Kommentare

@philorp: Ja, aber nur vielleicht.
@Orkus666: Sehr wichtiger Punkt. Je nach Stadtkreis und Wohnviertel kommen die Leute ganz anders raus. Das Quartier prägt. Frage an dich: Was unterscheidet einen Stadtzürcher aus dem Kreis 7 von einem Goldküstenjungen, mal abgesehen von den unterschiedlichen Steuertarifen?
@Dr.T.: Szenograf. Brauchst du etwas?
@Braedon: Aha, so ist das also, ein Buch. Hast du auch schon versucht, Personen die du kennst, direkt zu Romanfiguren zu machen? Das kommt doch bestimmt am authentischsten raus. So wie die Maler in der Renaissance, die einfache Leute von der Gasse abzeichneten und in ihre Gemälde hineinpinselten... :-) Ich habe noch nie ein Buch geschrieben, deshalb ist das nur so eine Idee. Aber ich glaube, ich würde das mal so ausprobieren.
Darüber, wie die Ronorpler ticken, hoffe ich natürlich für dich, dass jeder hier etwas ins Forum schreibt.
@PinkPimpetta: Danke für das Kompliment! Wenn ich mal ein Buch schreibe, schenke ich dir ein handsigniertes Exemplar. Überreichen werde ich es dir an der Buchvernissage in irgendeinem Szenelokal, im Blitzlichtgewitter der Fotografen. Einverstanden? :-)

einen "waschechten züricher" erkennt man vielleicht daran, dass er sagt: ich bin en wöschächte zürcher. oder öppe nöd?

lustig die kommentare zu lesen. dabei, der waschechte stadtzüricher joggt nicht mitten in der stadt bei grösster hitze, geht nicht mit nem stadtplan von park zu park, setzt sich nicht in die abrisskneipen sondern geniesst die terrasse des quartierbeizlis, braucht keine paté vom globus (ausser die paar meist importieren angeheirateten exemplare aus seefeld und zürichberg), liest bei sommerlicher temperatur gerne ein buch am see ohne die ganze 30-köpfige verwandtschaft dabei zu haben. yep, und so weiter...ah ja. er spricht eher schnell, dialekt natürlich und sein stammbaum geht auf generationen von zürchern zurück.

Geh mal in die Wirtschaft Unterdorf in Zürich-Affoltern, da siehst du echte Stadtzürcher und du kannst dir zusätzlich noch eine gute Prise proletarismus reinziehen.
www.youtube.com

@ Cad789: was machst du beruflich..?

@ Cad789 Sackstarke Ausführung . Vielen Dank dafür. Ich hab das Thema gestartet, weil ich etwas schreibe, was in der Stadt spielt. Ich verbringe selber eine Menge Zeit in der City und bin deshalb wohl einfach zu nahe dran, um auszudrücken, was uns Züri-Städter ausmacht. Wenn Du von aussen reinschaust ist es irgendwie immer offensichtlicher. Wir hatten hier kürzlich einen Thread darüber, wie man Agglos erkennt und dort hatte so mancher eine Meinung dazu, was mir, in Kombination mit kindischen Animositäten gewisser Beitragssteller sagt, dass ich nicht der einzige bin, dem es schwerfällt, den Groove von Züri näher zu beschreiben. Ich könnte die Basler fragen, aber dann würde ich wohl bloss eine Menge Klischees erhalten. Der "waschechte Zürcher" braucht nicht jemand zu sein, der hier geboren und aufgewachsen ist. Mir geht es darum, wie wir ticken. Und da es hierzu unmöglich eine einheitliche Antwort geben kann, interessiert es mich umso mehr, was die einzelnen Ronorpler dazu zu sagen haben. Oder sprechen wir lieber über die fiktive Abschaltung von Facebook als über uns selbst? Auch das wäre eine Aussage...

cad789! fantastisch! das hat Spass gemacht beim Lesen :-)

Wenn du einen waschechten Stadtzürcher willst, der seit Generationen von hier stammt, findest du ihn am ehesten bei den Zünftern. Die haben zu Hause Familienstammbäume und können dir beweisen, dass ihre Familien schon vor 1848 hier gelebt haben. Dann stellst du ihnen noch einmal dieselbe Frage wie hier.
Wenn aber ein waschechter Stadtzürcher nach neuerer Definition einer ist, der hier aufgewachsen ist, muss man bedenken, dass viele ausländischer Herkunft sind und so auch einen unterschiedlichen kulturellen Hintergrund haben. Ich weiss noch, als wir klein waren in der Schule, thematisierte unser Lehrer die Bürgerorte in den Identitätskarten. Die wenigen Schweizer, die in unserer Klasse waren, stammten aus Lenzburg, Engwang, Schöftland, Lenk, Root, und andere kann ich mich nicht mehr erinnern. Unsere Vorfahren kamen hierher, um bei der Eisenbahn, in der Fabrik oder auf dem Bau zu arbeiten. Mani Matter, ein Berner Liedermacher, sagte einst, dass schon sein Vater gesagt hatte, der Stadtzürcher Dialekt sei der verwaschenste Dialekt in der Schweiz. Und damit hatte er recht. Durch die starke Zuwanderung hat sich der Zürcher Dialekt immer wieder etwas verändert. Und auch heute noch ist er in ständiger Wandlung.
Den waschechten Stadtzürcher erkennt man nicht an einer "Tracht", an einem "Tanz" oder an einer "Macke" oder so. Es ist unmöglich ihn an Äusserlichkeiten festzumachen. Das erfährst du erst im Gespräch. Am einfachsten ist es, ihn nach seiner Herkunft zu fragen, nach seiner Lebensgeschichte. Und wenn du die kennst, wirst du mit ihm und anderen darüber diskutieren können, ob er jetzt waschecht ist oder nicht. Haha! Es gibt waschechte Zürcher, die behaupten, sie seien keine Zürcher, sondern Ausländer, andere behaupten, sie seien Weltbürger. Das sind gute Ausgangslagen für lange Diskussionen, die zu nichts führen.
Wenn du den Dialekt gut kennst, kannst du abschätzen, ob einer Stadtzürcher ist oder nicht, aber klar geht auch das nicht. Ich war mit einem Aargauer und einem Berner in der Schule. Die sind mit mir aufgewachsen und wir spielten Fussball zusammen. Sie reden heute noch den Dialekt ihrer Eltern, aber nach meiner Definition sind sie waschechte Zürcher. Im Niederdof gibt es einen Mann, der seit 39 Jahren in einer hübschen Bar arbeitet und im Niederdorf lebt, man hört ihm seinen aargauer Dialekt an und er macht auch keinen Hehl daraus, vom Aargau zu kommen. Ein anderer Barman mit ähnlicher Geschichte ist Stadtberner, aber auch er hat die letzten 30 Jahre hier verbracht und in verschiedenen Bars gearbeitet. Er kennt beide Städte sehr gut und er fühlt sich in Bern zu Hause, weil es seine Heimat ist, aber er fühlt sich auch in Zürich zu Hause, weil hier sein Leben stattfindet. Warum ich dir das erzähle, sage ich später...
An manchen Dingen kannst du einen Stadtzürcher aber durchaus ertappen.
Zum Beispiel, wenn im Militär aus Langeweile alle anfangen, Kantönligeistdebatten zu führen... erkennst du den Stadtzürcher daran, dass er sich entweder raushält oder alle gegen sich hat. (Dazu habe ich eine Theorie: Der Anti-Zürich-Reflex hat seine Wurzeln in dem historischen Kapitel um 1450, als die Zürcher unter Stüssi sich mit den Habsburgern verbündeten, um gegen die Eidgenossen zu kämpfen. Ironisch dabei ist: Stüssi stammte aus Glarus...)
Wenn ein Stadtzürcher in einer anderen schweizerischen Stadt ist, und nach Hause möchte, fragt er vielleicht nach dem Hauptbahnhof, obwohl die meisten schweizer Städte nur einen Bahnhof haben. Das wird ihm dann wieder als Arroganz ausgelegt.
Wenn ein Stadtzürcher jemanden beobachtet, der blasiert herumstolziert, dann bereitet er einen spöttischen Spruch vor, der seine Kollegen zum Lachen bringt. Das ist jedenfalls bei mir und meinen Kollegen so. Wir lachen sehr gerne zusammen über "Kaiser ohne Kleider" und haben Spass. Bei schönem Wetter sieht man in Zürich viele, die am See und an der Bahnhofstrasse flanieren und ihren Reichtum zur Schau stellen. Und obwohl ihre Kleider teuer sind, sehen sie darin gar nicht so gut aus. Manche sehen darin sogar so schlecht aus, dass es lächerlich ist. Aber das gibt es andernorts auch, oder?
Oder wenn du eine Frage stellst, dann lieben es die Zürcher, sich über die Fragestellung auszulassen. Jemand erzählt dir ein Märchen, ein anderer erzählt dir kompletten Mist, wieder jemand gibt dir eine Anleitung zu einer anstrengenden Tätigkeit, die möglicherweise die Antwort bringt. Am Ende erklärt man dir aber, dass deine Frage überflüssig und dumm ist und dass eh alles egal ist und keinen interessiert. Wenn du aber mal etwas nicht auf die Reihe kriegst und mehrmals probierst und scheiterst, dann hilft dir jemand und sagt: «Das nächste mal fragst du einfach vorher, gell.»
Dann gibt es viele Dinge, die sind generationsabhängig. Ich habe in einem Restaurant gearbeitet und an der Bar standen Männer der 68er-Zeit und solche der 80er-Zeit. Die ticken schon anders. Und sie reden auch ein bisschen anders. Die Kinder des Globuskrawalls reden schon eher wie wir, aber die von früher, die älteren, die reden ein bisschen wie Boppeler & Stark, zwei Fantasiefiguren von Giacobbo und Müller, etwa so. Und die jüngeren, die ihre Jahrgänge in den 90ern haben, reden fast alle als kämen sie vom Balkan. Manche wenige jedoch sprechen ein sehr sauberes Zürichdeutsch, dass man meinen könnte, sie lernen es in einem Zusatzkurs für Muttersprache und Kultur. Sprache ist Identität und mit Sprache kann man auch Zusammengehörigkeit herstellen oder Distinktion schaffen. Mir hat einmal eine Frau einen Vortrag gehalten, ich soll gefälligst meinen ausländischen Akzent wegtrainieren und astreines Zürichdeutsch reden, weil der ausländische Akzent mich "abwerten" würde. So imitierte ich einfach einen der alten Männer an der Bar und sie war entzückt. Das fand ich fast so lustig wie sie. Aber egal, das Volk, das sich dort an der Bar versammelte, ist auch nur ein Teil der Gesellschaft. Nicht alle können jeden Nachmittag rumhängen und saufen.
Aber das alles beantwortet deine Frage wahrscheinlich immer noch nicht. Ich habe den Verdacht, dass du nicht Informationen willst, um Stadtzürcher schnell und treffsicher ausfindig zu machen, sondern du möchtest eine Anleitung dafür, deinen Habitus zu verändern, um dich in der Stadt zu mimetisieren und mimikrieren, um besser und schneller hier in Zürich akzeptiert und integriert zu werden. Es gibt viele, die das probieren. Aber das ist unnötig. Nimm dir ein Beispiel an den beiden Barmännern, dem Aargauer und dem Berner. Sie sind immer sich selbst geblieben und man hat sie geliebt und man liebt sie heute noch, weil sie einfach gute Typen sind. Und sie sind immer noch da.
Selber übe ich immer wieder, an Dialekten herauszufinden, woher einer kommt. Und bei den Solothurnern habe ich am meisten Mühe. Ich halte sie immer für Berner und falle jedesmal wieder herein. Und sie nehmen es mir nicht übel. Wenn ich jetzt hier fragen würde, was den Solothurner ausmacht und woran man ihn erkennt, müsste ich mit einer Handvoll lustiger Fehlinformationen rechnen, die mir den Weg dorthin weisen, womöglich in ein Waldstück als Jagdgebiet, mit einem Rezept, wie man den Solothurner richtig zubereitet und bäckt. Das alles mit einem Hinweis auf meine Blödheit, es zu wagen, eine solche Frage auch nur zu stellen.
Aber sag doch einfach, worauf du hinauswillst. Das macht es hier allen einfacher, dir weiterzuhelfen. Suchst du einen Schauspieler, der einen Zürcher spielt? Davon gibt es hier tonnenweise! Drehst du einen Film? Brauchst du jemanden, der für dich eine ganze Gruppe von Statisten trainiert, sich wie Zürcher zu kleiden und zu verhalten, damit deine Szene funktioniert? Was musst du machen?

die akzentfreie zürischnurre ohne küsnachter hochgenäsel oder schlieremer prolo-einsprengsel ist ein eindeutiges merkmal des waschechten stadtzürchers.

Zinemin, herrliche Ausführung! Auf dumme Fragen gibts halt dumme Antworten.

Es sind imfall alle waschechten zürcher Stadtkinder dupfgenau gleich. Sie denken nicht nur identisch, sie haben auch immer und ausnahmslos die selben Ziele. Und sehr oft gleichen Sie sich auch noch äusserlich wie ein Ei dem anderen.
Leider ist diese Spezies sehr rar geworden, letzte Exemplare leben noch zurückgezogen im Waldgebiet ums Dolderbähnli. Ich rate dir, dort mal ein paar Fallen aufzustellen, vielleicht erwischt du einen, den du dann ausquetschen und anschliessend ausgestopft ans Landesmuseum verkaufen kannst.

definiere "waschechter stadtzürcher"
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