Kommentare

@mauriciocayo: Sehr schön! Danke für Deinen Beitrag! Bitte erwähne das immer wieder in solchen Diskussionen, keep saying this, thank You for saying this. :-)

Auf Tagesanzeiger online gibt es jetzt verschiedene Texte zum Thema zu lesen. Die Krawallanten stammen aus verschiedenen Szenen. Der Schaden ist gross. Cui bono? Die SVP will sofort wissen, wer Schuld ist und stellt sofort klare Forderungen. - Ich mag zwar keine Verschwörungstheorien, aber die "Strategie der Spannung" und die "Strategie der falschen Flagge" wurde in Italien (70er Jahre) immer wieder angewendet, um den Linken Terrorismus in die Schuhe zu schieben. Im Sommer 2001 am G8 in Genua wurden auch "Agents Provocateurs" eingesetzt. Es gibt Videos, die das beweisen. - Das Ziel dieses Terrors sind wir alle. Am Ende der Diskussion sollen wir mehr Polizei, mehr Überwachung, die Schliessung linksautonom besetzter Häuser und Areale nicht nur gutheissen, sondern sogar fordern, und alternative Lebensformen verachten. Der Tagi zeigt in einem Artikel eine Bildstrecke von Alltagssituationen auf dem besetzten Areal, mit Kindern, Bassin, Turnen, Pflanzen, Hühnern etc. während es im Artikel um die Schuldfrage und die Zerstörung geht. Meiner Ansicht nach eine unglückliche Kombination. Die Leserkommentare sind dann eindeutig: Sie geben den Besetzern die Schuld für den Millionenschaden. Genau wie die SVP das will. Während die Polizei Ermittlungsarbeit leistet und sich mit solchen Aussagen noch nicht so weit aus dem Fenster lehnt. Das ist alles sehr interessant, findet Ihr nicht?

Philip Meier hat meines Erachtens einen der interessanteren Beiträge dazu geschrieben. Ist leider nicht mehr öffentlich lesbar auf Facebook, aber der Tagi hat sich natürlich schon darauf gestürzt, wenn auch mit stoischer Ablehnung.
www.tagesanzeiger.ch

Ebenfalls touché, da ich ja auch immer wieder finde, als Einzelperson hätte ich wenig bis gar keine Einflussmöglichkeiten. Eine Zerrissenheit mehr zwischen Theorie und Praxis, Kopf und Bauch.

lucid, touché, wahrscheinlich ist es mein problem, dass die welt nicht so ist, wie ich sie gerne hätte, und dass ich keine chance habe, sie zu ändern :-( lustige sätze des dalai lama wie "du glaubst, ein einzelner mensch sei zu klein, um etwas zu bewirken? dann versuch' einmal, mit einer mücke im zimmer zu schlafen" ändern daran leider nix.

so what, ich finde es ein wenig zu einfach, zu sagen, dass sich "die Mächtigen" sowieso nicht an Volksentscheide halten. Auch kleine Lobbys können dem Bundesrat beispielsweise ganz schön das Bein stellen. Ich glaube, dass jeder die Möglichkeit hat, sich zu äussern und - sollte er mir seiner Meingung nicht allein sein - etwas zu verändern. Er ist nicht mein Lieblingspolitiker, aber: siehe Thomas Minder.
Es ist tatsächlich kein so weiter Weg, ein Gesetz zu ändern. Die Mail-Adressen der Parlamentarier sind alle öffentlich. Wenn du ein Anliegen hast, tritt mit einem in Kontakt. Und wenn dein Anliegen sinnvoll ist - kann es plötzlich schnell gehen.
Aber eben, wer nichts macht (oder nur Bankomaten demoliert), wird entsprechend wenig verändern.

lucid, ich verstehe den kontext nicht, hilf mir..

haben die krawallmacher nicht vorallem bewiesen dass sie genau so gierig und kapitalistisch sind wie all die abzocker und bonzen die sie anprangern? warum sonst hätten sie den juwelier und andere läden plündern sollen...
und mal noch ein paar andere denkanstösse:
- sagen wir so, wenn irgend eine gruppierung schutzgeld hier eintreiben würde dann wäre das jetzt also ziemlich schlecht investiert gewesen, oder diese gruppierung hätte jetzt erklärungsnot. kann sich so eine organisation das erlauben, oder müsste sie sich gegen die chaoten stellen?
- was genau unterscheidet diese chaoten eigentlich von anderen terroristen? es ging ja nur darum zeugs zu kaputten und bewohnern angst zu machen und gegen alles zu "protestieren" (leider nicht gegen ihre eigene existenz)? wo ist die grenze und wie reagieren die behörden in der schweiz auf terroristen?
von dem her an die krawallmacher: reclaim your brain!

So what, ich finde folgendes Zitat passender (auch wenn ich deinen negativen Eindruck gut nachvollziehen kann): "Der Weg von der Empörung bis zum Gesetz ist nirgends so kurz wie in der Schweiz. Wer nicht mitmacht, über den wird bestimmt."

pimp, dein glaube an die demokratie in ehren, aber seien wir ehrlich, die mächtigen in diesem lande lassen sich durch lappalien wie abstimmungen und wahlen doch nicht die butter vom brot nehmen. das fängt beim lobbyismus in den parlamenten an, von der geheimen parteien- und abstimmungsfinanzierung gar nicht zu reden, und dass zeitungen nicht ihre inserenten vergraulen und deshalb nicht nur fakten präsentieren, ist ja auch logisch. was gewalt aber selbstverständlich nicht rechtfertigt, denn sonst müsste man ja konsequenterweise auch gewalt gegen sich selbst gelten lassen. und an gewalt gegen sich selbst haben die steineschmeisser ja keine besondere freude.

cad, man kann in einer demokratie alles mit demokratischen mitteln ändern. wäre das nicht möglich, wärs keine demokratie mehr, sondern ein totalitäres regime, das herrscht. und dann wäre wohl auch gewalt nicht mehr zu verurteilen.

@so what: Mir gefällt Deine Fragestellung. Sie ist konstruktiv. Ja. Ich habe das Gefühl, dass mit demokratischen Mitteln nichts zu machen ist. Schau: Die Stadtzürcher können zwar rot-grün wählen. Sie wünschen sich Bäume, Grünflächen, Velowege und dergleichen. Doch manche, wichtige Stellen in der Stadt gehören dem Kanton oder dem Bund. Wir werden in Zürich immer eine Blechlawine direkt an der Seezone haben, weil die Seestrasse, die Quaibrücke, das Bellevue und das Utoquai dem Kanton gehören. Und der ist bürgerllich und will, dass alles so bleibt wie es ist. Und das Gebiet des Landesmuseums bis zur Hälfte des Platzspitzes ist Kantonsgebiet, sowie das SBB-Gelände dem Bund gehört. Und dazu gehört auch das Gebiet um die Geleise herum. Wenn dem Stadtzürcher die Europa-Allee nicht gefällt, mit wem soll er nun das Gespräch suchen? Mit Bern? Denen in Bern ist es so lang wie breit, wenn wir Zürcher noch mehr Beton, Stahl und Glas-Ödnisse im Stadtzentrum haben. Es bleibt uns nichts weiteres übrig, als Abschied zu nehmen und das Leben da stattfinden zu lassen, wo wir eben hinziehen. Ich glaube daran, dass jeder Mensch nur gerade den Quadratmeter beeinflussen kann, auf dem er gerade steht. Wenn es in der VBZ-Zone 110 nicht mehr lässig ist und ich weg muss, werde ich halt eben in die Peripherie gehen und dort die Leute umarmen und schauen, dass das Leben mit denen lässig ist, mit denen man das kann. Ich lebe im Kreis 4, noch hat es da liebe Leute, die seit ein paar Jahren da leben und solche, die seit 30 oder 40 Jahren da leben und nette Leute, die neu herziehen. Man grüsst sich. Das Leben ist gut, einfach, multikulturell, die Leute kommen von überall her, aus aller Welt, es hat immer noch viele Italiener, eine gute Gesellschaft. Nach einer Totalsanierung und Mietpreisverdreifachung könnte dieses Leben, wie ich es jetzt noch erlebe, von einem Moment auf den anderen weggeblasen sein. Soll ich Angst davor haben oder weinen? Nein. Soll ich protestieren? Soll ich Politik machen, telefonieren, Briefe schreiben? Und was würde das bringen? Die Gentrifizierung ist ein Gespenst. Da kommt man mit Schild und Speer nicht dagegen an. Oder bin ich mit dieser Haltung jetzt ein Pessimist?

pudel, da einfache Gemüter wie du eventuell einen satirischen Beitrag wie den meinen nicht als überspitzten Spott deuten können, sondern für bare Münze nehmen: Nein, das soll kein ernst gemeinter Aufruf dazu sein, diesen Chaoten eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen.

cad789, ekenne ich da zwischen den zeilen, dass deiner meinung nach der wandel mit demokratischen mitteln nicht verhindert werden kann?

Bei solchen Bewegungen kommen immer sehr viele Anliegen und Frustrationen zusammen, bzw. geraten durcheinander. Am Ende schreibt die Presse nur über die, welche eh nur Krawall machen wollten, zählen Verletzte und rechnen den Sachschaden aus. Was auch immer die Demonstranten wollten, das Resultat ist folgendes: Anwohner und Gewerbler haben den Schaden. Die Versicherungen kneifen. Die Vermieter der Liegenschaften im Kreis 4, meist Bonzen, die in ihren Villen am See oder auf dem Land wohnen, gehen sicher nicht mit den Mieten runter. Politisch erreichen sie nichts. Linke stehen blöd da, Rechte freuts. Sie lachen sich schlapp, weil eine linke Regierung sozusagen ihre eigene Brut nicht im Griff hat. Darüber zu spekulieren, ob die Krawallanten nun rechts (der Verdacht sei erlaubt, weil alles was sie erreichen der politischen Rechten in die Arme spielt), links (tatsächlich), Ultras oder Hools sind, ist Zeitverschwendung. Das sind Vandalen, die keine Angst vor Konsequenzen haben, weil es für sie keine Konsequenzen gibt. Wenn nun aber einer von denen beteuert, er hätte aus Idealismus gehandelt, bräuchte er Nachhilfe im Geschichtsunterricht. Denn die Verödung der Zentren in europäischen Städten hat schon viel früher angefangen. Das ganze Börsenviertel vom Stadthaus bis zum Bürkliplatz entstand auf Kosten des Kratzquartiers, das in den 1880er Jahren platt gemacht wurde. Das ist auf Wikipedia nachzulesen. Ist Stadtgeschichte, sollte man kennen. Das Limmatquai war mal sehr alternativ. Das Niederdorf war mal alternativ und lebhaft. Jetzt ist es chic und beruhigt. Der Kreis 4 wird jetzt auch verwandelt. Das ehemalige Arbeiterquartier, Immigrantenquartier, Rotlichtviertel etc. ist im Wandel. Lesen Sie hier Silvio Bavieras "Kult Zürich Aussersihl", da steht alles drin. Die rot-grüne Regierung kann gegen eine gewisse Entwicklung gar nichts machen. Das Gelände auf dem die Europa-Allee steht (und wächst und wächst), gehört den SBB, also dem Bund. Das ist nicht Stadtgebiet. Die Liegenschaften in der Stadt gehören reichen Leuten, die auf dem Land leben. Die verlangen für ihre Wohnungen so viel, wie sie verlangen können. Da hat die Stadtregierung keinen Einfluss. Nun. Wenn man jetzt 500 Leute zusammentrommelt, die unzufrieden sind mit der Entwicklung, wem will man einen Streich spielen? Alle, die am Freitagabend eins auf die Rübe gekriegt haben, können nichts dafür. Auch nicht die Polizeibeamten, die lediglich ihren Job machen und dafür ihr Leben riskieren. In allen europäischen Städten, die diesen so genannten Segregationsprozess durchmachen, wo Arme und Mittelständische aus ihren Quartieren vertrieben werden, gibt es grossen Unmut und viel Frustration. Auch in Zürich. Ich bin in dieser Stadt aufgewachsen und viele meiner Freunde aus der Kindheit leben heute im Limmattal, im Glattal oder im Sihltal. Die, welche noch in der Stadt geblieben sind, leben in WGs. Aber ich sage Euch, haltet die Augen offen. Wo immer so etwas passiert, kommt ein jemand und sagt, die Ausländer seien Schuld daran. Die Europa-Allee wurde nicht wegen den Ausländern gebaut. Die Mieten in den ehemaligen Arbeiterquartieren steigen nicht wegen den Ausländern.