Woyzeck nach dem Stück von Georg Büchner – Theater Neumarkt

Man tritt ein in den Theatersaal und gleichzeitig in eine verrauchte Spelunke mit Schimmel an der Wand und wo die Lichter vor sich her flackern. Die Figuren in der Bar sind besoffen, schmutzig und trostlos und man spürt eine Beklommenheit, sobald man sich setzt. Die Protagonisten haben keine Hoffnung mehr in ihrem Leben. Irgendwann ging es abwärts und die Spirale hat sie mitgenommen in die Tiefen der Hoffnungslosigkeit. Und in diese Welt ist der Soldat Woyzeck zurückgekehrt und hat nichts ausser seiner Frau, die sein Glück zu sein scheint und eine Tochter, die zwar versucht gegen die Lethargie zu kämpfen, aber auch scheitert. Der Suff bestimmt das Leben und nicht mehr der Mensch selbst. Niemand wird geachtet und Niemand hat die Energie, dagegen anzukämpfen. Die Nettigkeit untereinander ist verschollen. Woyzeck versucht einfach jeden einzelnen Tag zu überleben und seine „Familie“ zu ernähren. Doch nichts wird honoriert. Im Gegenteil - er wird ausgelacht und hintergangen. Am Schluss ist Woyzeck so enttäuscht, dass seine Frau ihn betrügt und beendet das ihrige und sein eigenes Leben. Die Tochter bleibt zurück, allein, und die Schlussszene zeigt, dass der Kampf gegen diese Trostlosigkeit verloren ist.
Diese starke depressive Stimmung, die im Stück vorherrscht, wird durch die musikalischen Einsätze der wundervollen Band und Gesang der Protagonisten aufgelockert. Die grossartigen Texte, geschrieben von Tom Waits und seiner Frau Kathleen Brennan, sowie die Rhythmen der Lieder bringen eine Ironie und Leichtigkeit in das Stück, die bei der Verdauung dieses Stückes hilft.
Woyzeck ist heavy, aber sehr lohnenswert und an dieser Stelle ein hohes Lob an die Schauspieler. Das Stück macht einem bewusst, dass diese „tote“ Stimmung in jeder Gesellschaftsschicht und überall zu finden ist.
„Woyzeck handelt von Wahnsinn und von Obsessionen, von Kindern und von Mord – alles Dinge, die uns berühren. Das Stück ist wild und geil und spannend und phantasieanregend.” (Tom Waits)
Mit: Tabea Bettin, Katarina Schröter, Jonas Gygax, Heiko Raulin, Charlotte Schwab, Alexander Seibt, Jakob Leo Stark, Malte Sundermann, Fridolin Blumer, Hans Ries, Ioanna Seira, Simon Wyrsch, Knut Jensen / Regie: Yannis Houvardas / Bühne: Michel Schaltenbrand / Kostüme: Gwendolyn Jenkins / Dramaturgie: Daniel Lerch
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