Kommentare

@patrix
genau darum gibt es soviele hobby musiker in der schweiz. als 1.4 kg schweres poulet zum ladenpreis von 10 stutz (was doch fast wie geschenkt ist)...hätt ich den job auch schon lange geschmissen...(oder die hühnergrippe gekriegt).

Für die konsequenten Gratis-Konsumierer: Geht doch mal in die nächste Migros oder den nächsten Coop und versucht, den Filialleiter vom Konzept zu überzeugen :-)
Im Ernst: Am Ende das Tages will jede(r) was zu essen und ein einigermassen warmes Dach über dem Kopf haben. Wenn ich als Künstler oder Medienschaffender keinen monetären Gegenwert für meine Arbeit mehr kriege, suche ich mir früher oder später einen anderen Job (oder verhungere).

diese frage beschäftigt mich auch schon seit ein paar jahren. die medien- film- u. musikbranche passt sich dem neuen (konsum-)verhalten kontinuierlich an und es existieren bereits verschiedene, neue vergütungsmodelle. nokia z.b. bietet mit seinem "comes with music" handy 5mio songs gratis zum download an. nokia will dabei den konsumenten bloss glauben lassen die songs seien gratis (was sie natürlich nicht sind, sondern werden vom konsumenten über einen anderen kanal bezahlt - dort wo es nicht auffällt (die branche nennt es das "feels like free" oder 3rd party model - für musik wird also nachwievor bezahlt, einfach über andere wege). was das thema grossanbieter angeht (egal in welchem bereich), so stehen diese (meines erachtens) für massenproduktion. massenproduktion wiederum für lieblose, schnelle abfertigung - ergo geminderte qualität. grossanbeiter schaffen zwar jobs und haben wirtschaftlich die besseren überlebenschancen, doch wenn die kleinen anbieter von ihnen plattgewalzt werden, leidet wiederum die ladenkultur einer stadt. ich meine, wie sexy ist es beim einkauf sich nur noch in shopping zentern oder industriegebieten aufzuhalten? woran wir bei all den (technischen-) fortschritten u. entwicklungen gross zu nagen haben ist das volumen an informationen und das neue tempo das uns das internet- u. googlezeitalter vorgegeben hat (und wir blind folgen) diesem tempo wollen u. müssen viele gerecht werden, aber immer weniger können es, denn unser organismus ist für soviele informationen in diesem rasanten tempo gar nicht geschaffen. daher erleben immer mehr menschen den totalen overload. im zusammenhang mit diesem thread zitiere ich gerne die worte von peter glotz der unsere gesellschaft in beschleuniger und entschleuniger unterteilt. künstler, musiker etc. gehören zu den entschleuniger und bringen den beschleunigern den notwendigen ausgleich...d.h. den entschleunigern wird auch in zukunft viel wert beigemessen. was ich persönlich aber viel beängstigerend finde ist wenn unser gegenwärtiges (markt- produktions- und konsum-) verhalten von "möglichst viel für wenig oder gar nichts" bei anderen gütern angewendet wird. güter ohne die unser wohlergehen bestimmen und ohne die wir gar nicht überlebensfähig wären. allem voran der natur u. tiere. sie stelle unsere lebensgrundlage dar und sind somit nebst einem menschenleben das wertvollste u. wichtigste überhaupt. erkennen die vielen digital natives (junge menschen ab jahrgang 90) diesen wert? wie stark ist ihr realer bezug zu natur und tier noch? auch die neue generation definiert sich u. seine lebensqualität über besitz, wissensstand, einkommen, äusserer erscheinung etc. werden sie mit ihrem streben nach noch mehr wachstum, wohlstand etc. uns allen den rest geben?

Hier schreibt ein professioneller Berliner Künstler, nun in Bern lebend, der sich mit vorliegendem Thema schon auf vielfältigester Weise auseinandergestzt hat, bzw. dies auch musste.
Meine momentanen Gedanken zur Diskussion:
Wir leben in einer Zeit, in der sich viele Systeme auflösen, die sich in den vergangenen drei-fünf Jahrzehnten etabliert haben und teilweise sogar noch aus der Zeit direkt vor dem Zweiten Weltkrieg stammen. Wirtschafts- und Urheberrechtskrise sind nur zwei Spotlights aus einem Reigen von Phänomenen.
Es gibt hier wohl Systeme, die sind flexibel genug, um den Zeitwandel, der u.a. durch die Beschleunigung durch die Neuen Medien hervorgerufen wird, zu integrieren, sich dadurch sogar auf längere Zeit nicht nur zu verändern, sondern noch zu erweitern.
Andere wiederum stehen in ihrer Grundstruktur so einbetoniert da, dass sie die Spannung zwischen Veränderungsenergie und eigener Statik auf Dauer nicht aushalten können und folglich dadruch zerissen werden.
Dies ist auch meine Voraussage im konkreten Falle des Urheberrechts. Verwertungsgesellschaften wie die GEMA (siehe aktuelle Bundestagspetition an der mehr als 100.000 Menschen teilnehmen) werden ihre Monopol-und Kontrollstellung unweigerlich bald schon verloren haben, sowie die "Majors" im Musikbusiness dies in den vergangenen 5 Jahren erleben mussten. Das ist einerseits gut, denn die paar weltweiten Verwertungsgesellschaften operieren in ihrer organisatorischen Undurchschaubarkeit mit teils grenz-demokraischen Strukturen, die sowohl Kulturschaffenden als auch Konsumenten den Hals nach Gusto zuschnüren können.
Betreffend der "Majors" des Musikbusiness (natürlich immer "Gut Freund" mit der Verwertungsgesellschaft): wer freut sich denn nicht, wenn man wieder mal das Radio anschaten kann und da vielleicht mal was anderes läuft ausser 90% von dem üblichen Major-Ohrenschrott?
Anderseits erzeugt dies einiges an bedauerlichen Kollateralschadens, bis sich neue Systeme gebildet haben, die das Leben und Arbeiten zeitgemäss organisieren können.
Meine Herangehensweise hier ist: Die Zeit der Unsicherheit nutzen, um sich selbst zu verändern, seine eigenen Systeme hinterfragen und vielleicht neue Weichenstelungen iniziieren.
Wir können darauf vertrauen, dass sich was tun wird, was zu einer Lösung der Probleme führen wird. In der Zwischenzeit können die Kulturschaffenden über ihre Arbeitshaltung und die darin implizierte Vergütungserwartung reflektieren und die Konsumenten über ihr Konsumverhalten und den implizierten Vergütungswillen.
Bands wie die "Einstürzenden Neubauten" haben das schon vor Jahren begriffen und begonnen mit neuen Vermarktungs/Vernetzungsstrategien zu experimentieren.
Es ist eine sehr fruchtbare Energie, die da enstanden ist, das intensiviert den direkten Kontakt zwischen Künstler und Konsumenten und schaltet das vermittelnde Medium des kontrollierenden Vermarkters zwischen diesen Polen zeitweilig praktisch aus.
Als Martin Luther die Bibel vom Lateinischen ins allgemein verständliche Deutsch übersetzte, war das für den Klerus ja auch eine lebensbedrohliche Situation, denn er hat dadurch die Monopolstellung als Übersetzungsmedium verloren.
Wissen ist Macht, Information ist Wissen, Kultur ist Information. Heute ist Information v.a. über das Internet für alle immer und überall frei zugänglich, damit ist das Internet der Matin Luther der Neuzeit. Martin Luther stand am Anfang einer hunderjährigen Periode von krigerischen Auseinandersetzungen genau von dieser Veränderung ausgehend an welcher 1/3 der europäischen Bevölkerung draufging.
Wir können berechtigt hoffen, dass die nun entflammte Auseinandersetzung schneller laufen wird und keinen solch gearteten Schaden erzeugt, trotzdem aber ähnlichen "Impact" in unser Gesellschaftssystem haben wird.
Deshalb sehe ich diesen Moment in der Geschichte als Chance, eine neue Umgangsweise miteinander einzupflanzen. Dazu gehören natürlich noch viel Denkarbeit und Trial-and-Error-Momente, aber die ist notwendig, wenn man eine Welt neu formatieren will, die mit Geld(wert) als gemeinem Tauschmittel/Evaluationswert gar nicht mehr richtig funktionieren will. Vielleicht lohnt es sich, mal darüber nachzudenken, was für Arten von Tauschmittel der Mensch in seiner Evolution entwickelt hat (steht in Karl Marx: Das Kapital) und ob unsere Valuta heute wirklich der Weisheit letzter Schluss sein wird, oder ob da vielleicht bald eine evolutionäre Weiterentwicklung passieren wird, deren Vorbeben wir momentan erleben.

@ Earlgrey: bin nicht so begeistert über deinem oberflächlichen Kommentar, sorry. Es geht mir nicht um die "Grossen" zu stürzen und die Kleinen hoch zu heben... es ist nur so, dass ich Musik in ihrer schönsten Form geniessen möchte - und das bedeutet: Konzerte. Also kann man die Bands durch weniger CD-Käufe vielleicht motivieren, Konzerte zu spielen, um die Kohle reinzuholen. Mir ist aber auch bewusst, dass alle mal als Newcomer begonnen haben und grosse Labels auch kräftig an Konzerten verdienen... da zeigt sich auch die ganze Problematik. Bin extrem gespannt auf die Entwicklung in dieser Branche. Gruss

Jeder "Grosse" hat irgendwann mal klein angefangen, und musste oft auch hart arbeiten (oder viele Mitarbeiter) um so gross zu werden. Nicht jeder grosse Konzern ist gleich schlecht. Besser ist sich das Unternehmen gut anzusehen ob z.B. echte Social Responsibility dahinter steckt oder die vertretenen Werte in der Philosophie sich mit den eigenen decken. Dann kann ich entscheiden ob ich gerne zahle, oder ungerne.

Schweizerisches Prinzip: die Grossen nicht voll bezahlen wollen, die Kleinen dann schon.
Den Grossen die Beine brechen, die Kleinen aufs Schemelchen stellen, damit am Schluss alle gleich gross sind, gell. Ein bisschen selber Gott spielen und selber entscheiden, wer gnädigerweise Geld bekommt, und wer nicht....

@ trigor das kann ich so nicht stehen lassen: Die Urheberrechte sind sehr wohl nötig. Ich bin Berufsmusiker/Komponist und vom Einkommen her so ziemlich das Gegenteil von einem Grosskonzern. Ich bin wie viele andere Kulturschaffende angewiesen auf die Entschädigung für die Urheberrechte, ohne Urheberrechte wird keine neue und vorallem unabhängige Musik mehr entstehen. Man muss gewisse Sachen überdenken, im Musik Business ist jetzt, momentan aber auch vieles im Wandel. Aber zu einem gleichen Grundeinkommen wird wohl in 100 Jahren nicht kommen, interessanter Gedanke jedoch.
Allgemein bin ich für Gratis beim ausprobieren und Künstler /Urheber/Hersteller/Erfinder zahlen beim nützen und behalten. Die Einstellung von bodhi 1970 finde ich vorbildlich..

Die ganze Sache von wegen illegalem Download gibt meiner Meinung nach zurecht viele Diskussionen. Meine Haltung: Für Musik von grossen Bands bezahle ich oftmals nicht den "vollen" Preis - die sollen sich mit Konzerten das Geld verdienen. Kleinere unbekannte Bands unterstütze ich liebend gerne mit einem CD-Kauf. Da kann ich mir auch ziemlich sicher sein, dass ihr oftmals vorhandenes Indie-Label nicht als einziger gross Kasse macht. CD's zu kaufen gibt mir mehr als nur die Audio-Files zu besitzen.... Artwork, Booklet, etc sind wichtiger Teil der ganzen CD und somit ein "must have" für richtige Musikliebhaber. Youtube, myspace, etc gibt mir die Möglichkeit, Bands zu entdecken und mich in die "Falle eines richtigen CD-Kaufs" zu locken;-) Ich liebe meine CD-Sammlung... ohne billig kopierten Covers und Anblick eines m-budget-rohlings!!
Neueste Entdeckung und hoffentlich bald am freestyle.ch zu hören: Motor On ;-)

Also @trigor Grundeinkommen ist ja nicht unbedingt Vergütungsmittel für wertvolle Informationen oder Filme aus dem Netz. Ich bin auch ein Vertreter der Idee des Grundeinkommens, aber damit hat das ja nicht unbedingt etwas zu tun.
Für Informationen, Waren oder Leistungen, die für mich wertvoll sind, zahle ich auch sehr gerne. Besonders Musik und Filme sauge ich schon lange nicht mehr einfach so aus dem Netz. Ich finde es gut, z.B. wenn Künstler ihre Werke auf ihrer Internetseite selbst anbieten und dem Kunden freistellen wieviel er/sie zahlen möchte. Die PayPal Donate Buttons sieht man immer öfter, und ich klicke schon mal gerne da drauf, wenn ich dankbar dafür bin. Sogar bei Blogs die ich gut finde, möchte ich dem Verfasser so manchmal meine Dankbarkeit erweisen, und Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist. Wenn jeder Besucher nur einen minimalen Obolus hinterlässt, kommt auch schon mal eine Summe zusammen, die dem Blogger die Freiheit gibt weiter kreativ zu sein.
Musik kauf ich bei iTunes und Vilme hole ich in der Videothek meines Vertrauens an der Klosbachstrasse.

piraten-partei.ch Die vertreten eine klare Position gegen das überholte Urheberrechtsgebaren grosser Konzerne, gegen Monopole und für freien Zugang zu Wissen, Kultur und Information. Aus dem Text der Website geht ungefähr hervor, dass die Erfinder/Erschaffer von geistigen Inhalten genug Vergütung erhalten würden, sobald der aufgeblasene Vermarktungs- und Lizensierungsapparat abgeschafft / zeitgemäss umgebaut ist. Kann mir aber nicht genau vorstellen, wie sich das so einfach regulieren sollte. Die Einschüchterungsprozesse der Musikbranche z.B. gegen Leute, die mal ein paar CDs auf Fileshare-Plattformen anboten, sind aber wirklich eine Schweinerei.

oh trigor, wir haben ja schon oft in den foren gezofft, aber für einmal bin ich deiner meinung. die sauerei am ganzen ist wirklich, dass nicht der «kleine» redaktor oder der musiker, das viele geld bekommt, sondern sich so und so viele daran dumm un dämlich verdienen. frag mich bloss warum ron diese frage stellt…

Ja! Es kann und wird auf die Dauer gut gehen. Der ganze Urheberscheiss ist von Vorgestern und profitieren tun davon sowieso hauptsächlich irgendwelche Konzerne. Und ja, es gibt andere Vergütungssysteme: www.grundeinkommen.tv
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