Kommentare

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interessant scheint mir der vergleich mit den österreichischen tourismus-regionen, wo schon ne weile eine 8%-zweitwohnungsanteil-begrenzung gilt. massiv tiefer als die hohen 20% in der schweiz, aber bestimmt nicht zum nachteil des tourismus. im gegenteil.

Ausserdem bin ich selber in einem der nun vehement gegen die Initiative opponierenden Kantone aufgewachsen und weiss einiges über die Verhältnisse dort aus erster Hand. Wenn man aus der zur Abstimmung stehenden Problematik noch etwas rauszoomt (ohne zu verallgemeinern! Es gibt inzwischen auch sehr positive Beispiele, wo es eben nicht mehr so läuft), lassen sich immer noch viele Missstände beobachten: Dorfkönige regieren, Raumplanung ist ein Fremdwort, Ortsbildkommissionen bestehen aus Laien statt aus Architekten oder andere qualifizierte Personen...
Das alles gepaart mit ungebremstem Wachstum in Form von Bautätigkeiten hat vielerorts schon Ort- und Landschaften zerstört. Dabei ist gerade die Landschaft das Hauptkapital des alpinen Tourismus.

Okay, ich werde auch Ja stimmen, da mir noch keiner vernünftige Alternativen aufzeigen konnte, die dann auch wirklich etwas Substantielles bewirken.

Arbeitsplätze werden mit der Immobilienspekulation und im Tourismus doch nur für billig arbeitende Ausländer geschaffen. Profite machen einige wenige Landbesitzer und Bauunternehmer. Lohndumping kriegen wir noch als Beigabe dazu.
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@rosechris: Deine differenzierte Sichtweise in Ehren, aber leider haben auch die heute löbliche Absichten signalisierenden Germeinden es jahrzehntelang (!) verpennt, wirksam Gegensteuer zu geben. Es ist, wie bluebalu bereits richtig festgestellt hat, vielerorts nicht nur 5, sondern 15 nach 12. Wegen dem rechtlichen Primat von Eigentum in der Schweiz lassen sich viele Fehlplanungen und Verschandelungen wohl kaum mehr rückgängig machen. Ich bin in diesem Fall klar für erzieherische Massnahmen, besser Nacherziehen, als weiterwursteln lassen.

könnte man ausarbeiten die idee, strassenstrichausfallprämie für daheimgebliebene prostituierte, vom uri finanziert als solidaritätslastenausgleich, der leidet ja auch unter zuviel verkehr.

Was ist mit den raumplanerischen Massnahmen? Wieso belohnt man die Gemeinden nicht über den Finanzausgleich, wenn sie vorausschauend handeln?

Ich werd wohl auch JA stimmen...

zu grosse widersprüche in rosechris' argumentation: in der arena seien die politiker leute mit 'beschränktem', einseitigen horizont. aber gerade diese politiker (und oft noch viel beschränktere) sollen dann diese zweitwohnungsprobleme individuell auf lokaler ebene lösen?
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ich kann nur wiederholen: wers in den vergangenen 20 jahren willentlich versäumt hat, gegensteuer zu geben, wirds in den nächsten 5 jahren auch nicht plötzlich tun. eine schlichte frage von treu und glauben.

offtopic@rosechris: Ich habe 7 jahre arena-abstinent gelebt aus genau diesen gründen, die du anführst, und im letzten dezember wegen svp-widmerschlumpf-knatsch einen blick in die sendung riskiert. Der moderator bewegte sich sehr geschickt zwischen den fronten und liess keine polarisierungen zu- sehr sympathisch. Die gäste waren ausgewogen ausgewählt und kamen alle etwa gleich zu wort. Es war spannend und eine wirklich positive überraschung für mich. Dasselbe gilt für die sendung über zweitwohnungsbau- informativ, unterhaltsam, ohne zu polarisieren.

was willst du uns sagen? wenn alle vernünftig handeln funktioniert es ohne gesetz bestens? der alte traum der anarchisten, im realen leben einfach quatsch. das zweitwohnungsproblem wurde mit der lex friedrich beruhigt, seit blocher als br diese abschuf (genau mit deinem argument übrigens) hat sich die situation wieder verschärft. offenbar braucht es halt doch ein gesetz. du befürchtest negative folgen durch annahme, kannst diese aber nicht genau benennen? die negativen folgen des unreglementierten bauens sind akut, real und kaum korrigierbar. wenn ein haus steht dann steht es auf jahre. ein gesetz lässt sich korrigieren. und die arena erwähnte kristallin, nicht ich. und die liess sich von echten menschen mit echten anliegen berühren. die du als "mediengefäss" abtust und dafür unreflektiert die hanebüchenen horrorszenarien der pr-fritzen zitierst. nein sagen ist immer einfacher - in diesem fall sagt wer nein sagt ja zum ausverkauf der heimat an russische oligarchen. soviel pathos muss sein.

ich halte es gleich...solche initiativen können negative folgen haben. meist ist es unmöglich das behandelte problem ganz zu erfassen bzw. die negativen folgen abzusehen. daher stimme ich zweifel lieber dagegen. insbesondere in diesem fall, wo es andere wege gibt, das selbe ziel zu erreichen.
das problem mit den kalten betten hat viele aspekte. einerseits gehts um den zukünftigen bau von zweitwohnungen und andererseits um die bestehenden, meist unvermieteten bzw. oft ungenutzten wohnungen.
die gemeinden verfügen mit dem richt- und zonenplan über ein instrument mit dm sie die bauflächen entsprechend so legen können, dass keine oder nur unter bestimmten bedingungen gebaut werden kann. so kann die gemeinde zonen für zweitwohnungen oder kontigente festlegen. dies passiert im demokratischen prozess und die einheimischen können sich für eine entsprechend restriktive raumplanung einsetzen.
in vielen tourismusgemeinden gibt es neben dem tourismus nur wenig andere wirtschaftszweige, die arbeitsplätze anbieten können. die bauwirtschaft ist einer davon. reduziert man die bauwirtschaft, wäre es wichtig die tourismuswirtschaft wieder anzukurbeln und dort arbeitsplätze zu schaffen. doch der tourismus in der schweiz ist vielerorts nich wettbewerbsfähig...nicht nur innerhalb im nationalen, sondern vor allem im internationalen vergleich. um dies zu ändern müsste das angebot an die kundenbedürfnisse angepasst werden, insbesondere was die beherbergungskapazitäten betrifft. diese sind vielerorts qualitativ ungenügend. man spricht hier auch von einem strukturwandel im tourismus. bestehende beherbergungskapazitäten (in hotels oder zweitwohnungen) müssten erneuert oder neue geschaffen werden. es gibt interessante konzepte, welche zweitwohnungen kommerziell vermieten und so die bedürfnisse vieler gäste abdecken (z.B. den schweiz-treuen holländern) ohne kalte betten zu produzieren. die initiative macht keinen unterschied zwischen zweitwohnungen für den privaten oder kommerziell genutzten zweitwohnungen (z.b. von REKA, hapimag, landal).
und da wären noch die bestehenden kalten betten. die meisten davon wurden in den 80er jahren gebaut und zwar von schweizern. damals wurde die mehrheit der wohnungen auch vermietet, um sie zu finanzieren. heute hat man das nicht mehr nötig und daher stehen sie während dem jahr grösstenteils leer...sind nur zwischen weihnachten und neujahr sowie an wenigen wochenenden belegt. es gibt durchaus gemeinden, wo eine zweitwohnungssteuer anreiz sein kann die wohnung zuvermieten. ob sich jetzt noch eine handvoll superreicher darüber hinwegsetzt ist da hinnehmbar, denn sie finanzieren über die steuer die weiterentwicklung der destination bzw. der touristischen infrastruktur. was einerseits eine erhöhung der wettbewerbsfähigkeit bedeutet und andererseits arbeitsplätze schaffen kann.
im übrigen könnte man einen teil der steuer dafür nutzen die aus dem zweitwohnungsbau entstehenden infrastrukturkosten (strassen, abwasser, strom, feuerwehr usw.) abzugelten.
@isegrrm: die arena in allen ehren, aber ich hab aufgehört diese als informationsquelle oder gar grundlage für meine wahlstimme zu nutzen. da stehen sich politiker gegenüber, die nur argumente aus ihrem beschränktem universum hervorbringen und die da anwesenden betroffenen einheimischen repräsentieren auch nicht die gesamte mehrheit der bevölkerung. da werden emotionen hochgekocht...schon lange hab ich in der arena keine echte diskussion mehr gesehen, nur ein um sich schmeissen mit argumenten und gegenargumenten. das problem hier ist vielschichtiger als diese ganze diskussion in beschränkter sendezeit abgehandelt werden kann! ich hab viele gemeindevertreter erlebt, die unabhängig von ihrer parteifarbe den ernst der lage erkannt haben und sich für eine nachhaltige lösung einsetzen. diese gemeinden haben in den letzten jahren bereits einiges geleistet und innovative sowie nachhaltige lösungen zustande gebracht. diese gemeinden würde man nun bestrafen in dem man ihnen eine pauschallösung aufdrückt. für gewisse gemeinden kann die initiative auch der todesstoss bedeuten...dann macht die schule dicht und der lift wird ganz abgestellt. wie gesagt, das problem ist komplex und man sollte nicht mit unsinnigen gesetzen die zukunft schwärzer malen als sie vielerorts bereits ist.

Deine vorsicht ist löblich. Der ärger der einheimischen ist allerdings beeindruckend. Sie haben genug davon, dass ihre täler und dörfer an fremde verschachert und verschandelt wird. Genug ist genug. Wir sollten auf sie hören und ein klares zeichen nach bern und an die schlafenden behörden schicken.

@kristallin: Ich bin allgemein sehr vorsichtig bei solchen Guillotineklauseln, weil sie sehr negative Folgewirkungen zeitigen können. Verbote müssen bei mir immer die letzte Massnahme sein. Aber ich sehe schon ein, dass hier 15 nach 12 ist.

Ach ja, und noch was ist bei der sendung rausgekommen. Die besitzer solcher wohnungen zahlen nur grundstücksteuer, somit kein unterhalt bei abwasserstrassenfeuerwehr usw. War lustig zuzusehen, wie die regierungs- und gemeinderäte sich vor einer antwort drückten und ein einheimischer klartext reden musste. Die einheimischen finanzieren die ganze infrastruktur und das ist nicht wenig. Bluebalu: du kommst ein bisschen spät mit deinen klugen fragen; gehts dir jetzt einfach darum dass du nicht ja stimmen möchtest?