht ziemlich früh aus dem Leben geschieden ist. Michelangelo wurde vergleichsweise satte 89 Jahr alt, Leonardo da Vinci immerhin 67.
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Dass heute - nur weil wir dummerweise so alt werden können aus medizinischen, nahrungsmitteltechnischen und hygienischen Gründen - sich die erhöhte LEistungsfähigkeit deswegen auf ein späteres Alter verschieben soll, finde ich eine Illusion. In meinen Augen werden wir viel zu lange als Nichtskönnende betrachtet - reduziert auf Schüler, Lehrlinge und Studenten, die nichts anderes tun dürfen, als Theorien ins Hirn einzubrennen, anstatt frühzeitig mit sinnvollen Aufgaben vertraut zu werden. Das ist eine neue Entwicklung, die ist erst ca. 50 Jahre alt, dass wir dazu verdonnert werden, langzeitarbeitslose Dauerjugendliche ohne eigentlichen Sinn, Aufgabe und Verantwortung zu sein. Unsere besten Jahre werden damit vergeudet, darauf zu warten, endlich was tun zu dürfen - anstatt frühzeitig ins Arbeitsleben eingebunden zu werden. Die Jugend ist eine Erscheinungsform des technischen Zeitalters - schön verglichen hat das vor ein paar Monaten die Geo, die die Aufgaben und die zu tragende Verantwortung eines 7, eines 14 und eines ca. 22jährigen bei uns mit einem Naturvolk in Südamerika verglich - und die Frage stellte, warum es bei uns die sog. normale Revolte der Jugendlichen gegen die Erwachsenenwelt gibt - bei dem Naturvolk aber nicht. Und siehe da, die Geo fand nicht etwa die Antwort, dass es an der verlängerten Lebenserwartung bei uns liegt, nein, sondern an den mangelhaften Aufgaben&Verantwortung, die ein heute 7, 14, 22jähriger bei uns hat, liegt. (Das Thema ist von mir nun sehr heruntergebrochen, sicher spielen noch sehr viel mehr Faktoren mit rein - aber es ist einfach eine - zugegeben praktische und kostengünstige - Lüge zu behaupten, es wäre ganz "normal", dass wir knappe 30Jahre lang Dauerjugendliche ohne eigentliche Verantwortung sein sollen). Ich finde unseren Umgang mit der Jugend extrem fragwürdig.

@mary_jane_louis
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Was den Raffaello betrifft, der hat zu einer Zeit gelebt, in der die Lebenserwartung in Europa um die 30 Jahre war, bzw. ca. 40 Jahre für Kinder, die das erste Jahr überlebten. Er selbst wurde 37 Jahre alt. Bei dieser Lebenserwartung kann der Höhepunkt des künstlerischen Schaffens nur in diesem Rahmen liegen. ;-)
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Goethe und Schiller lebten zu einer Zeit, in der das günstige Allerweitsheilmittel Laudanum eingesetzt wurde, nicht unähnlich unserem heutigen Aspirin-Konsum. Es wurde durchaus auch Kindern eingeflösst zur Beruhigung äh Ruhigstellung.
Erfunden wurde es von Paracelsus, es bestand aus 90% Wein, 10% Opium und war vermutlich angereichert mit Bilsenkraut
de.wikipedia.org
www.nzzfolio.ch
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Als ich das erste Mal von mit Opiaten angereichertem Wein hörte, war mir plötzlich klar, wie in den früheren Jahren z.B. die opulente Musik, Malerei, Gedichte zustande kamen: Laudanum. Natürlich hatten die betreffenden Personen eine besondere Begabung in ihren Gebieten, aber der Rausch hat zusätzlich weitere Möglichkeiten in ihrer Kunst geboten.
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An der Kunst steht leider nicht angeschrieben, obs in nüchternem oder in berauschtem Zustand entstand. Auch heute nicht.
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Wir verplempern unserer Zeit nicht, wir sind zuwenig berauscht, das ist meine These ;-)
Zudem mit der Lebenserwartung jenseits 70, muss der Schaffenshöhepunkt ja auch nicht mehr bei 20 oder 30 liegen wie im Mittelalter.
Obwohl, einerseits mach ich mir ja keine Illusionen, ich werde vielleicht infolge Sparmassnahmen mit etwas Glück immer noch mit 73 pensioniert, trotzdem ist es bereits heute schwierig, jenseits von 50 eine neue Dauerstelle zu finden bei "normalen" Qualifikationen.
Zudem sind biologische Grenzen teilweise verwischt dank moderner Medizin und Technik, nicht unähnlich der Erdbeeren, die auch bei uns ganzjährig im Laden erhältlich sind. Vor 20 Jahren waren das Saisonfrüchte. Das macht es auch irgendwie unlustig, denn das sich auf die Erdbeeren freuen verschwindet auf diese Weise, wenn sie immer verfügbar sind.
Drum bin ich froh, dass Zimmetsterne und Nougateier nur saisonal verfügbar sind, so kann ich mich immerhin auf etwas freuen :-D
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In einigen Ländern existieren bereits ganze Generationen "Praktikum" oder "Temporär- bzw. Zeitstellen", hierzulande ist der Begriff Working Poor ein Synonym oder Prekariat auf Neudeutsch. Die Jugend ohne Aussicht auf Arbeit wird "verlorene Generation" genannt.
www.tagesanzeiger.ch
Das Magazin veröffentliche vor einiger Zeit einen Artikel über die italienischen Sechslinge, die ca. 1966 geboren wurden: heute haben 4 der 6 keine Erwerbsarbeit und wohnen deshalb weiterhin bei den Eltern oder in WGs, weil sie sich nichts anderes leisten können, eine Person hat eine Temporärstelle. Die einzige mit fixer Stelle wohnt zusammen mit der eigenen Familie und Kind. Der Mamma wurden damals bei der Geburt viele Enkelinnen und Enkel profezeiht, daraus ist nun nichts geworden.
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Die USA zähle ich zur Gesellschaft mit wachsendem Prekariat, da arbeiten etliche Personen für zwei oder drei Firmen für minimal wage.
In Japan heissen sie Freeters, jene mit Zeitstellen oder Temporärjobs, die schlecht bezahlt sind und keinerlei soziale Sicherheit bieten
www.youtube.com Tokyo Freeter von Arte
Ich nehme an, in anderen Europäischen Ländern ists ähnlich, vielleicht nicht ganz so krass wie in Italien.
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@daname
Alt, das sind immer nur die anderen... mit 20 ist alles jenseits von 30 alt, mit 30 dann jenseits von 40, usw., bis realisiert wird, dass man in den Augen von jüngeren als "alt" wahrgenommen wird. Das ist dann die harte Landung.

Das Blöde am Älterwerden ist, dass es so schleichend kommt, und man innerlich irgendwie nie so recht mitkommt. Man siehts eher an Gleichaltrigen, wenn man die nach längerer Zeit wieder mal zu sehen kriegt. Wie an einem Maturajubiläum (25 Jahre). Ein Viertel Jahrhundert, oh Schreck, und einfach so vorbei, plus noch die langen Schuljahre davor... Und dann noch die Studizeit... mit den Praktika. Es fragt sich nur, warum so viele ihre eigenen Erfahrungen aus dieser Zeit verdrängen, wenn sie dann selber Praktikanten einstellen/betreuen. Ist wohl halt so, dass der Mensch mit der Zeit so manches vergisst und Unangenehmes möglichst zu verdrängen sucht...
Eine, die schon längst jenseits der "too old to die young"-Grenze ist...

Zum Thema Perspektive jung/ alt zwischen 20-30 folgende Beispiele:
a) Johann Wolfgang Goethe veröffentlichte seinen esten Gedichtband mit knappen 20 Jahren. Mit 21 reichte er seine juristische Dissertation ein.
b) Friedrich Schiller vollendete 1781, mit noch nicht mal 21 Jahren, eines seiner wichtigsten Werke: die Räuber.
c) Raffael: mit 25 Jahren ein bereits äusserst gefragter Künstler in Rom, in Höchstform mit 30 Jahren (Madonnenbild Sixtinische Kapelle)
auch viele andere Literaten, Künstler, Architekten, Philosophen, Herrscher, Religionsführer, ... hatten ihre schaffenskräftigste Zeit zwischen 20 und 35.
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Angesichts dessen fragt man sich vielleicht doch schon, ob wir im hier und heute - trotz höherer Lebenserwartung - nicht viel zu lange unsere Zeit verplempern (lassen), uns viel zu lange als "ach so jung (bzw. "zu" jung)" betrachten, bevor wir mal richtig mit dem Leben anfangen - wenn wir denn überhaupt damit je richtig anfangen...

Eine solche Plattitüde mag aus der Perspektive, in der man liebend gerne jugendlich(er) wahrgenommen werden würde schon wie ein Pleonasmus erklingen. Beim drüber Nachdenken erinnerte ich mich aber schmunzelnd an eine Zeit, in der ein Jahr Altersunterschied eine Welt bedeutete. Jemand über 25 war alles, aber jung - no way! zum Glück kann man das auch anders anschauen :-)

Genau. Generation Praktikum. Befristete Verträge, die "vielleicht" verlängert werden, 0 Sicherheit, Hungerlohn, Mädchen für alles... aber hey! man nimmt was man kriegt, bei der grossen Konkurrenz, vielleicht nach einem entbehrungsreichen Studium, ohne einen Groschen in der Tasche, um mit vollem Elan langsam aber sicher seinen theoretischen Idealismus und Eifer in der praktischen Arbeitswelt an den Nagel hängen zu dürfen...

«20 bis 30 jahre jung» ist gleichzusetzen mit «bereit für einen Hungerlohn zu arbeiten, dafür eine ach-so-coole Firma als Referenz im CV erhalten».
Man kann es alternativ auch als «Praktikum» bezeichnen.
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