Kommentare

und übrigens heute im tagi:
Die neuen Nomaden ziehen von Café zu Café
Auch in Zürich setzen sich immer mehr Leute mit ihren Laptops in Cafés, um dort zu arbeiten.
Man nennt sie Digitale Bohème – und sie sind furchtbar hip.
Von Annette Müller
Der Mensch ist ein soziales Wesen, Indivi­dualisierung hin oder her. Wie könnte es sonst sein, dass immer mehr freischaf­fende Texter, Designer oder Konzepter aus ihren schlecht geheizten Ateliers flüchten und sich reinsetzen in die war­men Stuben der Kaffeehäuser?
So ist es nämlich. Dann bestellen sie sich einen Kaffee, klappen ihre Laptops auf, und während der Compi aufstartet, zünden sie sich mal eine Zigarette an. Und dann beginnen sie, draufloszuklicken und zu tippen, die Kippe im Mundwinkel, und ab und zu halten sie inne, um die Asche in den Aschenbecher zu schnipsen. Und dann bestellen sie einen weiteren Kaffee und tippen und klicken schweigend rum, um sie herum der Soundtrack von Ge­schirrklappern und Stimmengemurmel. So vergeht schnell ein ganzer Morgen. Und irgendwann dudelt vielleicht mal das Handy, und dann nehmen sie ab und sagen Dinge wie: «Nein, nein, du störst nicht. Bin hier grad im Café. Bin ein bisschen am Ar­beiten, weisst du . . . Ja, zu Hause wars mir zu still, da bin ich hierhergekommen . . . Ja, das mach ich oft. Ist eben praktisch, hier kann ich mit dem Laptop Wireless gratis aufs Internet, und der Café ist auch besser als der bei mir . . .» Das neue Wir-Gefühl
Das Phänomen ist mittlerweile auch in Zürich zu beobachten. Freelance-Arbeiter gehen zunehmend raus an öffentliche Orte, um ihre Arbeit dort zu erledigen. Als gälte es, irgendwem zeigen zu müssen, dass man überhaupt arbeitet. Oder eben: Als gälte es, unter Individualisten eine neue Gemeinschaftlichkeit zu finden.
[...]
die Digitale Bohème arbei­tet den Bedürfnissen der Unternehmen im Prinzip in die Hände. Genau so sieht doch der ideale Mitarbeiter der Zukunft aus: Er verzichtet auf eine Festanstellung, braucht keinen Arbeitsplatz und arbeitet dann und dort, wo er gerade benötigt wird. Die neuen Bohémiens skizzieren keine Revo­lutionen, aber sie sind MOBIL und FLEXI­BEL, sie verfügen somit über die zwei ent­scheidendsten Tugenden und ausserdem über die Bereitschaft, Arbeitszeit als Frei­zeit aufzufassen. Der moderne Arbeitneh­mer macht da keinen Unterschied, weil doch irgendwie jedes Projekt, an dem er rumwerkt, auch ein Stück Selbstverwirkli­chung bedeutet. Ja, darum ist es eigentlich ziemlich hip und erst noch höchst er­wünscht, dieses Arbeiten im Kaffeehaus. Die neue Freiheit hat in Zürich gerade erst Einzug gehalten.

@filipescu: ich les nicht nur im kafi, sondern auch daheim und überall dazwischen!
mein tipp falls jemanden die wlan (ist das überhaupt gesund??) nutzer wirklich stören: auf www.swisshotspots.ch gibts ne liste aller in dem fall zu vermeidenden orte ;)

willst sagen, du hast dir zum ziel gesetzt all die laptop nutzer aus den beizen(welt) zu verbannen? was ich eben nicht verstehe ist, wieso dir die so auf den keks gehen? besitzte übrigens kein laptop und hab auch grad kein verschen zur hand;)

@azimuth
"Wer so tut, als bringe er die Menschen zum Nachdenken, den lieben sie. Wer sie wirklich zum Nachdenken bringt, den hassen sie." Tatsachen schafft man nicht aus der Welt indem man sie ignoriert sondern eben, wie ich es hier versuche, aufzuzeigen. Mit Arroganz hat es nichts zu tun, pisste ich mir ja sonst selber ans Bein...

Ist nicht das gerade irgendwie biedermeierisch, kleinkariert, kleinbürgerlich wenn man sich hinstellt und die arroganz oder ignoranz hat über des anderen lebensweise zu urteilen?

@spinnchen: Und da waren's schon zwei... Vielleicht sind wir die Trendsetter, wer weiss?
@Le B: Mich stören die Typen mit Powerbook nicht, aber vielleicht hat spinnchen irgendwie recht? Denn wenn Filipescu als Vorteil des Laptops die Aktualität sieht - im Vergleich zum Buch! - , dann gibt mir das schon zu denken.

Ja scho... min lapti isch au mittel zum zweck, eh di meischti zit dihei... aber bruchen mängisch halt gschäftlich... aber sicher nöd im Kafi!

ich brauche mein powerbook als mittel zum zweck und geniesse den vorteil der aktualität gegenüber eines buches. auch in zukunft werde ich in der öffentlichkeit surfen und mailen ohne mich zu verstecken weil ich vermuten könnte, dass mich andere leute als möchtegern-trendy bezeichnen könnten.
dafür sind mir die modernen technologischen möglichkeiten viel zu vorteilhaft.
übrigens: bücher lesen tu ich dafür zuhause.

Gute Gründe für Laptop im WLAN-Café:
1. Man ist auf Reisen
2. Man kann zu Hause (momentan) nicht aufs Internet (ja, das gibt's!)
3. Man kann zu Hause grad nicht gut arbeiten und hat kein Atelier.
4. Man muss etwas besprechen und dabei Zugriff aufs Netz haben
5. Man schätzt die Dauergeräuschkulisse und Figuren, die ihre Auf- und Abgänge machen, weil man grad was Kreatives machen will. (Kann aber auch nur stören).
Ich glaube, die wenigsten fühlen sich dabei "cool", sondern schätzen den Internetzugang und die lockere Atmosphäre eines Cafés, vielleicht auch den Duft von Kaffee? Es ist da nicht so eine Stille, die dich anschreit, und dadurch kommen die Ideen leichter. Ich hatte mir noch gar nie überlegt, wie es auf andere wirkt. Stört das wirklich?

bin glaubs von gestern... oder übermorgen? ich lass immer noch das 'power' weg und sitzt lieber mit einem ganz normalen buch im kafi
ausserdem weckt das bild eines menschen mit laptop in ner bar eher das gefühl von 'ach der/die arme, kann einfach nicht loslassen/abschalten/braucht wohl n compi weil nicht normal kommunikationsfähig. von wegen 'kreativ' - eher das gegenteil!

hmm, also Rosebud, irgendwie scheint es ja doch wichtig zu sein, dass du ein Powerbook hast..

mir gefällt dieses multi-log hier. von wegen "cool" - dieses wort kann ich nicht mehr hören. "coll" heisst ja eigentlich "kühl". das hat wenig mit "herz" zu tun. find ich. d.h. behaupte ich. ich hab diese leute auch nicht wirklich getroffen hier. & ich wohne 20 jahre in zürich. sollen wir uns mal alle verabreden? zu einem eben spaziergang. das tue ich nähmlich gerne - spazieren.

Ach... ich setzte mich gerne mit meinem Powerbook in ein Café um zu arbeiten... Nicht aber um mich dadurch visuelle Attraktiv erscheinen zu lassen. Überhaupt, wer hat eigentlich behauptet ein Powerbook im Café sei besonders cool? Ich meine das Ding braucht viel Platz und wen man dann noch einen Akku hat der im Arsch ist, macht man sich vollständig zum Affen in dem man auf allen vieren auf dem Boden nach einer Steckdose sucht.
Trotzdem ein Entschiedenes Stück Lebensqualität, dass ich micht missen möchte.

@ninotchka62: hatte auch mal ein besseres bild, dachte auch, in dem beruf könnte ich mich ausdrücken, mein (attestiertes) talent ausleben. hab aber mehr und mehr nur noch negative erfahrungen gemacht. vor allen dingen mit agenturen. würde gerne andere machen, doch scheint zürich nicht «mein platz» zu sein. komisch nur, dass mir diese wirklich coolen, wie du sie beschreibst, bis heute nicht begegnet sind. und ich lebe schon 20 jahre im kanton zürich und davon sechs in der stadt... vielleicht begegnen sie mir ja noch, bevor ich die stadt und das land wieder verlasse :-)

@greg houses wife
als grafikerin, die gerne und seit einem dutzend jahren grafikerin - besser: gestalterin - ist, trifft mich das negative bild, das du von meinem beruf zeichnest. ich finde auch, dass es durchaus nachvollziehbar ist, wenn junge leute gerne diesen beruf lernen wollen. es lockt die möglichkeit, sich auszudrücken, sein (vermeintliches oder vorhandenes) talent auszuleben. es braucht dann einige zeit und erfahrung, dass es in diesem beruf eigentlich um pragmatischen dienst am kunden geht und nicht um selbstverwirklichung. dass medienschaffende mit coolness in zusammenhang gebracht werden, ist wohl darauf zurückzuführen, dass unser alltag und unsere weltsicht total von medien dominiert sind ...
das plüsch war vor jahren mal ein ehrliches lokal, das ich schätzte, bis sie dann diese grässlichen tapeten anschafften und auf trendy machten.
die wirklich coolen menschen in zürich sind diejenigen, die das ganze getue nicht nötig haben. leute mit herz und verstand. und die gibts auch. man könnte sich auch an denen freuen, anstatt sich über möchtegern-szenis aufzuhalten. lasst sie doch. ihr tut ihnen zu viel ehre an ;-9