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"die können sich auch an der rettung der schweiz beteiligen". Wieso "auch", bünzli?

kristallin, das ist schon noch praktisch. da kann man gutfeministisch argumentieren, die männer seien weltweit die mordenden kriegsführenden patriarchen. aber wenn dabei was gäbiges rausschauen sollte, hätte frau dann gerne auch daran anteil. tsts. kannst dich heute ja melden, wenn scharf drauf bist. hält dich kein mann auf.

Ich finde es bezeichnend, bünzli, dass du (bist nicht der einzige) die "rettung der Schweiz" nur den männern an der grenze anrechnest, da ja die wehrplicht für frauen bisher nicht galt. Warum? Weil die geschichtsschreibung die leistung der frauen seit jahrhunderten einfach und konsequent ausblendet. Die frauen standen während kriegen ihren mann sehr wohl, auf den feldern, in den fabriken, zuhause bei den kindern, ja vielleicht sogar ideologisch-psychologisch, währenddem die männer an der grenze standen oder sonstwo auf dem feld. Oder was glaubst du, taten die frauen währenddessen? Sich vor dem spiegel schönmachen und den deserteuren schöne augen? Mannmannmann.

frauen müssen da unbedingt auch mitmachen. wennschon. oder wir schaffen das ganze ab.
ich finde etwa den spruch 'frauen und kinder zuerst' recht sexistisch und unzeitgemäss. kinder ja, frauen nein. auch die frauen stehen heute ihren mann, äh, will heissen, die können sich auch an der rettung der schweiz beteiligen. dafür übernimmt dann der mann gerne die hälfte des elternschaftsurlaubs, anstatt bloss 1-2 freie tage, die er heute bei der geburt seines kindes von gesetzes wegen zugute hat.

Ein paar Monate Zivildienst für alle, also auch für Frauen, wäre völlig in Ordnung, deshalb ist mir die Entscheidung, hier ein Ja anzukreuzen, nicht so leicht gefallen. Hab's dann doch getan, da die Initiative eh keine Chance hat.

Nachtrag: Immerhin habe ich im Militär auch viele Landeier aus anderen Kantonen kennengelernt; das war doch was.
Und noch an alle Frauen: euch entgeht was! Wir knüpfen da Netzwerke und kriegen (im Zivildienst) praktische Arbeitserfahrung und Jobkontakte, die euch fehlen... Das sind dann eben die 20% weniger Lohn später :-P

Ich habe Militär und Zivildienst gemacht, beides monatelang, und habe in beiden Diensten viel erlebt, allerdings war der Zivildienst sowohl für die Schweiz wie auch für mich die viel wertvollere Zeit; ich habe Arbeit geleistet, die Menschen und der Natur in diesem Land zugute kommen, ich habe Fähigkeiten erworben und Dinge gelernt fürs Leben, neue Menschen und Subkulturen kennengelernt, sogar Freunde gefunden. Im Militär, diesem langen Pfadilager, habe ich nur gelernt, dass einige Menschen ganz schlimm werden können, sobald sie kraft Uniformstreifen Macht über andere haben. Disziplin nützt nur, wenn man den "Grösseren Sinn" einer Sache sieht; im Falle der Armee heute wirkt sie unsinnig, mind-numbing und kontraproduktiv.


@kristallin: Die Wehrpflicht für die Frau ins Spiel zu bringen ist Wahnsinn. Man reduziert an der Armee schon seit Jahren und die Armee ist immer noch zu fett, zu gross und sie ist immer noch zu teuer. Wenn man nun die Frauen auch noch verpflichtet ins Militär zu gehen, so wie in Israel, verdoppelt man die Armee von heute auf morgen. Dann müsste man auch sehr viel neues Material herstellen, abertausende kleine Kampfstiefel in den Grössen 35, 36, 37, 38, 39 und Uniformen in den entsprechenden Konfektionsgrössen, um nur mal die erste teure Lappalie zu nennen. Aber der Punkt ist ein anderer: Die Frauen zahlen mehr Krankenkasse, weil sie ja schwanger werden könnten. Sie verdienen weniger Lohn am Arbeitsplatz, weil sie ja schwanger werden könnten. Sie müssen sich darüber den Kopf zerbrechen, wie sie bei einer Familiengründung das Studium oder den Beruf mit den Kindern vereinbaren, ohne dass am Ende ihre ganze Ausbildung und Arbeit für die Katz war. So. Und jetzt soll man genau diese Geschöpfe auch noch mit dem schweren Rucksack in die Wüste schicken? Damit sie noch etwas Zusätzliches haben, was sie irgendwie mit anderen Dingen vereinbaren müssen? Brauchen wir also anstatt einem Sturmgewehr nun zwei Sturmgewehre in jedem Haushalt? Mir wirds trümmlig wenn ich mir das nur vorstelle. Das gibt dann ganz neue Probleme. Mami und Papi gleichzeitig WK und die Kinder allein daheim? Kähä! Doppelt so viele Leute, die hin und wieder am Arbeitsplatz fehlen... ich erzähle Euch lieber eine Anekdote aus einem Sommer vor ungefähr 10 Jahren. Am Hauptbahnhof in Zürich traf ich am Sonntagabend einen Schaffhauser und einen Toggenburger, um wieder in den Westen zu fahren, um einzurücken. Es war ein wunderschöner Sommer, heiss und sonnig, das Tenue A klebte. Im Zug setzten wir uns im oberen Stock auf die Bank vis-a-vis von diesem gepolsterten Halbrund mit dem kleinen, runden Aschenbechertischlein in der Mitte. Der Schaffhauser war apathisch und rauchte an der Kette, weil seine Freundin ihn verlassen hatte. Viele Kameraden verloren während der RS ihre Freundin und er war einer von ihnen. Der Toggenburger zwischen uns hatte einen Kopfverband mit Augenklappe, auch er rauchte sehr viel. Neben ihm sass ich und ich rauchte auch sehr viel. Dann stiegen drei hübsche Mädchen ein, sie setzten sich vis-a-vis, mit ihren Blumenröcken, leichter Kleidung, Sandaletten, grosse Reiserucksäcke und fröhlichen Gesichtern. Sie hatten sich sogar Wiesenblumen ins Haar gesteckt. Wir kamen ins Gespräch und sie erzählten uns, dass sie die Matur bestanden hätten und nun in einigen Etappen nach Südfrankreich reisten, um zu zelten und das Meer zu geniessen, denn bis das Studium im Herbst anfängt, ist ja noch genug Zeit. Schön schön, und während die eine mit ihrer süssen Stimme weiter über ihre Unternehmungen flötete, nahm der Schaffhauser seinen Walkman hervor, drückte sich Musik in die Ohren und schloss die Augen. Der Toggenburger und ich sahen uns an, und unter drei Augen meinte er leise zu mir: "Verdammt, ich bin auch zwischen Matur und Studium, am liebsten würde ich mitgehen." Ich zu ihm: "Geht mir genauso." Völlig unnötig, wohl eher zum Scherz, fragten wir die Mädchen dann, ob sie nicht mit uns tauschen wollten. Ich vergesse nie mehr ihr helles, fröhliches Lachen, als sie langsam ihre Köpfe schüttelten und verneinten. Mit diesem Bild endet die Anekdote. Amen. - Es ist schon genug doof, dass die eine Hälfte der Jugend einkaserniert wird. Und jetzt, nur damit es fair ist, also gleich doof für alle, muss die andere Hälfte dasselbe Schicksal erleiden? Das ist doch Wahnsinn! Die Armee soll weiterschrumpfen, egal wie.

Ich bin gegen eine Wehrpflicht. In der Debatte wird sehr viel mit Patriotismus um sich geworfen und auf den Ernstfall verwiesen. Ernstfall? Der letzte Ernstfall ergab sich im Jahr 1847, im zweiten Weltkrieg gab es einige Zwischenfälle an der Grenze zu Deutschland. Die politische Lage in Europa kann als stabil angesehen werden. Dies nicht zuletzt durch die sehr engen wirtschaftlichen Verstrickungen der einzelnen Länder. Sollte es zu einem Krieg kommen, den die Schweiz betrifft, geschieht dies nicht ohne einige Jahre Vorlaufzeit. Ein Krieg wird nicht von einem Tag auf den anderen erklärt, sondern spitzt sich über Jahre hinweg zu.
Man sollte nicht von den heutigen, etwas reichlich angestaubten Ansichten ausgehen. Die zentrale Frage ist, welche Sicherheitsvorkehrungen werden in der Schweiz benötigt, um die fortdauernde Existenz des Staates zu gewährleisten? Meiner Meinung nach ist eine Armee in dem heute bestehenden Umfang nicht zu rechtfertigen. Die Landesverteidigung kann auch mit einem kleineren Kontingent sichergestellt werden, wie es im Falle einer Aufhebung der Wehrpflicht zustande käme.
Eine immer wichtigere Aufgabe ist die Krisen- und Katastrophenbewältigung. Diese sinnvolle Aufgabe wird heute zum Teil bereits von der Armee wie auch dem Zivilschutz erledigt. Ich wäre für eine grosse Katastrophenhilfe im Milizsystem. Für diese Freiwillige zu finden wäre sicherlich einfacher als für die Armee.
Und nicht zuletzt finde ich es anstossend, dass in der Menschenrechtskonvention unter Sklavenarbeit die Armee erwähnt und davon ausgenommen ist. Eine Arbeit zu verrichten ohne dass man eine Wahl hat (und nein, man kann nur die Art des Übels auswählen, sprich Armee oder Zivildienst) ist Sklavenarbeit.

Von mir aus kann man die Wehrpflicht ruhig abschaffen. Der grösste Teil meiner Zeit im Militär war wirklich nur Zeit- und Geldverschwendung. Allerdings würde sich eine Abschaffung z.B. in Zürich gar nicht gross bemerkbar machen. Hier scheint sowieso niemand die RS gemacht zu haben. Alle verweigern, weil ins Militär gehen nicht lässig ist. Wobei es einigen wohl gar nicht schaden würde ;)

@pimp: Seh ich auch so. Mit den ganzen Milliarden, die man einsparen könnte, wäre zum Beispiel die Energiewende leicht zu schaffen. Aber dieselben Kreise, für die unsere Armee gar nicht teuer genug sein kann, sind ja bekanntlich der Meinung, wir könnten uns den Atomausstieg nicht leisten. Nur so als Beispiel.

@Livanto: Ich meinte natürlich den "Arbeitgeber" und darf dich gerne an die Zahl der Aktivsoldaten der Bundeswehr erinnern: 185.482 bei knapp 80.5 Mio. Einwohner. Schweiz: 154'376 Aktive bei 8 Mio Einwohner. Vergleich einmal die Landesfläche.
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Ah ja, und wie war das mit dem Armeeinformatikdebakel (FIS) jetzt schon wieder? 700 Millionen für den Ofen? 22 sinnfreie Gripenjets, weil man sich zu schön für ein NATO-Abkommen (die beste Kriegsprävention) oder Gemeinschafts-Leasing mit anderen Neutralstaaten ist?

cooler Standpunkt - Pimp - Respekt!
@bluebalu: nein, habe ich nicht gesagt und wer volkswirtschaftlichen Schaden beziffert, sollte den Nutzen zumindest nicht ganz ausser acht lassen. Opportunitätskosten sind auch schaurig vom Betrachtungswinkel abhängig...
Und oh jaaa - in den letzten Jahren konnte in einigen Bundesämtern beobachtet werden, wie durchwegs positiv sich total offensichtliche Kostensenkungspotenziale entwickelt haben - vor allem bei Themen, die nun wirklich jeder besser, kostengünstiger und effizienter lösen könnte...
Du sprichst ausserdem vom Arbeitnehmer der unnötig in den WK musste - meinst du, das würde sich ändern, wenn er freiwillig geht - wird also sein Einsatz durch die Freiwilligkeit nötiger? Und schickt dann sein System eine Out of office - Antwort wenn er grad nicht kann oder kreuzen wir die Finger hinter dem Gotthard und rufen "Vergult"? Hol dir bei den Kadetten besseres Rauchzeug... ;-)

@Livanto: Du möchtest wohl nicht bestreiten, dass die unnötigen Soldaten am Arbeits- und Bildungsplatz fehlen und das Massenheer der Volkswirtschaft erhebliche Schäden verursacht, die ganz und gar nicht hypothetisch sind, sondern sich ziemlich real im BIP niederschlagen? Arbeitnehmer haben jedenfalls immer wieder Freude, wenn einer unnötig in den WK muss. Mir scheint eher, du redest von hypothetischen Kriegsschäden. (In Folge verfehlter Planspiele?)
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"Alle Menschen die ich in der Armee kompetent erlebt habe, sind es auch im zivilen Leben, ausnahmslos."
«Alle Menschen die ich im zivilen Leben als kompetent erlebt habe, sind es auch der Armee, ausnahmslos.» - Eine Binsenweisheit, schliesslich definiert derselbe was Kompetenz ist.
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"Ausserdem impliziert es den spannenden Ansatz, dass genau ihr beide es günstiger und besser hinkriegen würdet."
Nö, nur, dass die volkswirtschaftlichen Schäden sinken würden. Du sagst doch selber, es würden sich weniger Freiwillige melden.