Kommentare

@krishu: selbst meine erst 20jährige stellt sich diese frage. und ich als ihre mutter erst recht. ich beobachte diese entwicklung schon sehr lange und ich denke, es liegt an einem gesellschaftlichen wandel ganz allgemein. für mein empfinden hatte es in den 80er jahren angefangen, als der filofax das war, was heute das iphone ist. für nicht-insider: der filofax war eine taschenagenda, welchen man sich dank ringordnermechanik selber zusammenstellen konnte und ohne dieses ding ging damals GAR NICHTS. selbst hausfrauen besassen so einen um so unwichtiges zeugs wie ihren waschtag und den einkaufstag zu notieren. «ich muss in meiner agenda nachsehen…» war das geflügelte wort der wichtigtuer und möchtegerns, und selbst wenn es dieses platzintensive büchlein nicht mehr gibt, etwas davon hat überlebt: die unfreiheit.
wie ändern? wie gegensteuer geben?
ich weiss es auch nicht. ich pralle auch immer wieder an dieser wand von «verpflichtungen» ab, die keine sind.
ich weiss nur, dass es mal anders war. in meiner kindheit, in meiner jugendzeit. dass man sich spontan mit nachbarn im garten traf und es meist mit einem spaghetti-essen um mitternacht oder mit einem suppentopf und brot endete. dass man seine mütter und omas, wenn sie nicht zu hausen waren zuerst einmal im quartierscafé suchte, wo sie meistens auch klatschenderweise anzutreffen waren und vieles mehr… und wenn man denkt, dass die leute damals mehr wochenstunden arbeiteten und weniger technischen schnickschnack zur verfügung hatten… seufz…

rastaban, thomasD stellte einmal treffend fest, dass man individuell am besten allein sein kann :) das ist so gesehen keine wandlung von zu sondern ein und das selbe

es ist das alter, mein lieber.ich glaube ab 30 verändert sich so einiges. viele haben familien oder partnerschaften und leben in ihrem trott mit denjenigen, die den ähnlichen leben. für singles oder solche, die gegen ende 30 gehn und schon fast erwachsene kinder haben, ist kein platz mehr. man muss sich selber beschäftigen.
ich glaube es ist ein zeitgeist. erst war der individualisten-tripp und der mündet langsam aber sicher in eine zeit der einsamkeit...

also ich habe kürzlich auch mal einen tennispartner gesucht - schwupps di wupps ein inserat auf ronorp in der rubrik sport gesetzt und einen tag später spielte ich mit einem sehr netten typen auf R4-niveau eine ganz hervorragende partie. vielleicht für's nächste mal scheff.

@alein : Danke fürs Schlusswort. Sieht so aus, als ob die Schnittmenge der verschiedenen Leben halt nicht so riesig ist (und die Koordination nicht trivial). Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen. Guter Gedanke!

Ich habe Zürich mal aus dem Titel genommen. Um die Städtefrage zu entschärfen. Und ja: Ich find's auch nicht cool, Tage im voraus zu planen. Werde fürs Tennis also weiterhin auf mein Phone setzen und die eine oder andere App ausprobieren. Hätte nicht gedacht, dass sich hier so eine Diskussion entwickelt. Echt gut, andere Meinungen zu hören. Gracias a todas y todos!

@krishu: der konsens liegt hier genau darin zu erkennen, dass verschiedene leute unterschiedliche leben führen. es gibt leute, die immer etwas vorhaben (aus welchen gründen auch immer), leute, die nicht-spontan sind, leute, die tennis nicht gern spielen (aus welchen gründen auch immer), leute, die schon geplant hatten, allein zu sein und etwas für sich machen wollen, etc..
tatsache ist, dass es an dir liegt, das zu akzeptieren. oder suchtest du nur menschen, die mit dir gleicher meinung sind? ich denke nicht, es ist sache von "wer ist schuld", aber wenn du jetzt plötzlich entscheidest, etwas zu unternehmen, kannst du von keinen menschen erwarten, dass der gerade jetzt auch zeit und lust auf genau das hat, oder? damit musst du halt rechnen (oder hast halt glück und es findet sich jmd), und das nächste mal rufst du deine freunden vielleicht 1-2 tage vorher an ;-).

ach quatsch, das ist in basel genau so. ist ja auch nicht so, dass all die leute, die gerade an diesem sonntagnami kein bock auf tennis haben, nichts spontanes unternehmen in der zeit, oder? die haben eben spontan was für sie interessanteres vor, ich würds schon von der seite sehen. bist du denn für jede idee spontan zu begeistern? mit mir kommt auch nie einer rudern wenn ich bock habe. oder auf einen berg. oder klettern. ich muss aber zugeben, dass ich eben nicht zu denen gehöre, die dann einen termin suchen der passt. 5 tage später ähm spontan einen termin festzunageln würde es eher ermöglichen jemanden zum tennisspielen zu finden, meinsch nöd?

Ich sehe - ein Konsens ist hier schwer zu finden. Ich freue mich mit @smashing, wenn er auf dem Freundesradar steht. Es kann sein, dass sich das Stadtleben und der Freundeskreis halt durch gewisse Aktivitäten definiert (Drinks, Kino, Party, etc.), die sich einfach realisieren lassen. Alles andere - und da gehört Tennis dazu - braucht mehr Effort. Und dass das Alter eine gewichtige Rolle mitspielt - dieses Argument kann ich durchaus nachvollziehen. Ich will Zürich nicht bashen - ich wollte nur fragen, ob ihr das Gleiche empfindet, und ich danke für die Diskussion.

also, ich muss smashing schon ein bisschen Recht geben. Ich weiss auch nicht, warum das jetzt ausgerechnet an dieser Stadt liegen soll. Eher könnte ich mir vorstellen, dass es an der jeweiligen Vernetzung liegt - und an den verschiedenen Kreisen, die man sich so aufgebaut hat. Was sind das für Freunde, Bekannte, ... die man so hat? Und ab einem gewissen Alter wird es halt ein bisschen schwieriger mit Spontanität, wenn die Freunde z.B. Eltern werden oder sind... - das ist doch ein ganz normaler Prozess. Jeder lebt halt sein Leben - und man hat nicht immer grad Zeit, nur weil jemand spontan was unternehmen will. Andere Menschen planen hin und wieder voraus - oder man will einfach auch mal nicht erreichbar sein. Dass gleich ganz Zürich unspontan sein soll, nur weil 7 Leute an diesem Tag keine Zeit für dich hatten... hmm... mit diesem Gedanken kann ich mich schwer anfreunden.

"Mann kann mit diesen Schweizern nicht über Freiheit sprechen, ganz einfach, weil sie es nicht ertragen, dass man sie in Frage stellt, die Freiheit (...) Überhaupt fürchten sie sich vor jeder offenen Frage; sie denken immer gerade so weit, wie sie die Antwort schon in der Tasche haben, eine praktische Antwort, eine Antwort, die ihnen nützlich ist. Und insofern denken sie überhaupt nicht, sie rechtfertigen nur. Sie wagen es unter keinen Umständen, sich selbst in Zweifel zu ziehen. Ist das nicht gerade das Zeichen geistiger Unfreiheit?"
(((Stiller, Max Frisch)))
Ersetze Freiheit mit Spontanität und Schweizer mit Zürcher und wir kommen der Antwort etwas näher und sehen, dass es leider doch kulturell bedingt ist.

smashing! dann ist ja alles in butter für dich!

Das ist doch echt einfach nur Blödsinn, auch wenn ich mich wiederhole! Also ich habe überhaupt kein Problem, in dieser Stadt Leute aus meinem Freundeskreis für spontane Aktionen zu aktivieren (und werde selber auch gerne spontan aktiviert).
Sorry Guys, auch wenn ihr das nicht hören mögt, das Problem liegt DEFINITIV bei euch und bei eurem sogenannten "Freundes"kreis (oder sind das vielleicht doch nur irgendwelche leicht bekannte Kollegen...?) und DEFINITIV NICHT an der Stadt. Es leben überall auf der Welt verschiedene Menschen - also mich könnte jetzt auch keiner am Sonntag Nachmittag (oder zu einem anderen Termin) durch ein Tennisspiel hinterm Ofen hervor locken.... Interessiert mich halt einfach nicht, fertig. Und das würde es mich auch nicht, wenn ich in Berlin oder NY oder Rio de Janero leben würde. Das ständige Geklöne über diese "ach-so-verbohrten Zürcher" und "an allen anderen Orten der Welt sind alle Menschen sooooo viel netter und offener und spontaner und umgänglicher" geht mir echt auf den Keks. (Und ja - ich habe schon an anderen Orten der Welt gelebt - auch für längere Zeit!)

Als Zürcher hat man halt auch immer "gerade uuhh wichtiges vor". Und sei es auch alleine in den Unterhosen vor dem TV oder PC (tschuldigung) MAC starren. Alleine in Zürich zu leben ist "öpis uuhh wichtiges vorhaben".
Und : man zeigt hier unter keinen Umständen Blösse! Darum will jedes noch so unbedeutende Vorhaben gut überlegt sein. Ausser man ist besoffen, kennt sich hier noch nicht aus usw
Spontaneität beschränkt sich hier darauf, dass man sich "zufälligerweise" im "In-Lokal" trifft.
Letzter Punkt : man könnt von jemand Dritter gesehen werden. Das (also die Begleitung) beeinflusst also auch das eigene Image.
Tennis spielen? Man könnte als Roger Federer-Fan missdeutet werden und das wäre peinlich weil einfach zu profan. Besere Adresse : Basel.

Schon erstaunlich, wie sehr wir von technischen Hilfsmitteln abhängig sind. Ich hab's auch schon anders versucht, bin an irgendein Konzert gegangen und habe Leute angesprochen (umgekehrt passiert das selten). Meistens sind sie positiv überrascht und witzig. Aber eben - es liegt einfach nicht im Naturell des Schweizers, auch in meinem nicht. Das mit den Beziehungen stimmt auf jeden Fall - ein Freund von mir ward monatelang nicht gesehen, bis seine Beziehung zerbrach. Now he's back!