Kommentare

wo bist du zur schule, kristallin?

Wenn die 1:12 Initiative angenommen wird, heisst das schlicht und einfach, dass eine Mehrheit die Regelung als Fortschritt und Verbesserung empfindet. Dass sich die privilegierte Minderheit gegen fairere Mechanismen wehrt, ist ja verständlich, schliesslich können die dann weniger einsacken.

ppaul, in den letzen jahren sind weltweit ganz wenige viel reicher geworden, der mittelstand hingegen erodiert weltweit. das ist das resultat des jetzigen systems (neoliberalismus, eine art sozialismus für globale firmen und deren besitzer). bin manchmal erstaunt, wie viele das gutheissen. inkl dir, ppaul. ich behaupte, die schweiz vor 40 jahren war weit besser aufgestellt, damals mit einer sozialen marktwirtschaft. das war nämlich das erfolgsmodell schweiz. ich verstehe sofort, dass sich weltweit die menschen dagegen wehren, dass der reichtum nach oben umverteilt wird. weil heute wissen wir, dass das ganze tricke-down-versprechen nichts als schall und rauch ist.

ja ahua, ich bin (noch) eine steuerzahlende stadtzürcherin.

Die Top-Verdiener gehen weg, und übrig bleibt das sich selbst vor Neid zerfleischende Mittelmass, welches obendrein noch die wegfallenden Steuereinnahmen selbst tragen muss.
Es ist wie in dem psychologischen Experiment mit den neidischen Nachbarn: Statt das die meisten einen schönen Volvo und einige wenige vielleicht einen Mercedes fahren, wollen nun alle auf einen "Polo" umsteigen, nur damit es bloss keinen mehr gibt, der ein besseres Auto fährt....Lieber alle mittelmässig, aber dafür geht es wenigstens keinem mehr besser.
Schaut Euch doch mal an, was momentan in Frankreich vorgeht...Chaos pur.

Ausserdem ist es einfach eine Behauptung.
Die Rechten investieren das fremde Geld traditionell in Parkplätze und Umgehungsstrassen, die Linken in Kitas und Quartieraufhübschungen. Verschwendung ist es dann immer für die jeweils andere Seite.

"Wir stadtzürcher zumindest wissen aber alle, wie leichtsinnig die linken mit fremdem geld umgehen und wie gern sie mit grosser kelle anrichten." kristallin, wenn du eine stadtzürcherin bist, fress' ich einen besen.

Es ist halt ein ideologischer Kampf. Da wird viel behauptet und herumgeschrien. Man muss heutzutage sowieso genauer hinschauen, was die Politiker da eigentlich den ganzen Tag machen. Es gibt nämlich so ein Gesetz in der Publizistik, das besagt, wer nicht nach aussen kommuniziere, existiere nicht. Die Medien sind da, omnipräsent. Jetzt muss man sie nur noch nutzen. Und so gibt es Politiker, die interpellieren, initiieren, geben Interviews, ergreifen das Referendum, lancieren Initiativen, provozieren... alles nur, um oft in den Medien zu sein und mit der Zeit zu erreichen, dass die Leute das Gefühl bekommen, «diese Person ist da und die tut was.» Oder diese Partei, geht auch. Wir haben links und rechts Schaumschläger, Parteien wie Einzelpersonen, die machen Politik um ihrer Selbstwillen. Dass die 1:12-Initiative durchkommt, glaubt niemand, aber es findet eine Diskussion statt, die den Bonzen Angst macht. Und diese wiederum drohen dem Stimmvolk damit, dass alle Unternehmen untergehen, die Schweiz auseinanderbricht und wir alle elendiglich verhungern, wenn wir diese Initiative annehmen. Es ist ein Theaterstück, bei dem die Zuschauer am Ende einen Zettel in eine Urne werfen. Die Akteure improvisieren und kämpfen um Popularität. Und hier gewinnt die Linke, sie spielt ihre Rolle gut und gerne, geniesst diese Rolle auch, bei der sie mit der schweigenden Mehrheit Punkte gewinnen können, und sie dürfen ihre Gegner "Abzocker" und "Gierhälse" nennen. Alle finden die Linken sympathisch und denken "eigentlich haben sie ja recht, diese Managerlöhne sind ja wirklich unverschämt" und "denen sollte man wirklich mal ein bisschen Angst machen" stimmen dann aber gegen die Initiative aus Angst, es könnte sich alles zum schlechten verändern. Und diese Angst wird gefüttert mit der Propaganda von rechts. Ob sie jetzt plump und billig ist, darüber kann man diskutieren, Hauptsache sie wirkt. Und das wird sie. In der Schweiz leben wir den Glauben, dass man dem Pferd nur genug Hafer geben muss, damit genügend Pferdeäpfel herunterfallen, aus denen die Spatzen am Boden picken können. Die Spatzen sind wir. Tja. Da braucht es kein besonders einfallsreicher Flyer, um die 1:12-Initiative abzuschiessen.

'Die Initiative löst rein gar nichts'
Sie ist ein Fingerzeig der Bevölkerung, genauso wies die Zweitwohnungsinitiative war. In der Umsetzung wird/würde die 1:12-Initiative eh noch verwässert ('umgesetzt') werden durch die vielen Lobbyisten der Wirtschaft im Bundeshaus.

Die Initiative löst rein gar nichts. Es würde ein Gesetz mehr geschaffen, welches das gewünschte Ergebnis nicht erreicht. Da merkt man eben, dass die Initianten noch grün hinter den Ohren sind und jene, welche das Ding gut finden, wurden wohl durch die in den Medien breitgetretenen Lohnexzesse fremdgesteuert. Natürlich sind die z.T. exorbitanten Bonis und Saläre mit nichts zu rechtfertigen, aber für was eine staatliche Vorgabe, welche das Ziel verfehlt und dazu aufwendig unterhalten werden muss? Dass die Steuerprogression in der Schweiz bei 11% aufhört wär was Neues. 13% triffts da eher, hinzu kommen Vermögenssteuer, etc. welche ja auch noch mitgezählt werden können. Nun gut, bin kein Steuerberater, aber soviel weiss ich, dass ich mir die Steuerrechnung eines Bonzen trotz seinem "Geburtstagsgeschenk und schönes Abendessen mit der Geliebten als Spesen angeben usw. Und ein paar anderen Steuertricks" nicht leisten kann. Die Befürworter und die Gegner liefern z.T. eigenartige Argumente. Den bodenständigen Bünzliargumente entnehm ich allerdings mehr Wahrheitsgehalt, als den Planwirtschaftlichen Thesen von Cédric.

Ich lese zurzeit den „grünen heinrich“ von Gottfried Keller (erstausgabe 1887) und es ist verblüffend, wie aktuell dieses buch ist, noch 120 jahre später! Der grundstein des erfolges der schweiz wurde in der mitte des 19. jh. gelegt, da gabs noch keine pauschalreisen und iphones, dafür umso mehr freiheitswillen in den wichtigen gesellschaftlichen belangen wie politik und wirtschaft. Das war mutig, denn die entwicklung in den nachbarländern verlief vollkommen anders. Wir dürfen noch heute die früchte von diesem mut geniessen. Die Schweiz ist in vieler hinsicht liberal, dies ist der richtige weg und wird sich hoffentlich noch lange halten. Die freiheit besteht jedoch nicht nur aus privilegien, sondern auch aus pflichten (der kleine unterschied zum neoliberalismus?). Das setzt eine selbstregulierung voraus von jedem von uns, und das hat, von der wirtschaftsseite her, mehrheitlich bis vor wenigen jahrzehnten auch gut geklappt. Wo es einen missstand gab und die wirtschaft bockig tat, hat das stimmvolk den massstab gesetzt. Der patron hat gutes geld verdient, wenn er tüchtig war, aber sich nicht bereichert. Nun ist vor zirka 25 jahren die angelsächsische mentalität in teile unserer wirtschaft eingezogen und ein paar schlaumeier haben angefangen, sich gegenseitig grosszügig kohle zuzuschanzen und haben nebenbei auch noch ein schweizer flaggschiff auf grund gesetzt (Swissair, und beinahe-crash UBS). Die sog. manager haben das liberale system schamlos und bis zur allerletzten sekunde ausgenützt und damit riesiges unverständnis in der bevölkerung gesät. Das ist für mich die ausgangsposition für meine stimmabgabe.
Und die grundfrage lautet: Will ich zustände, wo sich die sozialen schichten zusehends entfremden und wir verunsichert sind vom politischen und wirtschaftlichen system, wie die bürger unserer nachbarländer? Durch meine arbeit habe ich immer wieder kontakte mit bürgern aus PIGS-ländern, die auch dort leben. Vor zwei monaten eine griechin: riesige wut, doch sie trägt ihren verletzten stolz mit grosser würde. Muss jemand in der Schweiz mit einer solchen wut auf „die da oben“ rumlaufen? Nein, denn wir haben (noch) die mittel, missstände zu unterbinden.
Die argumente der gegner von 1:12 mögen plakativ daherkommen, aber ich finde sie zumindest wert, in ihrer dimension durchzudenken. Die linke wischt die argumente einfach weg, als wärs schwarzmalerei. Wir stadtzürcher zumindest wissen aber alle, wie leichtsinnig die linken mit fremdem geld umgehen und wie gern sie mit grosser kelle anrichten. Das befördert mein vertrauen in ihre glaubwürdigkeit nicht im geringsten. Es geht um unser vermögen, um unsere kaufkraft, um das gewerbe und die kmu, um die ahv, um dich und mich, wir alle werden vielleicht löcher stopfen müssen - und die linken tun so, als wäre das halb so wild. So wie ich die linke inzwischen einschätze, besteht durchaus die gefahr, dass die zeche letztlich wir bezahlen werden, da kann der Cedric noch so lange den kopf schütteln. Fatalerweise haben die bürgerlichen politiker keine antworten parat, das finde ich ausserordentlich schwach.
Fazit: Ich mache mir keine illusionen, dass der staat dereinst tiefer in mein portemonnaie greifen muss, wenn 1:12 kommt. Doch deshalb diesen asozialen fat cats weiter die möglichkeit geben, unser system zu f***en? Nein. Dem neoliberalismus will ich einen riegel vorschieben, um den liberalismus wieder zu stärken. Ich bin versucht, 1:12 Ja zu stimmen.

Was zurzeit weltweit passiert, ist eine Umschichtung des Vermögens von vielen zu einigen wenigen. Die Ideologie des freien Marktes wurde in den 70er Populär, richtig durchgestartet ist sie nach '89, als keine Konkurrenz bzw System-Alternative aus dem Osten mehr zu fürchten war. Der Freie Markt bzw der Neoliberalismus wurde als Projekt zur Reorganisation der internationalen Wirtschaft verkauft. In Tat und Wahrheit war/ist es ein politisches Projekt, das die Schaffung von gewaltigen Kapitalakkumulationen und die Neuschaffung einer wirtschaftlichen Elite zum Ziel hat (siehe etwa David Harvey u.a.).
Die Explosion der hohen Löhne seit einzwei Jahrzehnten ist systembedingt. Das Sinken der Kaufkraft für den Rest der Bevölkerung (KK, Mieten etc) ebenfalls. Nur: das was das zurzeit am wirken ist, ist nicht das Erfolgsmodell Schweiz, das ist eine neue neoliberale Schweiz, die sich massiv am ändern ist.
In Bezug zur 1:12-Initiative bin ich entspannt: Früher oder später, in den nächsten Jahren, werden noch viel durchgreifendere Initiativen kommen, und locker Mehrheiten erhalten.
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@Peterd, die Schweiz ist so ziemlich das einzige Land, wo solche Volksinitiativen möglich sind. Hätten die Franzosen diese Möglichkeit, sie würden dieselbe Sache auch unterstützen. Nur: dürfen sie leider nicht.

Also, das Steuerargument ist ja wohl von allen dummen Argumenten das allerdümmste: schon heute schaffen es ja viel zu viele gut bis sehr gut verdiendende, mit Abzügen (Geburtstagsgeschenk und schönes Abendessen mit der Geliebten als Spesen angeben usw.) und anderen Tricks, ihre Steuern auf das Niveau einer mittelschlecht verdienenden Familie zu drücken, ausserdem hört die Progression in der Schweiz bei 11% auf.
Oder das "Erfolgsmodell Schweiz" soll gefährdet sein? Während man einerseits plötzlich Familien dafür belohnen will, die nur 1 Einkommen generieren(und damit doppelt Steuern einbüsst, mehr Abzüge, weniger Einkommen, aber hier ist das ja egal), soll gleichzeitig der Erfolg der Schweiz darauf basieren, dass der Chef mehr als 12x soviel verdienen darf wie die Putzfrau, respektive wie das untere Kader, wenn die Putze outgesourced ist? (Als kleiner Vergleich: Ärzte studieren lange und arbeiten viel, trotzdem liegt das Verhältnis meist bei ca 1:5, vielleicht mal bei 1:10.)
Ich muss meinem Vorschreiber wirklich recht geben: STOSSEND IST VOR ALLEM DIE ARGUMENTATION und die ART DER PROPAGANDA dagegen.
Dass die Initiative bei Annahme nicht viel verändern würde, weder negativ, noch positiv sozialpolitisch, davon muss man leider ausgehen.

Ich glaube nicht, dass die Initiative angenommen wird, denn in unserem Land gewinnt fast immer die Partei mit den meisten Mitteln, die also auch die grösste Angstkampagne fahren kann.
Aber selbst wenn sie durchkommt, ändert sie genau nichts, denn die Geldsäcke (ich bediene mich hier mal des Vokabulars von Jean Ziegler) werden immer Mittel und Wege finden, Gesetze zu umgehen; zum Beispiel indem sie ihre Reinigungskräfte outsourcen. Ich habe selbstverständlich trotzdem ja gestimmt.

Werfe auch mal ein paar Sätze in den Politeintopf: Was genau soll nun Sinn und Zweck der Initiative sein? Mir kommt das Ganze sehr neidgenössisch rein. Was hilfts jenen an der Armutsgrenze, wenn das Salär der Superreichen beschnitten wird? Dürfen die ohnehin schon Benachteiligten dann die Steuerausfälle mitfinanzieren und diese Staatszuwendungen im Folgejahr von ihrem steuerbaren Einkommen in Abzug bringen? (Ähhhh?!) Wer glaubt, die Goldküste würde wegen dem 1:12 weniger verdienen, der hat soviel Ahnung von Buchhaltung, wie das Mondkalb vom Mond. Die Zahlendreher werdens den Zunftmeister dann schon richten, damit alles 1:12-Konform ist und der gewöhnliche Bürger darf für Mehrkosten aufkommen. Ist es nicht fast schon ein Armutszeugnis, dass Lidel vor der JUSO mit Mindestlohn für alle auf Plakatwänden wirbt? Wie soll denn nun die minderische-, die 1/12tel- und später vielleicht dann noch die Mindestlohninitiative aufeinander abgestimmt werden, damit in der Erfolgsrechnung ein + oder eine 0 erscheint? Es ist wohl kaum überraschend, dass R. Burger&Co die nicht ganz durchdachte Initiative stützen, doch sind wir ehrlich, seit wann stellt die Unia oder andere Gewerkschaften halbwegs realistische Forderungen? Die fordern das Maximim, um das Vernünftige zu bekommen. Meine Meinung: NEIN für 1:12 aber JA für den Mindestlohn. Sollen die Firmen und Finanzoberste uns ruhig einen guten Teil des Gemeindetopfs finanzieren, dann bleibt uns allen Ende Jahr nämlich ein bisschen mehr auf dem Sparkonto. {Notiz am Rande: Wieso bist du gegen 1/12tel, hoffst aber insgeheim auf ein Ja??? - schon irgendwie unlogisch}