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Mein letzter Job war gerade fertig; bis zum nächsten ging's noch knapp einen Monat und Mitte Monat hatte ich bereits einen Ausflug geplant. Somit blieben mir Anfangs und Ende Monat je gut eine Woche zum verprassen.
Hals über Kopf habe ich mich für eine spontane Frachtschiffreise entschieden.
wie gesagt. meine verfügbare zeit war eingeschränkt. in google habe ich globotours (die gehören zu Globetrotter) mit dem suchbegriff "frachtschiffreise spontan" gefunden. Dort hat man mich sehr kompetent und zuvorkommend bedient.
Das einzige passende Angebot war eine reise von Sevilla (südspanien) nach Las Palmas (kanarische Inseln) über rund 6 Tage.
unterkunft:
Eigentlich ist geplant, dass der Passagier zwischen seiner Ankunft und dem einwässern in einem Hotel schläft wegen den vorherigen Passagieren auf dem Schiff. Bei mir war aber kein vor-passagier, so konnte ich bereits nach meiner Ankunft in Sevilla auf dem Schiff übernachten, mich einleben und tagsüber mit dem Taxi in die Stadt fahren, solange die Ladung bereit gemacht wird.
food:
der food auf dem schiff war für diese kurze zeit okay; auf Dauer war mir die Küche aber zu währschaft mit den vielen frittierten speisen. Sehr viel bewegt man sich ja nicht auf dem Schiff; sicher nicht so viel, wie die Arbeiter. Im grossen und ganzen wurde nicht übertrieben und anstelle von süssem gab's oft auch früchte zur nachspeise.
anreise:
Mein Angebot beinhaltete die Reise mit dem Frachtschiff. Der Reiseveranstalter hat mir einen Flug vorgeschlagen. Diesen habe ich aber selbst gebucht und habe sogar noch etwas gespart.
In Sevilla angekommen habe ich den Bus in die Stadt genommen. In Sevilla bin ich mit dem Taxi in's Stadtzentrum; in Las Palmas ist es nur ein kurzer Fussmarsch in's Zentrum.
kosten:
Da ich erst am Mittwoch definitiv gebucht habe und am Freitag bereits gereist bin, kostete meine Reise noch 1'100 Franken
Den Flug habe ich für 500 Franken gefunden.
Der Bus in's Stadtzentrum kostet im Vergleich zum Taxi (30 EUR) nur 2 EUR.
Taxi vom Hafen in's Stadtzentrum waren immer so um die 12 EUR
im katalog ist diese reise für 2'700 CHF inkl. flug und 3 nächten in einem mittelklassehotel in sevilla.
da ich so spontan gebucht habe kam's mich auf rund 1'600 CHF und da keine passagiere vor mir auf dem schiff waren und das schiff im zeitplan war, musste ich nicht in's hotel und habe mir diese nächte gespart. obwohl sehr viel teurer wär's mich nicht gekommen, low-season und spanien ist so broke da kostet ein hotel nicht wirklich viel.
die reise und das ganze drumherum war ein super Erlebnis. Die Fahrt von sevilla nach las palmas wirklich das perfekte einsteigerding.
erst 6 stunden auf dem fluss wo es noch nicht so schaukelt und dann in's Meer. Dann eine nacht auf see und am nächsten abend Ankunft in las palmas. dann wurde das schiff die ganze nacht abgeladen und am nächsten nachmittag ging's wieder zurück.
Mit mir wurde englisch gesprochen. sind halt alles spanier auf dem schiff und es wurde auch viel spanisch untereinander geredet. mache ich aber auch, wenn ich auf der Arbeit jemand fremdsprachiges habe. langweilig war's mir nie wirklich. war erstaunt, wie schnell die woche vorbei ging. habe so viele bücher wie schon lange nicht mehr gelesen und so viele filme und podcasts gesehen, wie schon lange nicht mehr.
Der Maschinenchef hat mir den Maschinenraum gezeigt und ich konnte mich so lange ich wollte auf der Kommandobrücke aufhalten.
die kabine in der ich gelebt habe war sehr luxuriös. ein riesiges bett das breiter war als lang. ein kleines bad und sicht nach vorne und steuerbord. diese Kabine sei die eigentümerkabine und wird für Passagiere verwendet.
alles in allem wirklich ein gutes, tolles erlebnis. weiss aber nicht, ob ich das schiff als mein zukünftiges reisemittel wähle weil halt immer sehr viel zeit und Geld drauf geht (nach Amerika z.B.). aber sicher mal wieder. und dann eine andere route. zu den eisbergen oder dann wirklich über den atlantik oder nach china.
zu zweit wär's sicher auch noch cool aber so spontan hat sich leider niemand gefunden; alleine ging's auch. habe mich mit der crew schnell angefreundet und wie gesagt, langweilig war's mir nie wirklich.
nun bin ich schon wieder in meinem neuen Job - ausgeschlafen und ready für die neue Herausforderung.
mein tipp: tut es.
pausen tun gut. sehr gut sogar.
und du? wann gehst du auf see?
go brooklyn!

Hallo
Vielen Dank für die vielen Eindrücke und inputs!
Es tönt immer noch spannend obwohl ich mir vorstellen kann, dass man es als "Frischling" auf einem Boot sehr hart hat und die Jobs machen muss, welche die anderen nicht machen wollen.
Der Tipp mit dem schnuppern gefällt mir obwohl es schon recht teuer ist; doch ich gehe mal davon aus, dass ich den anderen, erfahrenen den Job nicht wegschnappen werden kann und an Land bleiben muss. Ich versuche es mal - auf gut Glück.
Falls jmd. noch weitere inputs hat, nur zu.

Nachtrag - Arbeiten auf einem Frachtschiff wird wohl schwierig... ohne spezifische Ausbildung in der Seefahrt wird nur ein Job als Hilfskraft drin sein. Und diese sind schlecht bezahlt und sehr anstrengend und werden in der Regel von sehr freundlichen Philippinos oder Thais (aus denen etwa die Hälfte der Mannschaft auch auf deutschen Schiffen besteht) gemacht. Ob du da willkommen bist denen den Job wegzuschnappen, ist die andere Frage... Am besten fragst du bei einer Reederei nach. Hamburg Süd, oder eine der unzähligen anderen.
Viel Glück

Hallo Noahveit
ja ich habe 2002-2005 als Inbetriebsetzer für Schiffsdieselmotoren für Containerschiffe gearbeitet. Dabei bin ich auch oft mit Schiffen mitgefahren. Meine längste Mitfahrt war eine Jungfernfahrt von Shanghai nach Suez mit einem polnischen Schiff ca. 4 Wochen. War eine tolle Zeit - wenn auch manchmal hart, da es einige Probleme mit dem Motor gab.
Das Leben an Bord ist eher anders als man sich das vorstellt. Die Seeleute sehen heutzutage praktisch nichts mehr von der Welt. In der Containerschiffahrt haben die Schiffe nur noch Liegezeiten von ca. 12-24 Stunden, und in dieser Zeit können die Seeleute meistens nicht von Bord, da überall im und am Schiff gearbeitet wird. Îch habe Seeleute getroffen, die ein ganzes Jahr keinen Fuss auf Land setzen konnten.
Die Kabinen auf den Schiffen sehen auf den ersten Blick modern und einladend aus. Aber die Seeleute verbringen Monate (oder Jahre) mit den gleichen 20 Leuten auf engstem Raum. Jeder hat sein Zimmer und es gibt einen Aufenthaltsraum mit Fernseher der selten Empfang hat, und Weglaufen und Freizeit gibt's eigentlich nicht. Von da her kein allzu grosser Unterschied zum Gefängnis :)
Auf dem polnischen Schiff war das Maschinenpersonal 12 Stunden am Stück on duty (hatte also dienst), danach 12 Stunden off duty, aber auch da mussten sie bei jedem Problem sofort mit anpacken.
Kein Zuckerschleck - und dennoch hat die Seefart auch für mich immer noch einen unbeschreiblichen Reiz :) Kann deinen Wunsch absolut verstehen. Und ja, trotz allem ist die Seefart etwas unglaublich faszinierendes, das einem nie mehr loslässt.
Ich würde Dir empfehlen, zum Schnuppern mal ein paar Tage als zahlender Gast auf einem Frachtschiff mitzufahren. Du wirst verwöhnt werden und kannst mit der Crew quatschen. Ist allerdings nicht billig. Fast alle deutschen Reedereien bieten solche Reisen, z.B. Hamburg Süd www.hamburgsued-frachtschiffreisen.de Szenen wie oben beschrieben wirst du bei den Deutschen allerdings kaum erleben, da ist alles super organisiert. Viel Spass!
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