Kommentare

Aus einem Kommentar:
Für "hirntot" erklärte Menschen sind nicht tot! Selbst Wissenschaftler der Harvard Universität bestätigen dies. Allerdings fordern SIe das "Töten" dieser Patienten zum Zwecke der Organgewinnung!

minette "und ausserdem muss der bedürftige schuldfrei sein an seinem leiden."
ich finds ein bisschen pervers, leben und schicksale auf schuld und unschuld einzuteilen. da hängen so penetrante moralvorstellungen dran, s'ist beinahe ein bisschen abstossend.

das ist sehr interessant monablue! warum möchtest du keine organspende? deine gedanken dazu interessieren mich brennend

also ich bin seit 7 jahren an der dialyse - 3 mal 4 stunden in der woche- und finde durchaus, dass das leben, was ich führe noch lebenswert ist. ich möchte bewusst keine organspende,
aus vielen verschiedenen gruenden. finde man sollte sich prinzipiell mit dem thema vertieft auseinander setzen, solange man noch bei guter gesundheit ist, denn das kann sich manchmal sehr schell aendern. besonders das thema mit dem hirntod ist sehr zu hinterfragen und auch der prinzipielle kurs unserer medizin, wo der mensch als ersatzteillager betrachtet wird....

an Minette Chouette: es gab ein Dok-Film (ev. auf SF1) über ein Mädchen, das war etwa 10 Jahre alt, das keine Organspende wollte. Der Film war sehr berührend und man das Kind über eine gewisse Zeit begleitet. Da war auch zu sehen, was für ein Prozess so ein Schritt ist. Letztlich hat sich das Kind umentschieden und sich das Organ (glaub das Herz) spenden lassen. Ueber lange Strecken gings auch um die Eltern, die das Kind in seinem Willen unterstützen wollten, ohne aber ihre Meinung hinter dem Berg zu halten.
An Mary jane louis: ja, das glaub ich schon, dass Menschen, die ein Organ bekommen, grossen Respekt vor den Leuten haben, die Spenden. Trotzdem ist es Ausdruck einer Gesellschaft, die sich gewöhnt ist alles zu kaufen, wenn davon ausgegangen wird, dass man ein Organ zugute hat. Lies die Beiträge, viele Nicht-Betroffene denken so.

"muss man aus Prinzip nicht das tun was man eigentlich tun könnte? Weil es ja sowieso funktioniert, auch ohne dich?" oh nein, ich gehe eh nicht von mir aus. ich sagte dir nur, dass in einem sozialen system ein bezüger nie gleichzeitig auch ein geber ist. warum denn ausgerechnet beim organespenden, das man ja im gegensatz zum steuernzahlen freiwillig macht? und dazu mit der begründung, den krempel brauche man eh nicht mehr? das geht doch im gedankengang nicht auf

minette chouette: also wenns nach dir ginge, dürften nur menschen eine organspende annehmen, die selber spender sind (was dann die frage aufwirft, wie lange er spender sein muss bevor er selber beziehen kann), und ausserdem muss der bedürftige schuldfrei sein an seinem leiden.
also heute wird das zum glück nicht praktiziert. süchtige sind übrigens ja auch kranke. ja, auch alkoholiker kriegen spenderlebern

Hmm, ich dachte bei meiner Überlegung also auch nur an solche Menschen, die wirklich nichts dafür können, dass ihre Organe den Dienst verweigern, wer sich seine Lunge heutzutage trotz aller bekannten Fakten kaputtraucht, der ist für mich einfach selber schuld.
Das Kind selber fragen? Ab welchem Alter denn? Also ich stelle mir das sehr traumatisch vor, Kinder denken nicht wie wir (ich sage das jetzt wertefrei)...

cork: ich kann im übrigen deine Gedanken sehr gut achvollziehen, dass du sagst, im Fall des Falles würdest du lieber sterben wollen . Mir geht es genau gleich beim Thema Chemotherapie. Einer solcher würde ich mich unter keinen Umständen (aus heutiger sicht) unterziehen. was ich dann aber wirklich machen würde, ob ich meine Haltung nochmal überdenken würde, wenn es tatsächlich soweit kommt, kann ich von meinem gesunden STandpunkt aus heute nicht mit 100%iger Sicherheit sagen.

Cork, ja das stimmt. Der Gedanke daran, mit einem fremden Organ leben zu müssen, ist für viele, die auf der Liste stehen, nicht gerade ein gut erträglicher Gedanke. Auch überhaupt der Eingriff - und schon die Wartezeit vorher - sind der absolute Horror für Betroffene. Schlussendlich geht es aber darum: Mit einem fremden Organ leben - oder gar nicht leben.
Dass ein Betroffener sagen würde "ach ja, meine Nieren sind halt kaputt, aber macht nix, krieg ich ja jederzeit ne neue dafür" - das kommt nur in deinen Träumen vor, glaub ich. Zumindest habe ich so etwas noch nie erlebt. Im Gegenteil. Die Menschen, die auf ein Organ warten, haben allergrössten Respekt vor den Spendern, die ihnen ein Leben ermöglichen wollen.

Ja, minette_chouette, in letzter Konsequenz würde ich dann wohl lieber sterben. Ginge es um ein Kind von mir, müsste ich die Sache für dieses Kind überdenken; dann wäre da auch ein Vater, vielleicht könnte das Kind schon mitreden, hier ginge es dann um eine gemeinsame Entscheidung.
Ich glaube, wenn man davon ausgeht, dass man jederzeit ein neues Organ haben kann, wenn das eigene versagt, sucht man gar nicht erst nach anderen gesund machenden Möglichkeiten.
Meine Aussagen beziehen sich auf die Situation, dass man krank wird, nicht dass man mit einem kranken Organ geboren wird. Wie sich das anfühlt, kann ich nicht sagen. Und wie ich dann denken würde, auch nicht.

Slomo, muss man aus Prinzip nicht das tun was man eigentlich tun könnte? Weil es ja sowieso funktioniert, auch ohne dich? Diese Denkweise ist mir völlig fremd. Ich darf nicht Blut spenden weil ich länger in England gelebt habe, aber die Organe darf ich spenden und habe nicht nur immer den Ausweis dabei, sondern auch meinen Verwandten klar gesagt, dass man nehmen soll, was man kann. Meine Mutter findet das völlig makaber aber ich will sowieso kremiert werden, ob da jetzt noch ein paar Organe mitbrutzeln, das kommt auch nicht drauf an.

@slomo... deswegen: "wer ernsthaft behaupten will, es gibt nur zustand lebend und tot, ohne einen übergang dazwischen, sollte sich aber echt ernsthaft mal damit befassen. das ist kein esokram. wer so denkt, kann mir sicher auch angeben, wann denn der zeitpunkt ist wo das leben angeknipst wird"
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natürlich gibt es einen übergang zwischen leben und tod - sterben genannt. manche Menschen sterben ziemlich lange. Über Jahre hinweg. Dieser kurze Moment des Übergangs, in dem dich der Mensch ansieht, weil er weiss, dass es jetzt soweit ist, in dem das Atmen für ihn schwer wird, in dem sich seine Augen immer wieder verdrehen, die Hände verkrampfen, ja- das ist kein Esokram, das ist richtig.
Organspenden stammen aber zum überwiegenden Teil von Unfallopfern. Die Organe werden lediglich noch von Maschinen bepumpt, das Herz schlägt künstlich. Das Gehirn ist eine tote Masse. Ich bekomme den Prozess des Sterbens selbst nicht mehr bewusst mit. Und ich sterbe sowieso. Da kann doch das, was noch gebraucht werden kann, rausgemacht werden. Recycling sozusagen. Und der Tod an sich - ist nie schmerzfrei. Dass bei der Transplantation auch beim Sterbenden Schmerzmittel angewandt werden, hat zum einen mit der Muskelentspannung zu tun - und zum anderen damit, dem Menschen den sog. "Übergang" trotz Organentnahme so human wie möglich zu ermöglichen. Palliativ, sozusagen.
Chirurgie ist grundsätzlich eine grosse Metzgerei, egal, ob mein Gehirn da noch aktiv ist oder nicht.
(Dass Mediziner grundsätzlich keinen Respekt vor den Menschen, an denen sie schneiden, hätten, stimmt nicht. Es gibt z.B. für die Menschen, die ihren Körper für medizinische Zwecke und für die Medizinstudenten zum rumproben zur Verfügung stellen, an den Universitäten wunderschöne Trauerfeiern, wo ihnen sehr viel Anerkennung und Respekt entgegengebracht wird.)

minette, wer sozialhilfe benötigt oder eine iv rente, der wird selber auch kaum geld ins töpfchen werfen. so funktionieren soziales systeme

Wenn alle finden "gut wenn man es macht und ich bin dann froh drum, aber ICH muss es nicht tun", dann haben wir sehr schnell ein Problem, nicht wahr? Und ich finde halt diese "Organspenden ist böse aber wenn ich ein Organ brauche, will ich es haben" Haltung völlig jenseits. Es geht ja nicht um "aufrechnen", sondern um ein System, das nur dann funktioniert, wenn sich alle damit auseinandersetzen und beteiligen. Drei Jahre auf eine Niere warten, fast jeden Tag mehrere Stunden in der Dialyse sitzen, das ist kein Leben. Soll man die stattdessen einschläfern? Und - ein Säufer bekommt keine Leber.