"Je mehr ich weiss, desto mehr weiss ich,...

... dass ich eigentlich nichts weiss." Völliger Quatsch oder? Kommt es nur mir so vor, oder sind wir nicht eine Gesellschaft von Alleswissern (oder Klugscheissern)? Ab dem zarten Alter von 20 verschwinden allmählich die Formulierungen "ich glaube, dass es so funktioniert", "ich könnte mir vorstellen, dass dies ein Grund ist" und werden ersetzt durch "so ist es und ich weiss es mit Sicherheit". Komplexe Systeme werden mit grosser Selbstsicherheit einfach erklärt - nicht selten monokausal. Aus eins bis zwei Ereignissen werden Ad-Hoc allgemeine Theorien entwickelt und mit einer Selbstbewusstheit verteidigt, als ob man mit einer repräsentativen Stichprobe eine wissenschaftliche Studie erstellt hat. Vielleicht bin ja nur ein Freak, aber ich frage mich manchmal schon, warum Menschen, die sich gerne reflektierend geben, nicht die Demut besitzen, anzuzeigen, dass sie nicht alles mit der Sicherheit wissen, wie sie behaupten. Uf fast hätte ich es selbst vergessen: Ich wollte mit gutem Beispiel vorangehen und versuchen meine eigene Ad-Hoc Hypothese zu falsifizieren. Sind wir tatsächlich eine Gesellschaft von Klugscheissern, die den feinen Unterscheid zwischen eigener Meinung und Fakten nicht mehr wahrnehmen (können/wollen) oder kommt es nur mir manchmal so vor?