Ballet Revolucion

Ich will ehrlich sein, denn das ist mein Naturell. Das Ballet wahrscheinlich nicht zum Forum "Theater" gehört ist mir wohl bewusst, dennoch ist es eine Art sich auf den Brettern die die Welt bedeuten zu behaupten. Anstatt mit Diaglogen der Sprache mit Dialgen des Tanzes und der Schritte.
Meine Freundin konnte ich endlich überreden ihren Horizont zu erweitern und endlich die Partyszene hinter sich zu lassen und ein wenig in die Welt der Darstellung und der gespielten Kunst einzutauchen. Da die Unterhaltung des in letzter Zeit sehr platten Unterhaltungsniveaus des Winterthurer Nachtlebens immer mehr zu einer Qual wurde (Casino Theater ausgenommen) nahm ich sie mit zu dieser Vorführung. Wir wussten beide nicht was uns erwartete. Ich kenne sehr wohl das klassische Ballet und bin ein grosser Fan vom Nussknacker. Daher hielt sich meine Begeisterung zunächst in Grenzen. Rhythmische Samba-Klänge und Tutu konnte ich mir keinen Reim darauf bilden. Aber ich habe gelernt alles neutral zu betrachten.
Nun denn die Vorstellung begann und als erstes was ich schon zu rügen habe geht an den Tontechniker: es war zu laut! Die Töne überschlugen sich und man konnte die ersten 10 Minuten nicht wirklich geniessen. Zuerst trat die Primaballerina auf, tanzte klassisch, trug Tutu und bewegte sich wahrhaftig engelsgleich. Dann Trillerpeifen, Bongos gaben den Takt an und plötzlich mit einem Schlag kam "Leben in die Bude". Die Tänzer wirbelten umher, man kam mit den Augen kaum nach. Alles war pulsierend, elektrisierend und es vibrierte im Körper. Ich wollte aufstehen und mitmachen, hätte aber nicht so eine gute Figur abgegeben, also liess ichs bleiben.
Hier und da passierten Fehler. Synchronisation war vor allem bei den langsamen Parts sehr gewöhnungsbedürftig. Was wohl daran liegen mag, dass die kubanischen Tänzer und Tänzerinnen sich eher die schnellen Rhythmen gewohnt sind als die schweren langsamen Takte der meist russischen Komponisten die Ballet so gross gemacht haben. Es war ein Feuerwerk der Musik, des Tanzes und der heissen Rhythmen Kubas. Die Live-Band imponierte genau gleich wie die Tänzer. Ich möchte explizit eine Tänzerin hervorheben, deren Namen ich leider nicht herausfinden konnte. Sie hatte kurze Haare und war den anderen Mädchen weit überlegen, da sie nicht nur Ballet tanzte sondern auch Streetart, Jazz und ein schauspielerisches Talent an den Tag legte, da würde jedem Broadway-Schauspieler der Neid ins Gesicht geschrieben.
Die Quintessenz des Abends kann ich mit folgenden Worten beschreiben: faszinierend, atemberaubend, unterhaltsam, impulsiv und absolut sehenswert. Wer sich nur klassisches Ballet gewöhnt ist und allem neuen missgünstig gegenübersteht würde nicht glücklich bei dieser Vorstellung. Allen anderen die sich gerne neu inspirieren lassen: geht hin!
P.S.: Unbedingt nach dem ersten Vorhang sitzen bleiben ;-) ich sage nur: she bangs!